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ID1804108000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/41 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 I n h a l t : Wahl der Abgeordneten Kathrin Vogler als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 A Tagesordnungspunkt I: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Absicherung stabiler und fai- rer Leistungen für Lebensversicherte (Lebensversicherungsreformgesetz – LVRG) Drucksache 18/1772 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B b) Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Matthias W. Birkwald, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Lebensver- sicherungen auf den Prüfstand stellen – Kein Schnellverfahren zu Lasten der Versicherten Drucksache 18/1815 . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3565 C Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . 3566 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 3567 D Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3569 B Anja Karliczek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3570 C Tagesordnungspunkt II: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksachen 18/700, 18/702 . . . . . . . . . . . 3571 C b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksachen 17/14301, 18/1026 . . . . . . . 3571 C II.1 Einzelplan 01 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundespräsident und Bundespräsi- dialamt Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3571 C II.2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/1002, 18/1023 . . . . . . . 3571 D II.3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . . . . 3571 D II.4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/1008, 18/1023. . . . . 3572 A b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksache 18/1024 . . . . . . . . . . . . . 3572 A c) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleitge- setzes 2014 Drucksachen 18/1050, 18/1223, 18/1762 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3572 A d) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Herstellung des Einver- nehmens von Bundestag und Bundesregierung zum Begehren der Republik Litauen, der dritten Stufe der Europäischen Wirt- schafts- und Währungsunion bei- Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 zutreten und den Euro als Umlauf- währung einzuführen hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages nach Artikel 23 Ab- satz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 9a des Gesetzes über die Zusam- menarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in An- gelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1800 . . . . . . . . . . . . . 3572 B e) Beratung der Unterrichtung durch das Bundesministerium der Finanzen gemäß § 9a des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregie- rung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union: Beitritt Litauens zum Euroraum Drucksache 18/1730 . . . . . . . . . . . . . 3572 B Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 3572 C Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 3574 C Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3576 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3578 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3580 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3582 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 3583 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3585 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3586 A Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3588 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 3589 A Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3591 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3592 C Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3593 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3594 C Uwe Feiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3596 B II.5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3598 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3598 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . 3599 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3600 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 3601 C Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3603 A Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3604 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3606 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3607 C Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3608 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3610 A Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 3611 C Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3613 B Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3613 D Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3615 B Dr. Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . 3617 A II.6 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/1023, 18/1024 . . . . . . . 3618 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3619 A Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3620 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3621 D Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3623 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3626 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3628 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 3629 D Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3631 D Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3634 C Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 3636 C Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3638 A II.7 Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Se- nioren, Frauen und Jugend Drucksachen 18/1016, 18/1023 . . . . . . . 3639 D Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 3640 A Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3641 C Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3643 B Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 3644 C Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 3646 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 3647 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 III Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 3648 D Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3650 D Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 3651 D Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3653 D Sylvia Pantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3654 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . 3655 C Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3656 C Ingrid Pahlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3657 C II.8 Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Drucksachen 18/1010, 18/1023 . . . . . . . 3659 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 3659 B Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 3660 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3662 B Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3664 A Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3665 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3666 C Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 3667 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 3668 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3669 C Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . . 3671 A Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3672 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3673 A Thomas Mahlberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3674 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3675 D Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 3677 A Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3678 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3680 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . . 3681 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3565 (A) (C) (D)(B) 41. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 41. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 24. Juni 2014 3681 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 24.06.2014 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 24.06.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.06.2014 Beermann, Maik CDU/CSU/CSU 24.06.2014 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 24.06.2014 Brugger, Agnieszka BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 24.06.2014 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 24.06.2014 Groth, Annette DIE LINKE 24.06.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 24.06.2014 Hübinger, Anette CDU/CSU 24.06.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 24.06.2014 Kolbe, Daniela SPD 24.06.2014 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Lange (Backnang), Christian SPD 24.06.2014 Maag, Karin CDU/CSU 24.06.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Rawert, Mechthild SPD 24.06.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 24.06.2014 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Dr. Schröder, Ole CDU/CSU 24.06.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 24.06.2014 Strässer, Christoph SPD 24.06.2014 Thönnes, Franz SPD 24.06.2014 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 24.06.2014 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.06.2014 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 24.06.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 24.06.2014 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 24.06.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 41. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP I Stabile Leistungen für Lebensversicherte TOP II Haushaltsgesetz 2014, Finanzplan 2013 - 2017 Epl 01 Bundespräsident Epl 02 Bundestag Epl 03 Bundesrat Epl 08, Finanzen Epl 20 Bundesrechnungshof Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Epl 15 Gesundheit Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Helmut Heiderich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Verehrte Zuhörer! Während wir hier über Zahlen und
    Strukturen debattieren, sind in unserem Land im Ge-
    sundheitsbereich, im Pflegebereich, aber auch als pfle-
    gende Angehörige Millionen Menschen im Einsatz, die
    jeden Tag mehr leisten – jedenfalls viele von ihnen –, als
    es ihre Pflicht ist. Ich glaube, in einer solchen Debatte ist
    es auch einmal notwendig, darauf hinzuweisen, dass
    diese Menschen unsere Anerkennung verdienen. Denn
    hinter all den Projekten, über die wir hier debattieren,
    stehen immer wieder Menschen, die das Ganze in unse-
    rem System umsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

    Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, wenn wir
    unser Gesundheitssystem insgesamt betrachten, können
    wir zu dem Ergebnis kommen, dass wir uns damit welt-
    weit sehen lassen können. Auch dort, wo solche Verglei-
    che durchgeführt werden – gerade aktuell wieder einer
    vom Commonwealth Fund –, stellt sich heraus, dass wir
    in vielen Punkten im Vorderfeld oder an der Spitze ste-
    hen. Dies ist insbesondere dort der Fall, wo es darum
    geht, dass jeder Mensch Zugang zur Gesundheitsversor-
    gung hat und keine Hürden im Wege stehen. Das liegt,
    glaube ich, ganz wesentlich daran, dass wir in Deutsch-
    land noch immer ein sehr gut funktionierendes Hausarzt-
    system haben.

    Auf diesen Punkt will ich zu Beginn näher eingehen.
    Wir haben ja gestern, sozusagen punktgenau, die Posi-
    tionen des Sachverständigenrats vorgelegt bekommen,
    und gerade zum Hausarztsystem wird dort einiges vorge-
    schlagen. Ich halte die Forderung, dass wir einen Land-
    ärztezuschlag einführen sollten, für sehr sinnvoll, und
    ich glaube, unsere Fachpolitiker sind gut beraten, wenn
    sie diese Frage in den nächsten Wochen und Monaten
    einmal aufnehmen und darüber näher diskutieren. Die
    Hausärzte sind in einer Situation – dies wird besonders
    deutlich in den dünn besiedelten Gebieten –, die uns Ver-
    anlassung geben sollte, sehr nachhaltig darüber nachzu-
    denken, ob wir das System so beibehalten können und
    wie wir es weiterentwickeln können.

    Ich will Ihnen einmal als Beispiel ein paar Zahlen
    nennen, die ich mir von meinem Landrat in meinem
    Wahlkreis habe geben lassen. In diesem Landkreis gibt
    es zurzeit 90 Hausärzte. Von diesen Hausärzten sind im
    kommenden Jahr 22 älter als 65 Jahre. Das heißt, sie su-
    chen nach einem Nachfolger.


    (Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach einer Nachfolgerin!)


    Wenn wir noch fünf Jahre weitergehen, 2020, dann sind
    es bereits 41. Das heißt, knapp die Hälfte derer, die heute
    aktiv sind, brauchen dann einen Nachfolger.

    Ich glaube, dass wir, wenn wir jetzt darüber reden,
    junge Mediziner stärker in die Richtung der Allgemein-
    medizin, der Hausarztversorgung zu bringen, einen zeit-
    lichen Vorlauf von mehreren Jahren, von vier, fünf,
    sechs Jahren, einzukalkulieren haben. Wenn wir also
    heute damit beginnen, dann beziehen wir uns auf eine
    Situation in fünf Jahren und sind damit schon beim Jahr
    2020. Deswegen muss an dieser Stelle an den positiven
    Beschlüssen, die wir in den letzten Jahren in diesem Be-
    reich schon umgesetzt haben, möglichst weiter ange-
    knüpft werden. Da haben wir schon eine ganze Menge
    getan. Aber es zeigt sich, das reicht noch nicht. Deshalb
    müssen wir da weiter vorangehen.

    Meine Damen und Herren, mit diesem Haushalt pa-
    cken wir in dieser Koalition eine ganze Reihe von neuen
    strukturellen Veränderungen an. Ich will nur darauf hin-
    weisen, dass wir beispielsweise in der Qualitätssiche-
    rung einen deutlichen Schritt nach vorn machen. Wir
    finanzieren ein neues Institut der Qualitätssicherung.
    Wir wollen damit die Versorgungsqualität in diesem Be-
    reich deutlich verbessern. Ich glaube, mit dem Haushalt





    Helmut Heiderich


    (A) (C)



    (D)(B)

    und den damit im Zusammenhang stehenden gesetzli-
    chen Beschlüssen setzen wir ein deutliches positives
    Zeichen für die Zukunft.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir setzen
    einen weiteren Schwerpunkt im Bereich der Pflege, und
    zwar auf verschiedene Weise. Wir haben das Amt des
    Pflegebeauftragten mit einer eigenständigen Organisa-
    tion und einer eigenständigen Position neu geschaffen.
    Ich glaube, dass wir auf diese Weise die Situation der
    von Pflege Betroffenen, aber auch der Beschäftigten im
    Pflegebereich deutlich verbessert haben. Damit haben
    die Betroffenen eine neue, starke Stimme. Damit setzen
    wir in diesem Haushalt einen Schwerpunkt für die Zu-
    kunft, der sich insgesamt sehen lassen kann.

    Wir sorgen weiterhin dafür, dass mit neuen und zu-
    sätzlichen Mitteln im Haushalt die Unabhängige Patien-
    tenberatung weitergeführt und vor allen Dingen ausge-
    weitet werden kann. Auch diesen Bereich stärken wir
    mit den von uns zur Verfügung gestellten finanziellen
    Mitteln weiter und leisten damit auch insgesamt für die
    Zukunft Vorsorge.

    Wir haben des Weiteren im Rahmen des Bericht-
    erstattergespräches und in den Verhandlungen mit dem
    Hause möglich machen können, dass durch Umschich-
    tungen von Finanzmitteln die HIV-Stiftung zusätzliche
    Haushaltsmittel bekommt. Es werden 10 Millionen Euro
    zusätzlich in den Haushalt eingestellt. Damit können wir
    die HIV-Stiftung für die nächsten Jahre absichern.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Das heißt aber nicht, dass wir damit die Verursacher
    aus der Verantwortung entlassen. Auch diejenigen in der
    Industrie und in den Unternehmen, die damals mitver-
    antwortlich waren, müssen weiter ihre Beiträge leisten,
    damit wir die HIV-Stiftung auch nach Ende dieser Legis-
    laturperiode über 2017 hinaus sichern können.

    Wir haben mit diesem neuen Haushalt auch die Ab-
    sicht und sind bereits in der Vorbereitung, ein Präven-
    tionsgesetz zu entwickeln und damit einen Bereich der
    Medizin zu verbessern, der bisher immer noch sehr we-
    nig beachtet wird. Denn wir wissen alle, dass es Krank-
    heitsentwicklungen gibt, die wir durch Prävention ver-
    hindern oder zumindest einschränken könnten. Dafür
    brauchen wir entsprechende Programme und Projekte.

    Wir haben kürzlich im Rahmen der Plattform für Be-
    wegung und Ernährung, die seit einigen Jahren Projekte
    von verschiedenen Trägern anbietet, eine Konferenz
    durchgeführt. Wir kennen seit vielen Jahren Präventions-
    bewegungen, zum Beispiel den Trimm Trab, den es frü-
    her gab. Auf der Konferenz ist deutlich gemacht worden,
    dass wir den Bereich der Prävention weiter verstärken
    müssen, um den Kostenanstieg im Gesundheitswesen,
    den die Frau Kollegin eben angesprochen hat, auch von
    dieser Seite aus anzugehen.

    Wir alle wissen: Die wirtschaftliche Leistung gemes-
    sen am BIP erhöht sich je nachdem, wie sich die wirt-
    schaftliche Situation entwickelt, etwa um 2 Prozent-
    punkte pro Jahr. Die Gesundheitsausgaben – Sie haben
    es gesagt – sind stärker gestiegen. Deswegen müssen wir
    von zwei verschiedenen Seiten an diese Aufgabe heran-
    gehen.

    Wir müssen uns auf der einen Seite bemühen, die
    Kostensteigerung im Gesundheitswesen zu beschränken.
    Das kann auch durch eine stärkere Prävention gesche-
    hen. Wir müssen auf der anderen Seite die gesellschaftli-
    che Debatte führen, dass wir mit dem Anstieg der Wirt-
    schaftskraft in Deutschland in Zukunft mehr Geld für
    den Bereich Gesundheit und Pflege brauchen werden,
    weil sich die Gesellschaft verändert.

    Für beide Wege müssen wir, sowohl die Haushälter
    als auch die Fachpolitiker, miteinander streiten, damit
    wir die Zukunft des Gesundheitswesens und der Pflege-
    versicherung in Deutschland entsprechend sichern.

    Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu dem Vor-
    wurf machen, die Finanzierung der Bundesregierung im
    Gesundheitswesen sei nicht sachgerecht, um es vorsich-
    tig zu beschreiben. Ich bitte, zu bedenken, dass die mo-
    mentanen Rücklagen in Höhe von rund 30 Milliarden
    Euro so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Kran-
    ken- und Pflegeversicherung sind. Auch das muss er-
    wähnt werden, wenn es um die Finanzierung geht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich will auch daran erinnern, dass die Bundesregierung
    in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die fehlenden Mittel
    im Gesundheitsfonds aufgesattelt hat. Nun werden diese
    Mittel wieder abgebaut, da wir in einer wirtschaftlich
    prosperierenden Phase sind. Man kann der Bundesregie-
    rung nicht vorhalten, dass dies nicht ordnungsgemäß ist.

    Mit dem vorliegenden Haushalt zum Gesundheitswe-
    sen packen wir eine Reihe struktureller Veränderungen
    für die Zukunft an. Wir gehen einige Probleme an, die
    sich in den letzten Jahren gezeigt haben. Wir werden zu
    Lösungen kommen – da bin ich mir sicher –, die für die
    Bürger und die Beteiligten im Gesundheitswesen eine
    Verbesserung gegenüber dem heutigen Stand darstellen.
    Deswegen sollten Sie dem Haushalt zustimmen. Er stellt
    eine Verbesserung für die Zukunft dar.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächste Rednerin ist die Kollegin

Ekin Deligöz, Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wenn man die Debatte über den Gesundheitsetat ver-
    folgt, stellt man auf den ersten Blick fest, dass sehr viel
    Einigkeit herrscht. Niemand kann ernsthaft gegen
    Krebsforschung oder die Förderung der Kindergesund-
    heit sein; das gilt auch für viele andere Projekte. Wenn
    ich aber genauer hinschaue, fallen mir vor allem zwei
    große Baustellen auf, auf die ich näher eingehen will,
    Herr Minister.





    Ekin Deligöz


    (A) (C)



    (D)(B)

    Die erste Baustelle ist das, was Sie zum Schluss Ihrer
    Rede angesprochen haben, Herr Heiderich, nämlich der
    Bundeszuschuss zum Gesundheitsfonds. Was ist das ei-
    gentliche Problem? Sie schaffen kein Vertrauen. Im Ge-
    genteil: Es wurde bereits siebenmal in den Gesundheits-
    fonds eingegriffen. Mit jeder Kürzung provozieren Sie
    Beitragssatzsteigerungen. Diese Steigerungen werden al-
    leine von den Arbeitnehmern getragen; das ist das Pro-
    blem. Die Arbeitgeber sind dank Ihrer Gesetze fein raus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wenn Sie in der Anhörung genau zugehört haben,
    dann wissen Sie, dass alle Experten, auch diejenigen, die
    Sie eingeladen hatten, darauf hingewiesen haben: Es
    sind zwei kommunizierende Röhren. Wenn Sie an der ei-
    nen Stelle kürzen, dann wird an anderer Stelle Geld feh-
    len, und die Beiträge werden steigen.


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Das stimmt ja nicht! Sie haben bis heute den Fonds nicht verstan den!)


    Die ersten Krankenkassen haben bereits darauf hinge-
    wiesen, dass sie knapp bei Kasse sind und rote Zahlen
    schreiben, und haben angekündigt, die Versicherungs-
    nehmer stärker finanziell zu beteiligen. Das ist doch das
    Problem, über das wir reden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


    Sie tun so, als wäre der Zuschuss des Bundes zum Ge-
    sundheitsfonds eine große Gefälligkeitsleistung. Das ist
    er aber nicht. Der Bund sagt: Wir übernehmen Kosten
    und solidarisieren uns. – Es geht um Leistungen, die der
    Solidarität der gesamten Gesellschaft bedürfen, zum
    Beispiel bei der Kindererziehung, der Schwangerschaft,
    in der Elternzeit und während der Mutterschaft. Der
    Bundeszuschuss wird gewährt, weil es sich um gesamt-
    gesellschaftliche Aufgaben handelt, und nicht, weil Sie
    so großzügig, lieb und nett sind. Dieser Zuschuss erfüllt
    eine bestimmte Funktion. Würden Sie sich zu dieser
    Funktion bekennen, könnten Sie nicht willkürlich in die
    Kasse greifen. Aber genau das tun Sie. Sie nehmen das
    Geld der Versicherungsnehmer und konsolidieren damit
    Ihren Haushalt. Sie stopfen damit die Löcher. Eigentlich
    müsste man sagen: Schämen Sie sich dafür, dass Sie das
    überhaupt machen und diese Gelder so falsch verwen-
    den!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


    Wenn Sie wirklich den Willen hätten, den Haushalt zu
    konsolidieren, hätten Sie sich unsere Vorschläge zu ei-
    gen gemacht. Warum bauen Sie nicht die ökologisch
    schädlichen Subventionen ab? Dann würden Sie auch et-
    was für die Gesundheit in diesem Land tun. Oder: Wa-
    rum sind Sie nicht mutiger bei der Abgeltungsteuer? Wa-
    rum wird Einkommen aus Erwerbstätigkeit eigentlich
    anders besteuert als Einnahmen aus Kapital? Entspre-
    chende Änderungen hier würden mit der Aufwertung der
    menschlichen Arbeit einhergehen. Ideen also, wie sich
    der Haushalt konsolidieren ließe, gibt es in ausreichen-
    dem Maße. Sie müssen nicht in den Haushalt des Ge-
    sundheitsministeriums eingreifen, dessen Mittel ohnehin
    sehr knapp bemessen sind. Ich bin auf der Seite des
    Ministers,


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist schon mal gut!)


    der seinen Etat verteidigt und verhindern will, dass seine
    Mittel so missbraucht werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Auch wir Grünen sind für eine Bürgerversicherung,
    gerade weil wir an die Gesamtsolidarität glauben. Jeder
    sollte einzahlen. Die Versicherten sollten nicht eine be-
    stimmte Gruppe sein und quasi unter sich bleiben, wäh-
    rend sich andere herauskaufen können. Eine Bürgerver-
    sicherung würde die Finanzierungsbasis erweitern und
    vor allem für mehr Nachhaltigkeit in einer sich demogra-
    fisch verändernden Gesellschaft sorgen.

    Das wird doch die größte Herausforderung sein, vor der
    wir in diesem System stehen werden.

    Jetzt komme ich zur zweiten Baustelle: zum Pflege-
    begriff. Sie machen einige Schritte in die richtige Rich-
    tung. Teile dieses Leistungsgesetzes werden wir wahr-
    scheinlich unterstützen. Sie gehen aber nicht an den
    Pflegebegriff heran. Die Verlierer werden die Demenz-
    kranken sein. Die Verlierer werden genau die Menschen
    sein, um die wir uns sorgen wollen.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Sie können sich darüber aufregen, so viel Sie wollen.
    Der erste Sozialverband hat bereits eine Klage angekün-
    digt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde, wir sollten uns an dieser Stelle nicht vom Bun-
    desverfassungsgericht treiben lassen, sondern von der
    Vernunft und einer guten Politik. Da reicht es eben nicht,
    wenn Sie hier stöhnen. Tun Sie etwas dagegen, nehmen
    Sie das in die Hand! Machen Sie eine Strukturreform!
    Wagen Sie einmal etwas!

    Sie aber wollen einen Pflegefonds schaffen. Was pas-
    siert denn mit einem Pflegefonds? Kurzfristig senken Sie
    die Beiträge, langfristig haben Sie ein Budget, in das Sie
    wieder willkürlich hineingreifen werden, um Versicher-
    tenmittel zu missbrauchen. Unter dem Strich ändern Sie
    aber nichts an der Qualität der Pflege; genau das ist doch
    der Schwachpunkt. Wir müssen die Qualität der Pflege
    verbessern, und wir dürfen nicht einfach passiv sein und
    Schattenhaushalte schaffen. Gehen Sie an den Pflegebe-
    griff heran, aber richtig, und machen Sie eine Pflegere-
    form, die diesen Namen verdient, Herr Minister.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben im Rahmen des Berichterstattergesprächs
    das wichtige Thema Hebammen besprochen. Auch da
    reicht es nicht, passiv zu bleiben. Wir haben inzwischen
    im Zusammenhang mit den Haftpflichtprämien, die die
    Hebammen zahlen müssen, genug Argumente für eine





    Ekin Deligöz


    (A) (C)



    (D)(B)

    Regressbeschränkung oder einen Haftungsfonds. Wir
    haben geprüft, Sie haben geprüft, es liegen einige Vor-
    schläge auf dem Tisch. Es ist jetzt an der Zeit, zu han-
    deln. Sie, Herr Gröhe, als Minister und ich als Haushäl-
    terin, aber auch als Mutter zweier Kinder, wir waren uns
    einig: Jede schwangere Frau hat einen Anspruch auf eine
    Hebammenbetreuung. Die ersten schwangeren Frauen
    bekommen aber jetzt zu hören: Hol dir bloß keine Heb-
    amme; die gibt es bald nicht mehr.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    Wie weit sind wir denn gekommen?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Eine Unterstellung!)


    Wie weit sind wir gekommen, dass Sie schwangere
    Frauen im Stich lassen und diese sich nicht mehr darauf
    verlassen können, wirklich eine Hebamme zu bekom-
    men?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt wird es wirklich peinlich!)


    – Nein, es wird nicht peinlich. Mich wundert nicht, dass
    aus diesen Reihen genau diese Reaktion kommt. Etwas
    anderes hätte ich nicht verstanden. Wo waren Sie denn,
    als die Hebammen im Petitionsausschuss waren? Wo
    sind Sie denn, wenn sie auf die Straße gehen? Beschäfti-
    gen Sie sich einmal mit diesem Thema, und grölen Sie
    hier nicht herum!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    So viel Ignoranz auf einem Haufen versammelt habe ich,
    ehrlich gesagt, selten im Parlament erlebt.


    (Maria Michalk [CDU/CSU]: Das ist doch falsch, was Sie sagen!)


    Mich wundert es übrigens auch nicht, dass die Kolle-
    ginnen und Kollegen der SPD jetzt in der Großen Koali-
    tion ganz still sind; denn es gibt auch so etwas wie
    Fremdschämen in diesem Haus.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es gibt noch einen Punkt, den ich erwähnen will, Herr
    Minister. Wir haben vorgeschlagen, 35 Millionen Euro
    mehr für die Weltgesundheitsorganisation einzustellen.
    Das ist nicht viel Geld, aber es ist Geld für eine wichtige
    Sache. Da geht es nicht nur um die ODA-Quote, sondern
    die WHO leidet unter der schlechten Planbarkeit und
    mangelnder Finanzierung. Es geht um den Kampf gegen
    Polio und Tuberkulose. Ich fände es sehr gut, wenn sich
    Ihr Haus an diesem großen Projekt, bei dem es um eine
    gemeinsame Verantwortung geht, mit einem freiwilligen
    Beitrag Deutschlands an die WHO beteiligen würde.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Es gibt einige Dinge, die wir ausdrücklich unterstüt-
    zen; auch das will ich erwähnen. Dazu gehört die HIV-
    Stiftung. Wir Grüne sind dabei, weil wir der Meinung
    sind, dass das richtig angelegte Mittel sind. Es ist gut,
    dass wir dafür eine Lösung gefunden haben. Wir sind
    übrigens auch dabei, wenn es um die Kürzung des
    Pflege-Bahrs geht. Ich wünschte mir ganz ehrlich – das
    habe ich Ihnen auch schon gesagt – etwas mehr. Das
    funktioniert nicht, das läuft schief, das wird nicht in An-
    spruch genommen. Sie wollen damit das Pflegerisiko
    privatisieren. Das ist ein falscher Ansatz, und das, was
    nicht funktioniert, kann man genauso gut streichen. Das
    Geld kann man an anderer Stelle viel sinnvoller ausge-
    ben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich finde es auch sehr gut, dass Sie im Bereich der
    Kindergesundheit Mittel eingestellt haben, weil auch die
    aktuelle KiGGS-Studie zeigt, dass wir in diesem Bereich
    sehr sensibel sein müssen und dass auch hier Kinderar-
    mut eine Rolle spielt. Das ist zwar eine erschreckende
    Erkenntnis, aber eine wahre Erkenntnis. Wir müssen in
    diesem Bereich aktiver werden.

    Herr Minister, ich wünsche Ihnen viel Mut, die not-
    wendigen Grundsatzdebatten anzugehen und sich von
    Ihren Kollegen nicht entmutigen zu lassen.


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Notfalls kann er ja die grüne Mehrheit in Anspruch nehmen!)


    Ich wünsche mir, dass ich die gleiche Rede demnächst
    nicht wieder halten muss.

    Herr Minister, unsere Unterstützung hätten Sie.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)