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    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Leutert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Frau Ministerin! Das Bundesministerium
    der Verteidigung ist eine riesengroße Baustelle. Auf die-
    ser Baustelle herrscht auch noch Chaos. Diese Baustelle
    verschlingt jedes Jahr über 30 Milliarden Euro an Steu-
    ermitteln. Damit allen klar ist, über wie viel Geld wir
    hier sprechen: Für Forschung und Bildung gibt der Bund
    nur die Hälfte aus.

    Ich weiß auch, dass Sie für das Chaos nicht allein die
    Verantwortung tragen. Dieses Ministerium hat schon
    viele Minister vor Ihnen verschlungen. Der Apparat, den
    Sie übernommen haben, ist, gelinde gesagt, heimtü-
    ckisch. Aber jetzt tragen Sie die Verantwortung dafür.
    Ich möchte die Zustände an zwei Beispielen verdeut-
    lichen:

    Die Bundeswehr schafft gerade den Transporthub-
    schrauber NH90 an. Wie bei allen anderen Großprojek-
    ten auch, gilt hier: Er wurde zu spät geliefert. Die Kosten
    laufen aus dem Ruder. Es wird technisch nicht das er-
    füllt, was eigentlich versprochen wurde.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Wie im Sozialismus!)


    Nun kommt aber noch eine andere Sache dazu, näm-
    lich dass das, was geliefert wurde, nicht funktioniert. Es
    ist so schlimm, dass mittlerweile das Leben der Soldatin-
    nen und Soldaten und auch das von Zivilisten gefährdet
    werden kann. Im Juni ist ein solcher Hubschrauber im
    Afghanistan-Einsatz fast abgestürzt. Ein Triebwerk
    explodierte. Dadurch wurde der Rotor beschädigt, und
    herabstürzende Teile setzten Felder in Brand. Erst diesen
    Monat wurde aus diesem Grund ein Flugverbot für alle
    NH90 verhängt – für ganze zwei Tage. Dann kam man
    zu dem Schluss, es wäre ein Einzelfall, und gab wieder
    die Starterlaubnis.

    Sie wissen aber, dass es kein Einzelfall ist. Sie wissen
    spätestens seit dem Bericht der Unternehmensberatung
    KPMG, der von Ihnen beauftragt wurde und der im Sep-
    tember vorgelegt wurde, dass das Problem immer noch
    nicht gelöst ist. Noch schlimmer: Seit Januar ist bekannt,
    dass bei den Turbinen keine ordnungsgemäße Abnahme
    stattfand. Es fehlt einfach ein Prüfstempel.

    Auch nächstes Jahr sollen über 270 Millionen Euro
    für den Kauf dieses Waffensystems ausgegeben werden.
    Unter diesen Bedingungen muss aber eigentlich jeder
    vernünftige Haushälter sagen: Halt! Stopp! Für dieses
    Gerät kann man kein Geld ausgeben. Die Gelder müssen
    gesperrt werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Hand aufs Herz: Ich würde gern einmal denjenigen
    kennenlernen, der ein Auto kauft, das ein Jahr zu spät
    geliefert wird, 5 000 Euro mehr kostet, nur auf 80 km/h
    beschleunigen kann, und wenn man zwei Koffer hinten
    reinlegt, springt es wegen Überladung nicht mehr an.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das ist alles Quatsch! – Florian Hahn [CDU/CSU]: Das sind alles Scheinargumente! Es geht doch um das Grundsätzliche!)


    Ein Blick auf das nächste Großprojekt zeigt, dass dies
    kein Einzelfall ist. Der Eurofighter braucht sich da nicht zu
    verstecken. Ein Eurofighter kostet ungefähr 130 Millionen
    Euro. Ursprünglich sollte dieses Flugzeug 6 000 Flugstun-
    den absolvieren können. Ausgeliefert wurden die Maschi-
    nen dann mit einer Gewährleistung für 3 000 Flugstunden,
    also die Hälfte, aber nicht für den halben Preis. Ende Sep-
    tember dieses Jahres teilte der Hersteller mit, dass auf-
    grund von Herstellungsfehlern bei einer großen Anzahl
    von Bohrungen die Lebensdauer nur noch 1 500 Stunden
    beträgt.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Vorübergehend! Das wissen Sie ganz genau!)






    Michael Leutert


    (A) (C)



    (D)(B)

    Nun weiß auch ich, dass deshalb bis auf Weiteres keine
    Eurofighter mehr wie geplant abgenommen werden. Al-
    lerdings: Auch nächstes Jahr stehen im Haushalt über
    500 Millionen Euro für den Kauf zur Verfügung. Noch
    absurder – in der letzten Sitzung des Haushaltsausschus-
    ses beschlossen –: Es wird für die schon gekauften Ma-
    schinen für mehrere 100 Millionen Euro ein neues Radar
    entwickelt, das 2021 verfügbar sein soll. Wer die Grund-
    rechenarten beherrscht, kann zusammenzählen, dass
    dann die Lebensdauer von 1 500 Flugstunden aufge-
    braucht sein wird. Wir haben dann also ein hochmoder-
    nes Radar, aber leider keine Flugzeuge mehr dafür.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


    Auch hier kann jeder vernünftig denkende Haushälter
    nur sagen: Stopp! Kein Geld für Schrott! Wir müssen
    diese Gelder sperren.


    (Beifall bei der LINKEN – Florian Hahn [CDU/ CSU]: Alles Scheinargumente!)


    Nun brauchen Sie ja auch Nachwuchs. Der kommt
    nicht freiwillig. Deshalb gibt es die sogenannte Attrakti-
    vitätsoffensive. Auch unabhängig davon wird kräftig ge-
    worben, unter anderem bei Minderjährigen.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Ach Gott!)


    Sie begründen das, Frau Ministerin, damit, dass die Bun-
    deswehr ein ganz normaler Arbeitgeber wie jeder andere
    sei. Das ist sie aber eben nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Denn es ist ein Unterschied, ob ich bei VW Autos zu-
    sammenschraube oder ob ich bei der Bundeswehr bin
    und an einem Einsatz teilnehme, bei dem ich im
    schlimmsten Fall ums Leben komme oder andere töte;
    das ist der Unterschied zwischen dem Soldatenberuf und
    jedem anderen, normalen Beruf. Dass die Bundeswehr
    trotzdem bei Schülerinnen und Schülern wirbt, finde ich
    unverantwortlich.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Da bieten Kasernen ein sogenanntes Schülerprakti-
    kum im Grünen an. Unter der Überschrift „Ab ins
    Grüne“ – da denkt man eher an einen Familienausflug
    am Wochenende – ist auf der Website ein Schützenpan-
    zer zu sehen. Darunter steht:

    Begeisterung pur: Die Fahrt im Schützenpanzer
    Marder war für die Jugendlichen ein besonderes Er-
    lebnis.

    Weiter steht dort:

    Hier konnten die Praktikanten hautnah erfahren,
    dass sich eine Fahrt im Panzer sehr deutlich von der
    in einem Auto unterscheidet.

    Na, herzlichen Glückwunsch zu dieser Erkenntnis!


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Leider haben die Schülerinnen und Schüler nicht erfah-
    ren, dass sich der Dienst bei der Bundeswehr auch deut-
    lich von dem Dienst in einem anderen Betrieb unter-
    scheidet.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Sie genießen die äußere Sicherheit ja nur! Man muss aber auch etwas dafür tun! – Florian Hahn [CDU/ CSU]: Es ist eine Ehre, für die Sicherheit seines Landes zu kämpfen! – Gegenrufe von der LINKEN: Ach so? – Na, für Sie vielleicht!)


    Damit die Schülerinnen und Schüler aber überhaupt
    erst einmal Lust haben, so ein Praktikum zu machen,
    denkt man sich allerlei Sachen aus.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Unglaublich!)

    In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel werden Schul-
    busfahrkarten mit dem Logo der Bundeswehr bedruckt.
    Oder man wirbt in der Bravo mit „Bundeswehr Adventure
    Camp Beach – Spaß und Infos aus erster Hand“.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Lesen Sie denn noch die Bravo?)


    Ja, ich frage Sie: Welcher 16-jährige Jugendliche möchte
    nicht am Strand Spaß und Abenteuer erleben? Das ist
    doch wohl logisch. Frau Ministerin, so geht es meines
    Erachtens nicht. Den Jugendlichen werden Dinge vorge-
    gaukelt, die nichts mit der Realität zu tun haben.


    (Beifall bei der LINKEN – Florian Hahn [CDU/ CSU]: Sie tun das doch die ganze Zeit!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Haushalt des
    BMVg ist ein Fass ohne Boden. Es wird Technik ge-
    kauft, die zu spät kommt, die zu teuer ist, die nicht das
    kann, was vereinbart wurde, und die dann noch nicht
    einmal funktioniert. Es wird Geld ausgegeben, um junge
    Leute zu werben, indem man ihnen einen falschen Ein-
    druck vom Arbeitgeber vermittelt.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Nein! Sie gaukeln den Menschen etwas vor!)


    Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit Steuer-
    geldern. Von Transparenz bei Großprojekten kann eben-
    falls keine Rede sein. Aus diesem Grunde ist es geboten,
    diesen Haushalt abzulehnen. Wir Linken werden dage-
    gen stimmen.


    (Beifall bei der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Na ja! Nichts anderes war zu erwarten!)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist der Kollege

Bartholomäus Kalb, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Es würde mich zwar reizen, jetzt auf den Kollegen
    Leutert einzugehen,


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Bitte nicht! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, machen Sie mal! Dazu sitzen wir ja hier!)


    aber das würde meine ganze Redezeit verbrauchen.





    Bartholomäus Kalb


    (A) (C)



    (D)(B)

    Neueren Umfragen zufolge ist eine deutliche Mehr-
    heit zwischenzeitlich der Auffassung, dass mehr An-
    strengungen, ja sogar mehr Ausgaben für den Verteidi-
    gungsbereich notwendig seien. Nun, wir haben den
    Haushalt sehr intensiv beraten und keine reale Erhöhung
    der Verteidigungsausgaben vorgenommen. Wir sind der
    Überzeugung, dass die für 2015 genehmigten Mittel aus-
    reichend sind. Trotzdem: Die Umfragen zeigen, die
    Menschen im Lande legen großen Wert darauf, dass wir
    verteidigungsfähig sind, unsere Aufgaben erfüllen und
    unserer Verantwortung gerecht werden können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Menschen nehmen ganz offensichtlich wahr, dass
    sich die regionale und globale Sicherheitslage verändert
    hat. Sie erkennen die Konfliktsituationen, sehen die Kri-
    senherde – von der Ukraine bis zum sogenannten arabi-
    schen Krisenbogen – und entwickeln daraus ein entspre-
    chendes Sicherheitsbedürfnis. Es tritt wieder mehr ins
    Bewusstsein, dass zur Sicherung von Frieden, Freiheit
    und Wohlstand große und stetige Anstrengungen erfor-
    derlich sind und dass es einer erhöhten Wachsamkeit be-
    darf. Der alte NATO-Slogan „Wachsamkeit ist der Preis
    der Freiheit“ hat neue Aktualität erlangt.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, mich hat
    das Interview des neugewählten EKD-Ratsvorsitzenden
    Bedford-Strohm in der Zeit vom 13. November 2014
    sehr beeindruckt. Er setzt sich darin auch mit dem Ein-
    satz militärischer Mittel auseinander – vor allem auch
    vor dem Hintergrund seiner persönlichen Lebenserfah-
    rung. Er fordert, wie ich meine, zu Recht, den Vorrang
    und die Ausschöpfung aller zivilen Mittel und Möglich-
    keiten zur Konfliktbewältigung und Konfliktlösung ein.
    Aber er sagt auch – ich zitiere –:

    Aber es gibt Situationen, wo diese keinen Völker-
    mord verhindern. Deshalb kann zum friedensethi-
    schen Handeln auch das Militär gehören. Wir haben
    die Pflicht, Verfolgte zu schützen.

    In diesem Zusammenhang berichtet er auch von seiner
    Reise in den Irak:

    Ich habe die Flüchtlingslager gesehen, die Verzwei-
    felten gehört. Danach habe ich mich in der EKD für
    militärische Hilfe gegen die IS eingesetzt.

    Das ist eine Gedankenführung und Erarbeitung einer Ge-
    wissensentscheidung, die mich persönlich sehr beein-
    druckt.

    Ich denke, auch für uns – für die deutsche Politik und
    für uns hier im Bundestag – gilt: Wir sehen militärische
    Mittel nicht als vorrangige und schon gar nicht als ein-
    zige Mittel der Konfliktbewältigung an. Deshalb haben
    wir im Auswärtigen Etat – darüber haben wir vorhin ja
    diskutiert – und im Etat des Bundesministers für wirt-
    schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung auch die
    Mittel für humanitäre Hilfe deutlich erhöht.

    Es darf auch an dieser Stelle gesagt werden: Die Bun-
    desregierung – insbesondere die Frau Bundeskanzlerin
    und unser Bundesaußenminister – nutzt alle Möglichkei-
    ten der Diplomatie, des Gespräches und der Verhandlun-
    gen mit außerordentlichem Geschick und großartigem
    Einsatz, und das möchten wir auch gerne anerkennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn es um Einsätze der Bundeswehr geht, machen
    wir uns die Entscheidungen hier im Deutschen Bundes-
    tag nicht leicht. Die Angehörigen der Bundeswehr müs-
    sen wissen, dass sie für ihren Einsatz, wo er erforderlich
    ist, und für ihren Dienst die Rückendeckung des Parla-
    mentes haben. Wir danken den Angehörigen der Bun-
    deswehr für ihren Dienst an vielen Brennpunkten in die-
    ser Welt. Nicht zu vergessen sind die Freiwilligen, die
    jetzt aktuell bei der Bewältigung der Ebolaseuche hel-
    fen. Hierfür großen Respekt und großen Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir haben bei der Haushaltsgestaltung noch immer
    mit den Problemen zu kämpfen, die sich aus den Verzö-
    gerungen beim Zulauf großer Beschaffungsvorhaben er-
    geben. Das bleibt nicht ohne Folgen im Hinblick auf un-
    sere Fähigkeiten und auch im Hinblick auf die künftigen
    Anforderungen an die Haushalte. Wir haben in der Be-
    reinigungssitzung eine Vielzahl von Verpflichtungser-
    mächtigungen ausgebracht, um in den kommenden Jah-
    ren situations- und bedarfsgerechte Beschaffungen
    vornehmen zu können.

    Wir müssen uns mit der Frage auseinandersetzen,
    welche Technologien und welche Fähigkeiten wir im
    Lande behalten müssen und wollen. Dabei geht es zwei-
    fellos um die von der Bundesverteidigungsministerin de-
    finierten sogenannten Schlüsseltechnologien, über die
    wir verfügen müssen, um nicht in unzumutbare Abhän-
    gigkeiten zu geraten. Darüber hinaus verfügt Deutsch-
    land aber auch über Kernfähigkeiten – so will ich sie
    einmal bezeichnen – in den Bereichen Starrflügler,
    Drehflügler – so bezeichnet man sie heute –, Kampffahr-
    zeuge und U-Boote, die wir uns so weit wie irgend mög-
    lich erhalten sollten. Es geht dabei um wichtige Fähig-
    keiten, aber auch um die Beschäftigten in der
    wehrtechnischen Industrie und um die Zukunftsfähigkeit
    der deutschen wehrtechnischen Industrie.

    Ich weiß, es geht hier nicht nur um die Fragen, wel-
    chen Bedarf wir haben und wie groß unsere finanziellen
    Möglichkeiten sind, sondern auch um die Fragen, wel-
    che Märkte und Absatzchancen bei uns in der EU und
    bei unseren Bündnispartnern gegeben sind und welche
    Märkte wir darüber hinaus noch bedienen dürfen. Es
    geht hier also natürlich auch um ein sorgsames Verhalten
    in der Exportpolitik.

    Ich komme zu einem anderen Thema: Die Bundesre-
    gierung hat das Attraktivitätsgesetz im Kabinett bereits
    beschlossen. Wir haben im Haushalt Vorsorge dafür ge-
    troffen, dass dieses Gesetz im Jahre 2015, wenn die Be-
    ratungen darüber hier im Bundestag abgeschlossen sind,
    dann auch zügig umgesetzt werden kann.

    Es muss dem Umstand Rechnung getragen werden,
    dass nach Aussetzen der Wehrpflicht die Bundeswehr als
    Arbeitgeber immer mehr im Wettbewerb mit anderen
    steht. Dabei wird es immer so sein, dass der Dienst in





    Bartholomäus Kalb


    (A) (C)



    (D)(B)

    der Bundeswehr, lieber Kollege Leutert, mit besonderen
    Anforderungen und Herausforderungen verbunden ist.
    Das wollen wir auch nicht anders darstellen.

    Aber wir müssen als Arbeitgeber interessant sein, und
    wir müssen uns um guten, qualifizierten Nachwuchs be-
    mühen. Auch die Bundeswehr braucht gute Leute, und
    sie hat gute Leute. Wir wollen dafür sorgen, dass auch in
    der Zukunft in der Bundeswehr gute, verlässliche und
    tüchtige Menschen zum Wohle unseres Landes ihren
    Dienst tun. Wie heißt der Slogan der Bundeswehr? Wir.
    Dienen. Deutschland. – Wir wollen dafür sorgen, dass
    dies auch in Zukunft in vollem Umfang möglich ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zum Abschluss, meine lieben Kolleginnen und Kolle-
    gen, ist es mir ein besonderes Anliegen, den Mitbericht-
    erstattern sehr herzlich zu danken: der lieben Kollegin
    Karin Evers-Meyer, aber auch dem Kollegen Michael
    Leutert und dem Kollegen Dr. Thomas – nein –, Tobias
    Lindner. Ich weiß gar nicht, warum ich immer „Thomas“
    sagen will.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer noch besser als „Patrick“ oder „Christian“! – Heiterkeit)


    – Mein Sohn heißt eben Thomas.


    (Heiterkeit)


    Ich danke Ihnen, Frau Ministerin, ganz herzlich für
    die außerordentlich gute Zusammenarbeit und Ihren
    Staatssekretären, die uns immer zur Verfügung stehen,
    lieber Kollege Brauksiepe. Ich danke auch allen Mit-
    streitern bei Ihnen im Haus, bei uns in den Arbeitsgrup-
    pen, im Ausschuss und in den Büros. Aus gegebenem
    Anlass will ich heute einen besonderen Dank ausbringen
    an den langjährigen Abteilungsleiter Haushalt, Dr. Paul
    Jansen, für seine Arbeit und für seine außerordentlich
    gute Zuarbeit und Betreuung unserer Aufgaben.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)