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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Tiefensee


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Es ist die Aufgabe der Opposition, sich dieses
    oder jenes herauszupicken, schwarzzumalen und zu pro-
    gnostizieren, dass alles ganz schlimm wird. Es wäre
    nicht schlecht, wenn in diesem Hause dennoch zunächst
    die Zahlen und Fakten sprechen würden. Deutschland ist
    in einer sehr robusten wirtschaftlichen Situation. Wenn
    wir uns das Bruttoinlandsprodukt anschauen, dessen
    Steigerung wir nach wie vor mit 1,8 Prozent prognosti-
    zieren, und wenn wir uns den Arbeitsmarkt anschauen,
    dann kann man sagen: Trotz eines schwierigen europäi-
    schen und internationalen Umfelds stehen wir gut da.

    In Richtung der Linken – Herr Ernst hat gleich Gele-
    genheit, zu diesem Thema zu sprechen – sage ich: Ein
    Blick auf den Osten ist ebenfalls interessant. Die große
    Lücke, die wir bisher bei der Entwicklung des Bruttoin-
    landsproduktes zwischen den westlichen und den östli-
    chen Ländern gesehen haben und die der Durchschnitt
    eben nicht abbildet, hat sich geschlossen. Die starken
    ostdeutschen Länder haben beim BIP und beim BIP-
    Wachstum aufgeschlossen; sie haben sogar zum Teil die
    schwächeren westlichen Länder überholt. Schauen wir
    uns die Arbeitslosigkeit an. Sie beträgt im Durchschnitt
    in Deutschland 6,7 Prozent, in Ostdeutschland 9,4 Pro-
    zent, im Westen 6 Prozent. Angesichts dieser Zahlen
    kann nicht mehr regelmäßig die schlimme Nachricht
    verbreitet werden, dass die Arbeitslosigkeit in Ost-
    deutschland doppelt so hoch ist. Das ist ein Erfolg der
    letzten Jahre, ein Erfolg der Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer, der Unternehmer und derjenigen, die die Är-
    mel hochgekrempelt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Schaut man sich die Konjunkturberichte des DIHK
    an, sieht man durchweg eine positive Resonanz bei den
    Unternehmen. Der ZDH hat eine Konjunkturumfrage
    durchgeführt. 86 Prozent der Handwerksbetriebe sind
    mit der Situation ihres Betriebes sehr zufrieden bzw. zu-
    frieden. Das ist eine sehr gute Ausgangslage für die Zu-
    kunft. Das Wachstum, das auf das Handwerk entfällt,
    wird das Wachstum der allgemeinen Wirtschaft, des BIP,
    sogar um 2 Prozent übersteigen. Schaut man sich den
    Export an – er ist schon angesprochen worden –, stellt
    man fest: Wir haben die magische Grenze von 100 Mil-
    liarden Euro überschritten. Bei den Ausrüstungsinvesti-
    tionen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Das Auf-
    tragsvolumen der Industrie ist von Juni auf Juli dieses
    Jahres um 4,6 Prozent gestiegen. Insgesamt haben wir
    also eine sehr gute wirtschaftliche Lage.

    Jetzt geht es darum, zu diagnostizieren: Wo sind die
    Gefahren? Wo sind die Herausforderungen? Ich will zu-
    nächst bei dem international schwierigsten Thema, näm-
    lich bei den Brandherden auf dieser Welt, beginnen, und
    als Beispiel die Ukraine erwähnen. Die Sanktionen wer-
    den auch von der deutschen Wirtschaft, von den Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmern als das richtige Instru-
    ment, als die richtige Antwort auf die katastrophalen
    Zustände und die katastrophale Politik Putins betrachtet.

    Greifen wir den Maschinen- und Anlagenbau heraus.
    Hier beträgt das Umsatzvolumen 200 Milliarden Euro;
    9 Milliarden Euro davon entfallen auf das Geschäft mit
    Russland. Es wird prognostiziert, dass dieser Anteil auf
    4,5 Milliarden Euro sinken wird. Das entspricht einem
    Minus von 2 Prozent. Das ist nicht gravierend. Aber mit
    Blick auf Sie, Herr Wirtschaftsminister, und die Regie-
    rung sage ich: Ich finde, wir müssen jetzt intensiv da-
    rüber nachdenken, welche Antwort wir kurz- und mittel-
    fristig geben, wenn Mittelständler oder auch große
    Unternehmen fragen: Wie können wir eine Entlastung
    erfahren? Wie können wir neue Märkte erschließen?

    Da sind mir zwei Dinge wichtig. Der erste Punkt ist:
    Wir müssen die USA und insbesondere Afrika als neue
    Märkte erschließen. Meine Bitte ist, dass wir in der Zu-
    kunft darüber nachdenken, wie wir die Hermesbürg-
    schaften so gestalten können, dass der Mittelstand dort
    insbesondere gegenüber den chinesischen Wettbewer-
    bern Fuß fasst. Die Produkte müssen dort ihren Markt
    haben und ihre Käufer finden. Dazu braucht es eine in-
    tensive, eine intensivere Unterstützung durch die Bun-
    desregierung in Form von Hermesbürgschaften.

    Das zweite Thema – es wurde schon mehrfach ange-
    sprochen – betrifft das Freihandelsabkommen und die
    Öffnung der Märkte insbesondere gegenüber den USA.
    Darüber, dass wir keinen Investorenschutz brauchen, ist
    hinlänglich diskutiert worden. Dass wir unsere klaren
    Positionen haben – zur öffentlichen Daseinsvorsorge,
    zur Kultur, zu vielen anderen Fragen, auch was das
    Chlorhühnchen usw. angeht –, ist sattsam bekannt. Ich
    plädiere dafür, das, was den Mittelstand und die großen
    Unternehmen tatsächlich interessiert, möglichst schnell
    zu verhandeln und zum Abschluss zu bringen, nämlich
    die nichttarifären Handelshemmnisse. Wenn wir uns da-
    rauf beschränken und in einer ersten Etappe mit den
    USA hier möglichst schnell Boden gewinnen, können
    wir dem Mittelstand nachhaltig helfen.

    Schauen wir ins Inland, stellen wir fest: Die Investi-
    tionsquote liegt auf einem bedenklichen Niveau. Sie be-
    trägt nach wie vor 17 Prozent. Der OECD-Durchschnitt
    legt die Latte mit 20 Prozent wesentlich höher. Was müs-
    sen wir hier tun? Wir müssen uns anschauen: Wo werden
    die meisten Investitionen getätigt? 51 Prozent, also über
    die Hälfte, werden im Bereich der öffentlichen Hand ge-
    tätigt. Darauf reagiert die Bundesregierung. Darauf wer-
    den auch wir als Bundestag mit der Verabschiedung die-
    ses Haushalts reagieren. Es ist schon angesprochen
    worden: Die zusätzlichen 5 Milliarden Euro, die auf
    10 Milliarden Euro per annum aufwachsen, werden hel-
    fen, die Investitionen anzukurbeln. Das ist die richtige
    Antwort auf diese Frage.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ein weiterer wichtiger Punkt, der in Zukunft auf der
    Agenda stehen wird, betrifft das Stichwort „Industrie
    4.0“. Hier macht mir etwas Sorgen. Auch in der Rede
    von Frau Bundeskanzlerin kam, nachdem der Begriff
    „Industrie 4.0“ gefallen ist, sofort der Hinweis auf den
    IT-Gipfel. Uns in Deutschland muss es zusätzlich zu die-
    sem Blickwinkel aber um etwas ganz anderes gehen. Wir
    müssen die Mittelständler, insbesondere im Maschinen-
    und Anlagenbau und im Automobilbau, in den Blick





    Wolfgang Tiefensee


    (A) (C)



    (D)(B)

    nehmen. Das ist nämlich kein Thema, das nur den IT-Be-
    reich betrifft, sondern es ist ein Thema, das vorwiegend
    im Maschinen- und Anlagenbau und in der Automobilin-
    dustrie eine Rolle spielt.

    Warum? Zum Ersten müssen wir uns darum küm-
    mern, dass sich alle, in Kindergarten über die Hoch-
    schule bis zu den Facharbeitern, die sich nachqualifi-
    zieren müssen, auf diese neue Entwicklung einstellen.
    Zum Zweiten müssen wir bedenken, dass wir bei den
    IT-Instrumenten immer ein Stück hinter den Amerika-
    nern herhinken werden. Wir können Leitmarkt, Leitan-
    bieter für Industrie 4.0 werden, wenn wir uns insbeson-
    dere auf den Maschinenbau und die Automobilindustrie
    konzentrieren.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])


    Des Weiteren werden wir das ZIM-Programm um
    30 Millionen Euro auf 443 Millionen Euro aufstocken.
    Der Plafonds für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse-
    rung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ mit 600 Millio-
    nen Euro wird in den nächsten Jahren eine Steigerung
    erfahren. Wir werden Existenzgründungen fördern, bei-
    spielsweise durch die Freistellung von der Ertragsteuer.
    Oder denken Sie an die Mini-Mezzanine-Fonds, an das,
    was wir kleinen Start-ups, kleinen Unternehmen, kleinen
    Mittelständlern geben, damit sie sich entwickeln können.
    Auch hier gibt es einen Aufwuchs von 35 Millionen
    Euro auf 70 Millionen Euro. Das alles sind wichtige In-
    strumente, um deutlich zu machen: Sowohl die Wirt-
    schaftskraft von nebenan, das Handwerk, als auch die
    Industrie werden in Deutschland gestärkt, damit sie euro-
    päisch und global wettbewerbsfähig bleiben, Arbeits-
    plätze schaffen und erhalten und hier im Land investieren.
    Denn das brauchen wir, damit das Wirtschaftswachstum
    auch in Zukunft stabil bleibt. Wir wollen diese Politik so
    fortsetzen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner in der

Debatte ist Klaus Ernst für Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Ernst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Erstens. „Ja, wir haben in Deutschland seit zehn
    Jahren eine schlechte Investitionsentwicklung, und zwar
    zuallererst mal im öffentlichen Bereich“, haben Sie, Herr
    Wirtschaftsminister, heute früh im Rundfunk gesagt. Ich
    habe das zur Kenntnis genommen. Sie haben recht. Ich
    möchte allerdings darauf hinweisen, dass dieser Zustand,
    den Sie da beschreiben, natürlich auch von Ihrem jetzi-
    gen Koalitionspartner mit verursacht wurde; denn die In-
    vestitionen sind ja irgendwann von Leuten unterblieben,
    die darüber entschieden haben. Wir waren es nicht.


    (Heiterkeit bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Zum Glück waren Sie es nicht!)

    Das waren Sie.

    Zweitens. Der Spiegel schreibt:

    Kaum eine andere Industrienation geht so fahrlässig
    und knauserig mit der eigenen Zukunft um.

    Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung berech-
    net, dass, um den Status quo zu halten, also das, was wir
    jetzt haben, jährlich 100 Milliarden Euro an zusätzlichen
    Investitionen notwendig wären. 100 Milliarden Euro!
    Das kann ich in Ihrem Haushalt beim besten Willen
    nicht finden. Ich stelle vielmehr fest, dass wir hier die
    schwarze Null als Riesenerfolg feiern. Angesichts des
    notwendigen Investitionsbedarfs ist die schwarze Null
    aber doch geradezu absurd.

    Herr Minister, Sie haben vorhin, bezogen auf das
    Schuldenmachen, gesagt, das wäre falsch. Sie haben üb-
    rigens auch in dem Interview gesagt – das hat mich gera-
    dezu erstaunt –, durch mehr Schulden bekomme man ja
    nicht mehr Geld für Investitionen. – Natürlich, Sie kön-
    nen geliehenes Geld für Investitionen ausgeben.

    Mich wundert diese ganze Politik deshalb sehr, weil
    wir aktuell eine ganz besondere Situation haben. Gestern
    hat Herr Schäuble Schatzanweisungen zu Zinsen unter
    0 Prozent verkauft. Mit anderen Worten: Die, die ihm
    das Geld geben, bekommen nachher weniger zurück, als
    sie ihm gegeben haben. Wenn ich in einer Situation Geld
    aufnehme, für das ich null Zinsen zahlen muss, gleich-
    zeitig 100 Milliarden Investitionsbedarf habe und die
    schwarze Null feiere, dann versteht das doch die Welt
    nicht mehr. Da müssen Sie doch als Wirtschaftsminister
    eingreifen und sagen: Wir brauchen Investitionen, um
    dieses Land am Laufen zu halten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Von der schwarzen Null kann keiner leben, Herr Gabriel.
    Das ist das Problem.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Doch! Die Enkel!)


    – Zu Ihnen komme ich gleich noch.

    Gerade hat sich Herr Fuchs in seinen hervorragenden
    Ausführungen – er ist ja wirklich ein Fuchs in dieser
    Frage –


    (Heiterkeit bei der LINKEN)


    noch einmal für private Investitionen ausgesprochen.
    Dazu sagt Herr Bofinger, Wirtschaftsweiser – ich habe
    den Eindruck, er ist ein bisschen weiser als Herr
    Fuchs –:


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er ist nicht der Berater von Herrn Fuchs! Das kann ich bestätigen! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


    In der Regel ist PPP

    – Public Private Partnership –

    teurer als eine konventionelle öffentliche Investi-
    tion, da sich der Staat sehr viel günstiger finanzie-
    ren kann als private Investoren. Im Gegensatz zum
    Staat wollen sie zudem noch einen Gewinn erzie-
    len.





    Klaus Ernst


    (C)



    (D)(B)

    Sie legen hier also ein Konzept vor, das vielleicht Ihren
    Freunden Gewinn verschafft; aber der Steuerzahler muss
    es zahlen. Es ist Unfug und deshalb abzulehnen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es gäbe eine Lösung, wie wir tatsächlich ohne zusätz-
    liche Schulden das finanzieren könnten, was notwendig
    ist. Diese Lösung hatte auch die SPD ein Stück weit in
    ihrem Wahlprogramm stehen; ich habe mich darüber ge-
    freut. Ihr habt das leider zu schnell aufgegeben. Der
    Punkt, den ich meine, ist: Natürlich brauchen wir auch
    vernünftige Steuererhöhungen,


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Ah!)


    um das zu bezahlen, und zwar Steuererhöhungen bei de-
    nen, denen das nicht wehtun. In der Bundesrepublik
    Deutschland befinden sich 35 Prozent des Vermögens im
    Besitz des reichsten Prozents. Das sind übrigens die Ver-
    mögen, die trotz Krise weiter gewachsen sind. Wenn wir
    nicht dort, wo das Wachstum gelandet ist, bei den Priva-
    ten,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein Porsche fahrender Sozialist kann so was alles schnell fordern!)


    durch Steuern etwas abschöpfen, dann wird der Staat
    künftig nicht mehr in der Lage sein, seine Aufgaben zu
    erfüllen; das ist ein großes Problem.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Die vielen Häuser in Österreich besteuern wir heftiger!)


    – Weil Sie, meine Herren, sich da so aufregen, möchte
    ich einmal erwidern, was Herr Stephan Hebel in der
    Frankfurter Rundschau von heute dazu schreibt – ich zi-
    tiere –:

    Ein Land atmet auf, weil es keine Schulden mehr
    macht – und nimmt die Verrottung seiner Besitztü-
    mer in Kauf. So ein Land hat die Milchmädchen an
    der Macht fast schon verdient.

    – Es können auch Milchbubis sein.


    (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Du liest die verkehrten Artikel! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Klamaukrede!)


    Meine Damen und Herren, natürlich wäre es notwen-
    dig, dass wir über einen vernünftigen Spitzensteuersatz
    nachdenken; er liegt nach wie vor 11 Prozentpunkte
    niedriger als unter Kohl. Und es wäre notwendig, dass
    wir über eine Abschaffung der Abgeltungsteuer nach-
    denken und einen vernünftigen Steuersatz entsprechend
    dem für das private Einkommen vorsehen. Wir müssten
    auch wieder über eine vernünftige Körperschaftsteuer
    nachdenken. – Aber Sie lehnen Steuererhöhungen ab
    und verhindern damit, dass der Staat das Geld bekommt,
    das er braucht, um seine Aufgaben zu erfüllen. Was da-
    ran vernünftig sein soll, verstehe ich nicht.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Deshalb sind Sie auch nicht an der Macht!)

    Jetzt kommen wir zu der Situation, dass – Sie haben
    das angesprochen – auch die Unternehmen zu wenig in-
    vestieren. Wundert es Sie eigentlich nicht, dass das so
    ist? Was ist alles unternommen worden, um die Anreize
    für die Unternehmen zu erhöhen, damit sie doch bitte
    schön freudiger Geld investieren. Da wurden die Löhne
    gedrückt, da wurde der Arbeitsmarkt flexibilisiert, da
    wurde ein Niedriglohnsektor aufgebaut, da wurden Leih-
    arbeit und befristete Beschäftigung ausgeweitet. Trotz-
    dem investieren die Unternehmen nicht. Haben Sie sich
    eigentlich einmal die Frage gestellt, warum? Die einzige
    Erklärung dafür ist offensichtlich, dass die Senkung des
    Faktors Lohnkosten nicht ausreicht; wir brauchen Nach-
    frage.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dadurch, dass Sie die Löhne und die Renten senken in
    diesem Land, machen Sie die Nachfrage kaputt. Das gilt
    auch auf europäischer Ebene: Durch das Abwürgen der
    Wirtschaft in Südeuropa haben Sie dazu beigetragen,
    dass die Probleme dort zunehmen. Wenn die Nachfrage
    fehlt – egal ob in Deutschland oder in Europa –, wird na-
    türlich auch kein Wachstum möglich sein. Sie können
    sich kaputtsparen und bekommen trotzdem kein Wachs-
    tum zustande. Deshalb brauchen wir eine andere Politik.
    Wir brauchen


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Keine Linken! – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Keine roten Nullen!)


    höhere Löhne, höhere Renten und vor allen Dingen ein
    Investitionsprogramm, und zwar möglichst rasch, für
    Südeuropa; das ist notwendig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    In der Presse wird von der schwarzen Null geredet
    und der Finanzminister ist gemeint. Ich wäre also ein
    bisschen vorsichtig damit, von roten Nullen zu reden.