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    Plenarprotokoll 18/57 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 57. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Hilde Mattheis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5219 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5219 A Absetzung der Tagesordnungspunkte 9 und 16 5220 A Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 5220 B Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Fünf- undzwanzigsten Gesetzes zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgeset- zes (25. BAföGÄndG) Drucksache 18/2663 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5220 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zwanzigster Bericht nach § 35 des Bun- desausbildungsförderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibe- träge sowie Vomhundertsätze und Höchst- beträge nach § 21 Absatz 2 Drucksache 18/460 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5220 D c) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Sofort besser fördern – BAföG-Reform überarbeiten und vorziehen Drucksache 18/2745 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5220 D Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5221 A Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5224 A Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 5225 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5227 D Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5229 B Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5231 A Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5232 A Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5233 D Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 5234 C Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5235 C Dr. Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 5236 D Dr. Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 5238 A Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5239 C Sven Volmering (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5240 C Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, Oliver Krischer, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ein Scheitern der nationalen Klimapolitik abwenden und international an Glaubwürdigkeit zurückgewinnen Drucksache 18/2744 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5242 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5242 C Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5244 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 5246 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5247 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5250 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 5250 C Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5251 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5251 D Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5252 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5253 D Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5254 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 5255 B Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5255 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 5256 A Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5257 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5257 C Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5258 B Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5260 B Oliver Grundmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5261 C Klaus Mindrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5263 B Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5264 D Tagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Sibylle Pfeiffer, Sabine Weiss (Wesel I), Katrin Albsteiger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler, Axel Schäfer (Bochum), Heinz-Joachim Barchmann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD: Gute Arbeit weltweit – Verantwortung für Produktion und Handel global ge- recht werden Drucksache 18/2739 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5266 A b) Antrag der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Claudia Roth (Augsburg), Tom Koenigs, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sozialöko- logischen Rahmen für die Aktivitäten transnationaler Unternehmen schaffen und durchsetzen Drucksache 18/2746 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5266 B Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5266 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5268 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5269 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5270 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5271 A Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5272 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 5273 D Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . 5274 C Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5275 C Waldemar Westermayer (CDU/CSU) . . . . . . 5276 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5278 A Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5279 A Tagesordnungspunkt 27: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Dritten Zusatzprotokoll vom 10. November 2010 zum Europäi- schen Auslieferungsübereinkommen vom 13. Dezember 1957 Drucksache 18/2655 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 A b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 13. Februar 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Republik Costa Rica zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen und vom Vermögen Drucksache 18/2659 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 B c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 24. Juni 2013 zur Änderung des Abkommens vom 4. Oktober 1991 zwischen der Bundes- republik Deutschland und dem König- reich Norwegen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und über gegensei- tige Amtshilfe auf dem Gebiet der Steu- ern vom Einkommen und vom Vermö- gen sowie des dazugehörigen Protokolls Drucksache 18/2660 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 B d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Protokoll vom 11. März 2014 zur Änderung des Abkommens vom 1. Juni 2006 zwischen der Bundes- republik Deutschland und Georgien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und vom Vermögen Drucksache 18/2661 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 C e) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Wirt- schaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2015 – (ERP-Wirtschafts- plangesetz 2015) Drucksache 18/2662 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 C f) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drit- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 III ten Gesetzes zur Änderung des Agrar- statistikgesetzes Drucksache 18/2707 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 C g) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Erlass und zur Änderung von Vorschriften zur Durchführung unions- rechtlicher Vorschriften über Agrar- zahlungen und deren Kontrollen in der Gemeinsamen Agrarpolitik Drucksache 18/2708 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 D h) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Durchführungsbestimmungen zum Instrument der direkten Bankenrekapi- talisierung durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus; Einholung ei- nes zustimmenden Beschlusses des Deut- schen Bundestages nach § 4 Absatz 1 ESM-Finanzierungsgesetz Drucksache 18/2669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5280 D i) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Wolfgang Gehrcke, Jan Korte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Humanitäre Hilfe und Flücht- lingsschutz für Jesiden, Kurden und an- dere Schutzbedürftige im Norden des Irak und Syriens Drucksache 18/2742 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5281 B Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes über Maßnahmen im Bauplanungsrecht zur Erleichterung der Unterbringung von Flüchtlingen Drucksache 18/2752 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5281 A b) Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting- Uhl, Oliver Krischer, Kai Gehring, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Atommüll- Export aus dem Reaktor AVR Jülich in die USA Drucksache 18/2624 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5281 A c) Antrag der Abgeordneten Dr. Franziska Brantner, Katja Dörner, Kai Gehring, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Echte Wahl- freiheit schaffen – Elterngeld flexibler gestalten Drucksache 18/2749 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5281 A Tagesordnungspunkt 28: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zweiten Zusatzprotokoll vom 8. No- vember 2001 zum Europäischen Über- einkommen vom 20. April 1959 über die Rechtshilfe in Strafsachen Drucksachen 18/1773, 18/2648 . . . . . . . . 5281 C b) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Verwaltungs-Vollstre- ckungsgesetzes Drucksachen 18/2337, 18/2640 . . . . . 5281 D – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/2642 . . . . . . . . . . . . . . 5282 A c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Um- weltstatistikgesetzes Drucksachen 18/2135, 18/2664 . . . . . . . . 5282 A d)–h) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 91, 92, 93, 94 und 95 zu Petitionen Drucksachen 18/2631, 18/2632, 18/2633, 18/2634, 18/2635 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5282 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Recht und Verbraucherschutz: zu dem Streitverfahren vor dem Bundesver- fassungsgericht 2 BvE 5/12 und damit zu- sammenhängenden Verfahren Drucksache 18/2773 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5282 D Tagesordnungspunkt 7: Beratung der Vierten Beschlussempfehlung des Wahlprüfungsausschusses: zu Einsprü- chen gegen die Gültigkeit der Wahl zum 18. Deutschen Bundestag am 22. Septem- ber 2013 Drucksache 18/2700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5283 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 5283 A Tagesordnungspunkt 8: Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen Kontrollgremiums gemäß Artikel 45 d des Grundgesetzes Drucksache 18/2743 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5284 B Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5284 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5287 B IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/ CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Neunten Gesetzes zur Änderung des Bun- desverfassungsgerichtsgesetzes (9. BVerfGGÄndG) Drucksache 18/2737 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5284 C Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5284 D Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5286 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5287 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5288 C Dr. Stefan Heck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5289 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5291 A Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, Susanna Karawanskij, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die Abgeltungsteuer abschaffen – Kapitalerträge wie Löhne besteuern Drucksache 18/2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5291 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5291 D Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5293 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5294 B Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5295 B Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 5296 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5297 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5298 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 5299 A Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5300 A Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Asylbewerberleistungsgeset- zes und des Sozialgerichtsgesetzes Drucksache 18/2592 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5301 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Luise Amtsberg, Kerstin Andreae, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Asylbewer- berleistungsgesetzes Drucksache 18/2736 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5301 A Gabriele Lösekrug-Möller, Parl. Staatssekretärin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5301 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 5302 A Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5303 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5305 A Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5306 B Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5307 C Tagesordnungspunkt 12: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Maria Klein-Schmeink, Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Das psychiatrische Entgeltsystem überarbeiten und das Ver- sorgungssystem qualitativ weiterentwi- ckeln Drucksachen 18/849, 18/1713 . . . . . . . . . . . . 5309 A Ute Bertram (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5309 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5310 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5311 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5312 D Emmi Zeulner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5313 C Dirk Heidenblut (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5315 A Tagesordnungspunkt 15: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Bundesbesoldungs- und -versor- gungsanpassungsgesetzes 2014/2015 (BBVAnpG 2014/2015) Drucksachen 18/1797, 18/2136, 18/2639 . 5316 A – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/2641 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5316 B Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 5316 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5318 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 5319 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5321 A Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 5322 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 V Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Niema Movassat, Heike Hänsel, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Hunger bekämpfen, Recht auf Nahrung stärken Drucksache 18/1482 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5323 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Abge- ordneten Uwe Kekeritz, Friedrich Ostendorff, Claudia Roth (Augsburg), weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Weltagrarbericht jetzt unter- zeichnen Drucksachen 18/979, 18/1788 . . . . . . . . . . . . 5323 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5323 D Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5324 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5326 C Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5327 D Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5328 D Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften hinsichtlich der Einführung des europäi- schen elektronischen Mautdienstes Drucksache 18/2656 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5329 D Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5330 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5331 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 5331 D Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5333 A Oliver Wittke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 5334 A Zusatztagesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des Innen- ausschusses – zu dem Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. Petra Sitte, Halina Wawzyniak, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Gesetzliche Karenzzeit für ausgeschiedene Regierungsmitglieder ein- führen – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Karenzzeit für ausscheidende Regie- rungsmitglieder Drucksachen 18/285, 18/292, 18/2762 . . . . . 5335 A Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5335 B Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 5337 B Mahmut Özdemir (Duisburg) (SPD) . . . . . . . 5338 B Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5340 B Tagesordnungspunkt 18: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Bun- des-Immissionsschutzgesetzes Drucksachen 18/2442, 18/2709, 18/2776 . . . 5341 C Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl. Staatssekretärin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5341 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 5342 B Karsten Möring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5343 A Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5344 B Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5345 B Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 5346 A Tagesordnungspunkt 19: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes und der Gewerbeordnung Drucksachen 18/2134, 18/2775 . . . . . . . . . . . 5347 A Tagesordnungspunkt 20: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr und digitale Infrastruk- tur zu dem Antrag der Abgeordneten Karl Holmeier, Thomas Jarzombek, Patrick Schnieder, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Martin Dörmann, Kirsten Lühmann, Lars Klingbeil, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Moderne Netze für ein modernes Land – Schnelles Internet für alle Drucksachen 18/1973, 18/2778 . . . . . . . . . . . 5347 C Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 5347 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 5348 D Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 5349 C VI Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 5350 A Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5351 C Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 5352 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5353 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5355 A Anlage 2 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen Kontrollgre- miums teilgenommen haben . . . . . . . . . . . . . 5356 A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und der Gewer- beordnung (Tagesordnungspunkt 19) . . . . . . . 5358 A Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5358 A Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 5359 A Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5359 D Thomas Lutze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 5361 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5361 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 5219 (A) (C) (D)(B) 57. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 5355 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 09.10.2014 Alpers, Agnes DIE LINKE 09.10.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 09.10.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 09.10.2014 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 09.10.2014 Golze, Diana DIE LINKE 09.10.2014 Göppel, Josef CDU/CSU 09.10.2014 Hochbaum, Robert CDU/CSU 09.10.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 09.10.2014 Klare, Arno SPD 09.10.2014 Dr. Kofler, Bärbel SPD 09.10.2014 Kolbe, Daniela SPD 09.10.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 09.10.2014 Lazar, Monika BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.10.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 09.10.2014 Dr. Middelberg, Mathias CDU/CSU 09.10.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.10.2014 Petry, Christian SPD 09.10.2014 Post (Minden), Achim SPD 09.10.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 09.10.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.10.2014 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 09.10.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 09.10.2014 Schuster (Weil am Rhein), Armin CDU/CSU 09.10.2014 Schwartze, Stefan SPD 09.10.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 09.10.2014 Spiering, Rainer SPD 09.10.2014 Steffen, Sonja SPD 09.10.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.10.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.10.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 09.10.2014 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 09.10.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 5356 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 (A) (C) (B) Anlage 2 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen Kon- trollgremiums teilgenommen haben (D) CDU/CSU Stephan Albani Katrin Albsteiger Artur Auernhammer Dorothee Bär Thomas Bareiß Julia Bartz Günter Baumann Maik Beermann Manfred Behrens (Börde) Veronika Bellmann Sybille Benning Dr. André Berghegger Dr. Christoph Bergner Ute Bertram Peter Beyer Steffen Bilger Clemens Binninger Dr. Maria Böhmer Wolfgang Bosbach Norbert Brackmann Klaus Brähmig Michael Brand Dr. Reinhard Brandl Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Helge Braun Heike Brehmer Ralph Brinkhaus Cajus Caesar Gitta Connemann Alexander Dobrindt Michael Donth Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Hansjörg Durz Jutta Eckenbach Dr. Bernd Fabritius Hermann Färber Uwe Feiler Dr. Thomas Feist Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Thorsten Frei Dr. Astrid Freudenstein Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) Michael Frieser Hans-Joachim Fuchtel Alexander Funk Ingo Gädechens Dr. Peter Gauweiler Dr. Thomas Gebhart Alois Gerig Eberhard Gienger Cemile Giousouf Reinhard Grindel Ursula Groden-Kranich Hermann Gröhe Klaus-Dieter Gröhler Michael Grosse-Brömer Astrid Grotelüschen Markus Grübel Manfred Grund Oliver Grundmann Monika Grütters Dr. Herlind Gundelach Fritz Güntzler Olav Gutting Christian Haase Florian Hahn Dr. Stephan Harbarth Jürgen Hardt Gerda Hasselfeldt Matthias Hauer Mark Hauptmann Dr. Stefan Heck Dr. Matthias Heider Helmut Heiderich Mechthild Heil Frank Heinrich (Chemnitz) Mark Helfrich Uda Heller Jörg Hellmuth Rudolf Henke Michael Hennrich Ansgar Heveling Peter Hintze Christian Hirte Dr. Heribert Hirte Alexander Hoffmann Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Dr. Hendrik Hoppenstedt Margaret Horb Bettina Hornhues Charles M. Huber Anette Hübinger Hubert Hüppe Erich Irlstorfer Thomas Jarzombek Sylvia Jörrißen Dr. Franz Josef Jung Xaver Jung Andreas Jung Dr. Egon Jüttner Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Steffen Kampeter Steffen Kanitz Alois Karl Anja Karliczek Volker Kauder Dr. Stefan Kaufmann Roderich Kiesewetter Dr. Georg Kippels Volkmar Klein Jürgen Klimke Axel Knoerig Jens Koeppen Markus Koob Carsten Körber Hartmut Koschyk Kordula Kovac Gunther Krichbaum Dr. Günter Krings Rüdiger Kruse Dr. Roy Kühne Günter Lach Uwe Lagosky Dr. Karl A. Lamers Andreas G. Lämmel Dr. Norbert Lammert Ulrich Lange Barbara Lanzinger Dr. Silke Launert Paul Lehrieder Dr. Katja Leikert Dr. Philipp Lengsfeld Dr. Andreas Lenz Philipp Graf Lerchenfeld Dr. Ursula von der Leyen Antje Lezius Ingbert Liebing Matthias Lietz Andrea Lindholz Dr. Carsten Linnemann Patricia Lips Wilfried Lorenz Dr. Claudia Lücking-Michel Dr. Jan-Marco Luczak Daniela Ludwig Karin Maag Yvonne Magwas Thomas Mahlberg Gisela Manderla Matern von Marschall Hans-Georg von der Marwitz Andreas Mattfeldt Stephan Mayer (Altötting) Reiner Meier Dr. Michael Meister Dr. Angela Merkel Jan Metzler Maria Michalk Dietrich Monstadt Karsten Möring Marlene Mortler Elisabeth Motschmann Dr. Gerd Müller Carsten Müller (Braunschweig) Stefan Müller (Erlangen) Dr. Philipp Murmann Dr. Andreas Nick Michaela Noll Helmut Nowak Dr. Georg Nüßlein Wilfried Oellers Florian Oßner Dr. Tim Ostermann Henning Otte Ingrid Pahlmann Sylvia Pantel Martin Patzelt Dr. Martin Pätzold Ulrich Petzold Dr. Joachim Pfeiffer Sibylle Pfeiffer Ronald Pofalla Eckhard Pols Thomas Rachel Kerstin Radomski Alois Rainer Dr. Peter Ramsauer Eckhardt Rehberg Katherina Reiche (Potsdam) Lothar Riebsamen Josef Rief Dr. Heinz Riesenhuber Johannes Röring Dr. Norbert Röttgen Erwin Rüddel Albert Rupprecht Anita Schäfer (Saalstadt) Andreas Scheuer Karl Schiewerling Jana Schimke Tankred Schipanski Heiko Schmelzle Christian Schmidt (Fürth) Patrick Schnieder Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Kristina Schröder (Wiesbaden) Bernhard Schulte-Drüggelte Dr. Klaus-Peter Schulze Uwe Schummer Armin Schuster (Weil am Rhein) Christina Schwarzer Detlef Seif Johannes Selle Reinhold Sendker Dr. Patrick Sensburg Bernd Siebert Johannes Singhammer Tino Sorge Jens Spahn Carola Stauche Dr. Wolfgang Stefinger Albert Stegemann Peter Stein Sebastian Steineke Johannes Steiniger Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 5357 (A) (C) (D)(B) Christian Freiherr von Stetten Dieter Stier Rita Stockhofe Gero Storjohann Stephan Stracke Max Straubinger Matthäus Strebl Karin Strenz Thomas Stritzl Thomas Strobl (Heilbronn) Lena Strothmann Michael Stübgen Dr. Sabine Sütterlin-Waack Dr. Peter Tauber Antje Tillmann Astrid Timmermann-Fechter Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Volker Ullrich Oswin Veith Thomas Viesehon Michael Vietz Volkmar Vogel (Kleinsaara) Sven Volmering Christel Voßbeck-Kayser Kees de Vries Dr. Johann Wadephul Marco Wanderwitz Nina Warken Kai Wegner Albert Weiler Marcus Weinberg (Hamburg) Dr. Anja Weisgerber Peter Weiß (Emmendingen) Sabine Weiss (Wesel I) Ingo Wellenreuther Karl-Georg Wellmann Marian Wendt Waldemar Westermayer Kai Whittaker Peter Wichtel Annette Widmann-Mauz Heinz Wiese (Ehingen) Klaus-Peter Willsch Elisabeth Winkelmeier- Becker Oliver Wittke Barbara Woltmann Tobias Zech Heinrich Zertik Emmi Zeulner Dr. Matthias Zimmer Gudrun Zollner SPD Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Heike Baehrens Ulrike Bahr Heinz-Joachim Barchmann Dr. Katarina Barley Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Barthel Dr. Matthias Bartke Sören Bartol Bärbel Bas Sabine Bätzing-Lichtenthäler Dirk Becker Uwe Beckmeyer Lothar Binding (Heidelberg) Burkhard Blienert Willi Brase Dr. Karl-Heinz Brunner Edelgard Bulmahn Marco Bülow Martin Burkert Dr. Lars Castellucci Petra Crone Bernhard Daldrup Dr. Karamba Diaby Sabine Dittmar Martin Dörmann Elvira Drobinski-Weiß Siegmund Ehrmann Michaela Engelmeier Dr. h. c. Gernot Erler Petra Ernstberger Saskia Esken Dr. Johannes Fechner Dr. Fritz Felgentreu Elke Ferner Dr. Ute Finckh-Krämer Christian Flisek Gabriele Fograscher Dr. Edgar Franke Ulrich Freese Dagmar Freitag Michael Gerdes Ulrike Gottschalck Kerstin Griese Gabriele Groneberg Michael Groß Uli Grötsch Wolfgang Gunkel Bettina Hagedorn Rita Hagl-Kehl Metin Hakverdi Ulrich Hampel Sebastian Hartmann Dirk Heidenblut Hubertus Heil (Peine) Gabriela Heinrich Marcus Held Wolfgang Hellmich Dr. Barbara Hendricks Heidtrud Henn Gustav Herzog Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz (Essen) Thomas Hitschler Dr. Eva Högl Matthias Ilgen Christina Jantz Frank Junge Josip Juratovic Thomas Jurk Oliver Kaczmarek Johannes Kahrs Christina Kampmann Ralf Kapschack Gabriele Katzmarek Ulrich Kelber Marina Kermer Cansel Kiziltepe Lars Klingbeil Birgit Kömpel Anette Kramme Dr. Hans-Ulrich Krüger Helga Kühn-Mengel Christine Lambrecht Christian Lange (Backnang) Dr. Karl Lauterbach Steffen-Claudio Lemme Burkhard Lischka Gabriele Lösekrug-Möller Hiltrud Lotze Kirsten Lühmann Dr. Birgit Malecha-Nissen Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Dr. Matthias Miersch Klaus Mindrup Susanne Mittag Bettina Müller Michelle Müntefering Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Dietmar Nietan Ulli Nissen Thomas Oppermann Mahmut Özdemir (Duisburg) Aydan Özoğuz Markus Paschke Jeannine Pflugradt Detlev Pilger Sabine Poschmann Joachim Poß Florian Post Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Dr. Simone Raatz Martin Rabanus Mechthild Rawert Stefan Rebmann Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Andreas Rimkus Sönke Rix Dennis Rohde Dr. Martin Rosemann René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Michael Roth (Heringen) Susann Rüthrich Bernd Rützel Johann Saathoff Annette Sawade Dr. Hans-Joachim Schabedoth Axel Schäfer (Bochum) Dr. Nina Scheer Marianne Schieder Udo Schiefner Dr. Dorothee Schlegel Ulla Schmidt (Aachen) Matthias Schmidt (Berlin) Dagmar Schmidt (Wetzlar) Ursula Schulte Swen Schulz (Spandau) Ewald Schurer Frank Schwabe Andreas Schwarz Rita Schwarzelühr-Sutter Dr. Carsten Sieling Norbert Spinrath Svenja Stadler Martina Stamm-Fibich Peer Steinbrück Dr. Frank-Walter Steinmeier Christoph Strässer Kerstin Tack Claudia Tausend Michael Thews Franz Thönnes Carsten Träger Rüdiger Veit Ute Vogt Dirk Vöpel Gabi Weber Bernd Westphal Andrea Wicklein Dirk Wiese Gülistan Yüksel Stefan Zierke Manfred Zöllmer Brigitte Zypries DIE LINKE Dr. Dietmar Bartsch Herbert Behrens Karin Binder Matthias W. Birkwald Heidrun Bluhm Christine Buchholz Eva Bulling-Schröter Roland Claus Dr. Diether Dehm Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Nicole Gohlke Annette Groth Dr. Gregor Gysi Dr. André Hahn Heike Hänsel Dr. Rosemarie Hein Inge Höger Andrej Hunko Sigrid Hupach Ulla Jelpke Susanna Karawanskij Kerstin Kassner Katja Kipping Jan Korte Jutta Krellmann Katrin Kunert Caren Lay Sabine Leidig Ralph Lenkert Stefan Liebich Dr. Gesine Lötzsch Thomas Lutze Cornelia Möhring Niema Movassat Dr. Alexander S. Neu Petra Pau Harald Petzold (Havelland) 5358 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 (A) (C) (B) Martina Renner Dr. Petra Sitte Kersten Steinke Dr. Kirsten Tackmann Azize Tank Frank Tempel Dr. Axel Troost Alexander Ulrich Kathrin Vogler Dr. Sahra Wagenknecht Halina Wawzyniak Harald Weinberg Katrin Werner Birgit Wöllert Jörn Wunderlich Hubertus Zdebel Pia Zimmermann Sabine Zimmermann (Zwickau) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Luise Amtsberg Kerstin Andreae Annalena Baerbock Marieluise Beck (Bremen) Volker Beck (Köln) Agnieszka Brugger Ekin Deligöz Katja Dörner Katharina Dröge Harald Ebner Dr. Thomas Gambke Matthias Gastel Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Anja Hajduk Britta Haßelmann Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Dieter Janecek Uwe Kekeritz Katja Keul Maria Klein-Schmeink Tom Koenigs Sylvia Kotting-Uhl Stephan Kühn (Dresden) Christian Kühn (Tübingen) Renate Künast Markus Kurth Steffi Lemke Dr. Tobias Lindner Nicole Maisch Peter Meiwald Irene Mihalic Beate Müller-Gemmeke Özcan Mutlu Dr. Konstantin von Notz Friedrich Ostendorff Cem Özdemir Lisa Paus Brigitte Pothmer Tabea Rößner Claudia Roth (Augsburg) Corinna Rüffer Elisabeth Scharfenberg Ulle Schauws Dr. Frithjof Schmidt Kordula Schulz-Asche Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn Hans-Christian Ströbele Markus Tressel Dr. Julia Verlinden Doris Wagner Beate Walter-Rosenheimer Dr. Valerie Wilms (D) Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und der Gewerbeordnung (Tagesordnungspunkt 19) Gero Storjohann (CDU/CSU): Wir haben im letzten Jahr das Flensburger Punktesystems auf neue Beine ge- stellt. Das neue Fahreignungs-Bewertungssystem ist am 1. Mai 2014 in Kraft getreten. Diese Änderung ging rela- tiv geräuschlos über die Bühne, das ist selten in der Poli- tik. Die neue Regelung trifft vor allem diejenigen Ver- kehrsteilnehmer, die wiederholt die Sicherheit auf den Straßen gefährden, denn Verkehrsunfälle entstehen hauptsächlich durch nicht angepasstes Fahren. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es einen Klarstellungsbedarf bezüglich der Punkteregelung gibt. Es ist klarzustellen, ab wann ein Punkt denn nun gilt. Der vorliegende Änderungsantrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD zum Gesetzentwurf der Bundesre- gierung zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes und der Gewerbeordnung enthält diese Klarstellung zur Punkteberechnung. Es stand die Frage im Raum: Darf die Verkehrsbe- hörde Punkte vergeben, wenn denn der Fahrer noch gar nicht offiziell informiert worden ist, dass er einen Ver- stoß begangen hat? Da sind wir in der Koalition der kla- ren Auffassung: Ja, sie darf. Das ist wie folgt begründet: Es kommt nach dem Fahreignungs-Bewertungssystem nicht darauf an, dass eine Maßnahme den Betroffenen vor der Begehung wei- terer Verstöße erreicht und ihm damit theoretisch die Möglichkeit zur Verhaltensänderung gibt, bevor es zu weiteren Verstößen kommt. Der Grund für unsere Haltung ist, dass das neue Sys- tem keine verpflichtende Seminarteilnahme kennt. Wir verstehen den Erziehungsgedanken auch nicht so, dass jede einzelne Maßnahme der Behörden den Fahrer ein- zeln ansprechen können muss, damit diese Maßnahme eine Verhaltensänderung des Verkehrsteilnehmers bewir- ken kann. Wir wählen einen ganz anderen Ansatz zur Steige- rung der Verkehrssicherheit. Die Erziehungswirkung liegt dem Gesamtsystem als solchem zugrunde. Die ein- zelnen Stufen dienen in erster Linie der Information des Betroffenen. Die Maßnahmen sind somit lediglich eine Information über den Stand im System. Unter Gesichtspunkten der Verkehrssicherheit kommt es auf die Effektivität des Fahreignungs-Bewertungssys- tems an. Das Ziel ist, die Allgemeinheit vor ungeeigne- ten Fahrern zu schützen. Hat ein Betroffener sich durch eine entsprechende Anhäufung von Verkehrsverstößen als ungeeignet erwiesen, ist er zumindest befristet vom Verkehr auszuschließen. Eine in bestimmten Konstellationen ausbleibende Chance eines Fahrers, sein Verhalten so zu bessern, dass es zu keinen weiteren Maßnahmen gegen ihn kommt, ist in Abwägung mit dem Sicherheitsinteresse der Allge- meinheit kein Argument dafür, über bestimmte Ver- kehrsverstöße hinwegzusehen und sie dadurch bei der Beurteilung der Fahreignung auszublenden. In solchen Fällen geht es teilweise sogar um Konstellationen, in de- nen in kurzer Zeit wiederholt und schwer gegen Ver- kehrsregeln verstoßen wurde. Das ist ein besonderes Ri- siko für die Verkehrssicherheit. Das ist ein besonderes Risiko für die Allgemeinheit. Mit unserem Änderungs- antrag wird sichergestellt, dass für jeden Verkehrsver- stoß die dafür vorgesehenen Punkte im Fahreignungs- Bewertungssystem verwertet werden können. Die Fahrerlaubnisbehörden sind auch noch nach Jah- ren auf alte Daten angewiesen und müssen auf diese zu- rückgreifen können. Dazu reichen die im Zentralen Fahrerlaubnisregister vorhandenen Daten derzeit nicht aus. Daher war eine Überarbeitung des Gesetzes not- wendig. Mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 5359 (A) (C) (D)(B) werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass für eine Neuerteilung von Fahrerlaubnissen, die durch Ent- ziehung, Verzicht oder Fristablauf erloschen waren, die im Verwaltungsvollzug erforderlichen Daten problemlos zur Verfügung stehen. Die Reform des Flensburger Punktesystems war not- wendig, und sie war ein Erfolg und wird durch unsere Klarstellung zur Punkteberechnung noch besser. Mit der heutigen Verabschiedung des geänderten Stra- ßenverkehrsgesetzes haben wir einen langen Entschei- dungsprozess, der unter Minister Ramsauer begonnen wurde, zu einem guten Ende gebracht. Abschließend danke ich besonders den Mitarbeitern aus dem Ministerium für Verkehr und digitale Infrastruk- tur, besonders Herrn Dr. Albrecht, für ihre geduldige und kompetente Zuarbeit. Patrick Schnieder (CDU/CSU): Nachdem mein Kollege Gero Storjohann schon ausführlich auf den vor- gelegten Gesetzentwurf und den damit verbundenen Än- derungsantrag eingegangen ist, möchte ich gerne die Ge- legenheit nutzen und noch einmal einen kleinen Schritt zurückgehen: Warum haben wir eigentlich das Punkte- system reformiert? Wie vermutlich die meisten hier wissen, wurde das alte Verkehrszentralregister am 1. Mai dieses Jahres durch das neue Fahreignungsregister abgelöst. Die bis- her größte Reform im Bereich der Verkehrssicherheit seit über 50 Jahren. Ziel der Neuregelung war und ist es, das Punktesys- tem, das im Laufe der Zeit durch neue Regelungen im- mer komplizierter und undurchsichtiger wurde, grundle- gend zu reformieren, es spürbar einfacher, transparenter und verständlicher zu gestalten. Nur so war es möglich, die Akzeptanz bei den Betroffenen zu erhöhen und damit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beizutragen. Wer konnte noch verstehen, dass das Befahren einer Umweltzone ebenso mit Punkten bestraft wurde wie ein gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr – zum Bei- spiel durch überhöhte Geschwindigkeit? Im Kern haben wir daher folgende Änderungen vor- genommen: Erstens: Der Punktekatalog wurde entrümpelt. Im neuen System werden nur noch solche Verstöße mit Punkten geahndet, die tatsächlich zur Gefährdung der Verkehrssicherheit beitragen – Geschwindigkeitsver- stöße, Handyverstöße, Behinderung von Rettungskräften etc. Zweitens: Aus sieben wurde drei. Im alten System wurden Verkehrsverstöße mit bis zu sieben Punkten be- straft. Eine schier undurchsichtige Vielzahl an Regeln und Konstellationen entstand. Die Verhältnismäßigkeit ging verloren. Doch damit ist jetzt Schluss. Das neue System stuft die Delikte nur noch in drei Kategorien ein. Die Transparenz wird deutlich erhöht, und dennoch geht kein Verkehrsteilnehmer verloren, der zum wiederholten Male auffällig geworden ist. Drittens: ein neues Fahreignungsseminar. Transpa- rente Regeln allein führen bei auffälligen Verkehrsteil- nehmern nicht immer automatisch zu einem besseren Fahrverhalten. Häufig ist es sinnvoll, verkehrspädagogi- sche und verkehrspsychologische Elemente in die Fort- bildung mit einfließen zu lassen. Sie können helfen, ei- genes Fehlverhalten zu erkennen und zu verändern. Dies wird im neuen Fahreignungsseminar stärker als bisher berücksichtigt. Viertens: klare Regeln zum Punkteabbau. Freiwillige Maßnahmen zum Punkteabbau haben nachweislich ei- nen positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit. Daher haben wir auch im neuen System die Möglichkeit erhal- ten, bei einem Stand von bis zu fünf Punkten ein freiwil- liges Fahreignungsseminar zu besuchen und damit einen Punkt abzubauen. Eine Regelung, die insbesondere für Menschen, die berufsbedingt viel mit dem Pkw oder dem Lkw unterwegs sind, von hoher Bedeutung ist. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass wir auch die Abfrage des aktuellen Punktestandes verein- facht haben. In Zukunft kann diese sowohl vor Ort beim Kraftfahrtbundesamt als auch auf dem Postweg und über das Internet geschehen – natürlich kostenfrei. Diese Reform war nicht nur die größte in der Ge- schichte des Verkehrszentralregisters, sie war auch die wichtigste. Wie keine andere hat sie die Akzeptanz der Maßnahmen gesteigert und zur Erhöhung der Verkehrs- sicherheit beigetragen. Der uns vorliegende Gesetzentwurf – verbunden mit dem Änderungsantrag der Großen Koalition – ist im We- sentlichen eine Konkretisierung der Punkteberechnung. Dabei geht es uns insbesondere darum, die Allgemein- heit vor denjenigen Verkehrsteilnehmern zu schützen, die innerhalb kürzester Zeit schwerwiegende Verkehrs- verstöße begehen – oder anders gesagt: offensichtlich unbelehrbar sind. Insgesamt haben wir damit eine runde und in sich schlüssige Reform vorgelegt, die spürbar und nachhaltig die Verkehrssicherheit in Deutschland verbessern wird. Stefan Zierke (SPD): Wann haben Sie das letzte Mal einen Bußgeldbescheid mit dem Verweis auf Punkte er- halten?! Ohne hier irgendjemandem zu nahe treten zu wollen, war sicher der eine oder andere – mich einge- schlossen – schon einmal in dieser Situation. Die in der letzten Legislatur verabschiedete und am 1. Mai dieses Jahres in Kraft getretene VZR-Reform – besser als Ramsauers Punktereform bekannt – hat das ursprüngliche 18-Punkte-System auf 8 eingestampft. Die drei Maßnahmenkategorien „Ermahnung“, „Verwar- nung“ und „Entziehung der Fahrerlaubnis“ sind eine bewusst getroffene Stufenregelung im neuen Fahreig- nungssystem, die auf Verwaltungsebene mit entspre- chenden Fristen einhergeht. Systematisches Ziel dieser Regelungen ist die Warnfunktion für den Betroffenen so- wie das übergeordnete Ziel der Verkehrssicherheit. Im Sinne der Rechtssicherheit sollte jeder aktive Verkehrs- teilnehmer zu jedem Zeitpunkt wissen, ob und wie viele Punkte er in Flensburg hat bzw. wann ihm der Verlust 5360 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 (A) (C) (D)(B) der Fahrerlaubnis droht. Die Stufenregelung bei der Punktevergabe ist daher grundsätzlich sinnvoll und dient der Transparenz. Unter dieser Fassung waren jedoch verschiedene Auslegungen in den Ländern verfolgt und entsprechend unterschiedliche Verfahrensweisen praktiziert worden. Im Zuge der Implementierung der Punktereform hat sich hier daher Klarstellungsbedarf ergeben, den wir heute beheben wollen: Bei der Stufenregelung im neuen Fahreignungssystem gibt es einige wenige Konstellationen, bei denen diese Maßnahmenstufen in der Praxis nicht eingehalten wer- den konnten und sukzessiv dadurch Verstöße später und zum Teil gar nicht mit Punkten geahndet werden konn- ten. Die Praxis hat gezeigt, dass die in einigen Ländern praktizierten Interpretationen wiederum ein gewisses Ausnutzungspotenzial bergen. Ich möchte gerne versu- chen, Ihnen das ein wenig anschaulicher zu machen: Jemand, der mehrere Verkehrsverstöße innerhalb kür- zester Zeit begeht und beispielsweise bei vier Punkten – bewusst oder unbewusst – gegen einen davon Rechts- mittel einlegt, kommt in die skurrile Situation, dass die in der Zwischenzeit begangenen Vergehen aufgrund der aufschiebenden Einsprüche nicht geahndet werden dür- fen und der Punktestand gleich bleibt bzw. sich nicht er- höht. Zuwiderhandlungen werden erst dann wieder mit Punkten bewertet, wenn die Ermahnung von der Be- hörde ergriffen – also der Bescheid zugestellt – worden ist. Richtig ist: Es geht um einige wenige Fälle, dennoch geht es hierbei unter Umständen um Wiederholungstäter, die in kürzester Zeit mehrere Verstöße begehen, unter Umständen wohl wissend, dass diese nicht vollumfäng- lich geahndet werden können. Das kann unserer Auffas- sung nach nicht im Sinne des Gesetzgebers sein. Dieser Umstand ist insbesondere unter Verkehrssi- cherheitsaspekten nicht zielführend, weil er Wiederho- lungstätern einen Zeitraum gewährt, der je nach Dauer der Bearbeitung durch die Behörde 3 bis 12 Monate be- tragen kann, währenddessen weitere Verkehrsverstöße nicht mit Punkten bewertet werden könnten – also eine Art „Blankoscheck“. Um genau diese Fälle zu vermeiden und Wiederho- lungstäter nicht zu ermutigen, wird durch den vorliegen- den Antrag die Stufenregelung beim Ergreifen der Maß- nahmen klarer gefasst. Mit einer klareren Formulierung der Gesetzesvorschrift wollen wir erreichen, dass Ver- kehrszuwiderhandlungen stets auch dann mit Punkten bewertet werden, wenn sie vor der Einleitung einer der Maßnahmen begangen worden sind, unabhängig davon, ob sie bereits berücksichtigt werden konnten oder nicht. Aus unserer Sicht darf es nicht sein, dass die Bearbei- tungszeiträume in den Landesbehörden ausschlaggebend dafür sind, ob ein Verstoß bebußt wird oder nicht. Die durch die Stufenregelung verfolgte Warnfunktion halten wir für wichtig, ebenso wichtig ist es aber, dass nicht der Zeitraum der Ordnungswidrigkeit oder gar Straftat – im Falle von Alkohol- oder Drogeneinfluss –, sondern al- lein die Tat an sich ausschlaggebend für eine eventuelle Bepunktung ist. Es darf keine „Blankoschecks“ geben; dafür ist die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu wichtig. Darüber hinaus regelt der vorliegende Gesetzentwurf noch zwei weitere Aspekte im aktuell geltenden Ver- kehrsrecht: Zum einen wird das Straßenverkehrsgesetz dahin ge- hend geändert, dass zukünftig die Führerscheinausgabe und -rückgabe zentral erfolgen muss. Dies ist eine Vor- gabe der EU-Kommission. Wir begrüßen dies, da es ne- ben anderen Vorteilen dem Verbot der doppelten Erfas- sung Rechnung trägt und dem Wunsch nach einer einheitlichen und nachvollziehbaren Führerscheinaus- gabe- und -einzugsstelle. Damit sollen zukünftig auch Altdaten besser verwal- tet werden können. Die Praxis hat gezeigt, dass die der- zeitigen Fristen von fünf Jahren nicht ausreichend sind, da es bei Neuerteilung einer Fahrerlaubnis durchaus ent- scheidend ist, Zugriff auf Informationen zu haben, wie etwa ob jemand gewisse Prüfungen in der Vergangenheit bereits abgelegt hat oder nicht. Übergeordnetes Ziel ist es hierbei, die Straßenver- kehrsordnung und die Fahrerlaubnis-Verordnung so an- zupassen, dass den Fahrerlaubnisbehörden im Falle der Neuerteilung des Führerscheins nach vorherigem Erlö- schen die erforderlichen Daten zur Verfügung stehen. Die Verwendung von Daten über bereits abgelegte Prü- fungen ist darüber hinaus auch im Interesse der Betroffe- nen, da es die Verfahren erleichtert. Diese Anpassungen sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass es ab 2015 keine örtlichen Fahrerlaubnisregister mehr geben wird. Zum anderen wird die Gewerbeordnung dahin gehend angepasst, dass Personen, die kein Kraftverkehrsge- schäft führen dürfen, ebenfalls zentral erfasst werden. Damit soll vermieden werden, dass diese auf andere Bundesländer ausweichen können. Hier besteht derzeit ein Defizit, da die Daten dieser Personen bei rechtswid- rigem Handeln nicht erfasst werden dürfen. Auch begrüßen wir, dass mithilfe einer weiteren Klar- stellung im Straßenverkehrsgesetz geregelt wird, dass für die ordnungsgemäße Durchführung der verkehrspsy- chologischen Teilmaßnahme im Rahmen des neuen Fahreignungsseminars in Zukunft geeignete räumliche und sachliche Ausstattung vorzuweisen ist. Ich bitte Sie daher, heute dem Gesetzentwurf zuzu- stimmen, um eine konsequentere und auch gerechtere Ahndung von Verstößen im Verkehr gewährleisten zu können. Mit dem vorliegenden Antrag der Koalition füllen wir eine Gesetzeslücke, bei der es uns um nicht weniger als die Verkehrssicherheit aller geht. Darüber hinaus sehe ich es als unsere Aufgabe als Verkehrspolitiker, hier Klarheit zu schaffen, um die Akzeptanz in der Bevölke- rung für das neue Punktesystem zu erhöhen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 9. Oktober 2014 5361 (A) (C) (D)(B) Thomas Lutze (DIE LINKE): Das Straßenverkehrs- gesetz ist ein sehr trockener Stoff, gerade für einen Ver- kehrspolitiker, der kein Jurist ist. Es ist aber ein Stoff, der von vielen in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert wird. Wir erinnern uns noch gut an die Debatten der letz- ten Wahlperiode zur Reform des Verkehrszentralregis- ters in Flensburg. Daher ist es auch richtig, dass die Regierung und ihre Koalition hier im Bundestag versuchen, Gesetzeslücken zu schließen und Unklarheiten zu beseitigen. Allein die offene Frage von der Tatzeit eines Verkehrsverstoßes und dem Zeitpunkt der Rechtswirksamkeit der Strafe und allem, was dazwischen so passieren kann, sind sehr unübersichtlich. Was passiert zum Beispiel, wenn zwi- schen den beiden genannten Zeitpunkten neue Verstöße hinzukommen? Wie wird so etwas rechtlich sauber be- handelt? Ich glaube nicht, dass mit der jetzigen Gesetzesinitia- tive alle offenen Fragen endgültig ausgeräumt werden, auch wenn die Richtung stimmt. Wir werden mit der No- velle unsere Erfahrungen machen und vielleicht noch in dieser Wahlperiode die nächsten Probleme zu lösen ha- ben. Trotzdem stimmt die Linksfraktion vielen Punkten zu. Zwei Punkte bleiben für uns aber entscheidend: Zum einen darf die Rechtsstaatlichkeit nicht untergraben wer- den. Hier bedeutet das, dass durch Veränderungen im Verfahren die grundsätzliche Möglichkeit, Widerspruch einzulegen – also auch in Berufung zu gehen – nicht ein- geschränkt werden darf. Das bedeutet in seiner letzten Konsequenz auch, dass jeder bis zur endgültigen Ent- scheidung als unschuldig zu gelten hat. Gerade im Ver- kehrsbereich stellt sich sehr oft im Verfahren heraus, dass zum Beispiel Geschwindigkeitsmessungen ungenau und damit ungültig gewesen sind. Wichtig ist uns auch der Datenschutz, worin auch un- sere Kritik an der heutigen Vorlage begründet ist. Relativ klar ist, wer Daten speichert und wo sie gespeichert wer- den. Unklar ist aber, wer Zugriff auf diese Daten hat. Können diese Daten auch in anderen Verfahren verwen- det werden, die mit dem konkreten Verstoß gar nichts zu tun haben? Oder: Wann werden die Daten durch wen wieder gelöscht? Und wenn man dann liest, dass diese Daten EU-weit genutzt werden – was heutzutage voll- kommen sinnvoll ist –, dann muss man schon kritisch fragen, ob die Einhaltung unserer Datenschutzstandards auch in allen teilnehmenden Ländern gegeben ist. Die Linke wird sich deshalb enthalten. Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Mit den vorliegenden Änderungen beim Straßen- verkehrsgesetz und des Bundeszentralregistergesetzes soll eine Regelungslücke bezüglich der Daten, die das Zentrale Fahrerlaubnisregister von den örtlichen Fahrer- laubnisbehörden zur Verfügung gestellt bekommt, ge- schlossen werden. Damit wird es in Zukunft möglich sein, auch Regel- verstöße im Verkehr dann mit Punkten zu bewerten, wenn sie vor Einleitung einer Maßnahme des Fahreig- nungsbewertungssystems erfolgten. Bisher konnte von findigen Verkehrsteilnehmern das Schlupfloch zwischen Erreichen der Punkteschwelle und dem Ergreifen der Maßnahme so genutzt werden, dass „punktebewehrte“ Verkehrsverstöße folgenlos blieben, also nicht mit Punk- ten geahndet wurden. Auch die „Restprobezeit“ neuer Führerscheinbesitzer soll künftig übermittelt werden. Mit den Ergänzungen des § 4 des Straßenverkehrsgesetzes wird dieses Schlupfloch jetzt hoffentlich wirksam geschlossen. Im Interesse einer verbesserten Verkehrssicherheit begrüßen wir diese Regelung ausdrücklich. Auch die Präzisierung des § 52 im Bundeszentralre- gistergesetz, mit der Verkehrsverstöße mit Blick auf das Fahreignungsbewertungssystem länger verwertbar wer- den, ist unter Verkehrssicherheitsaspekten sinnvoll. Allerdings hegt meine Fraktion Bedenken hinsicht- lich des Datenschutzes. Uns muss bewusst sein, dass das beim Kraftfahrtbundesamt angesiedelte Zentrale Fahr- erlaubnisregister künftig personenbezogene und sehr sensible Daten zentral speichert. Auf diese Daten hat bei Strafverfolgung und im Zusammenhang mit Ordnungs- widrigkeiten die Polizei oder auch das Bundesamt für Güterverkehr Zugriff. Künftig wird auch der Grund für das Erlöschen der Fahrerlaubnis zentral gespeichert. Diese Daten könnten bei der derzeitigen Regelung auch sachfremd verwendet werden – das müssen wir jedoch zwingend ausschließen. Bei Wiederausstellung der Fahrerlaubnis müssen perso- nenbezogene Daten gelöscht werden. Nach der jetzt vorgesehenen Regelung bleiben sie unbegrenzt abge- speichert. Deshalb hätte dem umfangreichen Änderungs- antrag gut zu Gesicht gestanden, klare Regeln hinsicht- lich eines verbesserten Datenschutzes vorzusehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfrak- tionen, erlauben Sie mir abschließend noch ein Wort zum Beratungsverfahren: Acht Minuten vor Beginn der gestrigen Sitzung des Verkehrsausschusses erreichte uns Ihr achtseitiger neuerlicher Änderungsantrag. Auch wenn im Kern keine wesentlichen Änderungen enthalten sein sollen, so ist keine sachgerechte Prüfung mehr mög- lich gewesen. Das ist ein unwürdiges Verfahren. Bitte ersparen Sie uns künftig ein solches Durchpeit- schen von Gesetzesänderungen. Ihre Mehrheit ist schon erdrückend genug – geben Sie uns wenigstens ausrei- chend Zeit, ihr politisches Handeln zu bewerten. 57. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 4 Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes TOP 5 Klimapolitik TOP 6 Verantwortung für Produktion in Entwicklungsländern TOP 27, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 28, ZP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 7 Einsprüche gegen die Gültigkeit der Bundestagswahl TOP 8 Wahl eines Mitglieds des Parl. Kontrollgremiums TOP 11 Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes TOP 10 Besteuerung von Kapitalerträgen TOP 13, ZP 4 Änderung des Asylbewerberleistungsgesetzes TOP 12 Psychiatrisches Entgeltsystem TOP 15 Bundesbesoldungs- und Versorgungsanpassungsgesetz TOP 14, ZP 5 Hungerbekämpfung TOP 17 Änderung mautrechtlicher Vorschriften ZP 6 Karenzzeit für ausscheidende Regierungsmitglieder TOP 18 Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes TOP 19 Änderung des Straßenverkehrsgesetzes TOP 20 Ausbau der Breitbandinfrastruktur Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Georg Nüßlein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Herr

    Hofreiter spricht von einer gigantischen Herausforde-
    rung im Klimaschutz, womit er unumstritten recht hat,
    und antwortet dann auf diese gigantische Herausforde-
    rung mit einem oppositionellen Gemäkel und Genöle
    sondergleichen.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Na, na, na!)


    Er versteigt sich dazu, den bayrischen Ministerpräsiden-
    ten als das Haupthindernis beim Klimaschutz zu stilisie-
    ren.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das kann doch nicht wirklich Ihr Ernst sein, meine Da-
    men und Herren! Ich glaube, wir sollten diese Diskus-
    sion schon mit der nötigen Ernsthaftigkeit führen.

    National ist es in der Tat so, dass wir zwar sagen
    könnten, dass wir die Kioto-Ziele erreichen, aber auf der
    anderen Seite ist es unerfreulich, wenn unsere CO2-
    Werte steigen. Dann muss man aber auch nüchtern ana-
    lysieren, woher das kommt. Das kommt davon, dass wir
    aus der Kernenergie aussteigen,


    (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    was richtig ist. Auch das könnte man als große Heraus-
    forderung hervorheben. Aber Sie antworten auf diese
    Herausforderung mit einer Beschreibung dessen, was
    Sie – typisch grün – nicht wollen, nämlich die Kohle,


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau!)


    ohne auf die Frage zu antworten, wie wir energiepoli-
    tisch an der Stelle weiterkommen, wie wir unsere Ver-
    sorgungssicherheit gewährleisten sollen und wie wir da-
    für sorgen können, dass wir industriepolitisch diesen
    Umschwung tatsächlich überstehen, und wie wir das
    Ganze bezahlen sollen. Die Antworten auf all diese Fra-
    gen geben Sie nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Nüßlein, Sie sind doch von der CSU, oder?)


    Nein, Sie sagen, die Situation sei komplex und schwie-
    rig, und weil die Situation so schwierig und komplex ist,
    suchen Sie sich noch eine zusätzliche Schwierigkeit,
    nämlich die Kohle aus dem Energiemix herauszuneh-
    men.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt nur einen, der dagegen ist! – Weiterer Zuruf des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Es wäre doch viel besser gewesen, wenn Sie stattdes-
    sen der internationalen Dimension Vorrang eingeräumt
    hätten. Ich sage Ihnen ganz offen: Klimaschutz wird und
    muss international entschieden werden, nicht national.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum ist die Kanzlerin nicht da?)


    Bevor Sie jetzt sagen, das sei ein Feigenblatt, um natio-
    nal nicht handeln zu müssen, möchte ich eines ganz
    deutlich unterstreichen.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zu Herrn Seehofer! Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    – Schreien Sie doch nicht so, sondern hören Sie mir ein-
    fach einmal zu. Sie haben doch nachher genügend Rede-
    zeit. Dann können Sie darauf antworten.


    (Widerspruch bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    – Ausreichend Redezeit, wie ich meine. – Klimaschutz
    wird international entschieden. Klimaschutz funktioniert
    weltweit nur, wenn das Vorbild Deutschland am Ende
    Nachahmer findet.


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! – Zurufe von der LINKEN)


    Wir werden nur dann Nachahmer finden, wenn wir
    auf der einen Seite beim Klimaschutz erfolgreich sind,
    aber es uns auf der anderen Seite auch gelingt, Wohl-
    stand und Wachstum in diesem Land zu mehren. Sonst
    gibt es keine Nachahmer.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich sage das explizit an die Adresse der Wachstumsskep-
    tiker, der Verzichtseinforderer sowie der Wasserprediger
    und Weintrinker in diesem Haus. Es gibt nämlich eine
    ganze Menge, die sagen, man müsse gleichzeitig noch
    einen Beitrag dazu leisten, dass wir alle ärmer werden
    und die Arbeitsplätze verschwinden.


    (Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Schwachsinn!)


    Klimaschutz, der den Industriestandort Deutschland
    gefährdet, kommt für uns nicht infrage.


    (Zuruf der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    – Da geht es nicht nur um die Arbeitsplätze, Frau Höhn,
    sondern da geht es insbesondere darum, dass andere uns
    auf diesem Weg folgen. Deshalb müssen wir beim inter-
    nationalen wie beim nationalen Klimaschutz in Zukunft
    die Grenzkosten im Blick haben. Was kostet die zusätzli-
    che Reduzierung von 1 Tonne CO2, und gibt es nicht bil-
    ligere Alternativen für die Reduzierung? Das ist ganz
    entscheidend.

    Sie haben die Energiepolitik angesprochen. Wir, SPD
    und CDU/CSU gemeinsam, haben im Koalitionsvertrag
    festgeschrieben:





    Dr. Georg Nüßlein


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die konventionellen Kraftwerke … als Teil des na-
    tionalen Energiemixes sind auf absehbare Zeit un-
    verzichtbar.

    Wir wollen eben keinem politischen Blütentraum nach-
    hängen, sondern wir sind mit der harten Realität kon-
    frontiert, bei uns hier im Land tatsächlich dafür Sorge zu
    tragen, dass zu jeder Sekunde Strom aus der Steckdose
    kommt.


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Och, Herr Nüßlein, das ist ein Argument aus den 70ern!)


    – Nein, das ist kein Argument aus den 70ern. – Wenn
    man aus der Kernenergie aussteigt, wenn man die Erneu-
    erbaren ausbaut, und zwar schneller, als Sie sich das je-
    mals erträumt haben – denn die Ziele, die Sie einmal for-
    muliert haben, sind längst weit überschritten –,


    (Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dank Ihnen, was?)


    dann muss man sich vergegenwärtigen, dass wir trotz-
    dem die Situation haben, die fluktuierende Einspeisung
    regenerativer Energien ausgleichen zu müssen. Dazu
    werden wir Gas und in einem gewissen Umfang auch
    Kohle brauchen. Das ist die Realität, und mit der müssen
    Sie sich letztendlich abfinden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich will deutlich machen, dass man sich, wenn man
    die Grenzkosten im Blick haben will, hinsichtlich der
    Mittel und der Frage, was man tut, verständigen muss.
    Sie haben klare Ziele: Zwang, Vorgaben, Ordnungspoli-
    tik – das ist das, wofür Sie stehen. Wir wollen die Pro-
    bleme durch marktwirtschaftliche Anreize lösen. Der eu-
    ropäische Emissionshandel hat immerhin den Vorteil,
    dass er marktorientiert ist. Nun kann man aus mancherlei
    Gründen sagen: Die Zertifikate sind zu billig.


    (Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Ja!)


    Es kommt darauf an: Wenn man allein auf das Ziel
    schaut, dann entscheidet das Cap, die Mengenbegren-
    zung. Wenn man allein auf die Einnahmen schaut, dann
    kommt man vielleicht zu dem Ergebnis, dass der Emis-
    sionshandel dazu nicht geeignet ist. Einnahmen zu erzie-
    len, Töpfe zu füllen, das ist nicht die eigentliche Zielset-
    zung eines marktwirtschaftlichen, marktorientierten
    Emissionshandelssystems.

    Man muss auch noch einmal ganz deutlich unterstrei-
    chen: Wenn man den Emissionshandel als marktwirt-
    schaftliches System versteht, dann können wir nicht zu
    jeder Sekunde in dieses System eingreifen. Wir haben
    uns entschlossen, das ein Mal zu tun. Im Koalitionsver-
    trag ist ganz klar formuliert: Das ist eine Ausnahme. –
    Ich bin sehr kritisch, wenn es darum geht, den Preis der
    Zertifikate zu stabilisieren, gegenüber Ideen, den Markt
    nicht wirken zu lassen und zu sagen: „Wir schaffen eine
    Marktstabilitätsreserve“, als ob es um Währungen ginge,
    bei denen die Preisstabilität natürlich einen besonderen
    Stellenwert hat. Darum geht es nicht, sondern es geht da-
    rum, dem CO2-Ausstoß einen Preis zu geben und am
    Schluss dafür Sorge zu tragen, dass diese Thematik über
    den Preisdruck an Bedeutung verliert.

    Ich finde im Übrigen die in diesem Zusammenhang
    von der Automobilindustrie angestoßene Diskussion
    über die Frage, ob es Sinn macht, den Verkehr in das
    Emissionshandelssystem zu integrieren, sehr spannend.
    Darüber muss man diskutieren. Man muss aber auch
    konstatieren, dass die Automobilindustrie diese Debatte
    anstößt, weil eine solche Integration aus ihrer Sicht das
    kleinere Übel sein könnte. Denn das, was zusätzlich auf-
    seiten der Europäischen Union droht, führt möglicher-
    weise dazu, dass speziell die deutschen Automobilbauer
    in Schwierigkeiten kommen.

    Wir, meine Damen und Herren, produzieren in diesem
    Land die Premiumautomobile der Welt. Ich möchte ein-
    mal dazusagen: Wir tun das mittlerweile auch sehr stark
    umweltorientiert, wir tun das mit einer hohen Effizienz,
    und es entstehen Automobile, die im Vergleich zu früher
    einen extrem niedrigen Verbrauch haben. Das muss man
    auch einmal anerkennen. Wir sollten jetzt aufpassen,
    dass gerade das, was aus Brüssel unter dem Deckmantel
    der Klimapolitik kommt, am Schluss nicht Industriepoli-
    tik ist, der die Überlegung zugrunde liegt: Wie könnte
    man das Geschäftsmodell zugunsten des einen oder an-
    deren europäischen Automobilherstellers verändern?
    Das ist entscheidend. Deshalb ist mir persönlich Klima-
    schutz über den Emissionshandel deutlich lieber als alles
    andere, was uns da noch einfällt und was am Schluss den
    Wettbewerb verändert und die ganze Thematik schwieri-
    ger macht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das Gleiche gilt für die angekündigte Energieeffi-
    zienzoffensive.


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Ankündigung?)


    Auch hier heißt die Überschrift: Anreiz statt Zwang,
    Vorrang der Wirtschaftlichkeit. Wir, die Fraktion, für die
    ich spreche, haben Vorschläge auf den Tisch gelegt. Ich
    gehe davon aus, dass die Regierung sie aufgreifen wird.
    Diese Vorschläge reichen von der Vereinfachung beste-
    hender Förderprogramme über die Förderung von KWK,
    den Abbau von Hemmnissen für Contracting bis hin zur
    Zusammenführung von Erneuerbare-Energien-Wärme-
    gesetz und EnEV.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Regierung hat davon noch nie was gehört!)


    – Sie lesen die Presse nicht, Herr Hofreiter. Das wundert
    mich.


    (Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube nicht, dass Ihr Zeugs in der Presse steht!)


    Wir haben insbesondere bei der Thematik Gebäude-
    effizienz den Bereich Neubau im Blick; denn wir den-
    ken, dass wir auch da noch einmal die Fragen stellen
    müssen: Wie kann man den Neubau noch finanzierbar
    halten? Was kann man tatsächlich beispielsweise im Be-





    Dr. Georg Nüßlein


    (C)



    (D)(B)

    reich der EnEV so gestalten, dass es zu Neubauten
    kommt? Wir werden auch bei dem Thema „Smart Me-
    ter“ dafür sorgen, dass wir alles nutzen, was sich im
    Kontext der Marktorientierung im Energiebereich anbie-
    tet, und hier nach vorn kommen.

    Aber, meine Damen und Herren, unter dem Strich
    wird das Entscheidende sein: Was machen wir mit dem
    Gebäudebestand? Da komme ich mir vor wie der alte
    Cato mit seinem Ceterum censeo. Wir werden auch noch
    einmal darüber reden müssen, wie wir über entspre-
    chende steuerliche Maßnahmen einen Beitrag dazu leis-
    ten, dass durch Renovierung tatsächlich Klimaschutz im
    Gebäudebereich stattfindet; sonst werden wir das alles
    nicht schaffen.

    In diesem Sinne vielen herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwacher Applaus bei der SPD!)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin spricht die Kollegin Eva

Bulling-Schröter.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eva-Maria Bulling-Schröter


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Seit Jahrzehnten warnen Bürgerinnen und Bürger, Wis-
    senschaftler, Umweltpolitikerinnen und -politiker vor
    den Folgen des Klimawandels, seit Jahrzehnten trifft
    sich die Staatenwelt zu Klimakonferenzen, und seit Jah-
    ren machen sich nach Megaevents wie dem jüngsten
    Ban-Ki-moon-Klimagipfel in New York Enttäuschung
    und Frustration breit.


    (Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: So ist es!)


    Die Bilanz für das Klima ist heute weder nachhaltig
    noch wirtschaftlich vernünftig. Die Hälfte aller klima-
    schädlichen Emissionen seit Beginn der Industrialisie-
    rung wurde in den letzten 25 Jahren ausgestoßen. Nie
    war die CO2-Konzentration in der Atmosphäre so hoch
    wie heute – Tendenz steigend.

    Auch in Deutschland klafft eine Klimaschutzlücke.
    Heute befasst sich der Bundestag erneut mit der Forde-
    rung, das offensichtliche Scheitern der Klimapolitik
    noch abzuwenden. Die Linke unterstützt natürlich den
    Antrag der Grünen; das ist für uns keine Frage.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die vielleicht wichtigste Forderung, ein nationales Kli-
    maschutzgesetz mit verbindlichen CO2-Reduktionszie-
    len zu schaffen, ist absolut richtig, liebe Kolleginnen und
    Kollegen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Erlauben Sie mir an dieser Stelle, Ihr Kurzzeitge-
    dächtnis aufzufrischen. Verbindliche Reduktionsziele hat
    die SPD in der letzten Legislatur selbst in einen Antrag
    geschrieben. Jetzt frage ich Sie von der SPD: Warum ho-
    len Sie den Antrag nicht einfach wieder aus der Pro-
    grammkiste?


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Oder sitzt da vielleicht der Herr Wirtschaftsminister
    Gabriel drauf?

    Dieses Zitat will ich Ihnen nicht vorenthalten:

    Um die Klimaschutzziele zu erreichen, werden wir
    ein verbindliches nationales Klimaschutzgesetz mit
    Zwischenschritten … erarbeiten.

    Geht doch eigentlich, oder? Das haben Sie Ihren Wähle-
    rinnen und Wählern versprochen – vor einem Jahr im
    Regierungsprogramm, vor der Bundestagswahl. Heute
    sind Sie an der Regierung. Jetzt frage ich Sie: War das
    bloß Wahlkampfluft? Also: Tut was!

    Der europäische Emissionshandel – wie im Antrag
    formuliert, immerhin das zentrale Instrument der EU-
    Klimaschutzpolitik – muss endlich auf die Beine kom-
    men. Aber der Praxistest ist eine Katastrophe, die Len-
    kungswirkung absolut schwach. Von Anfang an haben
    wir gewarnt, es sei blauäugig oder grob fahrlässig, Stahl-
    und Chemiekonzernen, Bankdirektoren und Börsianern
    den Klimaschutz zu überlassen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Leider haben wir recht behalten; wir haben nicht immer
    gerne recht. Jetzt frage ich Sie: Warum sollte ausgerech-
    net der Markt, der allein dem Gesetz von Wachstum und
    Profit folgt, die Erderwärmung aufhalten? Warum? Statt-
    dessen haben zehn Firmen wie ThyssenKrupp und
    BASF allein mit überschüssigen Klimazertifikaten bis
    2010 über 780 Millionen Euro verdient. Statt CO2 einzu-
    sparen, wird der Emissionshandel zum Goldesel für Ak-
    tieninhaber.

    Verbindliche Reduktionsziele braucht die Wirtschaft;
    schließlich sind rund 90 Global Players für zwei Drittel
    der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. 90 Glo-
    bal Players! Wir finden, diese Unternehmen müssen ih-
    rer Verantwortung endlich gerecht werden. Das müssen
    wir von ihnen einfordern.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Annalena Baerbock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Natürlich sind auch die Forderungen nach einem Aus-
    stieg aus der Kohleverstromung richtig. Dass diese CO2-
    Schleudern in Form von Kraftwerken großen Schaden
    anrichten, nicht nur beim Klima, auch am Menschen, ist
    bekannt. Leider fehlt dem Antrag der Grünen ein kon-
    kretes Ausstiegsdatum. Es wäre sinnvoll gewesen, ein
    solches Datum zu benennen. Wir wollen den Kohleaus-
    stieg und Strommengenbegrenzungen für Kohlekraft-
    werke, damit 2040 Kohleschlote Geschichte sind. Ich
    finde, das ist ein guter Plan.


    (Beifall bei der LINKEN)


    (A)






    Eva Bulling-Schröter


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die Schweden machen es vor, liebe Kolleginnen und
    Kollegen.

    Jetzt wird gern mit dem Finger auf die Kohlefans bei
    der SPD gezeigt. Das ist auch richtig. Das, was mich är-
    gert, ist, in der öffentlichen Wahrnehmung kommt die
    Union viel zu gut weg.


    (Zuruf des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/ CSU])


    Um es hier einmal ganz deutlich zu sagen: Die Bundes-
    kanzlerin ist keine Klimakanzlerin, die Union ist eine
    Partei des Klimawandels.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie will mehr Braun- und Steinkohle – sei es aus Russ-
    land, der Mongolei, dem Bürgerkriegsland Kolumbien –


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Und Brandenburg!)


    oder Teersande aus Kanada. Sie bremst den Ausbau der
    Erneuerbaren, sie verteidigt die fossilen Energieriesen.


    (Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE]: So ist es! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Und Brandenburg!)


    Die Union hat das Klimaschutzversprechen der SPD aus
    dem Koalitionsvertrag geboxt. Das wart ihr. In Brüssel
    sperrt sie sich gegen alles, was der Automobilindustrie
    schärfere Abgasnormen beschert.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Jawohl, gut!)


    Da seids’ ihr immer voran.

    Der Kanzlerin hatten wir den alten EU-Energiekom-
    missar Günther Oettinger, einen Klimabremser vor dem
    Herrn, zu verdanken. Auch mit dem neuen EU-Kommis-
    sar für Energie und Klima, Miguel Cañete, der nicht nur
    im spanischen Ölgeschäft mitmischt, sondern auch noch
    frauenfeindliche Sprüche klopft, hat das Regierungsla-
    ger kein Problem. Damit habts’ ihr kein Problem. Im Ge-
    genteil: Der Chef der CDU/CSU-Gruppe in Brüssel,
    Herbert Reul, lobt die Wahl des Öllobbyisten als klug.
    Endlich seien Energie und Klima in einer Hand.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)


    Also, die Lobby schlägt da ganz schwer zu. Saludos
    Amigos!


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


    Und in Berlin kürzt die Union – einmal mit der FDP,
    jetzt mit der SPD – bei der nationalen und internationa-
    len Klimaschutzfinanzierung. Im Gegenzug entgehen
    dem Fiskus durch Steuervergünstigungen für Agrodie-
    sel, kostenfreie CO2-Zertifikate an Unternehmen und In-
    dustrierabatte bei der Ökostromumlage Milliarden. 2006
    lagen umwelt- und klimaschädliche Subventionen noch
    bei 42 Milliarden Euro pro Jahr. Heute sind es 51 Mil-
    liarden Euro. Die schwarze Null im Haushalt, auf die das
    Finanzministerium so stolz ist, ist ökologisch blanker
    Unsinn. Dass die Schuldenbremse nicht zum Brandbe-
    schleuniger des Klimawandels werden darf, das müsste
    doch eigentlich jedem einleuchten, meine Damen und
    Herren.

    Jetzt noch zum Schluss, Herr Nüßlein, als Vertreter
    der Kolbenfresserpartei:


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Oh, oh!)


    Sie wollen, dass Deutschland Vorbild ist. Es gibt hierfür
    Alternativen: Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopp-
    lung. Dazu gab es gestern einen Kongress. Es gibt viele
    Dinge. Packen Sie es jetzt endlich einmal an, auch das
    mit der Energieeffizienz! Dann wird es auch mit den
    Kolben besser.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)