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ID1803103900

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/31 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 I n h a l t : Begrüßung der Oppositionsführerin des Un- terhauses des Parlaments der Republik der Union Myanmar, Frau Aung San Suu Kyi . . 2583 A Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 B Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digi- tale Infrastruktur Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2583 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2587 D Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2589 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2591 A Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2593 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2594 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2595 D Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2597 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2597 D Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2598 C Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2599 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2601 A Arno Klare (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2602 A Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2603 B Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2014 Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2605 A Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2607 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2610 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2612 B Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2614 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2616 B Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2617 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2618 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2620 C Ingrid Arndt-Brauer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2622 C Ingbert Liebing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2624 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 2626 A Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2627 D Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2629 A Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2630 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2631 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2632 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2583 (A) (C) (D)(B) 31. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung 30. Sitzung, Seite 2553 B, die ersten beiden Absätze sind wie folgt zu lesen: Den Gipfel finde ich aber wirklich, dass Sie den An- teil, den Ihr Ministerium erbringen muss, damit das unsägliche Betreuungsgeld gezahlt werden kann, den Ar- beitslosen aufdrücken. Die Arbeitslosen sollen die 5 Millionen Euro aufbringen, die das Betreuungsgeld kostet. Das mag nicht viel Geld sein, aber ich finde, das ist an Symbolkraft nicht mehr zu toppen. Sie handeln nach dem Motto „Die Etats der Jobcenter reichen sowieso von vorne bis hinten nicht; da kommt es auf die 5 Millionen Euro auch nicht mehr an“. Ich halte das für eine ungeheure Unverschämtheit. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 2631 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.04.2014 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Bareiß, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 11.04.2014 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Becker, Dirk SPD 11.04.2014 Dörmann, Martin SPD 11.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 11.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 11.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 11.04.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 11.04.2014 Fograscher, Gabriele SPD 11.04.2014 Freitag, Dagmar SPD 11.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.04.2014 Groß, Michael SPD 11.04.2014 Held, Marcus SPD 11.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 11.04.2014 Kelber, Ulrich SPD 11.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Kömpel, Birgit SPD 11.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.04.2014 Dr. Lengsfeld, Philipp CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Lindner, Tobias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 11.04.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Nowak, Helmut CDU/CSU 11.04.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.04.2014 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 11.04.2014 Pilger, Detlev SPD 11.04.2014 Poschmann, Sabine SPD 11.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 11.04.2014 Rohde, Dennis SPD 11.04.2014 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.04.2014 Rüthrich, Susann SPD3 11.04.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 11.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 11.04.2014 Schwabe, Frank SPD 11.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 11.04.2014 Thönnes, Franz SPD 11.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 11.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 11.04.2014 Wellenreuther, Ingo 11.04.2014 Werner, Katrin 11.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 11.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 11.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 11.04.2014 CDU/CSU DIE LINKE Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2632 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 31. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. April 2014 (A) (C) (B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebens- lagen von Menschen mit Beeinträchtigungen Teilhabe – Beeinträchtigung – Behinderung Drucksachen 17/14476, 18/413 Nr. 1.3 Ausschuss für Gesundheit – Bericht gemäß § 56a GO-BT des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Technikfolgenabschätzung (TA) Fortpflanzungsmedizin – Rahmenbedingungen, wissen- schaftlich-technische Entwicklungen und Folgen Drucksachen 17/3759, 18/770 Nr. 24 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Erfahrungsbericht der Bundesregierung über die Durchführung des Stammzellgesetzes (Fünfter Stammzellbericht) Drucksachen 17/12882, 18/770 Nr. 25 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Erweiterungsszenarien zur elektroni- schen Dokumentation der Organspendeerklärung auf der elektronischen Gesundheitskarte Drucksachen 17/14326, 18/641 Nr. 18 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Projekt „Deutsches Elektronisches Melde- system für Infektionsschutz“ (DEMIS) Drucksachen 17/14697, 18/641 Nr. 27 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 18/419 Nr. A.28 Ratsdokument 13173/13 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/419 Nr. A.83 Ratsdokument 10900/13 Drucksache 18/544 Nr. A.30 Ratsdokument 5160/14 Drucksache 18/642 Nr. A.3 Ratsdokument 5742/14 Drucksache 18/822 Nr. A.16 EP P7_TA-PROV(2014)0069 Drucksache 18/822 Nr. A.17 Ratsdokument 5489/14 (D) kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 31. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 12 Verkehr und digitale Infrastruktur TOP 1 Schlussrunde Haushaltsgesetz 2014 Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Die Bilanz dieser Woche lautet: Die
    Regierung ist mit sich zufrieden und lobt sich über den
    grünen Klee. Das scheint sie für ihr Seelenheil zu brau-





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    chen, und für fünf Minuten können wir es ihr auch gön-
    nen. Aber Steffen Kampeter hat schon richtig gesagt:
    Die Opposition wird kluge Vorschläge machen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Insofern will ich Ihnen am Ende dieser Woche acht ganz
    konkrete Vorschläge mit auf den Weg geben, die wir in
    den Beratungen umsetzen können:

    Erster Vorschlag: die Finanztransaktionsteuer endlich
    einführen. Deutschland kann da vorangehen.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Kein guter Vorschlag!)


    Die Kanzlerin hat am Mittwoch darauf verwiesen, dass
    Deutschland bei der Regulierung der Finanzmärkte in
    Europa immer vorangeht. Ich finde, man sollte sie beim
    Wort nehmen: Sie sollte auch hier mit gutem Beispiel
    vorangehen und durchsetzen, dass die Finanztransak-
    tionsteuer zuerst in Deutschland eingeführt wird. Ich
    sage Ihnen: Die anderen Länder werden uns folgen, weil
    sie sich dem nicht entziehen können, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn beim Kauf von Aktien im Wert von 1 000 Euro
    Steuern von nur 1 Euro anfallen würden, dann wäre das,
    wie ich glaube, für jedermann vertretbar. Der Staat
    würde 50 Milliarden Euro mehr in der Kasse haben. Da-
    mit könnte man eine Menge anfangen. Ich glaube, die
    Kanzlerin als die mächtigste Frau der Welt könnte das
    doch locker durchsetzen, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der LINKEN – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Wer zahlt denn diese Finanztransaktionsteuer, Frau Lötzsch? Wer zahlt das denn? Haben Sie sich einmal Gedanken darüber gemacht?)


    Zweiter Vorschlag: Kindergelderhöhung. Unseren
    Kindern steht nach dem Bericht über das Existenzmini-
    mum eine Kindergelderhöhung zu. Es geht hier um
    425 Millionen Euro im Jahr. Das hört sich erst einmal
    nach viel an, aber im Hinblick auf den Gesamthaushalt
    ist das durchaus vertretbar.

    Wir haben gerade in dieser Woche erfahren, dass Frau
    von der Leyen dem Finanzminister 1 Milliarde Euro zu-
    rückzahlen musste, weil sie ihre Rüstungsprojekte nicht
    finanziert bekommt. Wir hätten also Geld für eine Kin-
    dergelderhöhung übrig. Das wäre sinnvoller, als es für
    Rüstungsprojekte auszugeben.


    (Beifall bei der LINKEN – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Was ist denn die Alternative?)


    Meine Damen und Herren von der Union, wir alle wer-
    fen einen Blick in unsere Wahlprogramme, Sie sicherlich
    auch in Ihres. Sie haben im Wahlkampf 35 Euro mehr
    Kindergeld versprochen. Darüber sollten wir uns in den
    Haushaltsberatungen unterhalten.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dritter Vorschlag: Industrie an der Energiewende be-
    teiligen. Kollege Gabriel hat den Satz formuliert:
    40 Euro für einen Dreipersonenhaushalt im Jahr
    tauschen gegen ein paar Hunderttausend Arbeits-
    plätze … das hielte ich für ein frivoles Unterfangen.

    Ich weiß nicht, was die SPD sagen würde, wenn je-
    mand gegen den Mindestlohn, der ihr so sehr am Herzen
    liegt, folgendermaßen argumentieren würde: Ein paar
    Euro mehr Lohn in der Stunde tauschen gegen ein paar
    Hundert Arbeitsplätze, das wäre frivol. – Sie würden
    demjenigen doch einen Vogel zeigen, und das zu Recht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Der Vergleich hinkt ja auch!)


    Herr Gabriel – ich gehe davon aus, dass Sie ihn alle
    unterstützen – hat ein ganz altes Argument der Arbeitge-
    ber einfach auf die Energiewende übertragen. Das finde
    ich nicht in Ordnung; denn solange es die SPD gibt – Sie
    erinnern sich doch an Ihre Geschichte –, erklären Arbeit-
    geber in Bezug auf die sozialen Vorschläge der SPD,
    dass diese eine Menge Arbeitsplätze kosten würden.
    Dieses Argument gab es übrigens schon, als es um die
    Abschaffung der Kinderarbeit und die Einführung des
    Achtstundentages ging. – Das können Sie sich doch
    nicht im Ernst zu eigen machen!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Vierter Vorschlag: Mindestlohn schneller und flä-
    chendeckend einführen. Gerade das Finanzministerium,
    hier heute vertreten durch Herrn Kampeter und nicht
    durch Herrn Schäuble, müsste doch ein sehr großes Inte-
    resse daran haben, dass der flächendeckende gesetzliche
    Mindestlohn schneller, als bisher geplant, eingeführt
    wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Denn der Mindestlohn entlastet die öffentlichen Haus-
    halte. Wir haben es gestern Abend, leider zu relativ spä-
    ter Stunde, besprochen: Allein 10 Milliarden Euro zu-
    sätzlich müssen für die sogenannten Aufstocker – also
    für Menschen, die so wenig Geld bekommen, dass sie
    von ihrer Arbeit nicht leben können – in den Haushalt
    eingestellt werden.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Die meisten davon arbeiten Teilzeit!)


    Ich habe gestern Abend – ich erzähle es gerne noch
    einmal – von dem skandalösen Urteil des Arbeitsgerich-
    tes in Cottbus berichtet. Die Richter waren der Auffas-
    sung, dass Menschen freiwillig für 1,54 Euro in der
    Stunde arbeiten würden, damit sie auf dem Arbeitsmarkt
    wieder Fuß fassen können. Ich finde: Gerade solche Ur-
    teile zeigen, dass wir keine Ausnahme beim gesetzlichen
    Mindestlohn zulassen dürfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Fünfter Vorschlag: Ost- und Westmütter endlich
    gleich behandeln. Es ist möglich und für alle wünschens-
    wert, dass wir keinen Unterschied mehr bei der Rente
    machen. Ich finde, wir sollten bei der Mütterrente anfan-
    gen.





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir werden im kommenden Jahr den 25. Jahrestag der
    deutschen Einheit begehen. Wir werden feiern, viele Re-
    den werden gehalten. Nach 25 Jahren kann man nieman-
    dem mehr erklären, dass es Unterschiede zwischen Ost
    und West gibt, insbesondere bei Müttern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sechster Vorschlag: endlich die kalte Progression ab-
    schaffen.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sehr gut! CDU-Vorschlag!)


    – Genau, das ist ein CDU-Vorschlag. – CDU/CSU und
    auch SPD wollen wieder einmal die kalte Progression
    abschaffen, aber dafür fehlt angeblich das Geld. Die
    SPD ist nur für die Steuersenkung, wenn es eine Gegen-
    finanzierung gibt. Es gibt natürlich eine Gegenfinanzie-
    rung! Wir müssen nur die Vermögenden in unserem
    Land steuerlich etwas mehr belasten, damit die Mittel-
    schicht ihre Lohnerhöhungen nicht mehr vollständig
    beim Finanzminister abgeben muss; denn das ist unge-
    recht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Bund der Steuerzahler hat ausgerechnet, dass der
    Finanzminister in den Jahren bis 2017 durch die kalte
    Progression insgesamt etwa 55 Milliarden Euro mehr
    einnehmen würde.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt aber nicht! – Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist Quatsch!)


    Ich finde, dieses Geld gehört den Menschen, die es erar-
    beitet haben, nämlich der Mittelschicht. Wir brauchen
    endlich eine gerechte Besteuerung der Reichen. Das hat
    unser Land verdient.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Siebenter Vorschlag: Geben Sie den Kommunen mehr
    Geld! Steffen Kampeter ist auf dieses Thema eingegan-
    gen und hat immerhin zugestanden, dass die Lage der
    Kommunen sehr unterschiedlich ist. Ich finde, wir soll-
    ten die Augen davor nicht verschließen. Natürlich gibt es
    reiche Kommunen, aber sehr viele Kommunen ächzen
    und leiden unter der Situation. Hier im Haus sind Kolle-
    gen aus allen Bundesländern vertreten; jeder wird Bei-
    spiele dafür kennen.

    Das ist nicht nur eine Finanzfrage. Denn Finanzen
    und Haushalt beschreiben auch den Zustand unserer Ge-
    sellschaft. Es geht dabei auch um die Frage einer leben-
    digen Demokratie. Warum soll man sich eigentlich bei
    einer Kommunalwahl zur Wahl stellen, wenn man genau
    weiß, dass man aufgrund der Finanzsituation entschei-
    den muss, ob zuerst die Schwimmhalle, die Bibliothek,
    das Theater oder vielleicht eine Schule geschlossen wer-
    den muss? Ich glaube, die Frage einer gerechten Finan-
    zierung der Kommunen ist auch die Frage einer lebendi-
    gen Demokratie, und dafür sollten wir doch alle
    einstehen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben vor wenigen Minuten die Debatte über den
    Verkehrsetat beendet. Ich bin der Auffassung, dass wir
    wesentlich mehr in unsere Infrastruktur investieren müs-
    sen. Jeder von uns kennt mindestens eine Brücke oder
    eine Straße in diesem Land, die marode ist. Da muss
    wirklich schnell etwas passieren. Wer die Sanierung auf
    die lange Bank schiebt, wird später mehr ausgeben müs-
    sen. Das ist doch nun wirklich eine Binsenweisheit.

    Wir stehen im Augenblick augenscheinlich vor zwei
    demografischen Herausforderungen: Die Menschen,
    aber auch die Infrastruktur unseres Landes werden im-
    mer älter. Wir müssen beide Herausforderungen ernst
    nehmen und müssen wirklich mehr Geld für sinnvolle,
    für langfristige Investitionen zur Verfügung stellen.

    Achter Vorschlag: Investieren Sie in ein friedliches
    Europa! Die Bundesrepublik Deutschland hat immer
    dann profitiert, wenn sie in friedliche Beziehungen mit
    anderen Ländern investiert hat, und Deutschland hat im-
    mer verloren, wenn es auf Gewalt und Militär gesetzt
    hat. Vielleicht sollten wir uns an dieser Stelle einmal für
    zwei Minuten an die FDP erinnern.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Nee, nee, nee! – Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Jetzt kommt etwas Gutes!)


    Man kann über die FDP viel Schlechtes sagen, aber dass
    Guido Westerwelle als Außenminister eine Politik der
    militärischen Zurückhaltung verfolgt hat, war, glaube
    ich, eine richtige Entscheidung. Davon sollten wir nicht
    abweichen.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Neue Koalitionsangebote!)


    – Lieber Kollege Barthle, nicht jedes Lob ist ein Koali-
    tionsangebot.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)


    Sie werden im Laufe unserer Zusammenarbeit bestimmt
    noch erleben, dass ich auch Sie lobe.


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Bitte keine Drohungen!)


    Aber Sie müssen keine Angst haben. Das ist nicht auto-
    matisch ein Koalitionsangebot.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Kommen wir zurück zum Verteidigungsetat, den ich
    kurz ansprechen möchte. Ich glaube, man kann nieman-
    dem erklären, warum der zweitgrößte Einzelplan in un-
    serem Bundeshaushalt immer noch der Etat für Verteidi-
    gung ist. Das ist doch ein teurer Reflex aus dem Kalten
    Krieg. Das hat nichts mehr mit realen Bedrohungen zu
    tun. Wer den Bürgerinnen und Bürgern in der Bundesre-
    publik Deutschland Sicherheit geben will, der muss in
    Arbeitsplätze, in Wohnungen und in unsere solidarischen





    Dr. Gesine Lötzsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sicherungssysteme investieren und nicht in veraltete
    Waffensysteme.


    (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist gerade mal ein Fünftel des Sozialetats!)


    In Anbetracht der Tatsache, dass im Bundestag partei-
    übergreifend ein großes Interesse daran besteht, Waffen
    zu vernichten, sollten wir in den Haushaltsberatungen
    darüber diskutieren, welche Rüstungsprojekte wir über-
    haupt noch brauchen und welche wir deutlich reduzie-
    ren, wenn nicht gar streichen können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei haben Sie uns ganz auf Ihrer Seite.

    Zum Abschluss. Vor uns liegen die Detailberatungen.
    Wir werden uns über viele Fragen sehr intensiv aus-
    einandersetzen. In einigen Wochen werden wir wieder
    hier im Plenum beraten. Ich glaube, wir können diese
    Beratungen alle miteinander vernünftig führen, wenn
    wir die guten Vorschläge der anderen ernst nehmen und
    wenn wir uns – davon bin ich überzeugt – wie in den
    letzten Jahren auf die unermüdliche Geduld und Ausge-
    glichenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Se-
    kretariats verlassen können. Ich hoffe, dass wir gemein-
    sam, wenn wir in einigen Wochen wieder hier stehen,
    wesentliche Veränderungen des Etats erreicht haben, die
    bewirken, dass er gerechter, ausgeglichener, solidari-
    scher und friedlicher ist.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Rede hat der Kollege Johannes Kahrs

von der SPD das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Kahrs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Das war eine interessante Woche. Die Haus-
    haltsberatungen, Frau Kollegin Lötzsch, sollen interes-
    sant werden und werden auch interessant, insbesondere
    dann, wenn die Opposition nicht nur sagt, wie sie mehr
    Geld ausgeben will, sondern auch, wie sie diese Ausga-
    ben finanzieren will.


    (Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Hat sie doch gesagt!)


    – Na ja, von den Vorschlägen hatte einer etwas mit Fi-
    nanzierung zu tun, und dieser bedürfte nicht nur der Zu-
    stimmung des Bundestages, sondern auch der anderen
    Länder in Europa. Wann und wie das kommt, wissen wir
    nicht. – Wir Sozialdemokraten stehen für die Einführung
    einer Finanztransaktionsteuer, die Koalition steht dafür,


    (Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Dann machen Sie es doch!)

    aber wir sind nun einmal nicht allein auf dieser Welt.
    Das sollte man zur Kenntnis nehmen. Nur zu sagen, wie
    man Geld ausgeben will, das sollte, glaube ich, nicht der
    Ton sein, der diese Debatte bestimmt.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Steffen Kampeter hat hier häufiger die schwarze Null
    erwähnt. Ich glaube, dass wir alle dieses Ziel ab nächs-
    tem Jahr erreichen wollen. Es ist ein großes Ziel, keine
    neuen Schulden in diesem Land zu machen. Das ist uns
    über viele Jahre und Jahrzehnte nicht gelungen. Wenn es
    unserer Koalition gelingt, das umzusetzen, kann sich je-
    der in diesem Land darüber freuen. Wir sparen ja nicht
    einfach nur, weil wir sparen wollen, sondern wir sparen,
    weil das weitere Anhäufen von Schulden und die Zins-
    belastungen für unsere Kinder und Enkel sowie für alle
    nachfolgenden Generationen eine Katastrophe wären.
    Deswegen ist es wichtig, dass wir keine neuen Schulden
    machen.

    Ich bin dem Bundesfinanzminister dafür dankbar,
    dass er einen Vorschlag vorlegt, der das in 2015, 2016,
    2017 und den folgenden Jahren möglich macht. Das ist
    aber nicht einfach. Ich möchte Ihnen sagen, dass das
    auch schwer risikobehaftet ist. Wir haben in der Vergan-
    genheit ab und an geglaubt, dass wir das schaffen. Ein
    Finanzminister hat einmal gesagt, dass er die Wahl zwi-
    schen der schwarzen Null und der deutschen Einheit
    hatte. Das alles kann man sehen, wie man will. Keiner
    weiß, was passiert. Aber, ich glaube, wenn wir es hier
    beschließen und in der mittelfristigen Finanzplanung
    festschreiben, gibt es in der Bevölkerung unseres Landes
    die Erwartungshaltung, dass wir das auch umsetzen. Das
    zwingt uns dazu, in den nächsten Jahren entsprechend zu
    handeln.

    Es gibt Risiken bei der Erreichung der schwarzen
    Null; das wissen wir. Wir haben viel getan, was zur Er-
    reichung dieses Ziels notwendig war. Wenn wir uns alle
    vornehmen, die schwarze Null zu schaffen, dann muss es
    auch unser aller Handeln bestimmen. Das ist einer der
    Punkte, die wir als Sozialdemokraten in den Koalitions-
    verhandlungen gefordert und durchgesetzt haben. Dazu
    stehen wir. Man muss dafür sorgen, dass man keine
    neuen Schulden macht, aber gleichzeitig – ich bin dem
    Kollegen Barthle dankbar, dass er das immer sagt – muss
    man den Haushalt auch so ausrichten, dass man investie-
    ren kann.

    Wir hatten heute Morgen um 7.30 Uhr eine Sitzung
    des Haushaltsausschusses.


    (Zuruf der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


    In dieser haben wir zum Beispiel 451 Millionen Euro für
    die fünfte Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals freigege-
    ben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: In Brunsbüttel!)


    – Genau, in Brunsbüttel. – Dieses Vorhaben ist uns So-
    zialdemokraten sehr wichtig. Dafür haben wir zu Zeiten
    der Opposition jahrelang gekämpft. Jetzt kommen wir
    der Sache einen Schritt näher.





    Johannes Kahrs


    (A) (C)



    (D)(B)

    Man muss aber auch dazu sagen – das ist eines der
    Probleme unserer Verkehrspolitik –, dass wir manchmal
    ein bisschen punktuell vorgehen. Man braucht einen
    Plan. Was den Nord-Ostsee-Kanal angeht, braucht man
    nicht nur die fünfte Schleuse, sondern man muss es als
    Gesamtkonzept begreifen. Mir ist es deswegen wichtig,
    dass man nicht einen Plan hat, der 2028 oder irgendwann
    endet, sondern einen Plan, der sicherstellt, dass man die
    Maßnahmen stringent abarbeiten kann. Man muss einen
    Plan vorlegen, der überschaubar ist und den man bewer-
    ten kann.

    Jetzt haben wir eine einzelne Maßnahme beschlossen.
    Diese ist richtig, wichtig und gut, und dazu stehen wir
    auch. Gleichzeitig ist es aber so, dass man nicht einfach
    nur eine Maßnahme an die andere reihen darf. Als wei-
    tere Maßnahmen nenne ich die Vertiefung um 1 Meter,
    die Anpassung der Ostrange, also der letzten 20 Kilome-
    ter vor Kiel, die Hochbauten wie beispielsweise Brü-
    ckenbauwerke und die anderen beiden Schleusen. Wenn
    man das alles nacheinander angeht, wird es sehr viel teu-
    rer, dauert endlos lange, und der Nutzen ist später
    schwer greifbar. Deswegen muss man das so weit wie
    möglich parallel laufen lassen. Das ist nur ein Beispiel.

    Wir können auch noch andere Beispiele wie marode
    Autobahnen oder Brücken – diese kann man sich in
    Nordrhein-Westfalen hervorragend anschauen – durch-
    deklinieren. Es braucht aber einen Plan und eine Struk-
    tur, und wir im Haushaltsausschuss müssen dann sehen,
    wie wir das Geld zur Verfügung stellen.

    Ich habe Frau Lötzsch eben sehr genau zugehört. Sie
    ist Vorsitzende des Haushaltsausschusses. Ich finde, das
    bringt eine gewisse Verantwortung mit sich. Frau
    Lötzsch, Sie haben die Politik von Sigmar Gabriel kriti-
    siert und gesagt, sie hielten es für falsch, dass er die Bür-
    ger in diesem Land zum Zwecke der Sicherung von Ar-
    beitsplätzen belastet. Ich kann Ihnen sagen: Ich komme
    aus der Freien und Hansestadt Hamburg. In Hamburg
    machen wir es seit Jahrzehnten so.

    Als wir unsere Stadtwerke, die HEW, noch hatten,
    gab es bei uns Industriestrompreise, damit die Grund-
    stoffindustrie gehalten werden konnte. Das galt für die
    Norddeutsche Affi, heute Aurubis, Europas größte Kup-
    ferhütte, für die Aluminiumwerke und für die anderen
    Industriebetriebe. Wir Sozialdemokraten haben immer
    für wettbewerbsfähige Industriestrompreise gekämpft;
    denn nur so kam diese Industrie klar. Das Ergebnis ist,
    dass es in Hamburg sowohl Industrie als auch Wissen-
    schaft und Forschung sowie Dienstleistungen gibt. Der
    Mix macht’s.

    Wir müssen das deutschlandweit so machen. Wir kön-
    nen nicht zulassen, dass die von internationalen Preisen
    abhängige Grundstoffindustrie aus Deutschland abwan-
    dert und nach und nach Teile der Kette hinterherwan-
    dern. Das geht nicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese Koalition hat gesagt: Wir brauchen wettbe-
    werbsfähige Strompreise für die Industrie. – Das ist
    nicht das übliche Klagen. Frau Lötzsch, das erkennt
    man, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt. Man
    darf sich nicht einfach nur das letzte Jahrhundert an-
    schauen, sondern man muss die neuen Fakten studieren.
    Dann sieht man, wie die Lage auf den Weltmärkten aus-
    sieht und wie viele Zehntausend und Hunderttausend Ar-
    beitsplätze von der Wettbewerbsfähigkeit unserer Unter-
    nehmen abhängen. Das gilt nicht nur für die
    Großindustrie, sondern auch für den Mittelstand und die
    kleinen Unternehmen. Wir müssen daher etwas tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich glaube, das ist Teil vernünftigen Haushaltens und
    Teil eines vernünftigen Koalitionsvertrages. Wir müssen
    das dann aber auch umsetzen. Gleichzeitig müssen wir
    dafür sorgen, dass die Menschen in diesem Land durch
    steigende Stromkosten nicht übermäßig belastet werden.
    Wir müssen die Preise halbwegs konstant halten.


    (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die steigen jetzt aber!)


    Das ist doch das Ziel; das ist hier bereits gesagt worden.

    Neben einer vernünftigen Industriepolitik stehen noch
    andere Posten im Koalitionsvertrag, die wir finanzieren
    müssen. Ich spreche dabei vom Mindestlohn, der Rente
    mit 63 und der Mütterrente. Man kann da über viele
    Punkte diskutieren.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor allem darüber, dass die Finanzierung so schlecht ist!)


    Wir haben auch innerhalb der Koalition viel diskutiert.
    Wir hätten das alles lieber aus Steuermitteln finanziert
    und nicht über die Sozialkassen. Geschenkt. Es ist ein
    Koalitionsvertrag; da geht man Kompromisse ein. Wir
    Sozialdemokraten haben, was die Finanzierung angeht,
    eben verloren.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


    In der Sache ist aber jedes einzelne Projekt richtig, wich-
    tig und gut.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Zustimmung zu unseren Vorhaben ist in diesem
    Land groß. Wir haben mit der CDU/CSU gestritten. In
    einzelnen Punkten werden wir uns noch einigen müssen.
    Aber dass der Mindestlohn in diesem Land kommt, dass
    die Mütterrente, so wie versprochen, kommt, und dass
    die Rente mit 63 kommt, zeigt: Wählen verändert, Wäh-
    len bewegt.

    Es gab die einen oder anderen Zwischenrufe vonsei-
    ten der Opposition. Vielleicht haben Sie von der Opposi-
    tion sich in den letzten Tagen einmal die Kommentare in
    den Zeitungen zu Gemüte geführt – das dürfte für Sie
    kein wirkliches Vergnügen gewesen sein –, die zeigen,
    wie die veröffentlichte Meinung Ihre Arbeit bewertet.
    Ich habe sie mir durchgelesen, und da hieß es im Hin-
    blick auf die Opposition – ich würde das nicht auf diese
    Weise formulieren –: armselig, harmlos, schwachbrüstig,
    frisiert und Ähnliches.





    Johannes Kahrs


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen mehr Niveau, Herr Kollege! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist der Haushalt so schlecht, dass Sie auf so ein Niveau heruntergehen müssen, Herr Kahrs?)


    Das konnte man in der Zeitung nachlesen.

    Normalerweise ist es so, dass Haushaltsberatungen
    die Sternstunden der Opposition sind, weil sie Konzepte
    vorlegen, überzeugende Alternativen vorstellen kann
    und so die Regierung richtig in die Enge drängt, sodass
    diese sich verteidigen muss und aus der Defensive kaum
    herauskommt. Aber es kam nichts! Die ganze Woche
    war davon nichts zu spüren.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben vorgetragen, was wir für richtig halten.
    Wir haben das getan, wofür wir gewählt worden sind.
    Wir haben uns an den Koalitionsvertrag gehalten. Was
    aber kommt außer Plattitüden von der Opposition?
    Nichts! Gegenkonzepte? Nichts! Deckungsvorschläge?
    Nichts! Das kann man sich einmal im Einzelfall an-
    schauen: Herr Bartsch hat sich dadurch hervorgetan,
    dass er im Namen der Linken eine solide Finanzpolitik
    und Haushaltskonsolidierung gefordert hat. Herr
    Bartsch, das ist wunderbar! Frau Lötzsch war, glaube
    ich, leider nicht im Raum; sonst hätte sie das, was sie
    eben gesagt hat, nicht sagen können.


    (Lachen bei der LINKEN)


    Vielleicht sollten Sie in der Linkspartei einen Studien-
    kreis bilden,


    (Heiterkeit bei der SPD)


    der sich damit befasst, was Konsolidierung und Solidität
    eigentlich bedeuten. Das können Sie dann erarbeiten,
    auch gemeinsam mit einigen anderen Kollegen. Viel-
    leicht würde das nachhaltig wirken, und wir alle würden
    dann überzeugende Konzepte von Ihnen vorgelegt be-
    kommen, bei denen auch ich ein bisschen ins Schwitzen
    geraten würde, um das, was wir tun, zu verteidigen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber schon ein bisschen billig!)