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    Plenarprotokoll 18/74 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Artur Auernhammer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Sabine Poschmann, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Der deutsche Meisterbrief – Erfolg- reiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die duale Ausbildung Drucksache 18/3317 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7059 A Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7060 B Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7062 C Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7065 D Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7066 D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7068 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7070 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7070 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . 7071 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . 7072 A Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7072 D Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7074 D Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7076 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Sup- port Mission für die Ausbildung, Bera- tung und Unterstützung der afghani- schen nationalen Sicherheitskräfte in Afghanistan Drucksache 18/3246 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A b) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Gabi Weber, Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transformationsdekade mit zivilen Mit- teln erfolgreich gestalten Drucksache 18/3405 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7080 C Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7081 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7083 C Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7084 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7085 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7087 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7088 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7089 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7091 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7091 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7092 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7093 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7094 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 7095 B Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Dr. Dietmar Bartsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Stromsperren gesetzlich verbieten Drucksache 18/3408 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7096 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7097 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7098 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7100 C Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7100 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7101 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7102 D Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . 7103 C Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7104 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7105 C Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: 25 Jahre VN-Kinder- rechtskonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7107 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7108 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7110 A Ulrike Bahr (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7112 B Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7113 C Tagesordnungspunkt 30: Vereinbarte Debatte: Menschenrechte glo- bal durchsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7116 A Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7117 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7119 A Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7119 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7121 A Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Kordula Schulz-Asche, Renate Künast, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Situation von Opfern von Menschenhandel in Deutschland Drucksache 18/3256 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7122 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7123 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7124 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7125 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7126 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7127 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7128 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7129 C Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7130 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7131 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7133 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7057 (A) (C) (D)(B) 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7133 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 5.12.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 5.12.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 5.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 5.12.2014 Daldrup, Bernhard SPD 5.12.2014 Freitag, Dagmar SPD 5.12.2014 Gabriel, Sigmar SPD 5.12.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 5.12.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 5.12.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Kermer, Marina SPD 5.12.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 5.12.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 5.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 5.12.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 5.12.2014 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 5.12.2014 Lutze, Thomas DIE LINKE 5.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 5.12.2014 Müntefering, Michelle SPD 5.12.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 5.12.2014 Post (Minden), Achim SPD 5.12.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 5.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 5.12.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Sütterlin-Waack, Sabine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 5.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Wanderwitz, Marco CDU/CSU 5.12.2014 Weber, Gabi SPD 5.12.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 5.12.2014 Zollner, Gudrun CDU/CSU 5.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 928. Sitzung am 28. No- vember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Asylbewerberleistungs- gesetzes und des Sozialgerichtsgesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes – Gesetz zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partnerschaftsbonus und einer flexibleren Eltern- zeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7134 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstitu- ten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und 2013/ 36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/ 2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (BRRD-Umsetzungsge- setz) Der Bundesrat hat hierzu ferner die folgende Ent- schließung gefasst: 1. a) Der Bundesrat begrüßt, dass sich die Bundes- regierung auf europäischer Ebene darum be- müht hat, die Belastungen von Landesförder- banken und Förderkrediten durch Beiträge zum Europäischen Abwicklungsfonds zu ver- meiden oder zumindest gering zu halten. b) Der Bundesrat stellt jedoch fest, dass die He- ranziehung der Landesförderbanken zu Beiträ- gen zum Europäischen Bankenabwicklungs- fonds auf der Grundlage der im delegierten Rechtsakt der Europäischen Kommission vom 21. Oktober 2014 veröffentlichten Berech- nungssystematik zu einer systemisch nicht gerechtfertigten und dem Gesichtspunkt der Risikoproportionalität grob widersprechenden Belastung der Landesförderbanken führt. c) Der Bundesrat stellt weiterhin fest, dass durch eine Heranziehung von Landesförderbanken zum einheitlichen Bankenabwicklungsfonds öffentliche Mittel der Länder im erheblichen Umfang für die Abfederung von Risiken pri- vater Geschäftsbanken verwendet werden. Der Bundesrat erkennt hierin einen Widerspruch zu der Zielsetzung der durch das vorliegende Gesetz umzusetzenden Richtlinie, zukünftig eine Belastung der öffentlichen Hand durch die Rettung von Banken zu vermeiden. d) Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich im EU-Ministerrat und im Europäi- schen Rat dafür einzusetzen, dass die Landes- förderbanken durch Beiträge zum Europäi- schen Bankenabwicklungsfonds nicht oder wesentlich geringer belastet werden als durch den delegierten Rechtsakt der EU-Kommis- sion vom 21. Oktober 2014 vorgesehen. 2. Der Bundesrat hält es für in hohem Maße proble- matisch, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau von der Beitragspflicht zur Europäischen Banken- abgabe befreit ist, die Förderbanken der Länder hingegen einer Beitragspflicht unterliegen. Der Bundesrat weist darauf hin, dass auf Grund des ri- sikoarmen Geschäfts und der spezifischen Eigen- tümerstruktur eine Beitragspflicht der Länderför- derinstitute unter sachlichen Gesichtspunkten in keiner Weise gerechtfertigt ist. Der Bundesrat sieht die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der Regelun- gen zur Beitragspflicht von kleinen und mittleren Kreditinstituten. Die vorgesehenen Erleichterun- gen für kleinste Institute werden für die Mehrzahl der regional tätigen Banken in Deutschland aller Voraussicht nach keine signifikanten Entlastungen zur Folge haben und daher ins Leere gehen. Der Bundesrat weist kritisch darauf hin, dass die von der Kommission vorgesehenen Regelungen die mangelnde Systemrelevanz der kleinen und mittleren Institute und die sich daraus ergebende Folge, dass diese Institute niemals Leistungen aus dem Abwicklungsfonds erhalten werden und da- mit lediglich zur Befüllung des Abwicklungsfonds beitragen, nicht ausreichend berücksichtigen und daher unverhältnismäßig sind. Der Bundesrat lehnt Doppelbelastungen ab, die sich für die durch ihre Institutssicherungssysteme im Bestand geschützten Sparkassen und Kreditge- nossenschaften ergeben. Der Bundesrat bittet da- her die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für die Festlegung differenzierterer Rege- lungen einzusetzen, die dem Proportionalitätsprin- zip entsprechen. 3. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, darauf zu achten, dass die Beitragserhebung zum euro- päischen Abwicklungsfonds zu keinen Wettbe- werbsverzerrungen führt. Er befürwortet daher eine EU-weit steuerliche Gleichbehandlung. – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 21. Mai 2014 über die Übertragung von Beiträgen auf den ein- heitlichen Abwicklungsfonds und über die ge- meinsame Nutzung dieser Beiträge – Gesetz zur Änderung des ESM-Finanzierungsge- setzes – Gesetz zur Änderung der Finanzhilfeinstrumente nach Artikel 19 des Vertrags vom 2. Februar 2012 zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsme- chanismus – Gesetz zur Verringerung der Abhängigkeit von Ratings – Gesetz zur Änderung des Freizügigkeitsgesetzes/ EU und weiterer Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Mikrozensusge- setzes 2005 und des Bevölkerungsstatistikgesetzes – … Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgeset- zes – Gesetz zur Durchführung des Haager Überein- kommens vom 30. Juni 2005 über Gerichtsstands- vereinbarungen sowie zur Änderung des Rechts- pflegergesetzes, des Gerichts- und Notarkosten- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7135 (A) (C) (D)(B) gesetzes, des Altersteilzeitgesetzes und des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/99/EU über die Europäische Schutzanordnung und zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 606/2013 über die gegenseitige Anerkennung von Schutz- maßnahmen in Zivilsachen – Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschrif- ten hinsichtlich der Einführung des europäischen elektronischen Mautdienstes – Gesetz zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 10. November 2010 zum Europäischen Ausliefe- rungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 – Gesetz zu dem Protokoll Nr. 15 vom 24. Juni 2013 zur Änderung der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten Zudem hat der Bundesrat in seiner 928. Sitzung am 28. November 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 bis 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsminister Thomas Schmidt (Sachsen) als Nachfolger des ausschei- denden Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (Sachsen) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioak- tiver Abfallstoffe“ und Minister Dr. Helmuth Markov (Brandenburg) als Nach- folger der ausscheidenden Ministerin a. D. Anita Tack (Brandenburg) zum stellvertretenden Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Juni 2012 in Straßburg Drucksachen 18/2945, 18/3108 Nr. 5 Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Bedarfsgerechte Versorgung – Perspektiven für ländli- che Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche Drucksachen 18/1940, 18/2530 Nr. 3 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch den Präsidenten des Deutschen Bun- destages Erster Bericht über die Anwendung der Begleitgesetze zum Vertrag von Lissabon Drucksachen 17/14601, 18/641 Nr. 25 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Umsetzung des Europäischen Semesters 2013 und der Europa 2020-Strategie unter besonderer Berücksichtigung der länderspezifischen Empfehlun- gen Drucksache 17/14622 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/822 Nr. A.7 Ratsdokument 5812/14 Drucksache 18/3110 Nr. A.1 EuB-BReg 74/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.3 EuB-BReg 80/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.5 EuB-BReg 86/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.6 Ratsdokument 10208/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.14 Ratsdokument 10307/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.21 Ratsdokument 12315/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.22 Ratsdokument 12331/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.23 Ratsdokument 12332/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3110 Nr. A.12 Ratsdokument 14028/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.13 EuB-BReg 76/2014 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/1935 Nr. A.15 Ratsdokument 10024/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.72 Ratsdokument 12150/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.12 Ratsdokument 12646/14 Drucksache 18/2935 Nr. A.8 Ratsdokument 13442/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 74. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe TOP 27 Bundeswehreinsatz in Afghanistan (RSM) TOP 28 Stromsperren TOP 29 Vereinbarte Debatte 25 Jahre VN-Kinderrechtskonvention TOP 30 Vereinbarte Debatte Menschenrechte global durchsetzen TOP 31 Situation von Opfern von Menschenhandel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gabriela Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

    Herren! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Wir reden
    momentan häufig von der gewachsenen Verantwortung
    Deutschlands in der Welt, von einem Mehr an Verant-
    wortung. Dieses Mehr an Verantwortung wird jedoch
    höchst unterschiedlich interpretiert. Da geht es mal um
    militärische Einsätze, mal um mehr Verhandlungen, um
    Konflikte beizulegen. Der 10. Dezember ist der Interna-
    tionale Tag der Menschenrechte. Ich nehme diesen
    10. Dezember zum Anlass, zu fordern, dass Deutschland
    weltweit tatsächlich noch mehr Verantwortung über-
    nimmt, mehr Verantwortung für die Menschenrechte.

    Was heißt „Menschenrechte global durchsetzen“? In
    meiner Heimatstadt Nürnberg gibt es die „Straße der
    Menschenrechte“. Der Künstler Dani Karavan hat die
    Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in weiße
    Säulen eingemeißelt – 30 Artikel in 30 Sprachen. Ich bin
    vor kurzem mit Bürgerinnen und Bürgern durch die
    „Straße der Menschenrechte“ gegangen. Uns sind zu je-
    der Säule Menschenrechtsverletzungen eingefallen,
    manchmal auch in Deutschland, zum Beispiel wenn
    Menschen Opfer von Arbeitsausbeutung werden oder
    man sie auf Matratzen in Abrisshäusern zusammen-
    pfercht. Moderne Sklaverei wird so etwas genannt. Auch
    wenn wir schon sehr viel erreicht haben: Es gibt in
    Deutschland durchaus noch einiges zu tun, um Men-
    schen vor Verletzungen ihrer Menschenwürde und vor
    Diskriminierung zu schützen.

    Wir Parlamentarier haben ganz aktuell eine sehr kon-
    krete Gelegenheit, Verantwortung im eigenen Land zu
    übernehmen. Das Deutsche Institut für Menschenrechte
    droht seinen A-Status zu verlieren, wenn wir es jetzt
    nicht auf eine vernünftige gesetzliche Grundlage stellen.


    (Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum geht das denn immer noch nicht? Ist das Frau Steinbach? – Gegenruf des Abg. Dr. Karamba Diaby [SPD]: Du kennst die Antwort, Tom!)


    – Ich bin ganz bei Ihnen, Herr Koenigs. – 1993 haben
    die Vereinten Nationen die sogenannten Pariser Prinzi-
    pien entwickelt. Darin wird festgelegt, welche Kriterien
    nationale Menschenrechtsinstitutionen erfüllen müssen,
    um bei Staatenkonferenzen oder beim Menschenrechts-
    rat voll handlungsberechtigt zu sein. Wie peinlich wäre
    es für die Bundesregierung, wenn der A-Status, also die
    Bestnote, ausgerechnet in dem Jahr entzogen wird, in
    dem Deutschland den Vorsitz im Menschenrechtsrat
    übernimmt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wie glaubwürdig ist das Mehr an Verantwortung, wenn
    wir uns hier nicht einigen können?


    (Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Bach ist steinig!)


    Meine Damen und Herren, wir werden im nächsten
    Jahr viele Gelegenheiten haben, uns für die Durchset-
    zung der Menschenrechte einzusetzen. Auch wenn es in
    der letzten Zeit einige positive Beispiele gegeben hat
    – in Tunesien, in Marokko und in einigen anderen afri-
    kanischen Staaten –: Es gibt noch unendlich viele Län-
    der, in denen Frauen völlig rechtlos sind. Sie sind perma-
    nent sexueller Gewalt ausgesetzt. Sie werden an den
    Genitalien verstümmelt, im Kindesalter verheiratet. Sie
    sterben im Kindbett und durch ungeheuerliche Verlet-
    zungen, die ihnen ihre pädophilen Ehemänner zufügen.

    Ich hatte die Gelegenheit, mit der diesjährigen Preis-
    trägerin des Menschenrechtspreises der Friedrich-Ebert-
    Stiftung, der Somalierin Fartuun Adan, zu sprechen. Sie
    setzt sich für vergewaltigte, rechtlose Frauen ein und
    kämpft mit ihren Mitstreiterinnen gegen Genitalverstüm-
    melungen.

    Was uns Menschenrechtsverteidiger aus aller Welt er-
    zählen – über Kindersoldaten, Folter, Verfolgung von
    Schwulen und Lesben –, ist erschütternd. Sie alle brau-
    chen unsere Unterstützung und sie fordern sie auch ein.
    Alice Nkom, Schwulen- und Lesben-Rechtsanwältin aus
    Kamerun, hat uns ins Stammbuch geschrieben: Lassen
    Sie sich nie erzählen, dass die Menschenrechte von der
    Tradition eines Landes abhängen. Die Menschenrechte
    gelten für alle Menschen überall auf der Welt gleich.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir haben in diesem Jahr bereits einiges getan, zum
    Beispiel mit dem Antrag „Gute Arbeit weltweit“, der auf
    die Verantwortung deutscher Unternehmen hinweist.
    Auch Konfliktrohstoffe müssen weiter Thema für uns
    sein. Wir haben die Instrumente, Staaten beim Aufbau
    von mehr Rechtsstaatlichkeit zu unterstützen. Wir haben
    die Erfahrung, beim Aufbau von Zivilgesellschaften in
    fragilen Staaten zu helfen. Und wir haben die Mittel,
    Versöhnungsprozesse zwischen Konfliktparteien zu be-
    gleiten. Wir müssen die finanziellen Mittel dafür bereit-
    stellen, wenn wir Fluchtursachen bekämpfen wollen.
    Wenn wir humanitäre Hilfe für die Menschen in Syrien,
    im Irak und in vielen anderen Ländern bereitstellen,
    dann setzen wir uns unmittelbar für das Menschenrecht
    auf Leben ein. Wenn wir diese durch Bürgerkriege trau-

    7116 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014

    Gabriela Heinrich


    (A) (C)



    (D)(B)

    matisierten Menschen empfangen und Kommunen in die
    Lage versetzen, Flüchtlinge aufzunehmen, menschen-
    würdig unterzubringen und zu integrieren, dann setzen
    wir Menschenrechte durch. Das alles bedeutet: mehr
    Verantwortung in der Welt.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Wolfgang

Gehrcke, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herzlichen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kollegin-

    nen und Kollegen! Wenn ich darüber nachdenke, wie
    eine künftige Gesellschaftsordnung aussehen könnte,
    welche Elemente sich in einer solchen Gesellschaft wie-
    derfinden müssten, dann wäre ein Zusammenführen der
    Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte mit dem
    Grundgesetz unseres Landes für mich der Maßstab, was
    man verwirklichen müsste, wenn man über Sozialismus
    nachdenkt.

    Wenn man sich die Allgemeine Erklärung der Men-
    schenrechte anschaut, erkennt man: Sie hat einen großar-
    tigen Zug, auch dadurch, dass sie soziale und Freiheits-
    rechte nicht gegeneinanderstellt, sondern völlig deutlich
    macht: Ohne soziale Rechte gibt es keine Freiheits-
    rechte, und ohne Freiheit kann man keine sozialen
    Rechte erkämpfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Diesen Grundgedanken müssten wir viel stärker an uns
    heranlassen.

    Ich glaube, das Neue, was man der Allgemeinen Er-
    klärung der Menschenrechte hinzufügen müsste, wäre,
    dass auch die Wahrung der Natur eine elementare Be-
    deutung hat, ein Menschenrecht ist, und es müssten viel
    stärker, als das damals in der Allgemeinen Erklärung der
    Menschenrechte möglich war, die Frauenrechte als
    Grundrechte betont werden. Ich finde, über eine solche
    Gesellschaft nachzudenken, lohnt sich.

    Um auf einen Kollegen zurückzukommen, der vor
    mir in dieser Debatte gesprochen hat: Wenn man die All-
    gemeine Erklärung der Menschenrechte mit der Realität
    des Lebens auf diesem Planeten konfrontiert, dann wird
    man feststellen, dass die Realität des Lebens eine völlig
    andere ist. Da muss man sich doch die Frage stellen, was
    wir ändern wollen: Sollen wir die Texte an die Realität
    anpassen – auch in unserem Land – oder die Realität an
    die Texte, an die entsprechenden Vorgaben, an die gro-
    ßen gesellschaftlichen Vorstellungen? – Ich will Zweite-
    res, ich will diese Veränderungen. Wenn Sie über Verän-
    derungen nachdenken, werden Sie jedoch nicht drum
    herumkommen, auch über die Veränderung von Eigen-
    tumsfragen, über Verteilungsfragen nachzudenken; sonst
    werden Sie das alles nicht erreichen können.

    (Beifall bei der LINKEN)


    In dieser Hinsicht gefällt mir die Debatte hier. Ich
    möchte diesen gesellschaftlichen Impuls.

    Vieles, was die Kollegin Heinrich vorgetragen hat,
    finde ich, auch unter diesem Gedanken, erschütternd. Ich
    möchte das mit nur drei Dingen noch weiter erhärten:

    Täglich sterben 57 000 Menschen in der Welt – täg-
    lich! – an Unterernährung. Das ist ein Krieg, der gegen
    die Menschheit geführt wird, ein Krieg mit ökonomi-
    schen Waffen, mit dem Terror der Ökonomie. Ein
    Mensch, der hungert oder gar am Verhungern ist, kann
    nicht frei sein. Wenn wir über Freiheit in der Welt reden
    wollen, dann müssen wir auch darüber reden, wie man
    den Kampf gegen Hunger durch eine neue Verteilung in
    der Welt gewinnen kann.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Oder schauen Sie auf die Wasserversorgung. Nach
    Berichten der Vereinten Nationen sterben jährlich unge-
    fähr 2,4 Millionen Menschen – darunter 4 000 Kinder
    am Tag! – daran, dass es kein sauberes Trinkwasser für
    sie gibt. Ist es vor diesem Hintergrund nicht ein Verbre-
    chen, wenn Wasser privatisiert wird, wenn auf Wasser
    zugegriffen wird? Müssten wir nicht alle sagen, dass wir
    öffentliche Rechte, öffentliche Güter verteidigen müs-
    sen, gerade wenn man Menschenrechte einlösen will?

    Mein dritter Gedanke – ich frage mich selber, ich
    frage uns, was wir in der Realität tun können; wir kön-
    nen uns da schnell auf zwei Punkte einigen – gilt den
    Flüchtlingen. Wenn Europa und Deutschland nicht eine
    andere Flüchtlingspolitik machen, dann brauchen wir
    über Menschenrechte in unserem Land überhaupt nicht
    zu reden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gibt kein Recht, Menschen im Mittelmeer ertrinken
    zu lassen.

    Wie finden wir es denn, dass im Dezember dieses
    Jahres das UNO-Welternährungsprogramm angekündigt
    hat, die Lebensmittelhilfe für 1,7 Millionen syrische
    Flüchtlinge zu streichen? Begründung hierfür sind die
    nicht eingehaltenen Spendenzusagen. Wir haben hier ei-
    nen Widerspruch zur reichen Erde und zur reichen Pro-
    duktivität. Mit dem, was produziert wird und produziert
    werden könnte, könnten, wenn auf eine andere Art und
    Weise produziert würde, alle Menschen ernährt und die
    Probleme gelöst werden. Müssen wir, auch die christ-
    lich-konservativen Kollegen, nicht sagen, dass aus die-
    sem Teil der Menschenrechte die Anforderung resultiert,
    dass wir anders produzieren, anders konsumieren und
    anders verteilen müssen? Dazu gehört auch, uns deutlich
    zu machen: Wenn wir Rüstungsexporte nicht überwin-
    den, dann werden wir den Flüchtlingen nicht helfen kön-
    nen.

    Ich bitte Sie sehr, damit wir nicht folgenlos aus der
    Debatte gehen, lassen Sie Folgendes an sich heran:
    Wenn das Freihandelsabkommen, das jetzt zwischen der
    EU und den USA ausgehandelt werden soll, nicht ver-
    hindert wird – zumindest in der Form, wie es bisher prä-

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7117

    Wolfgang Gehrcke


    (A) (C)



    (D)(B)

    sentiert wird –, dann wird unser Kampf für Menschen-
    rechte in Europa, in den USA und weltweit sehr viel
    schwieriger werden.

    Konkrete Schlussfolgerungen sind also: zumindest
    eine andere Flüchtlingspolitik und Ablehnung des Frei-
    handelsabkommens. Das wären Initiativen an diesem be-
    deutsamen Tag. Ich lade Sie ganz herzlich ein: Lassen
    Sie uns das gemeinsam machen. Dann bekommen wir
    vielleicht auch eine andere Gesellschaftsordnung. Das
    ist dann mein Ding. Dann nehme ich gerne Ihre Unter-
    stützung entgegen.

    Danke sehr.


    (Beifall bei der LINKEN)