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ID1804902500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/49 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4459 B Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 4466 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 4468 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4470 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4471 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4474 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 4476 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4477 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4479 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 4480 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4481 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4483 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4484 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4486 A Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4488 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4490 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4491 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 4493 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4494 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 4496 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4497 C Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4499 D Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 4500 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 4502 A Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4503 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 4504 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4505 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4505 D Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4507 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4509 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 4510 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4512 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4513 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 4514 D Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4516 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4518 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 4519 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4520 D Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4521 D Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4522 D Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 4524 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4525 D Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4526 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4528 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 4530 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4531 C Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4533 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 4534 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4535 D Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4537 C Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 4538 D Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 4540 B Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4541 D Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4543 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4544 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4545 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4459 (A) (C) (D)(B) 49. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 48. Sitzung, Seite 4447 B, Anlage 1: Der Name „Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU“ ist aus der Liste der entschuldigten Abgeordneten für den 01.09.2014 zu strei- chen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 49. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2014 4545 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.09.2014 Dr. Barley, Katarina SPD 09.09.2014 Bartol, Sören SPD 09.09.2014 Beckmeyer, Uwe SPD 09.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 09.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 09.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 09.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 09.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 09.09.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 09.09.2014 Gerdes, Michael SPD 09.09.2014 Gleicke, Iris SPD 09.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 09.09.2014 Kipping, Katja DIE LINKE 09.09.2014 Krüger, Dr. Hans-Ulrich SPD 09.09.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 09.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 09.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.09.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 09.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 09.09.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 49. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2015 – Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Weitere Wortmeldungen zur Allgemeinen Finanzde-

    batte liegen nicht vor.

    Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
    ministeriums des Innern, Einzelplan 06.

    Das Wort hat der Bundesminister des Innern,
    Dr. Thomas de Maizière.


    (Beifall bei der CDU/CSU)







    (A) (C)



    (D)(B)

    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
    nern:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Meine Damen und Herren! Die Bundesregierung bringt
    heute den Haushalt 2015 ein. Erst vor wenigen Wochen
    haben wir den Haushalt für das Jahr 2014 beschlossen.
    Wir haben über viele innenpolitische Themen diskutiert,
    zum Beispiel über die IT. Mittlerweile ist die Digitale
    Agenda beschlossen. Mittlerweile habe ich den Entwurf
    eines IT-Sicherheitsgesetzes vorgelegt.

    Viele andere Themen sind wichtig und beschäftigen
    uns. Ich nenne sie stichwortartig: der NSU und dessen
    weitere Aufarbeitung, die NSA und die Spionageabwehr
    in Verbindung mit den wichtigen Beziehungen zwischen
    uns und den Vereinigten Staaten von Amerika, die digi-
    tale Verwaltung und die Investitionen in Netze des
    Bundes, der Datenschutz, insbesondere die EU-Daten-
    schutzverordnung, die Tarifeinheit, die Frage, ob wir
    Olympische Spiele in Deutschland wollen


    (Beifall der Abg. Dr. Eva Högl [SPD] – Dr. Eva Högl [SPD]: Wollen wir!)


    und welche Rolle wir dabei einnehmen, die Sportförde-
    rung und vieles andere mehr. All das haben wir disku-
    tiert und werden es auch weiterhin diskutieren.

    Ich möchte mich heute in meiner Rede auf zwei The-
    men konzentrieren, die uns in diesen Tagen besonders
    beschäftigen und in den nächsten Jahren weiterhin be-
    sonders beschäftigen werden. Das ist einmal das Thema
    Sicherheit und einmal das Thema Asyl und Migration.

    Zunächst zum Thema Sicherheit. Deutschland ist ei-
    nes der sichersten Länder in der Welt. Die Zahl der poli-
    zeilich registrierten Straftaten liegt seit Jahren unter
    6 Millionen. Wir haben sogar eine geringfügige Senkung
    beobachten können. Dennoch haben heute mehr Men-
    schen als früher das Gefühl, dass die Zahl der Straftaten
    in Deutschland zunimmt. Das liegt möglicherweise darin
    begründet, dass die Zahl der unmittelbar persönlich
    wahrnehmbaren Straftaten gestiegen ist. So belegen die
    aktuellen Zahlen, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche
    im letzten Jahr um 3,7 Prozent gestiegen ist. Dies ge-
    schieht nicht zum ersten Mal. Wir sind zwar noch nicht
    so weit wie Anfang der 90er-Jahre, aber seit zwei oder
    drei Jahren steigt die Zahl der Einbruchdiebstähle.

    Im Bereich des Kfz-Diebstahls haben wir zwar nur ei-
    nen geringfügigen Anstieg um 0,5 Prozent. Regional ist
    das aber sehr unterschiedlich. In bestimmten Ballungs-
    zentren und bestimmten Grenzregionen im Osten und
    Norden haben wir es mit besorgniserregenden Fallzahlen
    zu tun. Darauf müssen wir reagieren, und darauf haben
    Bund und Länder reagiert. Bund und Länder haben auf
    der letzten Innenministerkonferenz den Einbrechern in
    diesem Land gemeinsam den Kampf angesagt. Wir müs-
    sen regional ermitteln. Die Länder müssen gut zusam-
    menarbeiten. Die Länder müssen gut mit dem Bund
    zusammenarbeiten. Wir müssen international besser zu-
    sammenarbeiten; denn wir haben es mit international or-
    ganisierter Bandenkriminalität zu tun.

    Wir haben auch ein Maßnahmenpaket gegen die
    grenzüberschreitende Kfz-Kriminalität erarbeitet. Wir
    haben den deutsch-polnischen Polizeivertrag zu Ende
    verhandelt. Wir sind in Schlussverhandlungen mit der
    Tschechischen Republik über einen entsprechenden Ver-
    trag. Mit meinen französischen und niederländischen
    Kollegen arbeite ich bei der Bekämpfung grenzüber-
    schreitender Kriminalität mit Hochdruck zusammen.

    In vielen dieser Fälle – ich sagte es – stellen wir ver-
    stärkt Bezüge zur Organisierten Kriminalität, zur Ban-
    denkriminalität fest. Wir nennen es Vorfeld-OK – der
    Begriff der Organisierten Kriminalität ist in der Krimi-
    nalistik eng definiert –; faktisch ist es Organisierte Kri-
    minalität. Rund 78 Prozent der 2013 in Deutschland
    geführten Ermittlungsverfahren im OK-Bereich hatten
    internationale Bezüge – in 128 Staaten. Die Zentralen
    dieser international agierenden Banden liegen in Italien,
    in den Balkanstaaten, in Georgien, in Russland; und im-
    mer sind deutsche Staatsbürger dabei.

    Auf diese Entwicklungen müssen unsere Ermittlungs-
    behörden antworten. Um Schritt zu halten, entwickeln
    Polizei und Staatsanwaltschaften neue Bekämpfungs-
    strategien. Das BKA, Europol und Interpol arbeiten
    international mit Partnern zusammen. Wir werden dem-
    nächst, noch im November, einen Deutschen, nämlich
    den Vizepräsidenten des BKA, als Präsidenten von Inter-
    pol haben – ein schöner Erfolg für Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir arbeiten, wo es eben geht – um es mal so zu for-
    mulieren –, mit den Regierungen vor Ort zusammen. Es
    ist jedoch auch die Aufgabe des Gesetzgebers, dafür
    Sorge zu tragen, dass unseren Ermittlern im Kampf ge-
    gen das international organisierte Verbrechen die nötigen
    Instrumente zur Verfügung stehen. Dafür haben wir uns
    in der Koalition auf Ziele geeinigt: Wir haben vereinbart,
    die Geldwäschebekämpfung zu intensivieren. Wir müs-
    sen endlich den Rahmenbeschluss der Europäischen
    Union zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in
    deutsches Recht umsetzen. Wir werden die Abschöpfung
    von Vermögen aus Straftaten vereinfachen. Denn es trifft
    die OK und vor allem die Führer der OK am allermeis-
    ten, wenn das, worum es geht, nämlich das Geld aus Ver-
    brechen, eingezogen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Bei all diesen Vorhaben haben wir keine Zeit zu verlie-
    ren. Mein Kollege Maas und ich arbeiten deshalb mit
    Hochdruck daran, diese Vorhaben zügig umzusetzen.

    Meine Damen und Herren, eine größer werdende Be-
    drohung für die öffentliche Sicherheit in Deutschland
    stellt weiterhin der islamistische Extremismus dar. Ich
    bin von Herzen froh, dass sich die ganz überwiegende,
    große Mehrheit der Moslems gerade in den letzten Tagen
    über ihre Verbände öffentlich davon distanziert hat.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Das ist ein großer Beitrag zur Stärkung des inneren Zu-
    sammenhalts und isoliert diejenigen, die sich für ihre
    politischen Zwecke fälschlicherweise auf den Islam be-
    rufen.





    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben in den vergangenen Jahren im Bereich des
    Salafismus eine steigende Anhängerzahl festgestellt; wir
    schätzen die Zahl auf rund 6 000. Derzeit bereiten uns
    vor allem die Reisebewegungen radikalisierter deutscher
    Islamisten oder von Islamisten anderer Staatsangehörig-
    keit aus Deutschland große Sorge. Seit 2012 wissen wir
    von mehr als 400 Ausreisen aus Deutschland in syrische
    Kampfgebiete und vermehrt auch in den Irak. Es gibt
    Hinweise, dass dabei mehr als 40 Personen ums Leben
    gekommen sind, einige davon als Selbstmordattentäter
    im Irak. Über 100 Islamisten sind bisher zurückgekehrt,
    viele frustriert, aber andere mit Kampferfahrungen; sie
    haben gelernt, zu hassen und zu töten, sie sind vernetzt,
    sie sind ausgebildet und möglicherweise bereit zum Wis-
    senstransfer zu anderen. In manchen Szenen gelten sie
    als Helden. Wir wollen verhindern, dass diese radikali-
    sierten Kämpfer ihren Dschihad in unsere deutschen
    Städte tragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich will es noch einmal ernster sagen: Wenn wir nicht
    wollen, dass deutsche Soldaten an der Seite von Kurden
    gegen IS bzw. ISIS kämpfen, dann müssen wir wenigs-
    tens dafür sorgen, dass nicht Männer und Frauen aus
    Deutschland an der Seite von IS gegen Kurden, gegen
    Jesiden und gegen Christen kämpfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir setzen dabei auf die Arbeit unserer Sicherheitsbe-
    hörden; sie arbeiten gut. Am vergangenen Wochenende
    sind vier Rückkehrer – es handelt sich in diesem Fall um
    Personen aus dem Bereich der al-Schabab – auch dank
    der Zusammenarbeit mit dem kenianischen Dienst auf
    ihrem Weg nach Deutschland verhaftet worden. Drei von
    ihnen sitzen in Haft. Wir denken darüber hinaus intensiv
    darüber nach und prüfen, welche neuen Maßnahmen wir
    in Deutschland kurzfristig ergreifen können, um gegen
    die Aktivitäten des IS in Deutschland vorzugehen. Sehr
    schnell werden dazu Entscheidungen fallen.

    Ich möchte noch etwas zum Thema Asyl sagen. Ich
    denke, das erwarten Sie von mir, und das ist angesichts
    der Lage auch angemessen. Deutschland ist ein Einwan-
    derungsland geworden, und die meisten Menschen in
    unserem Land stehen der Zuwanderung inzwischen posi-
    tiv gegenüber. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber
    den 70er- und 80er-Jahren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Angesichts der Tatsache, dass wir wegen des demografi-
    schen Wandels künftig dringend auf mehr Zuwanderung
    angewiesen sein werden, ist das eine gute Nachricht. Es
    gibt kein einziges Handwerkerforum, in dem ich nicht
    auf das Thema Zuwanderung und Fachkräftemangel an-
    gesprochen werde. Das ist auch angesichts der Tatsache,
    dass gerade jetzt die Zahl der Menschen, die als Asylbe-
    werber Schutz in unserem Lande suchen, massiv an-
    steigt, eine gute Nachricht. Der UN-Flüchtlingskommis-
    sar Guterres, der eine klare Aussprache normalerweise
    nicht scheut, hat in den letzten Tagen gesagt:

    Deutschland spielt eine führende Rolle beim Flücht-
    lingsschutz und dient als positives Beispiel …

    Im Jahr 2013 wurden in der Europäischen Union
    435 000 Asylanträge registriert. Allein auf Deutschland
    entfielen davon 30 Prozent. Für das laufende Jahr zeich-
    net sich ein Anstieg ab. Ich rechne für dieses Jahr mit
    200 000 oder vielleicht sogar etwas mehr Asylanträgen
    in Deutschland. Angesichts der Lage in den Ländern und
    Kommunen, die an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit
    gelangen, müssen wir nach Lösungen suchen. 2014 ha-
    ben wir das entsprechende Bundesamt mit zusätzlichen
    Stellen und Sachmitteln für die schnellere Bearbeitung
    der Verfahren gestärkt. Für 2015 sprechen wir noch über
    die entsprechenden Haushaltsauswirkungen.

    Da mit einer kurzfristigen Umkehr dieses Trends an-
    gesichts der geopolitischen Lage leider nicht gerechnet
    werden kann, müssen wir alles dafür tun, die tatsächliche
    Aufnahmebereitschaft in Europa für die wirklich schutz-
    bedürftigen Flüchtlinge, für die schutzbedürftigen Asy-
    lanten längerfristig zu erhalten. Ein dringend notwendi-
    ger Schritt – damit spreche ich die Grünen noch einmal
    an – ist deshalb der Gesetzentwurf zu den sicheren Her-
    kunftsstaaten, mit dem wir die faktische Armutsmigra-
    tion, zum Teil aus Ländern, die einen EU-Beitrittskandi-
    datenstatus haben, reduzieren wollen. Ich werbe an
    dieser Stelle noch einmal ausdrücklich um die Zustim-
    mung zu diesem Gesetzentwurf im Bundesrat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir brauchen aber auch dringend eine gemeinsame
    europäische Antwort auf die steigenden Flüchtlingszah-
    len und die verheerende Situation im Mittelmeerraum.
    Deshalb haben mein französischer Freund und Kollege
    Bernard Cazeneuve und ich eine Initiative gestartet, die
    wir heute in Form eines Briefes an die EU-Kommission
    senden – gemeinsam mit unseren polnischen und spani-
    schen Kollegen sowie mit unserer britischen Kollegin.
    Wir wollen eine gemeinsame europäische Antwort auf
    diese Herausforderung. Diese Initiative umfasst sieben
    Punkte:

    Erstens. Wir wollen mit Blick auf die Zuwanderung in
    die Europäische Union eine bessere Kontrolle der exter-
    nen Grenzen der Europäischen Union. „Mare Nostrum“
    war als Nothilfe gedacht und hat sich als Brücke nach
    Europa herausgestellt. Das kann nicht auf Dauer so sein.
    Deswegen soll „Mare Nostrum“ im Herbst durch ein an-
    deres Mandat abgelöst werden, durch eine Operation, die
    etwas weiter gefasst ist als laufende Frontex-Operatio-
    nen.

    Zweitens. Wir müssen darauf bestehen, dass alle Län-
    der, egal ob sie im Norden, in der Mitte oder im Süden
    Europas liegen, sich an die Regeln halten, die sie selber
    unterschrieben haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)






    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das heißt, alle Flüchtlinge, alle Asylbewerber, die an-
    kommen, müssen registriert werden. Es müssen ihre Fin-
    gerabdrücke genommen werden, und sie müssen in den
    Ländern, in denen sie ankommen, menschenwürdig und
    anständig aufgenommen werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Tatsache, dass wir das als Punkt einer Initiative her-
    vorheben, zeigt, dass wir dort Mängel haben.

    Drittens. Wir sind auch in der Europäischen Union
    bereit zu einer koordinierten gemeinsamen Politik der
    Rückführung in Länder, in die sie unter humanitären Ge-
    sichtspunkten möglich ist.

    Viertens. Wir wollen überlegen, ob wir für die Län-
    der, bei denen das Bestehen eines Rechtes auf Asyl
    ziemlich klar ist, zu einem schnelleren Asylverfahren
    – auch in Europa – kommen, damit schneller klar ist,
    wer bleiben darf.

    Fünftens. Das ist ein wichtiger und neuer Punkt. Wir
    sind sogar bereit, darüber zu sprechen, ob wir auf frei-
    williger Basis zeitlich befristet die Länder entlasten, die
    überproportional viele Flüchtlinge aufnehmen. Natürlich
    muss sich jedes Land an seine Verpflichtungen halten.
    Dies geschieht zwingend unter Anrechnung der Lasten,
    die die Länder bereits schultern, die besonders viele
    Flüchtlinge aufgenommen haben. Faktisch haben wir
    nämlich in nur 10 von 28 europäischen Ländern eine
    Aufnahme von Flüchtlingen in nennenswertem Umfang.
    Eine solche Verteilung – manche fordern sie seit langem –
    ist nicht einfach zu organisieren. Wir werden viele De-
    batten darüber führen müssen. Aber wenn bestimmte
    Länder an der Grenze ihrer Aufnahmekapazität sind,
    dann müssen wir über eine zeitlich befristete, auf frei-
    williger Basis erfolgende Veränderung sprechen, natür-
    lich unter Anerkennung des geltenden Regelwerks.

    Sechstens. Wir wollen in Europa verstärkt gegen den
    Menschenhandel kämpfen. Denn alles, was wir hier an
    Folgen bei den Menschen erleben, hat mit der verbreche-
    rischen Aktivität von Menschenhändlern in Afrika und
    in Europa, auch unter Beteiligung von Deutschen, zu
    tun. Gegen diese müssen wir viel entschlossener als bis-
    her vorgehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Siebtens. Wir brauchen einen viel koordinierteren, ge-
    meinsamen, kohärenten – so nennt man das – Ansatz
    gegenüber den Transitstaaten und gegenüber den Her-
    kunftsstaaten. Wir alle wissen, wie schwierig es in Li-
    byen ist. In Libyen ist es schwieriger als in Marokko.
    Wir wissen, dass Eritrea und Somalia komplizierte
    Strukturen haben. Wir können dies nicht einfach nur ta-
    tenlos hinnehmen, sondern wir müssen mit gemeinsamer
    europäischer Außenpolitik, mit Flüchtlingspolitik, mit
    Entwicklungspolitik und mit der Innenpolitik ganz an-
    ders auf diese Länder zugehen und mit ihnen arbeiten.

    Ich hoffe, dass mit diesen sieben Punkten etwas in
    Bewegung kommt, was auch Deutschland hilft. Wir er-
    warten, dass wir am 9. und 10. Oktober, wenn sich die
    europäischen Innenminister treffen, ein entsprechendes
    Maßnahmenpaket beschließen können.

    Wir brauchen einen klugen Umgang mit Zuwanderern.
    Dafür brauchen wir einen Kompass. Mein Kompass ist
    ganz einfach: Ja zur Aufnahme politisch Verfolgter. Ja zur
    Aufnahme von Flüchtlingen aus Krisengebieten. Nein
    zur Fehlleitung von Menschen in wirtschaftlicher Not
    ins Asylsystem. – Wir stehen in Deutschland vor großen
    Herausforderungen. Gerade in den Bereichen Sicherheit
    und Migration ist es unsere gemeinsame Verantwortung,
    die Weichen gegebenenfalls neu zu stellen. Wir wollen
    hier die Gemeinsamkeit der Demokraten und nicht eine
    Belastung des Zusammenhalts unserer Gesellschaft. Wir
    wollen nicht, dass manche politisch davon Nutzen ha-
    ben. Eine Grundlage dafür legt auch der Haushalt des
    Jahres 2015.

    In diesem Sinne freue ich mich auf die anstehenden
    Beratungen und viel Unterstützung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege Jan

Korte das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jan Korte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Bevor wir uns den Haushaltsberatungen zu-
    wenden, möchte ich für die Fraktion Die Linke zu dem,
    was in Wuppertal unter dem Stichwort Scharia passiert
    ist, zwei, drei Sätze verlieren. Ich fand die Reaktion des
    Innenministers und des Justizministers angemessen und
    sinnvoll. Wir sind auch bereit, wenn es nötig ist, uns
    konstruktiv in gegebenenfalls anstehende Gesetzesände-
    rungsverfahren einzubringen. Wichtiger finde ich aber,
    um das klar zu sagen: Was ist die richtige Antwort da-
    rauf, wenn religiöse Fanatiker, egal woher sie kommen,
    junge Menschen am Feiern hindern wollen? Die Antwort
    darauf kann nur sein, am nächsten Wochenende mehr zu
    feiern. Wenn religiöse Fanatiker jungen Menschen das
    Recht absprechen wollen, ordentliche Rockmusik zu hö-
    ren, dann ist die Antwort darauf, mehr Rockmusik zu hö-
    ren, und zwar noch lauter. Das ist die richtige Antwort
    der Gesellschaft.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Für uns als Politiker gilt natürlich, dass wir mehr indi-
    viduelle Freiheit, mehr Rechte für Migranten, mehr Inte-
    gration, mehr Teilhabe und vor allem mehr Wertschät-
    zung auch für die vielen Tausend Muslime organisieren
    müssen, die in unserem Land mit uns zusammenleben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mehr Lob ist heute nicht drin, Herr Minister.

    Wir kommen nun zum zweiten Punkt. Ich meine, es
    ist schon bemerkenswert, dass Sie in Ihrer Rede nicht ei-
    nen Satz zu Edward Snowden, zur NSA und zum Über-





    Jan Korte


    (A) (C)



    (D)(B)

    wachungsskandal der letzten Monate verloren haben. Es
    ist wirklich der Hammer, dass Ihnen dazu nichts einfällt.
    Seit Snowden, seit über einem Jahr, ist unsere Gesell-
    schaft – ich weiß ja nicht, inwieweit das bei Ihnen ange-
    kommen ist – eine andere geworden. Das Nichtstun der
    Bundesregierung liegt natürlich darin begründet, dass
    Sie im Hinblick auf den Kampf gegen den internationa-
    len Terrorismus im Kern dasselbe Denken haben – dass
    nämlich der Zweck die Mittel heiligt – und dass Sie na-
    türlich ganz, ganz dicke darin verstrickt sind. Das haben
    wir hier schon oft dargelegt. Das hatte aber leider keine
    nachhaltige Wirkung.

    Deswegen will ich heute einen anderen Gedanken
    vortragen; vielleicht bewegt er etwas im Hinblick auf
    Ihre Innenpolitik. Es geht um die Frage: Was bedeutet
    das, was wir von dieser Dimension seit mittlerweile über
    einem Jahr wissen, eigentlich für die Gesellschaft? Mas-
    senhafte anlasslose Überwachung ist ein schleichendes
    Gift für jede Demokratie. Der Soziologe Wolfgang
    Sofsky hat in einem treffenden Buch zur Verteidigung
    der Privatsphäre geschrieben:

    Wer jederzeit damit rechnen muß, ins Visier zu ge-
    raten, der paßt sich freiwillig an.

    Das ist bei all dem, was wir in den letzten Monaten
    gehört haben, die große Gefahr; denn das können wir
    nicht wollen. Wir wollen keine Anpassung. Wir wollen
    Widerspruch. Wir wollen Ungehorsam, Engagement und
    aufrechten Gang. In Ihrer Rede, die Sie eben vorgetragen
    haben, hätten Sie dazu etwas sagen müssen. Dass Sie das
    nicht getan haben, ist wirklich nicht zu fassen.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Und: Die freie Gesellschaft ist auf einen geschützten
    privaten Raum angewiesen, in dem wir unsere privaten,
    intimen, politischen Dinge bereden können, frei von
    Überwachung. Aber dafür tun Sie nichts.

    Drittens. In genau dieselbe Richtung weist auch Ihr
    Verhalten im Hinblick auf die parlamentarische Kon-
    trolle. Sie ist übrigens nicht nur für die Opposition, son-
    dern auch für die Abgeordneten der Koalitionsfraktionen
    wichtig. Sie sitzen hier ja nicht als Pressesprecher der
    Bundesregierung.


    (Dr. Eva Högl [SPD]: Nein! Natürlich nicht!)


    Vielmehr haben gerade die Innenpolitiker, auch die der
    Koalitionsfraktionen, die Aufgabe, die Bundesregierung
    und die Behörden zu kontrollieren. Das klappt gar nicht.

    Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Seit
    anderthalb Jahren verwenden wir – zumindest diejeni-
    gen, die parlamentarische Kontrolle ernst nehmen – am
    Telefon, sei es im Gespräch mit Mitarbeitern, sei es im
    Gespräch mit Journalisten oder sonst wem, die Rede-
    wendung: Nicht am Telefon.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wie früher in der DDR, oder?)


    Das kann doch nicht allen Ernstes der Normalzustand
    sein, wie wir parlamentarische Kontrolle ausüben! Es
    müsste Sie doch bewegen, dass es nicht mehr möglich
    ist, am Telefon parlamentarische Kontrolle zu organisie-
    ren. Das kann es nicht sein, und dagegen müssen wir,
    alle Parlamentarier, gemeinsam entschieden vorgehen.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Schauen wir uns im Bereich der Kontrolle das Verhal-
    ten der Bundesregierung im Detail an. Es gab eine
    Anhörung im Untersuchungsausschuss. Nicht irgendje-
    mand, sondern der ehemalige Präsident des Bundesver-
    fassungsgerichts, Professor Dr. Hans-Jürgen Papier,
    sagte sinngemäß, dass die Auslandsaufklärung des Tele-
    kommunikationsverkehrs im Ausland durch den BND
    ohne eine gesetzliche Grundlage verfassungswidrig ist.
    Das ist, wie ich finde, ein durchaus massiver Vorwurf.
    Darüber kann man nicht einfach hinweggehen, wie Sie
    es leider tun.

    Um hier ein wenig Bewegung hineinzubringen, hat
    meine Fraktion in Bezug auf die Aussage Hans-Jürgen
    Papiers und die Position der Bundesregierung eine de-
    taillierte Anfrage formuliert. Sie haben es wirklich hin-
    bekommen, auf elf detaillierte Fragen mit gerade einmal
    13 Zeilen zu antworten – ohne einen Satz des Nachden-
    kens, ohne mit einem Satz die Vorwürfe von Hans-
    Jürgen Papier und anderen führenden Verfassungsrecht-
    lern zu prüfen. Es ist doch wirklich nicht in Ordnung,
    gegenüber dem Bundestag, der hier eine Aufgabe zu er-
    füllen hat, so zu reagieren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn das nicht schon Hammer genug ist, will ich Ih-
    nen nicht vorenthalten, was Sie in Ihren Abschlusssätzen
    schreiben. Die Bundesregierung antwortet – ich darf zi-
    tieren –:

    Der Respekt vor dem Deutschen Bundestag gebie-
    tet, dass die Bundesregierung zunächst die Ergeb-
    nisse des Untersuchungsausschusses abwartet. Die
    Arbeit des Untersuchungsausschusses steht erst am
    Anfang. Aus den Ergebnissen wird die Bundes-
    regierung die notwendigen Konsequenzen ziehen.

    Zitat Ende. Das ist wirklich der Hammer, noch so einen
    frechen Satz hinterherzuschieben – wo wir doch wissen,
    dass Sie vonseiten der Bundesregierung nun wirklich
    maßgeblich die Arbeit dieses Untersuchungsausschusses
    mit allen Mitteln torpedieren. So eine Antwort ist wirk-
    lich der Hammer!

    Übersetzt bedeutet das für alle Abgeordneten, egal
    welcher Partei sie angehören, dass Sie im Bereich der In-
    nenpolitik nicht bereit sind, zum Thema Überwachung
    Kleine Anfragen zu beantworten, schriftliche Fragen zu
    beantworten, mündliche Fragen zu beantworten, weil ja
    der Untersuchungsausschuss noch tagt – wahrscheinlich
    noch die gesamte Legislaturperiode. Wir alle, die wir im
    Bereich der Innenpolitik tätig sind, können nach Hause
    gehen, wenn bis dahin nichts mehr beantwortet wird. Ich
    finde, dieses Verhalten ist an Arroganz nicht zu überbie-
    ten, und fordere Sie wirklich auf, endlich Ihrer Aufgabe
    nachzukommen, der Opposition und überhaupt allen





    Jan Korte


    (A) (C)



    (D)(B)

    Parlamentariern, die gewählt worden sind, um Sie zu
    kontrollieren, ordentliche Auskunft zu geben!


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In dem Sinne – vierter Punkt – geht natürlich auch der
    heute vorliegende Einzelplan 06 – Bundesinnenministe-
    rium – genau diesen Weg weiter. Um auch einmal an
    Zahlen zu verdeutlichen, was ich eben im Bereich der
    parlamentarischen Kontrolle darzustellen versucht habe,
    schauen wir uns einmal die Relationen an: Das BKA soll
    416 Millionen Euro bekommen, das Bundesamt für Ver-
    fassungsschutz 209 Millionen Euro. Wie das dort aufge-
    teilt wird und ob wir das sinnvoll finden oder nicht, ist
    dann im Bereich der Haushaltsberatungen zu diskutieren.
    Aber wenn man sich anschaut, was die Bundesbeauftragte
    für den Datenschutz und die Informationsfreiheit demge-
    genüber bekommen soll, muss man feststellen: Das sind
    schlappe 9 Millionen Euro – in einer Zeit, wo der Daten-
    schutz angesichts von Überwachung und Geheimdienst-
    kontrolle eigentlich auf Platz eins der Agenda des Innen-
    ministeriums stehen sollte.

    Es geht noch weiter: Auch das IT-Sicherheitsgesetz,
    das Sie vorgelegt haben, werden wir in zukünftigen
    Haushaltsberatungen mit Zahlen untermauern müssen.
    Dafür sind vorgesehen – um noch ein paar Zahlen zu
    nennen –: 133 Stellen für das BSI, 79 Stellen für das
    BKA, 55 Stellen für das Bundesamt für Verfassungs-
    schutz, ganze 4 Stellen für die Bundesbeauftragte für
    den Datenschutz. Das ist nicht angemessen. Wir fordern
    Sie zu einer grundlegenden Umkehr in diesem Bereich
    auf, so auch in der Stellen- und Finanzpolitik im Bereich
    der Innenpolitik.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zum Schluss. Meine Fraktion und ich meinen, dass
    wir in der Innenpolitik in der Tat einen grundlegenden
    Richtungswechsel brauchen. Wir brauchen eine Debatte
    über strukturelle Reformen bei den Geheimdiensten. Die
    sind lange angekündigt worden. Bis jetzt habe ich nur
    mitbekommen, dass beim Bundesamt für Verfassungs-
    schutz ein Besucherzentrum eröffnet wurde; mehr habe
    ich noch nicht gehört.


    (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch schon einmal ein Anfang! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das andere ist geheim!)


    Ich finde, das ist zu wenig. Wir sind im Übrigen bereit
    – und tun das auch als Linke –, mit den Geheimdiensten
    zu diskutieren, wie dort mehr Kontrolle, mehr Refor-
    men, möglich sind. Die Bundesbeauftragte für den Da-
    tenschutz muss gestärkt werden, und sie muss schon vor
    2016 völlig unabhängig werden.

    Ich fasse zusammen: Der Bundestag muss auch im
    Bereich der Innenpolitik seiner Aufgabe gerecht werden
    können, die Bundesregierung, die Behörden zu kontrol-
    lieren. Deswegen: Hören Sie mit dem Mauern und Ver-
    weigern auf! Es ist grundsätzlich so, dass man den Obe-
    ren immer auf die Finger schauen sollte. Im Bereich der
    Innenpolitik muss man auch Ihnen von der Bundesregie-
    rung im Speziellen auf die Finger schauen. Das werden
    wir als linke Opposition mit großem Engagement und
    großer Freude weiter tun; darauf können Sie sich verlas-
    sen. Ich freue mich auf konstruktive Debatten in den
    nächsten Wochen und Monaten.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)