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ID1806902100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Wir sind jetzt dabei, TTIP zu verhandeln. Mitten in

    Verhandlungen genau zu definieren, unter welchen Vo-
    raussetzungen man zustimmt oder ablehnt, halte ich
    nicht für klug.

    Wir haben deutlich gemacht, dass wir für Investoren
    gleiches Recht wollen. Welches Recht ein Investor be-
    kommt, kann nicht davon abhängen, woher er kommt.
    Wenn beispielsweise ausländische Investoren in schieds-
    gerichtlichen Verfahren Schadensersatzansprüche ein-
    klagen können, aber zum Beispiel deutsche Investoren
    vor ordentlichen Gerichten nicht die gleichen Möglich-
    keiten haben, wäre das eine Ungleichbehandlung, die
    von vornherein nicht akzeptabel ist. Wir wollen keine
    Paralleljustiz. Wir wollen, dass in entwickelten Rechts-
    staaten die Möglichkeiten der ordentlichen Gerichtsbar-
    keit genutzt werden; da gehört die Lösung von Konflik-
    ten hin. In keinem Fall wollen wir, dass über
    schiedsgerichtliche Verfahren die Entscheidungen von
    demokratisch legitimierten Gesetzgebern delegitimiert
    werden. Das ist unsere Position, und für die treten wir
    jetzt auch in den Verhandlungen ein.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


    – Das ist unser Beschluss. Lesen Sie nach!

    Meine Damen und Herren, auch 25 Jahre nach dem
    Mauerfall bleibt der Aufbau Ost eine gesamtgesell-
    schaftliche Aufgabe. Auch viele Regionen im Westen
    Deutschlands brauchen Unterstützung. Dass dafür die
    Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag auch nach
    2019 noch gebraucht werden, hat die Bundeskanzlerin





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    schon vor einem Jahr klargestellt, und darin sind sich
    auch alle Fraktionen in diesem Hause einig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Die rot-grünen Ministerpräsidenten und Finanzminister
    Schäuble haben vorgeschlagen, wie das gehen könnte.
    Der Soli würde in die Einkommensteuer integriert, und
    dabei könnte man auch das Problem der kalten Progres-
    sion lösen. Das wäre ein Weg, wie man einen Teil des
    Soli an die Steuerzahler zurückgeben könnte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wer diesen Weg nicht gehen will – man mag das gut
    oder schlecht finden –, wer ihn schlecht findet und die
    Integration nicht will, der muss konkrete Vorschläge ma-
    chen, wie ein anderer Weg aussehen könnte.


    (Beifall bei der SPD)


    Eines ist klar: Wir brauchen in Zukunft eine Solidari-
    tät zwischen den Regionen, die sich nicht nach Him-
    melsrichtungen, sondern nach dem Bedarf richtet, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Dieser Bedarf ist so verschieden wie unser Land. Dres-
    den und Leipzig sind heute attraktive Wachstumskerne,
    die qualifizierte Zuwanderer anlocken. Aber nicht über-
    all im Osten ist das so. Das Saarland und Bremen haben
    mit einer erdrückenden Schuldenlast zu kämpfen.

    NRW hat einen Strukturwandel hinter sich, der es in
    seiner Dimension durchaus mit dem Aufbau Ost aufneh-
    men kann. Seit der Kohle- und Stahlkrise im Ruhrgebiet
    sind 1,2 Millionen Arbeitsplätze allein im Bergbau und
    im Bereich Stahl weggefallen. Trotzdem gibt es im
    Ruhrgebiet heute mehr sozialversicherungspflichtig Be-
    schäftigte als vorher. Ob in Marl, Essen, Dortmund,
    Duisburg oder Bottrop – in vielen Städten wurden inno-
    vative neue Zentren für Dienstleistungen, Wissenschaft
    und Industrie aufgebaut. Damit ist NRW heute sogar
    Nettozahler im Länderfinanzausgleich,


    (Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


    wenn man auch den Umsatzsteuerausgleich zwischen
    den Ländern betrachtet. Ich finde, es ist eine enorme
    Leistung, die da vollbracht worden ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber dieser Strukturwandel hatte auch seinen Preis, und
    diesen Preis hat NRW bisher weitestgehend allein be-
    zahlt. Auch darüber müssen wir reden, wenn wir die
    Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu ordnen. Wir kön-
    nen einzelne Länder, die einen tiefgreifenden Struktur-
    wandel durchmachen, nicht alleinlassen,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    genauso wenig wie wir Bayern


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist aber lange her!)

    beim Strukturwandel vom Agrarland zu einem moder-
    nen Industrieland alleingelassen haben.


    (Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: So weit kann man doch gar nicht mehr zurückdenken!)


    Wir wollen nicht, dass sich die Gräben der Ungleich-
    heit zwischen den Bundesländern weiter vertiefen. Das
    ist es doch, was unser Land eigentlich so stark macht:
    dass wir nicht auseinanderdriften wie etwa England und
    Schottland, wie Flandern und Wallonien, wie Spanien
    und Katalonien, wie Nord- und Süditalien. Nur ein
    Deutschland mit gleichwertigen Lebensverhältnissen ist
    auf Dauer ein erfolgreiches und lebenswertes Land. Das
    ist jedenfalls die Richtschnur, mit der wir in diese Ver-
    handlungen hineingehen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir diskutieren im Rahmen der Verhandlungen über
    die Bund-Länder-Finanzbeziehungen auch darüber, wie
    wir den Kommunen mit hohen Soziallasten am besten
    helfen können. Das ist auch richtig so; denn wir wollen,
    dass auch die finanzschwachen Kommunen wieder in-
    vestieren können. Wichtig ist: Egal wo wir am Ende die
    Kommunen entlasten – die Reform der Eingliederungs-
    hilfe muss in jedem Fall kommen.


    (Beifall bei der SPD)


    Die haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart; schließ-
    lich haben wir 2008 die UN-Behindertenrechtskonven-
    tion einstimmig ratifiziert. Bei der Eingliederungshilfe
    steht bisher im Vordergrund, dass die Menschen mit Be-
    hinderungen versorgt und verwaltet werden. Beim neuen
    Teilhaberecht wird es darum gehen, was ein Mensch mit
    Behinderungen braucht, um gleichberechtigt am gesell-
    schaftlichen Leben teilnehmen zu können.


    (Beifall bei der SPD)


    Das muss nicht immer teurer sein. Es geht nämlich nicht
    nur darum, wie viel Geld wir ausgeben, sondern auch da-
    rum, wie wir es ausgeben. Wir wollen ein Teilhaberecht,
    bei dem das Geld bei den Menschen mit Behinderungen
    ankommt, das echte Teilhabe und Inklusion ermöglicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte zum Schluss noch auf die Außenpolitik zu
    sprechen kommen; denn die neuerlichen Gewaltausbrü-
    che in der Ukraine und in Israel machen uns allen große
    Sorgen. Seit Monaten ist die Außenpolitik der Bundes-
    regierung extrem gefordert. Ich finde, dass Außenminis-
    ter Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel unser Land
    mit großem Engagement und mit hohem persönlichen
    Einsatz außerordentlich gut vertreten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Bundesregierung ist zusammengeblieben; auch die
    Europäische Union und die NATO-Partner sind zusam-
    mengeblieben. Jetzt kommt es für die nächsten Monate
    darauf an, dass wir weiterhin zusammenbleiben. Wenn





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    nun der Vorwurf in den Raum gestellt wird, es werde
    eine Nebenaußenpolitik betrieben, dann ist das völlig de-
    platziert. Die Außenpolitik ist in diesen Zeiten viel zu
    wichtig für unser Land, als dass wir sie für innenpoliti-
    sche Ziele instrumentalisieren dürften, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es ist kein Widerspruch, den Dialog zu suchen und
    trotzdem klar zu sagen, was man von der russischen
    Politik hält und erwartet. Russland hat eine Verantwor-
    tung für das, was dort passiert. Russland hat die völker-
    rechtswidrige Annexion der Krim und die Unterstützung
    der Separatisten in der Ostukraine zu verantworten. Da-
    mit stellt Russland die europäische Friedensordnung in-
    frage.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Das kann die EU nicht einfach akzeptieren. Deshalb war
    und ist die Entscheidung für gezielte Sanktionen richtig.
    Russland muss seine Guerillataktik beenden und aufhö-
    ren, an der Spaltung der Ukraine zu arbeiten.


    (Beifall des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


    Wladimir Putin muss klar bekennen, dass auch er weder
    Krieg noch Bürgerkrieg in Europa toleriert oder gar för-
    dert.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Dennoch müssen wir im Gespräch bleiben; denn es kann
    nur eine politische Lösung für diesen Konflikt geben. Es
    kann auch nur eine Lösung mit Russland geben; das
    muss uns immer bewusst sein. Das ist die Komplexität
    der Außenpolitik, mit der wir uns auseinandersetzen
    müssen und der wir uns mutig stellen müssen. Es reicht
    nicht, nach einem einfachen Schema – wie es die Linke
    gerne macht – Putin zu bejubeln und Israel zu kritisieren.
    Damit stellen Sie sich nur ins Abseits, aber zeigen keine
    Verantwortung.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


    50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht,
    so viele wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Welt-
    krieges. In dieser dramatischen Lage müssen wir unse-
    ren Beitrag leisten, damit die Flüchtlinge den nächsten
    Winter überhaupt überstehen können. Ich bin froh, dass
    wir in den parlamentarischen Beratungen die Haushalts-
    mittel für die zivile Krisenprävention und die humanitäre
    Hilfe um 313 Millionen Euro aufgestockt haben. Damit
    zeigen wir, dass wir internationale Verantwortung für
    diese Krise übernehmen wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Jetzt müssen wir schauen, dass wir die Flüchtlinge in
    Deutschland gut unterbringen. Wir haben in diesem
    Herbst schon wichtige Verbesserungen beschlossen:
    Asylbewerber können schneller Arbeit finden und
    Sprachkurse besuchen. Wir haben die Residenzpflicht
    gelockert, und Asylanträge werden schneller bearbeitet.
    Aber das Wichtigste ist, dass wir jetzt auch die Kommu-
    nen in die Lage versetzen, die Flüchtlinge gut unterzu-
    bringen; denn es darf nicht sein, dass Kommunen mit der
    Unterbringung von Flüchtlingen aufgrund eines Geld-
    mangels überfordert werden, und es darf nicht sein, dass
    durch überfüllte Provisorien Ressentiments gegenüber
    Flüchtlingen geschürt werden. Das müssen wir schon im
    Ansatz unterbinden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deshalb ist es gut, dass die Regierung jetzt mit den Län-
    dern darüber verhandelt, wie man die Kommunen unter-
    stützen kann. Hier ist ein Kraftakt notwendig.

    Mit dieser finanziellen Unterstützung helfen wir aber
    nicht nur den Kommunen, sondern ermutigen auch die
    Bürgerinnen und Bürger, die sich in unserem Land für
    die Flüchtlinge engagieren, die ihnen bei Arztbesuchen
    helfen, sie bei Behördengängen unterstützen und dazu
    beitragen, dass die Kinder in die Schule gehen können.
    Das alles zeigt, dass die große Mehrheit der Deutschen
    ganz klar sieht, dass wir Verantwortung für die Flücht-
    linge haben. Das ist gelebte Verantwortung. Das ist prak-
    tische Solidarität. Ich möchte allen, die sich daran betei-
    ligen, die dabei mitwirken, ganz herzlich danken.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Bitte nicht so weinerlich!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Kauder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

    gen! Die Beratungen des Bundeshaushaltes für das Jahr
    2015 finden in einer bewegten Zeit statt. Vor uns liegen
    große Aufgaben in unserem Land und auch in der Welt.


    (Abgeordnete von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wedeln mit Taschentüchern – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier ist das Taschentuch!)


    – Sie von den Grünen und Sie persönlich, Frau Göring-
    Eckardt, haben allen Grund, ihre Taschentücher zu be-
    halten. Es ist nämlich zum Weinen, was Sie 25 Jahre
    nach der friedlichen Revolution in Thüringen veranstal-
    ten. Das ist zum Heulen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Heul doch! Heul doch! Heul doch!)


    Ich kann Ihnen nur sagen: Sie werden es eines Tages zu
    spüren bekommen,


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! Oh!)






    Volker Kauder


    (A) (C)



    (D)(B)

    dass Sie mit den Linken – die Sie auch noch so zur Brust
    nehmen wie heute – eine Koalition eingehen, dass Sie
    25 Jahre nach der friedlichen Revolution jene an die
    Macht bringen, die man damals weggewischt hat, und
    dass Sie einen Linken zum Ministerpräsidenten wählen.
    Das ist wirklich zum Heulen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Frauenquote wollen wir jetzt was hören! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Hallo? Das ist Unsinn pur!)


    Jetzt zum Ernst der Situation.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch was zu den Blockparteien! Zur Frauenquote und zu den Blockparteien!)


    Mit diesem Bundeshaushalt reagieren wir auf die großen
    Herausforderungen unserer Zeit. Trotzdem kommt er
    ohne neue Schulden aus. Die großen Herausforderungen,
    die es in unserem Land gibt, betreffen auch die Investi-
    tionen zur Stärkung der wirtschaftlichen Aktivitäten.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schaffen Sie ja leider nicht!)


    Auf die Frage von Frau Haßelmann hat Kollege
    Oppermann geantwortet, dass wir in unserer Regie-
    rungszeit die Investitionen stärken werden. Es steht auch
    im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass wir in den
    nächsten Jahren weitere 10 Milliarden Euro für Investi-
    tionen zur Verfügung stellen. Aber diese 10 Milliarden
    Euro müssen dann auch in Investitionen fließen, und
    zwar dorthin, wo es Probleme gibt, nämlich in die Infra-
    struktur, sowohl im digitalen Bereich als auch im Ver-
    kehrsbereich. Im Bereich der digitalen Infrastruktur ist
    es zwingend notwendig, dafür zu sorgen, dass das Inter-
    net schneller wird, und zwar nicht nur für die Familien
    zu Hause. Wenn Industrie 4.0 gelingen soll – und das
    muss gelingen –, brauchen wir ein Internet, das die Ma-
    schinen in Istzeit verbindet. Damit können wir nicht
    mehr lange warten. Die Zeit drängt. Mit diesem Haushalt
    werden die notwendigen Voraussetzungen dafür ge-
    schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen
    natürlich alles tun, um die deutsche Wirtschaft, nachdem
    wir erkennen, dass der Wachstumskurs nicht mehr ganz
    so dynamisch ist, weiter zu unterstützen. Wir haben
    überhaupt keinen Grund, die Dinge schlechtzureden.
    Wir werden auch im nächsten Jahr Wachstum haben.
    Jetzt aber geht es darum, die ganze Kraft darauf zu ver-
    wenden, dieses Wachstum zu unterstützen. Eine der gro-
    ßen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft, eine
    der großen Wachstumsfragen ist: Können wir der Wirt-
    schaft genügend qualifiziert ausgebildete junge Men-
    schen anbieten? Es geht nicht mehr um den Arbeitsplatz,
    sondern darum, den besonders qualifizierten Arbeits-
    platz zu besetzen. Wir haben bereits in der letzten Koali-
    tion erfolgreich begonnen, eine der größten Investitionen
    in Angriff zu nehmen, nämlich die Investition in Bil-
    dung, Forschung und Innovation.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich bin manchmal fassungslos, wenn ich höre, dass
    man sich bezogen auf die Investitionsquote dieses Bun-
    deshaushalts nur anschaut, was in die Infrastruktur, in
    Gebäude und vieles andere investiert wird. Dazu kann
    ich nur sagen: Eine Investition in ein Gebäude ist das
    eine. Aber wenn in der Schule oder in der Uni nicht in
    den Inhalt investiert wird, dann nützt das nichts. Deshalb
    sind die 15 Milliarden Euro, die wir im Etat von Frau
    Wanka veranschlagen, Investitionen in die Zukunft,
    liebe Kolleginnen und Kollegen. Das ist eine der größten
    Investitionsquoten überhaupt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir uns die Herausforderungen ansehen, auf die
    der Bundeshaushalt Antworten gibt: Auch Maßnahmen
    zum Klimaschutz sind eine große Investition; der Kol-
    lege Oppermann sprach es an. Beim Klimaschutz gibt es
    natürlich eine Reihe von Bereichen, die zu betrachten
    sind. Es ist klar, dass auch die Energiewirtschaft ihren
    Beitrag leisten muss. Für unsere Wirtschaft ist es zentral,
    dass wir den Klimaschutz einhalten; wir müssen aber
    auch Sicherheit bei der Energieversorgung herstellen
    und den Preis halten. Deshalb muss ich schon sagen: Wir
    sollten vor allem dort tätig werden, wo die Chancen groß
    sind, dass wir den Klimaschutz in besonderer Weise vo-
    ranbringen, und das ist immer noch der Gebäudebestand
    in unserem Land. Wenn wir uns vornehmen, jedes Jahr
    nur 1 Prozent unseres Gebäudebestands energetisch zu
    sanieren, so ist dies eine große Aufgabe. Aber das ist
    schon das absolute Minimum. Daher erwarte ich, dass
    die Länder hier ihre Möglichkeiten nutzen. Wir versu-
    chen seit einiger Zeit krampfhaft, ein energetisches Ge-
    bäudesanierungsprogramm auf den Weg zu bringen.
    Man kann nicht, wie in NRW, der Kohle das Wort reden,
    aber dann bei der Gebäudesanierung nicht mitmachen
    wollen. Jeder muss seinen Beitrag leisten: der Bund die
    eine Hälfte und die Länder die andere Hälfte. Dann kom-
    men wir einen gewaltigen Schritt voran.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Noch immer sind 85 Prozent der Heizungsanlagen in den
    Privatgebäuden nicht auf dem neuesten Stand. Wenn wir
    dort etwas tun, können wir Millionen einsparen. Das
    wird ein Schwerpunkt im Investitionsbereich werden
    müssen – Kollege Oppermann wies darauf hin –, auch
    wenn wir uns im nächsten Frühjahr mit dem Haushalt
    2016 beschäftigen.

    Neben diesen Themen gibt es ein Thema, das jeden
    Tag Hunderte von Menschen unmittelbar betrifft; es ist
    erstaunlich, wie wenig darüber gesprochen wird. Jeden
    Tag – jeden Tag! – sind in den letzten zwölf Monaten
    400 Häuser oder Wohnungen aufgebrochen worden, und
    die Leute wurden ausgeraubt. Es geht nicht nur um den
    materiellen Verlust. Die Menschen, die davon betroffen
    sind, sind ein Leben lang traumatisiert, weil sie Angst





    Volker Kauder


    (A) (C)



    (D)(B)

    haben und sich nicht mehr in ihre Häuser zurücktrauen.
    Da kann man nicht so tun, als ob das kein Problem wäre.
    Vielmehr ist es richtig, zu sagen: Die Sicherheit des Ein-
    zelnen ist eine Kernaufgabe unseres Staates, meine sehr
    verehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Da tragen der Bund und die Länder gemeinsam Verant-
    wortung. Wir wollen, auch im Rahmen von Investitio-
    nen, überlegen, was man noch machen kann, um unsere
    Wohnungen, unsere Häuser sicherer zu machen.

    Darüber hinaus war es natürlich notwendig – ich bin
    dankbar, dass es gelungen ist, dies im Haushaltsaus-
    schuss durchzusetzen –, dass wir für den Bereich innere
    Sicherheit, also den Geschäftsbereich von Thomas de
    Maizière, nach den Maßnahmen in den letzten Jahren bei
    der Bundespolizei noch etwas Bedeutendes haben ma-
    chen können. Wir sind da noch nicht am Ende; aber die
    Botschaft lautet: Wir werden nicht achselzuckend hin-
    nehmen, dass Banden durch unser Land ziehen, Häuser
    aufbrechen können und wir keine Antwort auf diese die
    Menschen bewegende Frage geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Haus-
    haltsberatungen finden natürlich auch in bewegter Zeit
    statt, weil wir weltweit einige große Probleme haben.
    Die Bundeskanzlerin hat zu Recht die Ebolakrise ange-
    sprochen und auch den Beitrag, den wir dazu leisten
    können. Aber auch das Verhältnis von Russland, der
    Ukraine und Europa ist ein Thema. Ich möchte sagen:
    Die Überzeugung und Wahrnehmung der CDU/CSU-
    Bundestagsfraktion ist die, dass unsere Bundeskanzlerin
    und unser Bundesaußenminister an einem Strang ziehen
    und dass sie eine ausgezeichnete Politik machen, die
    nicht nur die Menschen in der Ukraine, sondern auch die
    Stabilität Europas im Auge hat. Dafür sage ich einen
    herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, angesichts
    der derzeitigen Situation kommt es natürlich ganz ent-
    scheidend darauf an, dass wir in Europa beieinanderblei-
    ben, so wie diese Koalition in dieser wichtigen Frage
    beieinanderbleibt. In diesem Zusammenhang muss ich
    immer wieder darauf hinweisen, dass wir mehr darüber
    reden müssen, was Europa gerade in diesen wichtigen
    außenpolitischen Handlungsfeldern bedeutet. Mir wird
    zu viel über das Europa von Euro und Cent gesprochen
    und viel zu wenig über das Europa der Werte und der ge-
    meinsamen Schicksalsgemeinschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es ist schon bemerkenswert, dass es gerade Papst
    Franziskus gewesen ist, der gestern genau auf diesen
    Punkt hingewiesen hat, nämlich dass dieses Europa et-
    was selbstbewusster, etwas dynamischer, etwas jünger
    an die Themen herangehen sollte. Er hat uns ins Stamm-
    buch geschrieben, wir sollten uns nicht damit abfinden,
    dass Europa immer älter wird, auch wenn dieser Ein-
    druck immer mehr vorherrscht. Ich kann nur sagen: Die
    europäischen Ideen vom Zusammenarbeiten, von Frie-
    den und Freiheit, von Religionsfreiheit und von Chancen
    für alle, diese Ideen müssen in Russland lange gesucht
    werden. Das sind aber die Ideen, die Europa stark ma-
    chen und die auch eine so starke Anziehungskraft dieses
    Europas ausmachen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Darüber müssen wir immer wieder auch klar und deut-
    lich sprechen.

    Wenn wir von den genannten Werten sprechen,
    möchte ich hinzufügen: Es müssen auch all diejenigen,
    die sich Europa nähern wollen und in Europa mitmachen
    wollen, wissen, dass wir nicht nur nach der Wirtschafts-
    kraft von Ländern urteilen können, sondern auch nach
    dem urteilen müssen, was sie in dem Bereich machen,
    der unseren Wertebereich ausmacht. Wir erleben im Au-
    genblick die Diskussionen in der Türkei. Es mag jetzt
    einmal egal sein, ob die Türkei Amerika entdeckt hat
    oder nicht; darüber will ich gar nicht reden. Aber dass
    die Türkei noch einen erheblichen Nachholbedarf bei der
    Umsetzung der Religionsfreiheit hat, das ist Fakt. Das
    muss sich ändern, sonst ist der Weg nach Europa sehr,
    sehr schwer.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Natürlich ist eine zentrale Aufgabe – das muss ich sa-
    gen; auch die Bundeskanzlerin hat davon gesprochen –
    die Bekämpfung des internationalen Terrors. Wir alle
    spüren – Thomas de Maizière hat in den letzten Tagen
    darauf hingewiesen –, dass diese Sorge nicht nur im
    Mittleren und Nahen Osten zu verorten ist. Sie ist inzwi-
    schen mitten in unserem Land, in unserer Gesellschaft
    angekommen. Wenn man sich vor Augen führt, dass
    mehr als 500 junge Menschen in den Krieg nach Syrien
    und in den Irak ziehen und zum Teil auch wieder zurück-
    kommen, und wenn man weiß, dass für die Überwa-
    chung von sogenannten Gefährdern 25 Personen am Tag
    benötigt werden, weiß man, wie groß die Aufgabe ist.
    Deswegen müssen wir alles daransetzen, die Sympathie-
    werbung für solche Einsätze zu verbieten. Es ist doch
    geradezu grotesk, wenn junge Menschen im Internet an-
    geworben werden können, wenn ihnen angeboten wer-
    den kann, in einen Krieg zu ziehen, in dem die Men-
    schen enthauptet werden, in dem Frauen entführt und
    vergewaltigt werden. Ich habe die herzliche Bitte, dass
    wir das Verbot, für solche Gruppen zu werben, endlich
    durchsetzen, dass wir damit endlich ernst machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Auf IS bzw. ISIS eine Antwort zu geben, ist nicht ein-
    fach. Wir dürfen nicht glauben, dass wir dieses Problem
    in wenigen Wochen bewältigen können. Das ist eine
    Aufgabe, die noch mehrere Jahre dauern wird. Sie ist
    auch nicht allein mit Lufteinsätzen und Unterstützung
    der Bodenkräfte mit Waffen zu bewältigen. Alles, was





    Volker Kauder


    (A) (C)



    (D)(B)

    wir diesbezüglich tun, ist völlig richtig. Aber diesen
    Gruppen muss auch der ideologische Nährboden entzo-
    gen werden, damit sie sich nicht auf eine besondere
    Ideologie berufen können. Wir haben lange darauf ge-
    wartet; jetzt können wir aber dankbar feststellen, dass
    der Zentralrat der Muslime in Deutschland sich klar dis-
    tanziert hat. Besonders beeindruckt hat mich – das war
    ein wichtiger erster Schritt, auch wenn weitere folgen
    müssen –, dass sich führende islamische Theologen aus
    einigen arabischen Ländern, dass sich der Großscheich
    der Universität Kairo, die syrisch-orthodoxen und die
    koptischen Christen zusammengefunden haben und eine
    gemeinsame Erklärung herausgegeben haben, nach der
    Menschenrechtsverletzungen so schwerer Art, wie die
    ISIS sie begeht, in keiner Religion akzeptiert werden
    können, dass sie nicht Teil einer Religion sein können.
    Menschenrechtsverletzungen sind durch die Religions-
    freiheit nicht gedeckt! Das war die Botschaft, und das ist
    die richtige Botschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich unterstütze das und freue mich, wenn weitere
    Schritte folgen, weil es wirklich darauf ankommt, den
    Menschenrechten zum Durchbruch zu verhelfen und
    denjenigen, die glauben, mit solchen Methoden, mit sol-
    chen Schikanen im Namen einer Religion Verunsiche-
    rung verbreiten zu können, den Boden zu entziehen.

    Wir müssen natürlich auch unseren Beitrag leisten;
    das ist bereits angesprochen worden, sowohl von der
    Kanzlerin als auch vom Kollegen Oppermann. Wir for-
    mulieren es klar und deutlich: Wir wollen, dass die Men-
    schen in aller Welt ihre Religion frei leben können.
    Diese Menschen im Nahen und Mittleren Osten können
    das aber nicht, weil man sie verfolgt, auch wegen ihrer
    Religion – nicht nur, aber auch wegen ihrer Religion.
    Wenn diese Menschen keinen anderen Ausweg mehr se-
    hen, als zu uns zu kommen, dann erwarte ich – das muss
    ich sagen –, dass wir diese Menschen bei uns aufnehmen
    und sie anständig unterbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Was sollen die Christen und andere Betroffene wie
    die Jesiden eigentlich davon halten, wenn wir sagen, wir
    treten für Religionsfreiheit ein und stehen an der Seite
    derjenigen, die verfolgt werden, wenn sie dann zu uns
    kommen und dies nicht spüren? Nein, wenn sie bei uns
    sind, müssen sie spüren, dass wir unseren Worten auch
    Taten folgen lassen.

    Natürlich sind 200 000 Flüchtlinge eine große Auf-
    gabe. Vor kurzem waren zwei Mitarbeiter unserer Frak-
    tion in Arbil und Dohuk in Kurdistan. Dort werden jetzt
    langsam winterfeste Quartiere gebaut. Da kann man nur
    sagen: Ich danke dem Auswärtigen Amt, dem Außen-
    minister und dem Entwicklungshilfeminister dafür, dass
    sie trotz der zähen Arbeit vorankommen. Manches ist
    besser geworden, als man in der Öffentlichkeit so hört.
    Auch die Mitarbeiter des Konsulats, Herr Bundesaußen-
    minister, machen einen wirklich guten Job.

    Wir haben uns angeschaut, was in dieser Region pas-
    siert. Dort leben 4,5, vielleicht 5 Millionen Kurden. In-
    zwischen gibt es dort über 1 Million Flüchtlinge, die be-
    treut und untergebracht werden müssen. Da kann ich nur
    sagen: Wenn eine so kleine Region wie Kurdistan mit
    seinen 5 Millionen Einwohnern mit über 1 Million
    Flüchtlinge fertig werden muss, dann werden wir das bei
    uns bei 250 000 Flüchtlingen auch schaffen.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Gemeinden in Bayern, ja!)


    Da bin ich zuversichtlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das auch mal Herrn Seehofer!)


    – Auf diesen Zuruf kann ich nur erwidern: Ich habe allen
    Respekt davor, was die Gemeinden in Bayern wie auch
    viele andere Kommunen im Augenblick leisten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD] – Michaela Noll [CDU/CSU]: Oh ja! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Seehofer ist nicht für die Gemeinden zuständig!)


    Nicht mit dem Finger zeigen! Das ist nicht die Zeit. Wir
    alle müssen uns anstrengen, und das werden wir auch
    machen.

    Ich bin dem Bundesfinanzminister, der den Haushalt
    zusammenhält und die große Leistung der schwarzen
    Null vollbracht hat, dankbar dafür, dass er gesagt hat:
    Das, was notwendig ist, um den Flüchtlingen vor Ort
    und hier zu helfen, werden wir auch leisten können. –
    Lieber Wolfgang Schäuble, herzlichen Dank für diese
    klare Aussage.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der Bundeshaushalt 2015, der in dieser Woche verab-
    schiedet wird, gibt Antworten auf die drängenden gro-
    ßen Fragen in unserer Gesellschaft und in unserem Land.
    Er gibt aber auch Antworten auf die großen, wirklich
    existenziellen Herausforderungen, die wir in der Welt
    haben. Herr Hofreiter, Sie haben heute über unseren
    Koalitionsvertrag gesprochen. Ich kann nur sagen: Ich
    bin schon zufrieden damit.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wegen der Frauenquote?)


    Wir haben einen Koalitionsvertrag, den wir Punkt für
    Punkt umsetzen. Es braucht sich daher niemand aufzure-
    gen. Alle Punkte, die darin enthalten sind, werden eins
    zu eins umgesetzt. Wir von der Koalition sind aber auch
    handlungsfähig, was die Aufgaben angeht, die nicht im
    Koalitionsvertrag enthalten sind. Wir kannten sie näm-
    lich noch nicht, als wir die Koalition gebildet haben.
    Man muss es erst einmal schaffen, den Koalitionsvertrag





    Volker Kauder


    (A) (C)



    (D)(B)

    eins zu eins umzusetzen, keine neuen Schulden zu ma-
    chen und bei den Herausforderungen in der Welt voll da-
    bei zu sein und zu wissen, was man macht. Diese Koali-
    tion – das wird von der Opposition natürlich nicht
    gesagt, obwohl sie es sieht – leistet eine gute Arbeit.

    Herzlichen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)