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ID1806916600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Sabine Weiss


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Verehrte Damen und Herren auf den Rän-
    gen! Ja, wir müssen noch viel tun. Aber schauen wir
    doch erst einmal, was wir haben.

    Dank Bundesminister Dr. Gerd Müller weht ein fri-
    scher Wind durch die deutsche Entwicklungspolitik.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Das stimmt!)


    Es zeichnet den Minister aus – die Staatssekretäre will
    ich hierbei natürlich nicht vergessen –, dass er bei seinen
    Bemühungen um neue Ansätze bei Beibehaltung der er-
    folgreichen Strategien die Bevölkerung und die Zivilge-
    sellschaft mit ins Boot holt. Ich wage auch die Behaup-
    tung: Damit hebt er sich positiv von dem einen oder
    anderen seiner Vorgänger ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit lebt von der
    guten Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft und von
    der Akzeptanz in der Bevölkerung. Daher ist die Heran-
    gehensweise von Gerd Müller, die enge Einbindung, ge-
    nau die richtige.

    Liebe Sonja Steffen, beim Blick in die Zeitungen der
    letzten Woche beschleicht viele Menschen angesichts
    der zahlreichen Krisen in der Welt verständlicherweise
    ein beängstigendes Gefühl. Bei der Bekämpfung dieser
    Krisen ist die Entwicklungszusammenarbeit aus meiner
    Sicht das einzig wirklich richtige Mittel – beim Kampf
    gegen Ebola, bei den Hilfen für die Flüchtlinge im Irak
    und in Syrien, aber auch bei den leider schon wieder aus
    dem Rampenlicht entschwundenen Krisen im Sudan und
    Mali. Es geht eben nicht ohne Entwicklungszusammen-





    Sabine Weiss (Wesel I)



    (A) (C)



    (D)(B)

    arbeit. Das müssen wir immer wieder betonen. Damit
    müssen wir noch viele Herzen erreichen.

    Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass der ak-
    tuelle Haushalt des BMZ in hohem Maße auf die akute
    Krisenbewältigung ausgerichtet ist. 90 Millionen Euro
    wurden im parlamentarischen Verfahren beim Titel
    „Entwicklungsfördernde und strukturbildende Über-
    gangshilfe“ draufgelegt. 200 Millionen Euro stehen für
    die von Minister Müller vorgeschlagenen drei Sonderini-
    tiativen zur Hungerbekämpfung, zur Flüchtlingsfrage
    und zu Nordafrika/Nahost zur Verfügung.

    Zusätzliche Mittel wurden kurzfristig für die Bewälti-
    gung der Ebolakrise sowie der Flüchtlingskatastrophe in
    Nahost bereitgestellt. Zwar verschwindet Ebola zurzeit
    wieder aus den Schlagzeilen. Wie wir alle wissen, be-
    deutet das aber leider nicht, dass diese Krise mit ihren
    dramatischen Auswirkungen auf die Länder ausgestan-
    den ist. Einzig in Liberia gibt es derzeit Zeichen für ei-
    nen Rückgang der Ansteckungen. Allerdings wird die
    Seuche zusehends zu einer Gefahr für die internationale
    Sicherheit. Daher haben die G-20-Staaten, wie die Frau
    Bundeskanzlerin heute Morgen berichtet hat, Ebola ge-
    meinsam den Kampf angesagt. Wir wissen, dass die
    Bundesregierung sich mit 100 Millionen Euro an der
    Seuchenbekämpfung beteiligt.

    Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an dieser Stelle
    allen Helfern zu danken, die in den Ebolagebieten unter
    schwersten und nicht ungefährlichen Bedingungen ar-
    beiten, um den Kranken zu helfen. Ich kann das gar nicht
    angemessen ausdrücken. Ihnen gebühren wirklich un-
    sere Hochachtung und unser höchster Respekt für ihren
    humanitären Einsatz.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Die aktuellen Krisen erfordern kurzfristige Hilfen und
    internationale Unterstützung. Sie dürfen aber nicht den
    Blick darauf verstellen, dass erfolgreiche und nachhal-
    tige Entwicklungszusammenarbeit auf die Lösung struk-
    tureller und tiefsitzender Entwicklungshemmnisse aus-
    gelegt ist. Daher sind neben der akuten Krisenhilfe
    weitere Schwerpunkte des Haushaltes für das nächste
    Jahr: Bildung, Gesundheit und Ernährungssicherheit.

    Krisen in den Ländern des Nahen Ostens und Nordaf-
    rikas mit dem massiven Vormarsch eines radikalen und
    gewalttätigen Islam halten die Welt derzeit in Atem. Mil-
    lionen Menschen befinden sich auf der Flucht vor den
    barbarischen Mördertruppen. Dass es so weit kommen
    konnte, dass die Truppen des IS ganze Landstriche mit
    ihren Gräueltaten überrollen, ist allerdings auch eine
    Folge jahrzehntelanger Nichtbeachtung der Interessen
    und Bedürfnisse der breiten armen Bevölkerung, eine
    Folge fehlender Bildung und Gesundheitsversorgung
    und eine Folge der Missachtung von Rechten von
    Frauen; denn ohne Zugang zu Bildung, Gesundheit und
    Ernährung für alle Bevölkerungsgruppen und -schichten
    in Entwicklungsländern wird nirgends ein sich selbst tra-
    gender Entwicklungsprozess in Gang kommen.

    Ich möchte mich heute noch kurz auf zwei Aspekte,
    nämlich Bildung und Gesundheit, konzentrieren. Bil-
    dung ist das schärfste Schwert, das wir gegen rückwärts-
    gewandte und menschenverachtende Ideologien haben;
    denn nichts entzaubert mittelalterliche Weltanschauun-
    gen schneller und besser. Bildung macht Gesellschaften
    offen, vielfältig und tolerant. Bildung ist der sicherste
    Weg aus der Armut. Daher bin ich sehr froh darüber,
    dass der Bildung eine so hohe Bedeutung zugemessen
    wird. 400 Millionen Euro sollen in dieser Legislaturpe-
    riode jährlich aus dem Haushalt des BMZ für Bildung
    eingesetzt werden.

    Neben dem BMZ kann und muss hier aber auch die
    Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Auswärti-
    gen Amtes wichtige Beiträge leisten; denn nichts fürch-
    ten Diktatoren und Fundamentalisten so sehr wie freie
    Medien und Meinungsfreiheit. Folgerichtig muss die
    Förderung freier Medien und der Meinungsfreiheit einer
    unserer Schwerpunkte sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Der Stachel im Fleisch der Diktatoren, Fundamenta-
    listen und aller, die es mit der Demokratie nicht ernst
    meinen, können unter anderem die Deutsche Welle und
    andere Träger sein. 3 Millionen Euro wurden für diesen
    Zweck im parlamentarischen Verfahren zusätzlich für
    nächstes Jahr veranschlagt.

    Alle diese Maßnahmen – das hören wir aber auch je-
    des Jahr wieder – erfordern eine stärkere Vernetzung der
    einzelnen Ressorts, als es bisher geschieht. Ich glaube,
    lieber Gerd Müller, das ist eine Baustelle, an der wir alle
    – die Bundesregierung, aber auch wir Parlamentarier –
    noch arbeiten müssen.

    Zum Thema Gesundheit. Es gibt keinen Bereich, bei
    dem eingesetzte Mittel so direkt zu einem messbaren Er-
    folg führen wie im Gesundheitsbereich. Die Erfolge der
    letzten zwei Jahrzehnte sind beachtlich – Frau Steffen ist
    schon darauf eingegangen –: Die Sterblichkeit von Kin-
    dern unter fünf Jahren hat sich fast halbiert, die Mütter-
    sterblichkeit sank um 45 Prozent. Trotz aller Erfolge
    müssen wir unsere Anstrengungen natürlich verstärken.
    Denn jedes Kind und jede Mutter, die einen vermeidba-
    ren Tod sterben, sind ein Kind und eine Mutter zu viel.
    Nach wie vor sterben jeden Tag mehr als 18 000 Kinder
    unter fünf Jahren, und 900 Frauen lassen jeden Tag ihr
    Leben aufgrund von Schwangerschaft oder Geburt in-
    folge von durchaus behandelbaren oder vermeidbaren
    Komplikationen. Da ist es richtig, dass sich der G-7-Gip-
    fel in Deutschland nächstes Jahr dem Thema der globa-
    len Gesundheit widmen wird.

    Die im Gesundheitsbereich erzielten Erfolge sind in
    hohem Maße der Arbeit des Globalen Fonds zur Be-
    kämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und Malaria und
    der Impfallianz GAVI zu verdanken. Ich begrüße es da-
    her außerordentlich, dass Bundesregierung und Parla-
    ment hier an einem Strang ziehen und die Mittel für
    diese beiden Organisationen erhöhen. Beim GFATM
    wurden 10 Millionen Euro – der Haushaltsansatz betrug
    200 Millionen Euro – draufgelegt, lieber Uwe Kekeritz.


    (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja!)






    Sabine Weiss (Wesel I)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Mit diesen insgesamt 210 Millionen Euro haben wir für
    2015 eine Summe, mit der Deutschland weiterhin der
    weltweit drittgrößte Geber des Globalen Fonds ist. Aber
    auch ich bin ein Freund der Position: Daran müssen wir
    weiter arbeiten.

    Bei GAVI wurden die Voraussetzungen dafür ge-
    schaffen, dass Deutschland bei der nächsten Geberkon-
    ferenz bis zu 500 Millionen Euro für die kommenden
    Jahre zusagen kann. Ich denke, auch das ist eine signifi-
    kante Erhöhung. Ich kann mich noch daran erinnern, mit
    welchen Summen GAVI unterstützt wurde, als ich vor
    fünf Jahren mit der Entwicklungspolitik anfing.

    Das BMZ plant auch eine Erhöhung der Mittel für die
    wichtige Entwicklung von Gesundheitssystemen in den
    entsprechenden Ländern. Denn gerade das Fehlen von
    funktionierenden und belastbaren Gesundheitssystemen
    ist maßgeblich schuld am rasanten Ausbruch der Ebola-
    seuche.

    60 Millionen Euro mehr hat der Haushaltsausschuss
    trotz der Vorgaben der Schuldenbremse und der schwar-
    zen Null bewilligt. Ich denke, das ist ein Erfolg. Den las-
    sen wir uns heute auch nicht kleinreden. Wir arbeiten
    weiter daran, dass wir nächstes Jahr größere Erfolge er-
    zielen.

    Mit Blick auf die Zukunft möchte ich als Entwick-
    lungspolitiker noch Folgendes anmerken: Wenn wir vor
    dem Hintergrund der aktuellen Krisen und Bedrohungen
    richtigerweise über eine Erhöhung des Volumens des
    Verteidigungshaushaltes sprechen, dann müssen wir das
    erst recht im Hinblick auf den Entwicklungsetat tun;
    denn Entwicklungspolitik ist die beste Krisenpräven-
    tionspolitik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden
    Jahren einen signifikanten Anstieg des Barhaushaltes er-
    reichen. Die Erhöhung der Verpflichtungsermächtigun-
    gen im Rahmen der Finanziellen und Technischen Zu-
    sammenarbeit und bei den Sonderinitiativen um circa
    450 Millionen Euro in 2015 ist ein gutes Signal und ein
    Weg in die richtige Richtung.

    In Zeiten der Schuldenbremse und knapper Haushalte
    werden alternative Finanzierungsmittel für die Entwick-
    lungspolitik immer wichtiger. Lassen wir einmal die
    7 Milliarden Euro, die vorhin Thema waren, beiseite;
    dazu ist schon einiges gesagt worden. Ich denke – dafür
    möchte ich werben –, dass ein bedeutender Teil der hof-
    fentlich bald erzielten Einnahmen aus der hoffentlich
    bald beschlossenen Finanztransaktionsteuer in die Ent-
    wicklungszusammenarbeit und den internationalen Kli-
    maschutz fließt. Wir müssen diesen Anspruch immer
    wieder anmelden; sonst ist das Fell des Bären verteilt,
    bevor er erlegt worden ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir Entwicklungspolitiker werden uns gemeinsam
    dafür einsetzen, dass in den nächsten Jahren noch eine
    ordentliche Schippe auf den Haushalt obendrauf kommt.
    Auch werden wir dafür kämpfen, dass ein bedeutender
    Teil der Finanztransaktionsteuer für die Entwicklungszu-
    sammenarbeit abfällt. Denn erfolgreiche Entwicklungs-
    zusammenarbeit ist das wichtigste und erfolgreichste
    Präventionsmittel, das wir haben. Das können wir nicht
    oft genug betonen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Abge-

ordneten Niema Movassat, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Niema Movassat


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

    Minister Müller, bald können wir eine Kerze anzünden –
    nicht nur wegen des ersten Adventssonntags, sondern
    auch, weil Sie bald Ihr einjähriges Ministerjubiläum fei-
    ern.

    Ihr Hauptanliegen, alle mit ins Boot zu nehmen, über-
    strahlt dieses erste Jahr. Das ist ohne Frage ein sehr
    frommer Wunsch.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Dann macht doch mit!)


    Sie müssen aber dafür sorgen, dass dieser fromme
    Wunsch auch Wirklichkeit wird; denn Ihr Wunsch und
    die Realität klaffen bei Ihrer konkreten Politik leider oft
    auseinander.


    (Johannes Selle [CDU/CSU]: Ihr müsst ja bloß zustimmen!)


    Ich nenne ein Beispiel: Vor kurzem übergaben Vertre-
    ter der Nichtregierungsorganisationen FIAN, INKOTA
    und Oxfam Ihrem Ministerium 65 000 Unterschriften, die
    sie im Rahmen der Kampagne „Keine Entwicklungshilfe
    für Agrarkonzerne“ gesammelt hatten. Diese Kampagne
    richtet sich ausdrücklich gegen die enge Zusammenarbeit
    Ihres Hauses mit der Agrar- und Lebensmittelindustrie.
    Was macht Ihr Entwicklungsministerium daraus? An-
    lässlich der Unterschriftenübergabe veröffentlichten Sie
    eine Pressemitteilung mit dem Titel „INKOTA, FIAN
    und Oxfam gemeinsam mit dem BMZ für ‚EineWelt
    ohne Hunger‘“. Das ist echt dreist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Eine ausdrückliche Kritik an Ihrer Politik biegen Sie
    mal eben in einen Beleg für gute Zusammenarbeit um.
    Damit täuschen Sie die Öffentlichkeit. Hauptsache, es
    sieht so aus, als wären alle im Boot! Oxfam, FIAN und
    INKOTA fordern seit zwei Wochen eine Richtigstellung.
    Diese sollte unverzüglich erfolgen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Noch viel wichtiger ist aber: Ändern Sie endlich Ihre
    Politik. Sie sagen zwar ständig, Sie wollen die kleinbäu-
    erliche Landwirtschaft in den Entwicklungsländern stär-
    ken, aber das bleibt leider nur ein leeres Versprechen.





    Niema Movassat


    (A) (C)



    (D)(B)

    Der Haushaltsentwurf für 2015 weist nämlich leider in
    eine ganz andere Richtung.

    Schauen wir uns das Flaggschiff Ihrer Sonderinitia-
    tive „EineWelt ohne Hunger“ an, nämlich die zehn soge-
    nannten Grünen Zentren, die Sie in afrikanischen Län-
    dern und in Indien aufbauen wollen. Als Partner dieser
    Zentren nennen Sie explizit die deutsche Agrarwirt-
    schaft. Unternehmen wie Bayer und BASF haben Sie
    massiv in die Planungen eingebunden. Kleinbauern wur-
    den jedoch weitgehend ausgeschlossen. Schlimmer
    noch: Die Grünen Zentren bieten den meisten Kleinbau-
    ern keine Perspektive, sondern forcieren eine Zukunft
    ohne sie. Das ist der falsche Weg.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Müller, Sie müssen sich entscheiden: Wollen Sie
    die Expansionsbestrebungen des deutschen Agrobusi-
    ness in Afrika fördern oder eine kleinbäuerliche Land-
    wirtschaft vor Ort, die im Kampf gegen den Hunger
    nachweislich die größten Erfolge bringt? Das eine
    schließt das andere aus. Öffentlich-private Partnerschaf-
    ten dürfen deshalb eben nicht zum zentralen Mittel der
    Hungerbekämpfung werden. Das machen wir auch mit
    dem vorgelegten Antrag deutlich. Die Linke ist gegen
    Entwicklungsgelder für Agrarkonzerne.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Entwicklungshaushalt hat aber auch noch andere
    Defizite. Drei davon möchte ich nennen:

    Erstens. Die wichtigste Lehre aus der aktuellen Ebo-
    lakrise ist: Wir brauchen endlich mehr Geld in den Ent-
    wicklungsländern für den Aufbau von Gesundheitssyste-
    men,


    (Beifall bei der LINKEN)


    also für Krankenstationen und für die Ausbildung von
    Ärzten und Krankenschwestern. Deutschland muss au-
    ßerdem seine Zahlungen an die Weltgesundheitsorgani-
    sation sofort deutlich anheben, damit diese wieder hand-
    lungsfähig wird und nicht weiter vom Gutdünken von
    Privatpersonen wie Bill Gates abhängig ist.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Johannes Selle [CDU/CSU]: Keine Spenden? Blödsinn!)


    Zweitens. Sie müssen das Budget für Flüchtlinge
    deutlich anheben. Wie sollen wir sonst die Millionen sy-
    rischer Flüchtlinge menschenwürdig versorgen? Das ist
    unsere humanitäre Pflicht. Sonntagsreden reichen hier
    nicht aus.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zudem ist es eine Schande, dass sich Deutschland ge-
    weigert hat, das italienische Programm „Mare Nostrum“
    zu unterstützen. Durch „Mare Nostrum“ konnten binnen
    eines Jahres über 130 000 in Seenot geratene Flüchtlinge
    – Frauen, Kinder, Männer –, die in höchster Not waren,
    aus dem Mittelmeer gerettet werden. Da Europas Staaten
    dieses Programm aber nicht mitfinanzieren wollen, läuft
    es jetzt aus. „Das Mittelmeer darf kein Friedhof wer-
    den“, sagte der Papst gestern vor dem EU-Parlament.
    Recht hat er!


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU]: Da muss die Linke schon den Papst zitieren!)


    Herr Müller, hier muss ich fragen: Warum haben Sie
    im Kabinett und bei den Haushaltsverhandlungen nicht
    vehement für eine Unterstützung von „Mare Nostrum“
    gekämpft? Das hätte ich von Ihnen erwartet.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Drittens. Gemeinsam mit den Grünen haben wir einen
    Antrag vorgelegt, die Budgethilfe an die Entwicklungs-
    länder zu erhöhen. Auch Sie von der SPD haben das in
    der Opposition immer laut gefordert. Kaum waren Sie in
    der Regierung, war die Forderung, wie so oft, nicht mehr
    so lautstark zu hören – und das, obwohl es viele gute
    Gründe dafür gibt, die Budgethilfe auszuweiten; denn
    sie ermöglicht es den betreffenden Ländern, abge-
    stimmte Programme zur Armutsbekämpfung oder im
    Bereich der ländlichen Entwicklung zu entwerfen, an-
    statt von unzähligen unkoordinierten Einzelprojekten der
    Geberländer abhängig zu sein.

    Die herkömmliche Entwicklungszusammenarbeit
    wird zwischen den Regierungen der Geberländer und der
    Entwicklungsländer vereinbart. Die Budgethilfe hinge-
    gen ist im Haushalt der Entwicklungsländer nach-
    vollziehbar. Damit schafft die Budgethilfe mehr Trans-
    parenz; denn Parlament und Zivilgesellschaft in den
    Partnerländern wissen, wohin das Geld fließt, und kön-
    nen nachhaken. Lediglich drei Länder erhalten heute
    Budgethilfe aus Deutschland im Umfang von 52 Millio-
    nen Euro. Wir sagen: Stocken Sie die Budgethilfe auf
    200 Millionen Euro auf, und machen Sie sie zu einem
    zentralen Element der Entwicklungszusammenarbeit.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Da ich gerade beim Thema Mittelaufstockung bin
    – ein Punkt darf auch in meiner heutigen Haushaltsrede
    nicht fehlen –: Die Höhe des Entwicklungsbudgets ins-
    gesamt ist zu niedrig. Das ist eine Schande. 0,7 Prozent
    des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungs-
    politik hat Deutschland 1970 versprochen, vor 44 Jahren.
    Selbst heute kratzen wir gerade einmal an der 0,4-Pro-
    zent-Grenze. Das ist peinlich und zudem ein Verrat an
    den Ärmsten der Armen.

    Herr Müller, anlässlich Ihres einjährigen Jubiläums
    als Minister sage ich Ihnen: Genug der frommen Wün-
    sche, und ran an die 0,7-Prozent-Marke! Die Unterstüt-
    zung der großen Mehrheit des Hauses und der Bevölke-
    rung ist Ihnen dabei sicher.

    Danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)







    (A) (C)



    (D)(B)