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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/69 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 I n h a l t : Begrüßung des Präsidenten des Parlaments der Republik Estland, Herrn Eiki Nestor . . . 6495 A Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6495 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6495 B I.8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6495 C Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 6495 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6500 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6501 C Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6507 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 6512 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6514 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6515 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6517 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6521 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6521 B Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6521 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6523 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6524 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6526 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6528 A Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6529 B Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6530 C Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6531 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6533 A Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6534 A Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6535 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6536 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 6537 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6539 C I.9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/2805, 18/2823 . . . . . . . 6537 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6538 A Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6541 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6543 B Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6544 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6546 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6548 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6548 D Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6550 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6551 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6553 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6554 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 6555 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6555 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6556 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 6556 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6557 A Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6558 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6559 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6560 C I.10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/2813, 18/2823 . . . . . . . 6562 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6562 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6563 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6565 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6567 D Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6569 B Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6571 D Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6573 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6574 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6576 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6577 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6578 C Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6579 D I.11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/2823, 18/2824 . . . . . . . 6580 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6581 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6582 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6584 B Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6584 D Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6586 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6587 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 6588 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6590 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6592 A Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6594 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6595 C Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 6597 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6599 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6600 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6601 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6495 (A) (C) (D)(B) 69. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2014 6601 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 26.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 26.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 26.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 26.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 26.11.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 26.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 26.11.2014 Kermer, Marina SPD 26.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 26.11.2014 Poß, Joachim SPD 26.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 26.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 26.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 26.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 26.11.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 69. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Nichts davon
    rechtfertigt oder entschuldigt die Annexion der Krim
    durch Russland.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nichts davon rechtfertigt oder entschuldigt die direkte
    oder indirekte Beteiligung Russlands an den Kämpfen in
    Donezk und Luhansk.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Russland missachtet die territoriale Integrität der
    Ukraine, und das, obwohl Russland sich gemeinsam mit
    Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Ame-
    rika im Budapester Memorandum 1994 genau zum
    Schutz dieser territorialen Integrität verpflichtet hat. Das
    Vorgehen Russlands stellt die europäische Friedensord-
    nung infrage und bricht internationales Recht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, militärisch ist dieser Kon-
    flikt nicht zu lösen. Die Politik der Bundesregierung
    folgt vielmehr einem Ansatz aus drei Elementen:

    Erstens. Wir unterstützen die Ukraine politisch und
    auch ökonomisch.

    Zweitens. Wir lassen nichts unversucht, in Gesprä-
    chen mit Russland zu einer diplomatischen Lösung zu
    kommen, ich zuletzt in Brisbane bei meinen Gesprächen
    mit dem russischen Präsidenten, genauso wie der Au-
    ßenminister Steinmeier bei seinen Gesprächen mit dem
    russischen Außenminister und dem russischen Präsiden-
    ten vor wenigen Tagen in Moskau und jetzt auch wieder
    in Wien. In allen Verhandlungen haben wir uns für die
    Sicherheit der Gaslieferungen eingesetzt. Für das Han-
    delsabkommen mit der Ukraine haben wir eine Verhand-
    lungszeit von zwölf Monaten eingeräumt, um die
    Probleme zu lösen, die Russland in seinen Änderungs-
    vorschlägen für das Handelsabkommen vorgelegt hat.
    Wir setzen uns für die Einhaltung des Minsker Abkom-
    mens ein. Wir sind bereit zu Gesprächen zwischen der
    Eurasischen Union und der Europäischen Union über
    Handelsfragen.

    Und dennoch: Noch immer ist die Situation in
    Luhansk und Donezk weit entfernt von einem Waffen-
    stillstand. Deshalb sind und bleiben drittens wirtschaftli-
    che Sanktionen weiterhin unvermeidlich.


    (Zuruf von der LINKEN: Das ist keine Logik!)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Es zeigt sich: Für unsere Bemühungen, die Krise zu
    überwinden, brauchen wir Geduld und einen langen
    Atem. Das Ziel unseres Handelns ist eine souveräne und
    territorial unversehrte Ukraine, die über ihre Zukunft
    – nicht mehr und nicht weniger – selbst entscheiden
    kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Ziel ist die Durchsetzung der Stärke des Rechts ge-
    gen das vermeintliche Recht eines Stärkeren. So anstren-
    gend und lang der Weg auch ist, so überzeugt bin ich
    dennoch, dass er uns gelingen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, alle Teilnehmer des G-20-
    Gipfels bewegten in Brisbane außerdem die Tragödie in
    Syrien und die Lage im Irak. In beiden Ländern wütet
    die Terrormiliz IS. Sie ist eine der brutalsten Bedrohun-
    gen für das Leben der Menschen in der Region – mehr
    noch: für ganze Staaten –, die es je gegeben hat. Der IS
    lockt zudem Tausende ausländische Kämpfer an, auch
    aus den G-20-Ländern, im Übrigen aus allen G-20-Län-
    dern, egal ob sie auf der anderen Erdhalbkugel liegen
    oder hier in Europa. Seine radikale Enthemmung und
    Bereitschaft zu morden bedrohen auch unsere Sicher-
    heit.

    Die Bundesregierung trägt deshalb aktiv zum Kampf
    gegen den IS im Irak bei: durch Lieferung von Ausrüs-
    tung und Munition an die kurdische Regionalregierung.
    Es bedarf auch hier der gemeinsamen Anstrengung der
    Weltgemeinschaft gegen diese Bedrohung.

    Eine der dramatischsten Folgen der weltweiten Kri-
    sen, Kriege und humanitären Katastrophen ist ohne
    Zweifel ein starker Anstieg der weltweiten Flüchtlings-
    zahlen, der uns alle vor große Herausforderungen stellt.
    Allein nach Deutschland werden 2014 voraussichtlich
    mehr als 200 000 Asylbewerber kommen. Wir versu-
    chen, den vielen Menschen, die derzeit keinen anderen
    Weg sehen, als ihre Heimat zu verlassen, auch dadurch
    zu helfen, dass wir die Ursachen der Flucht in ihren Hei-
    matländern bekämpfen. Auch deshalb engagieren wir
    uns gegen den IS in Syrien und im Irak, und deshalb en-
    gagieren wir uns auch in Zukunft weiter in Afghanistan.
    Dort löst am 1. Januar 2015 die Mission Resolute
    Support den ISAF-Einsatz ab. In Zukunft beteiligen wir
    uns daran, afghanische Sicherheitskräfte auszubilden, zu
    beraten und zu unterstützen.

    Das, meine Damen und Herren, ist das weltwirt-
    schaftliche und geopolitische Umfeld, in dem heute un-
    sere Beratungen zum Bundeshaushalt 2015 stattfinden.
    Natürlich bleibt diese geopolitische Lage nicht ohne
    Auswirkungen auch auf die wirtschaftliche Lage in un-
    serem Land. Denken wir nur daran, dass Wirtschafts-
    sanktionen gegen Russland natürlich auch die deutsche
    Wirtschaft treffen. Daran kann es keinen Zweifel geben.
    Es kann deshalb gar nicht hoch genug geschätzt werden,
    dass es Deutschland trotzdem gelingt, mit diesem Haus-
    halt für Deutschland einen Wendepunkt zu markieren;
    denn mit diesem Haushalt muss der Bund im kommen-
    den Jahr zum ersten Mal seit 46 Jahren keine neuen
    Schulden machen, um seine Vorhaben und Verpflichtun-
    gen bezahlen zu können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das gilt auch für kommende Jahre. Jahrzehntelang hat
    der Staat über seine Verhältnisse gelebt. Damit machen
    wir Schluss.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deutschland ist Garant für Verlässlichkeit und Stabili-
    tät – für die Bürger wie für die Wirtschaft. Das ist wich-
    tig für unser Land, aber auch wichtig für die Europäische
    Union und die Euro-Zone; denn Deutschland wird als
    Stabilitätsanker und Wachstumsmotor gebraucht.

    Das Ziel, keine neuen Schulden zu machen, ist realis-
    tisch; denn obwohl sich die Wirtschaftsdaten aufgrund
    der vielen internationalen Krisenherde zuletzt eingetrübt
    haben, ist die Ausgangslage robust. Die Zahl der Ar-
    beitslosen ist weiter gesunken. Sie lag im Oktober bei
    2,7 Millionen, die Arbeitslosenquote bei 6,3 Prozent.
    Die Zahl der Erwerbstätigen hat ein historisches Hoch
    erreicht. Knapp 43 Millionen Menschen haben einen Ar-
    beitsplatz, und der Anstieg geht vor allem auf den An-
    stieg der Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäfti-
    gungsverhältnisse zurück; die Zahl liegt jetzt bei über
    30 Millionen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die gute Lage am Arbeitsmarkt ermöglicht auch spür-
    bare Lohnzuwächse; das war ja viele Jahre nicht so.
    Gute Beschäftigung sowie kräftige Lohnabschlüsse und
    stabile Preise sorgen insgesamt für eine stabile Binnen-
    konjunktur. Das Wirtschaftswachstum wird in diesem
    Jahr voraussichtlich 1,2 Prozent betragen. Die Lohnzu-
    satzkosten bleiben in etwa konstant. Die Senkung der
    Rentenbeiträge auf 18,7 Prozent fängt die Steigerung der
    Pflegebeiträge in etwa auf. Ziel der Bundesregierung ist
    es, durch vernünftige Haushaltspolitik in den kommen-
    den drei Jahren die gesamtstaatliche Schuldenquote auf
    weniger als 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu re-
    duzieren. Dadurch bleibt der Staat auch in Zukunft hand-
    lungsfähig, wenn der demografische Wandel noch stär-
    ker als heute spürbar sein wird.

    Meine Damen und Herren, künstliche Gegensätze
    oder Entweder-oder-Debatten, die in vergangenen Mo-
    naten immer wieder ausführlich geführt wurden, verne-
    beln nicht nur die Sicht auf die Realität; sie vernebeln
    auch die Sicht auf die Interessen Deutschlands und Euro-
    pas. Ein solider Haushalt und eine Politik, die Wirt-
    schaftswachstum fördert und investiert, sind keine Ge-
    gensätze, sondern zwei Seiten ein und derselben
    Medaille. Es gibt nicht gute Sozialpolitik oder gute Wirt-
    schaftspolitik; nur zusammen wird ein Schuh daraus, nur
    zusammengedacht ist es das, was wir soziale Marktwirt-
    schaft in unserem Lande nennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A)



    (D)(B)

    Zukunftsweisende Umwelt- und Energiepolitik sind
    keine Gegensätze zu wirtschaftsfreundlicher Politik,
    sondern sie sind moderne Wirtschaftspolitik. Wir schaf-
    fen für Bürger und Unternehmen stabile und verlässliche
    Rahmenbedingungen, damit sie in die eigene Zukunft in-
    vestieren können – sei es der Einzelne, der für seine Fa-
    milie spart, sei es der Unternehmer, der in die Zukunft
    der Firma investiert. Dafür muss der Staat Vertrauen
    schaffen und erhalten – Vertrauen in stabile politische
    Rahmenbedingungen, Vertrauen in gute Infrastruktur,
    Vertrauen in verlässliche Sozialsysteme, Vertrauen in ei-
    nen Staat, der gut haushaltet, der mit den Steuern der Ar-
    beitnehmerinnen und Arbeitgeber verantwortungsvoll
    umgeht. Dann investieren Menschen in Deutschland,
    dann entstehen weitere Arbeitsplätze, und die vorhande-
    nen können gesichert werden; dann kann unser Land mit
    den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft umge-
    hen.

    Meine Damen und Herren, es ist richtig: Deutschland
    ist heute eines der wettbewerbsfähigsten Länder der
    Welt. Dies bestätigte jüngst wieder der Report zur globa-
    len Wettbewerbsfähigkeit des Weltwirtschaftsforums.
    Dort nehmen wir den fünften Platz ein. Er stellt zudem
    fest, dass der Bestand an öffentlichen Investitionen in
    Deutschland hoch und qualitativ gut ist. Beim Infra-
    strukturindex belegt Deutschland Rang 7 von 144 Län-
    dern. Aber darauf ruhen wir uns nicht aus. Wettbewerbs-
    fähigkeit muss immer wieder neu erarbeitet werden.
    Dazu muss unser Land innovativ bleiben und in Pro-
    dukte und Dienstleistungen von morgen investieren.

    Wir haben im Koalitionsvertrag als Bundesregierung
    vereinbart, in Deutschland eine Investitionsquote anzu-
    streben, die dauerhaft über dem Durchschnitt der OECD
    liegt. Die Bundesregierung arbeitet an einer Investitions-
    strategie, die unsere Möglichkeiten systematisch erfasst
    und Verbesserungen aufzeigt. Vor allem bürokratische
    Lasten für die Wirtschaft sollen möglichst gering gehal-
    ten werden. Dazu haben wir gerade gestern wieder Be-
    schlüsse gefasst.

    Darüber hinaus wollen wir die Investitionen des Bun-
    des ab 2016 nochmals um 10 Milliarden Euro erhöhen.
    Gerade durch Haushaltsdisziplin werden nachhaltige In-
    vestitionen möglich: im Verkehrsbereich, in der Energie-
    versorgung, bei der Gestaltung des digitalen Wandels
    und in Bildung und Forschung.

    Deutschland hat eines der besten Verkehrsnetze welt-
    weit, und die Bundesregierung wird über die ganze Le-
    gislaturperiode hinweg 5 Milliarden Euro an zusätz-
    lichen Mitteln bereitstellen, um die Erhaltung und
    Modernisierung unseres Verkehrsnetzes voranzutreiben.
    Die Aufwendungen des Bundes für Verkehrsinfrastruk-
    tur summieren sich auf 34 Milliarden Euro bis 2017.

    Meine Damen und Herren, wenn wir über die Infra-
    struktur sprechen, dann ist natürlich auch die Energie ein
    wichtiges Thema. Die EEG-Novelle ist seit dem 1. Au-
    gust dieses Jahres in Kraft. Diese Reform schafft klare
    Rahmenbedingungen für den weiteren Um- und Ausbau
    unserer Energieversorgung. Zugleich gibt sie Planungs-
    sicherheit für notwendige Investitionen. Es ist weiter un-
    ser Ziel, die Kostendynamik bei der Entwicklung der
    EEG-Umlage zu durchbrechen. Aktuelle Zahlen zeigen,
    dass wir dieses Ziel im kommenden Jahr erreicht haben
    werden. Es bleibt aber eine langfristige Aufgabe, die
    Energiewende so zu gestalten, dass auch Versorgungs-
    sicherheit gewährleistet bleibt und Bezahlbarkeit für alle
    gegeben ist.

    Die Energiewende ist eine der größten Herausforde-
    rungen – für Politik wie für die Volkswirtschaft insge-
    samt. Sie ist und bleibt eine Herkulesaufgabe, eine natio-
    nale Kraftanstrengung, und sie geht nicht ohne
    Strukturveränderungen und Härten ab. Aber sie ist eine
    der großen Investitionen in die Zukunft Deutschlands, in
    Wachstums- und Arbeitschancen und damit in zukünfti-
    gen Wohlstand.

    Die nächsten Schritte sind: Klarheit über den Lei-
    tungsausbau – beschleunigter Leitungsausbau im Übri-
    gen –, Entscheidung über das Ob und Wie von Kapazi-
    tätsmärkten und die Aufgabe, den Einklang von
    Energiewende und Klimaschutzverpflichtungen herzu-
    stellen.

    Meine Damen und Herren, wir gestalten den digitalen
    Wandel – eine, wenn vielleicht nicht die zentrale Gestal-
    tungsaufgabe für Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilge-
    sellschaft. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung
    die Digitale Agenda als eines der großen Projekte dieser
    Legislaturperiode definiert. Dazu gehören die flächende-
    ckende Breitbandversorgung und die geplante Versteige-
    rung der 700-Megahertz-Mobilfunkfrequenzen. Ich bin
    zuversichtlich, dass die ausstehende Einigung mit den
    Ländern zur Bereitstellung der zusätzlichen Frequenzen
    bis zur Ministerpräsidentenkonferenz im Dezember ge-
    lingt.

    Das Kursbuch Netzausbau, das die Netzallianz Digi-
    tales Deutschland Anfang Oktober beschlossen hat, kon-
    kretisiert Maßnahmen und Weichenstellungen für den
    zügigen Breitbandausbau. Wir kommen damit dem Ziel
    näher, bis 2018 eine flächendeckende Breitbandversor-
    gung mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mega-
    bit pro Sekunde zu erreichen. Das ist wichtig für Unter-
    nehmen, wichtig für die deutsche Forschungslandschaft,
    wichtig für den Alltag und die Lebensqualität jedes Ein-
    zelnen.

    Wir müssen allerdings die Digitale Agenda auch im
    europäischen Rahmen umsetzen. Das Telekommunikati-
    onspaket mit so wichtigen Fragen wie Netzneutralität
    wird diese Woche wieder in der Europäischen Union be-
    raten, genauso laufen die entscheidenden Beratungen zur
    Datenschutzgrundverordnung. Bei beidem wird über
    nicht mehr und nicht weniger entschieden, ob Europa ein
    spannender Investitionsstandort im globalen Wettbewerb
    sein wird in den nächsten Jahren und ob es uns gelingt,
    den Wandel der Industrie zur Industrie 4.0 zu gestalten,
    beides absolut entscheidende Zukunftsaufgaben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, die Innovationskraft
    Deutschlands und die Spitzenstellung als Wirtschafts-
    und Wissenschaftsstandort sind das Ergebnis unseres
    konsequenten Engagements für Bildung und Forschung.

    (C)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Von 2005 bis 2013 hat der Bund seine Ausgaben für For-
    schung und Entwicklung um knapp 60 Prozent gestei-
    gert. Mittlerweile liegen die Ausgaben bei rund
    14,4 Milliarden Euro. Heute gehören wir zur Spitzen-
    gruppe in Europa, und wir werden auch in den kommen-
    den Jahren alles tun, um das Ziel zu erreichen, 3 Prozent
    des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwick-
    lung zu investieren.

    2015 steigt der Haushalt des Bundesbildungsministe-
    riums um 1,3 Milliarden Euro auf knapp 15,3 Milliarden
    Euro. In dieser Legislaturperiode investieren wir insge-
    samt 9 Milliarden Euro zusätzlich in Bildung und For-
    schung, und dazu gehört die 100-prozentige Übernahme
    der Finanzierung des BAföG für Schüler und Studie-
    rende. Wir entlasten die Länder erheblich, und wir ent-
    lasten sie dauerhaft. Der Bund erwartet, dass diese Mittel
    für die Bildung natürlich auch in den Ländern diesem
    Zweck zugutekommen, insbesondere den Hochschulen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wichtig ist: Beim Thema Bildung geht es eben nicht
    nur um Wissenschaftler, um Forschung und Spitzenleis-
    tungen, sondern es geht genauso um Ausbildung und be-
    rufliche Bildung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


    Deutschland wird weltweit um das duale System der Be-
    rufsbildung beneidet, und das zu Recht. Sie bietet jungen
    Menschen solide und praxisnahe Qualifizierung und ei-
    nen erfolgreichen Einstieg in den Beruf an.

    Wir wollen Qualität und Attraktivität der beruflichen
    Bildung weiter stärken und junge Menschen im Ausbil-
    dungssystem besser begleiten, sofern das nötig ist. Die
    Bundesregierung will deshalb gemeinsam mit Ländern
    und Sozialpartnern eine Ausbildungsallianz beschließen,
    und ich hoffe, dass die Verhandlungen bald abgeschlos-
    sen werden können.

    Außerdem wollen wir die Potenziale von Jugendli-
    chen aus Zuwandererfamilien besser wecken. Aus die-
    sem Grund wird der 7. Integrationsgipfel in der nächsten
    Woche, am 1. Dezember, den Schwerpunkt „berufliche
    Ausbildung“ haben.

    Junge Familien wollen darüber hinaus natürlich Fa-
    milie und Beruf vereinbaren. Das Elterngeld Plus macht
    es für Mütter und Väter künftig einfacher, Elterngeldbe-
    zug und Teilzeitarbeit miteinander zu kombinieren.
    Auch die Elternzeit wird deutlich flexibler. Ziel ist es,
    den jungen Eltern den Rücken zu stärken, die gemein-
    sam für ihre Kinder da sein wollen. Ich weiß, dass diese
    Regelung allen, auch den Arbeitgebern, mehr Flexibilität
    abverlangt. Dies gilt im Übrigen auch für die Frauen-
    quote. Dennoch: Sie ist beschlossen, und sie wird kom-
    men. Wir werden uns noch im Dezember, am 11. De-
    zember, im Kabinett damit befassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir können es uns nicht leisten, auf die Kompetenzen
    der Frauen zu verzichten.
    Meine Damen und Herren, die Menschlichkeit unse-
    rer Gesellschaft entscheidet sich auch an ihrem Umgang
    mit denen, die Pflege brauchen. Der Deutsche Bundestag
    hat am 17. Oktober das Erste Pflegestärkungsgesetz be-
    schlossen. Es tritt zum 1. Januar 2015 in Kraft, und wir
    haben damit ein Leistungspaket für alle Pflegebedürfti-
    gen und ihre Angehörigen verabschiedet, das die Leis-
    tungen der Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie der
    Tages- und Nachtpflege verbessert. Es wird vor allen
    Dingen auch die Lebensqualität der Pflegebedürftigen in
    Pflegeheimen verbessert. Die Pflege in Deutschland soll
    sich damit stärker am Menschen, am Bedürftigen orien-
    tieren.

    Zu den Schwächsten einer Gesellschaft gehören im
    Übrigen auch die, die wegen Verfolgung oder aus Not
    und Verzweiflung ihre Heimat verlassen und zu uns
    kommen. Wir stehen zu unserer Verantwortung, Flücht-
    linge zu unterstützen und politisch Verfolgten Asylrecht
    zu gewähren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Bundesregierung hat eine Reihe von Maßnahmen er-
    griffen, um Länder und Kommunen bei der Bewältigung
    dieser Herausforderung besser zu unterstützen. Deshalb
    stellen wir den Kommunen Liegenschaften zur Flücht-
    lingsunterbringung zur Verfügung und haben im Haus-
    halt 2014 300 neue Stellen beim Bundesamt für Migra-
    tion und Flüchtlinge geschaffen.

    Es war richtig und politisch geboten, Bosnien-Herze-
    gowina, Mazedonien und Serbien zu sicheren Herkunfts-
    staaten zu erklären. Seit Anfang November können von
    vornherein erkennbar aussichtslose Asylanträge von An-
    gehörigen dieser Staaten schneller bearbeitet und somit
    die Anträge tatsächlich politisch Verfolgter zügig ent-
    schieden werden. Das muss unser Ziel sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Der Bund ist mit den Ländern über weitere Unterstüt-
    zungsmöglichkeiten gerade in diesen Tagen im Ge-
    spräch.

    Natürlich muss dies alles untrennbar damit verbunden
    sein, alles dafür zu tun, dass die Menschen vor allem in
    ihren Heimatländern eine Zukunft sehen und dass sie
    dort eine Zukunft haben. Dafür setzt sich die Bundesre-
    gierung ein; die Initiativen von Bundesminister Müller
    zielen genau in diese Richtung.

    Im Übrigen wird auch das kommende Jahr ohne
    Zweifel im Zeichen der globalen Herausforderungen ste-
    hen. Deutschland hat im Augenblick die G-7-Präsident-
    schaft inne. Sie wird unsere Arbeit im Jahr 2015 maß-
    geblich prägen. Im Rahmen der deutschen G-7-
    Präsidentschaft wollen wir gezielt die Themen aufgrei-
    fen, die für die Zukunft der einen Welt von großer Be-
    deutung sind. Dazu gehören die Erarbeitung neuer Ent-
    wicklungsziele, die sogenannte Post-2015-Agenda, die
    die bisherigen Millenniumsziele ablösen werden; dazu
    gehört die Überwindung der absoluten Armut bis 2030;
    dazu gehört der Schutz des Klimas und der Meere; dazu
    gehört der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen und ver-
    nachlässigte tropische Krankheiten; dazu gehören auch





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    die Stärkung von Frauen bei der Selbstständigkeit und
    bei der beruflichen Bildung sowie die stärkere Beach-
    tung sozialer und ökologischer Standards im internatio-
    nalen Handel. Das sind unsere Schwerpunktthemen, die
    wir gemeinsam als Bundesregierung erarbeitet haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir wollen in unserer Präsidentschaft konkrete Ver-
    besserungen für die Menschen erreichen, in den Ländern
    der G 7, aber auch weit darüber hinaus, nicht zuletzt
    auch in den Entwicklungsländern.

    Ein Beispiel ist der Kampf gegen die sich weltweit
    ausbreitenden Antibiotikaresistenzen. In der Folge wird
    die Behandlung vieler Infektionskrankheiten immer
    schwieriger, Infektionen dauern länger, die Sterblichkeit
    steigt. Ich begrüße ausdrücklich eine Reduzierung des
    Einsatzes von Antibiotika vor allem bei der Nutztierhal-
    tung. Wir müssen überlegen, was wir tun können, damit
    Ausbrüche von Infektionskrankheiten in Zukunft schnel-
    ler und besser bekämpft werden können. Zur Verhinde-
    rung solcher Epidemien in der Zukunft können Impfun-
    gen einen entscheidenden Beitrag leisten. Ich freue mich
    deshalb, dass die GAVI-Geberkonferenz – das ist die
    Global Alliance for Vaccines and Immunization, also für
    Impfungen – im Rahmen der deutschen G-7-Präsident-
    schaft im nächsten Januar hier in Berlin stattfindet.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir hoffen natürlich auf ein gutes Ergebnis.

    Am 7. und 8. Juni nächsten Jahres wird dann in El-
    mau der G-7-Gipfel stattfinden.


    (Zuruf von der LINKEN)


    Dort werden wir neben den genannten humanitären Fra-
    gen natürlich auch die Lage der Weltwirtschaft sowie
    Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik erörtern. Wir
    werden das Gespräch mit der Zivilgesellschaft suchen,
    mit der wir die Kräfte bündeln wollen. Selbstverständ-
    lich wird die Bundesregierung den Deutschen Bundestag
    regelmäßig zum G-7-Gipfel unterrichten.

    Meine Damen und Herren, nach einigen Jahren gra-
    vierender wirtschaftlicher Krisen mit großen Auswir-
    kungen auf die Menschen sind wir in diesem Jahr in
    besonderer Weise mit sicherheitspolitischen und huma-
    nitären Krisen konfrontiert, die weltweit viele Menschen
    bedrohen oder töten und Staaten an den Rand des Zer-
    falls bringen. Einmal mehr spüren wir, wie sehr die Poli-
    tik gefordert ist. Sie ist gefordert, Verantwortung zu
    übernehmen


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    für unsere Werte und Interessen, für die Gestaltung einer
    menschlichen Weltordnung. Sie ist gefordert, Position zu
    beziehen für Frieden und Freiheit. Die Bundesregierung
    ist sich ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen
    unseres Landes und gegenüber unseren Partnern in Eu-
    ropa bewusst.

    Herzlichen Dank.

    (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Langanhaltender Beifall des Abg. Thomas Oppermann [SPD] – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Haltet durch! Haltet durch! – Anhaltender Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Anton Hofreiter für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Anton Hofreiter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, bei den
    Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der friedlichen Revo-
    lution haben Sie einen bemerkenswerten Satz gesagt:
    „Nichts muss so bleiben, wie es ist.“ Das ist ein Satz, der
    Mut macht. Er strahlt aus, dass wir unser Schicksal in
    der Hand haben. Diese Gewissheit hat den Menschen die
    Kraft gegeben, für eine bessere Zukunft aufzustehen. Für
    mich ist das Teil der großartigen Geschichte der friedli-
    chen Revolution vor 25 Jahren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE] und Katja Kipping [DIE LINKE])


    Dieser Satz kann uns auch heute Mut machen. Auch in
    einer Zeit voller Krisen können wir unsere Zukunft
    selbst gestalten und zum Besseren wenden. Aber dieser
    Satz macht nur dann Mut, wenn man eine Ahnung hat,
    was in Zukunft sein soll. Da frage ich mich: Was folgt
    für Sie, Frau Kanzlerin, aus Ihrem Satz für Deutschlands
    Zukunft?


    (Zuruf von der LINKEN: Nichts!)


    Was ist Ihre Vision für unser Land? Wie soll es in 10, 20
    oder 30 Jahren aussehen? Wenn ich Ihnen zuhöre, dann
    sehe ich nur diffusen grauen Nebel vor mir.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie hocken zu viel in Ihren Tälern! Gehen Sie lieber auf die Alpen!)


    Ohne gute Ideen, ohne eine Vorstellung von unserer
    Zukunft hat Deutschland schlechte Aussichten. Wenn
    wir nicht endlich beim Klimaschutz wirklich vorange-
    hen, dann zerstören wir unsere Lebensgrundlagen. Wenn
    wir nicht endlich die Elektromobilität vernünftig umset-
    zen, bauen am Ende Tesla und Google die Fahrzeuge der
    Zukunft und nicht Mercedes und VW. Wenn wir Frauen
    nicht endlich anständig bezahlen, dann ist das nicht nur
    ungerecht, sondern dann werden auch Wissen und Fä-
    higkeiten verschwendet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wenn weiter nur darüber geredet wird und die Banken
    und das Finanzsystem insgesamt nicht wirklich reguliert
    werden, droht die Gefahr, dass wir wieder mit Milliarden
    an Steuerzahlergeld unser Finanzsystem retten müssen.
    Glauben Sie denn im Ernst, liebe Kolleginnen und Kol-





    Dr. Anton Hofreiter


    (A) (C)



    (D)(B)

    legen von der Großen Koalition, dass Sie mit Rentenge-
    schenken an Ihre Stammwähler,


    (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das sind keine Geschenke! Das ist alles erarbeitet!)


    mit Kohlekraftwerken aus der Zeit Konrad Adenauers
    und der Ausländermaut die Zukunft Deutschlands si-
    chern? Das ist doch wirklich aberwitzig, was Sie hier
    machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Bundeskanzlerin, schauen Sie sich hier, in Ihrem
    Raum, um.


    (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: In ihrem Raum?)


    Hier sitzen wirklich Unmengen von Leuten.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: „Unmengen“!)


    Hier sitzt Ihre Große Koalition. Aber Ihre Maximalko-
    alition macht nichts anderes als Miniaturpolitik. „Nichts
    muss bleiben, wie es ist.“ Dieser Satz würde Mut ma-
    chen, wenn er für Ihren Koalitionsvertrag gelten würde.
    Aber wenn ich in Ihren Koalitionsvertrag schaue, finde
    ich keine Ideen für die Zukunft. Finden Sie Ideen für die
    Zukunft? Ich würde Ihnen eines vorschlagen: Schmeißen
    Sie einfach Ihren Koalitionsvertrag weg, und fangen Sie
    noch mal neu an! Sie haben immerhin noch drei Jahre
    zur Verfügung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will, wir Grünen wollen ein Deutschland, das
    Energie aus Wind, Sonne und Wasserkraft gewinnt, das
    die Kohle unter Tage lässt, kein Öl mehr verbrennt und
    keine Atome mehr spaltet, in dem die Stoffkreisläufe ge-
    schlossen sind und kein Müll mehr die Welt verpestet,
    ein Land, das die besten Kitas, Schulen und Unis und
    das schnellste Internet hat, in dem jedes Kind sich voll
    entfalten kann, egal wie viel Geld seine Eltern haben, in
    dem sich Männer und Frauen Familien- und Erwerbsar-
    beit fair teilen, in dem pflegebedürftige und kranke Men-
    schen würdig und anständig versorgt sind.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


    – Thomas Oppermann, du darfst auch klatschen. Wir
    sind dir nicht böse deswegen. Du hast schon gut ange-
    setzt.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Oppermann [SPD]: Alter Reflex!)


    – Ja, ein verständlicher Reflex. Wie gesagt, wenn ihr
    euch ein bisschen anstrengen und endlich mal in die Pu-
    schen kommen würdet,


    (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Das sagen die Richtigen!)


    könnte es ja vielleicht irgendwann auch mal wieder was
    werden, oder? Mit der Politik, fürchte ich, wird es aber
    noch eine Zeitlang dauern, bis wir gemeinsam klatschen
    können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ich wünsche mir ein Land, das Weltmeister in der
    Flüchtlings- und Entwicklungshilfe ist, ein Deutschland,
    das ohne räuberischen Verbrauch von Ressourcen aus-
    kommt, mit einer vielfältigen und kleinräumigen Land-
    wirtschaft, dank der wir keine Angst vor multiresistenten
    Keimen aus tierquälerischen Massentierhaltungsställen
    haben müssen, ein Land, in dem wir uns schnell, nach-
    haltig und pünktlich auf der Schiene bewegen, ein Land
    mit E-Autos und E-Bikes. So eine Vision könnte einen
    Aufbruch schaffen, könnte Ideen freisetzen und, ja, so-
    gar ein neues Wirtschaftswunder schaffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre Politik, Frau Merkel, lebt leider von einer unter-
    schwelligen Angst, von einer Angst vor Veränderungen,
    von einer Angst vor der Konkurrenz aus China und
    Indien, von einer Angst vor der Welt da draußen, wegen
    der wir uns angeblich keinen Umbau in der Wirtschaft
    leisten können, angeblich keine Reformen, angeblich
    nicht mehr Sozialpolitik, nicht mehr Gerechtigkeit, nicht
    mehr Umweltschutz, nicht mehr Nachhaltigkeit, nicht
    mehr Zukunft. Aber wissen Sie, diese Angst produziert
    nur Stillstand. Was wir brauchen, ist ein Aufbruch. Wir
    brauchen einen echten Fortschritt und Visionen von ei-
    nem besseren Deutschland.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Und wenn sich doch mal eine kleine, nette Fortschritts-
    idee in Ihren Koalitionsvertrag verirrt hat, wie die Frau-
    enquote, dann veranstalten Sie, liebe Herren – da muss
    man wirklich sagen: liebe Herren von der Union –,


    (Katja Kipping [DIE LINKE]: Da hat sich auch Frau Merkel nicht mit Ruhm bekleckert!)


    ein veritables Heulsusenkonzert. Ihre Quote ist doch ge-
    rade mal ein Quötchen. Es kommen so seltsame Aussa-
    gen wie: Frauen seien eine Belastung, für die man ein
    Moratorium brauchte. Das ist doch wirklich absurd. Wir
    wissen doch alle, dass Frauen in Aufsichtsräten oder in
    Unternehmen überhaupt diese Unternehmen stärken und
    mehr Wirtschaftskraft schaffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christine Lambrecht [SPD]: Da können wir klatschen!)


    – Vielen Dank, liebe SPD. Es wird immer besser.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Da wird einfach eine Rezessionsangst zur Verteidi-
    gung vor einem „old boys’ club“ in den Chefetagen in-
    strumentalisiert, und Sie, liebe Kollegen von der Union,
    lassen sich dafür einspannen. Ich sage mal so: Wegen so
    ein bisschen Quote, Herr Kauder, müssen Sie doch wirk-
    lich nicht so rumweinen. In der Jugendsprache würde
    man sagen: Heul doch!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Wenn wir uns unsere Energieversorgung anschauen,
    stellen wir fest, dass die erneuerbaren Energien in den





    Dr. Anton Hofreiter


    (A) (C)



    (D)(B)

    letzten Jahren wunderbar gewachsen sind – dank eines
    rot-grünen Gesetzes. Aber immer noch produzieren wir
    drei Viertel unseres Stroms aus Atom, Kohle und Gas.
    Die Menge des Klimakillers CO2 hat unter Ihrer Regie-
    rung sogar zugenommen. Von den zehn dreckigsten
    Kohlekraftwerken ganz Europas stehen alleine sechs in
    Deutschland. Frau Merkel und Herr Gabriel – man muss
    ihn ja jetzt leider den „schwarzen Gabriel“ nennen – be-
    wahren die Kohledinosaurier mit dieser Politik leider vor
    dem Aussterben.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschlands Versprechen, den CO2-Ausstoß bis zum
    Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken – das ist ein Verspre-
    chen der ersten Großen Koalition –, werden Sie so nie
    einhalten können. Wenn Sie jetzt davon reden, dass Sie
    bei der Kohle vielleicht 22 Megatonnen CO2 einsparen
    wollen, dann klingt das ja erst mal nach viel. Aber man
    muss sich klarmachen, wie viel die Kohlekraftwerke
    Deutschlands im Jahr ausstoßen. Sie stoßen 340 Mega-
    tonnen CO2 aus. Das heißt, wir reden von noch nicht ein-
    mal 7 Prozent. Für diese 7 Prozent lassen Sie sich fei-
    ern? Glauben Sie wirklich, so das Klima retten zu
    können? Das ist doch kein wirklicher Fortschritt! Das ist
    doch keine wirkliche Klimapolitik!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dann kommt hinzu: Glaubt denn hier im Raum je-
    mand noch ernsthaft, dass diese Ankündigung wirklich
    wahrgemacht wird? Wir haben schon so viele Ankündi-
    gungen und einen solchen Zickzackkurs von Herrn
    Gabriel in diesem Bereich erlebt. Mal war er der Schutz-
    patron der Kohle, mal war er der Klimaretter. Es gibt ja
    auch in anderen Bereichen schöne Ankündigungen von
    Herrn Gabriel. Glaubt das denn noch irgendwer?


    (Johannes Kahrs [SPD]: Ja!)


    – Ja, ich glaube Ihnen, dass Sie von der SPD ihm das
    glauben. Aber Sie haben ja schon öfters seltsame Leicht-
    gläubigkeit bewiesen, als es um Ankündigungen ging,
    die sich dann nicht in Wirklichkeit umgesetzt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Na, na!)


    Denken Sie nur an den Investorenschutz – da haben Sie
    ja sogar einen entsprechenden Beschluss gefasst – oder
    an andere Beispiele.

    Deshalb: Wir glauben es ihm nicht. Wir sehen einen
    Herrn Gabriel, der wild durch die Energiepolitik schlin-
    gert. Wir sehen einen Herrn Gabriel, der wie ein politi-
    scher Wackelpudding agiert. Auch wenn er jetzt nicht
    mehr hier ist, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
    SPD, muss ich sagen – das ist vielleicht nicht besonders
    nett, und eigentlich mag ich Sigmar Gabriel echt gern;
    aber wenn es um die Energiepolitik geht, fällt mir immer
    dieses Bild ein –: Er agiert leider wie ein rot angestriche-
    ner Seehofer.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Sehr originell! – Christine Lambrecht [SPD]: Ein sehr originelles Bild! Ei, ei, ei!)


    Ja, Herr Seehofer gehört halt auch zu Ihren Koalitions-
    partnern.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Haben wir schon bemerkt! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Oh, Sie mögen ihn auch? Das ist schön!)


    Es ist einfach bitter, wenn die SPD in manchen Politik-
    bereichen anfängt, genauso zu agieren wie Herr
    Seehofer.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Aber es ist eine schwache Rede! Wenn Sie keine Inhalte haben!)


    Ich meine, dafür muss man sich schon etwas schämen.
    Da können Sie sich natürlich aufregen und dazwischen-
    plärren; das kann ich verstehen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Wie wäre es mal mit Inhalten statt Beschimpfungen?)


    Aber anstatt hier dazwischenzuplärren, wäre es klüger,
    Sie würden Herrn Gabriel dazu bringen, keine seehofer-
    hafte, sondern eine vernünftige Politik zu machen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Schwache Rede ohne Inhalte!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, aber
    auch liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/
    CSU, wer eine wirklich erfolgreiche Energiepolitik ma-
    chen will, der muss raus aus der Kohle – natürlich nicht
    auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt. Diese
    Schritte müssen eingeleitet werden. Wir müssen raus aus
    der Kohle.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das ist auch nicht unmöglich. Das ist auch gar nicht so
    schwer, wie man es sich vorstellt. Nehmen Sie sich ein
    Beispiel an Dänemark: Dänemark will ab dem Jahr 2030
    sowohl die Wärme als auch den Strom vollständig aus
    erneuerbaren Energien erzeugen und bis zum Jahr 2050
    sogar komplett auf erneuerbare Energien umstellen.
    Nennen wir das doch einfach eine pragmatische Vision –
    ehrgeizig, aber machbar. Das wäre ein echtes Vorbild.
    Nehmen Sie sich doch ein Beispiel daran!

    Dazu kommt noch etwas weiteres Schönes: Däne-
    mark wird von da an keine einzige Krone mehr an Russ-
    land oder Saudi-Arabien überweisen müssen – weder für
    Öl noch für Gas noch für Kohle. Das gesparte Geld kann
    dann in Dänemark eingesetzt werden und dort neue
    Werte und Arbeitsplätze schaffen, anstatt letztendlich
    autoritäre Regime zu stabilisieren. Deutschland hinge-
    gen überweist immer noch über 30 Milliarden Euro pro
    Jahr für Öl, Gas und Kohle an Russland und stabilisiert
    damit das System Putins. Das muss doch überhaupt nicht
    so bleiben. Das könnten wir durch Politik doch ändern!
    Das könnten Sie, das könnte diese Große Koalition doch
    ändern!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






    Dr. Anton Hofreiter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dass nichts so bleiben muss, wie es ist, gilt auch für
    die völlig verfehlte Agrarpolitik hier im Land. Mit dieser
    Agrarpolitik der Großen Koalition zerstören wir weiter-
    hin unsere Böden und wird dafür gesorgt, dass immer
    mehr Gensoja nach Europa importiert wird, wird dafür
    gesorgt, dass noch mehr Treibhausgase in der Landwirt-
    schaft entstehen und dass mehr Gülle produziert wird,
    die unser Grundwasser verseucht. Sie erhöhen durch den
    ungezähmten Antibiotikamissbrauch das Risiko multire-
    sistenter Keime, ja, Sie sind noch nicht einmal in der
    Lage, Reserveantibiotika zu verbieten. Das ist doch ein-
    fach wirklich ekelhaft – das ist nicht nur ekelhaft, das ist
    auch schlecht: schlecht für die Menschen, schlecht für
    die Tiere und schlecht für unser Land, und damit muss
    einfach endlich mal Schluss sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ihre Politik führt am Ende auch dazu, dass sich die In-
    vestitionen der vielen anständigen Landwirte und Bau-
    ern in den Tier- und Umweltschutz nicht mehr lohnen.
    Die warmen Worte und vielen Lippenbekenntnisse, die
    wir hier immer wieder hören, helfen ihnen nichts, und
    zwar so lange nicht, wie das Geld vor allem auf die
    Großagrarindustriekonzerne konzentriert wird und die
    kleinen und anständigen Bauern, die Milchbauern nichts
    davon haben. Sie lassen sie einfach konstant hopsgehen.
    Seit Jahren wird ein Landwirt nach dem anderen ge-
    zwungen, aufzugeben, und nimmt die Anzahl der Bau-
    ernhöfe ab. Das ist doch keine Politik, die irgendetwas
    mit „konservativ“ oder „christlich“ zu tun hat und ir-
    gendwie gut für den ländlichen Raum ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie reden auch immer gerne von Marktwirtschaft und
    von den Märkten. Merken Sie nicht, dass Sie hier einen
    sich entwickelnden Markt verschlafen? Die Menschen
    sind sehr viel weiter als die Große Koalition. Sie kaufen
    schon längst Bio, und die Menschen kaufen doch längst
    regional. Das Problem ist nur: Sie sorgen dafür, dass
    diese Produkte nicht in Deutschland produziert werden
    können. Mit Ihrer Art von Landwirtschaftspolitik halten
    Sie das Angebot klein. Sie bremsen den Ökolandbau aus
    und fördern stattdessen Agrarexporte. Damit führen Sie
    nicht nur die Bauern, sondern auch die Verbraucher in
    die Sackgasse. Der Effekt ist, dass wir die Biolebensmit-
    tel aus Österreich, aus der Schweiz und aus vielen ande-
    ren Ländern importieren müssen, weil Ihre Politik in
    Deutschland dafür sorgt, dass sie hier nicht produziert
    werden können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stattdessen gibt es hier eine sogenannte Tierwohlini-
    tiative von Landwirtschaftsminister Schmidt. Das ist
    eine schöne Tierwohlinitiative. Sie setzt darauf, dass
    sich die Agroindustrie freiwillig bessert. Ja, glauben Sie
    denn wirklich im Ernst, dass sich Wiesenhof freiwillig
    bessert? Die Leute von Wiesenhof brauchen keine netten
    Ansprachen, nach dem Motto: „Jetzt reden wir mal mit-
    einander, Firma Wiesenhof. Halten Sie doch Ihre Hühner
    und Puten mal ein bisschen besser“, sondern sie brau-
    chen vernünftige Gesetze. Man muss sich gegenüber
    diesen Lobbyisten einfach trauen, vernünftige Gesetze
    durchzusetzen. Die Mehrheit dafür müssten Sie hier
    doch zustande bringen mit Ihren 80 Prozent.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das Gleiche gilt für den Haushalt. Auch im Haushalt
    müsste eigentlich nichts so bleiben, wie es ist. Es muss
    nicht dabei bleiben, dass Deutschland zu wenig in Schie-
    nen, Brücken und Schulgebäude investiert, und es muss
    auch nicht dabei bleiben, dass wir Anfang des 21. Jahr-
    hunderts noch immer in vielen Ecken kein funktionie-
    rendes Internet für alle haben. Es muss doch nicht so
    bleiben, dass im Bildungssektor, von der Kita über die
    Schulen bis zu den Universitäten, schlicht zu wenig Geld
    vorhanden ist. All das könnte man doch ändern. Das
    müsste doch mit einer 80-Prozent-Mehrheit änderbar
    sein, oder etwa nicht?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber dafür müssten Sie eine andere Politik machen.
    Dafür müssten Sie einfach Geld in die Hand nehmen,
    Geld, das im Grunde im Haushalt vorhanden ist. Dafür
    müssten Sie ein paar ökologisch schädliche Subventio-
    nen streichen und dann das Geld sinnvoll ausgeben.
    Stattdessen lassen Sie sich für ein 10-Milliarden-Euro-
    Investitionsprogramm feiern. Von diesem 10-Milliarden-
    Euro-Investitionsprogramm soll im nächsten Jahr de
    facto nichts kommen und in den folgenden Jahren viel-
    leicht jeweils 3 Milliarden Euro. Also bitte! Welcher An-
    teil vom Bundeshaushalt ist denn das? Ein 10-Milliar-
    den-Euro-Investitionsprogramm klingt zwar gut, aber
    das ist ungefähr 1 Prozent des darauffolgenden Haus-
    halts. Das kann doch nicht wirklich Ihr Ernst sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    De facto sind das nur Krumen, die vom Tisch des
    Finanzministers fallen. Die Folge davon ist, dass sich
    Ihre Minister um diese Krumen streiten wie die Spatzen
    im Biergarten. Es ist doch nicht so, dass wir Breit-
    bandausbau oder Gebäudesanierung brauchen, dass wir
    Straßen- und Schienenerhalt oder Geld für die Kommu-
    nen brauchen. Nein, wir brauchen beides. Deshalb geben
    Sie Ihren Ministern nicht nur Krumen, sondern geben
    Sie ihnen endlich Geld, damit sie sich nicht so kindisch
    um diese Kleinigkeiten streiten müssen! Deutschlands
    Zukunft braucht beides.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschland bräuchte wirklich einen Investitions-
    schub. Sie aber legen einfach die Hände in den Schoß
    und betreiben Schönfärberei. Erst heute haben Sie wie-
    der Schönfärberei betrieben. Wissen Sie, Frau Merkel,
    Sie müssen uns von der Opposition nichts glauben. Sie
    müssen auch mir nichts glauben.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das tun wir auch nicht!)


    – Da sind wir ganz großzügig. Wir haben ja sehr kompe-
    tente Verbündete.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Können Sie das einmal erklären?)






    Dr. Anton Hofreiter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Schauen Sie sich doch einfach einmal den Bericht der
    OECD an. In dem Bericht der OECD steht, dass sich die
    Wachstumsaussichten für Deutschland halbieren wer-
    den. Die Euro-Zone wird als der kranke Wirtschaftsraum
    des Globus identifiziert, und massive Investitionen in
    Bildung und Infrastruktur werden angemahnt.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das machen wir doch!)


    Das ist das bittere Urteil der OECD über Ihre fatale
    Haushaltspolitik, über Ihre schwächliche Investitions-
    politik, Ihre fehlgeleitete Politik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber anstatt das ernst zu nehmen, produzieren Sie ein-
    fach weiter Verlierer und sorgen nicht dafür, dass ausrei-
    chend Geld investiert wird.

    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben mit Ihren Kollegen
    in Brisbane ein wunderschönes Wachstumspaket mit sa-
    genhaften 800 Maßnahmen geschnürt. Aus Deutschland
    kommt allerdings überhaupt nichts Neues. Sie haben
    einfach den Koalitionsvertrag genommen und die darin
    enthaltenen Maßnahmen ins Abschlussdokument ko-
    piert. Das war es dann: „copy and paste“. Und dafür sind
    Sie um die halbe Welt geflogen?

    Aber es gab wunderschöne Fotos, die wir bewundern
    konnten. Dieses Mal waren es keine schönen Fotos mit
    roter Windjacke vor Eisbergen, sondern stattdessen
    schöne Fotos von nächtlichen Abstechern in die Pubs
    von Brisbane. Dazu kann man sagen: Immerhin, dafür
    hat sich die Reise gelohnt.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Geht’s noch platter?)


    Allerdings: Zukunft gestalten geht heute eben nur noch
    global. Gerade im nächsten Jahr werden wichtige Wei-
    chen gestellt. Da kommt es entscheidend auf Deutsch-
    land an.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Inhaltslos! Mein Gott nochmal!)


    – Regen Sie sich nur darüber auf. Wenn Sie sich aufre-
    gen, dann merkt man, dass es wehtut.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ich rege mich gar nicht auf! Ich bin nur fassungslos, wie man so etwas sagen kann!)


    In der Tat haben wir heute den wunderschönen Be-
    ginn Ihres Gipfeltheaters erlebt. Ich sehe das nächste
    Jahr schon vor mir: Da holen Sie, Frau Merkel, wieder
    das schöne rote Jäckchen aus dem Schrank,


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Jetzt wird es wieder platt!)


    weil das mit den Grönlandfotos damals so gut geklappt
    hat. Der liebe Sigmar bürstet sich ein bisschen den Koh-
    lestaub vom Jackett.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Noch platter!)

    Dann machen Sie sich beide fein für den Klimagipfel
    und für die G-7-Präsidentschaft.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wenn Sie brav sind, dürfen Sie das nächste Mal mitfahren!)


    Aber wissen Sie: Beim Klimaschutz zählt nicht die
    Optik, sondern da zählen die realen Taten. Was die an-
    geht, sind Sie kein schönes Paar.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Während in den USA und in China neue Bewegungen
    entstehen, herrscht in Deutschland und Europa Still-
    stand. Diesen können Sie auch mit Ihren schönen Worten
    nicht mehr kaschieren. Auch bei den anderen globalen
    Herausforderungen übernehmen Sie keine Führung.

    Wo bleiben denn Ihre konkreten Vorschläge gegen
    Steuertricksereien, wie sie der Konservative Juncker in
    Luxemburg oder der Sozialdemokrat Dijsselbloem zu
    verantworten haben? Dazu sagen Sie nichts. Wir hören
    zwar zum wiederholten Male, dass die Banken und das
    Finanzsystem jetzt reguliert sind und etwas gegen die
    Steuertricksereien unternommen wird, aber vom Reden
    alleine wird das alles nicht unterbunden. Wir wünschen
    uns schlichtweg Taten von Ihnen. Denn auch von noch
    so schönen Reden – ehrlich gesagt, sie waren eher ermü-
    dend – und von noch so schönen inhaltlichen Aussagen


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Dass Sie das gerade sagen!)


    wird, wie gesagt, das Steuersystem nicht gerechter ge-
    staltet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutlich wurde allerdings, was Ihnen wichtig ist: das
    globale sogenannte Freihandelsabkommen TTIP.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist nicht global! Das ist transatlantisch!)


    Damit kann es Ihnen gar nicht schnell genug gehen. Da
    werden einfach der Rechtsstaat und die rechtsstaatlichen
    Maßnahmen zu sogenannten nichttarifären Handels-
    hemmnissen erklärt. Wir brauchen allerdings in Deutsch-
    land kein Abkommen für Konzerne mit besonderen Kla-
    geprivilegien.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir haben in Deutschland einen funktionierenden
    Rechtsstaat mit demokratisch legitimierten Gerichten.


    (Johannes Kahrs [SPD]: So ist das!)


    Sie reichen aus, und sie haben sich bewährt.

    Wir brauchen auch kein Standarddumping. Ich finde,
    wir müssen das europäische Vorsorgeprinzip behalten.
    Wir brauchen kein Handelsabkommen, das Gewinne für
    wenige organisiert, sondern wir brauchen endlich ein
    Handelsabkommen, das fairen Handel für alle organi-
    siert. Das erwarten wir von Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






    Dr. Anton Hofreiter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben in der Ukraine erlebt, dass tatsächlich
    nichts so bleiben muss, wie es ist. Vor einem Jahr haben
    sich die Menschen in der Ukraine auf dem Maidan ver-
    sammelt. Die Menschen, die aus allen Teilen des Landes
    kamen, bekannten sich zu Demokratie und Rechtsstaat-
    lichkeit in einer offenen Gesellschaft. Diese Menschen
    können sich unserer Solidarität sicher sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Cem Özdemir [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN], an die CDU/CSU gewandt: Da können Sie mitklatschen! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Stimmt! – Beifall des Abg. Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU])


    Ein Jahr danach ist nichts mehr, wie es einmal war.
    Die Krim ist von Russland militärisch annektiert wor-
    den: ein ganz klarer Verstoß gegen das Völkerrecht. In
    der Ostukraine setzt die russische Führung ihre Destabi-
    lisierungspolitik fort.

    In dieser verfahrenen Situation können Deutschland
    und die EU nur mit Geschlossenheit Fortschritte errei-
    chen. Diese Geschlossenheit herzustellen ist Ihre Verant-
    wortung. Das ist die Verantwortung unserer Bundesre-
    gierung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In dieser Krise helfen uns auch keine markigen Worte
    der NATO und Gedankenspiele in Richtung NATO-Mit-
    gliedschaft der Ukraine. Das kann uns nicht helfen und
    wird auch den Frieden in Europa nicht erhalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Grundfalsch wäre es aber, gegenüber dem russischen
    Präsidenten den geringsten Zweifel daran zu lassen, dass
    Europa entschlossen ist, in dieser Frage zusammenzuste-
    hen. Denn Sicherheit und Frieden kann es in Europa
    zwar nur mit Russland geben, aber Putin zeigt derzeit
    kaum Bereitschaft zur Lösung des Konfliktes. Er nutzt
    stattdessen den Konflikt, um gegen Kritikerinnen und
    Kritiker innerhalb Russlands vorzugehen. Deshalb wa-
    ren die verhängten Sanktionen unumgänglich, und ich
    sehe derzeit keine Grundlage, um sie wieder aufzuheben.
    Ja, wir sind auf der Seite der Menschen in der Ukraine,
    aber wir sind auch auf der Seite der Opposition in Russ-
    land.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sehr geehrte Frau Kanzlerin, kürzlich war im Spiegel
    ein Interview mit einer 20-jährigen Frau zu lesen. Seit
    diese Frau Politik wahrnimmt, kennt sie nur Sie als
    Kanzlerin, Frau Merkel.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Sehr gut! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Da hat sie Glück gehabt!)


    – Seit dieser Zeit kennt sie nur Sie bewusst als Kanzle-
    rin; eine Fünfjährige nimmt Politik nicht wahr.
    Diese Frau ist über Ihre Arbeit als Kanzlerin befragt
    worden. Ich zitiere wörtlich:

    Dieses Abwarten von ihr, dieses Passive macht
    mich wütend. Dass sie uns keine klaren Stand-
    punkte zutraut, dass sie sich das nicht zutraut. So
    eine schlaue Frau, aber was will sie denn? Ich weiß
    nicht, was sie will. Ich kann sie nicht verstehen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Da haben Sie lange gesucht, bis Sie eine solche Stelle gefunden haben!)


    Tja, Frau Merkel, damit spricht sie vielen Menschen
    in Deutschland aus der Seele. Ihre heutige Regierungser-
    klärung hat uns wieder kein Stück vorangebracht. Ihre
    Regierungserklärung ist wieder vollkommen durch das
    Ungefähre gewabert, ohne anzuecken, ohne vorauszubli-
    cken, ohne irgendetwas anzustoßen. Der Klimawandel
    wartet doch nicht. Unsere Kinder haben doch keine Zeit
    mehr zu verschwenden in nicht sanierten Schulen. Die
    Unternehmen brauchen doch endlich ein schnelles Inter-
    net. Die Flüchtlinge brauchen unsere bedingungslose
    Hilfe, und Europa braucht vernünftige Investitionen.
    Drei weitere Jahre, in denen Sie weiter so amtsmüde und
    ideenlos vor sich hinwerkeln, kann sich unser Land,
    kann sich unsere Zukunft nicht leisten. „Nichts muss so
    bleiben, wie es ist.“ – Ja, das gilt auch für Sie, Frau Bun-
    deskanzlerin. Sie könnten sich doch noch einmal einen
    Ruck geben. Schmeißen Sie Ihren Koalitionsvertrag
    weg!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Entwickeln Sie eigene Ideen! Unserem Land und unserer
    Zukunft wäre es zu wünschen. Uns allen wäre es zu
    wünschen.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)