Rede:
ID1805010500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Für: 1
    2. die: 1
    3. Sozialdemokraten: 1
    4. spricht: 1
    5. jetzt: 1
    6. der: 1
    7. KollegeRainer: 1
    8. Arnold.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alexander S. Neu


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen!

    Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Die Dar-
    stellung von Frau von der Leyen hat einmal mehr ge-
    zeigt, wie wichtig es ist, dass es eine Linke in diesem
    Bundestag gibt, die ein differenzierteres Bild der sicher-
    heitspolitischen Lage zeichnet.


    (Michaela Noll [CDU/CSU]: Das kann man auch anders sehen!)


    Zunächst einmal zu den Einzelplänen. Es ist schon in-
    teressant, dass die beiden größten Einzelpläne des Bun-
    deshaushalts die für Arbeit und Soziales und für Militär
    sind. Die Militärausgaben betragen nicht 33 Milliarden
    Euro, sondern nach NATO-Kriterien – das ist das Ent-
    scheidende im Haushalt – 35,1 Milliarden Euro. Das ent-
    spricht etwa 440 Euro jährlich pro Einwohner in diesem
    Land. Deutschland hat den viertgrößten Militärhaushalt
    in der NATO und den siebtgrößten global. Viele Staaten
    dieser Welt haben einen geringeren Gesamthaushalt, als
    Deutschland für sein Militär ausgibt.


    (Michaela Noll [CDU/CSU]: Die haben auch weniger Einwohner!)


    Viele Staaten haben sogar ein geringeres Bruttoinlands-
    produkt, als Deutschland für sein Militär ausgibt. Das
    sollte uns zu denken geben.

    Was sagt das aber über eine Gesellschaft aus, in der
    die Einzelpläne für Arbeit und Soziales und für Militär
    die beiden größten Einzelpläne darstellen? Zum einen,
    dass wir eine verfehlte Wirtschaftspolitik oder – besser –
    ein falsches Wirtschaftssystem haben, das mehr Men-
    schen in Armut und prekäre Verhältnisse bringt, die mit
    sozialpolitischen Maßnahmen mehr schlecht als recht
    korrigiert werden müssen. Zum anderen zeugt das von
    einem Verständnis einer militarisierten Außen- und Si-
    cherheitspolitik in einer Zeit, in der Deutschland nicht
    einmal ansatzweise bedroht wird. So lautet auch die
    Feststellung von Generalinspekteur Wieker 2010 in sei-
    ner Stellungnahme zu einem Prüfauftrag. Ich zitiere:

    Eine unmittelbare territoriale Bedrohung Mittel-
    europas und damit Deutschlands mit konventionel-
    len militärischen Mitteln besteht heute nicht mehr.

    Warum aber brauchen wir einen so hohen Militäretat?
    Zum einen, weil es immer noch die anachronistische
    Vorstellung gibt, wonach eine gewachsene Verantwor-
    tung auf internationaler Ebene primär mit militärischen
    Mitteln ausgeübt werden müsse. Steinmeier, von der
    Leyen und Gauck fordern immer unverhohlener, die in-
    ternationale Reputation Deutschlands und die Mitspra-
    che auf internationaler Ebene über das Militärische aus-
    zubauen. Gerade wurde es gesagt: Es gibt derzeit
    17 Militäreinsätze der Bundeswehr.

    Der zweite Grund, warum es einen so hohen Militär-
    etat gibt, besteht im westlichen Selbstverständnis: der
    Westen als Zentrum der Welt. Entweder unsere Vorstel-
    lungen und Werte werden global übernommen, oder aber
    es gibt Konflikte. So ist auch das Verständnis in der
    Kooperation mit Russland. Wenn Russland eine Berück-
    sichtigung seiner sicherheitspolitischen Interessen ein-
    fordert, wird das weitestgehend ignoriert.


    (Zuruf des Abg. Rainer Arnold [SPD])


    Wenn Russland seine sicherheitspolitischen Interessen
    umsetzt, da die Diplomatie und Gespräche mit dem

    (B)






    Dr. Alexander S. Neu


    (A) (C)



    (D)(B)

    Westen erfolglos waren, wird Russland als Aggressor
    dämonisiert.


    (Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Wer hat denn Russland bedroht?)


    Gemeinsame Sicherheit sieht gravierend anders aus.


    (Beifall bei der LINKEN – Florian Hahn [CDU/CSU]: Bedrohung durch Handelsabkommen!)


    Die Frage ist und bleibt doch, wer sich vor wessen
    Haustür mit militärischen Strukturen breitmacht. Russ-
    land auf jeden Fall nicht.


    (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU)


    – Ihnen sollte die NATO-Osterweiterung bekannt sein.
    Wenn Ihnen die nicht bekannt ist, ist das traurig.

    Schaut man sich die sicherheitspolitische Bilanz der
    Out-of-Area-Kriege der NATO oder der kriegführenden
    NATO-Staaten wie USA, Frankreich und Großbritannien
    seit dem Endes des Kalten Krieges an, so stellt man fest,
    dass sie desaströs ist. Alle Kriege wurden verloren. Die
    Schlachten wurden gewonnen, keine Frage; aber das
    offiziell formulierte politische Ziel wurde niemals er-
    reicht. Afghanistan, Libyen, Irak, die serbische Provinz
    Kosovo, Bosnien-Herzegowina – das alles sind geschei-
    terte Staaten, nachdem der Westen dort militärisch Hand
    anlegte und letztendlich die Situation verschlimm-
    besserte.

    Das ist übrigens ein wesentlicher Grund für die Ver-
    weigerung, ehrliche Einsatzbilanzen vorzulegen; denn
    die Ergebnisse würden das Scheitern belegen. Genau das
    will man vermeiden. Aber den Tod Hunderttausender
    Menschen als Kriegsopfer, Kriegsfolgenopfer oder
    Sanktionsopfer durch NATO-Kriege oder Kriege der
    USA mit ihren Koalitionen der Willigen kann man nicht
    verleugnen und nicht verstecken.

    Trotz dieses offenkundigen Scheiterns der militarisier-
    ten Außen- und Sicherheitspolitik zeigt man sich völlig
    unbeeindruckt. „Weiter so wie bisher und ein bisschen
    mehr“ scheint das Leitmotto zu sein. Das „ein bisschen
    mehr“ ergibt sich aus der Reaktivierung des alten Feind-
    bildes Russland, wie Beschlüsse auf dem NATO-Gipfel
    belegen: Schaffung einer „Speerspitzen“-Eingreiftruppe,
    Bekräftigung der Ausdehnung der NATO nach Ost-
    europa und in den postsowjetischen Bereich, Open Door
    Policy, das Festhalten am NATO-Raketenabwehrsystem
    zwecks Neutralisierung des atomaren Gleichgewichts
    und die Bekräftigung der 2-Prozent-Klausel für die Mili-
    tärhaushalte. – Eine kurze Anmerkung zur Absurdität
    der letzteren Argumentation: Die NATO hat mehr als das
    Zehnfache an Geldern, die der russische Militärhaushalt
    zur Verfügung hat.


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau!)


    Die einzige friedenspolitische Alternative für Europa
    ist nicht die NATO, sondern ein System gegenseitiger
    kollektiver Sicherheit.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Wir brauchen die Retransformation der Bundeswehr zu
    einer reinen Verteidigungsarmee und zur Landesverteidi-
    gung.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Linke fordert mehr Panzer!)


    Eins ist klar: Frieden in Europa kann es nur mit und
    nicht gegen Russland geben. Auch wenn Deutschland es
    manchmal für sich beansprucht: Russland ist faktisch
    das größte Land Europas und ein wichtiger Handelspart-
    ner Deutschlands und der Europäischen Union. Sich von
    der US-amerikanischen Außenpolitik diktieren zu las-
    sen, wie wir unsere Handelsbeziehungen mit Russland
    handhaben, ist schon beschämend. So viel zur Souverä-
    nität deutscher Außenpolitik.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl A. Lamers [CDU/CSU]: Das machen wir alles selber!)


    Daher fordert die Linke haushaltspolitisch die Einspa-
    rung und Umwidmung von Steuergeldern: von Men-
    schen für Menschen und nicht für Waffen und Gewaltpo-
    litik.

    Hierzu kann ich drei Beispiele anführen: Mit dem
    Geld für 53 Transportflugzeuge A400M kann man in die-
    sem Land 6 300 Kitas bauen. Mit dem Geld für vier Fre-
    gatten 125 können Kommunen – sie sind eh gebeutelt –
    620 Sporthallen bauen.


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Das ist gegen die kommunale Selbstverwaltung!)


    Mit dem Geld für den Eurofighter – das große Milliar-
    dengrab – ließen sich 210 000 Sozialwohnungen bauen,
    die in diesem Land dringend gebraucht werden. Das
    wäre echte Friedenspolitik und bedeutete einen Gewinn
    an internationalem Ansehen und zugleich einen Gewinn
    für die Menschen in diesem Land.

    Ich danke.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die Sozialdemokraten spricht jetzt der Kollege

Rainer Arnold.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Rainer Arnold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Auch wir in diesem Haus haben heute des Leids im
    Zweiten Weltkrieg gedacht. Gerade meine Generation
    erinnert sich in solchen Stunden daran, dass es eben
    nicht selbstverständlich ist, dass wir in Frieden aufwach-
    sen konnten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dieser Friede wurde organisiert durch eine weitsichtige
    Politik, und er wurde unterstützt, getragen und gesichert
    von Streitkräften, die glaubwürdig einsatzfähig sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)






    Rainer Arnold


    (A) (C)



    (D)(B)

    In den letzten Monaten mussten wir erleben, dass sich
    im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika Terror und
    Krieg breitmachten. Mit Blick auf den Kollegen Neu: Es
    sind nicht wir, es ist nicht der Westen, der zur Stunde im
    Norden von Nigeria den Menschen Gewalt antut und den
    Menschen seinen Willen aufzwingen will; es sind die
    fundamentalen Islamisten der Boko Haram.

    Herr Kollege, wir alle haben geglaubt, dass es nach
    Beendigung der Balkankriege undenkbar sein wird, dass
    in Europa Konflikte mit Waffengewalt ausgetragen wer-
    den. An die Kollegen der Linken: Es sind nicht wir, es ist
    nicht der Westen, der den Menschen im Osten der
    Ukraine und auf der Krim seine Regierungsform und die
    russische Lebensart aufzwingen will. Ich habe manch-
    mal den Eindruck, Sie glauben immer noch, Russland
    habe ein linkes Regime. Nein, es ist ein autokratisches,
    nationalistisches Regime.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Was Sie mit dem zu tun haben wollen, das verstehe ich
    wirklich nicht.

    Wir wissen gleichzeitig alle in diesem Haus, dass mi-
    litärische Einsätze die meisten Konflikte nicht lösen
    werden. Militär wird an der einen oder anderen Stelle
    aber gebraucht, um sich schützend vor Menschen zu
    stellen, um Zeitfenster für diplomatische Lösungen zu
    öffnen und um Zeitfenster für humanitäre Hilfe und für
    die Eindämmung von Terror offenzuhalten. Das alles ist
    häufig notwendig.

    Deutschland redet immer über militärische Zurück-
    haltung.


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Da war Westerwelle besser!)


    Das Gegenteil von militärischer Zurückhaltung wären
    militärisches Vorpreschen und militärische Abenteuer.
    Ich glaube, kein vernünftiger Mensch in einer Demokra-
    tie wird dies wollen. Ich sage das deshalb, weil die deut-
    sche militärische Zurückhaltung nicht mit einem mögli-
    chen Sonderweg Deutschlands innerhalb der Bündnisse
    verwechselt werden darf. Wir alle wissen: Unsere Si-
    cherheit basiert darauf, dass dieses große Land in Europa
    mit leistungsfähigen Streitkräften ein verlässlicher Part-
    ner ist.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Die NATO-Tagung in Wales hat dies sehr deutlich ge-
    macht. Ich bin der Bundesregierung außerordentlich
    dankbar dafür, wie besonnen sie auf der NATO-Tagung
    die deutschen Ziele erreicht hat. Es ist nicht einfach, Ver-
    ständnis für die Sorgen unserer Partner in Osteuropa auf-
    zubringen, ein verlässlicher Partner zu sein, wenn es
    darum geht, Fähigkeiten zu erweitern – ich glaube, die
    Schritte, die Deutschland hier mitträgt, vor allen Dingen
    in Polen, in Stettin, sind richtig und notwendig –, und
    gleichzeitig mit dafür zu sorgen, dass die Tür zum Dia-
    log mit Russland bei allen Schwierigkeiten offen bleibt.
    Es ist mit ein Verdienst der Bundesregierung, dass die
    NATO-Tagung dies erreicht hat.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zu dieser Debatte gehört am Ende natürlich auch die
    Debatte über die Frage: Welche Rolle und welche Ver-
    antwortung hat Deutschland in der Welt? Klar ist eines:
    Die negativen, die schlimmen Veränderungen in den
    letzten Monaten werden auch Auswirkungen auf die
    Gestaltung der Streitkräfte der Bundeswehr haben. Poli-
    tiker, die dies thematisieren, sind alles andere als Kriegs-
    hetzer, wie die Linken behaupten,


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Behauptet der Stern!)


    sondern sind Politiker, die schlichtweg der Realität, der
    Wirklichkeit ins Auge schauen.

    Einige, sowohl in der NATO als auch in Deutschland,
    glauben, die Gunst der Stunde nutzen zu müssen, um
    eine Debatte über mehr Geld – auf Basis eines schlichten
    Mechanismus – zu führen. Das meine ich nicht. Ich
    glaube, man hilft den Soldaten überhaupt nicht, wenn
    man in dieser Richtung falsche Erwartungen weckt. Die
    Soldaten sind Klarheit gewohnt.

    Für unsere Fraktion möchte ich aber noch einmal
    betonen – wir reden über den Haushalt –: Es ist doch
    logisch: Solange jedes Jahr über 1 Milliarde Euro an den
    Finanzminister zurückfließen, weil die Bundeswehr das
    Geld nicht ausgeben kann, kann niemand ernsthaft sa-
    gen: Herr Schäuble, wir brauchen mehr Geld. – Dies
    wird nicht funktionieren.

    Dass dieses Geld zurückfließt, ist – das muss man
    auch klar sehen – ein Erbe der alten Bundesregierung.
    Dort lag die Verantwortung für dieses Vorgehen. Aber
    richtig bleibt auch: Am Ende des Jahres 2015 wird
    weder die Verteidigungsministerin noch werden wir als
    Koalitionäre – wir sind hier mit im Boot – sagen können:
    Die Ursachen liegen in der Vergangenheit.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


    Wir müssen alles tun, dass diese Entwicklung umgekehrt
    wird.

    Wenn die alten Vorhaben geordnet sind – in diesem
    Bereich ist viel Zeit verloren worden; Sie haben unsere
    Unterstützung bei dem Prozess, um das alles zu überprü-
    fen –, dann muss die Phase des Geldrückflusses beendet
    sein. Am liebsten wäre es uns, das würde auch im Haus-
    halt einmal deutlich vermerkt werden. Wenn die Jahre
    kommen, in denen die Großgeräte geliefert werden, pa-
    rallel und in hoher Stückzahl, dann muss sichergestellt
    sein, dass die Mittel dafür auf den Verteidigungsetat ver-
    lässlich obendrauf kommen. Wenn dies nicht gelingt,
    dann werden wir ein Problem bei der Attraktivität haben
    – die hat etwas mit der Zukunftsfähigkeit der Bundes-
    wehr zu tun –, und dann werden wir ein ganz großes Pro-
    blem bei neuen Investitionen, bei der Modernisierung
    und Instandhaltung des Geräts haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)






    Rainer Arnold


    (A) (C)



    (D)(B)

    Für die Zeit, wenn kein Geld mehr zurückfließt, wird
    auch gelten: Wenn die Bundeswehr Ausstattungshilfe in
    Regionen leistet, in denen wir dafür sorgen wollen, dass
    Staatlichkeit gegen Terror durchgesetzt werden kann
    – ich will nicht ausschließen, dass das mehr wird; zu der
    Einschätzung komme ich, wenn ich auf den afrikani-
    schen Kontinent schaue –, und sie die Ausstattung wie-
    der neu kaufen muss, dann muss sichergestellt sein, dass
    das Geld dafür aus dem allgemeinen Etat, aus dem Ein-
    zelplan 60, kommt und nicht aus dem Verteidigungsbe-
    reich. Dies heißt, neben dem, was die Ministerin schon
    gesagt hat – es sind keine weiteren Kürzungen mehr
    möglich –, muss auch sichergestellt sein, dass solche zu-
    sätzlichen Aufgaben, die uns alle gemeinsam berühren,
    aus dem allgemeinen Etat finanziert werden.

    Darüber hinaus: Natürlich müssen wir mittelfristig für
    steigende Betriebs- und Personalkosten Mittel obendrauf
    bekommen.

    Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht notwendig,
    dass der Bundeswehretat ein breiteres Stück vom Ge-
    samtkuchen des Etats bekommt. Aber er muss sich sei-
    nen Anteil an diesem Kuchen sichern.

    Damit ist auch klar: Das 2-Prozent-Ziel, das die
    NATO wieder beschlossen hat, wird für Deutschland
    nicht machbar sein. Stellen Sie sich das einmal vor: Wir
    müssten dann 52 Milliarden Euro aufbringen. Ich weiß
    gar nicht, ob es politisch überhaupt gewollt wäre, dass
    Deutschland ein so großer Zahler wäre und so viele
    Streitkräfte hätte, vor allem in Relation zu Großbritan-
    nien und zu Frankreich. Ich glaube, wir sind gut aufge-
    hoben, wenn wir uns an diesen beiden Mittelmächten in
    Europa orientieren. Das tun wir im Augenblick mit unse-
    rem Etat. Deshalb ist es auch vernünftig, was hier vorge-
    schlagen worden ist.

    Das Entscheidende bei der Debatte um Geld ist nicht
    das Geld, sondern Intelligenz. Es muss endlich gelingen,
    die knappen Mittel in der NATO und in der Europäi-
    schen Union klüger auszugeben. Die Themen liegen auf
    der Hand; sie sind allesamt bekannt. Wir brauchen eine
    engere Verzahnung. Da Deutschland klar sagt, dass das
    2-Prozent-Ziel für Deutschland mit seiner starken Volks-
    wirtschaft nicht umsetzbar ist, hat Deutschland im Um-
    kehrschluss eine besondere Verantwortung dafür, in Eu-
    ropa und innerhalb des Bündnisses die Prozesse in einer
    vertieften Sicherheitspolitik voranzubringen und Motor
    hierfür zu werden. Wir würden der Bundesregierung
    schon raten, dass, abgestimmt zwischen Verteidigungs-
    ministerium und Auswärtigem Amt, eine Stelle, ein
    hochrangig Beauftragter eingerichtet wird, der durch die
    Hauptstädte zieht, die Projekte identifiziert und zusam-
    menführt. Zu diesen Themen ist in Europa und der
    NATO genug Papier beschrieben worden. Wir müssen
    sie jetzt realisieren.

    Deutschland wird dann bestimmte Kernfähigkeiten
    einbringen können. Dazu gehört sicherlich Luftbetan-
    kung, also Dinge, die in der NATO fehlen. Dazu gehören
    Aufklärungsdrohnen. Dazu gehört unsere dann gute Ka-
    pazität im Bereich des Lufttransportes. Wenn wir die
    Hubschrauber auch abnehmen, wie wir es gerne hätten,
    gilt dies auch bei den mittleren Hubschraubern. Dazu ge-
    hören der Sanitätsdienst, wo Deutschland wirklich Mus-
    tergültiges leistet, die bodengebundene Luftverteidi-
    gung, die Fregatte, ein sicheres Tankschiff, das heutigen
    Sicherheitsanforderungen genügt, und manches andere
    mehr.

    Wenn wir dies in diesem Herbst schnell aufs Gleis
    setzen – Sie haben unsere Unterstützung; wir möchten,
    dass es schnell diskutiert wird –, dann helfen wir der
    Rüstungswirtschaft mit ihren Problemen viel mehr, als
    wenn wir andauernd lamentieren, dass Deutschland
    plötzlich die Exportrichtlinien einhalten soll. Neue
    Ideen, neue Projekte sichern Ingenieurwissen in
    Deutschland. Wir sollten nicht alte Produkte in Länder
    verkaufen, wo wir sie gar nicht haben wollen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist der richtige Weg, und dabei haben Sie unsere Un-
    terstützung.