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ID1805014600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Annette Groth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Ich freue mich, Minister Müller, dass Sie den Weltagrar-
    bericht von 2008 zumindest erwähnt haben, der sonst
    immer in Schubladen verschwindet. Dieser Bericht
    besagt, dass man auf diesem Planeten 12 Milliarden
    Menschen problemlos ernähren kann, und zwar allein
    auf ökologisch-nachhaltiger Basis, ohne Gentechnik; das
    muss man immer wieder betonen. Wir haben eigentlich
    die Tools. Wir müssen sie nur nutzen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte an Sie appellieren – dazu wurde schon
    viel gesagt –: Setzen Sie sich für eine nachhaltige Ent-
    wicklung ein! Setzen Sie sich für höhere Ausgaben für
    Entwicklung und humanitäre Hilfe ein! Der Bedarf an
    humanitärer Hilfe und Entwicklungsleistungen ist so
    groß wie nie. 81 Millionen Menschen benötigen in
    diesem Jahr humanitäre Hilfe. Um diese Menschen
    angemessen zu versorgen, werden 17 Milliarden US-
    Dollar benötigt. Gedeckt sind davon bisher 39 Prozent.

    Ich will nicht noch einmal an die katastrophale Situa-
    tion im Nahen Osten, in Syrien, im Jemen, in Nigeria
    oder Mali erinnern; das alles ist uns bekannt. Wir haben
    gestern im Auswärtigen Amt ein Gespräch mit der stell-
    vertretenden Generalsekretärin von OCHA, dem UN-
    Büro für humanitäre Hilfe, geführt. Sie sagte, dass allein
    4 Millionen Menschen im Sudan in den nächsten zwei
    Monaten von Hunger bedroht sind. Sie beklagte die
    katastrophale Situation in Gaza, wo dringend Trinkwas-
    ser, Nahrungsmittel, Baumaterialien sowie medizini-
    sche Geräte wie Rollstühle und Medikamente benötigt
    werden. Waren im Werte von 100 Millionen Dollar war-
    ten derzeit auf Erlaubnis der israelischen Regierung, in
    den Gazastreifen eingeführt zu werden. In diesem Zu-
    sammenhang fordert OCHA das Ende der völkerrechts-
    widrigen Blockade von Gaza,


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    da durch diese Blockade die dringend benötigten Waren
    nicht reinkommen und die Schwerverletzten nicht raus-
    kommen, die dringend einer medizinischen Behandlung
    bedürfen. Es wird höchste Zeit, dass die Bundesregie-
    rung den 2010 vom Bundestag gefassten Beschluss, dass
    die Blockade aufgehoben werden muss, umsetzt. Daran
    möchte ich uns alle erinnern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben so viele Flüchtlinge wie noch nie. Das
    wurde schon von einigen erwähnt. Es sind mehr als
    50 Millionen. Die meisten dieser Flüchtlinge sind Kriegs-
    flüchtlinge. Mit den Kriegen gegen den Irak, Afghanis-
    tan, Libyen, aber auch mit den Waffenlieferungen an die
    Golf-Diktaturen und oppositionelle Gruppen in Syrien
    sind Waffen in die Region gepumpt worden, die heute





    Annette Groth


    (A) (C)



    (D)(B)

    von den Terroristen des „Islamischen Staats“ eingesetzt
    werden.

    Auch die Bundesregierung geht mit ihren Waffenlie-
    ferungen an die irakischen Kurden ein hohes Risiko ein.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Waffen morgen in ei-
    nem blutigen Konflikt um einen kurdischen Staat einge-
    setzt werden, ist groß. Vor allem können diese Waffen
    auch in die Hände der Dschihadisten gelangen.

    Seit nunmehr zwei Jahren verüben Islamisten im Nor-
    den Syriens Massaker, insbesondere an religiösen Min-
    derheiten. Interessiert hat sich allerdings im Westen
    kaum jemand dafür. Erst als sich der „Islamische Staat“
    den großen Ölfeldern im Irak näherte, wurde er plötzlich
    als Gefahr wahrgenommen.


    (Zuruf der Abg. Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU])


    Der Westen hat mit der Irak-Invasion 2003 und mit sei-
    ner einseitigen Syrien-Politik den Nährboden für das Er-
    starken des ISIS erst geschaffen.


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau!)


    Bis heute verschließen die USA und die EU-Mitglied-
    staaten weitgehend die Augen vor der vielfältigen Unter-
    stützung des „Islamischen Staats“ insbesondere durch
    den NATO-Partner Türkei und auch durch Katar.

    Die westlichen Staaten müssen endlich angemessen
    auf die humanitäre Katastrophe in der Region reagieren.
    Die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist inzwischen auf
    der Flucht, 3 Millionen Menschen haben ihr Land ver-
    lassen. Im Irak sind seit Beginn dieses Jahres 1,6 Millio-
    nen Menschen geflüchtet. Wir wissen alle, dass die gro-
    ßen Aufnahmeländer in der Region, insbesondere der
    Libanon und Jordanien, schon lange nicht mehr in der
    Lage sind, neue Flüchtlinge aufzunehmen und die be-
    reits angekommenen angemessen zu versorgen.

    Flüchtlinge brauchen eine Möglichkeit, legal in die
    EU zu kommen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dazu gehören sichere Fluchtwege ohne Frontex sowie
    eine geregelte EU-Aufnahmepolitik. Volker Kauder, der
    leider nicht hier ist, sagte vor einigen Wochen, Deutsch-
    land könne keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen, da es
    angeblich nicht möglich sei, sie hier gut unterzubringen.


    (Niema Movassat [DIE LINKE]: Das ist absurd!)


    Angesichts der Lage in den Flüchtlingslagern in der Re-
    gion, ohne ausreichend Trinkwasser, ohne sanitäre Ein-
    richtungen und Medikamente, ist das eigentlich der reine
    Hohn.


    (Beifall bei der LINKEN – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Eine bewusste Strategie!)


    Ich fürchte aber, sehr geehrter Herr Minister, verehrte
    Damen und Herren, dass demnächst noch viel mehr
    Menschen zur Flucht gezwungen werden. Durch die zu-
    nehmende Vergiftung des Wassers und der Böden wird
    in vielen Regionen der Welt die Produktion von Lebens-
    mitteln drastisch abnehmen. Das wird noch eine echte
    Herausforderung für die Entwicklungszusammenarbeit
    und die humanitäre Hilfe. Darum müssen wir endlich
    eine nachhaltige Entwicklungspolitik und eine nachhal-
    tige Umweltpolitik auf nationaler und internationaler
    Ebene durchsetzen. Sonst geht der Planet flöten oder vor
    die Hunde. Das haben auch Sie mit anderen Worten eben
    angedeutet.

    Noch einmal meine Bitte an Sie, Herr Minister – Sie
    haben ein paar kritische Worte zu dem Freihandelsab-
    kommen gesagt –: Setzen Sie sich bitte dafür ein, dass
    TTIP und CETA von der Tagesordnung verschwinden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    NAFTA – das ist das Freihandelsabkommen zwischen
    den USA und Mexiko – tötet. Das sagt jeder. Der Papst
    sagt: Kapitalismus tötet. – Das Wirtschaftssystem, das
    tötet, gehört abgeschafft.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächste Rednerin hat die Kollegin Dr. Bärbel

Kofler das Wort.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Bärbel Kofler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Herr Minis-
    ter, Sie haben sehr richtige Worte zur Beschreibung der
    Situation auf unserem Planeten gefunden. Sie haben den
    Satz gesagt – so habe ich es mir aufgeschrieben –: Es
    geht bei den Fragen, die wir in der Entwicklungszusam-
    menarbeit bearbeiten, um die Überlebensfrage der
    Menschheit. – Ich bin da ganz bei Ihnen. Ich bin nur lei-
    der enttäuscht, dass sich dies nicht in diesem Haushalt
    wiederfindet und dass es in der Höhe der Haushaltsmittel
    nicht abgebildet wird.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe den Aufruf sehr wohl verstanden, dass wir
    alle hier in dieser Debatte einen Beitrag leisten sollen
    und müssen, die Haushaltsmittel zu erhöhen. Ich finde
    das auch ganz wichtig und ganz nötig. Trotzdem ist es
    für mich persönlich sehr enttäuschend, dass wir mit die-
    sem Haushalt nicht konkreter werden können, sondern
    dieser Haushaltsentwurf eigentlich nur den Haushalt für
    2014 fortschreibt.


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen eine eigene Mehrheit suchen!)


    Jetzt weiß ich natürlich, dass von der Vorgängerregie-
    rung eine Absenkung geplant gewesen ist, und zwar eine
    ganz erhebliche: Das ist die sogenannte Niebel-Delle,
    über die man in diesem Zusammenhang so gerne redet.
    Ich bedauere sehr, dass aus der Niebel-Delle keine
    Müller-Welle geworden ist; denn genau die hätten wir in
    diesem Fall gebraucht.





    Dr. Bärbel Kofler


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Warum das Ganze? Auch bei meiner Rede zum Haus-
    halt 2014 habe ich betont: Es ist kein Selbstzweck. –
    Alle Vorredner haben es angesprochen: In den letzten
    Wochen und Monaten ist die Entwicklungszusammenar-
    beit mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, weil
    die aktuellen Krisen einfach deutlich machen, wo überall
    Unterstützung nötig und auch machbar wäre. Allerdings
    geht es nicht nur um Nothilfe; es geht in der Entwick-
    lungszusammenarbeit um ein kontinuierliches Arbeiten
    daran, Länder aufzubauen, Krisen vorzubeugen, präven-
    tiv zu wirken. Ordentliche Entwicklungszusammenar-
    beit ist immer Krisenprävention und damit Friedenspoli-
    tik, und dazu müssen wir einen größeren Beitrag leisten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zurzeit findet auf der UN-Ebene, aber auch in ver-
    schiedensten zivilgesellschaftlichen Organisationen, in
    den Ministerien, in den verschiedensten Ländern eine
    Debatte darüber statt, wie nachhaltige Entwicklung in
    den nächsten Jahren überhaupt organisiert werden soll.
    Es geht um die großen Herausforderungen, nicht nur in
    den Entwicklungsländern, sondern auch bei uns. Drei
    Finger der eigenen Hand zeigen immer auf uns und un-
    ser Verhalten zurück, wenn wir auf andere zeigen. Wir
    stehen vor der Bewältigung von Herausforderungen im
    Bereich ökologischer Fragen sowie den Bereichen Ar-
    beitsbedingungen und faire Handelsbedingungen. Sie
    haben das Thema Wertschöpfungsketten angesprochen.
    Ich freue mich im Übrigen, dass Sie dieses Mal das Wort
    „Verbindlichkeit“ in den Mund genommen haben, Herr
    Minister; ich habe das sehr wohl gehört. Ich möchte an
    dieser Stelle noch einmal unterstreichen: Wir brauchen
    verbindliche Standards und verbindliche Regeln in
    puncto Arbeitsbedingungen auf diesem Planeten.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    An dieser Stelle ein kleines Beispiel dafür, warum
    Freiwilligkeit der falsche Weg ist und wir damit nicht
    weiterkommen: Wie wir alle wissen, fand vor etwa an-
    derthalb Jahren, am 24. April 2013, in Dhaka in Bangla-
    desch mit dem Einsturz des Fabrik- und Bürohauses
    Rana Plaza ein schreckliches Unglück mit mehr als
    1 000 Toten und mehr als 2 000 Verletzten statt. Jetzt,
    Ende September 2014, immerhin etwa anderthalb Jahre
    später, sollten die Entschädigungen an die überlebenden
    Opfer und an die Angehörigen der verstorbenen Opfer
    gezahlt werden. Die ILO, die Internationale Arbeitsorga-
    nisation, hat ausgerechnet, dass die Summe von 40 Mil-
    lionen US-Dollar zur Verfügung gestellt werden sollte.
    Leider sind von den Unternehmen, die dort produzieren
    ließen und die somit auch Verantwortung tragen, nur
    18 Millionen US-Dollar einbezahlt worden. Das kann so
    nicht sein. Dieser Umgang mit den Opfern ist beschä-
    mend. Vielleicht kann das Ministerium hier noch einmal
    tätig werden.


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Eine wichtige Frage ist: Wie können wir das Haus-
    haltsvolumen erhöhen? Ich habe vorhin von dem von der
    UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung ausge-
    henden Prozess gesprochen. Diese Expertengruppe hat
    einen Bericht vorgelegt, in dem verschiedene Dinge
    deutlich gemacht worden sind: Wir müssen uns um die
    Einnahmesituation in den Entwicklungsländern selber
    kümmern. Das hat viel mit der Verhinderung von Steuer-
    flucht, mit Aufbau von Staatlichkeit, mit Steuereinnah-
    mesystemen und mit der Möglichkeit, hier unterstützend
    tätig zu sein, zu tun. Diese Seite ist ganz wichtig. Diese
    Expertengruppe hat aber auch gesagt – das darf man
    ebenfalls nicht vergessen –: Wir müssen unsere interna-
    tionalen Verpflichtungen einhalten. Das bezieht sich auf
    die ODA-Quote und den Klimaschutz. Ich glaube, hier
    müssen wir noch dringend nachlegen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Frank Heinrich [Chemnitz] [CDU/CSU])


    Wichtig ist auch, dass wir miteinander noch einmal
    die eine oder andere konkrete Verwendung von Haus-
    haltsmitteln besprechen. Ich setze da sehr wohl auf die
    Beratung. Ich habe ein paar Dinge durch die Blume ge-
    hört, und ich hoffe, ich interpretiere das richtig.

    Sie haben zu Recht über das Thema Friedenssiche-
    rung und über die Bedeutung des Zivilen Friedensdiens-
    tes geredet. Wir als Koalition haben im letzten Haushalt
    hier einen Aufwuchs beantragt und uns auch für die zu-
    künftige Entwicklung – das betrifft die sogenannten VEs
    für die langjährige Planung – für eine deutliche Steige-
    rung ausgesprochen. Ich sage es jetzt einmal vorsichtig:
    Ich finde das im Regierungsentwurf nur bedingt wieder,
    vor allem was die zukünftige Planung anbelangt. Im Ge-
    gensatz zu unserem Antrag sind die VEs leider wieder
    abgesenkt worden. Ich hoffe – ich bitte darum –, dass
    wir das in den nächsten Wochen in den Beratungen noch
    korrigieren können.


    (Beifall bei der SPD)


    Es ist gesagt worden: Es geht darum, dass wir einen
    Beitrag dazu leisten, insbesondere in Ländern mit fragi-
    len Staatlichkeiten Konflikte aufzuarbeiten und weiteren
    Konflikten vorzubeugen, zu verhindern, dass sie über-
    haupt entstehen und ausbrechen. Es ist leider Tatsache,
    dass es viele Projekte gäbe, die man hier noch anschie-
    ben könnte, wenn denn nur die Mittel da wären. Wir
    müssen hier für einen kontinuierlichen Aufbau sorgen.

    Ich war am Montag mit vielen Kollegen, die auch hier
    versammelt sind, bei einer Initiative, bei der es um früh-
    kindliche Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit
    geht. Das ist ein wichtiger Punkt, den wir auch im Koali-
    tionsvertrag gemeinsam als einen unserer Schwerpunkte
    beschlossen haben: Bildungsfragen in der Entwicklungs-
    zusammenarbeit.

    Ich möchte daran erinnern, dass es eine Initiative gibt,
    die in diesem Jahr eine Wiederauffüllungskonferenz ver-
    anstaltet hat und weltweit tätig ist; das ist die sogenannte
    Global Partnership for Education. Diese Initiative sam-
    melt weltweit Mittel ein, um Bildung auf allen Ebenen
    voranzubringen. Angestrebt sind 3,5 Milliarden US-Dol-
    lar bis 2018. Leider sind bisher nur 2,1 Milliarden US-





    Dr. Bärbel Kofler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dollar erreicht worden. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht da-
    von überzeugt, dass die 7 Millionen Euro, die wir im
    Haushalt dafür vorgesehen haben, ein so üppiger Beitrag
    sind, dass wir hier nicht noch besser werden könnten.


    (Beifall bei der SPD)


    Das Thema Gesundheit, das vielen Kolleginnen, so
    auch mir, ganz besonders am Herzen liegt, ist schon ver-
    schiedentlich angesprochen worden, auch von Ihnen,
    Herr Minister. Die Impfinitiative halte ich für extrem
    wichtig. Heute Morgen hatten verschiedene Kollegen die
    Gelegenheit, das mit der Initiative selbst, mit GAVI, zu
    besprechen. Eines ist klar geworden: Alles, was hier an
    Mitteln eingesetzt wird, wird von den Entwicklungslän-
    dern in einem deutlichen Maße mit eigenen Mitteln auf-
    gestockt. Jeder Euro, den wir einsetzen, bringt also
    durch das Engagement der Länder des Südens selbst ei-
    nen Mehrwert. Wir haben im nächsten Jahr die Wieder-
    auffüllungskonferenz. Die Länder des Südens haben ihre
    Mittel für Impfstoffe um 250 Prozent gesteigert; so ha-
    ben wir heute Morgen gelernt. Das heißt aber: Auch wir
    müssen deutlich erhöhen. Die Verpflichtungsermächti-
    gungen für GAVI – es tut mir leid, das sagen zu müs-
    sen – in diesem Haushalt geben das noch nicht her. Wir
    wissen, dass wir einen Betrag in Höhe von ungefähr
    100 Millionen Euro erreichen müssen.

    Ich habe alle diese Dinge nur anreißen können. Es
    gibt noch viele andere Punkte, über die wir noch einmal
    sprechen müssen, auch über den Globalen Fonds. Ich
    hoffe sehr, dass wir miteinander in den Haushaltsbera-
    tungen einen Beitrag dazu leisten, dass die Mittel erhöht
    werden, und auch noch einen Beitrag dazu leisten, dass
    ein paar Akzente gesetzt werden. Darüber würde ich
    mich sehr freuen.

    Danke.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)