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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, als nächste Redne-

    rin hat die Kollegin Agnieszka Brugger von der Fraktion
    Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es er-
    greifen uns große Bestürzung und Erschütterung ange-
    sichts der zahlreichen eskalierenden Konflikte und bluti-
    gen Kriege im Irak und in Syrien, im Nahen Osten, in
    der Ukraine, aber auch in der Zentralafrikanischen
    Republik und im Südsudan, auch wenn wir davon heute
    nicht mehr so viel in den Medien lesen wie noch vor ein
    paar Monaten. Und auch die Entwicklungen in Staaten
    wie Mali und Afghanistan geben großen Anlass zur
    Sorge. Diese Krisen stellen die Weltgemeinschaft, die
    Vereinten Nationen, die Europäische Union und natür-
    lich auch Deutschland vor schwierige Fragen: Was





    Agnieszka Brugger


    (A) (C)



    (D)(B)

    können und was müssen wir tun, um Leid zu mindern,
    die Zivilbevölkerung zu schützen und Gewalt einzudäm-
    men?

    Es gibt keine schnellen und keine einfachen Antwor-
    ten und auch kein Patentrezept, das für jede Krise passt.
    Ich glaube, vieles muss auch neu und ernsthaft diskutiert
    werden. Wo und mit welcher politischen Gesamtstrate-
    gie, mit welchen Zielen und Mitteln engagiert man sich,
    auch rückblickend und auf Basis einer kritischen Evalua-
    tion der Einsätze der letzten Jahre? Welche Rolle kommt
    in diesen Strategien der Bundeswehr zu? Wo und unter
    welchen eng begrenzten Bedingungen ist militärisches
    Eingreifen erforderlich und sinnvoll, wo ist es kontra-
    produktiv, wo sind die Grenzen und Risiken? Was heißt
    das für den Fortgang der Bundeswehrreform? Über
    welche Fähigkeiten muss die Bundeswehr in welchem
    Ausmaß verfügen, und auf welche muss sie deshalb viel-
    leicht verzichten?

    Diese vielen Fragen sollten eigentlich das Fundament
    für den Haushalt, den wir heute hier diskutieren, bilden.
    Angesichts des Verlaufs der bisherigen Debatte habe ich
    nicht das Gefühl, dass wir diesen Fragen in ausreichen-
    der Form gerecht geworden sind. Ich stelle auch sehr
    unterschiedliche Meinungsäußerungen aus der Koalition
    fest. Sie zerlegen sich gerade, statt hier um ernsthafte
    Antworten zu ringen. Ich glaube, das wird der dramati-
    schen Lage nicht gerecht und ist unverantwortlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Otte und Herr Hahn von der Union fordern jetzt
    mehr Panzer und eine Erhöhung des Verteidigungsetats,
    dessen Volumen schon jetzt bei über 30 Milliarden Euro
    liegt. Sie verabschieden sich damit nicht nur von dem
    Haushalt, den Ihre eigene Bundesregierung vorgelegt
    hat, sondern auch von der Bundeswehrreform der letzten
    Jahre. Sie wissen doch sehr genau, dass auch im letzten
    Jahr über 1 Milliarde Euro wegen der riesigen Probleme
    im Beschaffungsbereich nicht ausgegeben wurden und
    dass wir noch weit davon entfernt sind, diese Probleme
    als gelöst zu bezeichnen.


    (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Doch!)


    Gleichzeitig glauben Sie, Herr Otte, doch nicht ernst-
    haft das, was Sie gerade hier vorgetragen haben, dass
    nämlich der Rückfall in die Kalte-Kriegs-Logik in ir-
    gendeiner Art und Weise einen Beitrag zur Lösung des
    Konfliktes und der Krise in der Ukraine ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das, was Sie hier fordern, ist finanzpolitisch und sicher-
    heitspolitisch schlicht und ergreifend irrsinnig.


    (Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE]: Sehr gut! – Henning Otte [CDU/CSU]: Dann haben Sie ja gar nicht zugehört!)


    Auch die Kanzlerin und der Koalitionspartner SPD
    widersprechen Ihnen hinsichtlich der Forderung nach
    Erhöhung des Einzelplanetats. Auch die zuständige Ver-
    teidigungsministerin kommentierte ihren eigenen Haus-
    halt am Wochenende mit einem „vielleicht“. Man müsse
    jetzt erst einmal schauen, wie viel eigentlich all das
    koste, dem man beim NATO-Gipfel in Wales schon zu-
    gestimmt habe.

    Meine Damen und Herren, statt einer ernsthaften
    Debatte offenbart mir diese chaotische Diskussion, dass
    Sie eben kein Konzept und keine durchdachte und kluge
    Sicherheitspolitik haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Ministerin, man kann Ihnen eines sicherlich
    nicht vorwerfen, nämlich dass Sie seit Ihrem Amtsantritt
    untätig geblieben seien. Im Gegenteil: Sie haben wirk-
    lich sehr viele Meldungen und Auftritte in den Medien
    produziert. Unterm Strich stellt sich dabei aber immer
    wieder die Frage: Was ist dabei herausgekommen? Folgt
    der Show dann auch Substanz?

    Nehmen wir das Beispiel Waffenlieferungen. Nach
    wie vor schulden Sie uns eine Antwort auf die Frage,
    welcher Großverband der Peschmerga genau die Waffen
    bekommen soll, die Sie dorthin liefern wollen. Wir
    haben auch nicht erfahren, was andere Nationen liefern.
    Das ist eine wichtige Information, um zum Beispiel das
    Proliferationsrisiko einzuschätzen.

    Wir erfahren aus den Medien, dass Deutschland jetzt
    Teil einer Koalition ist, die die USA angestoßen hat und
    die ISIS bekämpfen soll. Bis heute wissen wir aber
    nicht: Was ist unser genauer Beitrag? Welcher Strategie
    folgt das Ganze? Welche Rolle spielen dabei die Nach-
    barstaaten in der Region, die ganz wichtig sind, wenn
    man nur in irgendeiner Art und Weise zur Lösung dieses
    Konflikts beitragen will?

    All diese Fragen müssen geklärt und beantwortet wer-
    den. Stattdessen haben Sie sich eher als tatkräftige
    Ministerin dargestellt, der es vor allem darum geht, ein
    Tabu zu brechen.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir erinnern uns auch alle an den großen Medienrum-
    mel um das Thema Vereinbarkeit von Familie und
    Dienst bei der Bundeswehr. Nach wie vor bleiben Sie
    uns hier viele Antworten schuldig. Wir haben erhebliche
    Zweifel, ob es am Ende wirklich gelingt, die Vereinbar-
    keit von Familie und Dienst zu verbessern, ob das auch
    finanziell unterlegt ist. Aber die Hochglanzbroschüre
    mit dem Titel „Aktiv. Attraktiv. Anders.“ ist schon lange
    entworfen und verteilt. Nur auf das Artikelgesetz zum
    Attraktivitätsprogramm warten wir seit Monaten.

    Eine ähnliche Geschichte gab es in der Frage der Rüs-
    tungsdesaster. Wutentbrannt über das Chaos in Ihrem
    Haus haben Sie einen Staatssekretär und den zuständi-
    gen Abteilungsleiter verabschiedet und 15 Projektstatus-
    berichte in Bausch und Bogen abgelehnt. Sie haben dann
    einen Auftrag an eine Unternehmensberatung vergeben.
    Diese sollte Ihnen dabei helfen, diese 15 kritischen
    Rüstungsprojekte und die Strukturen im Ministerium
    grundsätzlich zu durchleuchten. Dann aber räumt Ihr
    Ministerium kleinlaut ein, dass wegen des zeitlichen und
    finanziellen Umfangs des Auftrages völlig willkürlich
    nur noch neun Projekte geprüft werden. Frau Ministerin,
    es sieht auch hier nicht danach aus, dass Sie es schaffen,





    Agnieszka Brugger


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ihre Versprechen umzusetzen. Es muss aber endlich
    Schluss sein damit, dass im Verteidigungsbereich
    Steuergeld in dieser Form dermaßen verschleudert und
    verschwendet wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte noch ein viertes Beispiel anführen: Ein
    paar Monate später sind Sie in die USA gereist und ha-
    ben dort die Vereinten Nationen besucht. Sie haben ein
    stärkeres deutsches Engagement innerhalb der Vereinten
    Nationen angekündigt. Aber bis heute haben wir nicht
    einen einzigen konkreten Vorschlag dazu gesehen, wie
    das eigentlich umgesetzt werden soll. Alles was passiert
    ist, ist, dass wir uns weniger stark an der UN-Mission in
    Mali beteiligen. Ich muss Ihnen sagen: Das ist ja ein
    richtiger Gedanke, aber wir erwarten, dass Ihren Ankün-
    digungen an dieser Stelle auch Taten folgen.

    Frau von der Leyen, allzu oft schrumpfen die Ankün-
    digungen, die Sie im Scheinwerferlicht machen, bei Ta-
    geslicht dann doch auf sehr mickrige Ergebnisse zusam-
    men.

    Meine Damen und Herren, wir von der Opposition
    würden wirklich gerne mit Ihnen über die schwierigen
    Fragen und die Herausforderungen für die deutsche Au-
    ßen- und Sicherheitspolitik diskutieren. Aber dazu soll-
    ten Sie erst einmal dieses koalitionäre Gezänk beenden,
    einen soliden Haushalt vorlegen und die Substanz vor
    die Show stellen. Denn die Krisen auf dieser Welt erfor-
    dern kluge und durchdachte Antworten.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: So machen wir das auch!)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner hat der Kollege Ingo Gädechens

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ingo Gädechens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle-

    gen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor
    der sitzungsfreien Zeit hatten wir eine angeregte Haus-
    haltsdebatte für das jetzige Haushaltsjahr, und heute
    folgt – fast nahtlos daran anschließend – die Haushalts-
    debatte für das kommende Jahre 2015.

    Wer noch einmal aufmerksam die Reden, die hier in
    diesem Haus vor wenigen Wochen gehalten wurden,
    liest, stellt fest, wie schnelllebig die Zeit ist, wie fragil
    sicher geglaubte Strukturen sind und wie labil sich ak-
    tuell die Sicherheitslage in der Welt zeigt.

    Traditionell geht es heute in der ersten Lesung um den
    Haushalt für das kommende Jahr. Aber die Sondersit-
    zung in der vergangenen Woche hat uns bereits deutlich
    vor Augen geführt: Überall auf der Welt lodern Krisen-
    herde auf. Nicht nur die bedrückende Situation in der
    Ukraine treibt uns mit Sorge um und veranlasst die Re-
    gierung der freien Völker zum Handeln, sondern mit
    großer Sorge blicken wir auch wieder Richtung Gaza-
    streifen und auf die Sicherheit Israels. Fassungslos bli-
    cken wir auf islamistischen Terror und Hass, der sich in
    Teilens des Iraks und Syriens breit gemacht hat. Wir
    schauen auch auf Libyen und auf das humanitäre Elend
    in Afrika.

    Wer von uns, meine Damen und Herren, hätte ge-
    dacht, dass wir in einem Glaubenskrieg Gräueltaten se-
    hen, die mehr an das Mittelalter erinnern als an das
    21. Jahrhundert? Wir alle sind gezwungen, mehrere Kri-
    senherde gleichzeitig zu bewerten, um diese gemeinsam
    mit unseren Verbündeten einzudämmen und ihnen entge-
    genzuwirken.

    Wir dürfen nicht darauf hoffen – leider nicht –, dass
    die Vernunft mehr und mehr um sich greift und die Men-
    schen überall auf der Welt endlich auf Krieg und Gewalt
    verzichten. Dies wäre nicht nur politisch naiv, sondern
    würde die gegenwärtige Realität in der Welt ignorieren.
    Der NATO-Generalsekretär – nur noch wenige Tage im
    Amt – hat die prekäre Situation beim Gipfeltreffen wie
    folgt beschrieben:

    Unsere Allianz ist eine kleine sichere, stabile und
    gedeihende Insel, die von Krisen umgeben ist.

    Natürlich machen die Krisen deutlich, wie hoch der
    eigentliche Stellenwert des Nordatlantischen Bündnisses
    ist. Auf dem NATO-Gipfel in Wales wurden die derzei-
    tige Lage und die künftigen Herausforderungen klar be-
    nannt: Bündnisverteidigung rückt somit nach Jahren ei-
    ner gewissen Vernachlässigung wieder stärker in den
    Mittelpunkt des Handelns. Genauso wichtig ist in der
    jetzigen Lage, dass wir alle im Kopf ein gut Stück auf-
    wachen und konsequent handeln. Niemand, meine sehr
    verehrten Damen und Herren, wünscht sich kriegerische
    Eskalation, aber Deutschland darf nicht wegschauen,
    wenn an Europas Grenzen Völkerrechtsbruch, Krieg und
    Völkermord geschehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Aus diesem Grund begrüße ich die aktuelle Entschei-
    dung, entgegen bisheriger Normen in begrenzter Form
    auch Waffenlieferungen in Krisengebiete zu erlauben.
    Dies wird sicherlich die Ausnahme bleiben, und aus
    meiner Sicht bleibt eine gute Diplomatie die wichtigste
    Waffe, um Krisenherde in der Welt einzudämmen.

    Auch hierfür gebühren den Handelnden in der Regie-
    rung, der Bundeskanzlerin und dem Außenminister, aber
    insbesondere unserer Verteidigungsministerin – sie kann
    nicht alles allein machen – ein herzliches Dankeschön
    und ein großes Lob für all ihre deeskalierenden Gesprä-
    che mit den Bündnispartnern, um die Krisenherde in der
    Welt einzudämmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deutschland sieht nicht tatenlos zu, wenn an Europas
    Grenzen Gräueltaten geschehen. Ebenso begrüße ich die
    in Wales getroffene Entscheidung, eine NATO-Eingreif-
    truppe mit hoher Einsatzbereitschaft und einem Haupt-
    quartier in Osteuropa aufzustellen. Wir brauchen als
    Antwort auf die um sich greifende Aggression eine ver-





    Ingo Gädechens


    (A) (C)



    (D)(B)

    besserte Reaktionsfähigkeit der NATO. Auch diese Maß-
    nahme wird Geld kosten. Darauf sollten wir uns jetzt
    schon einstellen.


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das haben sie vor 100 Jahren auch erzählt!)


    Meine Damen und Herren, jede Krise erfordert ein
    abgestimmtes, kluges und gerade jetzt auch ein ent-
    schlossenes Vorgehen. Sie aber grummeln jetzt herum,
    und Sie, Frau Höger, haben gerade gesagt, man müsse
    Russland mit anderen Augen betrachten und man müsse
    beide Seiten sehen.


    (Inge Höger [DIE LINKE]: Wer hat denn mit den Manövern angefangen?)


    Zum jetzigen Zeitpunkt werden Atomtests durchgeführt,
    und zwar nicht von der NATO und nicht von Amerika,
    sondern in Russland, und weitere sind geplant. Das sind
    Aggressionen, und das sind Zeichen, die nicht auf Frie-
    den hindeuten. Das sollten Sie lieber registrieren, statt
    hier vom Rande aus herumzugrummeln.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das NATO-Manöver haben wir gemacht! Sanktionen!)


    Meine Damen und Herren, jede Krise erfordert ein
    abgestimmtes, kluges und gerade jetzt auch ein ent-
    schlossenes Vorgehen. Die Sanktionen gegen Russland
    waren Gegenstand kritischer Diskussion. Denn Sanktio-
    nen erzeugen oftmals Gegensanktionen, und Handelsbe-
    schränkungen treffen gerade auch unsere exportabhän-
    gige Wirtschaft in besonderer Weise. Dennoch dürfen
    wir nicht den Fehler begehen, uns nur an ökonomischen
    Fakten zu orientieren. Die Bundesregierung handelt be-
    sonnen und mit Bedacht. Das Handeln Russlands in der
    Krise ist hingegen absolut inakzeptabel. Russland, insbe-
    sondere Präsident Putin, hat den Schalthebel zur Kon-
    fliktbewältigung in der Ukraine in den Händen. Solange
    dieser Schalthebel nicht auf Deeskalation gestellt wird,
    ist zunehmender Druck auf Russland notwendig.

    Auch und gerade vor dem Hintergrund dieser weltpo-
    litischen Lage ist der Einzelplan 14 zu bewerten. Im Ver-
    teidigungsetat geht es einmal mehr um die finanzielle
    Ausstattung. Es geht um das Geld, das wir der Bundes-
    wehr, den Soldatinnen und Soldaten, aber auch den zivi-
    len Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung
    stellen wollen bzw. können. Es geht um attraktivitätsstei-
    gernde Maßnahmen, um Wartung und Instandsetzung,
    aber es geht auch um viel Geld, das wir für modernes
    Gerät und für den Schutz und die Sicherheit unserer Sol-
    daten investieren müssen.

    Nahezu alle Redner haben in dieser laufenden Haus-
    haltsdebatte das große Ziel beschrieben, das wir gemein-
    sam erreichen wollen: Wir wollen auf jegliche neue
    Schulden im Haushaltsjahr 2015 verzichten. Ich bin zu-
    versichtlich, dass wir dieses Ziel nach 45 Jahren endlich
    erreichen werden. Aber der Weg dahin ist so fragil wie
    die derzeitige Sicherheitslage in der Welt.

    Meine Damen und Herren, die Basis für jede wirt-
    schaftliche Entwicklung und soziale Stabilität ist innere
    und äußere Sicherheit. Wir sollten das bei all den berech-
    tigten Forderungen, die andere Fachbereiche an den
    Bundeshaushalt stellen, stets im Blick behalten. Unsere
    innere und äußere Sicherheit und der Schutz der Souve-
    ränität und Integrität Deutschlands und seiner Verbünde-
    ten sind ein enorm hohes Gut.

    Wir Verteidigungspolitiker haben sicherlich die bes-
    ten Argumente, um mehr Geld für den Einzeletat zu for-
    dern. Wir tun das nicht – ich sage leise: wir tun das noch
    nicht, liebe Frau Höger –, weil wir der Überzeugung
    sind, dass wir im Haushaltsjahr 2015 mit dem zugewie-
    senen Etat von 32,2 Milliarden Euro auskommen wer-
    den. Aber ich sage auch sehr deutlich: Wir stoßen bereits
    jetzt an Schmerzgrenzen. Der Verteidigungshaushalt ist
    auf Kante genäht. Finanzielle Spielräume sind nicht
    mehr vorhanden. Neue Aufgaben neben den derzeitigen
    Aufträgen kann unsere Bundeswehr nicht mehr verkraf-
    ten. Denn – auch daran sei noch einmal erinnert – die
    Bundeswehr befindet sich neben den Einsätzen in einer
    Neuausrichtung, die oft als Operation am offenen Her-
    zen beschrieben wurde – nur mit dem Unterschied, dass
    der Patient nicht im OP liegt, sondern auf dem Gehweg
    läuft.

    Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten in dieser Um-
    bruchphase in zahlreichen Einsätzen im In- und Ausland
    wirklich Außerordentliches. Ihnen gilt daher unser ganz
    besonderer Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Trotz Abzug großer Kontingente aus Afghanistan und
    der erhofften Entlastung der Truppe haben wir bereits
    neue Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen.
    Ich nenne hier beispielsweise die Operation Active
    Fence in der Türkei oder das Air Policing im Baltikum.
    Die Zahl der Einsätze wird also absehbar nicht geringer,
    genauso wenig wie die Belastungen für Soldaten und
    Material. Der Verteidigungshaushalt wird sich – das ist
    meine feste Überzeugung – dieser Entwicklung mittel-
    fristig anpassen müssen.

    Frau Präsidentin, ich weiß, dass Sie das nicht so gerne
    mögen. Aber Henning Otte hat die Latte so hochgelegt,
    als er die Feuerwehrleute aus Uelzen persönlich begrüßt
    hat, dass ich noch sagen möchte: Ich freue mich, dass der
    Kreisfeuerwehrverband Ostholstein ebenfalls auf der
    Tribüne zugegen ist.

    Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)