Rede von
Martin
Rabanus
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich freue
mich, als Bildungspolitiker auch einen Beitrag in dieser
Debatte leisten zu können. Ich will mich in dieser Rolle
auch nicht über Handwerksordnungsänderungen aus
dem Jahr 2004 auslassen; ich will mich auch nicht da-
rüber auslassen, ob es sinnvoll oder legitim ist, sich For-
derungen vom Handwerk oder von Gewerkschaften an-
zueignen, sondern ich möchte mir diesen Bereich aus
bildungspolitischer Sicht anschauen, und das fast am
Ende des parlamentarischen Jahres. Eine Sitzungswoche
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Freitag, den 5. Dezember 2014 7075
Martin Rabanus
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haben wir noch, und dann neigt sich das Jahr 2014 dem
Ende entgegen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, aus bildungspolitischer Sicht war
das Jahr 2014 ein gutes Jahr für Deutschland.
Wir haben in der letzten Woche einen Rekordhaushalt
für den Bildungsbereich beschlossen, wir haben die
Fortsetzung des Hochschulpakts und des Pakts für For-
schung und Innovation beschlossen, wir haben die Ab-
schaffung des Kooperationsverbots im Hochschulbe-
reich beschlossen, wir haben eine BAföG-Novelle
beschlossen, und wir haben erst gestern die Hightech-
Strategie diskutiert.
Weiterhin haben wir in diesem Jahr 2014 der berufli-
chen Bildung in der parlamentarischen Arbeit und in den
parlamentarischen Debatten einen Raum eingeräumt wie
seit Jahren, vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr. Des-
wegen sage ich auch: Es war ein gutes Jahr für die beruf-
liche Bildung in Deutschland. Denn, Frau Strothmann,
wir haben in diesen Debatten ja auch den Stellenwert der
beruflichen Bildung als der zentralen Säule in der beruf-
lichen Erstausbildung in Deutschland verdeutlichen
können und, wie ich schon glaube, auch den jungen
Menschen verdeutlichen können, welche Perspektiven,
welche Chancen darin liegen. Diese Chancen ergeben
sich nicht nur für die jungen Menschen, sondern auch für
die Wirtschaft, die die Fachkräfte braucht. Das ist schon
erwähnt worden. Für die Gesellschaft insgesamt ist es
wichtig, dass diese Chancen ergriffen werden. Deswe-
gen, glaube ich, war es auch richtig, genau diesen
Schwerpunkt in den parlamentarischen Debatten zu set-
zen, und zwar ohne einen Konflikt mit der allgemeinen
oder akademischen Bildung zu produzieren. Das festzu-
stellen, ist mir an der Stelle noch einmal ganz wichtig.
Wir brauchen beide Säulen der Qualifikation in unserem
Land, weil sie sich ergänzen. Wir müssen immer wieder
betonen – davon bin ich in der Tat felsenfest über-
zeugt –, dass diese Säulen der Bildung und der Ausbil-
dung gleichwertig sind.
Ich will noch hinzufügen: Gerade das berufliche Bil-
dungssystem halte ich in besonderer Weise für an-
schlussfähig, in besonderer Weise für durchlässig und in
besonderer Weise für geeignet, einmal einen Umweg zu
ermöglichen. Denn in der Kombination von theoretischem
und beruflichem Wissen, die wir in der beruflichen Bil-
dung ja haben, leiten sich ganz andere Berufsperspektiven
ab, leiten sich quasi auch andere Einkommensmöglich-
keiten ab, die sich so manch ein Politikstudent durchaus
wünschen würde. Ich darf das sagen, weil ich selber
solch ein Politikstudent gewesen bin.
Ich habe mich nicht nur einmal mit der Frage eines Ta-
xischeins auseinandergesetzt. Aber Spaß beiseite! Das
ist etwas, was, glaube ich, in den Debatten der letzten
Monate deutlich geworden ist.
Heute ist der Meisterbrief, der große Befähigungs-
nachweis, die Krone der beruflichen Ausbildung in
Deutschland, im Fokus. Er ist – das ist gesagt worden –
Garant für hohe praktische, theoretische und auch so-
ziale Kompetenzen. Er befähigt zum Führen eines Un-
ternehmens, er befähigt dazu, das eigene Wissen auch an
die nächste Generation weiterzugeben. Das Stichwort
„Ausbildung“ ist dazu genannt worden. Er befähigt
dazu, in dem jeweiligen Fach Standards zu setzen und zu
sichern. Dieser Meisterbrief, meine sehr verehrten Da-
men und Herren, steht in der Tat in der Wertigkeit einem
Abschluss an einer Hochschule in nichts nach;
erst recht nicht – das habe ich eben schon gesagt – bei
der Eröffnung von Lebensperspektiven. Deswegen ist es
aller Ehren wert, dass wir gemeinsam in diesem Hohen
Haus dafür sorgen, dass der Meisterbrief erhalten bleibt,
gerade weil unser duales Berufsausbildungssystem ein
Exportschlager ist.
Wir müssen jetzt – das ist ein kleiner Ausblick ins
nächste Jahr – auch dafür sorgen, dass möglichst viele
Menschen die Chance erhalten, die Meisterschule zu be-
suchen; ich spreche da natürlich vom Meister-BAföG.
Wir werden das Aufstiegsausbildungsförderungsgesetz
– das haben wir uns in der Koalition vorgenommen – im
nächsten Jahr reformieren und novellieren.
Wir wollen die Förderbedingungen verbessern. Wir
wollen den Kreis der geförderten Personen ausweiten.
Wir wollen die Förderung selbst erhöhen.
Wir wollen dabei die Möglichkeit von Frauen ebenso
– ich sage das, mit Verlaub, in dieser Reihenfolge – wie
die Möglichkeit von Menschen mit Behinderungen – wir
haben erst am Mittwoch über die Teilhabe von Men-
schen mit Behinderungen diskutiert –, Meisterschulen zu
besuchen, verbessern. Wir wollen jungen Menschen, die
einen akademischen Bildungsweg eingeschlagen haben,
die aber erkennen, dass das nicht wirklich der richtige
Weg für sie ist, die Möglichkeit eröffnen, die Meister-
schule zu besuchen.
Herr Präsident, ich komme zum Schluss. Das Jahr
2014 war ein gutes Jahr für die Bildung, weitere werden
folgen.
Vielen Dank.