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ID1805800300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/58 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 21: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014 Drucksache 18/2665 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5363 A Iris Gleicke, Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer . . . . . . . . . . . . 5363 C Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 5365 D Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5367 A Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5368 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5369 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5370 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5371 C Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5372 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5374 C Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5375 D Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5376 D Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5378 C Kai Wegner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5379 B Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5380 C Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5381 D Tagesordnungspunkt 22: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grundge- setzes (Artikel 91 b) Drucksache 18/2710 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Katja Dörner, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kooperationsver- bot kippen – Zusammenarbeit von Bund und Ländern für bessere Bildung und Wissenschaft ermöglichen Drucksache 18/2747 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 B Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5383 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5384 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5386 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5388 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5390 A Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5391 C Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5393 B Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 5394 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5395 D Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5396 D René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5398 A Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5399 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5400 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . 5401 B Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5402 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5403 D Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 5404 B Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 5404 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5405 D Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Klaus Ernst, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetzliche Deckelung und Veröffentli- chung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite Drucksache 18/2741 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5406 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Recht und Verbraucher- schutz – zu dem Antrag der Abgeordneten Caren Lay, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Begrenzung und Vereinheitlichung der Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Renate Künast, Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Begrenzung von Dispositions- und Überziehungszinsen Drucksachen 18/807, 18/1342, 18/2777 . . 5406 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 5407 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5408 B Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5410 B Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5411 B Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5412 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5413 A Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5413 D Tagesordnungspunkt 24: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Europa – Vorreiter im Kampf ge- gen die Todesstrafe Drucksache 18/2738 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D b) Antrag der Abgeordneten Annette Groth, Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Todesstrafe weltweit ächten Drucksache 18/2740 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5414 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5415 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5416 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 5417 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5418 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5420 A Dr. Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5420 D Tagesordnungspunkt 25: Vereinbarte Debatte: Weltmädchentag – Bil- dung und Gesundheit von Mädchen als Vo- raussetzung für Entwicklung . . . . . . . . . . . 5422 A Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5422 B Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5423 D Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5424 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5426 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5426 D Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5428 B Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Anja Hajduk, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fördermitteltrans- parenz erhöhen Drucksachen 18/980, 18/1676 . . . . . . . . . . . . 5429 D Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5430 A Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5431 A Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5432 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5433 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5434 C Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5435 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5437 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5439 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5440 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5363 (A) (C) (D)(B) 58. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 5439 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 10.10.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 10.10.2014 Bartz, Julia CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Castellucci, Lars SPD 10.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.10.2014 Dr. De Ridder, Daniela SPD 10.10.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 10.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Gastel, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 10.10.2014 Göppel, Josef CDU/CSU 10.10.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 10.10.2014 Grütters, Monika CDU/CSU 10.10.2014 Hartmann, Sebastian SPD 10.10.2014 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Klare, Arno SPD 10.10.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 10.10.2014 Kolbe, Daniela SPD 10.10.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 10.10.2014 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 10.10.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 10.10.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 10.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.10.2014 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Schneider (Erfurt), Carsten SPD 10.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 10.10.2014 Schwartze, Stefan SPD 10.10.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Steffen, Sonja SPD 10.10.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 10.10.2014 Strobl (Heilbronn), Thomas CDU/CSU 10.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.10.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.10.2014 Veit, Rüdiger SPD 10.10.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 10.10.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 10.10.2014 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 10.10.2014 Dr. Zimmer, Matthias CDU/CSU 10.10.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5440 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Freitag, den 10. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühun- gen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtver- breitung sowie über die Entwicklung der Streitkräfte- potenziale (Jahresabrüstungsbericht 2013) Drucksachen 18/933, 18/1379 (neu) Nr. 1.2 Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO 58. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 9. bis 12. November 2012 in Prag, Tschechische Republik Drucksachen 18/1923, 18/2530 Nr. 2 Finanzausschuss Unterrichtung durch die Bundesregierung Erster Bericht des Ausschusses für Finanzstabilität zur Finanzstabilität in Deutschland Drucksachen 18/1795, 18/2048 Nr. 1.2 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/1393 Nr. A.10 EP P7_TA-PROV(2014)0209 Drucksache 18/1935 Nr. A.1 EuB-BReg 49/2014 Drucksache 18/1935 Nr. A.2 EuB-BReg 51/2014 Drucksache 18/2055 Nr. A.1 EuB-BReg 53/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.3 EuB-BReg 62/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.4 EuB-BReg 65/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.5 EuB-BReg 70/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.6 EuB-BReg 71/2014 Drucksache 18/2533 Nr. A.8 Ratsdokument 10279/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.9 Ratsdokument 10551/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.10 Ratsdokument 11221/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.11 Ratsdokument 11980/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.12 Ratsdokument 12127/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.13 Ratsdokument 12206/14 Drucksache 18/2677 Nr. A.1 Ratsdokument 12785/14 DCL 1 Drucksache 18/2677 Nr. A.2 Ratsdokument 12796/14 DCL 1 Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0376 Haushaltsausschuss Drucksache 18/2533 Nr. A.33 Ratsdokument 11121/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.34 Ratsdokument 11473/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2055 Nr. A.11 Ratsdokument 10824/14 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 18/2533 Nr. A.64 Ratsdokument 10412/14 58. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit TOP 22 Änderung des Grundgesetzes (Artikel 91b) TOP 23 Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite TOP 24 Kampf gegen die Todesstrafe TOP 25 Vereinbarte Debatte zum Weltmädchentag TOP 26 Fördermitteltransparenz Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietmar Bartsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau

    Gleicke, das ist der erste Jahresbericht zum Stand der
    Deutschen Einheit, den Sie vorstellen. Ich muss ganz
    klar sagen: Im Vergleich zu anderen Politikfeldern, zum
    Beispiel der Steuerpolitik oder den ungleichen Einkom-
    mens- und Vermögensverhältnissen, bei denen von dem,
    was die SPD als Opposition und im Wahlkampf gesagt
    hat, nichts übrig geblieben ist, ist es hier anders. Dieser
    Bericht trägt Ihre Handschrift. Er ist besser als der Ihrer
    Vorgänger. Dazu gehört auch nicht sehr viel, und das ist
    auch nicht Ihr Maßstab, hoffe ich, aber das muss ich und
    will ich klar anerkennen.


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    Es ist auch gut – das will ich deutlich sagen –, dass
    Sie in dem Bericht die 25 Jahre nach der friedlichen Re-
    volution würdigen. Das ist vernünftig. Auch hier haben
    Sie es eben noch einmal getan. Ich kann mich vielem,
    was Sie gesagt haben, durchaus anschließen.

    Die DDR ist an ihren ökonomischen, an ihren politi-
    schen und an ihren demokratischen Defiziten geschei-
    tert. Das ist unbestritten.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist so, dass den Oppositionellen, allen, die friedlich
    protestiert haben, Dank und auch dauerhafte Anerken-
    nung gebühren. Auch das will ich hier deutlich sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






    Dr. Dietmar Bartsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihr Mut war gut. Das hat selbstverständlich seinen Platz
    im Bericht zum Stand der Deutschen Einheit. Sie haben
    das umfangreich im Bericht und heute noch einmal dar-
    gestellt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Dass die-
    ser Umbruch friedlich verlaufen ist, ist auch ein Ver-
    dienst der Sowjetunion. Auch die damaligen Eliten der
    DDR haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass es fried-
    lich geblieben ist.

    In dem Vierteljahrhundert ist viel erreicht worden.
    Die Menschen in Ost und West, Gewerkschaften, Kir-
    chen, Vereine, Verbände und im Übrigen alle demokrati-
    schen Parteien haben an der Entwicklung mitgewirkt. Es
    gibt gute Gründe – auch das will ich betonen –, das Er-
    reichte zu würdigen und auch zu feiern, wie Sie gesagt
    haben. Es gibt deutliche Zugewinne an Freiheit, an Le-
    bensqualität, es ist auch bei der Modernisierung der In-
    frastruktur vieles erreicht worden. Es ist im Übrigen gut,
    wenn drei Viertel der ostdeutschen Bevölkerung sagen,
    die Wiedervereinigung sei insgesamt eher positiv zu be-
    urteilen. Ich sehe das ganz genauso.

    Aber es ist schlichtweg falsch, wie Sie, die Bundesre-
    gierung, im Jahresbericht sagen, die Lebensqualität habe
    sich in den neuen und in den alten Ländern weitgehend
    angeglichen. Das ist nicht der Fall. Ich will auch sagen:
    In den 25 Jahren wäre natürlich viel mehr möglich ge-
    wesen. Es sind gravierende Fehler gemacht worden, zum
    Beispiel mit der Währungsunion, mit der Treuhand-Poli-
    tik, aber vor allen Dingen dadurch, dass Sie die Möglich-
    keiten, die Ressourcen der Menschen aus den neuen
    Ländern viel zu wenig genutzt haben. Es war ideologi-
    sche Borniertheit, die das verhindert hat, wodurch wir
    die Chancen, die darin gelegen haben, nicht realisiert ha-
    ben.

    Das DIW fragt: Ist Westdeutschland tatsächlich in al-
    len Aspekten das Ideal für Ostdeutschland gewesen? Na-
    türlich nicht, ist meine Antwort.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mein Kollege Roland Claus hat immer gesagt: Der Auf-
    bau Ost als Nachbau West ist gescheitert. – Millionen
    Menschen im Osten haben nach der Wende Einzigartiges
    geleistet. Auch das will ich unterstreichen. Sie haben da
    schlicht recht. Aber ihre Transformationserfahrungen
    – Sie schreiben, diese könnten heute bei der Bewälti-
    gung der globalen Herausforderungen notwendig sein –
    wurden zu wenig genutzt. Diese Feststellung im Jahres-
    bericht ist zumindest bisher folgenlos geblieben.

    Ich will allerdings deutlich sagen – Sie haben das am
    Rande erwähnt –, dass der Osten bei den zentralen Wirt-
    schaftsdaten weiterhin deutlich dem Westen hinterher-
    hinkt. Das ist ein ganz großes Problem. Schauen wir uns
    die Arbeitslosenquote an. Die ostdeutschen Länder tau-
    chen erst ab Platz 10 auf den letzten Plätzen auf, beim
    Bruttoinlandsprodukt sind es die letzten Plätze, auf de-
    nen die ostdeutschen Länder auftauchen, auch bei der
    Steuerkraft liegen die ostdeutschen Länder ganz hinten.
    Bei den verfügbaren Einkommen, was die Menschen am
    meisten interessiert, liegen die neuen Länder auf den
    letzten sechs Plätzen – und das 25 Jahre nach der deut-
    schen Einheit. Wir haben jetzt dieselbe Reihenfolge wie
    vor 25 Jahren. Da ist doch etwas nicht in Ordnung. Das
    muss man weiterhin benennen. Da besteht ein eklatanter
    Widerspruch zwischen Ihrem konkreten Regierungshan-
    deln und dem, was Sie hier beschrieben haben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben das Beispiel der Rente genannt. Dazu muss
    ich Ihnen ganz deutlich sagen: 25 Jahre nach der deut-
    schen Einheit beschließen Sie im Zusammenhang mit
    der Mütterrente, dass eine Mutter in Stuttgart für ihr
    Kind 2,22 Euro monatlich mehr bekommt als eine Mut-
    ter in Schwerin. Das ist völlig inakzeptabel. Frau
    Gleicke, da hätte ich mir von Ihnen gewünscht, dass Sie
    laut und deutlich sagen, dass Sie das nicht akzeptieren.
    Dass die Bundeskanzlerin das nicht macht – nun ja, aber
    da muss die ostdeutsche Interessenvertreterin deutlich
    sagen: 25 Jahre nach der deutschen Einheit wollen wir
    das nicht. Da gehört endlich Gleichheit hergestellt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Bei der Überleitung der Bestandsrenten Ost ist ganz
    viel geleistet worden. Aber es bleiben aus unserer Sicht
    weiterhin Ungerechtigkeiten und Rechtswidrigkeiten,
    und die gehören abgeschafft. Das werden Sie von uns
    auch weiter hören.

    Jetzt noch etwas, das wirklich skandalös ist. Vor we-
    nigen Tagen ist hier in Berlin am Leipziger Platz die
    „Mall of Berlin“ eröffnet worden. In einer Berliner Zei-
    tung war zu lesen: Obwohl sie eine Stunde pro Woche
    länger arbeiten, erhalten die Angestellten – weil: Ost-
    berliner Einzelhandel – in den Läden der neuen Mall
    5 Prozent weniger Urlaubs- und 10 Prozent weniger
    Weihnachtsgeld als ihre Kollegen am benachbarten Pots-
    damer Platz. – 100 Meter Entfernung, und da gibt es
    wirklich diese Unterschiede? Das ist 25 Jahre nach Wie-
    derherstellung der deutschen Einheit doch völlig inak-
    zeptabel. Was können denn die Menschen dafür, die in
    100 Meter Entfernung arbeiten?


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Da ist „gleicher Lohn und gleiche Rente für gleichwer-
    tige Arbeit“ 25 Jahre nach Wiederherstellung der deut-
    schen Einheit nicht erreicht. Das können wir alle zusam-
    men doch nicht gut finden. Das können wir doch nicht
    akzeptieren. Das muss weiter deutlich gesagt werden.

    Sie sagen: Das Bruttoinlandsprodukt ist der zentrale
    Maßstab. – Natürlich ist es der zentrale Maßstab. Wenn
    die Angleichung in den nächsten Jahren weiter so ver-
    läuft wie in den letzten 10 Jahren, werden wir erst in
    über 100 Jahren so weit sein, dass der Osten beim Brut-
    toinlandsprodukt das Westniveau erreicht hat. Das kön-
    nen wir allesamt doch nicht hinnehmen. Da muss doch
    etwas geschehen.

    Deswegen darf es kein Weiter-so geben. Es muss ei-
    nen Aktionsplan der Bundesregierung geben, um zum
    Beispiel die Transformationserfahrungen der Ostdeut-
    schen aufzunehmen. Was tun wir denn, um das zu verän-
    dern? Wir können doch diese Fakten nicht einfach hin-





    Dr. Dietmar Bartsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    nehmen. Das ist das Entscheidende. Deswegen müssen
    Sie bei den aktuellen Auseinandersetzungen kämpfen,
    zum Beispiel bei den Regionalmitteln. Da wird es doch
    so sein, dass der Osten hinten runterfällt. Deswegen
    müssen Sie beim Länderfinanzausgleich darum kämp-
    fen, dass die Mittel für die neuen Länder nicht immer
    weniger werden. Ja, es ist viel erreicht worden, ja, wir
    können auch stolz sein, aber es darf kein Ausruhen ge-
    ben, meine Damen und Herren! Die Menschen in den
    neuen Ländern – das kann ich hier klar und deutlich sa-
    gen – werden sich da auf das Engagement der Linken
    wirklich verlassen können. Wir werden das immer wie-
    der aufrufen, bis wirklich gleichwertige Lebensverhält-
    nisse, wie es im Grundgesetz heißt, erreicht sind.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die CDU/CSU-Fraktion erhält jetzt der Kollege

Mark Hauptmann das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Mark Hauptmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Damen und

    Herren! Zum 25. Mal jährt sich der Fall der Mauer. Wir
    diskutieren den Jahresbericht der Bundesregierung zum
    Stand der Deutschen Einheit 2014 heute zwischen zwei
    historischen Terminen. Gestern, am 9. Oktober, vor
    25 Jahren haben sich mutige Menschen in Leipzig ein
    Herz gefasst und mit Kerzen und Gebeten gegen eine
    Diktatur gekämpft. In der Nacht vom 9. auf den 10. No-
    vember wurden die Grenzübergänge zwischen Ost- und
    Westberlin geöffnet. Die Bilder von jubelnden Men-
    schen am Brandenburger Tor gingen in jener Nacht um
    die Welt. Das Brandenburger Tor ist bis heute ein bedeu-
    tendes Symbol. Es wurde von einem Symbol der Teilung
    zu einem Symbol des Zusammenwachsens, und noch
    immer trägt dieses Symbol überall in der Welt.

    Nicht alle sind jedoch im Zeitalter des Zusammen-
    wachsens angekommen. Auch ein Vierteljahrhundert
    nach dem Mauerfall wird der Versuch der Geschichts-
    verklärung unternommen. Historiker, Politiker, Wissen-
    schaftler, alle sind sich in einem Punkt der Analyse ei-
    nig: Ein Staat, in dem keine freien Wahlen stattfinden
    konnten, ein Staat, der die eigenen Bürger eingesperrt
    und diese bei der Suche nach Freiheit an der Mauer kalt-
    blütig erschossen hat, ein Staat, der Kinder aus den Fa-
    milien herausgerissen und in Kinderheime gesteckt hat,
    ein Staat, der politische Häftlinge gefoltert und einge-
    sperrt hat, ein Staat, der alle Parteien gleichgeschaltet
    und seine Macht auf die Exekutive, Judikative und Le-
    gislative ausgedehnt hat, solch ein Staat war, ist und
    bleibt ein Unrechtsstaat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Damen und Herren, vor diesem Hinter-
    grund sind die jüngsten Äußerungen, die wir von den
    Linken gehört haben, geradezu Hohn und Spott und ein
    zynischer und billiger Versuch der Geschichtsumdeu-
    tung.


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ja!)


    Die Linke hat 2009 vor einem Gericht anerkannt,
    Rechtsnachfolgerin der SED zu sein, und trägt in vollem
    Umfang bis heute die Verantwortung für das Unrecht.


    (Beifall der Abg. Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU] – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Mussten wir nicht anerkennen!)


    – Erstens. Wer schreit, hat unrecht. Bleiben Sie ruhig,
    Herr Bartsch!


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ich bin ruhig!)


    Zweitens. Sie tragen als Partei die Verantwortung für
    dieses Unrecht. Sie sind die Kinder der PDS, die Enkel
    der SED und damit der Unrechtsstaatspartei der DDR.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Kind der Blockpartei CDU!)


    Aus dieser Verantwortung entlassen wir Sie nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN)


    Weil wir gerade in meiner Thüringer Heimat eine
    Wahl erlebt haben, nach der es vielfältige Gespräche
    gibt, ist mein Appell an die Kollegen von den Grünen
    und von der SPD: Denken Sie an die Symbolik Ihres
    Handelns!


    (Zuruf von der CDU/CSU: Jawohl!)


    25 Jahre nach der friedlichen Revolution mit den Stasis
    von gestern über Staatssekretärsposten von morgen zu
    verhandeln, ist ein Schlag ins Gesicht der Opferverbände
    und der Bürgerrechtler in diesem Land.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Opposition! Geht in die Opposition!)


    Der Jahrestag des Mauerfalls erinnert uns aber nicht
    nur an die Sehnsucht der Menschen nach politischer Ge-
    staltungsfreiheit,


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Noch billiger geht es nicht!)


    sondern auch an die einzigartige Aufbau- und Anpas-
    sungsleistung. Herr Bartsch hat eben das Glas als halb-
    leer bezeichnet.