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ID1806803400

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    Plenarprotokoll 18/68 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 68. Sitzung Berlin, Dienstag, den 25. November 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) (Drucksachen 18/2000, 18/2002) . . . . . . . 6411 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 (Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826) 6411 B I.1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsi- dialamt (Drucksachen 18/2823, 18/2324) . . . . . . 6411 B I.2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 18/2802, 18/2823) . . . . . . 6411 C I.3 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 18/2823, 18/2824) . . . . . . 6411 D I.4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 18/2808, 18/2823) . . . 6411 D b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksachen 18/2818, 18/2823) . . . 6411 D Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 6412 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6413 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6416 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6418 C Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6420 B Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6423 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . 6424 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6425 D Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6426 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 6428 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 6429 C Cansel Kiziltepe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6430 D I.5 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 18/2814, 18/2823) . . . . . . 6432 A Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6432 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6433 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6435 A Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6436 B Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6438 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6440 D Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6441 C Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6443 A Hubert Hüppe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6444 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 68. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2014 Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6445 D Birgit Wöllert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6446 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6447 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6448 A Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6449 A I.6 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Drucksachen 18/2807, 18/2823) . . . 6450 D b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 18/2817, 18/2823) . . . 6450 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6451 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6452 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6453 D Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 6455 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6457 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 6459 B Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 6460 C Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6462 D Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 6464 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 6465 A Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6466 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6467 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6469 B I.7 Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 18/2806, 18/2823) . . . . . . 6470 A Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 6470 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 6472 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6474 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6475 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6476 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 6479 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6481 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6482 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 6483 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6486 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 6487 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6489 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 6490 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6491 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 6493 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Nina Warken (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsantrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE zu dem von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförde- rungsgesetzes (25. BAföGÄndG) (Drucksa- che 18/3181) (66. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 13 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6493 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 68. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2014 6411 (A) (C) (D)(B) 68. Sitzung Berlin, Dienstag, den 25. November 2014 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 68. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. November 2014 6493 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 25.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 25.11.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 25.11.2014 Dr. Braun, Helge CDU/CSU 25.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 25.11.2014 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 25.11.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 25.11.2014 Frieser, Michael CDU/CSU 25.11.2014 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 25.11.2014 Heller, Uda CDU/CSU 25.11.2014 Hellmich, Wolfgang SPD 25.11.2014 Kermer, Marina SPD 25.11.2014 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 25.11.2014 Nissen, Ulli SPD 25.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 25.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 25.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 25.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 25.11.2014 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Nina Warken (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ände- rungsantrag der Abgeordneten Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE zu dem von der Bundesregierung einge- brachten Entwurf eines Fünfundzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungs- förderungsgesetzes (25. BAföGÄndG), Druck- sache 18/3181 (66. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 13 a) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Votum lautet: Nein. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 68. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08, EPL 20 Finanzen, Bundesrechnungshof EPL 15 Gesundheit EPL 07, EPL 19 Justiz und Verbraucherschutz, Bundesverfassungsgericht EPL 06 Innen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hermann Gröhe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Gerne
    greife ich zu Beginn den Dank auf und erwidere ihn
    herzlich. Nach intensiven Beratungen in diesem Jahr
    – der Haushalte 2014 und 2015 – ist es in der Tat ange-
    messen, der Hauptberichterstatterin, den Berichterstat-
    tern und dem Haushaltsausschuss als Ganzes Dank zu
    sagen. Ich denke, wir haben in umfänglichen, in enga-
    gierten Beratungen ein Ergebnis vorgelegt, das uns auf
    dem wichtigen Feld der Gesundheitspolitik nach vorne
    bringt; dafür bin ich dankbar.

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, nun ist es
    völlig normal, dass die Haushaltsdebatte der Opposition
    Gelegenheit zur Kritik bietet. Was uns allen nicht weiter-
    hilft, ist allerdings, wenn mit bewussten Verzerrungen
    und Verdrehungen die Verunsicherung der Versicherten
    gleichsam im Rahmen einer versuchten Märchenstunde
    zum Ziel der Politik gemacht wird. So dienen Sie kei-
    nem Menschen, meine Damen und Herren von der Op-
    position.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

    Darüber hinaus zeigt Ihre Polemik gegen einen ausge-
    glichenen Haushalt,


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aber mal zur Sache!)


    Ihre Polemik dagegen, dass wir die Liquiditätsreserve ei-
    nen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts leisten
    lassen, Ihre Polemik gegen das Festschreiben des Arbeit-
    geberbeitrags, dass Sie ein entscheidendes Grundprinzip
    eines solidarischen Gesundheitswesens überhaupt nicht
    verstanden haben: Es ist eine gute Wirtschaftslage, es
    sind sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze, die dazu beitra-
    gen, dass sich die Menschen in unserem Land auf ein
    solidarisches Gesundheitswesen verlassen können, und
    dies muss so bleiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Insofern ist es richtig, dass wir die Liquiditätsreserve ei-
    nen Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts leisten
    lassen. Ein Haushalt ohne Neuverschuldung, das ist ein
    Signal der Generationengerechtigkeit, er stärkt aber eben
    auch die wirtschaftliche Entwicklung und pflegt damit
    gleichsam die Grundlagen, auf denen dann auch prall ge-
    füllte Sozialkassen für die Sicherheit der Menschen in
    diesem Land einstehen. Sie wissen sehr genau – Kolle-
    gin Hinz hat es noch einmal unterstrichen –, dass keiner-
    lei Abstriche an gesundheitlichen Leistungen, keinerlei
    Abstriche bei den Zuweisungen an die Krankenkassen
    erfolgen. Es ist gewissermaßen so: Wie in den Jahren der
    Finanz- und Wirtschaftskrise durch Unterstützung des
    Steuerzahlers, ja unter Inkaufnahme von Staatsverschul-
    dung, die Beiträge stabil gehalten wurden, damit Ar-
    beitsplätze nicht vernichtet werden, leistet jetzt eine prall
    gefüllte Liquiditätsreserve ihren Beitrag zu einer wachs-
    tumsfördernden Konsolidierungspolitik.

    Gleiches gilt für das Einfrieren des Arbeitgeberbei-
    trags in der gesetzlichen Krankenversicherung. Auch das
    soll und wird dazu beitragen, die Rahmenbedingungen
    für Wachstum und Beschäftigung in unserem Land stabil
    zu halten und damit die solidarische Gesundheitspolitik
    dauerhaft abzusichern.

    Die damit verbundene Verpflichtung, mit dem Geld
    der Versicherten besonders sparsam umzugehen, neh-
    men wir ernst. Das haben wir unter Beweis gestellt, in-
    dem wir im Rahmen einer der ersten Gesetzgebungen
    dieser Großen Koalition die Arzneimittelpreise ange-
    packt haben. Hiermit stellen wir Sparsamkeit in der ge-
    setzlichen Krankenversicherung sicher. Das ist entschei-
    dend und wird uns weiterhin leiten.

    Wir sind auch der Überzeugung, dass ein guter Wett-
    bewerb um Qualität und Effizienz in der Leistungser-
    bringung im Interesse der Versicherten ist. Die Versi-
    cherten sind schlau genug, zu wissen, ob sie allein auf
    den Preis schauen oder auch die Frage stellen: Ist da eine
    Ansprechpartnerin, ein Ansprechpartner vor Ort? – Sie
    vergleichen Leistungspakete und Preise, und das ist rich-
    tig so. Es führt zu einem Bemühen um Effizienz in der
    Leistungserbringung. Das liegt im Interesse der Versi-
    cherten.





    Bundesminister Hermann Gröhe


    (A) (C)



    (D)(B)

    Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben
    eine Reihe von Dingen unmittelbar im ersten Jahr dieser
    Koalition angepackt. Vieles ist derzeit in Arbeit; vieles
    haben wir uns noch vorgenommen. Wir haben die ge-
    setzliche Krankenversicherung insgesamt zukunftsfest
    gemacht: Einerseits ermöglichen wir einen vernünftig
    gestalteten Wettbewerb, andererseits stärken wir das
    Qualitätsbewusstsein, indem wir die Grundlagen für ein
    Qualitätsinstitut geschaffen haben, das schon im nächs-
    ten Jahr seine Arbeit aufnehmen wird. Wir haben
    schließlich – das wurde bereits in diesem Jahr gesetzlich
    abgeschlossen – die Rolle der Hausärzte gestärkt.

    Erst unlängst haben wir an dieser Stelle das erste Pfle-
    gestärkungsgesetz beschlossen. Damit werden wir am
    1. Januar des nächsten Jahres – gleichsam zum 20. Ge-
    burtstag der Pflegeversicherung – zu einer deutlichen
    Ausweitung der Leistungen für Pflegebedürftige, für
    ihre Angehörigen und damit auch im Interesse der Pfle-
    genden in den verschiedenen Einrichtungen gelangen:
    wirksamere Unterstützung zu Hause, passgenauere, bes-
    ser an die individuellen Bedürfnisse angepasste Unter-
    stützung in der Pflege und mehr Betreuungskräfte in un-
    seren stationären Altenpflegeeinrichtungen.

    Zugleich – auch das ist ein Stück Generationenge-
    rechtigkeit – legen wir einen Vorsorgefonds an, den wir
    in Zukunft mit gut 1 Milliarde Euro pro Jahr anfüllen.
    Damit leisten wir einen Beitrag dazu, dass Pflegeversi-
    cherungsleistungen ohne dramatischen Beitragsanstieg
    erbracht werden können, wenn die geburtenstarken Jahr-
    gänge in höherem Umfang darauf angewiesen sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber es geht weiter: Mit einem zweiten Pflegestär-
    kungsgesetz werden wir den neuen Pflegebedürftigkeits-
    begriff einführen und ein individuelleres Begutachtungs-
    system umsetzen. In diesem Sommer und Herbst wurde
    in umfangreichen Studien die Anwendung dieses Sys-
    tems getestet. Dies wird nun ausgewertet. Das Jahr 2015
    wird das Jahr der gesetzlichen Umsetzung sein, sodass
    wir alsbald zu einer umfassenden Implementierung eines
    neuen, individuelleren Begutachtungsverfahrens kom-
    men.

    Wir wollen die Verbesserungen in der Pflege mit Ver-
    besserungen in der hospizlichen und palliativmedizini-
    schen Versorgung in unserem Land verbinden, mit Ver-
    besserungen dieser notwendigen Aktivitäten unserer
    Pflegeeinrichtungen; sie haben hier schon eine intensive
    Debatte geprägt. Ich bin sicher: Wenn es darum geht,
    Schwerstkranken und Sterbenden einen Anspruch auf
    menschliche Zuwendung und bestmögliche medizini-
    sche und hospizliche Betreuung einzuräumen, dann sind
    wir uns in diesem Hause sehr einig.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    2015 wird uns insgesamt das Thema Versorgung be-
    schäftigen: Wie sichern wir gute Versorgung stationär
    und ambulant? Das geschieht auch vor dem Hintergrund
    veränderter Herausforderungen durch den demografi-
    schen Wandel: eine älter werdende Gesellschaft, mehr
    chronisch und mehrfach erkrankte Menschen. Da liegt
    mir, da liegt vielen von uns die gute medizinische Ver-
    sorgung im ländlichen Raum besonders am Herzen. Wir
    werden voraussichtlich noch im Dezember mit dem Ent-
    wurf eines Versorgungsstärkungsgesetzes wichtige Wei-
    chen stellen. Dazu gehört beispielsweise, dass man mit-
    hilfe von Strukturfonds in Gebieten mit drohender oder
    vorhandener Unterversorgung tätig werden kann, dass
    Anreize für eine Niederlassung geschaffen werden.

    Zukünftig haben die kassenärztlichen Vereinigungen
    damit die Möglichkeit, mit vielfältigen Maßnahmen,
    vom Stipendium bis hin zur Niederlassungshilfe, einen
    Beitrag dazu zu leisten, dass Unterversorgung erst gar
    nicht entsteht und auch im ländlichen Raum angemes-
    sene, gute Verhältnisse im Hinblick auf die Niederlas-
    sung geschaffen und gestärkt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dabei tragen wir auch den Wünschen junger Studieren-
    der oder junger Ärztinnen und Ärzte Rechnung, etwa
    wenn wir die Formen gemeinschaftlicher Berufsaus-
    übung – von der Gemeinschaftspraxis über das in Zu-
    kunft pflichtweise zu fördernde Netzwerk bis hin zu er-
    weiterten Möglichkeiten von Zentren zur medizinischen
    Versorgung – stärken. Wie gesagt: Dies trägt gerade den
    Wünschen junger Medizinerinnen und Mediziner Rech-
    nung.

    Ich sage auch: Wir brauchen eine bessere Verteilung
    von Vertragsärztinnen und Vertragsärzten. Das ist alle-
    mal kein Grund zur Panikmache. Selbstverständlich
    kann dazu auch der Abbau von Überversorgung beitra-
    gen. Dafür sollen die Verantwortlichen vor Ort zuständig
    sein, die die jeweilige Versorgungslage im Blick haben.
    Das kann einen Beitrag dazu leisten, die Versorgung in
    unserem Land insgesamt zu verbessern. Es wird auch
    darum gehen, dass dort, wo niedergelassene Ärzte den
    Bedarf an ambulanter Versorgung nicht gewährleisten
    können, die Krankenhäuser für die ambulante ärztliche
    Versorgung geöffnet werden.

    Nun komme ich zur Krankenhausplanung, zur Kran-
    kenhausversorgung in unserem Land. Sie wissen: Dazu
    tagt eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die aller Voraus-
    sicht nach ebenfalls im Dezember ihre Arbeit abschlie-
    ßen und Eckpunkte vorlegen wird, die dann Grundlage
    einer Gesetzgebung im nächsten Jahr sein werden.

    Ohne den einzelnen Ergebnissen vorgreifen zu wollen
    – die Beratungen dauern ja noch an –: Es wird darum ge-
    hen, die Länder bei der Krankenhausplanung darin zu
    unterstützen, Qualität zu einem weiteren entscheidenden
    Kriterium in der Krankenhausplanung zu machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist entscheidend, um dann zu einem angemessenen,
    wenn Sie so wollen, auch neuen, guten Miteinander von
    gut erreichbaren Krankenhäusern der Grund- und Regel-
    versorgung einerseits und der Spezialisierung in beson-
    deren Zentren, in Häusern der Maximalversorgung in
    den Universitätskliniken andererseits zu kommen.





    Bundesminister Hermann Gröhe


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ein verbesserter Sicherstellungszuschlag wird dazu
    beitragen, das notwendige Angebot in der Fläche zu er-
    halten. Dazu wird aber auch beitragen, dass wir die be-
    sonderen Leistungen, die in einzelnen Zentren, aber auch
    in den Universitätskliniken erbracht werden, etwa bei
    seltenen oder besonders schweren Erkrankungen, ange-
    messen vergüten. Schon im Versorgungsstärkungsgesetz
    werden wir uns des Themas Hochschulambulanzen an-
    nehmen, weil auch hier angesichts des Beitrages, den un-
    sere Hochschulambulanzen gerade bei der Betreuung
    Schwerstkranker bzw. besonders schwerer Fälle leisten,
    eine Verbesserung notwendig ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Bei der Verknüpfung von Krankenhäusern der Grund-
    und Regelversorgung, von Spezialeinrichtungen und nicht
    zuletzt von Universitätskliniken, kommt dem Einsatz
    neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
    in der Krankenhausversorgung große Bedeutung zu.

    Ich habe neulich in der Universitätsklinik Dresden er-
    lebt, wie dort die Zusammenarbeit mit kleinen Kranken-
    häusern in Ostsachsen organisiert ist: über die Nutzung
    des Teletumorboards, über die Nutzung der Expertise bei
    der Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -pa-
    tienten. Dies sind eindrucksvolle Beispiele. Wir werden
    durch die Nutzung solcher Technologien die Selbststän-
    digkeit von Menschen gerade im hohen Alter, die unter
    Herzinsuffizienz, Diabetes oder anderen Krankheiten
    leiden, verbessern. Es geht um ein selbstbestimmtes,
    aber eben mithilfe von Informations- und Kommunika-
    tionstechniken ärztlich begleitetes Leben. Wir werden
    mit einem E-Health-Gesetz die Anwendung dieser mo-
    dernen Informations- und Kommunikationstechniken in
    unserem Land vorantreiben.

    Schließlich freue ich mich, dass wir alsbald in diesem
    Hause den Entwurf eines Präventionsgesetzes werden
    beraten können. Das Thema ist heute verschiedentlich
    angesprochen worden. Der Haushalt trägt im Einzel-
    plan 15 durch den Titel für das „Nationale Kompetenz-
    zentrum für Prävention“ bei der Bundeszentrale für
    gesundheitliche Aufklärung diesem Gedanken bereits
    Rechnung. Wir wollen eine nationale Präventionsstrate-
    gie, an der alle Akteure mitwirken und ihren Beitrag für
    eine lebens- und gesundheitsfördernde Lebensweise
    – von der Kita über die Schule und den Arbeitsplatz bis
    in die Altenpflege hinein – leisten. Was die gesetzliche
    Krankenversicherung angeht, werden wir über die ent-
    sprechende Gesetzgebung die erforderlichen Mittel be-
    reitstellen. Wir werden aber auch die Einbeziehung der
    übrigen Sozialversicherungsträger, der privaten Kran-
    ken- und Pflegeversicherungen, in eine gemeinsame
    Kraftanstrengung einbinden.

    Zum Stichwort Prävention. Ich bin dem Haushalts-
    ausschuss ausgesprochen dankbar für seine Arbeit im
    Bereich der Sucht- und Drogenprävention. Denn ver-
    schiedene Nachrichten aus dem Görlitzer Park in Berlin,
    die Entdeckung von knapp 3 Tonnen Grundstoff für die
    Herstellung von Crystal Meth und andere Meldungen
    beunruhigen uns. Dieser Fund zeigt die Wichtigkeit der
    Arbeit von Marlene Mortler, für die ich ausgesprochen
    dankbar bin.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das Thema Ebola ist bereits angesprochen worden.
    Wir haben im Haushaltsausschuss intensiv darüber ge-
    sprochen. Deutschland stellt sich ohne Wenn und Aber
    seiner Herausforderung in diesem Bereich. Wir haben
    bereits erhebliche Mittel außerplanmäßig zur Verfügung
    gestellt und werden das weiter vorantreiben. Das gilt
    zum Beispiel für den Bereich der Impfstoffe, konkrete
    Forschungsprojekte, Training in der Region und in der
    Nachbarschaft, in der auswärtigen humanitären Hilfe
    und auch in der Entwicklungshilfe.

    Mir ist es wichtig, heute allen Mitarbeiterinnen und
    Mitarbeitern sowie Freiwilligen der Nichtregierungsor-
    ganisationen, des Roten Kreuzes, des THW und der
    Bundeswehr für ihren dringend benötigten und nicht risi-
    kolosen Einsatz herzlich zu danken. Sie bekommen
    selbstverständlich materiellen Rückenwind und die not-
    wendigen Ressourcen aus dem Bundeshaushalt. Ihnen
    gilt unser aller Dank. Sie haben das verdient. Wir wer-
    den dieses Engagement weiter ausbauen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat jetzt Kathrin Vogler, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Kathrin Vogler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Herr Minister!

    Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kol-
    legen! Das mit der Märchenstunde würde ich nun gerne
    zurückgeben, Herr Minister. Denn an manches, was Sie
    da erzählt haben, muss man ein Fragezeichen anhängen.
    Es ist nicht so, auch wenn es unsere Aufgabe als Opposi-
    tion ist, dass wir nur Kritik üben.


    (Tino Sorge [CDU/CSU]: Das ist ja was ganz Neues, Frau Kollegin!)


    Allerdings ist der von Ihnen vorgelegte Haushalt durch-
    aus kritikwürdig, und zwar gerade an dem Punkt der
    Einschnitte beim Steuerzuschuss für den Gesundheits-
    fonds.

    Wir haben konkrete Vorschläge gemacht.


    (Tino Sorge [CDU/CSU]: Was ist denn mit der Gegenfinanzierung?)


    Ihnen würde sicherlich kein Zacken aus der Krone bre-
    chen, wenn Sie nur einen unserer guten Vorschläge, die
    wir in den Änderungsanträgen vorgelegt haben, aufneh-
    men und umsetzen würden.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Kathrin Vogler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich möchte einmal beispielhaft den Ebolakrisenfonds
    nennen. Es kann nicht sein, dass wir im Vagen gelassen
    werden, wenn es darum geht, was da nächstes Jahr auf
    uns zukommt.

    Weiterhin wollen wir den Kampf gegen den Drogen-
    und Suchtmittelmissbrauch mit Forschungsvorhaben un-
    terlegen. Wir haben einen konkreten Vorschlag dahin ge-
    hend gemacht. Auch darauf haben wir keine positive Re-
    sonanz Ihrerseits erhalten.


    (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Machen Sie doch eigene Vorschläge!)


    Wir wollen die nichtkommerzielle Pharmaforschung
    ausbauen. Das ist dringend nötig. Wir sehen zum Bei-
    spiel an der Ebolasituation, dass es da große Defizite
    gibt. Wir laden Sie dazu ein. Unterstützen Sie das, und
    machen Sie das mit!

    Mit dem umfangsreichsten unserer Änderungsan-
    träge, was die Höhe der Mittel angeht, wollen wir auch
    dieses Jahr wieder den Finger in eine große Wunde unse-
    res Gesundheitswesens legen: Wir wollen den Investi-
    tionsstau bei den Krankenhäusern abbauen. Jährlich feh-
    len den Kliniken 2 bis 3 Milliarden Euro für notwendige
    Bauten und technische Erneuerungen. Insgesamt sind
    das etwa 50 Milliarden Euro. Ja, wir wissen auch, dass
    eigentlich die Länder dafür verantwortlich sind. Doch
    diese wälzen angesichts von Schuldenbremsen diese
    Last auf die Kranken ab. Das können wir nicht hinneh-
    men. Darum fordert die Linke, dass sich der Bund zur
    Hälfte an den notwendigen Investitionen im Kranken-
    hausbereich beteiligt


    (Tino Sorge [CDU/CSU]: Dann machen Sie doch einen Gegenfinanzierungsvorschlag!)


    und damit den Krankenhäusern Unterstützung in Höhe
    von circa 2,5 Milliarden Euro im Jahr leistet.


    (Beifall bei der LINKEN – Reiner Meier [CDU/CSU]: Wie sieht die Gegenfinanzierung aus?)


    – Unsere Gegenfinanzierung haben wir doch längst dar-
    gelegt. Die legen wir Ihnen jedes Mal wieder dar, aber
    Sie ignorieren das einfach.


    (Tino Sorge [CDU/CSU]: Realistisch und seriös!)


    Alle Koalitionen der letzten Jahre haben sich gewei-
    gert, diese überaus notwendige Debatte zu führen und
    den Krankenhäusern an dieser Stelle zur Seite zu stehen.
    Die Folge ist, dass so manches Krankenhaus inzwischen
    als ökonomisch untragbar gilt und geschlossen werden
    soll. Das droht zum Beispiel auch dem Marienhospital in
    meiner Heimatstadt Emsdetten, einem Krankenhaus, das
    im AOK-Krankenhausnavigator von den Patientinnen
    und Patienten regelmäßig hervorragende Noten erhält.
    Die Qualität, über die wir oft sprechen, scheint hier nicht
    der Grund zu sein. Tausende Bürgerinnen und Bürger
    haben bereits Petitionen unterschrieben und sind auf die
    Straße gegangen, um ihr Krankenhaus zu erhalten. Ich
    finde es unerträglich, dass Krankenhäuser allein aus
    ökonomischen Erwägungen geschlossen werden, ohne
    dass die Kommune, der Kreis oder die betroffenen Bür-
    gerinnen und Bürger mitreden können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir müssen dringend die politische Verantwortung
    übernehmen. Dazu rufe ich Sie auf. Markt und Wettbe-
    werb sind keine geeigneten Mechanismen, um die Kran-
    kenhausversorgung in diesem Land zu steuern. Deswe-
    gen bitte ich Sie: Stimmen Sie dem Änderungsantrag der
    Linken zu. Lassen Sie die kleinen Krankenhäuser leben.