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    Plenarprotokoll 18/74 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Artur Auernhammer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Sabine Poschmann, Niels Annen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Der deutsche Meisterbrief – Erfolg- reiche Unternehmerqualifizierung, Basis für handwerkliche Qualität und besondere Bedeutung für die duale Ausbildung Drucksache 18/3317 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7057 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7059 A Lena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7060 B Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7062 C Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7064 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7065 D Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7066 D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7068 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7070 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7070 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . 7071 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . 7072 A Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7072 D Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7074 D Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 7076 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte am NATO-geführten Einsatz Resolute Sup- port Mission für die Ausbildung, Bera- tung und Unterstützung der afghani- schen nationalen Sicherheitskräfte in Afghanistan Drucksache 18/3246 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A b) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab- geordneten Gabi Weber, Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Transformationsdekade mit zivilen Mit- teln erfolgreich gestalten Drucksache 18/3405 . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 A Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7078 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7080 C Thomas Silberhorn, Parl. Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7081 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7083 C Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . 7084 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7085 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7087 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7088 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7089 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7091 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7091 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7092 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7093 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7094 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 7095 B Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Eva Bulling-Schröter, Dr. Dietmar Bartsch, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Stromsperren gesetzlich verbieten Drucksache 18/3408 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7096 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 7097 A Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7098 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 7100 C Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7100 D Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7101 B Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7102 D Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . 7103 C Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7104 B Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7105 C Tagesordnungspunkt 29: Vereinbarte Debatte: 25 Jahre VN-Kinder- rechtskonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Susann Rüthrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 7106 D Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 7107 C Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 7108 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7110 A Ulrike Bahr (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7111 B Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7112 B Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7113 C Tagesordnungspunkt 30: Vereinbarte Debatte: Menschenrechte glo- bal durchsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 7115 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 7116 A Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 7117 A Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7119 A Dr. Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 7119 D Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 7121 A Tagesordnungspunkt 31: Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Kordula Schulz-Asche, Renate Künast, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbesserung der Situation von Opfern von Menschenhandel in Deutschland Drucksache 18/3256 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7122 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7123 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 7124 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 7125 C Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7126 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7127 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7128 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7129 C Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . 7130 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7131 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 7133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7133 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7057 (A) (C) (D)(B) 74. Sitzung Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7133 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 5.12.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 5.12.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 5.12.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 5.12.2014 Daldrup, Bernhard SPD 5.12.2014 Freitag, Dagmar SPD 5.12.2014 Gabriel, Sigmar SPD 5.12.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 5.12.2014 Jung, Xaver CDU/CSU 5.12.2014 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Kermer, Marina SPD 5.12.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 5.12.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 5.12.2014 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 5.12.2014 Liebich, Stefan DIE LINKE 5.12.2014 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 5.12.2014 Lutze, Thomas DIE LINKE 5.12.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Mortler, Marlene CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 5.12.2014 Müntefering, Michelle SPD 5.12.2014 Dr. Nick, Andreas CDU/CSU 5.12.2014 Post (Minden), Achim SPD 5.12.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 5.12.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 5.12.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Sütterlin-Waack, Sabine CDU/CSU 5.12.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Tillmann, Antje CDU/CSU 5.12.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 5.12.2014 Wanderwitz, Marco CDU/CSU 5.12.2014 Weber, Gabi SPD 5.12.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 5.12.2014 Zollner, Gudrun CDU/CSU 5.12.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 928. Sitzung am 28. No- vember 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Asylbewerberleistungs- gesetzes und des Sozialgerichtsgesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes – Gesetz zur Einführung des Elterngeld Plus mit Partnerschaftsbonus und einer flexibleren Eltern- zeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 7134 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/59/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Mai 2014 zur Festlegung eines Rahmens für die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstitu- ten und Wertpapierfirmen und zur Änderung der Richtlinie 82/891/EWG des Rates, der Richtlinien 2001/24/EG, 2002/47/EG, 2004/25/EG, 2005/56/EG, 2007/36/EG, 2011/35/EU, 2012/30/EU und 2013/ 36/EU sowie der Verordnungen (EU) Nr. 1093/ 2010 und (EU) Nr. 648/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates (BRRD-Umsetzungsge- setz) Der Bundesrat hat hierzu ferner die folgende Ent- schließung gefasst: 1. a) Der Bundesrat begrüßt, dass sich die Bundes- regierung auf europäischer Ebene darum be- müht hat, die Belastungen von Landesförder- banken und Förderkrediten durch Beiträge zum Europäischen Abwicklungsfonds zu ver- meiden oder zumindest gering zu halten. b) Der Bundesrat stellt jedoch fest, dass die He- ranziehung der Landesförderbanken zu Beiträ- gen zum Europäischen Bankenabwicklungs- fonds auf der Grundlage der im delegierten Rechtsakt der Europäischen Kommission vom 21. Oktober 2014 veröffentlichten Berech- nungssystematik zu einer systemisch nicht gerechtfertigten und dem Gesichtspunkt der Risikoproportionalität grob widersprechenden Belastung der Landesförderbanken führt. c) Der Bundesrat stellt weiterhin fest, dass durch eine Heranziehung von Landesförderbanken zum einheitlichen Bankenabwicklungsfonds öffentliche Mittel der Länder im erheblichen Umfang für die Abfederung von Risiken pri- vater Geschäftsbanken verwendet werden. Der Bundesrat erkennt hierin einen Widerspruch zu der Zielsetzung der durch das vorliegende Gesetz umzusetzenden Richtlinie, zukünftig eine Belastung der öffentlichen Hand durch die Rettung von Banken zu vermeiden. d) Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, sich im EU-Ministerrat und im Europäi- schen Rat dafür einzusetzen, dass die Landes- förderbanken durch Beiträge zum Europäi- schen Bankenabwicklungsfonds nicht oder wesentlich geringer belastet werden als durch den delegierten Rechtsakt der EU-Kommis- sion vom 21. Oktober 2014 vorgesehen. 2. Der Bundesrat hält es für in hohem Maße proble- matisch, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau von der Beitragspflicht zur Europäischen Banken- abgabe befreit ist, die Förderbanken der Länder hingegen einer Beitragspflicht unterliegen. Der Bundesrat weist darauf hin, dass auf Grund des ri- sikoarmen Geschäfts und der spezifischen Eigen- tümerstruktur eine Beitragspflicht der Länderför- derinstitute unter sachlichen Gesichtspunkten in keiner Weise gerechtfertigt ist. Der Bundesrat sieht die dringende Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der Regelun- gen zur Beitragspflicht von kleinen und mittleren Kreditinstituten. Die vorgesehenen Erleichterun- gen für kleinste Institute werden für die Mehrzahl der regional tätigen Banken in Deutschland aller Voraussicht nach keine signifikanten Entlastungen zur Folge haben und daher ins Leere gehen. Der Bundesrat weist kritisch darauf hin, dass die von der Kommission vorgesehenen Regelungen die mangelnde Systemrelevanz der kleinen und mittleren Institute und die sich daraus ergebende Folge, dass diese Institute niemals Leistungen aus dem Abwicklungsfonds erhalten werden und da- mit lediglich zur Befüllung des Abwicklungsfonds beitragen, nicht ausreichend berücksichtigen und daher unverhältnismäßig sind. Der Bundesrat lehnt Doppelbelastungen ab, die sich für die durch ihre Institutssicherungssysteme im Bestand geschützten Sparkassen und Kreditge- nossenschaften ergeben. Der Bundesrat bittet da- her die Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene für die Festlegung differenzierterer Rege- lungen einzusetzen, die dem Proportionalitätsprin- zip entsprechen. 3. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, darauf zu achten, dass die Beitragserhebung zum euro- päischen Abwicklungsfonds zu keinen Wettbe- werbsverzerrungen führt. Er befürwortet daher eine EU-weit steuerliche Gleichbehandlung. – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 21. Mai 2014 über die Übertragung von Beiträgen auf den ein- heitlichen Abwicklungsfonds und über die ge- meinsame Nutzung dieser Beiträge – Gesetz zur Änderung des ESM-Finanzierungsge- setzes – Gesetz zur Änderung der Finanzhilfeinstrumente nach Artikel 19 des Vertrags vom 2. Februar 2012 zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsme- chanismus – Gesetz zur Verringerung der Abhängigkeit von Ratings – Gesetz zur Änderung des Freizügigkeitsgesetzes/ EU und weiterer Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Mikrozensusge- setzes 2005 und des Bevölkerungsstatistikgesetzes – … Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgeset- zes – Gesetz zur Durchführung des Haager Überein- kommens vom 30. Juni 2005 über Gerichtsstands- vereinbarungen sowie zur Änderung des Rechts- pflegergesetzes, des Gerichts- und Notarkosten- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7135 (A) (C) (D)(B) gesetzes, des Altersteilzeitgesetzes und des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/99/EU über die Europäische Schutzanordnung und zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 606/2013 über die gegenseitige Anerkennung von Schutz- maßnahmen in Zivilsachen – Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschrif- ten hinsichtlich der Einführung des europäischen elektronischen Mautdienstes – Gesetz zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 10. November 2010 zum Europäischen Ausliefe- rungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 – Gesetz zu dem Protokoll Nr. 15 vom 24. Juni 2013 zur Änderung der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten Zudem hat der Bundesrat in seiner 928. Sitzung am 28. November 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 bis 6 des Standortauswahlgesetzes Staatsminister Thomas Schmidt (Sachsen) als Nachfolger des ausschei- denden Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (Sachsen) zum Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioak- tiver Abfallstoffe“ und Minister Dr. Helmuth Markov (Brandenburg) als Nach- folger der ausscheidenden Ministerin a. D. Anita Tack (Brandenburg) zum stellvertretenden Mitglied der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Juni 2012 in Straßburg Drucksachen 18/2945, 18/3108 Nr. 5 Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten 2014 des Sachverständigenrates zur Begut- achtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Bedarfsgerechte Versorgung – Perspektiven für ländli- che Regionen und ausgewählte Leistungsbereiche Drucksachen 18/1940, 18/2530 Nr. 3 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch den Präsidenten des Deutschen Bun- destages Erster Bericht über die Anwendung der Begleitgesetze zum Vertrag von Lissabon Drucksachen 17/14601, 18/641 Nr. 25 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Umsetzung des Europäischen Semesters 2013 und der Europa 2020-Strategie unter besonderer Berücksichtigung der länderspezifischen Empfehlun- gen Drucksache 17/14622 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/822 Nr. A.7 Ratsdokument 5812/14 Drucksache 18/3110 Nr. A.1 EuB-BReg 74/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.3 EuB-BReg 80/2014 Drucksache 18/3110 Nr. A.5 EuB-BReg 86/2014 Innenausschuss Drucksache 18/1935 Nr. A.6 Ratsdokument 10208/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.14 Ratsdokument 10307/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.21 Ratsdokument 12315/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.22 Ratsdokument 12331/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.23 Ratsdokument 12332/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/3110 Nr. A.12 Ratsdokument 14028/14 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/3110 Nr. A.13 EuB-BReg 76/2014 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/1935 Nr. A.15 Ratsdokument 10024/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.72 Ratsdokument 12150/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.12 Ratsdokument 12646/14 Drucksache 18/2935 Nr. A.8 Ratsdokument 13442/14 Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 74. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 26 System der zulassungspflichtigen Handwerkerberufe TOP 27 Bundeswehreinsatz in Afghanistan (RSM) TOP 28 Stromsperren TOP 29 Vereinbarte Debatte 25 Jahre VN-Kinderrechtskonvention TOP 30 Vereinbarte Debatte Menschenrechte global durchsetzen TOP 31 Situation von Opfern von Menschenhandel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Susann Rüthrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Geburtstage, zumal runde, sind immer ein
    schöner Anlass, zurückzuschauen. Wie sah denn die
    Welt von Kindern vor 25 Jahren aus, bevor die Kinder-
    rechtskonvention in Kraft getreten ist? Doppelt so viele
    Kinder wie jetzt auf der Welt haben damals ihren fünften
    Geburtstag nicht erlebt. Es gab bei uns noch kein Recht
    auf gewaltfreie Erziehung. Kinderschutz hatte sich der
    Bund noch nicht zur gesetzlichen Aufgabe gemacht.
    Umgangsrechte mit beiden Eltern waren nicht geklärt.
    Weitere Beispiele ließen sich aufzählen.

    Doch fast noch spannender, als zurückzuschauen,
    finde ich es, an Geburtstagen vorauszuschauen. Wo wer-
    den wir denn wohl in 25 Jahren stehen, vielleicht auch
    schon in 20 oder 10? Einmal abgesehen davon, dass ich
    den Kinderrechten wünsche, dass sie sich dann selbst
    weiterentwickelt haben werden, etwa um ökologische
    oder digitale Rechte, wünsche ich den Kinderrechten
    vier Dinge zum Geburtstag.

    Zum einen: Die Kinderrechte werden dann längst im
    Grundgesetz stehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Norbert Müller [Potsdam] [DIE LINKE])


    Kein Mensch kann dann mehr so recht nachvollziehen,
    warum es eigentlich so lange gedauert hat, sie in das
    Grundgesetz hineinzuschreiben. Es war dann wohl ein-
    fach endlich an der Zeit, das Grundgesetz moderner zu
    machen und an die gesellschaftlichen Entwicklungen in
    Deutschland und der Welt anzugleichen. Die dann leben-
    den Kinder kennen es gar nicht mehr anders, als dass sie
    gleichwertige Rechte wie Erwachsene haben, nur dass
    sie diese eben etwas anders ausleben, ihrem Alter ge-
    mäß.

    Das werden die späteren Erwachsenen als Bereiche-
    rung sehen, weil die jungen Leute immer neuen
    Schwung in Debatten bringen, sei es über ihr Wahlrecht,
    sei es über verbindliche Befragungen oder durch Be-
    schwerden beim Bundeskinderbeauftragten. Unsere Poli-
    tik und das, was daraus folgt, erleben unsere Kinder
    doch am längsten. Wer von einer Entscheidung betroffen
    ist, der wirkt auch an der Entscheidung mit. Das ist de-
    mokratisch. Also, hören wir Kinder an und beachten wir
    das, was sie sagen.

    Mein zweiter Geburtstagswunsch ist: Wir haben dann
    eine Kindergrundsicherung oder etwas Vergleichbares.
    Jedenfalls ererbt kein Kind mehr die Armut seiner El-
    tern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Norbert Müller [Potsdam] [DIE LINKE])


    Jedem Kind steht kostenfrei das Lern- und Lebensum-
    feld zur Verfügung, das es tatsächlich braucht. So wird
    es dann der Vergangenheit angehören, dass es Kinder
    gibt, die weniger gute Chancen im Leben haben, nur
    weil ihre Eltern nicht wohlhabend sind; denn Bildung ist
    dann für alle kostenfrei, und zwar von der Kita an.

    Kitas und Schulen sind dann offen. Vereine und Ver-
    bände laden jedes Kind ein, dort seine Talente zu entde-
    cken. Die Kinder toben, spielen und lernen. Kein Kind
    braucht mehr Geld, um ein Instrument zu lernen, um
    Fußball zu spielen, um Nachhilfeunterricht zu bekom-
    men oder um Sprachförderung zu erhalten. Zur kosten-
    freien Bildung gehört dann auch, dass kein Kind hungrig

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7107

    Susann Rüthrich


    (A) (C)



    (D)(B)

    lernt und spielt. Gesunde Mahlzeiten gehören einfach
    zum Kita- und Schulalltag.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich komme zu meinem dritten Wunsch. Leider wird
    es wahrscheinlich auch in 25 Jahren noch Flüchtlings-
    kinder bei uns geben. „Leider“ deswegen, weil ich
    fürchte, dass es auch dann noch schreckliche Gründe ge-
    ben wird, weswegen Menschen unseren Schutz suchen.
    Es wird dann aber anders sein als jetzt: Da die Kinder-
    rechte im Grundgesetz stehen, werden diese Kinder
    nicht mehr anders behandelt. Sie sind bis zum 18. Ge-
    burtstag vor dem Gesetz Kinder; logisch eigentlich. Sie
    erhalten die medizinische Versorgung, die jedes andere
    Kind auch bekommt, und zwar dann, wenn es nötig ist,
    und nicht mehr dann, wenn das Kind Schmerzen hat;
    denn es ist doch einfach unmenschlich, erst zu warten,
    bis die Zahnschmerzen akut sind, anstatt vorzusorgen.

    Flüchtlingskinder gehen dann ganz normal in die
    Schule und in die Kita nebenan. Vor allem aber werden
    ihre Fluchtgründe im Asylverfahren erfragt und beach-
    tet; denn nur sie können etwa jung zwangsverheiratet
    oder als Kindersoldaten ausgebeutet werden. Im Asyl-
    verfahren werden sie angehört, und selbstverständlich
    gilt auch hier: Das Kindeswohl hat Vorrang.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Was viertens spätestens in 25 Jahren anders sein wird:
    Die erschütternden Zahlen von misshandelten Kindern
    müssen gesunken sind. Allein die bekannten Zahlen
    – ohne das Dunkelfeld – machen mich fassungslos. Tau-
    sende Kinder jedes Jahr werden geschlagen und miss-
    handelt, und jährlich überleben 150 Kinder ihr Eltern-
    haus nicht. Wenn wir heute also von einem Fall in der
    Zeitung lesen, dann müssen wir davon ausgehen, dass in
    derselben Woche wahrscheinlich zwei weitere Kinder
    gestorben sind – nicht infolge eines Unfalls, sondern
    durch die Hand Erwachsener.

    Die Zahl der tödlichen Unfälle von Kindern im Stra-
    ßenverkehr hat sich seit 1990 halbiert, und immer weni-
    ger Kinder sterben an schweren Krankheiten. Nur die
    Zahl der getöteten Kinder bleibt stabil. Das muss sich in
    den kommenden Jahren unbedingt ändern.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die ganz traurigen Ausnahmefälle wird es wohl im-
    mer geben. Das müssen aber tatsächliche Einzelfälle
    sein, bei denen sich zuvor keine Auffälligkeiten gezeigt
    haben. Es sind ja nicht zu wenige Institutionen, die sich
    mit Risikofamilien beschäftigen, aber diejenigen, die
    helfen, sind zu schlecht ausgestattet und haben zu we-
    nige bis keine Ressourcen, um etwa die Fallberatung zu
    koordinieren. Das erzählen uns zumindest Kinderärzte.
    Dass dann im Grundgesetz festgeschriebene Recht auf
    Unversehrtheit wird dazu führen, dass Kindern schneller
    und besser geholfen werden muss.
    In 25 Jahren werden wir hoffentlich sagen: Weil wir
    Kinderleben gerettet haben, hat sich die Grundgesetzän-
    derung gelohnt.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner ist

Norbert Müller, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Gäste! Liebe Susann Rüthrich, ich
    könnte mich Ihnen in vielen Punkten anschließen. Vor
    wenigen Wochen hatten wir aus Anlass eines Antrags
    der Grünen schon eine Debatte zur UN-Kinderrechts-
    kommission, und es wäre nun sehr langweilig, wenn ich
    all das, was Sie gesagt haben, wiederholen und mit unse-
    rer eigenen Position anreichern würde oder wenn ich das
    wiederholen würde, was ich hier vor drei Wochen schon
    gesagt habe. Deshalb möchte ich gerne einen anderen
    Aspekt in die Debatte einbringen und damit vielleicht
    ein bisschen Wasser in den Wein gießen.

    Die UN-Kinderrechtskommission regelt, dass Kind
    ist, wer das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.
    UNICEF leitet aus der UN-Kinderrechtskonvention
    – das ist spannend für die Bewertung dieser Konvention –
    zehn Grundrechte ab. Das siebte Grundrecht ist – ich zi-
    tiere –

    das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewalt-
    freie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung
    und des Friedens.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Linke teilt dies un-
    eingeschränkt;


    (Beifall bei der LINKEN)


    denn Kinder sind trotz ihrer besonderen Schutzbedürf-
    tigkeit oft die ersten Opfer eines Krieges.

    Gerade in Bürgerkriegen, wie in Syrien oder – viel
    näher – in der Ukraine, die wir gerade erleben müssen,
    beobachten wir immer wieder, wie Kinder unter militäri-
    schen Konflikten leiden, und wir beobachten auch im-
    mer wieder den Einsatz von Kindern und Jugendlichen
    als Kombattanten in militärischen Konflikten. Oftmals
    enden Kindheit oder Jugend mit Traumatisierungen, mit
    Verletzungen und auch durch einen gewaltsamen Tod.

    Bei der Umsetzung und Wahrung dieses Grundrechts
    brauchen wir in Deutschland aber gar nicht auf andere
    Staaten zu verweisen. Denn auch die Enttabuisierung
    des Militärischen – mancher hier im Haus ist darauf auch
    noch stolz – ist eben nicht zu bagatellisieren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kaum eine Ausbildungsmesse ohne Bundeswehrstand.
    Jugendoffiziere werben in Schulen offensiv für den Sol-

    7108 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014

    Norbert Müller (Potsdam)



    (A) (C)



    (D)(B)

    datenberuf, der eben kein gewöhnlicher Beruf ist. Dabei
    ist es nun gerade nicht so, dass man es nicht insbeson-
    dere auf Kinder im Sinne der UN-Kinderrechtskonven-
    tion abgesehen hat, sondern gerade die unter 18-Jährigen
    sind im Blick der Werber.

    Insofern ist es ein Stück weit verrückt, dass wir im
    Zusammenhang mit der UN-Kinderrechtskonvention vor
    drei Wochen darüber diskutiert haben. Für die Redner
    der Union war ganz klar, dass ein Wahlrecht für 16- und
    17-Jährige abzulehnen ist. Es gibt aber eine Mehrheit im
    Hause dafür, 17-Jährige zu rekrutieren und in eine Uni-
    form zu stecken. Das ist politisch offenbar gewollt.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Was?)


    2013 wurden 1 032 17-Jährige bei der Bundeswehr
    eingestellt. Dies erfolgte natürlich freiwillig. Gott sei
    Dank wird niemand mit 17 Jahren zum Militär gezwun-
    gen. Warum aber kann die Bundeswehr eigentlich nicht
    darauf verzichten, die Volljährigkeit abzuwarten, und da-
    mit in diesem Sinne die UN-Kinderrechtskonvention zu
    beachten? Was zwingt sie eigentlich, das Rekrutierungs-
    alter immer weiter vorzuverlegen? Warum wirbt denn
    die Bundeswehr gezielt an Schulen und auf Ausbil-
    dungsmessen, gezielt bei Jugendlichen? Offenbar
    scheint sich die Bundeswehr davon zu versprechen, dass
    Kinder und Jugendliche offener für den Kriegsdienst
    sind als Menschen in einem höheren Alter, in dem sie die
    Folgen ihres Tuns besser abschätzen können.

    Aber Sie treiben es noch toller. Ich will hier gar keine
    weiteren Worte zur Bundeswehr an Schulen verlieren.
    Die Positionen hierzu sind ausgetauscht und bekannt.
    Dass Sie aber inzwischen die Bundeswehr bei Kitakin-
    dern auf Werbetour schicken, ist meines Erachtens schon
    eine neue Qualität, und das ist auch verurteilenswert.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Bundesregierung hat erst vor wenigen Wochen
    auf mehrere Kleine Anfragen der Linksfraktion zum
    Thema „Bundeswehr in der Kita“ geantwortet. Sie haben
    unter anderem geantwortet – ich zitiere –:

    Das Kennenlernen des gesellschaftlichen Umfelds
    einschließlich der Arbeitswelt der Eltern gehört
    grundsätzlich zum pädagogischen Angebot von
    Kindertagesstätten.

    Ursache war, dass Fotos im Internet aufgetaucht sind,
    auf denen zu sehen war, dass unter Sechsjährige auf Pan-
    zern herumgeklettert sind, dass offenbar Truppenbesu-
    che vorgenommen worden sind, dass die Bundeswehr
    für Kitaeinrichtungen gespendet hat usw.

    Das ist schon einigermaßen frech. Aus dem Recht der
    UN-Kinderrechtskonvention auf eine gewaltfreie Erzie-
    hung im Sinne des Friedens machen Sie offenbar ein
    Recht, dass auch unter Sechsjährige auf Panzern herum-
    zuklettern haben, weil das in irgendeiner Form zum ge-
    sellschaftlichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen
    gehört. Ich finde, im 25. Jahr der UN-Kinderrechtskon-
    vention müsste man deutlich machen, dass das Militäri-
    sche nicht zum gesellschaftlichen Umfeld von Kindern
    und Jugendlichen gehört.

    (Beifall bei der LINKEN)


    Nein. Das ist unwürdig. Die Bundesregierung hat die
    Vorbehalte zur UN-Kinderrechtskonvention erst vor we-
    nigen Jahren – im Jahr 2010, aber immerhin – zurückge-
    nommen. Nutzen Sie jetzt die Gelegenheit des 25. Jah-
    restages der Konvention, um selbst beispielgebend
    voranzugehen! Unterlassen Sie die Werbung an Schulen!
    Stellen Sie diese schrägen Kasernenexkursionen von Ki-
    tas ein! Rekrutieren Sie keine Minderjährigen mehr!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Krieg ist das größte Leid, das man Kindern und Ju-
    gendlichen zufügen kann. Lassen Sie uns daraus Konse-
    quenzen ziehen für die Bundesrepublik Deutschland, für
    unser Land. Seien Sie so konsequent, und nehmen Sie
    endlich die Kinderrechte in unsere Verfassung auf.

    Ich weiß, dass es bei Grünen und der SPD hierzu
    große Übereinstimmung gibt. Das geht insbesondere an
    die Kolleginnen und Kollegen der SPD: Seien Sie so
    mutig, und gehen Sie auch in dieser Legislaturperiode
    Schritte! Drücken Sie Ihren Koalitionspartner, damit wir
    bei der Frage der Verankerung von Kinderrechten im
    Grundgesetz vorankommen. Das wäre ein besseres Zei-
    chen anlässlich der Feier des 25. Geburtstags der Kin-
    derrechtskonvention als nur wohlfeile Reden im Parla-
    ment.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)