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ID1805812400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/58 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014 Drucksache 18/2665 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5363 A Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer . . . . . . . . . . . . 5363 C Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 5365 D Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5367 A Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5368 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5369 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5370 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5371 C Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5372 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5374 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5375 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5376 D Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5378 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5379 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5380 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5381 D Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundge- setzes (Artikel 91 b) Drucksache 18/2710 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Katja Dörner, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kooperationsver- bot kippen – Zusammenarbeit von Bund und Ländern für bessere Bildung und Wissenschaft ermöglichen Drucksache 18/2747 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 B Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5384 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5386 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5388 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5390 A Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5391 C Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5393 B Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5394 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5395 D Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5396 D René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5398 A Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5399 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5400 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . 5401 B Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5402 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5403 D Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 5404 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 5404 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5405 D Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetzliche Deckelung und Veröffentli- chung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite Drucksache 18/2741 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5406 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Begrenzung und Vereinheitlichung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Begrenzung von Dispositions- und Überziehungszinsen Drucksachen 18/807, 18/1342, 18/2777 . . 5406 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5407 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5408 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5410 B Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5411 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5412 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5413 A Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5413 D Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Europa – Vorreiter im Kampf ge- gen die Todesstrafe Drucksache 18/2738 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D b) Antrag der Abgeordneten Annette Groth, Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Todesstrafe weltweit ächten Drucksache 18/2740 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5415 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5416 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5417 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5418 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5420 A Dr. Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5420 D Tagesordnungspunkt 25: Vereinbarte Debatte: Weltmädchentag – Bil- dung und Gesundheit von Mädchen als Vo- raussetzung für Entwicklung . . . . . . . . . . . 5422 A Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5422 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5423 D Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5424 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5426 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5426 D Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5428 B Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fördermitteltrans- parenz erhöhen Drucksachen 18/980, 18/1676 . . . . . . . . . . . . 5429 D Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5430 A Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5431 A Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5432 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5433 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5434 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5435 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5437 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5439 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5440 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5363 (A) (C) (D)(B) 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5439 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 10.10.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 10.10.2014 Bartz, Julia CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Castellucci, Lars SPD 10.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.10.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 10.10.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 10.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 10.10.2014 Göppel, Josef CDU/CSU 10.10.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 10.10.2014 Grütters, Monika CDU/CSU 10.10.2014 Hartmann, Sebastian SPD 10.10.2014 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Klare, Arno SPD 10.10.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 10.10.2014 Kolbe, Daniela SPD 10.10.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 10.10.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 10.10.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 10.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.10.2014 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 10.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 10.10.2014 Schwartze, Stefan SPD 10.10.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Steffen, Sonja SPD 10.10.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 10.10.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 10.10.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 10.10.2014 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.10.2014 Dr. Zimmer, Matthias CDU/CSU 10.10.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5440 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale (Jahresabrüstungsbericht 2013) Drucksachen 18/933, 18/1379 (neu) Nr. 1.2 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO 58. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 9. bis 12. November 2012 in Prag, Tschechische Republik Drucksachen 18/1923, 18/2530 Nr. 2 Finanzausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität zur Finanzstabilität in Deutschland Drucksachen 18/1795, 18/2048 Nr. 1.2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0209 Drucksache 18/1935 Nr. A.1 EuB-BReg 49/2014 Drucksache 18/1935 Nr. A.2 EuB-BReg 51/2014 Drucksache 18/2055 Nr. A.1 EuB-BReg 53/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.3 EuB-BReg 62/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.4 EuB-BReg 65/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.5 EuB-BReg 70/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.6 EuB-BReg 71/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.8 Ratsdokument 10279/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.9 Ratsdokument 10551/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.10 Ratsdokument 11221/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.11 Ratsdokument 11980/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.12 Ratsdokument 12127/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.13 Ratsdokument 12206/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.1 Ratsdokument 12785/14 DCL 1 Drucksache 18/2677 Nr. A.2 Ratsdokument 12796/14 DCL 1 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0376 Haushaltsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.33 Ratsdokument 11121/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.34 Ratsdokument 11473/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2055 Nr. A.11 Ratsdokument 10824/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2533 Nr. A.64 Ratsdokument 10412/14 58. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit TOP 22 Änderung des Grundgesetzes (Artikel 91b) TOP 23 Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite TOP 24 Kampf gegen die Todesstrafe TOP 25 Vereinbarte Debatte zum Weltmädchentag TOP 26 Fördermitteltransparenz Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Claudia Lücking-Michel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen! „Menschenrechte sind Frau-
    enrechte!“, „Frauenrechte sind Menschenrechte!“: eine
    Selbstverständlichkeit? Mitnichten! Zur Geschichte der
    Menschenrechte gehört die Geschichte der Ausgrenzung
    von ihnen. Ihre Versprechungen galten die längste Zeit
    nur für bestimmte gesellschaftliche Gruppen. Frauen
    und Mädchen gehörten meistens nicht dazu. Dabei reden
    wir nicht von grauer Vorzeit. Erst 1993 konnten die
    Frauenrechte als universelle Menschenrechte in den Ab-
    schlussdokumenten der UNO-Menschenrechtskonfe-
    renz in Kairo – immerhin auf dem Papier – verankert
    werden.

    Als ich dann 1995 hochmotiviert als Mitglied der
    deutschen Delegation an der 4. UNO-Weltfrauenkonfe-
    renz in Peking teilnehmen konnte, war ich von dem
    Glauben beseelt: Jetzt haben wir Frauen es bald ge-
    schafft. Mitnichten! Die letzten Jahre und die aktuellen
    schrecklichen Erfahrungen zeigen uns, dass es nicht im-
    mer nur zum Guten vorangeht, sondern sich Entwicklun-
    gen in fürchterlicher Weise auch umkehren können. Die
    Berichte von Frauenrechtlerinnen aus dem Nordirak, die
    wir vor kurzem in der Gruppe der Frauen unserer Frak-
    tion zu Gast hatten, hörten sich an wie Berichte aus ei-
    nen Horrorfilm: Frauen und Mädchen als Freiwild, sys-
    tematisch vergewaltigt, als Sklavinnen verkauft und von
    den eigenen Familien als angeblich Entehrte verstoßen.

    Wir debattieren heute aus Anlass des morgigen dritten
    internationalen Weltmädchentages. Dieser weltweite
    Aktionstag, für den sich unser Haus 2011 interfraktionell
    eingesetzt hat, ist 2014 wichtiger denn je; denn über die
    Jahre haben wir lernen müssen: Mädchen werden nach
    wie vor vielfältig benachteiligt, diskriminiert, sind Ge-
    walt oft schutzlos ausgeliefert. Der aktuelle Bericht der
    Weltbank zeigt dies in erschreckenden Zahlen.

    Die Unterdrückung von Mädchen, ihre Ungleichbe-
    handlung und Entrechtung beginnt dabei nicht erst im
    Kindesalter, nicht erst mit der Geburt, sondern oft genug
    schon im Mutterleib. Ultraschall macht es möglich, un-
    erwünschten weiblichen Nachwuchs schon während der
    Schwangerschaft zu töten. Wo kein Ultraschall verfüg-
    bar ist, werden unerwünschte Mädchen bis heute noch in
    manchen Fällen kurz nach der Geburt einfach getötet.

    Ich war in Dörfern in Indien, wo das Ersticken eines
    Säuglings mit einer Handvoll Reis nach wie vor gesell-
    schaftlich akzeptiert war. Mütter, die sich weigerten, da-
    bei mitzumachen, bekamen den ganzen Druck ihres
    sozialen Umfeldes zu spüren. Dabei waren es oft ökono-
    mische Gründe: Mädchen waren einfach zu teuer; denn
    die Mitgift treibt die Familie in den Ruin und ihre Ar-
    beitskraft geht nach der Hochzeit zudem an die Schwie-
    gerfamilie verloren. Eine niederschwellige Geburtenre-
    gistrierung, wie sie es leider in vielen Ländern immer
    noch nicht gibt, würde schon helfen, um die Neugebore-
    nen besser zu schützen und später auch ihre Rechte zu
    schützen.

    Bis 2015 sollten eigentlich die acht Millenniumsziele
    der Vereinten Nationen, die sogenannten MDGs, erreicht
    sein. Hierzu gehören auch Dinge wie Gleichstellung von
    Mädchen und Jungen, Grundschulbildung für alle, Sen-
    kung der Kindersterblichkeit und die Verbesserung der
    Gesundheit von Müttern. Aber – wir wissen es alle – in
    vielen Ländern sind wir von diesen Zielen nach wie vor
    weit entfernt. Wenn wir jetzt zudem in den Irak, nach
    Syrien oder nach Nigeria blicken, dann wissen wir: Wir
    sind erst recht zum Handeln gezwungen. Zwar wurde
    schon 1995 in Peking gefordert, dass Mädchen weltweit
    einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung erhalten,
    aber davon sind wir ebenso weiterhin weit entfernt.
    Nichts ist daher enttarnender als der Name „Boko
    Haram“, der übersetzt etwa bedeutet: Westliche Bildung
    ist gottlos.

    Heute Vormittag – wir haben es wahrscheinlich alle
    mitbekommen – wurde bekannt, dass das pakistanische
    Mädchen Malala den diesjährigen Friedensnobelpreis er-
    hält.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle! Ich
    freue mich und wir freuen uns offensichtlich alle über
    diese Entscheidung. Sie ist nicht nur eine wichtige Sym-





    Dr. Claudia Lücking-Michel


    (A) (C)



    (D)(B)

    bolfigur, sondern man kann fast sagen: Sie ist Märtyrerin
    für Bildung geworden.

    Schon gestern hatte ich mir ein Zitat von ihr vor der
    UN-Jugendgeneralversammlung aufgeschrieben, das ich
    jetzt erst recht, nach der Preisverleihung, hier vortragen
    möchte. Sie sagt:

    Bildung ist weder islamisch noch westlich, Bildung
    ist menschlich.

    Sie fährt dann fort:

    … für Bildung ist Frieden unerlässlich. In vielen
    Teilen der Welt, vor allem in Pakistan und Afgha-
    nistan, halten Terrorismus, Kriege und Konflikte
    Kinder davon ab, zur Schule zu gehen. Wir alle sind
    diese Kriege leid. … Lasst uns zu unseren Büchern
    und Stiften greifen. Das sind unsere mächtigsten
    Waffen. Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift
    können die Welt verändern. Bildung ist die einzige
    Lösung. Bildung geht vor.

    Besser kann man es wohl kaum formulieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wissen aus Erfahrung: Mädchen Bildung zu er-
    möglichen, sie über ihren eigenen Wert und ihre Rechte
    aufzuklären, ihnen praktisches Wissen für ein selbstbe-
    stimmtes Leben zu vermitteln, verändert ganze Gesell-
    schaften. Frauen mit Schulbildung heiraten in der Regel
    später, bekommen weniger Kinder und sind dann besser
    in der Lage, für diese zu sorgen. Jedes zusätzliche Schul-
    jahr für ein Mädchen erhöht später bei der jungen Frau
    das potenzielle Einkommen um 10 bis 20 Prozent. Das
    sind wichtige Schritte, um den Kreislauf der Armut
    nachhaltig zu durchbrechen.

    Lassen Sie uns also alles tun, damit Mädchen ihr
    Recht auf Bildung verwirklichen können. Damit setzen
    wir den Hebel an der richtigen Stelle an. Dabei geht es
    um formale Schulbildung ebenso wie um sexuelle Auf-
    klärung und Gesundheitsversorgung.

    Unser Augenmerk muss dabei verstärkt auf die Grup-
    pen unter den Mädchen gerichtet sein, die noch einmal
    in besonderer Weise gefährdet und benachteiligt sind
    – man braucht es nicht zu erklären –: Flüchtlingsmäd-
    chen – sie erleiden nicht nur vielfach besondere Gewalt,
    sondern müssen auch enorme Anpassungsleistungen
    vollbringen –, arbeitende Mädchen – sie brauchen Un-
    terstützung, damit ihre Lage überhaupt gesellschaftlich
    sichtbar wird –, traumatisierte Mädchen, Mädchenwai-
    sen – sie sind ganz allein auf der Welt –, Opfer von
    Zwangsprostitution und Menschenhandel.

    Die Stellung der Mädchen reflektiert dabei eins zu
    eins die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Darum
    trete ich dafür ein, dass wir in der Post-2015-Entwick-
    lungsagenda die Gleichberechtigung von Frauen und
    Mädchen sowie die Wahrung von Frauen- und Mädchen-
    rechten als eigenständige Ziele aufnehmen.


    (Beifall im ganzen Hause)

    Das muss vor allen Dingen folgende Aspekte beinhalten:
    Beendigung der Diskriminierung von Mädchen, Beseiti-
    gung von gewaltsamen Praktiken, vor allen Dingen bei
    Früh- und Zwangsverheiratung, Beendigung der weibli-
    chen Beschneidung, gleichberechtigte gesellschaftliche
    und politische Teilhabe von Mädchen und Frauen, und
    das heißt in der Regel: vollständige ökonomische Unab-
    hängigkeit durch gute eigene Arbeitsmöglichkeiten.

    Der morgige Weltmädchentag erinnert an unsere Ver-
    antwortung, zu handeln. Als Parlamentarier müssen wir
    uns mit ganzer Kraft dafür einsetzen, eine gleichberech-
    tigte Entwicklung von Mädchen überall auf der Welt zu
    ermöglichen. Wir müssen darauf achten, dass wir bei al-
    len Maßnahmen, die wir uns in der Entwicklungszusam-
    menarbeit vornehmen, die Interessen von Mädchen und
    Frauen im Blick behalten. Wir müssen darauf achten,
    dass sie vor Ort bei allen Entscheidungen mit einbezo-
    gen werden und dass unsere Fachkräfte nicht nur mit den
    Männern vor Ort verhandeln. Es geht um Empowerment.

    Meine Damen und Herren, ich hoffe, dass bald der
    Tag kommt, an dem der Satz „Frauenrechte sind Men-
    schenrechte“ nicht nur auf dem Papier gilt. Noch ist es
    bis dahin ein weiter Weg.

    Vielen Dank.


    (Beifall im ganzen Hause)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächste Rednerin ist Annette Groth,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Annette Groth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Anlässlich des internationalen Mädchentages beklagen
    wir einmal die weltweite Benachteiligung, Diskriminie-
    rung und Gefährdung von Mädchen in vielen Ländern
    der Welt. Ein Mädchen zu gebären, gilt bei vielen immer
    noch als Enttäuschung. Mädchen werden zwangsverhei-
    ratet, sexuell weit häufiger missbraucht als Jungen und
    auch noch bestraft, wenn sie infolge des Missbrauchs
    schwanger werden.

    Weltweit sind etwa 150 Millionen Frauen Opfer von
    Genitalverstümmelung. 2 Millionen Mädchen sind jedes
    Jahr davon bedroht. Das ist eigentlich unglaublich, und
    ich finde, wir alle sind aufgerufen, aktiv gegen diese bru-
    tale Art der Körperverletzung zu kämpfen.


    (Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


    Ein zunehmendes Problem – meine Vorrednerin hat es
    schon angesprochen – ist das Kidnapping von Mädchen
    und Frauen, um sie zwecks Zwangsheirat nach China zu
    bringen. Wir hatten heute ein Gespräch mit Leuten aus
    Kambodscha, die uns genau das erzählten. Kidnapping
    von Frauen gibt es nicht nur in Kambodscha; das gibt es
    auch in Myanmar, in Laos und in anderen Teilen der
    Welt. In China fehlen Millionen von Frauen, weil – Sie
    haben es schon gesagt – viele Mädchen abgetrieben wur-
    den. Jetzt besteht dort ein großes Problem, nämlich Frau-
    enmangel, und man holt sich Frauen gewaltsam aus an-





    Annette Groth


    (A) (C)



    (D)(B)

    deren Ländern. Es ist eigentlich ein Non-Thema. Darum
    sollten wir uns viel stärker kümmern.

    Weltweit besuchen 31 Millionen Mädchen im Grund-
    schulalter keine Schule, 5 Millionen mehr als Jungen.
    31 Millionen Mädchen, die im Grundschulalter sind, ge-
    hen nicht zur Schule! Zwei Drittel aller Analphabeten
    weltweit sind weiblich. Das ist kein Zufall, sondern ein
    strukturelles Problem.

    Über die Hälfte der Weltbevölkerung sind Mädchen
    und Frauen. Weltweit erbringen sie – oder wir – zwi-
    schen 60 und 70 Prozent der Arbeitsleistungen. Bezahlt
    wird davon aber nur ein Drittel. Es ist ein Skandal, dass
    Frauen nur einen Bruchteil des Welteinkommens erhal-
    ten und nur etwa 1 Prozent des weltweiten Eigentums
    besitzen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dabei werden allein in Afrika circa 80 Prozent der land-
    wirtschaftlichen Erzeugnisse nur von Mädchen und
    Frauen produziert.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frauen und Mäd-
    chen geht es – das wurde schon gesagt – am schlimms-
    ten in Kriegen und bei anderen Katastrophen. In solchen
    Ausnahmesituationen wird deutlich, wie verletzlich
    Mädchen sind. Sie kommen bei Naturkatastrophen nicht
    nur vierzehnmal häufiger um als Jungen, sondern sie
    werden in deren Folge auch viel öfter Opfer von Gewalt
    und Zwang.

    Jedes Jahr werden weltweit 1,7 Millionen Mädchen
    unter 15 Jahren verheiratet; bei Mädchen unter 18 Jahren
    sind es immerhin noch 10 Millionen. Das ist eigentlich
    ungeheuerlich.

    Ich bin am Dienstag von einer Reise an die syrisch-
    türkische Grenze bei Kobane zurückgekommen. Dort
    habe ich Flüchtlingslager besucht und war tief beein-
    druckt von der Hilfsbereitschaft der lokalen Bevölke-
    rung. Sie versorgen die Flüchtlinge praktisch allein,
    ohne internationale Hilfe, die aber angesichts des nahen-
    den Winters dringend erforderlich ist.

    In einem Lager, das ich besucht habe, waren von den
    circa 2 100 Flüchtlingen 85 Prozent Frauen und Kinder.
    „Es ist ein Krieg gegen Frauen“, sagten mir türkische
    und kurdische Feministinnen, die wie ich eine Solidari-
    tätsreise in diese Region machten. Viele der Frauen sind
    schwer traumatisiert und waren auf ihrer Flucht teilweise
    massiver Gewalt ausgesetzt. Die IS-Terroristen benutzen
    Frauen als Druckmittel, verkaufen sie, vergewaltigen sie
    und zwingen sie in Ehen.

    Ganze Menschenhändlerringe haben sich auf den
    Handel mit syrischen Mädchen „spezialisiert“. Fast die
    Hälfte der Opfer ist noch minderjährig. Das Geschäft mit
    den Mädchen, die für etwa 600 Euro verkauft werden,
    boomt, so zum Beispiel in Ägypten, weil sich viele
    Ägypter eine Heirat mit Ägypterinnen aus finanziellen
    Gründen nicht leisten können.
    In vielen Fällen sind die Käufer dieser syrischen
    Mädchen Scheichs aus Saudi-Arabien und anderen Golf-
    staaten, aber auch Männer aus Frankreich und sogar aus
    Deutschland, wie ich in der Türkei erfahren musste. Das
    ist doch finsterstes Mittelalter und muss wirklich von
    uns allen bekämpft werden.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Meine Vorrednerin hat es gesagt: Statt immer mehr
    Gelder in Rüstung zu stecken, in unproduktive Waffen,
    die töten,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat sie aber nicht gesagt!)


    sollten wir viel mehr Geld in Bildung stecken und insbe-
    sondere ins Gesundheits- und Bildungssystem. Das bie-
    tet Mädchen die einzige Möglichkeit, etwas für sich zu
    tun. Das sollten Sie bitte auch in den anstehenden Haus-
    haltsberatungen beherzigen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)