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ID1807700300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/77 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 22: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Lima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7383 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7386 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 7387 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7388 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7389 D Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7391 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7392 C Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 7394 A Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7394 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7396 A Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7397 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Sabine Zimmermann (Zwickau), Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gute Arbeit und eine sanktions- freie Mindestsicherung statt Hartz IV Drucksache 18/3549 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7398 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7398 B Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 7399 C Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 7400 A Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 7402 D Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7403 C Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7405 A Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7406 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7406 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7408 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7408 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7409 C Albert Stegemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7410 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7412 A Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7413 B Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7414 A Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regionale Wirtschaftspolitik – Die richtigen Weichen für die Zukunft stel- len Drucksache 18/3404 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Koordinierungsrahmen der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regio- nalen Wirtschaftsstruktur“ ab 1. Juli 2014 Drucksache 18/2200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 C Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7415 D Thomas Nord (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 7417 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 7417 D Markus Tressel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7418 D Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7420 A Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gentechnik-Anbau- verbot bundeseinheitlich und konsequent umsetzen Drucksache 18/3550 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7421 A Kees de Vries (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7422 B Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7423 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 7423 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 7424 C Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7425 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7427 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7428 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7429 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7429 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7383 (A) (C) (D)(B) 77. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7429 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 19.12.2014 Becker, Dirk SPD 19.12.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 19.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 19.12.2014 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 19.12.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 19.12.2014 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 19.12.2014 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Jung, Andreas CDU/CSU 19.12.2014 Kaczmarek, Oliver SPD 19.12.2014 Kassner, Kerstin DIE LINKE 19.12.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 19.12.2014 Kovac, Kordula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 19.12.2014 Kunert, Katrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 19.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 19.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 19.12.2014 Petry, Christian SPD 19.12.2014 Pilger, Detlev SPD 19.12.2014 Rüffer, Corinna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Schiewerling, Karl CDU/CSU 19.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 19.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 19.12.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 19.12.2014 Tank, Azize DIE LINKE 19.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 19.12.2014 Vogler, Kathrin DIE LINKE 19.12.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 19.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.12.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.12.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2014 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 25 Titel 671 01 – Erstattung an Dritte für die Durchführung der Fluggast- und Reisege- päckkontrollen – bis zur Höhe von 26 Mio. Euro Drucksachen 18/2885, 18/3108 Nr. 1 Ausschuss für Kultur und Medien – Unterrichtung durch die Deutsche Welle Evaluationsbericht 2013 der Deutschen Welle Drucksache 17/14285 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7430 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.2 EuB-BReg 75/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.3 Ratsdokument 10060/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.4 Ratsdokument 10062/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.5 Ratsdokument 10063/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.2 Ratsdokument 10297/14 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/544 Nr. A.24 Ratsdokument 17509/13 Drucksache 18/2533 Nr. A.26 Ratsdokument 12184/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3362 Nr. A.9 Ratsdokument 14590/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3362 Nr. A.13 EP P8_TA-PROV(2014)0041 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/3362 Nr. A.14 Ratsdokument 14755/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.15 Ratsdokument 14757/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.16 Ratsdokument 14758/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/1935 Nr. A.13 Ratsdokument 10108/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.65 Ratsdokument 12570/14 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. A.186 Ratsdokument 13002/13 Drucksache 18/419 Nr. A.187 Ratsdokument 13920/13 Drucksache 18/419 Nr. A.194 Ratsdokument 16118/13 Drucksache 18/419 Nr. A.195 Ratsdokument 16171/13 Drucksache 18/419 Nr. A.196 Ratsdokument 16348/13 Drucksache 18/642 Nr. A.14 Ratsdokument 5634/14 Drucksache 18/1048 Nr. A.18 EP P7_TA-PROV(2014)0128 Drucksache 18/2055 Nr. A.12 Ratsdokument 10582/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.14 Ratsdokument 10679/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.68 Ratsdokument 10648/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.71 Ratsdokument 12425/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 77. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 22 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz TOP 23 Gute Arbeit und sanktionsfreie Mindestsicherung TOP 24 Regionale Wirtschaftspolitik TOP 26 Gentechnik-Anbauverbot Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

    ist ja eine recht verbreitete Meinung, dass Klimagipfel
    im Prinzip sinnlos sind – aufwendige alljährliche Mas-
    senkonferenzen, die ohne wirkliches Ergebnis bleiben.
    Ich möchte explizit sagen: Ich teile diese Meinung nicht.
    Ich habe jetzt über ein Dutzend Mal an Klimakonferen-
    zen teilgenommen und halte es für sehr wichtig, dass der
    Gesprächsfaden zwischen so vielen Ländern mit so un-
    terschiedlichen Interessen nicht abreißt.

    Für mich sind die vielen Begegnungen mit Menschen,
    die direkt unter dem Klimawandel leiden, jedes Mal eine
    besondere und erschütternde Erfahrung. Ich berichte da-
    rüber in Blogs, weil ich diese Probleme der Länder des
    Südens weitervermitteln will.

    Ich hätte aus Lima gerne gute Nachrichten mitge-
    bracht; aber ich möchte lieber Klartext reden. Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen, Lima war – anders als hier ver-
    mittelt werden soll – kein Minimalkompromiss; Lima
    war ein trauriger Offenbarungseid dessen, was wir unter
    internationaler Klimadiplomatie verstehen. Ja, in Peru
    wurde ein Schritt in Richtung Paris gemacht – das
    stimmt. Aber nicht jeder Schritt ist zwangsläufig einer in
    die richtige Richtung. Denn was da in Paris unter gro-
    ßem Tamtam verabschiedet werden wird, das wird vor
    allem eines sein: eine große Selbstlüge.

    Statt den Menschen weiter vorzugaukeln, dass wir in
    der Klimapolitik Lösungen finden, die den Klimawandel
    auf das 2-Grad-Limit reduzieren, sollten wir endlich rei-
    nen Wein einschenken.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie wissen genauso gut wie ich, dass die künftigen
    Mechanismen des Pariser Abkommens das Papier nicht
    wert sind, auf dem es stehen wird. Aber das können Sie
    natürlich nicht eingestehen, meine Damen und Herren
    von der Regierung: die einen, weil sie starrsinnig vom
    eingeschlagenen Weg überzeugt sind, und die anderen,
    die zwar verstanden haben, dass es so nicht geht, weil ih-
    nen der Mut fehlt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Mit den alten
    neoliberalen Rezepten wurde die Finanzkrise ausgelöst
    statt gelöst. Volkswirtschaften wie Griechenland und
    Spanien haben Sie mit Ihrem Glauben an mehr Markt
    und mehr Staatsrückbau an den Abgrund manövriert.

    Mit den alten neoliberalen Rezepten wurde auch die
    soziale Frage nicht gelöst. Was wir erleben, ist, dass
    überall dort, wo Unternehmer freie Bahn haben, die
    Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Die
    85 reichsten Menschen der Erde sind reicher als 3,5 Mil-
    liarden Mitbürgerinnen und Mitbürger. Fast die Hälfte
    des weltweiten Reichtums gehört einer kleinen Gruppe
    von 1 Prozent. Auf der anderen Seite verfügt die Hälfte
    der Menschheit nur über 1 Prozent des weltweiten Ku-
    chens von Besitz und Vermögen. Unfassbar!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Frage lautet also: Warum sollten zwei typisch
    neoliberale Instrumente – erstens weniger Verantwor-
    tung für die Staaten durch freiwillige Klimaschutzziele
    und zweitens die Übertragung des Löwenanteils der Kli-
    maschutzfinanzierung auf die Privatwirtschaft – die so
    dringliche Menschheitsfrage des Klimawandels lösen?

    Schauen wir uns den Grünen Klimafonds an, der ge-
    rade als das Klimaschutzinstrument überhaupt gefeiert
    wird. Ich möchte Sie alle fragen: Woher kommt der Op-
    timismus, dass es ausgerechnet der Grüne Klimafonds
    sein soll, der die große Hebelwirkung entfaltet? Ich finde
    diese Frage schon berechtigt; denn um die Einzahlungen
    der Staaten wird aktuell politisch sehr großes Aufheben
    gemacht.

    Frau Ministerin Hendricks, Sie haben in Lima mit
    dem deutschen Beitrag zum Klimafonds recht ordentlich
    Imagepflege betrieben; übrigens genauso wie US-Au-
    ßenminister Kerry oder sein australischer Kollege – die
    USA und Australien sind Paradebeispiele für neoliberal
    regierte Industriestaaten –, die den Klimaschutzprozess
    aber weiterhin massiv behindern. Man schmiert sich ge-
    genseitig Honig ums Maul, während in Washington der
    Teersandboom eingeleitet wird und Berlin sich nicht ein-
    mal traut, ein Kohleausstiegsgesetz bzw. keine Exporte
    von Kohlekraftwerken zu beschließen.

    Bis 2020 also sollen jährlich 100 Milliarden Dollar
    zusammenkommen, um Klimaschutzprojekte und die
    Anpassung an den Klimawandel in den Entwicklungs-
    ländern zu finanzieren – eine gute Sache also. In der Tat
    hört sich das ja erst einmal nicht schlecht an: 100 Mil-
    liarden im Jahr, staatliche und private Gelder.

    Was ich mich aber frage, ist: Kann mit den 100 Mil-
    liarden im Jahr diese Mammutaufgabe – die Finanzie-
    rung der weltweiten Energiewende und der weltweiten
    Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel –
    wirklich gestemmt werden? Wie können wir uns darauf
    verlassen, dass die Privatinvestoren das quasi im Allein-
    gang schaffen, zumal die Zeit, wie wir wissen, drängt?
    Frau Ministerin Hendricks sagte nach der Klimakonfe-
    renz selber im Deutschlandfunk:

    Die öffentlichen Mittel sollen im Prinzip die priva-
    ten Investorenmittel hebeln. Das kennt man ja als
    Prinzip.

    Ich kann Ihnen versichern: Niemand würde sich stär-
    ker wünschen als ich, dass dieses Prinzip auch greift.
    Schließlich könnte der Grüne Klimafonds ein exzellenter
    Umverteilungsmechanismus von Reich zu Arm sein.
    Aber es ist nicht klar, ob die 100 Milliarden überhaupt
    zusammenkommen; ich sage nur: Stichwort „Schwarze
    Null“.

    Lassen Sie mich daran erinnern: Die Gelder für den
    Klimaschutz müssen zusätzlich zur Verfügung gestellt

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014 7387

    Eva Bulling-Schröter


    (A) (C)



    (D)(B)

    werden. Sie dürfen nicht, wie es schon gängige Praxis
    ist, mit den Entwicklungshilfegeldern verrechnet wer-
    den. Nicht einmal hier haben die Industrieländer gelie-
    fert. Auch Deutschland zahlt nicht wie zugesagt 0,7 Pro-
    zent der Wirtschaftsleistung für Entwicklung und
    Armutsbekämpfung, sondern nur gut die Hälfte der eige-
    nen Zusagen, nämlich 0,38 Prozent. Das ist schäbig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Einen Durchbruch – so reden Sie, Frau Hendricks,
    den Klimagipfel in Peru schön – kann ich nicht erken-
    nen. Das sind eigentlich nur Brotkrumen, die der Norden
    den Entwicklungsländern hinwirft. Angesichts dessen
    braucht man sich nicht zu wundern, dass uns kein Ver-
    trauen entgegengebracht wird.

    Wir halten also fest, dass es ohne zusätzliches Geld
    für die Schwellen- und Entwicklungsländer nicht gehen
    wird.

    Zu den freiwilligen Klimazielen der Staaten will ich
    nur eines sagen: Solange Klimapolitik auch Standort-
    politik ist, wird mit Freiwilligkeit nur wenig erreicht
    werden. Alles andere zu glauben, wäre wirklich naiv.
    Um das zu erkennen, braucht man sich nur andere frei-
    willige Selbstverpflichtungen anzuschauen, zum Bei-
    spiel die Selbstverpflichtungen im Bereich der Textilin-
    dustrie oder die Sozialkodizes bei OECD-Investitionen.
    Die Standortpolitik erkennen wir auch in den umwelt-
    schädlichen Subventionen, die in Deutschland laut Um-
    weltbundesamt mehr als 50 Milliarden Euro betragen,
    mit seit 2006 steigender Tendenz.

    Also, Frau Hendricks, liebe Regierung: Schenken Sie
    den Menschen reinen Wein ein, statt von einem Durch-
    bruch in Lima zu sprechen;


    (Frank Schwabe [SPD]: Wer hat das gesagt?)


    denn wir können nur auf der Basis von Erkenntnis han-
    deln. Wir müssen ehrlich sein, und dann müssen wir
    wirklich handeln.

    Danke.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Matern von Marschall ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Matern von Marschall von Bieberstein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Frau Bulling-Schröter, ehe ich zu Ihren An-
    merkungen komme – wir waren ja gemeinsam mit der
    kleinen Delegation, die Frau Höhn geleitet hat, in
    Lima –, möchte ich mich bei Ihnen, Frau Ministerin, und
    Ihrem großen und engagierten Team sehr herzlich be-
    danken. Sie haben, eingebunden in die Führung der Ver-
    handlungen durch die Europäische Union, wirklich rund
    um die Uhr und, man kann sagen, bis zur Erschöpfung
    Ihr Bestes gegeben. Diese Verhandlungen hat Kommis-
    sar Cañete nach meinem Eindruck in sehr guter Abstim-
    mung mit Ihnen im allerbesten Sinne unserer Zielsetzun-
    gen geführt. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei
    Ihnen bedanken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Frau Bulling-Schröter, Sie haben zwar eingangs ge-
    sagt, dass Sie für diese Konferenzen etwas übrig haben,
    aber anschließend klargemacht, dass sie Ihrer Meinung
    nach eigentlich völlig sinnlos sind.


    (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Nein!)


    Das sehen wir naturgemäß nicht so. Ich möchte aber vor
    allen Dingen auf ein paar absolut irrige Anmerkungen
    von Ihnen eingehen: Wir wollen den Graben zwischen
    Industriestaaten einerseits und sich entwickelnden Län-
    dern andererseits überwinden. Grund dafür ist die Ent-
    wicklung in den letzten Jahrzehnten: Vor 30, 40 Jahren
    waren für zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen
    die USA, Europa und Russland verantwortlich. Heute ist
    es umgekehrt, das heißt, diese Länder sind für nur noch
    ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwort-
    lich, der Rest der Welt für zwei Drittel. Das bedeutet
    übrigens auch, dass wir eine wesentliche Verschiebung
    von Wohlstand in viele andere Staaten erlebt haben, ganz
    im Gegensatz zu dem, was Sie gerade behauptet haben;
    dies ist nämlich der Indikator dafür. Deswegen müssen
    sich jetzt aber auch die Länder, in denen der CO2-Aus-
    stoß steigt, engagieren. Deswegen brauchen wir die Be-
    teiligung aller Länder an der Reduzierung der Emissio-
    nen. Das ist das ganz wesentliche Ziel, das wir in Paris
    erreichen müssen. Im Gegensatz zum Kioto-Protokoll,
    das nur verhältnismäßig wenige Staaten unterzeichnet
    haben, müssen wir jetzt die allermeisten Länder zur Teil-
    nahme motivieren. Das ist ein ganz wichtiges Ziel. Des-
    wegen müssen wir selbstverständlich Kompromisse ein-
    gehen.

    Wir haben auf der Konferenz von Tuvalu gehört, ei-
    nem Inselstaat, der zu ertrinken droht. Wir haben auch
    Berichte aus China gehört, einem Land mit einem Mil-
    liardenvolk, in dem es Massenproteste gegen eine Luft-
    verpestung gibt, die man sich überhaupt nicht vorstellen
    kann, die so schlimm ist, dass die Menschen nicht mehr
    auf die Straße gehen können. Dort kommt der Druck
    also von einer ganz anderen Seite, nicht von engagierten
    Klimaschützern, sondern er resultiert aus einer drohen-
    den Lebensunfähigkeit. Deswegen müssen wir diese
    Pole zusammenbringen.

    Ich bin ganz sicher, dass unsere G-7-Präsidentschaft
    eine riesengroße Chance ist, die Klimaziele, die wir und
    die Europäische Union haben, weiter voranzubringen,
    und zwar indem wir den Nationalen Aktionsplan als bei-
    spielhaft darlegen. Er eignet sich zur Nachahmung bei
    der Präzisierung und der Überprüfbarkeit von Zielen.
    Das ist ganz wichtig. Dafür sind wir – die Ministerin hat
    es gesagt – gelobt worden. Ich glaube, darauf sollten wir
    auch noch einmal gegenüber denjenigen hinweisen, die
    sich im Augenblick noch ganz bedeckt halten, zum Bei-
    spiel China, und eigene Zielsetzungen und die Möglich-
    keiten der Überprüfbarkeit nicht offenlegen. Deswegen
    sollten wir auch dort unseren Nationalen Aktionsplan

    7388 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 77. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. Dezember 2014

    Matern von Marschall


    (A) (C)



    (D)(B)

    vorstellen; das Abschlussdokument von Lima trägt ja die
    Überschrift „Call for Action“.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich glaube übrigens, wir sollten ganz klar sagen, Frau
    Bulling-Schröter: Die Wirtschaft ist selbstverständlich
    der entscheidende Motor für den Klimawandel. Wettbe-
    werbsfähige saubere Technologien sind die Grundlage
    für den Klimawandel. Der Green Climate Fund soll
    selbstverständlich dazu beitragen, diese zu entwickeln.
    Das ist ganz wichtig. Ich glaube, dass das nicht unter-
    schätzt werden darf. Ich möchte Ihnen deutlich sagen,
    dass wir in Lima zum Beispiel auch mit der dortigen Au-
    ßenhandelskammer gesprochen haben, die einen um-
    fangreichen Untersuchungsbericht über die Potenziale
    der Entwicklung erneuerbarer Energien vorgelegt hat.
    Ich habe gesehen: Ja, das bietet uns die Chance, unsere
    bereits entwickelten Technologien dorthin zu exportie-
    ren. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass wir die
    Forschungsanstrengungen in Deutschland und in der Eu-
    ropäischen Union zur Entwicklung sauberer Technolo-
    gien, vor allen Dingen der Speichertechnologien, noch
    wesentlich erhöhen müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die andere Seite – auch das haben Sie angesprochen;
    ich will es aber noch einmal am Beispiel unserer Reise
    verdeutlichen – ist die internationale Zusammenarbeit.
    Die internationale Zusammenarbeit, Herr Minister
    Müller, konnten wir in hervorragender Weise am Bei-
    spiel Peru nachvollziehen, wo die GIZ eine nachhaltige
    Nutzung des Regenwaldes, natürlich unter gleichzeiti-
    gem Schutz großer Teile dieses Regenwaldes, mit großer
    Wertschöpfungstiefe exzellent vorantreibt. Das ist für
    die lokale Wirtschaft gut und trägt im Wesentlichen zum
    Klimaschutz bei. Deswegen können wir sagen, dass auch
    jenseits des Green Climate Funds besonders diese beiden
    Ministerien, das Umweltministerium und Ihr Ministe-
    rium, Herr Müller, wesentlich zum Klimaschutz beitra-
    gen.

    Frau Ministerin, Sie haben eingangs Ban Ki-moon er-
    wähnt. Ich möchte noch kurz darauf zu sprechen kom-
    men. Wir sollten und wir müssen den Klimaschutz in un-
    sere globalen Entwicklungsziele, in die Sustainable
    Development Goals, eingebettet sehen. In diesen Sustai-
    nable Development Goals, die Ban Ki-moon, die die UN
    im nächsten Jahr vorstellen sollen, ist natürlich auch der
    Klimaschutz enthalten. Ich bin dankbar, dass Professor
    Hacker, Präsident unserer Nationalen Akademie der
    Wissenschaften, in diesem Scientific Advisory Board
    von Ban Ki-moon sitzt. Ich glaube, dass wir deswegen
    nicht nur beim Klimaschutz, sondern auch bei der Ent-
    wicklung der Nachhaltigkeitsziele auf einem guten Weg
    sind. Diese Dinge gehören zusammen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich komme zum Schluss und fasse noch einmal zu-
    sammen. Für eine ambitionierte Klimapolitik sind zwei
    Dinge notwendig: eine gute Förderung von Wissenschaft
    im Bereich der sauberen Technologien und eine weitere
    Stärkung der internationalen Zusammenarbeit, wie sie
    Deutschland beispielhaft leistet. Ich glaube, wenn wir
    das in den nächsten Monaten in die Welt transportieren,
    haben wir auch die Chance, in Paris zu einem guten Ver-
    trag zu kommen. Da bin ich sehr, sehr guter Hoffnung.

    Danke. Ich wünsche Ihnen einen schönen 4. Advent
    und frohe Weihnachten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)