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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/50 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 I n h a l t : Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Evers-Meyer, Dr. Angela Merkel, Günter Lach, Dr. Harald Terpe, Dr. Wilhelm Priesmeier, Jürgen Trittin, Max Straubinger, Norbert Brackmann, Dr. Axel Troost, Bartholomäus Kalb, Karsten Möring, Volker Kauder, Hans- Peter Uhl und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . 4547 B Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4547 C Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 4547 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 4554 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4560 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4565 A Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 4566 A Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4568 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4570 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4571 A Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4574 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4577 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4579 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 4581 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4582 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4584 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4585 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4586 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4588 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4590 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4594 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4595 C Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . 4598 A Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4598 B Wolfgang Tiefensee (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4600 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4601 B Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4603 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4603 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4605 C Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4606 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 B Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4607 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 4609 A Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4610 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4612 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4612 C Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4613 C Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4615 A Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4616 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4618 B Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 4620 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4621 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4624 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4625 A Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 4627 B Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4628 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4629 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4631 B Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4633 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4634 A Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 4635 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4637 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4639 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4641 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4642 C Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4644 A Annette Groth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4645 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4646 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4648 B Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4649 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4650 C Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 4651 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4652 D Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4654 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4655 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4656 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4657 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4547 (A) (C) (D)(B) 50. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 Beginn: 10.31 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 50. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2014 4657 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 10.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 10.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 10.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 10.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 10.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 10.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 10.09.2014 Ferner, Elke SPD 10.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 10.09.2014 Hintze, Peter CDU/CSU 10.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 10.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Petry, Christian SPD 10.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 10.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 10.09.2014 Steiniger, Johannes CDU/CSU 10.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 10.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 10.09.2014 Zimmermann, Pia DIE LINKE 10.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 50. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 14 Verteidigung Einzelplan Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Monika Grütters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
    gen! Nach der bewegenden Gedenkstunde heute Vormit-
    tag zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren
    fällt es in einer Debatte über den Kulturhaushalt, der
    auch die Mittel für die Erinnerungskultur und die au-
    thentischen Orte des Gedenkens einschließt, in der Tat
    nicht leicht, einfach zur Tagesordnung überzugehen.

    Ich bitte den Fraktionsvorsitzenden der Linken, Herrn
    Gysi, ganz kurz zuzuhören. – Herr Petzold, Sie haben
    kritisiert, es seien Mittel für das Gedenken gestrichen
    worden. Das ist nicht richtig. Das Gegenteil ist der Fall:
    Mehrere neue Gedenkstätten wie zum Beispiel der Ju-
    gendwerkhof Torgau wurden in die Gedenkstättenkon-
    zeption aufgenommen. Außerdem haben wir die Mittel
    für dieses Gedenkjahr erheblich erhöht, unter anderem,
    weil wir die Ausstellung zur friedlichen Revolution vor
    25 Jahren am Standort Normannenstraße neu errichten
    möchten.

    Mit Blick auf unsere Gedenkstunde und die aktuelle
    politische Situation bin ich dankbar für den geradezu
    symbolträchtigen Zufall, dass sich ausgerechnet heute,
    am 10. September 2014, die Überführung des wohl be-
    rühmtesten Picasso-Bildes nach Spanien zum 33. Mal
    jährt. Es ist ein Gemälde, das, so denke ich, wie kaum
    ein anderes geradezu symbolhaft wie eine zeitlose Anti-
    kriegsikone wirkt.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist das Bild „Guernica“. Dieses Bild sollte nach
    Picassos Willen erst dann in sein Heimatland Spanien
    rücküberführt werden – es war bis dahin im MoMA in
    New York –, wenn sein Heimatland wieder eine Demo-
    kratie ist.

    Es ist 1937 unter dem Eindruck der deutsch-italieni-
    schen Luftangriffe während des spanischen Bürgerkriegs
    entstanden. Guernica, die gleichnamige baskische Stadt,
    wurde dabei dem Erdboden gleichgemacht; mehr als
    1 500 unschuldige Menschen wurden ermordet. Auf
    rund 27 Quadratmetern Leinwand sind heute tote, ver-
    stümmelte, in Panik flüchtende Menschen und Tiere zu
    sehen, abgetrennte Gliedmaßen, aufgerissene Münder –
    das blanke Entsetzen eines Krieges eben. „Guernica“ of-
    fenbart schonungslos die Gräuel jedes Krieges und
    zwingt uns, zu sehen, was im bloßen Abwägen des Für
    und Wider eben nicht immer sichtbar wird. Darin liegt
    das Subversive, das Verstörende, aber eben auch die
    Kraft der Kunst, auch dieses Werkes.

    Es sagt viel über die Verfasstheit einer Gesellschaft
    aus, ob sie bereit ist, sich damit wirklich auseinanderzu-
    setzen. Wir haben nicht zuletzt aus unserer Erfahrung
    mit der menschenverachtenden Diktatur des Nationalso-
    zialismus die Lehre gezogen, dass wir die Künstler, die
    Kreativen, die Vor-, die Querdenker als kritisches Kor-
    rektiv unserer Gesellschaft brauchen, als Stachel im
    Fleisch der Demokratie – deshalb ist deren Freiheit
    schon sehr früh in der Verfassung, in Artikel 5, festge-
    schrieben. Sie sind es, die immer wieder Grenzen aus-
    loten, provozieren, hinterfragen, aber eben auch ver-
    hindern, dass intellektuelle Trägheit, argumentative
    Fantasielosigkeit und auch manche politische Bequem-
    lichkeit die Demokratie einschläfern. Vielfalt und Frei-
    heit für Kultur und Medien zu sichern, muss deshalb
    oberster Grundsatz unserer Kulturpolitik sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn wir über den Kultur- und Medienetat reden,
    meine Damen und Herren, dann reden wir immer auch
    darüber, was uns die kulturelle Vielfalt und Freiheit wert
    sind. Deshalb bin ich froh, dass wir den Kulturhaushalt
    des Bundes trotz des notwendigen und richtigerweise
    strikten Sparkurses auch gegenüber dem zweiten Regie-
    rungsentwurf des Haushalts 2014 noch einmal leicht er-
    höhen konnten. Das ist auch ein Bekenntnis der Regie-
    rung zum besonderen Stellenwert der Kunst und Kultur.
    Ich bin froh, dass dies hier sehr wohl fraktionsübergrei-
    fend unterstützt wird.

    Eine in diesem Sinne gute und enge Zusammenarbeit
    wünsche ich mir aber auch mit den Ländern und Kom-
    munen. Ich habe nach dem ersten Treffen im März mit
    den 16 Kulturministerkolleginnen und -kollegen der
    Länder sowie den Vertreterinnen und Vertretern der
    kommunalen Spitzenverbände vereinbart, dass wir uns
    künftig zweimal im Jahr in dieser Zusammensetzung





    Staatsministerin Monika Grütters


    (A) (C)



    (D)(B)

    treffen. Das hatte es noch nie gegeben, aber es soll jetzt
    wegen der guten Erfahrungen verstetigt werden.

    Außerdem bin ich in den letzten Monaten in 27 Städ-
    ten und Kommunen gewesen und habe immer wieder
    zwei Erfahrungen machen müssen.

    Die eine Erfahrung ist: Es gibt Länder, die aufgrund
    des Engagements des Bundes die Mittel für ihre Länder-
    programme, beispielsweise Nordrhein-Westfalen im
    Bereich des Denkmalschutzes, prompt nicht nur herun-
    terfahren, sondern ganz streichen. So war das nicht ge-
    meint, und so darf es auch nicht sein. Wir müssen die
    Länder gelegentlich durchaus öffentlich stärker in die
    Pflicht nehmen. Auf Kulturhoheit pochen und sich bei
    der Finanzierung aus der Verantwortung stehlen – das
    geht so nicht!


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Zum anderen sehen wir, dass gelegentlich Kommu-
    nen, die ja eigentlich sehr viel für die Kultur tun – natür-
    lich kennen auch wir die finanziellen Nöte der Städte
    und Gemeinden – jetzt gerade hier den Rotstift ansetzen.
    Das kostet mittelfristig mehr, als es an Einsparungen
    bringt; das wissen wir. Ich bitte Sie, auch in Ihren Wahl-
    kreisen immer mal wieder auf diesen Mechanismus hin-
    zuweisen – das muss man nämlich vor Ort tun – und
    nicht nur hier zu applaudieren.

    Der Bund tut alles, was im Rahmen des Grundgeset-
    zes möglich ist, um die kulturelle Vielfalt vor Ort zu för-
    dern. Da gibt es nicht nur herausragende Programme wie
    zum Beispiel den Kinoprogrammpreis, den Spielstätten-
    programmpreis und das Programm zur Förderung der
    Digitalisierung von Kinos, damit sie als Kulturorte er-
    halten bleiben, sowie die Denkmalschutzprogramme
    – auch im Bereich Buch wollen wir künftig etwas tun –,
    sondern wir entlasten die Kommunen auch materiell,
    zum Beispiel bis 2016 von den Pflichtleistungen für
    Kosten der Unterkunft und Grundsicherung im Alter,
    und zwar in Milliardenhöhe. Das schafft Investitionsfrei-
    räume, die gut für freiwillige Leistungen und da zuvör-
    derst für die Kultur genutzt werden können.

    Im Rahmen dieses kleinen kulturföderalistischen Ex-
    kurses möchte ich aber auch sagen, dass vieles in der Zu-
    sammenarbeit supergut funktioniert. Ich bin ehrlich
    stolz, dass es in Zusammenarbeit mit allen Bundeslän-
    dern, mit den Kommunen und der Kulturstiftung der
    Länder gelingen wird, unser Deutsches Zentrum Kultur-
    gutverluste tatsächlich noch Ende dieses Jahres an den
    Start zu bringen – in Form einer Stiftung, die in Sachsen-
    Anhalt gegründet wird. Wir haben darüber hinaus auch
    international Erfolge: Die Vereinbarung mit der israeli-
    schen Regierung über die Zusammenarbeit ist geschlos-
    sen. Dass das in so kurzer Zeit auf beiden Seiten möglich
    war, zeigt, finde ich, wie Zusammenarbeit in der Kultur
    funktionieren kann.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Dörmann [SPD])


    Das ist deshalb wichtig, weil es in 60 Prozent aller Mu-
    seen Bestände gibt, die noch nicht erforscht sind, aber
    nur 10 Prozent dieser Museen die Mittel haben, um solch
    eine Arbeit zu leisten. Ich finde, es ist unser aller Auf-
    gabe, dabei zu helfen, und das tun wir gern.

    Ein weiteres Thema, das in Gesprächen mit Künstlern
    und Kreativen immer wieder hochkommt, ist die Sorge,
    dass die Vielfalt der Kultur in unserem Land Stück für
    Stück dem Primat des Ökonomischen geopfert werden
    könnte. Ich nehme diese Sorge sehr ernst und werde
    einiges tun, um die Freiheit der Kunst konkret zu stär-
    ken. Das gilt zum Beispiel für die staatliche Filmförde-
    rung – der Film hat eben einen Doppelcharakter: Wirt-
    schaftsgut und Kulturgut –, das gilt aber natürlich auch
    für die Buchpreisbindung. Gerade Filme und Bücher
    sind in unserer Kulturnation wichtig, weil sie viel mehr
    sind als bloße Handelsobjekte.

    Deshalb habe ich mich auch mit den Autoren solidari-
    siert, die von Amazon unter Druck gesetzt worden sind.
    Natürlich sind Rabattverhandlungen mit den Verlagen
    wirtschaftlich legitim. Ich glaube, der Sündenfall besteht
    in diesem Fall darin, dass man sich an den Autoren, an
    den Künstlern, die am Beginn der Kette stehen, rächt,
    wenn die Verlage auf die Rabattforderungen nicht einge-
    hen. Das geht kulturpolitisch wirklich zu weit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt ja nur einen kleinen Handlungsspielraum für Ge-
    genmaßnahmen. Wir können über kartellrechtsähnliche
    Regeln bei Google, Amazon usw. nachdenken, aber wir
    können natürlich auch kulturpolitisch etwas tun, zum
    Beispiel mit einem Preis für kleine, inhabergeführte
    Buchhandlungen, um dieses Netz geistiger Tankstellen,
    wie Helmut Schmidt es so schön gesagt hat, ein bisschen
    zu stärken. Ich glaube, dass selbst kleine Summen – ana-
    log zum Kinoprogrammpreis – große Wirkung entfalten
    können. Damit passen wir auch unsere Arbeit an diese
    neue Herausforderung an.

    Am Beispiel Amazon sehen wir aber auch, worin die
    vielleicht größte Herausforderung für die Kultur- und
    Medienpolitik im digitalen Zeitalter besteht: Es geht da-
    rum, die Rahmenbedingungen für ästhetische Vielfalt
    und Meinungsvielfalt der digitalen Lebenswirklichkeit
    anzupassen. Die Demokratie lebt von unterschiedlichen
    Standpunkten, Perspektiven und Weltanschauungen.
    Diese Vielfalt in unserer Medien- und Kulturlandschaft
    zu sichern und dabei der Perspektive der Kunst zur Gel-
    tung zu verhelfen – neben dem Blickwinkel der Ökono-
    mie, des Rechts, der Wissenschaft, der Religion –, das
    bleibt, glaube ich, über das Haushaltsjahr 2015 hinaus
    eine große Herausforderung. Dabei hoffe ich natürlich
    weiterhin auf Ihre Unterstützung, ganz im Sinne Pablo
    Picassos, der – das möchte ich zum Abschluss sagen –,
    lange bevor er „Guernica“ gemalt hat, es einmal so for-
    muliert hat – ich zitiere –:

    Wir alle wissen, daß Kunst nicht Wahrheit ist.
    Kunst ist

    – manchmal –





    Staatsministerin Monika Grütters


    (A) (C)



    (D)(B)

    eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, we-
    nigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begrei-
    fen können.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, liebe Monika Grütters. – Nächste Red-

nerin in der Debatte für Bündnis 90/Die Grünen: Tabea
Rößner.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Tabea Rößner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

    Wir leben in bewegten Zeiten. Kultur und Medien sollen
    uns – gerade in solchen Zeiten – zum Reflektieren anre-
    gen, helfen, aktuelle Geschehnisse einzuordnen, oder der
    Stachel im Fleisch sein, wie Frau Grütters es eben sagte.
    Sie stehen aber selbst vor einem Umbruch.

    Eine der größten Herausforderungen ist das Handels-
    abkommen TTIP. Eigentlich sollen Kultur und audiovi-
    suelle Medien ausgenommen sein, aber wer kann da
    – bei so intransparenten Verhandlungen – so sicher sein?
    Es ist doch bezeichnend, Frau Grütters, dass Sie TTIP
    nicht einmal erwähnt haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Deshalb frage ich Sie: Was ist tatsächlich mit unseren
    Kulturgütern, die die Amerikaner nur als Wirtschaftsgü-
    ter betrachten? Was ist mit der Buchpreisbindung? Was
    ist mit der Filmförderung? Was ist mit dem Schutz der
    Urheber? Und was ist mit dem öffentlich-rechtlichen
    Rundfunk? Wir sagen ganz klar: Europäische Kultur-
    standards dürfen den Handelsinteressen nicht geopfert
    werden!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Martin Dörmann [SPD]: Dafür werden wir sorgen!)


    Natürlich gibt es Befürchtungen der Kreativen in
    Deutschland. TTIP soll den Markt liberalisieren und
    Subventionen und Preisbindungen beseitigen, die den
    Wettbewerb verzerren könnten. Da wird deutlich, gegen
    wen wir hier antreten: Das sind Giganten wie Amazon,
    die ein Interesse daran haben, europäische Standards zu
    mindern. Amazon hat mit seinem erpresserischen Vorge-
    hen ja sehr deutlich gezeigt, welche Ambitionen es tat-
    sächlich hat. Buchpreisbindung, Urheberrecht, Filmför-
    derung – all dies sind für solche Konzerne europäische
    Sonderlinge, die dem Profit im Wege stehen. Aber für
    uns sind Kultur und Medien eben nicht nur Ware. Sie
    sind elementar für eine vielfältige, für eine innovative,
    für eine demokratische Gesellschaft.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie bieten uns in bewegten Zeiten Halt. Deshalb ist es
    unsere Aufgabe, sie zu schützen.

    Die Staatsministerin ist sehr spät auf den fahrenden
    Protestzug aufgesprungen. Die französischen Kollegen
    haben sich früher und auch viel engagierter für diese
    Ausnahmen eingesetzt. Wir fordern die Bundesregierung
    auf: Ziehen Sie die Notbremse! Binden Sie die Akteure
    ein, und sorgen Sie für Transparenz!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Martin Dörmann [SPD]: Das wird doch gemacht!)


    Auch die Deutsche Welle steht vor bewegten Zeiten.
    Die Umstrukturierung des Senders bereitet vielen Sorge.
    Der Intendant will den BBCs und CNNs dieser Welt
    Konkurrenz machen, muss aber gleichzeitig sparen. Die
    Inhalte sollen multimedial sein, und zugleich soll das
    Fernsehprogramm ausgebaut werden. Das ist so, als
    würde man gleichzeitig vorwärts und rückwärts laufen
    wollen. Solch ein Laufen ist nicht sinnvoll und kostet
    vor allen Dingen viel Kraft. Über 200 der 3 000 Mitar-
    beiter stehen bereits auf der Straße. Ist das sozial ver-
    träglich?


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Mitten in der Umstrukturierung werden viele Mitarbeiter
    im Regen stehen gelassen. Das können wir so nicht dul-
    den.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Noch ein paar Worte zum Film. Die Staatsministerin
    ist dabei, sowohl das Erbe als auch die Zukunft des deut-
    schen Films zu verspielen.

    Unser Filmerbe besteht aus Zehntausenden Filmrol-
    len. Um sie zu bewahren, müssen sie digitalisiert wer-
    den. Aber die extra Million, die es 2014 gab und die im
    Juli schon aufgebraucht war – mit diesem Geld wurden
    gerade einmal 74 Filme digitalisiert! –, ist im Haushalts-
    jahr 2015 wieder gestrichen. Es fehlt vor allem ein Kon-
    zept, wie das Filmerbe dauerhaft gerettet werden kann.
    Das muss – wie vieles andere auch – dringend angegan-
    gen werden.

    Und die Zukunft des Films kürzen Sie sukzessive ein.
    2013 gab es 70 Millionen Euro für den Filmförderfonds,
    dieses Jahr 60 Millionen Euro und für das nächste Jahr
    sind trotz gegenteiliger Ankündigungen nur noch
    50 Millionen Euro eingeplant. Wenn das so weitergeht,
    dann haben Sie 2020 den Filmförderfonds abgewickelt.


    (Marco Wanderwitz [CDU/CSU]: So ein Blödsinn!)


    Die Förderung deutscher Produktionen ist nicht nur
    kulturell von Wert, sondern auch wirtschaftlich. Jeder in-
    vestierte Euro bringt 6 Euro für die Wirtschaft. Wenn wir
    dann auch noch offen und ehrlich die Vergabe der Gelder
    evaluieren würden, hätten wir richtig was für den Film-
    standort Deutschland getan.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])






    Tabea Rößner


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir sollten der Kultur und den Medien gute und ver-
    lässliche Partner sein. Denn in unruhigen Zeiten zeigt
    sich, auf wen man sich tatsächlich verlassen kann.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)