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    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

    ordneten Claudia Roth, Bündnis 90/Die Grünen.

    Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
    NEN):

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Lieber Gerd Müller! Lieber Thilo Hoppe auf der Tri-
    büne! Welchen Anspruch hat die Entwicklungspolitik,
    und welchen Anspruch haben wir als Deutscher Bundes-
    tag an die Entwicklungspolitik? Die Welt hat sich ge-
    dreht, viel schneller, viel weiter und viel radikaler, als
    wir gedacht, gehofft oder erwartet haben. Wo die He-
    rausforderungen wachsen, braucht es eine nachhaltige
    Entwicklungspolitik, die aber auch bei uns selber an-
    setzt, bei unserer Landwirtschaft, bei unserer Infrastruk-
    tur und bei unserem Konsum; denn gerade unsere Le-
    bens- und Wirtschaftsweise hat enorme Auswirkungen
    auf die globale Entwicklung. Deshalb müssen auch wir
    uns ändern, wenn wir über Entwicklungspolitik spre-
    chen. Genau das ist das Herausfordernde und Spannende
    bei den SDGs, den Nachhaltigkeitszielen. Wir erkennen
    an, dass in diesem Sinne auch Deutschland ein Entwick-
    lungsland ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir stehen vor dem Ende bislang wie in Stein gemei-
    ßelter weltpolitischer Gewissheiten; denn die Welt, wie
    wir sie heute erleben, hat sich dramatisch verändert. Es
    ist eine Welt – darauf haben alle hingewiesen –, in der
    neue Krisen und Konfliktformen ausbrechen. Es ist eine
    Welt, in der wir ein gigantisches Marktversagen haben,
    das zur Klimakrise, zur Finanzkrise und zum Verlust von
    Biodiversität geführt hat. Es ist eine Welt, in der soziale
    Ungleichheit quer durch alle Staaten geht und eine neue
    globale Mittelschicht nach denselben Konsummustern
    strebt, die wir auch hier bei uns in Europa haben. Aber
    mit einer solchen Art des weltweiten Konsums würden
    wir die Erde zugrunde richten. Es ist also höchste Zeit,
    dass wir eingestehen, dass die gängigen Beschreibungen
    von reich und arm, von West und Ost, von entwickelt
    und unterentwickelt so nicht mehr tragen. Das wird doch
    augenscheinlich bei über 55 Millionen Menschen, die
    weltweit auf der Flucht sind, augenscheinlich angesichts
    entgrenzter Gewalt, wie wir sie in Syrien, im Irak, in Af-
    ghanistan, im Kongo bis nach Mexiko erleben, ange-
    sichts der verdrängten, der vergessenen Konflikte im
    Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik.
    Aber diese notwendige Neubewertung der globalen
    Lage, mit Verlaub, lieber Gerd Müller, die fehlt mir in
    der Politik der Bundesregierung. Sie ist wirklich eine
    große Leerstelle im Koalitionsvertrag.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zwei Prioritäten stehen für uns im Mittelpunkt: ers-
    tens, dass Strukturen für einen Durchbruch für globale
    Gerechtigkeit und Klimaschutz geschaffen werden, und
    zweitens, Antworten zu finden, ja, nachhaltige Antwor-
    ten zu finden auf die humanitären Katastrophen und Tra-
    gödien unserer Zeit.

    Menschen überall auf der Welt legen große Hoffnun-
    gen in das Jahr 2015, in den Erfolg der Klima- und
    Nachhaltigkeitsverhandlungen. Sie hoffen darauf, dass
    endlich eine wirkliche globale Vernetzung entsteht, dass
    eine Zusammenarbeit entsteht, bei der es nicht um Geld
    für die Banken und die Großkonzerne geht, sondern um
    eine Zusammenarbeit, in der wir als Weltgemeinschaft
    unsere Zukunft gemeinsam gestalten. Genau dies spie-
    gelt sich eben nicht in der Strategie der Bundesregie-
    rung, spiegelt sich nicht in diesem Haushalt wider.

    Natürlich ist es richtig, dass Entwicklungszusammen-
    arbeit Hunger bekämpfen muss. Ich bin übrigens sehr
    gespannt, was aus diesen „Grünen Zentren“ wird. Aber
    Entwicklungszusammenarbeit heißt nicht länger – das
    hätte es eigentlich nie heißen sollen –, dass den armen
    Ländern im Süden paternalistisch hier und dort etwas ge-
    geben wird, Geschenke, die uns nicht wehtun, den Emp-
    fängern wenig helfen, aber bei unseren Wählern gut an-
    kommen.

    Ich erwarte wirklich viel, ich erwarte mehr von Ihnen,
    Gerd Müller. Ich erwarte, dass Sie einen effektiven Bei-
    trag zur globalen Gerechtigkeit leisten, zum dringend
    notwendigen Umbau der Weltwirtschaft, zur sozialöko-
    logischen Transformation. Bauen Sie Ihr Haus um zu ei-
    nem Ministerium für globale Strukturpolitik!


    (Beifall der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD])


    Nur so kommen Sie wirklich aus Ihrer Rolle als Feigen-
    blatt dieser Bundesregierung heraus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ja, es ist wirklich gut, dass die Zukunftscharta mit der
    Einbeziehung der Zivilgesellschaft auf den Weg ge-
    bracht wird. Aber wenn die Großkonzerne nicht mitma-
    chen und wenn die Ministerien kommen – einige waren
    da –, aber dann doch weitermachen wie bisher – ich zu-
    mindest habe Sigmar Gabriel nicht von Fairhandel reden
    hören; auch bei der Kanzlerin, die heute Morgen sehr in-
    tensiv das Thema Handelspolitik und Freihandelspolitik
    in ihrer Rede behandelt hat, ist Fairhandel noch nicht an-
    gekommen –, dann droht diese Initiative wie andere zu
    reiner Symbolpolitik zu werden, und das können wir uns
    alle nicht leisten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD])






    Claudia Roth (Augsburg)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Es ist eine zentrale Aufgabe der Bundesregierung und
    auch Ihre Aufgabe, Gerd Müller, dass das nächste Jahr,
    das Jahr der großen Gipfeltreffen – beinahe ein Schick-
    salsjahr in vielen Bereichen –, ein Signaljahr für eine an-
    dere, für eine hoffnungsvolle Zukunft wird. Deutschland
    als Wirtschaftsmacht, als einflussreiches Land in der EU
    ist dafür entscheidend. Es müssen klare Zeichen vom
    G-7-Gipfel in Elmau ausgehen, dass Deutschland eine
    Vorreiterrolle einnimmt und nicht blockiert. Nur so kann
    Addis Abeba, kann Paris, kann New York wirklich zum
    Erfolg werden. Ein Scheitern können wir uns wirklich
    nicht leisten.

    Es braucht also den politischen Willen für eine völ-
    kerrechtlich verbindliche Klima- und Gerechtigkeits-
    politik. Es braucht das Bekenntnis zu einer nachhaltigen
    Gesellschaft, die sich vom Verbrauch fossiler Rohstoffe
    entkoppelt, die schädliche Subventionen abbaut und die
    ihre Politikfelder aufeinander abstimmt, und es braucht
    zusätzliche Mittel zur Entwicklungs- und Klimafinanzie-
    rung, die dem Prinzip der gemeinsamen, aber unter-
    schiedlichen Verantwortlichkeiten entsprechen; denn
    sonst scheitert schon Addis Abeba, und dann wird das
    ganze Jahr zum Riesenproblem.

    Davon haben Sie sich, liebe Bundesregierung, lieber
    Gerd Müller, mit diesem Haushalt aber eigentlich fast
    verabschiedet; denn 1 Prozent Aufwuchs reicht vorne
    und hinten nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Weil das nicht reicht, mache ich mir um die zweite Prio-
    rität wirklich große Sorgen. Ich nehme Ihnen absolut ab
    – ich kenne Sie gut –, dass Ihnen das Schicksal der
    Flüchtlinge echt ans Eingemachte geht. Sie fahren ja
    auch dahin, wo es wehtut. Aber wie verhindern Sie bei
    dieser Haushaltslage, dass bei der nächsten Katastrophe
    die notwendige Aufmerksamkeit für die Flüchtlinge
    nicht mehr da ist, weil sie in Vergessenheit geraten sind?
    Da hat mein Kollege von der Linkspartei recht. Wie sieht
    es im nächsten Jahr, wie in zehn Jahren aus? Sie wissen,
    Zaatari ist eine Flüchtlingsstadt, die auf mindestens zehn
    Jahre angelegt ist.

    Wie sieht nicht zuletzt eine humanitäre Flüchtlingspo-
    litik aus, die auf Politikkohärenz basiert, wo also BMZ,
    Auswärtiges Amt und das Innenministerium an einem
    Strang ziehen? Wie sieht die Vernetzung der Ministerien
    aus? Es braucht eine signifikante Erhöhung der Mittel
    für humanitäre Hilfe. Es braucht aber vor allem eine Ver-
    zahnung von Entwicklungszusammenarbeit mit unmit-
    telbarer Nothilfe. Das sind hohe Ansprüche, lieber Gerd
    Müller, aber daran werden wir Sie messen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD])




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Sibylle Pfeiffer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sibylle Pfeiffer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Zwei Dinge muss ich erst einmal richtigstellen. Das eine
    betrifft den Betrag für GFATM. Zugesagt waren
    200 Millionen Euro pro Jahr. Dass es letztes Jahr
    250 Millionen waren, war einer Sonderinitiative zu ver-
    danken, die hieß: 50 Millionen Euro mehr heißt auch,
    zusätzlich 50 Millionen Euro von dem ach so gescholte-
    nen Bill Gates dazu. Somit haben wir diesen Deal ge-
    macht.

    Zweitens. Bärbel Kofler hat es angesprochen; ich
    möchte es trotzdem noch einmal deutlich sagen: Der
    Aufwuchs ist so, wie wir ihn haben, vielleicht nicht be-
    friedigend. Aber Freunde, wenn wir einmal in die mittel-
    fristige Finanzplanung schauen, dann wissen wir, von
    welchem Geld wir reden. Wir wissen, dass wir es der
    Bundeskanzlerin zu verdanken haben, dass wir 2 Mil-
    liarden Euro in vier Jahren für die Entwicklungspolitik
    hinzubekommen. Auf diese Art und Weise ist es wenigs-
    tens gelungen, die Delle, die wir in der mittelfristigen Fi-
    nanzplanung hatten, aufzufüllen. Das war schwer genug.
    Ich hätte mir auch gewünscht, wir hätten diese Delle
    nicht gehabt. Vielleicht haben wir diese 2 Milliarden ir-
    gendwann einmal netto. Aber die Dinge sind, wie sie
    sind. Das kann man durchaus auch einmal sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Machen wir uns nichts vor, liebe Kolleginnen und
    Kollegen: Wir sollten uns davor hüten, den Menschen zu
    suggerieren – wem auch immer; letztendlich vielleicht
    sogar den Kollegen und Freunden, die noch auf der Tri-
    büne sitzen; Thilo, schön, dass du da bist –, kaum hätten
    wir die 0,7-Prozent-Grenze erreicht, wären alle Pro-
    bleme dieser Welt erledigt.


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht aber auch keiner!)


    Das genau machen wir. Es kommt immer auf die Diktion
    an. Ich bin sehr dafür, dass wir viel Geld in die Entwick-
    lungspolitik stecken. Aber hüten wir uns doch davor, den
    Menschen zu suggerieren, kaum hätten wir genug Geld,
    schon wären die Probleme der Welt erledigt.


    (Beifall des Abg. Charles M. Huber [CDU/ CSU])


    So ist es leider definitiv nicht.

    Ich möchte eigentlich genau bei diesem Thema blei-
    ben, nämlich bei der Frage: Was passiert eigentlich,
    wenn es darum geht, wie wir uns finanzieren und was
    wir finanzieren? Ich glaube, dass wir sehr wohl ganz ge-
    zielt einmal darüber nachdenken müssen, was der Post-
    2015-Prozess eigentlich für uns bedeutet. In dieser ganz
    eng miteinander verflochtenen Welt müssen alle Akteure
    an einem Strang ziehen. Das heißt, wir brauchen eine
    Roadmap, einen Leitfaden. So wird die Entwicklungs-
    agenda auch genannt, und so wird sie auch kommen.

    Allerdings muss ich sagen, dass ich auch ein kleines
    bisschen skeptisch bin angesichts dessen, was da im Mo-
    ment an Diskussionen läuft. Wir haben nämlich in der





    Sibylle Pfeiffer


    (A) (C)



    (B)

    Open Working Group 17 Ziele – wohlgemerkt: 17! – mit
    160 Unterzielen. Liebe Freunde, ich befürchte, das wird
    nichts anderes als ein Verzetteln. Damit wird dieser Pro-
    zess letztendlich auch die Ergebnisse völlig konterkarie-
    ren oder aber entwerten. Mögen unsere wunderbaren
    acht Ziele in ihren Aussagen auch noch so schwach oder
    so wenig durchdacht gewesen sein, sie waren aber ziel-
    führend. Insofern bin ich ein bisschen vorsichtig mit
    Prognosen über die Verhandlungen in den nächsten Mo-
    naten. Wir werden das Ganze beobachten. Mal sehen,
    was dabei herauskommt.

    Sehr zufrieden bin ich allerdings damit, dass wir in
    diesem Zusammenhang über Demokratie, Menschen-
    rechte und Rechtsstaatlichkeit sehr deutlich reden. Noch
    viel fröhlicher bin ich, wenn ich mir anschaue, was die
    Arbeit der Kommission für die Finanzierung der Post-
    2015-Entwicklungsagenda bedeutet. In der Zukunft geht
    es um das Verständnis von EZ und ODA und darum,
    welche Auswirkungen das auf deren Finanzierung hat.
    Was dazu festgeschrieben ist, gefällt mir sehr gut. Vor al-
    len Dingen gefällt mir gut, dass ausnahmslos alle Länder
    zugestimmt haben, und zwar in der Kernaussage so ein-
    deutig und mit einer solchen Klarheit und Selbstver-
    ständlichkeit, dass es schon beeindruckend war.

    Lassen Sie mich dazu zwei Punkte herausgreifen. Ers-
    tens: Transparenz von politischen Entscheidungen und
    Haushalten. Damit sind wir sofort beim Thema Korrup-
    tion. Korruption empfinde ich als eines der größten Ent-
    wicklungshindernisse auf der Welt überhaupt. Mit mehr
    Transparenz können wir sie eindämmen.

    Zweitens: Verantwortung für die eigene Entwicklung.
    Die Länder müssen sich primär selber entwickeln. Die
    maßgeblichen Entwicklungsimpulse gehen nicht von der
    ODA aus, sondern kommen aus den Ländern selbst. Da-
    raus lassen sich für meine Begriffe wegweisende Grund-
    sätze ableiten. Ich glaube, wir können nur ahnen, was
    das eigentlich in der Umsetzung heißt, wenn wir diese
    Grundsätze beherzigen. Wir könnten uns durchaus ein-
    mal damit beschäftigen und uns überlegen, was wir auf
    diesem Gebiet tun können.

    Zunächst müssen wir einmal feststellen, dass es
    Middle-Income-Länder gibt, die eine eigenständige wirt-
    schaftliche Entwicklung vollzogen haben. Sie haben
    wirtschaftliche Entwicklungsimpulse bekommen, aller-
    dings nicht durch die klassischen ODA-basierten Pro-
    gramme. Das wurde festgestellt; das ist so. Diese Länder
    haben es geschafft: durch eigene Steuereinnahmen,
    durch Zölle auf Rohstoffe, durch Rücküberweisungen
    und sowohl durch eigene als auch durch ausländische In-
    vestitionen. Ich finde, wir müssen diese Realität zur
    Kenntnis nehmen. Es nutzt nämlich überhaupt nichts,
    wenn wir Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen, Ent-
    wicklungen nicht zur Kenntnis nehmen, Debatten nicht
    zur Kenntnis nehmen und Ergebnisse nicht zur Kenntnis
    nehmen. Wir erreichen ein Vielfaches dadurch, dass wir
    die klassische ODA nicht als allein seligmachend anse-
    hen und die Länder in dem unterstützen, was sie drin-
    gend brauchen: in ihrer eigenen Entwicklung. Dadurch
    steigt nämlich ihre Fähigkeit, eine eigene Sozialpolitik
    zu machen, eine eigene Bildungspolitik zu machen, eine
    eigene Gesundheitspolitik zu konzipieren und sie vor al-
    len Dingen auch zu finanzieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich finde, das ist eine wunderbare Sache. Wir wollen den
    Ländern nämlich keine Konzepte vorschreiben und sie
    vor allen Dingen nicht auch noch alimentieren müssen.
    Das kann nicht das Ergebnis dessen sein, was wir wol-
    len.

    Ich möchte noch auf eines hinweisen: Wir müssen un-
    sere ODA sehr wohl dafür verwenden, die Least Deve-
    loped Countries zu unterstützen; das ist die künftige
    Aufgabe von ODA. Ich glaube, da ist dieses Geld richtig
    angelegt und nicht in der ODA-basierten EZ.

    Manchmal tun wir so, als ob wir diejenigen wären,
    die die Krisen ganz alleine bewältigen könnten, alle Kri-
    sen dieser Welt von A bis Z. Liebe Freunde, wir über-
    nehmen uns völlig. Ich finde es auch anmaßend, dass wir
    so tun, als ob wir das könnten.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es doch einfach nicht!)


    Wir können es nicht. Die Post-2015-Agenda ist auch
    deshalb so wichtig, weil wir die Probleme nur gemein-
    sam lösen können.

    Es gibt noch etwas, was wir in diesem Zusammen-
    hang sehen müssen, lieber Gerd Müller. Es gibt Entwick-
    lungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit, die zu-
    nächst einmal keine öffentlichen Gelder kosten. Ich
    meine das wunderbare Textilbündnis. Ich finde das her-
    vorragend, weil es vor allen Dingen bewirkt, auch ein-
    mal unsere eigene Verantwortung einzufordern. Es kann
    uns nicht egal sein, wie, unter welchen Bedingungen die
    Kleidung, die wir tragen, produziert wird. Es kann uns
    nicht egal sein, dass beim Einfärben von Jeans zum Bei-
    spiel nachhaltige gesundheitliche Schäden, auch bei
    Kindern, entstehen. Das alles kann uns nicht egal sein.

    Aber, Freunde, es ist unsere Verantwortung, dafür zu
    sorgen, dass so etwas nicht notwendig ist. Ich nenne die
    Jeans für 7,90 Euro, das T-Shirt für 2,99 Euro. Das kann
    nicht funktionieren. Das ist auch nicht nachhaltig. Das
    ist etwas, an dem wir, glaube ich, noch arbeiten müssen.

    Ich hätte mir schon gewünscht, dass das eine oder an-
    dere Unternehmen ein bisschen stärker einsteigt. Zumin-
    dest ist es eine Diskussion wert. Es geht darum, die
    Verantwortung sozusagen zu übertragen und zu sagen:
    Freunde, jeder hat da Verantwortung; jeder kann Verant-
    wortung übernehmen. – Ich finde, das ist eine wunder-
    bare Sache. Das ist prima. Das ist gut so. Wir werden
    daran arbeiten müssen, lieber Gerd Müller. Unsere Un-
    terstützung hast du.

    Als Allerletztes möchte ich noch sagen: In den vielen
    Jahren, die ich jetzt Entwicklungspolitik mache, ist das
    der erste Haushalt, lieber Gerd Müller, der eindeutig die
    Handschrift des Ministers trägt. Das ist ein eindeutiger
    Gerd-Müller-Haushalt, nicht nur aufgrund der Sonder-
    initiativen, sondern auch wegen der Sonderinitiativen.
    Gerd Müller, du hast es geschafft, trotz allem, was wir
    gerade bemängelt haben, liebe Kollegin Hajduk, trotz

    (D)






    Sibylle Pfeiffer


    (A) (C)



    (D)(B)

    des etwas knappen Haushalts, in den Flüchtlingslagern
    eine nachhaltige Entwicklung in Gang zu setzen – mit
    den Mitteln, die zur Verfügung stehen, auch in den Son-
    derinitiativen. Das ist zu unterscheiden von dem, was
    das Auswärtige Amt in diesem Zusammenhang macht.
    Ich finde, es ist eine tolle Leistung, dass du das geschafft
    hast.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hätten Sie es ihm nicht weggenommen! Das wäre besser gewesen!)


    – Dass wir da natürlich immer noch mehr Geld hinein-
    stecken könnten, ist klar; da bin ich bei Ihnen.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht „mehr“! Nicht wegnehmen!)


    Wir brauchen natürlich einen nachhaltigen Ansatz.
    Wenn ich daran denke, wie es in den Flüchtlingslagern
    bei der Wettersituation gerade aussieht, muss ich sagen:
    Da ist natürlich viel zu tun. Aber auch das können wir
    nicht alles in eigener Verantwortung, nicht ganz allein
    schaffen; da brauchen wir die internationale Gemein-
    schaft. Wir brauchen auch die Unterstützung unseres
    Auswärtigen Amtes. Mit ihm könnte man zusammen-
    arbeiten, vor allen Dingen auf diesem Gebiet.

    Ich denke, du machst das gut, Gerd. Ich finde, du hast
    uns hier einen ganz tollen Haushalt vorgelegt. Du hast
    unsere Unterstützung. Selbst wenn du dich jetzt nicht
    persönlich bei uns bedankst,


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann ja einladen!)


    selbst wenn du jetzt hier nicht am Pult stehst und sagst,
    wie toll wir für dich gearbeitet haben – ich weiß, dass du
    das eigentlich machen könntest. Ich mache das jetzt von
    hier aus: Wir sind stolz auf dich. Du machst deine Auf-
    gabe wunderbar. Wir unterstützen dich.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)