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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Claudia Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank, Doris Barnett. – Nächster Redner in der

    Debatte: Dr. Tobias Lindner für Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
    Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
    Durch die Debatten um deutsche Außenpolitik haben
    sich im letzten Jahr ganz zentral zwei Begriffe gezogen:
    der Begriff „Krisen“ und der Begriff „Verantwortung
    deutscher Außenpolitik“. Man muss sich die Frage stel-
    len: Passt dieser Etatentwurf zu diesen beiden Über-
    schriften, zu dem, was in den letzten zwölf Monaten ge-
    schah und nun hinter uns liegt, und vor allem zu dem,
    was vor uns liegt?

    Es ist schon erwähnt worden: Ja, in der Bereinigungs-
    sitzung hat sich dieser Haushaltsplan zu seinem Besse-
    ren verändert. Ich will bewusst sagen: Aus Sicht der Op-
    position kann man es noch deutlich besser machen. Aber
    man muss sich fragen: Von wo kommen wir denn? Der
    Etatentwurf sah eine Kürzung des Ansatzes um 218 Mil-
    lionen Euro vor. Mit dem, was jetzt obendrauf kommt
    – Doris Barnett sprach von 305 Millionen Euro, ich kam
    auf 250 Millionen Euro; den Streit darüber können wir
    woanders austragen –, bleibt es im gesamten Einzelplan
    des Auswärtigen Amtes bei einem Plus von 1 bis 2 Pro-
    zent. Wenn man dann noch die überplanmäßigen Ausga-
    ben hinzuaddiert, die im letzten Jahr notwendig waren,
    um bei der humanitären Hilfe aufzustocken, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen, dann ergibt sich, dass wir im kom-
    menden Jahr sogar weniger Geld ausgeben als in diesem
    Jahr. Ich finde, es passt nicht zusammen, über mehr Ver-
    antwortung deutscher Außenpolitik zu reden und am
    Ende einen kleineren Etat für das Auswärtige Amt zu be-
    schließen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich komme zum zentralen Punkt: der humanitären
    Hilfe. Da stehen jetzt 400 Millionen Euro bereit. Bereits
    in diesem Jahr geben wir dafür 403 Millionen Euro aus.
    Wir vollziehen also nur nach, was bereits Realität ist.
    Der Kollege Leutert hat bereits Dokumente des Auswär-
    tigen Amtes selbst angesprochen, in denen beschrieben
    wird, dass Deutschland in der Rangliste der Gebernatio-
    nen im Bereich der humanitären Hilfe vom Rang Num-
    mer sieben im Jahr 2012 auf den neunten Rang im Jahr
    2014 zurückgefallen ist. Würde man die Finanzierung
    aus dem Jahr 2012 in Höhe von 4,3 Prozent nur fort-
    schreiben, dann würden wir nicht nur 400 Millionen
    Euro in humanitäre Hilfe investieren müssen – nein,
    dann müssten wir 650 Millionen Euro bereitstellen, um
    unserer Verantwortung gerecht zu werden. Deshalb,
    liebe Kolleginnen und Kollegen, wird meine Fraktion
    beantragen, die Mittel für humanitäre Hilfe in diesem
    Einzelplan weiter zu erhöhen, auf die genannten
    650 Millionen Euro, und zusätzlich für den Kampf ge-
    gen Ebola – eine der Krisen, über die wir viel zu wenig
    reden – weitere 30 Millionen Euro allein im Etat des
    Auswärtigen Amtes bereitzustellen. Ich denke, das ist
    bitter notwendig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Minister Steinmeier, Sie können nicht, wie Sie
    es in einem, wie ich finde, bemerkenswerten Namensar-
    tikel in der Huffington Post getan haben, über eine Welt,
    die aus den Fugen geraten ist, sprechen, ohne sich mehr
    um Krisenprävention und Krisenfrüherkennung zu küm-
    mern. Ja, es ist richtig: Die Kürzung um 2 Millionen
    Euro wurde zurückgenommen. Es stehen jetzt 95 Millio-
    nen Euro bereit. Meine Fraktion findet aber, dass das,
    was unter Schwarz-Gelb im Jahr 2013 angemessen war





    Dr. Tobias Lindner


    (A) (C)



    (D)(B)

    – 133 Millionen Euro –, das Mindeste sein muss, was
    Deutschland bereitstellt, um Krisen zu vermeiden und
    frühzeitig auf Krisen zu reagieren. Deshalb haben wir
    auch an diesem Punkt in den Haushaltsberatungen eine
    Erhöhung der Mittel beantragt. Leider sind Sie uns an
    dieser Stelle nicht gefolgt, meine Damen und Herren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich zum Abschluss eines sagen. Es ist
    richtig: Wir Grüne haben Anträge gestellt, deren Umset-
    zung diesen Etat um insgesamt 500 Millionen Euro auf-
    wachsen lassen würden. Ich höre schon, dass uns die Ko-
    alition vorwerfen wird: Na ja, ist das seriös? – Da will
    ich Ihnen zum einen entgegenhalten: Ich lade Sie gern
    ein, bei der folgenden Debatte über den Verteidigungs-
    etat anwesend zu sein und zu schauen, an welchen Stel-
    len wir Einsparungen vornehmen würden, um Schwer-
    punkte setzen zu können. Zum anderen müssen Sie sich
    fragen, ob es, wenn wir über Verlässlichkeit deutscher
    Außenpolitik reden, seriös ist, heute einen Haushalt zu
    beschließen, bei dem wir wissen, dass bereits morgen
    überplanmäßige Ausgaben nötig sein werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Seriosität und Verlässlichkeit in der Haushaltspolitik be-
    deuten auch, die Zahlen reinzuschreiben, die notwendig
    sind.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, sehr geschätzter Kollege Lindner; ich

gebe das jetzt zurück. – Nächster Redner: Alois Karl für
die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Alois Karl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren Kollegen! Sehr geehrter Herr Bun-
    desaußenminister, lieber Herr Steinmeier! Die sehr
    geehrten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und insbeson-
    dere Frau Staatsministerin Professor Böhmer und Staats-
    minister Michael Roth seien nun schon angesprochen;
    ihnen sei, damit ich das nicht vergesse, von vornherein
    für die gute Zusammenarbeit gedankt, die wir in den
    letzten Wochen und Monaten gepflegt haben.

    Lieber Herr Dr. Lindner, das Rechnen ist nicht Ihre
    ganz große Stärke.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Echt?)


    Sie haben bestimmt viele Stärken, aber man hat an der
    einen oder anderen Stelle auch Schwächen.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann rechnen Sie einmal vor!)


    Sie basteln sich hier zusammen, dass der Haushalt abge-
    nommen hat. Das ist schon ein Kunststück. Man kann
    über alles diskutieren, bloß nicht über Adam Riese. Die
    Zahlen stehen fest.

    Wir haben vor wenigen Wochen einen Haushaltsent-
    wurf vorgelegt bekommen, den wir beraten haben. Im
    Haushaltsausschuss haben wir 200 Änderungsanträge
    durchgehechelt. Wir haben zwar den Haushalt um
    400 Millionen Euro gekürzt, aber den Etat des Bundes-
    außenministers dennoch deutlich erhöhen können. Das
    war eine gute Sache, auch wenn das nicht bei allen große
    Freude hervorgerufen hat. Ich werde darauf noch einge-
    hen.

    Tempus fugit, könnte man sagen. Die Zeit verfliegt,
    geht rasant dahin. Ein Blick in den Kalender zeigt: Heute
    in vier Wochen ist Heiliger Abend. Für Sie, Herr Außen-
    minister, gibt es heute schon einen Teil der Bescherung;


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wir haben aber schon den 26.! Der Heilige Abend ist dann schon vorbei!)


    denn die Wünsche, die Sie an den Haushaltsausschuss
    gerichtet haben, konnten zum großen Teil, nicht alle, er-
    füllt werden. Wir haben die letzten zehn Wochen ge-
    nutzt, um den Etat des Bundesaußenministers zu beraten.

    Tempus fugit – das gilt auch für die zahlreichen
    Rückschauen, die in diesem Jahr Gegenstand unserer
    Betrachtungen und auch unserer Politik waren. Wir ha-
    ben festgestellt: Wie schnell geht die Zeit vorbei! Man-
    ches wendet sich zum Besseren.

    Wir haben auf die Zeit vor 100 Jahren zurückgeblickt.
    Im Jahr 1914 begann in Europa der Erste Weltkrieg. Die-
    ser Krieg hat viele Opfer gefordert; es gab 20 Millionen
    Tote. Die Diplomatie – so hat man gesagt – habe damals
    versagt, sowohl zu Beginn als auch zum Ende des Ersten
    Weltkrieges. Der Vertrag von Versailles hat wahrlich kei-
    nen Frieden gestiftet, sondern er hat die Auseinander-
    setzung erst weiter aufleben lassen. Nach dem Motto
    „Vae victis“ haben dereinst die Vandalen die Römer er-
    niedrigt. Ähnliches hat man damals in der Diplomatie er-
    lebt. Heute wollen wir das alles besser machen.

    Wir haben auf die Zeit vor 75 Jahren zurückgeschaut,
    auf den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, der in einer
    verheerenden Art und Weise, von Deutschland ausge-
    hend, die Welt in Brand gesetzt hat.

    Es gibt auch gute Zeiten, auf die wir zurückschauen
    konnten: Ich denke an die Zeit vor 25 Jahren, den Fall
    der Berliner Mauer 1989, der uns unglaubliche Freude
    bereitet hat.

    Ich denke daran, dass vor 25 Jahren in den Weingär-
    ten in der Nähe von Sopron in Ungarn der Eiserne Vor-
    hang durch den Außenminister von Österreich, Alois
    Mock, und den Außenminister von Ungarn, Gyula Horn,
    zum ersten Mal durchschnitten worden ist. Tausende von
    DDR-Flüchtlingen konnten den Weg in die Freiheit an-
    treten.

    Ich habe mich auch sehr gefreut, dass wir in diesen
    Tagen an den sogenannten Baltischen Weg, an die Sin-
    gende Revolution gedacht haben, als sich etwa 1,5 Mil-





    Alois Karl


    (A) (C)



    (D)(B)

    lionen Menschen von Tallinn in Estland über Riga in
    Lettland nach Vilnius in Litauen die Hände gereicht und
    bekundet haben, dass sie nicht mehr zum sowjetischen
    Reich gehören wollen, und das exakt 50 Jahre nachdem
    1939 der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen worden ist und
    man Osteuropa aufgeteilt und die Balten unter die Herr-
    schaft der Russen bzw. Sowjets gestellt hat.

    Wir haben 25 Jahre Fall der Berliner Mauer gefeiert,
    und das war auch richtig so. Mehr als 1 Million Men-
    schen haben am Brandenburger Tor gefeiert. Es haben
    viele Feierlichkeiten stattgefunden. Ich weiß nicht, ob es
    Ihnen ähnlich ergangen ist wie mir. In den vielen An-
    sprachen war Helmut Kohl nur eine Fußnote und mehr
    nicht. Es war für mich und auch andere ein wenig be-
    schämend, dass man sein Wirken nicht besser in den Re-
    den würdigen konnte.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe
    auch daran gedacht, dass es einige Zeit her ist – 1973 –,
    seit das Bundesverfassungsgericht eine wegweisende
    Entscheidung getroffen hat. Die Bayerische Staatsregie-
    rung, angetrieben auch von dem damaligen CSU-Vorsit-
    zenden Franz Josef Strauß, hat damals das Bundesver-
    fassungsgericht angerufen, um klären zu lassen, dass
    Deutschland ungeteilt ist, dass wir ein Volk sind und alle
    Repräsentanten und Institutionen des Landes auf die
    Einheit hinarbeiten müssen. Auch das war ein wichtiger
    Punkt, der zu diesem Ereignis des 9. November geführt
    hat.

    Ich danke allen ganz herzlich, die in diesem Jahr gute
    deutsche Außenpolitik mitbetrieben haben.

    Herr Bundesaußenminister, Sie sagten, die Welt sei
    aus den Fugen geraten. So hat es jedenfalls den An-
    schein angesichts der Flüchtlingsströme aus dem Mittel-
    meerraum, die nach Europa drängen, sowie der Krisen-
    herde in der Ukraine, im Irak, in Syrien und anderen
    Gegenden, die ich nicht alle aufzählen möchte, oder
    auch auf der Krim. Auch wenn die Ereignisse auf der
    Krim jetzt ein gutes halbes Jahr her sind, müssen wir
    weiterhin sagen, dass es Unrecht war und bleibt und wir
    die russische Politik des Sich-Einverleibens niemals gut-
    heißen können. Was ist denn da schon ein halbes Jahr?
    Welche Geschichtsvergessenheit haben manche in unse-
    rem Lande heute und publizieren das auch noch!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich danke Ihnen, Herr Steinmeier, dass Sie in den Kri-
    sengebieten, gerade in der Ukraine, fast dauerhaft unter-
    wegs sind.


    (Zuruf des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE])


    Mit diesen Reisen übertreffen Sie ja fast schon Hans-
    Dietrich Genscher mit seiner „Pendeldiplomatie“. Wir
    müssen einen langen Atem haben, darin gebe ich Ihnen
    recht. Ich denke auch, dass die deutsche Politik gut bera-
    ten ist, gemeinschaftlich aufzutreten. Ich danke der
    Bundeskanzlerin, dass sie eindeutig gesagt hat, dass zwi-
    schen dem Bundesaußenminister und ihr keine Differen-
    zen bestehen, sondern dass wir eine Außenpolitik „aus
    einem Guss“ betreiben.

    (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Was macht Seehofer?)


    Die humanitären Hilfsmaßnahmen sind angesprochen
    worden. Dort haben wir gut miteinander gearbeitet – da-
    rin beziehe ich auch die Kollegen Leutert und
    Dr. Lindner ein, liebe Kollegin Barnett –, sodass wir die-
    sen Ansatz auf 400 Millionen Euro erhöhen konnten.
    Das ist nicht unbedingt ein Ausdruck großer Freude. Hu-
    manitäre Hilfsmaßnahmen müssen nämlich nur deshalb
    ergriffen und der Haushaltsansatz muss so hoch gesetzt
    werden, weil auf der Welt viel Leid geschieht und wir
    unsere Arbeit leisten müssen – beispielsweise bei der hu-
    manitären Ernährungshilfe und der Trinkwassernotver-
    sorgung. Wir helfen den Ärmsten der Armen, wenn es
    darum geht, ihr blankes Überleben zu sichern – und dies
    möglichst noch in Würde und Sicherheit.

    Dafür haben wir die Ansätze hochgefahren. Der Bun-
    desfinanzminister sagte sehr deutlich: Da wird es am
    Geld nicht fehlen. – Ich danke dem Bundesfinanzminis-
    ter Schäuble, aber auch Ihnen, lieber Herr Kampeter, so-
    wie Ihrem Kollegen Herrn Gatzer, mit dem wir manches
    gut durchsetzen konnten, zum Beispiel, die Hilfe für die
    Deutschen im Ausland drastisch zu erhöhen.

    Unsere Auswärtige Kulturpolitik ist bestens ausge-
    stattet worden – auch ein Ausweis unserer Aktivitäten
    im Ausland. Der Kollege Gauweiler wird darauf in sei-
    ner Rede, denke ich, noch profund eingehen. Goethe-In-
    stitut und Deutscher Akademischer Austauschdienst –
    alle sind bessergestellt als eigentlich erwartet, und wir
    freuen uns, dass wir uns auch auf diese Art und Weise in
    der Welt gut darstellen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD])


    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein Punkt,
    der mich sehr gefreut hat, ist, dass wir auch für den Er-
    halt der deutschen Sprache und der deutschen Kultur in
    Rumänien einen kleinen Ansatz mit 750 000 Euro in den
    Haushalt einbringen konnten. Seit mehr als 1 000 Jahren
    wird dort deutsche kulturelle Arbeit betrieben. Über
    Jahrhunderte wurden hervorragende deutsche Schulen
    aufgebaut, die von Rumänen genauso besucht werden
    wie von Deutschen und die eine hohe Anerkennung ge-
    funden haben. Was die Siebenbürger Sachsen und die
    Banater Schwaben vor Jahrhunderten grundgelegt ha-
    ben, soll heute nicht geschliffen werden. Bis auf den
    heutigen Tag – nicht einmal Ceausescu und andere kom-
    munistische Führer haben gewagt, das einzuebnen – ist
    deren Situation hervorragend. Auch der neue Staatsprä-
    sident Iohannis war Schüler einer dieser Schulen und er-
    griff später den Beruf des Physikers. Das ist ja heute ein
    Ausweis für höchste Ämter in der Politik.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


    Er hat uns bei unserem Besuch gezeigt, wie toll sich die
    Dinge auch in einem früher sozialistischen Land wie Ru-
    mänien entwickeln können. Ich danke dir, lieber Kollege
    Christoph Bergner, dass du mir da auch ein bisschen den
    Weg gewiesen hast. Ich wäre von mir aus nicht darauf
    gekommen, dass wir diesen Ansatz wählen müssen, da-





    Alois Karl


    (A) (C)



    (D)(B)

    mit wir in diesem Land, das ja mittlerweile zur EU ge-
    hört, Fuß fassen und präsent sind.

    Ich danke auch dir, liebe Kollegin Barnett, herzlich,
    dass du nicht lange Widerstand geleistet hast, als es da-
    rum gegangen ist, die Internationale Akademie Nürnber-
    ger Prinzipien mit zu unterstützen. Diese Stiftung wird
    in diesem Jahr mit 1,9 Millionen Euro gefördert. Ich war
    am letzten Samstag in Nürnberg. Ein Ministerialdirektor
    Ihres Hauses hat den Bund vertreten. Der Freistaat Bay-
    ern war mit zwei Ministern, die Stadt Nürnberg mit dem
    Oberbürgermeister vertreten. Mir kam gerade der Ge-
    danke: Die Präsenz der jeweiligen Träger der Stiftung
    verhält sich geradezu reziprok zu ihrem finanziellen
    Engagement.


    (Doris Barnett [SPD]: Genau!)


    Auf gut Deutsch heißt das: Je mehr einer zahlt, desto we-
    niger dominant ist er vertreten.

    Wir haben dort in der Tat eine ganz hervorragende
    Einrichtung, die die Fortentwicklung des Völkerrechtes
    und des Völkerstrafrechtes dokumentiert. Was 1945/46
    in den Nürnberger Prozessen begonnen worden ist, ist
    heute Grundsatz jeglicher völkerrechtlichen Rechtspre-
    chung auf der gesamten Welt: Keine Einzelperson kann
    sich mehr darauf berufen, dass sie eigentlich nach einem
    formalen Gesetz gehandelt habe. Über dem formalen
    Gesetz steht das Recht; nicht das Recht des Stärkeren,
    sondern das Recht ist ausschlaggebend. Keiner, der in
    der Politik, in einer Staatsführung oder als Leiter einer
    militärischen Einheit tätig ist, kann sich damit herausre-
    den, dass er aufgrund eines Befehls oder eines formellen
    Gesetzes gehandelt habe.