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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Axel Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

    Charme der entwicklungspolitischen Diskussion besteht
    darin, dass wir hier sehr oft nicht das klassische Opposi-
    tion/Regierung-Muster anwenden: Die Regierungspar-
    teien loben aus Überzeugung oder pflichtschuldig das
    Handeln der Regierung, und die Oppositionsparteien kri-
    tisieren das genauso pflichtschuldig. – Das ist in dieser
    Debatte nicht so. Es gibt ganz vieles, was differenziert
    dargestellt worden ist. Es ist auch gegenseitig Wertschät-
    zung zum Ausdruck gebracht worden. Das ist bedeutend
    für dieses Thema, das uns allen, die wir hier sitzen, am
    Herzen liegt und für das wir in unseren eigenen Parteien
    noch nicht die Zustimmung haben, die wir eigentlich
    gern hätten und die wir auch bräuchten. Insofern ist das,
    glaube ich, für jede Fraktion hilfreich.


    (Beifall bei der SPD)


    Diese Debatte muss immer selbstbewusst und selbst-
    kritisch geführt werden. Es gilt, selbstbewusst zu sagen:
    Jawohl, wir haben es in Richtung Millenniumsziele, ge-
    rade bei der Armutsbekämpfung, bei dem allerschlimms-
    ten Problem, einige Schritte voran geschafft. Auf der an-
    deren Seite muss man aber auch ehrlich sagen:
    0,7 Prozent ist die angestrebte ODA-Quote. Wir sind bei
    0,38 Prozent. Das heißt, eigentlich ist eine Verdopplung
    der Anstrengungen notwendig. Wenn es um eine Ver-
    dopplung von Anstrengungen geht, gilt es – auf Neu-
    deutsch –, Synergien zu heben. Praktisch gesagt: Es gilt,
    den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit zu stärken. –
    Das ist Europa.

    Wir haben 2015 das Europäische Jahr der Entwick-
    lung. Das ist für das, was wir wollen, genau passend.
    Natürlich passt es, dass der Entwicklungsminister auch
    Mitglied des Europäischen Parlaments war. Er hat da
    schon den entsprechenden Rückenwind.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hilft natürlich!)


    Das trifft natürlich auch auf Claudia Roth, Frithjof
    Schmidt, Anja Weisgerber und manch andere zu.


    (Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das sind die Sondertische, die wir haben!)


    Wir, die Abgeordneten aller Fraktionen in diesem
    Haus, stehen zu unserer Verantwortung; denn die Vertre-
    ter der vier entsprechenden Fraktionen – Christdemokra-
    ten, Grüne, auch Linke, Sozialdemokraten sowieso – so-
    wie der Liberalen im Europäischen Parlament haben
    dafür gesorgt, dass der Regierungschef, also der Kom-
    missionspräsident, erstmals vom Europäischen Parla-
    ment gewählt worden ist. Ohne die Haltung dieser fünf
    Fraktionen, die gesagt haben: „Wir nehmen nur einen,
    der auch bei der Wahl angetreten ist“, hätten wir diese
    Kommission nicht bekommen – egal wie man hinterher
    manche Entwicklung in der Kommission sieht.

    Die Wahl des Kommissionspräsidenten durch das
    Europäische Parlament ist ein ganz wichtiger Fortschritt
    im Hinblick auf das, was wir 2015 machen wollen. Wir
    brauchen nämlich auch 2015 einen Entwicklungskom-
    missar – wir kennen Neven Mimica aus Kroatien gut; er
    war auch schon öfter bei uns –, der etwas von der Sache
    versteht, der überzeugter Europäer ist und den wir ge-
    winnen können, auch für das wichtigste Anliegen, die
    europäische Entwicklungszusammenarbeit effektiver zu
    gestalten. Wir müssen sagen: Jawohl, wenn wir, die
    EU-Staaten, schon insgesamt 60 Prozent der Gebermittel
    weltweit aufbringen, dann müssen wir auch schauen, wie
    wir die Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam besser
    voranbringen, wie wir sie politisch wichtiger machen.

    Dazu gehört natürlich auch, dass die Entwicklungszu-
    sammenarbeit in der Außenpolitik berücksichtigt wird
    – auch die neue Hohe Vertreterin der Außen- und Sicher-
    heitspolitik, Frau Mogherini, ist sehr engagiert und von
    europäischen Erfahrungen geprägt –, damit es da wirk-





    Axel Schäfer (Bochum)



    (A) (C)



    (D)(B)

    lich in dieselbe Richtung geht. Ich glaube, das sollten
    wir als Bundestag mit Diskussionen hier vor Ort, aber
    auch in Zusammenarbeit mit unseren Vertretern in der
    Kommission voranbringen; die Kommission ist ja keine
    Vertretung der nationalen Interessen von Deutschen, Ita-
    lienern oder auch Kroaten, sondern die gemeinsame eu-
    ropäische Regierung. Dies wird, glaube ich, ganz wich-
    tig sein.

    Die Inhalte, um die es für uns Deutsche als Teil dieser
    Europäischen Union gehen wird, bedeuten ganz prak-
    tisch: Wir müssen beim Thema Klimawandel mehr ma-
    chen; die Frage der Armutsbekämpfung muss bei uns
    tatsächlich im Zentrum stehen; die Mittel der Europäi-
    schen Union für Maßnahmen zur Senkung der Treib-
    hausgasemissionen müssen aufwachsen. All das sind
    wichtige Dinge. Das alles Zusammenspannende ist aber
    letztendlich, dass wir dies als Gemeinschaft des Friedens
    tun.

    Man muss immer wieder darauf hinweisen: Wir in der
    Europäischen Union sind eine Friedensgemeinschaft.
    Man muss auch immer wiederholen: Es ist gut, dass alle
    631 Abgeordneten des Deutschen Bundestages – mit
    ganz unterschiedlichen Überzeugungen und auch Partei-
    zugehörigkeiten – keine militärische Lösung von Kon-
    flikten wollen; wir haben es gerade im Zusammenhang
    mit der Ukraine-Problematik erlebt. Das ist eine ganz
    wichtige Voraussetzung dafür, dass wir Entwicklungszu-
    sammenarbeit mit einer bestimmten Haltung betreiben.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Johannes Selle [CDU/CSU])


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht auch um
    ganz praktische Fragen. Zwei herausragende Punkte:

    Der erste Punkt: die Finanztransaktionsteuer. Warum
    ist sie so herausragend für uns? Die Steuer wurde einmal
    als Tobin Tax erfunden und auf den Weg gebracht,
    wurde von vielen verlacht und war in der Politik – Stich-
    wort Mehrheitsfähigkeit – nur ganz schwer zu vermit-
    teln. Wir haben aus dem Deutschen Bundestag heraus
    mit der deutsch-französischen Initiative von Sozialde-
    mokraten und Sozialisten einen wichtigen Schritt getan.
    Es gehört auch zur schwierigen Wahrheit, dass es, als die
    Sozialisten an der Regierung waren, nicht mehr so ein-
    fach war, das Vorhaben so voranzubringen, wie wir es
    erwartet haben – mit der gleichen Begeisterung, mit der
    wir es einmal beschlossen haben. Auch das gehört zu ei-
    ner selbstkritischen Einschätzung. Vielleicht ist das auch
    für manche Vertreter anderer Fraktionen hier im Haus
    eine Anregung, auch mal etwas Selbstkritisches zu sa-
    gen; zum Beispiel machen die Christdemokraten in Un-
    garn etwas, was wir hier in diesem Hause bekanntlich
    mehrheitlich nicht teilen.

    Der zweite Punkt – da sind wir wieder beim Kollegen
    Müller –: Textilsiegel. Das ist eine ganz wichtige, zen-
    trale Initiative. Wir werden es – das wissen Sie, Kollege
    Minister, lieber Gerd – letztendlich nur mit europäischen
    Gesetzen durchsetzen können. Darauf wird es ankom-
    men; es wird darauf ankommen, dass es in einem Dialog
    unseres Parlaments mit dem EP gelingt. Das heißt im
    Dialog der einzelnen Fraktionen, die hier sind, und der
    Fraktionen, die im Europäischen Parlament sind; er
    muss wirklich vorangebracht und intensiviert werden.

    Eine Intensivierung im Jahr 2015 heißt auch, die ent-
    wicklungspolitischen Diskussionen zu verstärken. Man
    könnte es auch ganz salopp so formulieren – leider ist
    der Kollege Klimke, den ich gerade ansprechen wollte,
    schon gegangen –: Leute wie der Kollege Klimke oder
    ich haben diese Themen schon als Mitglieder der Jungen
    Union bzw. der Jusos in den 70er-Jahren debattiert.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So alt bist du doch gar nicht!)


    Heute können wir die Diskussion, zum Beispiel mit den
    Kollegen Sarrazin oder Leutert, die Anfang der 70er-
    Jahre noch gar nicht auf der Welt waren, hier im Parla-
    ment zusammenführen.

    Damals gab es die sehr große Eine-Welt-Bewegung.
    Die Entwicklungspolitik hatte damals einen enormen
    Stellenwert. Obwohl die Probleme zum Teil größer ge-
    worden sind, stehen für die Entwicklungshilfe 0,38 Pro-
    zent statt 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zur
    Verfügung, weshalb wir nicht immer das umsetzen
    konnten, was wir umsetzen wollten. Das betrifft aller-
    dings alle Parteien. Es ist nicht so, dass die Regierung zu
    wenig macht und die Opposition alles besser weiß; dem
    ist nicht so.

    Deshalb möchte ich Sie, euch alle bitten: Lasst uns in
    unseren Fraktionen und auch in unseren Parteien und aus
    unseren Parteien heraus darauf hinwirken, das Thema
    Entwicklungshilfe im Jahr 2015 zu einem zentralen
    Thema zu machen. Bei manchen gibt es heute eine grö-
    ßere Bereitschaft, zu diskutieren, als früher.

    Es ist nicht so, dass sich die Menschen dagegen weh-
    ren, dass Flüchtlinge aufgenommen werden, wie es die
    Bilder in den Medien manchmal suggerieren. Es gibt
    viel mehr gute Beispiele für Solidarität, Unterstützung
    und Mitmenschlichkeit, aber – ich kenne das von der Si-
    tuation bei mir vor Ort – darüber redet man nicht. Es
    sollte in der Berichterstattung aber eine zentrale Rolle
    spielen; denn die Fernsehbilder zeigen etwas ganz ande-
    res.

    Wir müssen die vorhandene Fremdenfeindlichkeit ge-
    meinsam bekämpfen und die guten Beispiele ins Zen-
    trum der Aufmerksamkeit rücken. Lasst uns das bei aller
    Unterschiedlichkeit und trotz aller kritischen Anmerkun-
    gen, die durchaus ihre Berechtigung haben mögen, für
    2015 vornehmen.

    Wir haben nur diese eine Welt. Es darf unterschiedli-
    che Konzepte geben, aber sie sollten in eine gemeinsame
    solidarische Richtung gehen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als letzter Rednerin in dieser Aussprache erteile ich

das Wort der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, CDU/CSU-
Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dagmar G. Wöhrl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Vielen Dank, Herr Präsident! – Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Ich bedauere es immer sehr, wenn eine
    Debatte über dieses Thema erst am Ende eines Sitzungs-
    tages stattfindet und deswegen mehrere Kolleginnen und
    Kollegen nicht teilnehmen. Die Debattenbeiträge haben
    parteiübergreifend gezeigt: Die Beiträge für die Ent-
    wicklungszusammenarbeit sind maßgeblich für den Frie-
    den verantwortlich. Man könnte auch sagen, dass Ent-
    wicklung der neue Begriff für Frieden ist. Vielleicht
    kann der Ältestenrat das nächste Mal bei der Festlegung
    der Tagesordnungspunkte anders entscheiden, damit
    diese für mich und für uns alle wichtige Debatte zukünf-
    tig zu anderer Zeit stattfindet.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir hatten in diesem Jahr zwei Haushaltsberatungen.
    Ich erinnere mich noch: Im Zuge der Beratung des Haus-
    halts 2014 habe ich von der inakzeptablen Situation der
    syrischen Flüchtlinge gesprochen und auch davon, wie
    schnell und wie emotional wir von Bildern bewegt wer-
    den und wie das die öffentliche Bereitschaft fördert, zu
    helfen.

    Mediale Aufmerksamkeit ist dann etwas Gutes, wenn
    sie Gutes bewirkt. Leider ist es oft so, dass manche sa-
    gen: Es muss auch mal wieder gut sein. Aber warum
    sprechen wir im Zuge der Beratungen über den Haushalt
    2015 wieder über das Thema Flüchtlinge? Wir sprechen
    darüber, weil es eben nicht gut ist.

    Wenn wir über das Thema Flüchtlinge diskutieren,
    dann müssen wir auch darüber nachdenken: Wenn die
    Kameras, mit denen die Krise in einem Flüchtlingsort
    dokumentiert wird, abgezogen werden, was bleibt dann
    zurück? Zurück bleiben die Flüchtlinge, zurück bleibt
    aber auch unsere politische Verantwortung, die wir für
    sie haben.

    Daniel Barenboim hat einen bemerkenswerten Leitar-
    tikel – ich weiß nicht, wer ihn gelesen hat – für die Süd-
    deutsche Zeitung anlässlich des 9. November geschrie-
    ben. Er hat uns ins Stammbuch geschrieben: Die
    deutsche Geschichte ist eine demokratische Erfolgsge-
    schichte. Aus ihr erwächst die Pflicht, anderen Ländern
    und anderen Menschen zu helfen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, alle, die
    jetzt noch hier im Plenum sind, sind in Flüchtlingscamps
    gewesen, ob im Nordirak, in Dadaab, in Jordanien oder
    vielen anderen Ländern mehr. Wir alle haben mit eige-
    nen Augen gesehen, wie menschenunwürdig die Situa-
    tion ist, wie schlimm mit diesen armen Menschen, die
    Schweres hinter sich haben, umgegangen wird.

    Ich erinnere mich sehr gut: Wenn man zum Abschied
    in die Augen dieser Menschen geschaut hat, dann hat
    man immer auch noch etwas anderes gesehen – und das
    ist noch viel schlimmer –: Ich persönlich habe sehr oft
    das Gefühl, dass es die Angst ist, vergessen zu werden.
    Darüber zu reden, ist der erste Akt gegen das Vergessen.
    Aber reden allein nützt natürlich nichts. Wir müssen
    auch handeln, und ich glaube, wir haben als Regierung
    gehandelt, schon in diesem Jahr. Der Minister hat schnell
    gehandelt, als er sehr schnell und effizient noch im Au-
    gust 40 Millionen Euro für die Flüchtlinge aus dem
    Nordirak und Gaza und damals 163 Millionen Euro für
    Jordanien bereitgestellt hat, als man gesehen hat, dass
    sich die Flüchtlingszahl auf 700 000 zubewegt. Ich bin
    auch sehr dankbar für die Internationale Flüchtlingskon-
    ferenz, die er mitorganisiert hat, woraus noch weitere
    500 Millionen Euro möglich waren.

    Klar sein muss aber auch: Es ist wichtig, akute Not-
    hilfe zu leisten. Darüber hinaus haben wir aber politische
    und humanitäre Herausforderungen zu erfüllen. Die
    Menschen brauchen sofort Nahrungsmittel – das ist klar –,
    vor allem die Säuglinge, sonst bekommen sie irreparable
    Schäden, gerade hinsichtlich der Entwicklung. Es wer-
    den Decken gebraucht, es wird psychosomatische Be-
    treuung gebraucht und vieles andere mehr. All dies soll
    eine Brücke zu einem menschenwürdigen Leben sein,
    und für uns stellt sich die Frage: Wo, wie und wann soll
    das bewerkstelligt werden, dass sie auch zu einem men-
    schenwürdigen Leben kommen?

    Wir wissen: Konfliktlösungen wie momentan brau-
    chen in der Regel sehr, sehr viel Zeit, und wir wissen
    auch, dass wir keine schnellen Lösungen finden werden,
    ob es bei ISIS oder in Somalia oder im Südsudan ist. Wir
    haben immer mehr Konflikte. Diese dauern immer län-
    ger und fallen immer heftiger aus. Die Menschen brau-
    chen aber jetzt Lösungen. Sie brauchen Perspektiven
    und pragmatische Lösungen.

    Über 50 Millionen Menschen sind auf der Flucht, in
    einem Jahr gab es einen Zuwachs von über 10 Millionen.
    Die Vereinten Nationen haben in ihrem neuen Bericht
    dargestellt, dass bis 2050 zusätzlich 18,4 Millionen
    Menschen gezwungen sein werden, ihr Herkunftsland zu
    verlassen. Nicht eingerechnet sind dabei die armutsbe-
    dingten Migrationen, die nach Paul Collier zu einem
    Exitus führen könnten – ich empfehle jedem, das zu le-
    sen –, nicht nur bei uns oder in den Ländern, in die sie
    flüchten, sondern in ihren eigenen Heimatländern, wo
    das auch zukünftig sehr starke Auswirkungen haben
    wird.

    Politik richtig machen bedeutet vor allem, die richti-
    gen Fragen zu stellen. Wir müssen uns also auch fragen:
    Wie sollen die Flüchtlingslager der Zukunft ausschauen?
    Heute geht man von durchschnittlich 17 Jahren aus, in
    denen Flüchtlinge teilweise in Camps leben. Sollen wir
    für sie urbane Städte bauen, das heißt, ihnen kann even-
    tuell sogar die Zukunft verbaut werden, weil sie dann in
    diesen Städten bleiben – ich erinnere an Dadaab –, oder
    soll man Provisorien schaffen, die aber auf der anderen
    Seite nur ein bedingt menschenwürdiges Leben ermögli-
    chen? Ich denke, das ist keine akademische Frage, son-
    dern – ich habe vorhin Dadaab angesprochen – es geht
    um eine halbe Million Menschen, die seit 20 Jahren dort
    leben. Kinder sind dort aufgewachsen, die nie etwas an-
    deres gekannt haben. Sie kennen nichts anderes als die-
    ses Lagerleben. Welche Antwort geben wir ihnen, wenn
    sie heute fragen: Wo sind unsere Lebensperspektiven in
    der Zukunft?





    Dagmar G. Wöhrl


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir müssen uns auch fragen: Was wollen wir uns
    selbst und den Nachbarländern künftig zumuten? Wir
    wissen, wie oft es Konflikte für die Bevölkerung gibt,
    die nah an den Flüchtlingslagern lebt.

    Das sind viele grundsätzliche Fragen. Ich meine, es
    ist richtig, dass wir die Entscheidung getroffen haben,
    nicht erst zu fragen, wenn das Kind schon in den Brun-
    nen gefallen ist, wie es oft in der Vergangenheit gesche-
    hen ist. Vielmehr müssen wir wie ein guter Arzt nicht
    nur die Krankheitssymptome behandeln, sondern auch
    die Ursachen bekämpfen. Das hat auch der Papst in sei-
    ner Rede gesagt, in der er meinte, es sei notwendig, auf
    die Ursachen einzuwirken und nicht nur auf die Folgen.

    Wenn wir mehr Verantwortung in der Welt wollen
    – und ich denke, das wollen wir alle –, dann müssen wir
    die zivile Krisenprävention noch viel, viel mehr als in
    der Vergangenheit zum Primat unserer Politik machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich glaube, der vierte Bericht zur Krisenprävention wird
    uns die Möglichkeit geben – wenn er in der Beratung ist;
    und er kommt sehr bald –, dass wir dies hier noch einmal
    ausführlich debattieren.

    Die Finanzfragen werden uns nicht loslassen; das ist
    ganz klar. Das ist immer ein wichtiges Thema, vor allem,
    wenn man sieht, dass die Finanzkosten – das Advisory
    Board zu den SDGs wird sie natürlich offenlegen – nicht
    geringer als in der Vergangenheit sein werden. Wir wer-
    den weiterhin ab 2017 nicht mehr so einfach die Mög-
    lichkeit haben, Nachschläge zu leisten, wie es jetzt Gott
    sei Dank möglich gewesen ist.

    Wir müssen uns also schon fragen, wo wir zukünftig
    unsere Schwerpunkte in der Entwicklungszusammenar-
    beit sehen: Wollen wir thematische Schwerpunkte set-
    zen? Das würde sich natürlich aus dem Weltbevölke-
    rungsbericht ergeben, der davon spricht, dass 1,8 Milliar-
    den Menschen unter 24 Jahre alt sind, von denen allein
    90 Prozent in Entwicklungsländern leben. Das heißt,
    hier geht es um Bildung, Bildung, Bildung. Das ist ein
    ganz wichtiges Thema. Auf diesem Gebiet können mit
    die nachhaltigsten Wirkungen erreicht werden. Oder
    wollen wir uns auf regionale Schwerpunkte konzentrie-
    ren?

    Ich glaube, es kommen noch viele Fragen auf uns zu.
    Wir haben ein Jahr vor uns, das man, wie ich glaube,
    schon als Jahr der Lösungen beschreiben kann. Wir rich-
    ten die GAVI-Geberkonferenz aus, bei der wir natürlich
    möglichst viele Einnahmen generieren wollen. Wir ha-
    ben dann den G-7-Gipfel. Es wird um die Vereinbarung
    neuer SDGs gehen; hier muss es klare Zielsetzungen hin
    zu neuen und nachhaltigeren Lebensweisen auf der gan-
    zen Welt geben. Schließlich hoffen wir, dass auch der
    Klimagipfel in Paris positiv endet.

    Um zukünftig zu Lösungen zu kommen, brauchen wir
    die Mitarbeit von jungen Menschen, die offen sind für
    neue Dialoge und für neue Lösungswege. Ich glaube,
    solche jungen Menschen müssen wir in unsere Entwick-
    lungszusammenarbeit einbinden. Deshalb bin ich dem
    Minister sehr dankbar für die Zukunftscharta. Es bestand
    hier für viele junge Menschen die Möglichkeit, ihre Vor-
    stellungen darzulegen, auf was für einem Globus sie zu-
    künftig leben möchten, wie es in ihrem Land aussehen
    soll und welchen Beitrag sie für eine gute, heile Welt in
    der Zukunft bringen möchten.

    Vielleicht darf ich mir, auch im Namen der Kollegin-
    nen und Kollegen hier, wünschen, dass wir Parlamenta-
    rier auch 2015 in die Vorbereitung und Umsetzung aller
    zur Debatte stehenden Punkte konstruktiv eingebunden
    werden.

    Vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)