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ID1805011400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Henning Otte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Lieber Kollege Dr. Lindner, Gurken sind
    grün, glaube ich. Das war eine grüne Rede.


    (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Heute beraten wir den Verteidigungshaushalt für das
    Jahr 2015 – in einer Zeit überraschender Änderungen
    hinsichtlich der Sicherheitslage, auf die wir reagieren
    müssen, an einem Tag, an dem wir in einer sehr bewe-
    genden Gedenkstunde dem Ausbruch des Zweiten Welt-
    krieges gedacht haben, in einer Zeit, in der wir zusam-
    men den Auftrag haben, dem Frieden in der Welt zu
    dienen und die Integrität Deutschlands, seiner Partner
    und Europas zu jeder Zeit zu verteidigen.

    Herr Dr. Neu, wie Sie hier heute die russischen Inte-
    ressen dargestellt haben, ist eine Verunglimpfung der
    Gefühle Polens und kommt schon einer Geschichtsfäl-
    schung gleich.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


    In Artikel 87 a des Grundgesetzes heißt es:

    Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.
    Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer
    Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan
    ergeben.

    Das heißt auch: Der Verteidigungshaushalt muss die
    Verteidigungsbereitschaft unseres Landes sicherstellen.
    Wenn man sich die sicherheitspolitische Diskussion in
    den letzten Wochen anschaut, muss man feststellen, dass
    sich die Konfliktlage vehement zugespitzt hat. Neben
    den laufenden Einsätzen der Vereinten Nationen, der
    NATO und der Europäischen Union, an denen Deutsch-
    land beteiligt ist, tragen dazu die Konflikte im Nordirak,
    in Syrien, im Jemen, in Mali, im Norden Afrikas, aber
    vor allem auch die islamistischen Strukturen um al-
    Qaida, Boko Haram und vor allem auch des IS bei.
    Aber auch das militärische Vorgehen Russlands zur
    Landnahme der Krim und – zumindest – zur Destabili-
    sierung der Ostukraine tragen dazu bei. Dieses Verhalten
    Russlands hatte die NATO als solches nicht auf dem
    Schirm. Sie hat es erst jetzt, auf dem NATO-Gipfel in
    der letzten Woche in Wales, zum Anlass für eine strate-
    gische Strukturanpassung genommen. Der NATO-Gipfel
    hat ergeben und damit Deutschland den Auftrag erteilt,
    die Reaktionszeiten der NATO zu beschleunigen,
    schnelle Kräfte als sogenannte Speerspitzen einzusetzen
    und sich hinsichtlich der Führungsstrukturen, der Manö-
    verbewegungen und der Luftraumüberwachungen dauer-
    haft noch stärker zu beteiligen.

    Meine Damen und Herren, wir müssen uns vergewis-
    sern, was das für die Bundeswehr bedeutet. Neben dem
    normalen Grundbetrieb, der Abrufbereitschaft bei Kata-
    strophenfällen, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den
    Feuerwehren – ich begrüße hier eine Abordnung der
    Feuerwehr aus Uelzen –, muss die normale Verteidi-
    gungsbereitschaft aufrechterhalten werden. Die Moder-
    nisierung der Großprojekte Puma, A400M, Fregatten-
    hubschrauber NH90 und Tiger muss vorankommen; das
    ist schon dargestellt worden. Die mandatierten Einsätze
    müssen absolviert werden. Ausrüstungsgegenstände
    werden aus dem Bestand und damit aus dem Betrieb he-
    raus zur Verfügung gestellt. Für die Logistik bei humani-
    tären Maßnahmen ist die Bundeswehr zuständig. Zusätz-
    lich werden wir beauftragt, als Rahmennation tätig zu
    werden, um als viertgrößte Industrienation einen verant-
    wortungsvollen Beitrag zu leisten.

    Hinzu kommen die Ergebnisses des NATO-Gipfels:
    die dauerhaften Beteiligungen an einzelnen Aufgaben
    wie auch an den schnellen Einsatzstrukturen und Füh-
    rungsstrukturen. Das alles muss gemeistert werden mit-
    ten in der größten Reform der Bundeswehr seit ihrem
    Bestehen. Die Bundeswehr ist eine Einsatzarmee. Sie
    muss genügend attraktiv sein. Deshalb brauchen wir
    auch noch eine Attraktivitätsoffensive, die wir kraftvoll
    angehen; Frau Bundesverteidigungsministerin hat da-
    rüber berichtet.

    Es ist also viel los in der Truppe, und das bei laufen-
    dem Betrieb, bei gefährlichen Auslandseinsätzen und ei-
    ner brisanten Sicherheitslage. Die jetzigen Belastungen
    und die zukünftig steigenden Erwartungen an die Bun-
    deswehr sind enorm. Wir als Parlamentarier sind aufge-
    fordert, dafür die notwendigen finanziellen Mittel zur
    Verfügung zu stellen und sie gegebenenfalls anzupassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist vielfach ge-
    sagt worden: Die Zeit der sogenannten Friedensdivi-
    dende ist vorbei.


    (Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie!)


    Die Zeit ist vorbei, in der aus dem Verteidigungsetat im-
    mer noch ein Stück herausgenommen werden konnte,
    um den allgemeinen Haushalt zu stärken. Denn Sicher-
    heit ist die Grundlage unseres Handelns. Ohne Sicher-
    heit keine Freiheit! Zur Verteidigung unserer Werte wie
    Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, territorialer Inte-





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    grität und zur Verbesserung der Situation im Hinblick
    auf den Weltfrieden darf es uns an Entschlossenheit
    nicht fehlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Koste es, was es wolle! – Zuruf des Abg. Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE])


    Oder wie es der polnische Präsident Komorowski heute
    in seiner sehr beeindruckenden Rede genau an dieser
    Stelle gesagt hat: Als Antwort der Verantwortungsge-
    meinschaft müssen wir in Stabilität und damit in die Zu-
    kunft investieren. Wir brauchen ein sicheres Europa und
    die transatlantischen Verbindungen, die Stärkung der
    Ostflanke der NATO durch Präsenzen und schnelle Spit-
    zen wie auch multinationale Einheiten in Europa.


    (Inge Höger [DIE LINKE]: Kriegskurs!)


    – Wie bitte? Wie haben Sie den polnischen Präsidenten
    eben genannt?


    (Inge Höger [DIE LINKE]: Das ist ein Kriegskurs!)


    – Kriegskurs. Na ja.

    Noch haben wir ein Zeitfenster, in dem wir bei der
    Neuausrichtung der Bundeswehr Anpassungen ohne
    große personelle oder auch finanzielle Anstrengungen
    vornehmen können. Denn Streitkräfte sind keine Institu-
    tion, die man nach Belieben rauf- oder runterfahren
    kann; sie bedürfen einer langfristigen Planung.

    Das war auch der Grund, warum wir an dem Prinzip
    „Breite vor Tiefe“ so bestimmt festgehalten haben. Es ist
    nämlich wie in der Wirtschaft: Gehen Fähigkeiten erst
    einmal verloren, benötigt man umso mehr Geld, Kraft
    und Anstrengungen, um diese wieder aufzubauen. Hier
    waren wir vorausschauend. Wir können nun auf Fähig-
    keitskerne zurückgreifen, die gegebenenfalls, je nach
    Lage, auch wieder aufwachsen können. Diese Maßnah-
    men treffen wir nicht, weil wir eine größere Armee ha-
    ben wollen, sondern diese Maßnahmen treffen wir, weil
    wir eine Armee brauchen, die stets die richtigen Antwor-
    ten auf die jeweilige Sicherheitslage geben muss.

    Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr wollen wir
    zwei besondere Punkte abbilden: Zum einen wollen wir
    die Bundeswehr so aufstellen, dass wir den jeweiligen
    aktuellen sicherheitspolitischen Anforderungen optimal
    begegnen können, und zum anderen wollen wir die Bun-
    deswehr so breit aufstellen, dass wir uns immer flexibel
    auf veränderte Lagen einstellen können. Auf das aggres-
    sive Vorgehen Putins in der Ukraine, wo auch mit Solda-
    ten und auch gepanzerten Fahrzeugen der Westen und
    das Land erpresst werden sollen, müssen wir eine ent-
    schlossene Antwort haben, die glaubhaft untermauert ist.
    Denn nur eine glaubhafte, entschlossene Stärke ermög-
    licht den Verhandlungsraum für diplomatische Lösun-
    gen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir die umfangreichen russischen Streitkräfte
    betrachten, müssen wir feststellen, dass wir wohl doch
    mehr gepanzerte Fähigkeiten im Heer vorhalten sollten
    als gedacht. Denn die Abwehrfähigkeit der NATO ist
    immer der Grundpfeiler gewesen. Russland hat in der
    Vergangenheit offensichtlich nicht abgerüstet, sondern
    eher modernisiert und ist damit auch in der Lage, mit
    Großverbänden aktiv zu werden. Das Gleiche gilt übri-
    gens für die Marine wie auch für die Luftstreitkräfte.

    Die Steigerung unserer eigenen Fähigkeiten ist zu die-
    sem Zeitpunkt auch deswegen noch möglich, da die neue
    Struktur noch nicht in allen Teilen eingenommen ist. Wir
    wollen eigene Fähigkeiten in das europäische Konzert
    eingeben, aber ohne dass wir sie national aufgeben. Das
    heißt, wir wollen ein Zusammenwirken der Streitkräfte
    in Europa durch Zurverfügungstellung von einzelnen ab-
    gestimmten Fähigkeiten, also eine Stärkung der europäi-
    schen Komponente durch einzeln bereitgestellte Kernfä-
    higkeiten. Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass wir im
    Sinne einer noch weit entfernten europäischen Armee
    einzelne Fähigkeiten in Deutschland aufgeben können
    oder dürfen oder uns in Abhängigkeit anderer Nationen
    begeben. Zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt hat auch
    noch kein Partnerland ein konkretes Angebot gemacht,
    entsprechende Fähigkeiten von uns zu übernehmen. Hier
    ist eine klare Realpolitik gefragt.

    Wenn man sich ansieht, wer heute die modernsten
    Kampfpanzer hat, stellt man fest: Es sind die Griechen.
    Ich bin der Meinung, dass Deutschland selbst diese Fä-
    higkeit und diese Komponente behalten muss. Das gilt
    auch für andere Fähigkeiten wie zum Beispiel die Luft-
    und Seeraumüberwachung und die ABC-Abwehr. Jegli-
    che Stärkung – das sei gesagt – ist dabei gut, jegliche
    Schwächung dagegen nicht zu verantworten, zumindest
    nicht für die Union.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen das
    Konzept der Neuausrichtung voranbringen. Wir werden
    es erfolgreich praktizieren, weil es sich auch in den Ein-
    sätzen als die richtige Variante darstellt. Wir werden aber
    nicht darum herumkommen, die Streitkräfte in einzelnen
    Bereichen so anzupassen, dass wir die innere und äußere
    Sicherheit gewährleisten können. Das wird vielleicht
    nicht günstiger, vielleicht nicht angenehmer. Aber ich
    will nicht, dass die Scharia-Polizei bzw. Ableger des IS
    in Deutschland unterwegs sind und dass wir Anschläge
    erleiden müssen. Deshalb muss es uns gelingen, Krisen-
    herde dort einzudämmen, wo sie entstehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE]: Wo Sie sie aufgemacht haben!)


    Mit der Bundeswehr muss Deutschland innerhalb des
    Bündnisses in der Lage sein, unsere Sicherheitsbedürf-
    nisse durchzusetzen, damit das Recht dem Unrecht nicht
    weichen muss, weil sonst die Probleme auf uns zukom-
    men. Der beschriebene Terrorismus ist expansiv und
    missionarisch ausgerichtet. Nur die Bundeswehr ist in
    der Lage, schnell und umfassend auch in umkämpften
    Gebieten Menschen zu helfen. Dafür brauchen wir das
    gesamte Spektrum der Fähigkeiten. Wir müssen im
    Querschnitt modern ausgerüstet sein. Es kann nicht sein,
    dass wir erst bei Einsätzen anfangen, die notwendige





    Henning Otte


    (A) (C)



    (D)(B)

    Modernisierung umzusetzen. Hier ist im investiven Be-
    reich des Etats zumindest in 2016 nachzubessern.

    In diesem Zusammenhang sollten wir auch dafür sor-
    gen, dass die Fähigkeiten, die wir abbilden, zu 100 Pro-
    zent zur Verfügung stehen. Ein Zustand, in dem wir
    Truppenteile haben, die nicht über das notwendige Gerät
    verfügen, oder in dem Teile in Deutschland unterwegs
    sind, die wir bei einer Bedrohungslage erst zusammenfü-
    gen müssen, kann nicht verantwortungsvoll sein.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Verteidigungs-
    etat hat nach der deutschen Einheit stets einen wesentli-
    chen Beitrag zum allgemeinen Haushalt geleistet. Allein
    seit 2004 sind 3 Milliarden Euro weniger Investitionen
    getätigt worden, weil geplante Vorhaben nicht durchge-
    führt wurden und stattdessen als Beitrag zu den laufen-
    den Einsätzen herhalten mussten. Auf die Dauer ist das
    für die Substanz der Streitkräfte nicht gut. Hierauf müs-
    sen wir eine Antwort finden, um die Abwehr- und Bünd-
    nisfähigkeit aufrechtzuerhalten und damit die Abwehr-
    bereitschaft zu erhöhen.

    Was der Einzelplan 14 braucht, ist keine Kürzung in
    der Zielgeraden, sondern Planungssicherheit und die
    Möglichkeit, in allen Bereichen genügend Mittel zur
    Verfügung zu haben.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht an Ihre eigenen Haushälter, oder?)


    Das Wichtigste ist das Personal. Wir dürfen nicht verges-
    sen, dass hinter allen Einsätzen Soldatinnen und Solda-
    ten, Beamtinnen und Beamte und vor allem deren Fami-
    lien stehen. Sicherlich ist die Modernität des Geräts ein
    Motivationsfaktor. Gutes Material mildert aber auch die
    Folgen der Einsätze ab und schützt. Auch hier müssen
    wir nachhaltig investieren, auch in die Attraktivität. Die
    Bedrohung ist grundlegend anders als noch vor einem
    Jahr. Lassen Sie uns bei alldem beachten: Hinter all den
    Zahlen stehen Menschen, die schützen und die geschützt
    werden müssen.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Nächste Rednerin ist für die Fraktion Die Linke die

Kollegin Inge Höger.

(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Inge Höger-Neuling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Letzte

    Woche traf sich die NATO in Wales zu ihrem Kriegsrat.
    Ich habe mit Aktivistinnen und Aktivisten der britischen
    und der internationalen Friedensbewegung an den Pro-
    testen gegen diese Konferenz teilgenommen.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Leider gab es sehr viele Gründe für Protest. Denn neben
    dem verbalen Säbelrasseln – das kennen wir ja schon –
    gab es konkrete Verabredungen für eine weitere Aufrüs-
    tung des Bündnisses.


    (Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Allein die Vorgabe, dass die Mitgliedstaaten 2 Pro-
    zent des Bruttoinlandsprodukts fürs Militär ausgeben
    sollen, ist völlig inakzeptabel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das würde für Deutschland eine Aufstockung der Aus-
    gaben von zurzeit etwa 32 Milliarden Euro auf 56 Mil-
    liarden Euro bedeuten. Das wäre eine haushaltspoliti-
    sche Katastrophe. Aber ein lautes und deutliches Nein
    der Bundesregierung oder auch von Frau von der Leyen
    gegen diese Zumutung habe ich bisher nicht gehört.

    Ebenfalls nicht gehört habe ich ein Nein zur Atom-
    aufrüstung. Die geplante Modernisierung der Atomwaf-
    fen wird auch von Deutschland mitbezahlt. Die in Bü-
    chel stationierten US-Atombomben müssen abgezogen
    und entsorgt werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Einen Ersatz durch neue, moderne Massenvernichtungs-
    waffen darf es nicht geben.

    Der renommierte US-Politikwissenschaftler John
    Mearsheimer machte vor kurzem klar, dass die Darstel-
    lung, Russland sei der maßgebliche Verursacher der
    Ukraine-Krise, schlicht falsch ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Er wies auf die NATO-Osterweiterung als Wurzel des
    Konfliktes hin. Diese verfehlte Ostpolitik setzt die
    NATO mit ihren Beschlüssen von Wales fort. Sicherheit
    lässt sich nicht gegen, sondern nur mit Russland herstel-
    len.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Säbelrasseln und Aufmärsche helfen dabei nicht weiter.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer macht denn Aufmärsche?)


    Denken Sie nun nicht, ich sei blind gegenüber der rus-
    sischen Politik. Als Abrüstungspolitikerin halte ich die
    Sezession der Krim für mehr als bedenklich.


    (Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Immerhin! – Dr. Fritz Felgentreu [SPD]: Annexion!)


    Aber man muss immer beide Seiten sehen, um das beur-
    teilen zu können. Und die Politik der NATO eröffnet
    keine gemeinsame Friedensperspektive. Sie verstärkt
    eine neue Blockkonfrontation. Ein Zurück zu einem Ent-
    spannungsprozess geht nicht mit dem Ausbau von neuen
    Militärbasen im Osten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber das wurde nun von der NATO beschlossen. Das ist
    ein völlig falsches Signal.

    Lassen Sie es mich deutlich sagen: In Wales wurde
    der Bruch der NATO-Russland-Akte vorbereitet oder zu-
    mindest perspektivisch ermöglicht. Die neuen Militärba-
    sen sollen zwar dauerhaft nur mit einer überschaubaren
    Anzahl von einigen Hundert Militärangehörigen besetzt
    werden, aber sie sollen die Infrastruktur und die Aus-
    rüstung für wesentlich größere Einheiten bereithalten.
    Damit schafft sich die NATO die Möglichkeit, größere





    Inge Höger


    (A) (C)



    (D)(B)

    Einheiten nach Osten zu verlegen. Anstatt neue Militär-
    basen auszubauen, sollte sie besser die bereits existieren-
    den schließen.


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Das wird ja immer schlimmer!)


    Auch die geplante neue und angeblich superschnelle
    Eingreiftruppe ist garantiert kein Schritt zur Deeskala-
    tion. 4 000 bis 5 000 Soldatinnen und Soldaten sollen in
    dieser neuen Speerspitze für Interventionen zusammen-
    gefasst werden, und sie sollen innerhalb weniger Tage
    einsatzbereit sein. Wie das mit dem Parlamentsbeteili-
    gungsgesetz übereinstimmen kann, frage ich mich. Die
    Linke spricht sich gegen jede Kriegsvorbereitung und
    gegen die Einschränkung der Rechte des Parlaments aus.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Sie dient der Verteidigung, nicht dem Angriff!)


    Lassen Sie mich zum Abschluss noch zum Thema
    Drohnen kommen. Frau Ministerin, Sie haben zu Beginn
    des Sommers gegenüber den Medien erklärt, dass Sie
    der Überzeugung seien – Zitat –,

    dass wir in die Entwicklung einer europäischen be-
    waffnungsfähigen Drohne einsteigen müssen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


    Es wundert Sie sicherlich nicht, dass ich diese Überzeu-
    gung nicht teile. Weltweit sind schon 80 Staaten im Be-
    sitz von Drohnen. Viele davon erwägen die Entwicklung
    von Kampfdrohnen oder haben bereits damit begonnen.
    Die New York Times warnte vor kurzem vor einem Rüs-
    tungswettlauf in diesem Bereich. Glaubt hier wirklich je-
    mand, dass die Existenz von noch mehr Kampfdrohnen
    dazu führt, dass das Völkerrecht besser geachtet wird
    oder dass diese Tötungsmaschinen dann seltener und
    verantwortungsvoller eingesetzt werden? – Sie wissen,
    dass damit nicht zu rechnen ist. Im Gegenteil, die
    Schwellen in einen Krieg werden so immer weiter ge-
    senkt. Wer wirklich die Zivilisation gegen die Barbarei
    verteidigen will, der muss sich für einen sofortigen Aus-
    stieg aus dieser Technologie einsetzen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir brauchen eine globale und völkerrechtlich bin-
    dende Ächtung von Kampfdrohnen. Ich möchte alle die-
    jenigen, die sich gegen Drohnen und für Frieden einset-
    zen wollen, auffordern, sich am 4. Oktober am Globalen
    Aktionstag gegen Kampf- und Überwachungsdrohnen
    zu beteiligen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die zentrale Lehre aus dem Grauen des Ersten und
    des Zweiten Weltkrieges ist und bleibt die Forderung:
    Nie wieder Krieg!


    (Beifall bei der LINKEN)