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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ja.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das muss aber nicht sein!)




Rede von Klaus Ernst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Danke, Herr Oppermann. – Ich habe die Debatte in

Ihrer Partei zu diesem Thema in den letzten Monaten
verfolgt. Sie haben einen Beschluss auf einem kleinen
Parteitag gefasst. Wir haben das hier im Bundestag de-
battiert, insbesondere auch die Frage des Investoren-
schutzes. Die Position Ihres Parteitages war eigentlich
so, dass, wenn ich dies richtig interpretiert habe, man
dies nicht will. Jetzt nehme ich – auch in den Medien,
auch von Herrn Gabriel – eine gewisse Abkehr von die-
ser Position wahr. Heißt das nun, dass Sie bereit sind,
CETA, das Abkommen der EU mit den Kanadiern, auch
dann zu akzeptieren, wenn darin ein Investorenschutz
enthalten ist? Bedeutet das ebenfalls, dass Sie auch TTIP
akzeptieren würden, wenn darin ein Investorenschutz
enthalten wäre, obwohl Ihr Parteitag entschieden hat,
dass man dies nicht will?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Oppermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Wir sind jetzt dabei, TTIP zu verhandeln. Mitten in

    Verhandlungen genau zu definieren, unter welchen Vo-
    raussetzungen man zustimmt oder ablehnt, halte ich
    nicht für klug.

    Wir haben deutlich gemacht, dass wir für Investoren
    gleiches Recht wollen. Welches Recht ein Investor be-
    kommt, kann nicht davon abhängen, woher er kommt.
    Wenn beispielsweise ausländische Investoren in schieds-
    gerichtlichen Verfahren Schadensersatzansprüche ein-
    klagen können, aber zum Beispiel deutsche Investoren
    vor ordentlichen Gerichten nicht die gleichen Möglich-
    keiten haben, wäre das eine Ungleichbehandlung, die
    von vornherein nicht akzeptabel ist. Wir wollen keine
    Paralleljustiz. Wir wollen, dass in entwickelten Rechts-
    staaten die Möglichkeiten der ordentlichen Gerichtsbar-
    keit genutzt werden; da gehört die Lösung von Konflik-
    ten hin. In keinem Fall wollen wir, dass über
    schiedsgerichtliche Verfahren die Entscheidungen von
    demokratisch legitimierten Gesetzgebern delegitimiert
    werden. Das ist unsere Position, und für die treten wir
    jetzt auch in den Verhandlungen ein.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


    – Das ist unser Beschluss. Lesen Sie nach!

    Meine Damen und Herren, auch 25 Jahre nach dem
    Mauerfall bleibt der Aufbau Ost eine gesamtgesell-
    schaftliche Aufgabe. Auch viele Regionen im Westen
    Deutschlands brauchen Unterstützung. Dass dafür die
    Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag auch nach
    2019 noch gebraucht werden, hat die Bundeskanzlerin





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    schon vor einem Jahr klargestellt, und darin sind sich
    auch alle Fraktionen in diesem Hause einig.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Die rot-grünen Ministerpräsidenten und Finanzminister
    Schäuble haben vorgeschlagen, wie das gehen könnte.
    Der Soli würde in die Einkommensteuer integriert, und
    dabei könnte man auch das Problem der kalten Progres-
    sion lösen. Das wäre ein Weg, wie man einen Teil des
    Soli an die Steuerzahler zurückgeben könnte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wer diesen Weg nicht gehen will – man mag das gut
    oder schlecht finden –, wer ihn schlecht findet und die
    Integration nicht will, der muss konkrete Vorschläge ma-
    chen, wie ein anderer Weg aussehen könnte.


    (Beifall bei der SPD)


    Eines ist klar: Wir brauchen in Zukunft eine Solidari-
    tät zwischen den Regionen, die sich nicht nach Him-
    melsrichtungen, sondern nach dem Bedarf richtet, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Dieser Bedarf ist so verschieden wie unser Land. Dres-
    den und Leipzig sind heute attraktive Wachstumskerne,
    die qualifizierte Zuwanderer anlocken. Aber nicht über-
    all im Osten ist das so. Das Saarland und Bremen haben
    mit einer erdrückenden Schuldenlast zu kämpfen.

    NRW hat einen Strukturwandel hinter sich, der es in
    seiner Dimension durchaus mit dem Aufbau Ost aufneh-
    men kann. Seit der Kohle- und Stahlkrise im Ruhrgebiet
    sind 1,2 Millionen Arbeitsplätze allein im Bergbau und
    im Bereich Stahl weggefallen. Trotzdem gibt es im
    Ruhrgebiet heute mehr sozialversicherungspflichtig Be-
    schäftigte als vorher. Ob in Marl, Essen, Dortmund,
    Duisburg oder Bottrop – in vielen Städten wurden inno-
    vative neue Zentren für Dienstleistungen, Wissenschaft
    und Industrie aufgebaut. Damit ist NRW heute sogar
    Nettozahler im Länderfinanzausgleich,


    (Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


    wenn man auch den Umsatzsteuerausgleich zwischen
    den Ländern betrachtet. Ich finde, es ist eine enorme
    Leistung, die da vollbracht worden ist.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber dieser Strukturwandel hatte auch seinen Preis, und
    diesen Preis hat NRW bisher weitestgehend allein be-
    zahlt. Auch darüber müssen wir reden, wenn wir die
    Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu ordnen. Wir kön-
    nen einzelne Länder, die einen tiefgreifenden Struktur-
    wandel durchmachen, nicht alleinlassen,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    genauso wenig wie wir Bayern


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist aber lange her!)

    beim Strukturwandel vom Agrarland zu einem moder-
    nen Industrieland alleingelassen haben.


    (Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: So weit kann man doch gar nicht mehr zurückdenken!)


    Wir wollen nicht, dass sich die Gräben der Ungleich-
    heit zwischen den Bundesländern weiter vertiefen. Das
    ist es doch, was unser Land eigentlich so stark macht:
    dass wir nicht auseinanderdriften wie etwa England und
    Schottland, wie Flandern und Wallonien, wie Spanien
    und Katalonien, wie Nord- und Süditalien. Nur ein
    Deutschland mit gleichwertigen Lebensverhältnissen ist
    auf Dauer ein erfolgreiches und lebenswertes Land. Das
    ist jedenfalls die Richtschnur, mit der wir in diese Ver-
    handlungen hineingehen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir diskutieren im Rahmen der Verhandlungen über
    die Bund-Länder-Finanzbeziehungen auch darüber, wie
    wir den Kommunen mit hohen Soziallasten am besten
    helfen können. Das ist auch richtig so; denn wir wollen,
    dass auch die finanzschwachen Kommunen wieder in-
    vestieren können. Wichtig ist: Egal wo wir am Ende die
    Kommunen entlasten – die Reform der Eingliederungs-
    hilfe muss in jedem Fall kommen.


    (Beifall bei der SPD)


    Die haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart; schließ-
    lich haben wir 2008 die UN-Behindertenrechtskonven-
    tion einstimmig ratifiziert. Bei der Eingliederungshilfe
    steht bisher im Vordergrund, dass die Menschen mit Be-
    hinderungen versorgt und verwaltet werden. Beim neuen
    Teilhaberecht wird es darum gehen, was ein Mensch mit
    Behinderungen braucht, um gleichberechtigt am gesell-
    schaftlichen Leben teilnehmen zu können.


    (Beifall bei der SPD)


    Das muss nicht immer teurer sein. Es geht nämlich nicht
    nur darum, wie viel Geld wir ausgeben, sondern auch da-
    rum, wie wir es ausgeben. Wir wollen ein Teilhaberecht,
    bei dem das Geld bei den Menschen mit Behinderungen
    ankommt, das echte Teilhabe und Inklusion ermöglicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich möchte zum Schluss noch auf die Außenpolitik zu
    sprechen kommen; denn die neuerlichen Gewaltausbrü-
    che in der Ukraine und in Israel machen uns allen große
    Sorgen. Seit Monaten ist die Außenpolitik der Bundes-
    regierung extrem gefordert. Ich finde, dass Außenminis-
    ter Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel unser Land
    mit großem Engagement und mit hohem persönlichen
    Einsatz außerordentlich gut vertreten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Bundesregierung ist zusammengeblieben; auch die
    Europäische Union und die NATO-Partner sind zusam-
    mengeblieben. Jetzt kommt es für die nächsten Monate
    darauf an, dass wir weiterhin zusammenbleiben. Wenn





    Thomas Oppermann


    (A) (C)



    (D)(B)

    nun der Vorwurf in den Raum gestellt wird, es werde
    eine Nebenaußenpolitik betrieben, dann ist das völlig de-
    platziert. Die Außenpolitik ist in diesen Zeiten viel zu
    wichtig für unser Land, als dass wir sie für innenpoliti-
    sche Ziele instrumentalisieren dürften, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es ist kein Widerspruch, den Dialog zu suchen und
    trotzdem klar zu sagen, was man von der russischen
    Politik hält und erwartet. Russland hat eine Verantwor-
    tung für das, was dort passiert. Russland hat die völker-
    rechtswidrige Annexion der Krim und die Unterstützung
    der Separatisten in der Ostukraine zu verantworten. Da-
    mit stellt Russland die europäische Friedensordnung in-
    frage.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Das kann die EU nicht einfach akzeptieren. Deshalb war
    und ist die Entscheidung für gezielte Sanktionen richtig.
    Russland muss seine Guerillataktik beenden und aufhö-
    ren, an der Spaltung der Ukraine zu arbeiten.


    (Beifall des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


    Wladimir Putin muss klar bekennen, dass auch er weder
    Krieg noch Bürgerkrieg in Europa toleriert oder gar för-
    dert.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Dennoch müssen wir im Gespräch bleiben; denn es kann
    nur eine politische Lösung für diesen Konflikt geben. Es
    kann auch nur eine Lösung mit Russland geben; das
    muss uns immer bewusst sein. Das ist die Komplexität
    der Außenpolitik, mit der wir uns auseinandersetzen
    müssen und der wir uns mutig stellen müssen. Es reicht
    nicht, nach einem einfachen Schema – wie es die Linke
    gerne macht – Putin zu bejubeln und Israel zu kritisieren.
    Damit stellen Sie sich nur ins Abseits, aber zeigen keine
    Verantwortung.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


    50 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht,
    so viele wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Welt-
    krieges. In dieser dramatischen Lage müssen wir unse-
    ren Beitrag leisten, damit die Flüchtlinge den nächsten
    Winter überhaupt überstehen können. Ich bin froh, dass
    wir in den parlamentarischen Beratungen die Haushalts-
    mittel für die zivile Krisenprävention und die humanitäre
    Hilfe um 313 Millionen Euro aufgestockt haben. Damit
    zeigen wir, dass wir internationale Verantwortung für
    diese Krise übernehmen wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Jetzt müssen wir schauen, dass wir die Flüchtlinge in
    Deutschland gut unterbringen. Wir haben in diesem
    Herbst schon wichtige Verbesserungen beschlossen:
    Asylbewerber können schneller Arbeit finden und
    Sprachkurse besuchen. Wir haben die Residenzpflicht
    gelockert, und Asylanträge werden schneller bearbeitet.
    Aber das Wichtigste ist, dass wir jetzt auch die Kommu-
    nen in die Lage versetzen, die Flüchtlinge gut unterzu-
    bringen; denn es darf nicht sein, dass Kommunen mit der
    Unterbringung von Flüchtlingen aufgrund eines Geld-
    mangels überfordert werden, und es darf nicht sein, dass
    durch überfüllte Provisorien Ressentiments gegenüber
    Flüchtlingen geschürt werden. Das müssen wir schon im
    Ansatz unterbinden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deshalb ist es gut, dass die Regierung jetzt mit den Län-
    dern darüber verhandelt, wie man die Kommunen unter-
    stützen kann. Hier ist ein Kraftakt notwendig.

    Mit dieser finanziellen Unterstützung helfen wir aber
    nicht nur den Kommunen, sondern ermutigen auch die
    Bürgerinnen und Bürger, die sich in unserem Land für
    die Flüchtlinge engagieren, die ihnen bei Arztbesuchen
    helfen, sie bei Behördengängen unterstützen und dazu
    beitragen, dass die Kinder in die Schule gehen können.
    Das alles zeigt, dass die große Mehrheit der Deutschen
    ganz klar sieht, dass wir Verantwortung für die Flücht-
    linge haben. Das ist gelebte Verantwortung. Das ist prak-
    tische Solidarität. Ich möchte allen, die sich daran betei-
    ligen, die dabei mitwirken, ganz herzlich danken.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)