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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/51 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 51. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 I n h a l t : Berufung von deutschen Mitgliedern des Eu- ropäischen Parlaments für die Teilnahme an den Sitzungen des Ausschusses für die Ange- legenheiten der Europäischen Union . . . . . . . 4659 A Wahl des Herrn Norbert Seitz als ordentli- ches Mitglied für den Stiftungsrat der Stif- tung Flucht, Vertreibung, Versöhnung . . . . 4659 B Wahl der Abgeordneten Katrin Werner als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 B Zusätzliche Ausschussüberweisung . . . . . . . . 4659 C Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 C b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 D Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4659 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4662 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 4664 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4665 A Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4667 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4669 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4671 A Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4671 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4671 D Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4673 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4674 C Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4675 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4676 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4677 D Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4679 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4682 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 4684 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4685 D Dr. Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4687 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4688 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4689 C Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 4690 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4692 C Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 4694 A Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4695 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4696 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4697 D Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4700 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4700 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4700 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4702 C Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Änderung der Verordnung (EWG, EURATOM) Nr. 354/83 im Hin- blick auf die Hinterlegung der histori- schen Archive der Organe beim Euro- päischen Hochschulinstitut in Florenz Drucksache 18/1779 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 A b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes und der Gewerbeordnung Drucksache 18/2134 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 B c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Umweltstatistik- gesetzes Drucksache 18/2135 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 B d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Umsetzung der Richtlinie 2012/17/EU in Bezug auf die Verknüp- fung von Zentral-, Handels- und Gesell- schaftsregistern in der Europäischen Union Drucksache 18/2137 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D e) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen der Verein- ten Nationen vom 31. Oktober 2003 gegen Korruption Drucksache 18/2138 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C f) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Teilauflösung des Sondervermö- gens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung der Aufbauhilfeverordnung Drucksache 18/2230 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C g) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Sechs- ten Gesetzes zur Änderung des Verwal- tungs-Vollstreckungsgesetzes Drucksache 18/2337 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C h) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwölf- ten Gesetzes zur Änderung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes Drucksache 18/2442 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 C i) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Energie- und Klimafonds“ Drucksache 18/2443 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D j) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2013 – Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2013 – Drucksache 18/1809 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4704 D k) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2013 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2013 – Drucksache 18/1930 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4705 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2012 – Vorlage der Haushalts- rechnung des Bundes für das Haus- haltsjahr 2012 – – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2012 – Vorlage der Vermögens- rechnung des Bundes für das Haus- haltsjahr 2012 – – zu der Unterrichtung durch den Bundes- rechnungshof: Bemerkungen des Bun- desrechnungshofes 2013 zur Haus- halts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststel- lungen zur Jahresrechnung 2012) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2013 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 17/14009, 17/14010, 18/111, 18/305 Nr. 4, 18/1220, 18/1379 (neu) Nr. 1.7, 18/1971 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4705 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 III b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2014 4789 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.09.2014 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 11.09.2014 Becker, Dirk SPD 11.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 11.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 11.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 11.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 11.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 11.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 11.09.2014 Ferner, Elke SPD 11.09.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 11.09.2014 Gabriel, Sigmar SPD 11.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 11.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 11.09.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 11.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 11.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 11.09.2014 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 11.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 11.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.09.2014 Strässer, Christoph SPD 11.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 51. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 30 Bildung und Forschung TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache Epl 11 Arbeit und Soziales Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erhält nun

    der Kollege Frithjof Schmidt das Wort.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
    Kollegen! Herr Außenminister, Sie haben es angespro-
    chen: Unsere Debatte ist geprägt durch die dramatische
    Dichte der internationalen Krisen und Konflikte, die uns
    alle umtreiben. Manches gerät dann auch ganz schnell
    wieder aus dem Fokus: Mali, Zentralafrika, wo jetzt ge-
    rade eine UN-Mission ansteht, Südsudan, wo es leider
    nichts Vergleichbares in diese Richtung gibt, jetzt neu
    die Ebolakrise in Westafrika und die dramatischen Er-
    eignisse im ganzen Nahen Osten. Übrigens gibt es auch
    schlechte Nachrichten aus Afghanistan. Die meisten von
    uns kommen an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, wenn
    sie das alles noch genau verfolgen wollen. In wichtigen
    Regionen befindet sich die postkoloniale Ordnung weit-





    Dr. Frithjof Schmidt


    (A) (C)



    (D)(B)

    gehend in Auflösung. Das alles ist mit schrecklichen
    Verwerfungen und Opfern verbunden.

    In Europa – auch das haben Sie treffend angespro-
    chen – ist es nicht viel anders. Unser größter Nachbar-
    staat in Europa, Russland, setzt nach der völkerrechts-
    widrigen Annexion der Krim seine Destabilisierung der
    Ukraine bisher aktiv fort. Wir hoffen alle, dass der
    Waffenstillstand in der Ostukraine hält und den Weg zu
    einer friedlichen Lösung öffnet. Aber dazu ist es not-
    wendig, dass Russland seine militärische Unterstützung
    der Separatisten endgültig beendet und der Zwölf-
    Punkte-Plan ganz umgesetzt wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich sage: Die Politik der Europäischen Union ist da ganz
    richtig. Solange Russland dazu nicht bereit ist, ist es
    richtig, die Verschärfung der Sanktionen gegenüber
    Russland aufrechtzuerhalten, um Druck zu machen, auch
    für weitere Verhandlungen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diesen Zusammenhang sollten wir nicht aus den Augen
    verlieren. Das ist ein wichtiges Element der Politik. Da
    kann ich dem Außenminister nur zustimmen.

    Es ist auch wichtig, die Befürchtungen der östlichen
    NATO-Partner in dieser Lage sehr ernst zu nehmen. Die
    Beistandspflicht nach Artikel 5 des NATO-Vertrages gilt
    für alle Mitglieder gleichermaßen; daran darf es keinen
    Zweifel geben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Einsatzbereitschaft der NATO kann dazu dienen,
    solche Zweifel auszuräumen.

    Aber wir dürfen in diesem Zusammenhang nicht den
    Fehler machen, in eine militärische Logik der Aufrüs-
    tung zu verfallen, wie sie manche ja schon fordern, und
    dabei dann auch den politischen Dialog ad acta zu legen.
    Deshalb wäre es ein ganz falsches Signal, die NATO-
    Russland-Grundakte zu kündigen, auch wenn Russland
    mit seinem Vorgehen auf der Krim bereits massiv gegen
    diese Vereinbarung verstoßen hat. Da unterstützen wir
    ausdrücklich die Haltung, die die Bundesregierung auf
    der NATO-Konferenz vertreten hat.

    Die Diskussionen auf dem NATO-Gipfel in der letz-
    ten Woche geben jedoch auch Anlass zur Sorge. Der
    scheidende Generalsekretär Rasmussen fordert massive
    Erhöhungen der Rüstungsausgaben, und schon gibt es
    auch Pläne, die geplante neue NATO-Raketenabwehr
    nun doch auch auf Russland als Gegner auszurichten.
    Das ist ein gefährliches Spiel mit der Eskalation. Das
    kann einen neuen Rüstungswettlauf in Europa auslösen.
    Das darf nicht sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

    In diesem Zusammenhang muss ganz klar sein: Die
    NATO kann bei der Lösung der Ukraine-Krise keine
    zentrale Rolle einnehmen. Das ist das falsche Feld. Hier
    sind die Europäische Union und die OSZE gefragt. Sie
    müssen gestärkt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, in der letzten
    Woche haben wir in einer Sondersitzung über die drama-
    tische Lage im Irak und in Syrien gesprochen. Es
    bestand in diesem Haus, glaube ich, große Einigkeit
    darüber, dass es richtig ist, die Kurden und die irakische
    Zentralregierung in ihrem Kampf gegen die Radikalisla-
    misten des ISIS zu unterstützen. Einen Dissens hatten
    wir darüber, ob Waffenlieferungen dafür das richtige
    Mittel sind. Sie wissen, dass die Mehrheit meiner Frak-
    tion, wie so viele in Deutschland, dies wegen der großen
    Proliferationsrisiken nicht glaubt. Deswegen haben wir
    Ihrem Entschließungsantrag dazu nicht zugestimmt.

    Aber richtig ist doch auch, dass eine politische Strate-
    gie her muss, die eine politische Lösung für diese Re-
    gion skizziert. Was die Initiative von Präsident Obama,
    die er gestern Nacht vorgestellt hat, betrifft – er wirbt für
    ein breites Vorgehen gegen den IS im Irak und in Syrien
    und sagt, dies solle ein zentrales Element der Politik der
    USA werden –, sagen wir ganz klar: Entscheidend und
    von zentraler Bedeutung ist hierfür ein UN-Mandat,
    auch und gerade dann, wenn man eine regionale Einbin-
    dung aller Mächte dort erreichen will.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich hätte mir ein klares Wort von Ihnen, Herr Außen-
    minister, dazu gewünscht, wie wichtig es ist, dass die
    UNO hier im Spiel bleiben muss, ja eigentlich erst rich-
    tig ins Spiel kommen muss.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir fordern Sie auf, sich als Bundesregierung aktiv da-
    für einzusetzen, dies zu benennen und es deutlicher zu
    sagen, als Sie es hier angedeutet haben. Nur so wird es
    möglich sein, regionale Mächte, die man für eine Lösung
    braucht, einzubinden. Wir reden da auch über Saudi-
    Arabien und den Iran. Wir alle wissen, dass wir ohne
    diese regionalen Großmächte keine politische Lösung
    erreichen können.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Die UNO ist dafür der entscheidende Rahmen. Hier darf
    keine unilaterale Politik und keine Politik mit kleinen
    Gruppen an der UNO vorbei gemacht werden. Der
    UNO-Bezug muss ein zentrales Element der deutschen
    Außenpolitik bleiben. Da vermissen wir noch einiges.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist gut, dass es für die humanitäre Hilfe eine breite
    Unterstützung im Bundestag gibt. Ich möchte noch ein-
    mal an das erinnern, was der Kollege Oppermann in der





    Dr. Frithjof Schmidt


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sondersitzung gesagt hat – ich zitiere mit Erlaubnis des
    Präsidenten –:

    Wir werden darauf achten, dass die humanitäre
    Hilfe für diese Region immer deutlich höher ist als
    die Waffenhilfe …

    Daran werden wir Sie messen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Und da muss ich feststellen: In dem Haushalt, den Sie
    uns hier vorlegen, wird im Einzelplan des Auswärtigen
    Amtes der Titel für humanitäre Hilfe um sage und
    schreibe 38 Prozent gekürzt. Das ist in dieser internatio-
    nalen Lage absurd.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Man fragt sich, wovon Sie bei dieser Kürzung denn ei-
    gentlich die versprochenen humanitären Hilfen finanzie-
    ren wollen.

    Herr Außenminister, wenn Sie andeuten, Sie hätten
    gern mehr Mittel, was ich verstehe und worin wir Sie un-
    terstützen, frage ich Sie einmal umgekehrt: Warum legen
    Sie uns denn dann überhaupt so einen Haushalt vor?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das war doch vor wenigen Wochen nicht anders, sodass
    wir das nicht hätten erkennen können. Wir hatten doch
    genügend Zeit, das zu tun. Deswegen ist das ein schlech-
    ter Haushaltsentwurf, der uns hier vorgelegt wird.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na!)


    Der Bedarf bei der humanitären Hilfe ist riesig. Die Ver-
    einten Nationen und alle Hilfsorganisationen sagen, dass
    die Hilfe – übrigens nicht nur in Syrien und im Nord-
    irak – hoffnungslos unterfinanziert ist. Diese Kürzung,
    meine Damen und Herren von der Koalition, müssen Sie
    zurücknehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Herr Außenminister, ich möchte noch zu wichtigen
    Politikfeldern kommen, in denen wir scharfe Kritik an
    Ihrer Politik haben. Da sind zuerst die transatlantischen
    Beziehungen. Vor einem halben Jahr wollten Sie gerade
    noch ein No-Spy-Abkommen mit den USA für den Ver-
    zicht auf gegenseitige Spionage erreichen. Nichts haben
    Sie erreicht. Jetzt tun Sie einfach so, als wäre gar nichts.
    Das ist peinlich. Es ist einfach nur peinlich, wie Sie da-
    mit umgehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Beim transatlantischen Handelsabkommen TTIP geht
    es natürlich auch um eine zentrale Frage unserer Bezie-
    hungen zu den USA,


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, um das Verhältnis zu den Chlorhühnchen geht es!)


    und das fällt auch in Ihr Ressort. Da frage ich Sie – da
    müssen Sie auch als Außenminister Stellung beziehen
    und können sich nicht hinter anderen Ministern verste-
    cken –: Wollen Sie wirklich außergerichtliche Schieds-
    gerichtsverfahren mit wechselseitigen Schadensersatz-
    klagen gegen neue Gesetze akzeptieren? Haben Sie
    einmal überlegt, welche zerrüttende politische Wirkung
    das für die transatlantischen Beziehungen in der Bevöl-
    kerung in Europa und übrigens auch in den USA auslö-
    sen kann? Das ist eine eminent wichtige außenpolitische
    Frage. Da tauchen Sie als Außenminister einfach weg.
    Das ist ein schwerer außenpolitischer Fehler.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Niels Annen für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Niels Annen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit Ihrer

    Erlaubnis möchte ich eine Vorbemerkung machen. Herr
    Kollege Gehrcke, wenn Sie hier den Eindruck erwecken
    wollen, dass der deutsche Außenminister mit seinen Ver-
    handlungen versucht haben sollte, Faschisten hoffähig
    zu machen,


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das habe ich nicht behauptet!)


    dann will ich Ihnen hier in aller Deutlichkeit sagen:
    Meine Partei kämpft seit 150 Jahren in Deutschland und
    international gegen die Faschisten. Wir werden uns diese
    Unterstellung von Ihnen nicht gefallen lassen. Das
    möchte ich Ihnen hier garantieren.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist in den
    letzten Monaten ja viel über die Grundsätze deutscher
    Außenpolitik gesprochen worden, nicht immer sehr
    trennscharf. Dabei liegt uns allen im Grundgesetz ei-
    gentlich eine sehr gute Definition vor. In der Präambel
    heißt es, dass wir als gleichberechtigtes Glied in einem
    vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen sollen.
    Ich denke, dass dies eine gute Beschreibung ist. Deswe-
    gen, meine Damen und Herren, ist deutsche Außenpoli-
    tik auch immer Friedenspolitik.

    Aber dieser Frieden ist gefährdet in Syrien, im Irak,
    aber auch durch die Konflikte zwischen Israel und der
    Hamas. Ich glaube, wir alle stimmen doch darin überein:
    Vor wenigen Monaten hätte sich noch niemand vorstel-
    len können, dass wir in der Ukraine eine Krise mit in-
    zwischen mehreren Tausend Toten haben.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Stimmt!)


    ISIS, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist
    nicht nur eine Bedrohung für die Menschen in der be-
    troffenen Region. Der umfassende Machtanspruch ist
    auch eine Herausforderung für unsere freiheitlichen Ge-
    sellschaften.





    Niels Annen


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deswegen bin ich dankbar dafür, dass auch darauf
    hingewiesen worden ist: Ohne dass wir uns auf die Be-
    endigung des täglichen Sterbens der Menschen in Syrien
    konzentrieren, werden wir dieses Problem nicht angehen
    können.

    Dafür brauchen wir in der Tat die Vereinten Nationen,
    und ich hoffe, dass bei den Plänen, die der amerikani-
    sche Präsident jetzt vorgestellt hat, dieser politische As-
    pekt in Zukunft vielleicht eine stärkere Rolle spielen
    wird.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, 3 Millionen
    Syrerinnen und Syrer sind inzwischen in die Nachbar-
    länder geflohen. Die Anzahl der Binnenflüchtlinge be-
    trägt über 6 Millionen. Im Irak hat ISIS diese humanitäre
    Katastrophe noch einmal zugespitzt; dort sind inzwi-
    schen 1,6 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gewor-
    den.

    Ich bin überzeugt davon, dass die tiefen Gräben in der
    irakischen Gesellschaft – auch verstärkt durch die Politik
    des ehemaligen Ministerpräsidenten al-Maliki – nur
    überwunden werden können, wenn diejenigen, die jetzt
    dafür sorgen wollen, dass alle an der politischen Macht
    beteiligt werden, auch international unterstützt werden.
    Die Entscheidung des irakischen Präsidenten ist dort si-
    cherlich ein erster wichtiger Schritt; das ist auch von der
    deutschen Politik deutlich gemacht worden.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch Russland hat
    in den zurückliegenden 20 Jahren schreckliche Erfah-
    rungen mit islamistischem Terror gemacht. Doch statt
    unsere gemeinsamen Ressourcen auf die Bekämpfung
    dieses Problems zu konzentrieren, hat die russische Füh-
    rung die Souveränität der Ukraine in eklatanter Weise
    verletzt und hat dazu beigetragen, in Europa eine neue
    politische Eiszeit auszulösen. Dieser Konflikt hat – ich
    glaube, wir alle kennen das aus den Gesprächen in unse-
    ren Wahlkreisen – auch bei uns Ängste vor einer Rück-
    kehr des Krieges in Europa ausgelöst. Deswegen ist der
    vor wenigen Tagen vereinbarte Waffenstillstand ein
    wichtiger Erfolg und ein wichtiger Schritt in die richtige
    Richtung. Wir müssen alle Akteure auf der einen Seite
    politisch unter Druck setzen, sie auf der anderen Seite
    aber auch dabei unterstützen, jetzt alle Fragen Stück für
    Stück auf den Verhandlungstisch zu packen und die Inte-
    ressengegensätze, die es dort gibt, offen anzusprechen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich denke, diese
    Debatte ist auch der Ort – ich bin Herrn Schmidt dafür
    dankbar, dass er darauf hingewiesen hat –, auf die Kon-
    flikte zu sprechen zu kommen, die es eben nicht jeden
    Tag in die Abendnachrichten schaffen. Ich denke dabei
    an Libyen, ich denke an Mali, an die Zentralafrikanische
    Republik, aber auch an den Südsudan. Gerade im Südsu-
    dan ist die humanitäre Lage katastrophal. Seit dem De-
    zember 2013 hat sich die Lage erheblich verschärft. In-
    zwischen beklagen wir über 10 000 Todesopfer, darunter
    viele Zivilisten; 1,3 Millionen Menschen sind auf der
    Flucht; hinzu kommen noch knapp eine halbe Million
    Flüchtlinge aus den Nachbarländern; knapp 4 Millionen
    Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die
    Vereinten Nationen gehen von einem Bedarf von
    1,8 Milliarden US-Dollar aus.

    Meine Kolleginnen und Kollegen, ich denke des-
    wegen: Natürlich ist die Konsolidierung des Haushal-
    tes – es ist ja in dieser Debatte häufig und auch zu Recht
    darauf hingewiesen worden, wie wichtig die schwarze
    Null ist – ein legitimes, ein wichtiges politisches Ziel.
    Wir dürfen aber auch das millionenfache Leid der Men-
    schen in den Konflikten, die ich benannt habe, und an-
    derswo nicht vergessen.


    (Beifall der Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD] und Dr. Nina Scheer [SPD])


    Deswegen müssen wir uns in den kommenden Tagen
    auch mit der Frage auseinandersetzen, wie wir die neuen
    Erwartungen an die deutsche Außenpolitik und die He-
    rausforderungen auch finanziell unterlegen.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich denke dabei im Wesentlichen an drei Punkte:

    Erstens. Die Anforderungen an die deutsche Außen-
    politik sind in der Tat dramatisch gestiegen, und wir
    müssen das durch einen angemessenen Mittelaufwuchs
    auch abbilden. Ich will an dieser Stelle einmal sagen: Es
    geht aus meiner Sicht unter anderem auch darum, auf die
    veränderten Gefährdungslagen einzugehen. Wir müssen
    zum Beispiel auch unsere deutschen Auslandsvertretun-
    gen angemessen ausstatten und schützen.

    Zweitens. Wir müssen und werden auch mehr huma-
    nitäre Hilfe leisten. Ich will einmal darauf hinweisen,
    dass wir im Zusammenhang mit den Auseinandersetzun-
    gen im Irak und in Syrien und der Debatte über ISIS ja
    auch darüber gesprochen haben, dass staatliche Struktu-
    ren infrage gestellt werden, dass sie zusammengebro-
    chen sind, dass wir es in vielen Bereichen der Welt mit
    Konflikten zu tun haben, in denen es verlässliche Struk-
    turen, die uns überhaupt in die Lage versetzen, Krisen zu
    managen, nicht mehr gibt. Deswegen müssen wir dort,
    wo zum Beispiel das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten
    Nationen quasi staatliche Aufgaben übernommen hat,
    unsere Hilfe auch weiter ausbauen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Drittens. Zivile Konfliktvermeidung und Konfliktver-
    hütung – dazu gehören auch Instrumente wie die Aus-
    wärtige Kulturpolitik – müssen weiter das Zentrum der
    deutschen Außenpolitik bilden, ich denke, auch damit
    wir den Auftrag des Grundgesetzes erfüllen können, als
    gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem
    Frieden der Welt zu dienen.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit.





    Niels Annen


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)