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ID1807701600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Matthias Miersch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Vielen Dank. – Wir stehen nach Klimakonferenzen re-
    gelmäßig an diesem Pult und diskutieren über den Aus-
    gang. Ich möchte mich dem Thema etwas anders nähern.

    Ich glaube, die Gefahr, die augenblicklich besteht, ist,
    dass wir Paris wieder zu hopp oder top hochstilisieren.
    So ist das Gefüge immer bei Klimakonferenzen. Wir alle
    wollen, um nicht falsch verstanden zu werden, ein er-
    folgreiches Abkommen in Paris. Aber viel wichtiger,
    glaube ich, ist der Mechanismus, der sehr wohl in Lima
    begonnen wurde, nämlich die einzelnen Staaten zu for-
    dern, sie zu bitten und einzuladen, ihre Minderungsziele
    zu benennen. Ja, richtig, das war viel zu vage bislang;
    aber es wird ein Mechanismus in Gang gesetzt werden,
    der es ermöglicht, dass sich gerade die aktive Zivilge-
    sellschaft ein Bild über Erfolg oder Nichterfolg macht.

    Ich finde es sehr wohltuend, Toni Hofreiter, dass die
    Bundesregierung für ihre Rolle in Lima gelobt worden
    ist. Ich glaube, diese Rolle wäre nicht einnehmbar gewe-
    sen, wenn nicht Menschen wie Ban Ki-moon, der UN-
    Generalsekretär, anerkennen würden, was hier in den
    letzten Monaten tatsächlich geleistet worden ist, liebe
    Kolleginnen und Kollegen. Erstmals hat eine Bundesre-
    gierung gesagt: Wenn wir national so weitermachen,
    dann erreichen wir unser Klimaschutzziel bis 2020 nicht. –
    Erstmals liegt dem deutschen Parlament ein ganzer Ka-
    talog vor, aus dem hervorgeht, wie diese Klimaschutz-
    ziele dennoch erreicht werden können. Ich finde, es liegt
    jetzt an uns, zu zeigen, ob wir bereit und in der Lage
    sind, den Katalog umzusetzen, der von der Umweltmi-
    nisterin, dem Wirtschaftsminister und dem Kabinett ins-
    gesamt vorgelegt worden ist. Darauf wird es in den
    nächsten sechs Monaten maßgeblich ankommen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    An diesem Beispiel zeigt sich letztlich auch – Herr
    Bundestagspräsident, ich nutze die Gelegenheit, es Ihnen
    direkt zu sagen –, wie wichtig die Verzahnung zwischen
    Regierungskonferenzen und parlamentarischem Agie-
    ren ist. Nichts von dem, was in Lima vereinbart worden
    ist oder in Paris vereinbart werden könnte, ist de facto
    umgesetzt; vielmehr bedarf es nationaler Parlamente, die
    die Umsetzung vornehmen. Überdenken Sie deswegen
    bitte die Entscheidung des Präsidiums, und klären Sie,
    ob es nicht doch angebracht ist, zu Regierungskonferen-
    zen wie einer Klimakonferenz stets eine Delegation des
    Deutschen Bundestages mitreisen zu lassen! Ich halte
    das für unverzichtbar.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Wir haben in den vielen Gesprächen, die wir mit Par-
    lamentariern anderer Parlamente geführt haben, auch er-
    fahren, dass das Interesse an der deutschen Energie-
    wende ungebrochen ist. Zwei Beispiele dafür will ich an
    dieser Stelle nennen. Die mexikanische Delegation hat
    uns gesagt: Wenn ihr, die ihr euch auf dem gleichen
    Breitengrad wie Alaska befindet, die Nutzung erneuer-
    barer Energien zustande bringt, dann müssten wir Mexi-
    kaner das mit der Photovoltaik doch erst recht zustande
    bringen. Ich finde, das ist ein schönes Beispiel.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Amerikaner haben sich bei uns, der Bundesrepublik
    Deutschland, ausdrücklich dafür bedankt, dass wir mit
    unserem Erneuerbare-Energien-Gesetz dafür gesorgt ha-
    ben, dass die Kosten für die Einführung erneuerbarer
    Energien von einer Nation wie der Bundesrepublik
    Deutschland geschultert werden. Das ist ein weiteres
    positives Signal dafür, dass die internationale Staatenge-
    meinschaft anerkennt, dass Deutschland hier weiterhin
    eine Vorreiterrolle einnimmt. – Diese beiden Beispiele
    zeigen mir, dass wir viel Reputation haben, jetzt aber
    auch viel auf dem Spiel steht.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden in den
    kommenden Monaten beweisen müssen, dass das, was
    wir hier machen, kein Selbstzweck ist, dass sich Klima-
    schutz, wirtschaftliche Erneuerung und wirtschaftlicher
    Fortschritt nicht ausschließen, dass, im Gegenteil, Wirt-
    schaft und Umweltschutz nur gemeinsam erfolgreich
    sind, dass wir in Deutschland weiterhin eine starke Wirt-
    schaft haben können, weil wir in erneuerbare Energien
    investieren und auf Effizienz setzen.

    Da dies der letzte Plenartag in diesem Jahr ist: Ich
    wünsche mir, dass gerade angesichts der UN-Klimakon-
    ferenz in Paris eine breite Dynamik entsteht – nicht nur
    in Europa, sondern auf der ganzen Welt –, das zu prakti-
    zieren, was bei uns in Deutschland bereits geschieht,
    nämlich Innovationen und die Behandlung von Gerech-
    tigkeitsfragen zu verbinden. Klimaschutz sollte im Jahr
    2015 das Thema sein, das über allem steht; denn wir
    brauchen wirksame Schritte. Wir haben nur eine Welt,
    und wir dürfen sie nicht fahrlässig verspielen. In diesem
    Sinne wünsche ich mir, dass der Klimaschutz durch die
    Pariser Konferenz eine neue Dynamik gewinnt.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Peter Stein für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Stein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Wie soll man die Ergebnisse der 20. Klimakonfe-
    renz in Lima bewerten? Ich glaube, wer auf einen klar

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7395

    Peter Stein


    (A) (C)



    (D)(B)

    umrissenen Entwurf für ein weltweites Klimaabkommen
    mit konkreten Zielen und Zusagen gehofft hatte, wurde
    enttäuscht. Aber war das wirklich zu erwarten? Aber
    auch ein völliges Scheitern der Konferenz, wie es bei
    solchen Konferenzen immer droht, ist nicht eingetreten.
    Man hat sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ge-
    einigt. Das Gesicht des peruanischen Umweltministers
    zeigte deutlich die Spuren der Anstrengungen, die al-
    leine dazu nötig waren.

    Der Klimaprozess geht weiter. Das Abschlussdoku-
    ment hält uns als Weltgemeinschaft den Weg frei, um im
    nächsten Jahr in Paris zu einer besseren Einigung zu
    kommen. Wir in Deutschland sind mit unseren sehr am-
    bitionierten Klimazielen sehr gut aufgestellt und wollen
    Vorreiter und Vorbild bleiben. Das ist kein leichter Weg;
    aber wir stehen unerschütterlich zu diesen Zielen – und
    das quer durch alle Ministerien und Fraktionen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es ist dringend notwendig, dass es solche selbst aufer-
    legten Ziele gibt. Ich fordere hier andere Staaten auf, im
    nächsten Jahr ebenso verbindliche Ziele zu benennen.
    Wir gestehen dabei selbstverständlich jedem Land das
    Recht auf eine eigene Entwicklung zu. Dazu haben wir
    ja unsere Konzepte und Projekte in der Entwicklungszu-
    sammenarbeit. Schon alleine deshalb wäre es als para-
    dox zu bezeichnen, wenn wir bei unserer Hilfe und Un-
    terstützung die dafür erforderliche Entwicklungsfreiheit
    in den Zielländern und deren staatliche Souveränität
    missachten würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Diese sind Grundvoraussetzungen des gemeinsamen Ar-
    beitens und des gegenseitigen Vertrauens. Verantwor-
    tung bedeutet, dass wir aus dem Handeln der Vergangen-
    heit lernen und anderen Ländern bessere Lösungen
    anbieten, als sie uns selber noch vor Jahren zur Verfü-
    gung standen.

    Deutschland steht zu seiner Industriegeschichte. Un-
    sere Art und Weise der industriellen Entwicklung über
    einen Zeitraum von 150 Jahren und der damit einherge-
    hende Ressourcenverbrauch darf und muss heute nicht in
    gleicher Weise wiederholt werden. Mein Eindruck ist,
    dass ein Umdenken eingesetzt hat und dies in Lima vie-
    len Ländern bewusst geworden ist, auch wenn man sich
    noch nicht auf einen verbindlichen Entwurf für Reduk-
    tionsziele einigen konnte. Das kann jedoch auch moti-
    vierend wirken, weil alle spätestens in Paris Farbe be-
    kennen müssen. Es ist gut, dass der Druck geblieben ist
    und dieser nicht durch einen Entwurf mit zu niedrig an-
    gesetzten Zielvorgaben wegverhandelt wurde. Das Er-
    gebnis von Lima ist nämlich auch, dass das 2-Grad-Ziel
    von keinem Teilnehmer mehr infrage gestellt wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Aufgabe unserer Entwicklungspolitik ist es, die Fol-
    gen des Klimawandels wahrzunehmen und darauf zu re-
    agieren. Die Menschen und Kommunen des Südens ha-
    ben meistens keine Möglichkeit, die Anpassungskosten
    zu bezahlen und auf Katastrophen rechtzeitig reagieren
    zu können. Den Entwicklungsländern wurde daher in
    Lima zugesichert, dass die Anpassungskosten und der
    Umgang mit Schäden und Verlusten durch den Klima-
    wandel eine wichtige Rolle im Post-2015-Prozess spie-
    len werden. Es ist daher zu begrüßen, dass die starre
    Aufteilung in Industrie- und Entwicklungsländer im Ab-
    schlussdokument zumindest im Ansatz neu organisiert
    wurde.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Was die Schwellenländer betrifft, ist ein differenzier-
    ter Blick angebracht. Es ist aus meiner Sicht nicht wirk-
    lich schlüssig, dass ein Land wie China darauf besteht,
    klimatechnisch immer noch als Entwicklungsland zu
    gelten. Ich denke, zu einem weltweiten Einflussstreben
    gehört auch, globale Verantwortung zu übernehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD])


    China hat im Vorfeld der Konferenz freiwillige Klimazu-
    sagen gemacht und will den Anteil der erneuerbaren
    Energien steigern. Nichtsdestotrotz ist gerade China ei-
    nes der Länder, die bis Paris dringend liefern müssen.
    Das werden wir auch einfordern, wenn China weiterhin
    globaler Partner bleiben will.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Was müssen wir also tun? Zunächst einmal müssen
    wir alle eine Grundverantwortung übernehmen. Das ist
    in Lima mit dem Abschlussdokument erneut geschehen.
    Dann muss ein Weg gefunden werden, wie Kosten ge-
    recht verteilt und Entwicklungskorridore eingerichtet
    werden können. Wichtig ist, nicht unsere Art der Ent-
    wicklung in der Vergangenheit technisch zu wiederho-
    len, sondern es anders, zeitgemäß und besser zu machen
    und den nötigen wirtschaftlichen Aufschwung nicht auf
    alte Verfahren, sondern auf neue, nachhaltige Technolo-
    gien zu stützen. Im Rahmen der deutschen Entwick-
    lungszusammenarbeit engagieren wir uns hier bereits
    sehr stark bei konkreten Klimaprojekten und wollen dies
    auch weiterhin tun. Seit 2013 haben wir dafür knapp
    2 Milliarden Euro bereitgestellt. Fast 90 Prozent davon
    kamen aus dem Etat des BMZ.

    Schließlich haben wir auch Alternativen zu betrach-
    ten, zum Beispiel die Verlagerung der Klimapolitik von
    der internationalen auf die nationale oder lokale Ebene.
    Städte und Regionen machen heute schon selbstständig
    Fortschritte in der Klimapolitik, und das wollen wir un-
    terstützen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ein Beispiel sind für mich die großen Städte – da gibt es
    die sogenannte C40-Initiative –, die bereits gemeinsame
    Strategien erarbeiten, wie Treibhausgase im urbanen
    Raum eingespart werden können. Sie warten dabei nicht
    auf nationale Vorgaben ihrer Heimatstaaten. Das ist ein
    wichtiger Schritt, denke ich; denn bis zu 80 Prozent der
    Emissionen finden in urbanen Räumen statt. Auch das
    muss in Paris stärker herausgehoben werden.

    7396 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Peter Stein


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir müssen uns stets gewiss sein, dass ohne klare Er-
    gebnisse beim Klimaschutz gewaltsame Konflikte und
    der Kampf um Ressourcen ständige Begleiter unseres
    Nichthandelns sein werden. Die Klimaverhandlungen
    haben daher auch – das möchte ich unterstreichen; es ist
    bereits angeklungen – friedens- und sozialpolitisch ganz
    enorme Bedeutung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Einhergehend mit der Bevölkerungsentwicklung ist
    das 2-Grad-Ziel die vielleicht größte Herausforderung
    der Menschheitsgeschichte. Die werden wir nur gemein-
    sam bestehen können. Auf dem Weg wünsche ich uns
    und unserer Bundesregierung alles erdenklich Gute.

    Viele schöne Tage, vor allem schöne Feiertage und
    guten Rutsch!

    Danke, dass Sie mir zugehört haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)