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ID1806902900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rolf Mützenich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! In der Tat: Außenpolitisch betrachtet war und
    ist 2014 – das hat die Bundeskanzlerin am Anfang ihrer
    Regierungserklärung hier gesagt – ein schlimmes Jahr.
    In Syrien werden Menschen vertrieben, tagtäglich über
    100, und sie werden letztlich ihrem Schicksal überlas-
    sen. Gerade die Nachbarländer stehen großen Herausfor-
    derungen in Bezug auf die Flüchtlingspolitik gegenüber.
    Hinzu kommt Ebola, und es gibt zahlreiche Räume der
    Gewalt; mittlerweile kennen Generationen in ihrem un-
    mittelbaren Umfeld nichts anderes als Gewalt. Leider
    kommen auch der Nationalismus und der Chauvinismus
    zurück nach Europa. Das sind bittere Tage und bittere
    Momente, wenn man auf die Außenpolitik schaut und
    versucht, darauf Antworten zu finden.

    Ich persönlich muss zugeben: Ich bin angesichts der
    Bilder manchmal ratlos, und manchmal bin ich auch ver-
    zweifelt, nicht nur angesichts der Taten, die in der Welt
    zu beobachten sind, sondern auch dann, wenn ich den
    Menschen in den betroffenen Ländern begegne. Aber ich
    finde, es gehört dazu, auch auf andere Entwicklungen
    hinzuweisen und das Bild etwas zurechtzurücken.

    Wir sehen in Tunesien eine Gesellschaft, die zumin-
    dest den Mut aufbringt, friedlich für einen Wandel einzu-
    treten.


    (Beifall der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Möglicherweise sind darunter auch Menschen, die sa-
    gen: Gerade jetzt muss ich anpacken. Jetzt besteht die
    Verpflichtung, Vorbild zu sein, selbst als kleines Land in
    der arabischen Welt. – Es gibt Foren und Regionalorga-
    nisationen, die eben nicht auf andere warten, sondern,
    weil sie gemeinsame Interessen haben, versuchen, ge-
    meinsam etwas umzusetzen. Sie, Frau Bundeskanzlerin,
    haben von den Dialogforen in Asien gesprochen. Ich
    nenne die Entwicklung in Lateinamerika. Ich finde, auch





    Dr. Rolf Mützenich


    (A) (C)



    (D)(B)

    das, was in Afrika passiert, macht, wenn man darauf
    blickt, durchaus Mut. In Mexiko ertragen es die Men-
    schen nicht mehr, dass sie teilweise von einer Politiker-
    kaste geführt werden, die mit der Mafia Hand in Hand
    geht.

    Ich finde, das sind mutige Beispiele, die zeigen, dass
    die Außenpolitik von Prinzipien geleitet werden muss,
    die sie dann auch umzusetzen hat, um die Herausforde-
    rungen zu bewältigen.

    Ich will hier einige Prinzipien nennen, die die Bun-
    desregierung und auch dieses Parlament, wie ich glaube,
    sehr klug vermitteln, womit sie der deutschen Außen-
    politik ein Gesicht geben:

    Nie allein: Das ist die Lehre aus dem verheerenden
    letzten Jahrhundert. Daneben werden wir mit neuen
    Partnern aktiv – zum Beispiel in Regionalorganisationen
    wie der Europäischen Union –, und außerdem gibt es
    neue Formate. Das erkennt man zum Beispiel daran,
    dass der Bundesaußenminister mit seinem französischen
    Kollegen in die Länder reist, die von Ebola betroffen
    sind. Es gibt deutliche Zeichen dafür, dass wir es nicht
    alleine schaffen. Gemeinsam können wir aber zumindest
    eine Perspektive aufzeigen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wir müssen auch immer wieder Gespräche anbieten.
    Wenn es beim hundertsten Mal nicht geklappt hat – das
    haben Sie zu Recht angesprochen –, dann muss ich es
    eben noch einmal versuchen. Man muss das Gespräch
    suchen und versuchen, Lösungen zu finden, weil wir an-
    dere Instrumente nicht zur Hand nehmen wollen oder
    auch nicht dürfen.

    Wir müssen das Völkerrecht verteidigen und uns da-
    bei an Regeln orientieren. Das ist kein Selbstzweck, son-
    dern die Regeln sind entwickelt worden, weil wir wol-
    len, dass alle gleichbehandelt werden und nach
    denselben Instrumenten greifen. Insbesondere müssen
    wir die Institutionen stärken – das hat der Bundesaußen-
    minister in den letzten Wochen immer wieder bewiesen –
    und diejenigen mitnehmen, die gemeinsame Interessen
    mit uns teilen. Hier ragt die OSZE heute in Europa he-
    raus, weil sie ein Forum bietet, durch das auch andere
    mitgenommen werden.

    Wir haben bei der Aufstellung des Haushalts ver-
    sucht, die Mittel für all diese Dinge und die entspre-
    chend notwendige Arbeit zu erhöhen. Gleichzeitig dür-
    fen wir aber auch die Gesellschaften nicht aus dem Blick
    verlieren, weil die Gesellschaften heute genauso ein be-
    deutsamer legitimer Akteur in der Außenpolitik sind.
    Deswegen hat der Bundestag gesagt: Das Goethe-Insti-
    tut, die politischen Stiftungen und viele andere brauchen
    mehr Mittel; die müssen mitgenommen werden.

    Der Herr Kollege Kauder hat hier eben für mich sehr
    überzeugend und sehr nachdrücklich gesagt: Wir brau-
    chen die humanitäre Hilfe, wir brauchen ein offenes
    Land, und wir brauchen insbesondere Mitgefühl für die
    Menschen, die glauben, bei uns einen gewissen Schutz
    oder vielleicht sogar eine neue Heimat zu finden.
    Angesichts dessen bin ich schon überrascht, dass in
    den letzten Tagen der Begriff „Nebenaußenpolitik“ ge-
    fallen ist. Ich finde, die Bundeskanzlerin und der Bun-
    desaußenminister haben von Anfang an einen vertrau-
    ensvollen Ansatz gewählt.

    Ich kann verstehen, dass man manchmal enttäuscht ist
    und eine entsprechende Rede hält, weil die Zusagen of-
    fensichtlich nicht eingehalten wurden, aber ich weise da-
    rauf hin: Wenn man einen solchen Begriff in den Mund
    nimmt, dann schafft man auch Irritationen bei unseren
    Partnern, weil sie vermuten könnten, dass wir einen Dis-
    sens in der Außenpolitik haben, und das ist sehr gefähr-
    lich.

    Ich muss bekennen, dass ich mich mittlerweile daran
    erinnern kann, wann der Begriff „Nebenaußenpolitik“
    geboren wurde, nämlich in den 70er- und 80er-Jahren,
    als die sozialdemokratische Partei eine Entspannungs-
    politik versucht hat, die mehr als Regierungspolitik be-
    deutete. Dieser Kampfbegriff wurde jetzt wieder einge-
    führt. Ich finde, wir Sozialdemokraten sind gehalten,
    stolz auf unseren Beitrag zur Überwindung von Konflik-
    ten und Gewaltursachen zu sein. Das lassen wir uns von
    niemandem absprechen – egal in welcher Konstellation.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich füge hinzu: Wir sind stolz darauf, dass Frank-
    Walter Steinmeier das Gesicht und die Stimme einer so-
    zialdemokratischen Friedenspolitik in Europa und welt-
    weit ist. Vielen Dank dafür.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


    Gleichzeitig möchte ich daran erinnern, dass es nicht
    zu unseren Aufgaben gehört, in öffentlichen Interviews
    über die Ablösung von Führungskräften in Dialogforen
    zu diskutieren, sondern diese Aufgabe haben die Mit-
    gliederversammlungen dieser Institutionen. Für uns So-
    zialdemokraten sage ich sehr deutlich: Wir schätzen die
    Integrität und Souveränität von Matthias Platzeck. Für
    uns bleibt er ein herausragender und unverzichtbarer Ak-
    teur im deutsch-russischen Dialog.


    (Beifall bei der SPD)


    Wenn ich sage: „Wir müssen auf der einen Seite über
    Prinzipien sprechen und auf der anderen Seite über un-
    verrückbare Wahrheiten“, dann müssen wir in der Tat
    klar zum Ausdruck bringen: Ohne Russland wird eine
    europäische Friedensordnung keine Gestalt und keine
    Verlässlichkeit annehmen, aber auch nicht ohne eine
    Ukraine, die, demokratisch und souverän, in dieser euro-
    päischen Friedensordnung ihren Platz haben muss. Das
    ist im Grunde genommen der Kern der Politik in unse-
    rem Dialog.

    Es ist wichtig, dass wir auf der Minsker Vereinbarung
    bestehen. Es ist wichtig, immer wieder, auch wenn sie
    nicht eingehalten wird, an sie zu erinnern und in dieser
    Frage die OSZE mitzunehmen. Ich bin dem Bundes-
    außenminister dankbar, dass Deutschland mit anderen
    Partnern, die diese Idee voranbringen wollen, eine noch
    stärkere Rolle in der OSZE einnehmen will. Wenn ich
    sage: „Wir Sozialdemokraten in dieser Großen Koalition





    Dr. Rolf Mützenich


    (A) (C)



    (D)(B)

    wollen eine europäische Friedensordnung bauen“, dann
    bleibt uns nichts anderes übrig, als nach gemeinsamen
    Interessen auch mit Russland zu suchen.

    Wir dürfen auch nicht verkennen: Die Vernichtung
    der syrischen Chemiewaffen wäre ohne den wesentli-
    chen Beitrag Deutschlands nicht gelungen, aber es war
    auch im Interesse Russlands gewesen, dass diese verhee-
    renden Waffen aus Syrien herausgebracht werden. Die-
    ses gemeinsame Interesse teilen wir genauso wie den
    Wunsch nach erfolgreichen Verhandlungen mit dem Iran
    über die Bewältigung der Atomkrise. Deswegen bin ich
    Ihnen sehr dankbar, dass Deutschland, aber auch viele
    andere Länder alles versucht haben, um bis Mitte nächs-
    ten Jahres einen belastbaren und für alle akzeptablen
    Vertrag auszuarbeiten, auch für die diejenigen, die nicht
    mit am Verhandlungstisch sitzen.

    Wenn ich hier über Außenpolitik spreche, dann tun
    wir gut daran, zu erkennen: Nicht nur unser Blick auf die
    derzeitige Konfliktsituation in der Ukraine und in Russ-
    land definiert das Außenbild der russischen Politik in an-
    deren Weltregionen, sondern zum Beispiel auch in Asien
    – daran will ich erinnern – wird die Annexion der Krim
    genauso gesehen wie bei uns: völkerrechtswidrig. Das
    ist für die Einhaltung internationaler Regeln verheerend.
    Deswegen war Russland nicht erfolgreich, im Rahmen
    des Treffens mit den BRICS-Staaten in Schanghai eine
    Anerkennung der Annexion zu erreichen. Deswegen
    müssen wir nach diesen Partnern fragen, auch für unse-
    ren Ansatz im Zusammenhang mit der möglichen Bil-
    dung einer europäischen Friedensordnung.

    Ich sage hier an dieser Stelle: Es war auch mit Blick
    auf die Rolle der Atomwaffen eine wirklich schreckliche
    Niederlage, dass das Budapester Abkommen verletzt
    worden ist, weil damit den Atomwaffen wieder eine
    neue Rolle in der internationalen Politik zugewiesen
    wird.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


    Nicht nur das Völkerrecht ist verletzt worden, sondern
    Regeln, die Russland damals für die Rückgabe von
    1 500 russischen Atomwaffen eingegangen ist. Ich finde,
    es gehört mit zur Wahrheit, hier auch darüber zu spre-
    chen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Herr Kollege Mützenich, Sie haben es nicht gesehen,

aber Sie haben die Chance, Ihre ablaufende Redezeit da-
durch zu verlängern, indem Sie eine Frage oder Bemer-
kung der Kollegin Marieluise Beck zulassen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rolf Mützenich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Bitte schön.

    Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
    GRÜNEN):

    Lieber Kollege Mützenich, ich teile all Ihre Einschät-
    zungen. Sie sind klar und deutlich, und wir brauchen sie
    als politische Botschaften.
    Sind Sie aber auch bereit, mit Ihrem Kollegen
    Platzeck, der immerhin Vorsitzender der großen sozial-
    demokratischen Partei gewesen ist, in eine ernsthafte
    Auseinandersetzung über seine Äußerung in Bezug auf
    die Annexion der Krim einzusteigen und noch einmal
    deutlich zu machen, welche Tragweite eine solche Äuße-
    rung für das völkerrechtliche Gefüge dieser Welt hat?

    Ich berichte immer wieder von einem kleinen Erleb-
    nis im Europarat: Mein ungarischer Kollege von der Job-
    bik-Partei trug ein T-Shirt, auf dem vorne stand: „Die
    Annexion der Krim ist legal“ und hinten: „Die Karpaten
    gehören zu Ungarn“. Genau diese Entwicklung bahnt
    sich in Europa an, wenn begonnen wird, über die Ver-
    schiebung der Grenzen nachzudenken: Es wird dann vie-
    len, gerade rechtspopulistischen und rechtsextremen
    Kräften in Europa, einfallen, welche Gebiete nach ihrer
    Meinung noch zu ihrem Land gehören sollten.


    (Beifall des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Darum geht es: dass wir – auch ein sozialdemokrati-
    scher Kollege – uns in Deutschland klarmachen, was das
    für eine Büchse der Pandora ist, und das auch – wenn ich
    das noch anführen darf – gegenüber den Ländern zwi-
    schen Deutschland und Russland, also Ungarn, Polen
    und dem Baltikum, im Blick behalten, die in ihrer histo-
    rischen DNA die Erinnerung haben, dass es Verträge
    zwischen Deutschland und Russland zu ihren Lasten ge-
    geben hat.