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    Plenarprotokoll 18/29 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2319 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2319 B Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2322 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2328 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2333 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2337 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2341 B Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2343 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2345 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2347 C Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2349 D Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 2350 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2352 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2353 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2354 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2356 A Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2357 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2358 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2360 D Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . 2361 D Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2364 B Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2365 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2366 C Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2367 C Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2368 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2369 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2370 C Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2371 C Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2372 B Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 2373 D Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2374 D Tagesordnungspunkt 4: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteiligung Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der ge- meinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen Drucksachen 18/984, 18/1067 . . . . . . . . . 2376 D – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/1096 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2376 D Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2377 A Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2378 D Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2380 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2381 B Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2382 C Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2383 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 2384 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2387 D Annette Groth (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2384 D Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2385 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2390 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2391 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2393 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2395 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 2397 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2397 D Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2399 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2399 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2401 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2402 C Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2404 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2405 B Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2407 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2409 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2411 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2412 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . 2414 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2415 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2416 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2418 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2419 D Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2420 D Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2422 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2423 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2424 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2425 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2425 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2425 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2426 B Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2426 C Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2426 D Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2427 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2428 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 III Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2428 A Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleit- schutz bei der Hydrolyse syrischer Chemie- waffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Ta- gesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2428 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemie- waffen (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . 2429 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2319 (A) (C) (D)(B) 29. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2425 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 09.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 09.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 09.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 09.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 09.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 09.04.2014 Gleicke, Iris SPD 09.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 09.04.2014 Groß, Michael SPD 09.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 09.04.2014 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 09.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Lezius, Antje CDU/CSU 09.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 09.04.2014 Pronold, Florian SPD 09.04.2014 Rawert, Mechthild SPD 09.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 09.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 09.04.2014 Schwabe, Frank SPD 09.04.2014 Dr. Tauber, Peter CDU/CSU 09.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 09.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 09.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 09.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 09.04.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschus- ses zu dem Antrag der Bundesregierung: Betei- ligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syri- scher Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mis- sion zur Vernichtung der syrischen Chemiewaf- fen (Tagesordnungspunkt 4) Ulla Jelpke (DIE LINKE): In diesem Parlament wer- den zurzeit im Wochentakt Militäreinsätze beschlossen. Es wird umgesetzt, was die Große Koalition angekün- digt und was Bundespräsident Joachim Gauck bei der Münchner Sicherheitskonferenz gefordert haben: Deutsch- land will militärisch wieder an möglichst vielen Schau- plätzen der Welt mitmischen, Deutschland will zur welt- weiten Militärmacht werden, der bewaffnete Einsatz – früher hat man einfach Krieg gesagt – soll zur norma- len Option deutscher Außenpolitik werden. Ich bin nicht in dieses Parlament gewählt worden, um dieser militaristischen Politik zuzustimmen. Ich habe in den vielen Wahlkämpfen, die ich bislang für die PDS und die Linke geführt habe, immer klargestellt, dass ich gegen jeden deutschen Militäreinsatz bin, so wie es auch heute im Programm der Linkspartei und auch im Wahl- programm verankert ist. Es ist bezeichnend, dass eine kompromisslose Anti- kriegspolitik vom Mainstream der deutschen Medien und von deutlich über 90 Prozent dieses Hauses als „nicht regierungsfähig“ abgetan wird. Ich mache keinen Hehl daraus: Wenn die Bereitschaft zum Krieg, die Be- reitschaft zur Entsendung der Bundeswehr, die Eintritts- karte zum Regieren sein soll, dann bin ich gegen das Mitregieren. Das gilt auch bei der heutigen Abstimmung. Da ist zunächst festzuhalten: Es gibt für die von der Bundesre- gierung geforderte Militärmission nicht einmal ein UN- Mandat. Es gibt keine präzise Gefährdungseinschätzung und keinerlei konkrete Hinweise auf mögliche Angriffe auf das US-amerikanische Schiff, auf dem die Chemie- waffen neutralisiert werden sollen. Die Bundesregierung Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2426 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) hat in ihrer Antwort auf eine schriftliche Frage vage auf mögliche „organisierte Kriminalität, Piraterie und Terro- rismus“ verwiesen. Damit lässt sich aber kein Bundes- wehrmandat rechtfertigen. Die aufgezählten „mögli- chen“ Bedrohungen sind allesamt nichtmilitärischer Natur. Ihre Abwehr ist eine Polizeiaufgabe. Das betont die Linke schon in der Kritik des „Antipiraterie“-Einsat- zes vor Somalia, und das gilt es auch jetzt zu betonen. Die EU-Mittelmeeranrainer verfügen über entspre- chende polizeiliche Ressourcen, ihre Küstenwachen und andere Grenzbehörden sind für den Einsatz auch auf See ausgestattet. Davon abgesehen ist das Mittelmeer ohne- hin schon hochmilitarisiert und wimmelt nur so von Kriegsschiffen der NATO. Ein zusätzlicher Bundes- wehreinsatz ist daher auch sachlich unnötig und dient einzig dem politischen Zweck, Deutschland wieder an eine Art vorderster Front zu bringen. Hinzu kommt, dass das Mandat, wie gewohnt, extrem „großzügig“ ist und nicht nur das Mittelmeer, sondern auch bei Bedarf den Nordatlantik mit angrenzenden See- gebieten in internationalen Gewässern umfasst. Mit an die 50 Millionen Quadratkilometer deckt das Mandat da- mit einen äußerst großen Teil der Nordhalbkugel der Erde ab. Das ist sachlich völlig unnötig und nur Aus- druck des Großmachtstrebens, das hinter dem Mandat steckt. Eine Zustimmung zu einem solchen Einsatz würde nicht nur die prinzipielle Haltung der Linken gegen Bun- deswehreinsätze im Ausland durch eine nur scheinbar harmlose Einzelfallentscheidung durchlöchern. Sie würde auch den Einsatz der Bundeswehr zum Zwecke der „Ab- wehr“ einer „Gefahr“ gutheißen, die ganz und gar im Va- gen bleibt. Und sie würde die Mandatierung der Bundes- wehr mit Polizeiaufgaben legitimieren. Das sind viele Gründe, dagegenzustimmen. Stefan Liebich (DIE LINKE): Die Debatte um den Schutz der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen wird innerhalb meiner Fraktion kontrovers geführt. Ich respektiere viele Argumente derer, die dem vorliegenden Mandat nicht ihre Zustimmung erteilt haben, bin aber zu einem anderen Schluss gekommen. Ich habe dem Antrag der Bundesregierung zugestimmt und möchte hier meine Begründung darlegen. Ich halte den Schutz der Zerstörung von Massenver- nichtungswaffen für den besten Auftrag, den eine Armee erfüllen kann. Als am 27. September 2013 der einstim- mige Beschluss des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen mit der Zustimmung Russlands und der Volksrepu- blik China für die Ausfuhr und die Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien – Resolution 2118 – gefasst wurde, ist eine weitere Eskalation des Bürgerkriegs ver- hindert worden. Die angekündigte Intervention der Ver- einigten Staaten von Amerika in diesen Krieg konnte so vermieden werden und der erneute Einsatz von Massen- vernichtungswaffen wurde bis zu deren vollständigem Abzug erschwert bzw. danach verhindert. Die Vereinten Nationen haben in der Resolution 2118 des Sicherheitsrates alle Mitgliedstaaten um die Hilfe bei der Beseitigung der Chemiewaffen gebeten. Dänische Schiffe bringen die Chemiewaffen unter dem Schutz rus- sischer und chinesischer Schiffe nach Italien, dort wer- den sie auf die US-amerikanische „Cape Ray“ verladen; es ist unter anderem ein deutsches Schiff, das dann den Prozess der Hydrolyse bewacht. Viele Länder beteiligen sich an diesem wichtigen Prozess. Die Bundesrepublik Deutschland steht durch ihr Han- deln in der Vergangenheit in diesem Konflikt in beson- derer Verantwortung. Die Auslieferung von Dual-Use- Gütern, die zur Herstellung von Chemiewaffen genutzt werden können, an Syrien, ein Land, das zu diesem Zeit- punkt die Chemiewaffenkonvention nicht ratifiziert hatte, war falsch. Auch darum ist es jetzt wichtig, dass die Bundesrepublik Deutschland sich in besonderem Maße bei der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen engagiert. Ich bin für eine konsequente Abrüstung von Massen- vernichtungswaffen weltweit. Ich bin für eine starke UNO. Ich bin für eine konsequente Einhaltung des Völ- kerrechts. Daher habe ich dem Antrag der Bundesregie- rung zugestimmt. Petra Pau (DIE LINKE): Hiermit erkläre ich, dass ich zur vorliegenden Beschlussempfehlung mit Enthal- tung stimme. Erstens. Zur Abstimmung stand die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses – Drucksache 18/1067 – zu einem Antrag der Bundesregierung – Drucksache 18/984 – zur „Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen“. Ich habe mit Enthaltung votiert. Zweitens. Es geht um die Vernichtung syrischer Che- miewaffen, also um Abrüstung. Das findet meine Zu- stimmung, zumal die Bundesrepublik Deutschland dafür eine große Verantwortung trägt, da sie maßgeblich an der Hochrüstung Syriens – und weiterer Staaten – betei- ligt war bzw. ist. Das spräche für ein Ja. Drittens. Zugleich ist nicht auszuschließen, dass die USA und weitere NATO-Staaten diese Beteiligung der Deutschen Bundeswehr als Entlastung missdeuten, um die angedrohte militärische Eskalation gegen Russland im aktuellen Krim-Konflikt zu forcieren. Das spräche für ein klares Nein. Viertens. Meine gewissenhafte politische Abwägung zwischen einem Ja zum militärischer Abrüstung und ei- nem Nein zu militärischer Eskalation führt mich im kon- kreten Fall zu einer Enthaltung in oben genannter Ab- stimmung. Richard Pitterle (DIE LINKE): Dem Wunsch der Bundesregierung, dem beantragten Mandat meine Zu- stimmung zu geben, kann ich nicht entsprechen. Grundsätzlich befürworte ich den Einsatz der Bundes- wehr im Ausland nicht. Dies nicht aus einer pazifisti- schen, sondern aus einer antimilitaristischen Grundhal- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2427 (A) (C) (D)(B) tung heraus, weil alle Erfahrungen zeigen, dass sich letztlich Probleme in der Welt nicht militärisch lösen las- sen. Darüber hinaus bin ich der festen Überzeugung, dass sich Deutschland aus historischen Gründen – aufgrund der bei den europäischen Völkern unvergessenen Verbrechen der Deutschen Wehrmacht – militärisch nicht engagieren sollte. Gegenwärtig erleben wir eine Politik der systemati- schen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die mit der „gewachsenen Verantwortung“ Deutschlands be- gründet wird. Diese lehnt die Linke zu Recht als einzige Fraktion ab. Trotz meiner grundsätzlichen Ablehnung der deut- schen Auslandseinsätze war ich bereit, das vorliegende Mandat auf seine Zustimmungsfähigkeit zu prüfen, weil es sich meines Erachtens um keinen Kriegseinsatz han- delt. Denn eine grundsätzliche Haltung entbindet den Abgeordneten nicht von der Verantwortung, zu prüfen, ob eine Teilnahme der Bundeswehr an Abrüstungsmaß- nahmen sinnvoll wäre. Die Abrüstung und Vernichtung der chemischen Waffen Syriens sind ein positiver Schritt, der von mir und meiner Fraktion als Ganzes be- grüßt wird. Insbesondere die Entsorgung der Waffen in der niedersächsischen Anlage in Munster ist ein wichti- ger Beitrag, den Deutschland leisten kann. Die hingegen von der Bundesregierung beantragte Teilnahme einer Fregatte der Bundeswehr zur Sicherung des Vorgangs der Demontage auf einem Kriegsschiff halte ich für nicht erforderlich und für reine Symbolpoli- tik. Auf Kosten der Steuerzahler soll die Fregatte der Bundeswehr eingesetzt werden, damit Frau von der Leyen ihren Anspruch auf „Mitverantwortung“ unter- streichen kann. Die hierbei von der Bundesregierung ge- nannten Kosten von 7,2 Millionen Euro sind reine Steu- erverschwendung und könnten anderweitig sinnvoller eingesetzt werden. Als Finanzpolitiker muss ich den Einsatz daher bereits aus fiskalischen Gründen ablehnen. Ich habe mich nach gründlicher Abwägung aller Ar- gumente entschieden, mit Nein zu stimmen, aber will festhalten, dass ich ausdrücklich die Entscheidung mei- ner Kolleginnen und Kollegen respektiere, die nach Ab- wägung der Argumente zustimmen oder sich enthalten. Es ist eine Stärke unserer Fraktion, dass wir unsere un- terschiedliche Meinung respektieren und dem anders Entscheidenden nicht andere Motive für seine Entschei- dung unterstellen. Halina Wawzyniak (DIE LINKE): Der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Be- gleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Che- miewaffen habe ich nicht zugestimmt. Die nachfolgen- den, im Wesentlichen vom Journalisten René Heilig be- reits im Neuen Deutschland vom 5. April 2014 unter dem Titel „Deutsche Marine als Lückenbüßer“ genann- ten Argumente haben mich zu einem Nein bei der Ab- stimmung bewogen. Erstens. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen im eigenen Land, in Muns- ter. Die Abfallprodukte der Zerstörung auf hoher See werden nach Deutschland transportiert und von einer bundeswehreigenen Gesellschaft am Bundeswehrstand- ort Munster endgültig vernichtet. Diese Beteiligung an der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen ist aus- drücklich zu begrüßen und zu unterstützen. Das Argu- ment, Deutschland würde sich nicht an der Vernichtung beteiligen, gilt demnach nicht. Deutschland beteiligt sich an der Vernichtung. Zweitens. Die „Cape Ray“ ist nicht schutzlos. Für ih- ren Schutz bedarf es der deutschen Marine nicht. Für den Abtransport der syrischen Kampfstoffe aus dem Hafen von Latakia durch den dänischen Frachter „Ark Futura“ und die norwegische „Taiko“ ist eine Nahsicherung vor- gesehen, die von der russischen und der chinesischen Marine gestellt wird. Derzeit sind rund 60 Prozent der syrischen Kampfstoffe, die in der Masse in Tanks gela- gert sind, auf die Schiffe gebracht. Auf hoher See über- nehmen drei Kriegsschiffe aus Norwegen, Dänemark und Großbritannien den Schutz der beiden Frachter. Die sollen die Kampfstoffe in den italienische Containerha- fen Gioia Tauro nördlich der Straße von Messina brin- gen. Dort werden diese unter Schutz der italienischen Sicherheitskräfte auf die „Cape Ray“ umgeladen. Außer- halb der italienischen Hoheitsgewässer wird das US- Spezialschiff durch die US-Navy gesichert. Das Argu- ment, die Vernichtung der Chemiewaffen müsse geschützt werden, ist richtig. Es ist aber nicht erkennbar, dass zum Schutz der Vernichtung die deutsche Marine erforderlich ist. Drittens. Die US-Mittelmeerflotte hat zwei Fregatten ins Schwarze Meer abgestellt, um vor den Krim-Gewäs- sern Manöver mit Verbündeten abzuhalten. Soweit diese beim weiteren Schutz der „Cape Ray“ fehlen sollten, kann und darf dies nicht durch die deutsche Marine aus- geglichen werden. Diese wäre dann tatsächlich Lücken- büßer und legitimiert damit das militärische Manöver vor der Krim. Militärische Manöver statt Schutz von Ab- rüstungsaktivitäten sind keine gute Begründung, um ei- nen Einsatz der deutschen Marine im Ausland als Lü- ckenbüßer zu rechtfertigen. Viertens. Das Mandat umfasst – Punkt 3 – auch Tran- sitfahrten im Mittelmeer und bei Bedarf auch im Nordat- lantik mit angrenzenden Seegebieten – also der Nord- und Ostsee. Damit sollen jene Schiffe eskortiert werden, die die nach der Hydrolyse der syrischen Kampfstoffe auf der „Cape Ray“ anfallenden chemischen Stoffe zu den endgültigen Vernichtungsstätten in Großbritannien, im deutschen Munster und nach Finnland bringen. Diese Fracht ist dann aber gar nicht mehr als Waffe verwend- bar. Ein militärischer Begleitschutz ist hier also gar nicht nötig. Ganz klar will ich aber auch sagen: Es handelt sich nicht um einen Kriegseinsatz der Bundeswehr. Krieg ist etwas anderes. Wer hier von Kriegseinsatz spricht, ver- harmlost Krieg. 2428 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 (A) (C) (D)(B) Harald Weinberg (DIE LINKE): Ich bin für die Ver- nichtung dieser syrischen und aller anderen Chemiewaf- fen sowie aller weiteren Massenvernichtungswaffen – sie hätten niemals hergestellt werden dürfen –, auch wenn ich den Antrag der Bundesregierung ablehne. Ich begrüße es, dass die endgültige Entsorgung in Deutschland – Munster, GEKA – vorgenommen wird. Mit der Lieferung von Ausgangsstoffen hat Deutschland mit hoher Wahrscheinlichkeit einen wesentlichen Anteil an der Existenz dieser Chemiewaffen und leistet durch die Entsorgung einen wichtigen Beitrag zu ihrer Ver- nichtung. Für die Gesamtaktion der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ ist eine Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz aus meiner Sicht völlig entbehrlich. Das gilt selbst dann, wenn man berücksichtigt, dass die von Russland im Rahmen des NATO-Russland-Rats angebo- tene Unterstützung mit Begleitschiffen nun seitens der NATO im Zusammenhang mit der Krim-Krise abgewie- sen wurde. Sogar die Bundesverteidigungsministerin spricht von einem eher symbolischen Beitrag, den die deutsche Fregatte hier leiste. Deshalb werde ich den Antrag der Bundesregierung ablehnen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herbert Behrens, Matthias W. Birkwald, Cornelia Möhring, Martina Renner, Kathrin Vogler (alle DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Die Vernichtung syrischer Chemiewaffen ist ein be- deutsamer Beitrag zur Abrüstung und ein notwendiger, jedoch nicht hinreichender Beitrag zum Schutz der syri- schen Zivilbevölkerung in einem anhaltenden, grausa- men Bürgerkrieg, dem bereits Zehntausende zum Opfer gefallen sind. In Übereinstimmung mit unserer Fraktion unterstützen wir die Beteiligung Deutschlands an dieser Aktion durch die Entsorgung der Reststoffe im nieder- sächsischen Munster. Die Entsendung deutscher Solda- tinnen und Soldaten auf der Fregatte „Augsburg“ zum militärischen Begleitschutz im Rahmen der US-geführ- ten Aktion lehnen wir jedoch ab und stimmen deswegen mit Nein. Das von der Bundesregierung vorgelegte Mandat be- gründet unserer Ansicht nach weder die Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit dieses erneuten Bundeswehrein- satzes noch schafft es hinreichende Klarheit über Art und Umfang von Einsatzgebiet und Auftrag. Zudem steht dieser Einsatz symbolisch für eine Politik der syste- matischen Ausweitung von Bundeswehreinsätzen, die wir ablehnen. Wir haben uns intensiv mit dieser Frage auseinander- gesetzt und unsere Entscheidung begründet nach Abwä- gung aller Argumente getroffen. Wir erklären ausdrück- lich unseren Respekt vor denjenigen Kolleginnen und Kollegen, die nach ebenso ernsthafter Abwägung der Argumente und Hintergründe für sich zu einer anderen Schlussfolgerung gekommen sind. Wir halten das für ei- nen Gewinn an politischer Kultur. Die Linke ist diejenige Fraktion im Bundestag, die sich am deutlichsten für eine Zivilisierung der deutschen Außenpolitik, für umfassende Abrüstung, Vernichtung von Massenvernichtungswaffen und gegen Rüstungs- exporte einsetzt. Das konsequente Nein zu den Kampf- einsätzen der Bundeswehr und das Aufzeigen von Alter- nativen bleibt Grundlage unserer gemeinsamen Politik. Damit vertritt die Linke auch eine Mehrheit in der Be- völkerung, die diese Einsätze ablehnt und ohne uns keine Stimme im Bundestag hätte. Das wird auch so bleiben. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Hubertus Zdebel (beide DIE LINKE) zur na- mentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am mariti- men Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen (Tagesordnungspunkt 4) Wir haben heute gegen den Antrag der Bundesregie- rung zur Entsendung eines bewaffneten Kriegsschiffes der Bundeswehr mit 300 Soldatinnen und Soldaten ins Mittelmeer, den Nordatlantik und angrenzende Seege- biete gestimmt. Wir sind für die Vernichtung des syrischen Giftgases und auch dafür, dass die Reststoffe in der bundeswehrei- genen Firma GEKA in Munster vernichtet werden. Den Begleitschutz durch die Fregatte „Augsburg“ lehnen wir ab. Denn er findet nicht im luftleeren Raum statt. Er ist Teil der Neuausrichtung der Bundeswehr, die in immer mehr internationale Einsätze geschickt werden soll. Die Bundesregierung will die Öffentlichkeit weiter an Auslandseinsätze der Bundeswehr gewöhnen. Vor nicht mal einer Woche wurde ein neuer Bundeswehreinsatz in Somalia beschlossen, morgen stimmen wir über einen weiteren neuen Einsatz in der Zentralafrikanischen Re- publik ab. Wir lehnen diese Neuausrichtung ab. Die Bundesregierung nutzt die Vernichtung der Chemiewaf- fen auch, um das schlechte Bild von Auslandseinsätzen zu korrigieren. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 29. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 9. April 2014 2429 (A) (C) (D)(B) Die Bundesregierung hat in den Fachausschüssen des Bundestages falsch informiert. Sie hat ein Mandat vor- gelegt, das ein weit über den geplanten Einsatz hinaus- gehendes Einsatzgebiet vorsieht. Dieses Vorgehen zeigt zum wiederholten Mal, dass die Regierung zum Teil keine korrekten Informationen über die Planung von Bundeswehreinsätzen und die Einsätze selbst gibt. Deutsche Unternehmen haben jahrelang Material für Giftgasfabriken und Giftgasbestandteile, sogenannte Dual-Use-Güter, nach Syrien geliefert. Es wäre wichtig, sofort die Lieferung von Dual-Use-Chemikalien an Län- der, die nicht Mitglied der Chemiewaffenkonvention sind, einzustellen. Dies wäre, neben der Beteiligung an der Vernichtung des Chemiewaffenprogramms Syriens in Munster, der wichtigste Beitrag, den zukünftigen Ein- satz von Chemiewaffen zu verhindern, nicht die Entsen- dung der Bundeswehr ins Mittelmeer. Deshalb haben wir heute gegen die Entsendung der Marine gestimmt. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Alexander S. Neu, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth, Alexander Ulrich, Andrej Hunko, Karin Binder, Pia Zimmermann, Niema Movassat, Azize Tank, Katrin Werner (alle DIE LINKE) zur namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Che- miewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Ver- nichtung der syrischen Chemiewaffen (Tages- ordnungspunkt 4) Wir haben heute aus prinzipieller Sicht, aber gerade auch angesichts der konkreten Sachlage gegen den An- trag der Bundesregierung zur Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydrolyse syrischer Chemiewaffen an Bord der „Cape Ray“ gestimmt. Wir teilen die Einschätzung aus der Friedensbewegung, von Friedensaktivisten und Frie- densforschern, dass „kein plausibler Grund erkennbar (ist), den zwischen Syrien und den Vereinten Nationen bzw. der OPCW ausgehandelten Abzug des gesamten syrischen Chemiewaffenarsenals und dessen Vernich- tung mit einer militärischen Komponente vonseiten der Bundesrepublik Deutschland zu begleiten“ (Stellung- nahme Bundesausschuss Friedensratschlag 08.04.2014). Unsere Antwort muss zivil bleiben. Wir möchten, dass der zivile Beitrag Deutschlands zur Vernichtung der syri- schen Chemiewaffen ausgeweitet wird. Deutschland darf in Zukunft nicht weiter Chemikalien oder Anlagen, die zur Herstellung von Chemiewaffen dienen, in Länder exportieren, die die Chemiewaffenkonvention nicht rati- fiziert haben. Wir haben gegen den Antrag der Bundesregierung ge- stimmt, weil wir überzeugt sind, dass unsere Antwort eben nicht militärisch sein darf. Auslandseinsätze der Bundeswehr lösen kein einziges Problem. Im Gegenteil schaffen sie ständig neue Probleme. Deutschland ist an der Vernichtung der Chemiewaffen aus Syrien beteiligt, ohne dass es an einem Auslandseinsatz teilnehmen muss: Die sichergestellten Chemiewaffen werden unter anderem nach Munster in Niedersachsen gebracht, wo sie vernichtet werden. Deutschland erbringt damit einen maßgeblichen Beitrag zur Vernichtung der Chemiewaf- fen. Das ist konkrete Abrüstungspolitik. Wir haben heute gegen den Einsatz gestimmt, weil sich zudem eine ganze Reihe von neuen Risiken, die mit dem Einsatz eines deutschen Kriegsschiffs verbunden sind, ergeben. Gerade auch vor dem Hintergrund der Be- endigung der militärischen NATO-Russland-Koopera- tion, einer neuen Eskalation der USA, Saudi-Arabiens und der Türkei mit False-Flag-Operations und der mög- lichen Vorbereitung eines Angriffskriegs gegen Syrien ist äußerste Vorsicht geboten. Auf Nachfragen konnte die Bundesregierung keine schlüssige Erklärung liefern, warum das Mandat nicht nur das Mittelmeer, sondern auch den Nordatlantik und dessen angrenzende Seege- biete umfasst. Unklar ist weiterhin, wie viele Kriegs- schiffe insgesamt überhaupt eingesetzt werden sollen. Auch was die Aufgaben angeht, ist das Mandat einfach unklar. Diese Situation gebietet es, der Bundesregierung nicht eine unwidersprochene Carte blanche für ihren Mi- litäreinsatz zu erteilen. Die Anfrage für die Entsendung des deutschen Kriegsschiffs kommt direkt von den USA. Die Frage, ob neben einer symbolischen Funktion hier eine deutsche Entlastung der Kriegsmarine der USA für andere Aufgaben nach dem Vorbild der Abstellung deut- scher Wachmannschaften zur Bewachung von US-Ka- sernen im Vorfeld des Irak-Krieges übernommen werden soll, bleibt ungeklärt. Sie stellt sich allerdings aktuell verschärft, da ein weiteres US-amerikanisches Kriegs- schiff ins Schwarze Meer entsandt wurde und die Bundeswehr hier somit eine Entlastungsfunktion für die US-Streitkräfte im Mittelmeer übernimmt. Die 12 Mil- lionen Euro für diesen neuen Militäreinsatz wären für die Aufstockung des Etats des World Food Programme für die syrischen Flüchtlinge besser aufgehoben. So stimmen wir auch deshalb gegen den Einsatz, weil er ne- ben einer symbolischen Funktion dazu beiträgt, Kriegs- schiffe für eine Eskalationspolitik der USA gegen Russ- land freizusetzen. Wir sagen aber nicht zuletzt auch heute Nein zum Einsatz deutscher Kriegsschiffe im Mittelmeer, weil es der Kontext einer verstärkt militarisierten deutschen Au- ßenpolitik ist, der eine Ablehnung des Einsatzes nahe- legt. Seit der Münchner Sicherheitskonferenz und den Erklärungen von Außenminister Steinmeier und Vertei- digungsministerin von der Leyen, mehr deutsche Welt- geltung mit einer Ausweitung deutscher Auslandsein- sätze erreichen zu wollen, wird im Bundestag nahezu in jeder Sitzungswoche über einen neuen Auslandseinsatz abgestimmt. Wie die große Mehrheit der Bevölkerung lehnen wir Auslandsabsätze der Bundeswehr ab. Deutsch- land sollte sich nicht militärisch engagieren, sondern zi- vil. Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 29. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt TOP 4 Bundeswehreinsatz VN/OVCW (Syrische C-Waffen) Epl 14 Verteidigung Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katja Kipping


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wann im-

    mer es um den Haushalt ging, hat diese Regierung stolz
    unterstrichen, dass sie ab 2015 einen ausgeglichenen
    Haushalt, also unter dem Strich eine schwarze Null, an-
    strebt. Aber schauen wir uns die Faktenlage doch einmal
    genau an: Allein der Finanzmarktstabilisierungsfonds
    hat ein Defizit von 25 Milliarden Euro eingefahren; er ist
    nicht in den Haushalt eingebucht. Verschiedene Maß-
    nahmen werden über die Sozialversicherung finanziert;
    ich finde, das ist ein Buchungstrick. Infolgedessen
    schmelzen die Sicherheitspolster der Sozialkassen. Hal-
    ten wir also fest: Schwarz-Rot bezahlt Wahlgeschenke
    aus den Krisenpolstern der Sozialkassen. Durch diesen
    Buchungstrick watet Deutschland knietief im Dispo. Ich
    finde, es ist nicht hinnehmbar, dass am Ende die Rentne-
    rinnen und Rentner und die Verbraucherinnen und Ver-
    braucher die Rechnung für diesen Buchungstrick zahlen
    müssen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie sich die
    prozentuale Beteiligung der Unternehmen am Sozial-
    budget über die Jahre verändert hat. Noch Anfang der
    90er-Jahre hat die sogenannte Arbeitgeberseite immer-
    hin ein Drittel des Sozialbudgets weggetragen; inzwi-
    schen ist es nur noch ein Viertel. Wenn also die Unter-
    nehmen und Konzerne weniger bezahlen, dann heißt das
    im Klartext: Die privaten Haushalte und die öffentlichen
    Kassen müssen mehr wegtragen. Vor diesem Hinter-
    grund wäre es eine sinnvolle Reaktion gewesen, die
    Konzerne stärker per Steuer heranzuziehen. Aber Sie ha-
    ben gleich zu Beginn der Wahlperiode festgelegt: Wir
    wollen keine höhere Körperschaftsteuer, wir wollen
    keine Millionärsteuer, wir wollen keinen höheren Spit-
    zensteuersatz.

    Das heißt im Klartext: Auf der anderen Seite fehlt
    Geld, und zwar vom Bund bis zur Kommune. Dem Bund
    fehlt Geld, um zum Beispiel die Mitte, die am Steuerauf-
    kommen bisher überproportional beteiligt ist, zu entlas-
    ten. In der Kommune fehlt Geld für Kitas und für barrie-
    refreien Bus- und Bahnverkehr. Ganz offensichtlich fehlt
    auch Geld, um den Hebammen zu helfen. Wir haben hier
    schon mehrmals darüber gesprochen: Die explodieren-
    den Haftpflichtprämien treiben viele Hebammen in den
    Ruin. Es gäbe eine Lösung, und zwar einen öffentlichen
    Haftungsfonds. Wir haben dafür geworben, aber Ihr Ge-
    sundheitsminister hat dieses Vorhaben abgelehnt.

    Die Hebammen lassen Sie also im Regen stehen. Als
    es allerdings darum ging, einen Rüstungsexport nach





    Katja Kipping


    (A) (C)



    (D)(B)

    Saudi-Arabien mit einer Hermesbürgschaft in Milliar-
    denhöhe abzusichern, waren Sie sofort dabei.


    (Zuruf von der LINKEN: Pfui!)

    Allein diese Gegenüberstellung ist entlarvend für den
    Geist der schwarz-roten Regierung. Diejenigen, die bei
    der Ankunft im Leben helfen – das sind Hebammen –,
    lassen Sie im Regen stehen. Denjenigen, die Geschäfte
    mit dem Tod machen – bei Rüstungsexporten geht es um
    nichts anderes als um Geschäfte mit dem Tod –,


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)

    greifen Sie sofort unter die Arme. Das ist entlarvend,
    und das ist beschämend! Sie stehen hier einfach auf der
    falschen Seite!


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Furchtbar! Schon die Stimme, furchtbar! Der Inhalt, furchtbar! Schämen Sie sich! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU], an die LINKE gewandt: Lasst doch den Gysi reden!)


    Nicht nur in dieser Frage ist bezeichnend, auf welcher
    Seite Sie stehen. Wenn zum Beispiel die Frage im Raum
    steht: „Bitten wir Millionäre stärker zur Kasse, um die
    Mitte zu entlasten?“, stehen Sie auf der Seite der Millio-
    näre, während wir ganz klar sagen: Unser Platz ist an der
    Seite der Mitte


    (Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mannomann!)


    und auf der Seite derjenigen, die keine Lobby haben.

    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn zum Beispiel die Frage im Raum steht: „Ziehen
    wir die sogenannte Arbeitgeberseite stärker heran, um
    Privathaushalte zu entlasten?“, ist Ihr Platz ganz eindeu-
    tig aufseiten der Konzerne, unserer jedoch bei den priva-
    ten Haushalten, und da sind wir richtig.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Wenn es zum Schwur kommt, steht diese Regierung

    beständig aufseiten der großen Vermögen, der großen
    Profite, aufseiten der Besitzenden.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Was macht ihr denn da als Sozialdemokraten? Das geht doch so nicht!)


    Wir hingegen stehen auf der Seite der Mitte.
    Die schwarze Null, die Sie für 2015 anstreben, wirft

    einen langen Schatten und hat einen verdammt hohen
    Preis. Zu diesem Preis gehört nicht nur, dass Sie die So-
    zialversicherung ausplündern; zu diesem Preis gehört
    auch, dass wichtige Zukunftsinvestitionen ausbleiben.
    Sie sind so auf diese schwarze Null fixiert, dass Sie die
    großen gesellschaftlichen Aufgaben komplett ignorie-
    ren.

    Zu diesen großen gesellschaftlichen Aufgaben gehört
    erstens ein sozial-ökologischer Umbau im Sinne der Kli-
    magerechtigkeit, zweitens der Kampf gegen Armut, drit-
    tens etwas zu tun gegen die um sich greifende Angst, die
    disziplinierend wirkt, und der Einsatz für ein soziales
    Europa. Gehen wir die Aufgaben einmal im Einzelnen
    durch:
    Der sozial-ökologische Umbau wird – ein bisschen
    strahlen Sie das heute immer noch aus – eher als ein
    Randthema, als ein Thema für Ökos behandelt. Aber der
    Weltklimabericht hat uns die Brisanz deutlich vor Augen
    geführt. Weltweit sind Millionen Menschen von Dürre
    oder Überschwemmung bedroht, und ursächlich dafür ist
    die von der Menschheit verursachte Klimaerwärmung.
    Der Klimabericht macht eines deutlich: Ein Weiter-so ist
    existenzielle Brandstiftung. Diesen Bericht ernst neh-
    men, heißt ganz klar: Wir müssen den sozial-ökologi-
    schen Umbau voranbringen.

    Aber was passiert unter Schwarz-Rot? Unter
    Schwarz-Rot verkommt selbst das Erneuerbare-Ener-
    gien-Gesetz zu einer reinen Industriesubventionierung.
    Das ist nicht nur unsere Einschätzung; das ist auch die
    Einschätzung des BUND. Um die Profite der Großindus-
    trie zu schützen, bremsen Sie den Ausbau der erneuerba-
    ren Energien aus, und Sie lassen ihn am Ende auch noch
    von den privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern
    bezahlen. Das ist unsozial und unökologisch zugleich.
    Das ist ein Kunststück, das man erst einmal hinkriegen
    muss.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir meinen, es braucht stattdessen eine stärkere För-
    derung der erneuerbaren Energien. Die erneuerbaren
    Energien müssen dezentral organisiert sein. Ich finde,
    dieses Vermächtnis von Hermann Scheer dürfen Sie
    nicht einfach übergehen. Vor allen Dingen muss das
    Ganze sozial finanziert werden; denn es darf nicht sein,
    dass die Ärmeren im Winter auf Wärme verzichten müs-
    sen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen
    gehört auch der Kampf gegen Armut. Sicherlich, mit Ih-
    rem Rentenpaket haben Sie einige Trippelschritte in die
    richtige Richtung gemacht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ah ja! – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Aha!)


    – Wenn Sie jetzt so stolz darauf sind: Viele Jahre lang
    sind Sie in die falsche Richtung gelaufen.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ach so?)


    Das zentrale zugrunde liegende Problem in der Rente
    gehen Sie nicht an, nämlich dass die Rente immer weni-
    ger sicher vor Altersarmut schützt. Das Rentenniveau
    von einst 53 Prozent sinkt auf 43,7 Prozent im Jahr
    2030. Das klingt jetzt erst einmal technisch. Die Folge
    davon ist aber, dass auch Menschen mit einem mittleren,
    durchschnittlichen Einkommen in Zukunft nicht mehr
    vor Altersarmut geschützt sind, und Sie – Sie alle; wir
    Linken sind da die Ausnahme –


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Natürlich!)


    haben diese Entwicklung mitgetragen. Ich finde, Sie
    sollten das Problem ernst nehmen und endlich dafür sor-
    gen, dass das Rentenniveau nicht weiter sinkt und dass
    eine solidarische Mindestrente vor Altersarmut schützt.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Katja Kipping


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wenn es um die Armut der Erwerbslosen geht, dann
    versuchen Sie noch nicht einmal, den Anschein zu erwe-
    cken, dass Ihnen dieser Punkt wichtig ist. Kurzum: Beim
    Kampf gegen Armut betreiben Sie eines – Arbeitsver-
    weigerung.

    Menschen, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen
    sind, müssen ihre Arbeitsbereitschaft beweisen und ih-
    ren Mitwirkungspflichten nachkommen. Wenn sie dies
    nicht tun, drohen Sanktionen: erst um 30 Prozent, dann
    um 60 Prozent, dann komplett. Die Linke lehnt diese Re-
    gelung ab. Aber ich finde, man sollte Sie durchaus an
    den Regelungen messen, die Sie für andere getroffen ha-
    ben. Beim Kampf gegen Armut verletzt diese Regierung
    ihre Mitwirkungspflichten, betreibt diese Regierung Ar-
    beitsverweigerung. Ich finde, dies ist ein klassischer Fall
    für eine Sanktion: erst von 30 Prozent, dann von 60 Pro-
    zent und danach vielleicht eine Vollsanktionierung.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zur dritten großen gesellschaftlichen Herausforde-
    rung. Wir haben in diesem Land eine Zunahme von dis-
    ziplinierender Angst; sie hat ganz unterschiedliche Fa-
    cetten. Da ist zum einen die junge Wissenschaftlerin, die
    immer nur Arbeitsverträge von einem bis zwei Jahre be-
    kommt und die mit ihrem Partner seit Jahren eine Pen-
    delbeziehung führt, weil beide niemals in der gleichen
    Stadt zumindest einen kurzfristigen Arbeitsvertrag ha-
    ben. Wir wissen, das ist kein Einzelfall. Die Zahl der
    sachgrundlosen Befristungen ist explodiert. Inzwischen
    haben wir 1,3 Millionen sachgrundlose Befristungen.
    Sie könnten hier etwas tun. Sie könnten einfach die sach-
    grundlose Befristung abschaffen. Wir als Linke haben
    Ihnen diesen Vorschlag vorgelegt. Sie müssten nur dafür
    stimmen. Dann wäre schon viel geholfen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Da ist zum anderen die Sorge eines Beschäftigten in
    der Kernbelegschaft, der sich bisher sicher gefühlt hat.
    Aber tagtäglich bekommt er jetzt durch die Leiharbeiter,
    die immer nur für einige Monate eingesetzt werden, vor
    Augen geführt, dass man die gleiche Arbeit in der glei-
    chen Zeit für die Hälfte des Geldes machen kann. Das
    wirkt natürlich disziplinierend und ruft die Angst hervor,
    ersetzbar zu sein. Hier könnten Sie etwas tun. Sie könn-
    ten französische Verhältnisse schaffen. Das heißt: vom
    ersten Tag an gleicher Lohn für gleiche Arbeit plus eine
    10-prozentige Flexibilitätszulage.


    (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zur zunehmenden Angstkultur gehört natürlich auch
    die Angst der Erwerbslosen vor Sanktionen, die wie ein
    Damoklesschwert über ihnen schwebt. Sie macht die
    Leute gefügig und führt dazu, dass sie in Anstellungsge-
    sprächen schlechte Löhne akzeptieren. Die Abschaffung
    der Hartz-IV-Sanktionen könnte sehr viel bewirken, und
    deswegen ist dies für mich eine Herzensangelegenheit.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auch der zunehmende Druck, ständig am Limit arbei-
    ten zu müssen, und die Angst, von überbordenden Über-
    stunden erdrückt zu werden und nicht mithalten zu kön-
    nen, macht viele Menschen krank. Wenn es uns gelänge,
    kürzere Arbeitszeiten für alle als Standard zu etablieren,
    wäre dies ein enormer Fortschritt. Dafür setzen wir uns
    ein.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zu den großen gesellschaftlichen Aufgaben gehört
    auch der Einsatz für ein soziales Europa. Dabei geht es
    auch darum, die Spaltung Europas zu verhindern. Für
    den Europakurs dieser Regierung war der Besuch von
    Außenminister Steinmeier in Griechenland zu Beginn
    dieses Jahres bezeichnend. Im Wahlprogramm der SPD
    war noch zu lesen, Merkels Europapolitik sei – ich zi-
    tiere – „kaltherzig“. Sie sprachen in Ihrem Wahlpro-
    gramm von sozialen Verwerfungen. Doch wie agierte
    Herr Steinmeier, als er dann Außenminister war? Kriti-
    sierte er womöglich den Kurs der Troika und wies auf
    die sozialen Verwerfungen hin? Nein, er lobte in Athen
    – ich zitiere – „den ersten Teil des Weges, den Griechen-
    land gegangen ist“. Er sagte, er sei überzeugt, die Regie-
    rung verfüge über die Entschlossenheit, den Weg fortzu-
    setzen.

    Ich weiß sehr wohl, dass man Sie nicht für alle Ent-
    wicklungen in Griechenland direkt persönlich in Haf-
    tung nehmen kann. Aber wenn Sie in Griechenland den
    Weg loben, dann müssen Sie auch wissen, dass zu dem
    von Ihnen so gelobten Kürzungskurs gehört, dass das
    griechische Gesundheitssystem wirklich an den Rand
    des Kollapses getrieben worden ist. Lebensnotwendige
    Herz-OPs können dort nicht mehr durchgeführt werden,
    weil Gefäßstützen fehlen. Krebspatienten müssen auf le-
    bensnotwendige Medikamente verzichten. Ärzte ohne
    Grenzen ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Drittel
    der griechischen Bevölkerung kaum noch Zugang zur
    medizinischen Versorgung hat.

    Deutschland hat den Spardruck innerhalb von Europa
    stark gemacht. Dieser Spardruck führt zu einem Kür-
    zungsdruck. Er führt dazu, dass in Griechenland nicht
    einfach an Luxus gespart wird, sondern dass lebensnot-
    wendige Maßnahmen unterlassen werden. Deswegen
    sage ich: Das Kürzungsdiktat hat inzwischen ein Aus-
    maß angenommen, dass man bei lebensbedrohlichen
    Krankheiten von einer unterlassenen Hilfeleistung spre-
    chen muss. Deswegen steht für uns fest: Wahre Euro-
    päerinnen und Europäer verzichten auf das Kürzungs-
    diktat. Wahre Europäerinnen und Europäer setzen
    stattdessen auf ein Europa der sozialen Rechte.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ja, wir setzen auf ein Europa, das an der so schlichten
    und doch bemerkenswerten Vision von Theodor Adorno
    anknüpft:

    Zart wäre einzig das Gröbste: daß niemand mehr
    hungern soll.

    Das heutige Europa ist davon weit entfernt. Dazu
    trägt auch Ihre Kürzungspolitik bei.


    (Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Was für eine fade Rede!)






    Katja Kipping


    (A) (C)



    (D)(B)

    Frau Merkel, so mancher meint, das zentrale Problem
    Ihrer Regierung wäre, dass Sie sich streiten.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Jedenfalls weniger als die Opposition!)


    So mancher meint, Sie wären selbst für einen guten
    Paartherapeuten ein verdammt schwieriger Fall. Ich
    meine, das große Problem der schwarz-roten Regierung
    liegt in der Ignoranz gegenüber den großen gesellschaft-
    lichen Aufgaben. Sie ignorieren die sozialen Verwerfun-
    gen in diesem Land. Sie ignorieren den wachsenden
    Reichtum in den Händen einiger weniger. Beim Kampf
    gegen Armut betreiben Sie Arbeitsverweigerung, und
    bei der Energiewende stehen Sie Seit’ an Seit’ mit
    Sigmar Gabriel auf der Bremse. Ihre Europapolitik spal-
    tet Europa. Das ist der falsche Kurs.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich jedoch meine, diese Gesellschaft braucht wahrlich
    kein weiteres Artenschutzprogramm für die großen Pro-
    fite. Diese Gesellschaft braucht vielmehr vollen Einsatz
    für einen sozial-ökologischen Umbau im Sinne der Kli-
    magerechtigkeit. Diese Gesellschaft braucht wahrlich
    kein weiteres Förderungsprogramm für Millionäre.
    Diese Gesellschaft braucht vielmehr vollen Einsatz für
    Umverteilung, gegen Armut, für ein Europa der sozialen
    Rechte. Wir, die Linke, streiten für eine Gesellschaft, die
    frei ist von der Bürde der disziplinierenden Angst, die
    frei ist von Armut. Ja, dafür stehen wir.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Bundeskanzlerin Frau

Dr. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Frau Kollegin, Ihr Versuch,
    über die Tatsachen zu sprechen, ist, glaube ich, kräftig
    danebengegangen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Was sind die Tatsachen? Mit dem Regierungsentwurf
    zum Bundeshaushalt 2014 und der mittelfristigen Fi-
    nanzplanung liegt der erste Haushalt ohne neue Schul-
    den seit 1969 in greifbarer Nähe. Das heißt konkret:
    2014 werden wir einen strukturell ausgeglichenen Haus-
    halt haben. 2015 haben wir die Möglichkeit, keine neuen
    Schulden zu machen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das sind nicht ein-
    fach Zahlen, sondern das ist nicht mehr und nicht weni-
    ger als die Einlösung eines Versprechens an kommende
    Generationen, einmal ohne zukünftige Schulden auszu-
    kommen, einmal mit dem auszukommen, was in die
    Steuerkassen hineinkommt, einmal nicht auf Kosten der
    Zukunft zu leben. Es ist das bewusste Bekenntnis der
    Großen Koalition, sich um die Sorgen, Ansprüche und
    Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu kümmern.
    Das ist unsere Pflicht – das sage ich ausdrücklich –, und
    wir tun es, und das zum ersten Mal seit Jahrzehnten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zuallererst ist dies der Erfolg und das Verdienst im
    Übrigen all derjenigen, die den Wohlstand erarbeiten,
    der vielen Menschen, die sich für dieses Land einbringen
    mit ihrem unternehmerischen Sachverstand und mit ihrer
    Rolle als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denen
    gilt in dieser Stunde unser aller Dank, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das ist zum Zweiten auch das Verdienst vieler Bun-
    desregierungen, auch dieser. Ich möchte die Gelegenheit
    wahrnehmen, dem Bundesfinanzminister für seine ru-
    hige, besonnene und nachdrückliche Art, diesen Kurs
    immer wieder einzufordern, zu danken, genauso wie un-
    seren Haushaltspolitikern, die darauf in den vielen Sit-
    zungen der Begehrlichkeiten achten. Danke schön, dass
    wir auf diesem Kurs gut vorangekommen sind!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Richtig ist doch, dass die Voraussetzungen in den
    letzten Jahren alles andere als rosig waren. Ich will viel-
    leicht noch mal daran erinnern: Kurz bevor wir die erste
    Große Koalition 2009 beendeten, war es auch so, dass
    ein ausgeglichener Haushalt in Reichweite lag.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


    Es ist also keine neue Idee. Wir sind dann allerdings in
    eine Situation gekommen – ich habe da gestern schon
    zugehört –, die wir vielleicht nicht vergessen sollten,
    nämlich in eine internationale Finanz- und Wirtschafts-
    krise, die in Deutschland einen Einbruch des Brutto-
    inlandsprodukts von 5 Prozent mit sich gebracht hat. Es
    war richtig, diese Finanzkrise national so zu beantwor-
    ten, dass wir reagiert haben, dass wir Konjunkturpro-
    gramme aufgelegt haben, dass wir Arbeitsplätze gesi-
    chert haben. Deshalb hat es länger gedauert, aber wir
    haben diesen Kurs konsequent fortgesetzt, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In der Zeit zwischen 2008 und der Bewältigung dieser
    internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise haben wir
    eines gelernt: Wir können nicht alleine Politik machen,
    sondern unser Handeln hängt aufs Engste mit allem, was
    auf der Welt passiert, zusammen. Das ist Globalisierung.
    Keiner kann mehr heute alleine, für sich regieren, son-
    dern jeder muss auch die Belange der anderen im Blick
    haben. Deshalb kümmern wir uns um internationale Fi-
    nanzmarktregulierung, gar nicht nur, weil wir das zu
    Hause so brauchten – das könnten wir ja national regeln –,
    sondern weil es unabänderlich ist, weil jeder Fehler, der
    international passiert, zum Schluss auch uns und die
    Menschen in Deutschland trifft. Insofern leben wir heute
    in einer vernetzten Welt, auf die wir reagieren müssen.

    Wir haben auch noch andere Unsicherheiten. Das ist
    einmal die europäische Schuldenkrise, die nach wie vor





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    noch nicht überwunden ist. Es ist eine fragile Situation
    weltweit – wenn wir auch auf manche Entwicklungen in
    den Schwellenländern schauen. Und es kommen neue
    Unsicherheiten dazu – das haben wir in den letzten Wo-
    chen gelernt –, wie uns das Beispiel der Ukraine zeigt.
    Die illegale, völkerrechtswidrige Annexion der Krim hat
    uns etwas vor Augen geführt, was wir eigentlich verges-
    sen glaubten, nämlich dass wir über Freiheit, über inter-
    nationales Recht, über Frieden und Einhaltung von Völ-
    kerrecht noch sprechen müssen. Deshalb, meine Damen
    und Herren, müssen wir alle Anstrengungen darauf rich-
    ten – das wird die Tätigkeit dieser Großen Koalition in
    den nächsten Monaten sein –, für ein starkes Deutsch-
    land, für ein starkes Europa und für starke Partnerschaf-
    ten in der Welt zu arbeiten. Wir wissen, wir können diese
    Ziele nur gemeinsam erreichen. Das gilt für Deutsch-
    land, das gilt für Europa, und das gilt auch für die globa-
    lisierte Welt.

    Wie sieht es nun aus, wenn wir auf Deutschland
    schauen? Die Wirtschaftsprognosen sind einigermaßen
    positiv: 1,8 Prozent Wachstum in diesem Jahr; das ist
    mehr als der Durchschnitt im Euro-Raum. Der private
    Konsum ist der Treiber unserer binnenwirtschaftlichen
    Entwicklung. Der Export springt an, aber die Binnen-
    konjunktur trägt mehr zum Wachstum bei, als das in ver-
    gangenen Jahren der Fall war. Wir können heute sagen,
    dass wir bislang zu den Gewinnern der Globalisierung
    gehören, weil wir eine wettbewerbsfähige Industrie ha-
    ben und weil wir einen sehr starken Mittelstand haben.

    Aber es ist auch wichtig, immer wieder darauf hinzu-
    weisen: Das alles ist eine Momentaufnahme. Wenn man
    sich die Dynamik der Welt anschaut, dann weiß man:
    Die Wettbewerbsfähigkeit muss erhalten werden. Vor al-
    len Dingen kann sie erhalten werden, indem wir unsere
    Innovationsfähigkeit erhalten. Deshalb ist es wichtig,
    dass wir nicht nur heute wettbewerbsfähig sind, sondern
    dass wir international auch zu den Besten bei der Inno-
    vationskraft gehören und dass wir an vielen Stellen, ge-
    rade wegen unserer mittelständischen Unternehmen,
    Weltmarktführer sind.

    Die Bundesregierung legt auf diesen Punkt besonde-
    ren Wert, mit unserer Hightech-Strategie, mit unserer In-
    novationsstrategie, wo wir den Bogen von der Grundla-
    genforschung bis zur Anwendung im Mittelstand
    spannen. Es darf und muss für Deutschland gelten:
    Keine gute Idee darf auf der Strecke bleiben; alles muss
    genutzt werden. Kreativität ist der Treiber unseres Wohl-
    stands, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn wir den Haushalt für dieses Jahr beraten, müs-
    sen wir uns auch fragen: Wo steht Deutschland in 5, in
    10 oder in 20 Jahren? Wie können wir erreichen, dass
    wir auch in Zukunft erfolgreich sind? Solide Finanzen,
    wie mit dem Haushaltsplan für dieses und nächstes Jahr
    sowie mit der mittelfristigen Finanzplanung vorgelegt,
    bedeuten nicht nur, dass man keine Schulden macht,
    sondern sie bedeuten genauso, dass man mit Weitblick
    und Klugheit in die Zukunft unseres Landes investiert.
    Ich möchte in diesem Zusammenhang vier Bereiche
    nennen, in denen wir investieren:

    Erstens. Wir investieren in unser wichtigstes Kapital,
    und das sind die Menschen. Das sind Investitionen in
    Bildung und Forschung. Wir unterstützen dabei die Län-
    der und die Kommunen, indem wir ihnen bei der Finan-
    zierung von Kitas, von Schulen und Hochschulen helfen.
    Damit auch wirklich genügend Geld für diese Aufgaben
    vorhanden ist, werden wir in dieser Legislaturperiode
    insgesamt 6 Milliarden Euro mehr für die Unterstützung
    genau dieser Bereiche zur Verfügung stellen.

    Damit wir unser 3-Prozent-Ziel, also 3 Prozent des
    Bruttoinlandsprodukts für den Bereich Forschung und
    Innovation, auch in den nächsten Jahren halten können
    – wir haben es jetzt fast erreicht –, müssen wir 3 Milliar-
    den Euro mehr in Forschung und Entwicklung hineinge-
    ben. Das tun wir. Damit werden wir zu den Ländern ge-
    hören, die in Bezug auf Forschung in Europa führend
    sind. Weltweit gibt es Länder, die mehr investieren – ich
    habe es hier oft gesagt: Südkorea, zum Beispiel –, aber
    mit 3 Prozent sind wir recht gut dabei.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zweitens. Wir investieren in die Zukunft der Ver-
    kehrsinfrastruktur. Wir werden hierfür 5 Milliarden Euro
    einsetzen. Wir werden die Nutzerfinanzierung weiterent-
    wickeln.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Viel zu wenig!)


    – Ich weiß, dass das sicherlich mehr sein könnte, aber,
    meinen Damen und Herren, es sind immerhin 5 Milliar-
    den Euro mehr als in der vergangenen Legislaturperiode.
    Das ist ein unabdinglicher, wichtiger Schritt in die rich-
    tige Richtung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Drittens. Wir investieren in die Zukunft unserer Ener-
    gieversorgung. Es geht darum, dauerhaft sichere, bezahl-
    bare und umweltverträgliche Energie zur Verfügung zu
    stellen. Wir haben uns in der Großen Koalition entschie-
    den, angesichts der Tatsache, dass der Anteil der erneu-
    erbaren Energien an der Stromversorgung derzeit
    25 Prozent beträgt, einen neuen Pfad, einen berechenba-
    ren Pfad für den Ausbau der erneuerbaren Energien ein-
    zuschlagen.

    Wenn Sie sich die Situation im internationalen Ver-
    gleich anschauen, dann stellen Sie fest: Es ist relativ ein-
    zigartig, was wir tun. Wir sagen: Von heute 25 Prozent
    werden wir bis 2025 den Anteil der erneuerbaren Ener-
    gien auf 40 bis 45 Prozent ausbauen. Wir gehen damit
    einen Weg, der uns das Erreichen des Ziels für 2050
    – 80 Prozent der Erzeugung des Stroms aus erneuerba-
    ren Energien – auf einem ganz berechenbaren Pfad mög-
    lich macht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Mit der EEG-Novelle, die wir gestern im Kabinett
    verabschiedet haben und die in den nächsten Wochen
    hier im Hause beraten wird, kommt etwas ganz Wichti-





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    ges für den Ausbau der erneuerbaren Energien zum ers-
    ten Mal zum Zuge, nämlich Berechenbarkeit. Es sind
    klare Korridore vorgegeben, und natürlich kann ich
    diese Korridore nur einhalten, indem ich, wenn mehr zu-
    gebaut wird, die Vergütungen reduziere, sodass ich einen
    atmenden Deckel habe und die Korridore auch einhalten
    kann.

    Wir haben uns für einen vernünftigen Mix entschie-
    den. Wir haben Gespräche mit den Ländern geführt. Ich
    möchte dafür danken, dass hier Gemeinsamkeit entstan-
    den ist. Wir werden natürlich die Beratungen hier im
    Hause in aller Offenheit durchführen.

    Damit können wir nicht versprechen, dass die EEG-
    Umlage dauerhaft sinkt. Aber wir können versprechen,
    dass die Kostendynamik der EEG-Umlage gebrochen ist
    und dass wir auf einen vernünftigen Pfad kommen.
    Meine Damen und Herren, das ist genau das, was die
    Bürgerinnen und Bürger von uns erwarten; denn sie tra-
    gen die Energiewende. Ich will dafür ausdrücklich Dan-
    keschön sagen; denn das macht nicht die Politik, das ma-
    chen die Bürgerinnen und Bürger. Es war aber auch ein
    Wunsch der Bürgerinnen und Bürger, eine neue Energie-
    politik in Deutschland durchzusetzen. Das haben wir ge-
    tan. Jetzt werden wir diesen Weg gemeinsam gehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wenn wir über sichere Energieversorgung und über
    die Energiewende, die wir durchführen, sprechen, dann
    müssen wir auch sehen: Es war nicht beabsichtigt – das
    kann nicht gewollt gewesen sein –, dass wir durch die
    Energiewende unsere eigenen Stärken schwächen, näm-
    lich die mittelständische Wirtschaft und die Industrie. In
    Deutschland beträgt der Anteil der Industrieproduktion
    am Bruttoinlandsprodukt über 20 Prozent. Damit sind
    wir führend in Europa. Die Europäische Kommission hat
    sich das Ziel gesetzt, weil sie sieht, dass wir in einem
    globalen Wettbewerb stehen, dass die Industrie wieder
    einen Anteil von 20 Prozent am europäischen Brutto-
    inlandsprodukt hat. Nun kann es doch nicht sein, dass
    wir durch eine vernünftige Maßnahme, nämlich dadurch,
    dass wir unsere Energieversorgung zukunftsfähig aus-
    bauen, Arbeitsplätze vernichten und unsere Wirtschaft in
    Gefahr bringen. Ich bin mir ganz sicher, dass die Bürge-
    rinnen und Bürger auf gar keinen Fall wollen, dass si-
    chere, zukunftsfähige Arbeitsplätze durch die Energie-
    wende verlorengehen. Deshalb haben wir so entschieden
    und für Ausnahmen für unsere im Wettbewerb stehende
    Industrie gekämpft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es entstehen Arbeitsplätze!)


    Ich will dem Bundeswirtschaftsminister ein ausdrück-
    liches Dankeschön dafür sagen. Wir haben uns einge-
    setzt für ein Ziel, das im Kontext europäischer Probleme
    das allervernünftigste und normalste ist. Wir reden Tag
    und Nacht mit Recht darüber, wie hoch die Arbeitslosig-
    keit in Europa ist. Wir reden Tag und Nacht über die
    Frage, wie wir für junge Leute neue Arbeitsplätze
    schaffen können. Da können wir uns doch nicht sehen-
    den Auges in Europa wegen einer vermeintlichen Rolle
    im Klimaschutz damit abfinden, dass wir Arbeitsplätze
    vernichten.


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es entstehen welche!)


    Nein, wir müssen Klimaschutz und Arbeitsplätze zusam-
    menbringen. Sonst wird die Energiewende keine Akzep-
    tanz in Deutschland haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Natürlich sind das Erneuerbare-Energien-Gesetz und
    das, was die Kommission heute im Zusammenhang mit
    den Leitlinien für Beihilfen beschließen wird, nur erste
    Schritte bei der Gestaltung der Energiewende. Auf der
    Grundlage dieses Ausbaupfads für erneuerbare Energien
    müssen wir jetzt die Netzplanung anpassen und dann den
    Netzausbau beschleunigen. Dafür sind die entsprechen-
    den Vorkehrungen getroffen worden. Anschließend müs-
    sen wir uns natürlich mit den Kapazitätsmärkten be-
    schäftigen, mit der Frage, wie wir eine vernünftige
    Kombination hinbekommen können, wie wir die be-
    grenzte Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien – mit
    Ausnahme der Biomasse – mit der Sicherstellung der
    Grundversorgung in Einklang bringen können. Das wer-
    den die nächsten Schritte sein.

    Damit niemand denkt, dann sei die Arbeit vorbei,
    sage ich: Wir werden uns noch in dieser Legislaturpe-
    riode mit dem nächsten Schritt im Zusammenhang mit
    dem Erneuerbare-Energien-Gesetz befassen müssen, näm-
    lich mit der Ausschreibung der jeweiligen Kapazitäten.
    Darauf wird die Europäische Kommission drängen, und
    das ist auch richtig, um die Kosteneffizienz vernünftig
    durchzusetzen. Wir werden also in der ganzen Legisla-
    turperiode mit der Frage „Wie gestalten wir die Energie-
    wende?“ beschäftigt sein. Ich bin aber sehr optimistisch,
    dass uns das gut gelingen wird.

    Viertens. Wir werden natürlich auch in einen Bereich
    investieren, der unser Leben im 21. Jahrhundert in gro-
    ßem Maße prägt, nämlich in die Digitalisierung. Kaum
    ein Lebensbereich kommt heute ohne digitale Techniken
    aus, ob es das Auto ist, das Handy, die Flüge, die Bahn-
    fahrten oder die industrielle Produktion. Wer sich in die-
    sen Tagen auf der Hannover Messe die Produkte ansieht,
    die den Weg zur Industrie 4.0 charakterisieren, der weiß,
    in welch dramatischer Weise sich unsere gesamte Ar-
    beitswelt verändern wird. Es ist beeindruckend, zu se-
    hen, dass in Zukunft jede reale Fabrik noch einmal als
    digitale Fabrik existieren wird, wie Produkte entwickelt
    werden, wie Maschinen miteinander interagieren. All
    das wird unser Arbeitsleben sehr stark verändern, ge-
    nauso wie das im privaten Bereich der Fall ist.

    Deshalb freue ich mich, dass die drei hauptzuständi-
    gen Minister bereits auf der CeBIT die Digitale Agenda
    2014 bis 2017 vorgestellt haben. Diese Digitale Agenda
    hat drei Komponenten: Eine Komponente sind gute Be-
    dingungen, damit Start-ups, damit Unternehmen in
    Deutschland in die Digitalisierung investieren können.
    Das Zweite ist der Sicherheitsaspekt, den wir natürlich
    brauchen. Die dritte Komponente ist die Versorgung mit
    Breitband, damit jeder Zugang zu den digitalen Mög-
    lichkeiten hat.





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das Ausmaß der gesellschaftspolitischen Dimension
    der Digitalisierung kann nicht überschätzt werden. Un-
    ser gesamtes Leben wird sich verändern. Natürlich muss
    das gelten, was wir immer für die Wirtschaft gesagt ha-
    ben: Auch die digitale Wirtschaft muss dem Menschen
    dienen und nicht etwa umgekehrt. Das ist das Wesen der
    sozialen Marktwirtschaft. Deshalb sind Datenschutz und
    Datensicherheit ganz legitime Notwendigkeiten. Wir
    werden noch viel arbeiten müssen, um das wirklich
    durchzusetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Bundesregierung hat hier erste Schritte unter-
    nommen; weitere werden folgen müssen. Wir haben eine
    Taskforce „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ und das
    Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für
    die Bürgerinnen und Bürger. Aber nationale Gesetzge-
    bung allein wird hier nicht ausreichen, sondern wir wer-
    den natürlich international agieren müssen, zuallererst
    einmal in Europa. Hier geht es weiter um die Diskussion
    zur Datenschutzgrundverordnung. Das ist ein außeror-
    dentlich kompliziertes Unterfangen. Ich will das hier
    noch einmal darstellen: Auf der einen Seite wissen wir
    alle, dass wir ein gleiches Niveau von Datenschutz in
    Europa brauchen; denn ansonsten können sich Internet-
    unternehmen zum Beispiel immer in einem Land in Eu-
    ropa niederlassen, in dem es eben nicht dieses Daten-
    schutzniveau gibt. Auf der anderen Seite brauchen wir
    eine Einigung auf einem Niveau, das unserem Daten-
    schutzniveau in Deutschland entspricht.

    Das sehen aber nicht alle anderen Länder so wie wir.
    Das heißt, wir werden in den nächsten Monaten zuneh-
    mend in eine Situation kommen, in der wir genau ab-
    wägen müssen, was besser ist: eine Datenschutzgrund-
    verordnung in Europa oder aber kein einheitliches
    Datenschutzniveau und damit immer wieder die Mög-
    lichkeit des Unterlaufens. Ich glaube, Deutschland muss,
    auch wenn wir kritisiert werden, dass es etwas länger
    dauert, mit aller Kraft auf ein vernünftiges Datenschutz-
    niveau in Europa drängen. Alles andere kann ich mir
    nicht vorstellen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir brauchen auch Initiativen für einen verlässliche-
    ren internationalen Datenschutz. Deutschland hat hier
    gemeinsam mit Brasilien in den Vereinten Nationen Ak-
    tivitäten unternommen. Das ist ein dickes Brett, das zu
    bohren ist. Ich glaube, wir müssen erst einmal in Europa
    mit gutem Beispiel vorangehen, um international voran-
    zukommen.

    Alle Aufgaben, die ich bisher beschrieben habe, sind
    Aufgaben, die für alle Länder dieser Erde gelten. Jeder,
    der für seine Bevölkerung Wohlstand sicherstellen will,
    braucht Wachstum und Innovationsfähigkeit und muss
    sich damit weltweit in einem fairen Wettbewerb bewei-
    sen.

    Auf Deutschland kommt eine zusätzliche Aufgabe zu:
    die Bewältigung der demografischen Entwicklung. Mir
    ist das noch einmal bewusst geworden, als ich in der
    letzten Woche auf dem EU-Afrika-Gipfel war. Afrika ist
    ein Kontinent, auf dem die Hälfte der Bevölkerung unter
    18 Jahre alt ist. Das ist eine völlig andere Bevölkerungs-
    struktur als unsere in Europa. In Afrika betrachtet man
    uns als einen wirklich alternden Kontinent und fragt, wie
    wir ohne so viele junge Leute, wie sie es kennen, zu-
    rechtkommen. Wir müssen uns natürlich ganz entschie-
    den auf die Veränderungen vorbereiten. Die sogenannten
    Babyboomer – ich meine jetzt den stärksten Nachkriegs-
    jahrgang – feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag.
    Sie werden noch 17 Jahre in der Erwerbstätigkeit sein;
    danach werden wir abnehmende Zahlen haben. Das wird
    sich natürlich massiv auf unsere Arbeitswelt auswirken.

    Das heißt, wir müssen als Erstes überlegen: Wie kön-
    nen wir vor allen Dingen eine gute Struktur vor Ort hin-
    bekommen, die die Belastungen aufgrund der demogra-
    fischen Entwicklung auffangen und darauf reagieren
    kann? Deshalb haben wir uns ganz bewusst entschieden,
    die Kommunen weiter zu entlasten. Wolfgang Schäuble
    hat hier gestern ausführlich dazu Stellung genommen.
    Die Kommunen sind inzwischen vollständig von den
    Kosten der Grundsicherung entlastet. Das sind in diesem
    Jahr 5,5 Milliarden Euro für die Grundsicherung. Diese
    Leistung mussten die Kommunen noch vor wenigen Jah-
    ren selber tragen. Wir wollen nun den nächsten Schritt
    gehen und in dieser Legislaturperiode jedes Jahr 1 Mil-
    liarde Euro zusätzlich für die Kommunen zur Verfügung
    stellen, mit Verabschiedung des Teilhabegesetzes auf-
    wachsend auf 5 Milliarden Euro, weil wir den Kommu-
    nen auch bei der Eingliederung von Behinderten helfen
    wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht 2014! Nächste Legislaturperiode!)


    Das ist eine Leistung, die wir deshalb zur Verfügung
    stellen, weil wir überzeugt sind, dass die Lebenserfah-
    rung jedes einzelnen Menschen zuallererst zu Hause, in
    der Kommune vor Ort gesammelt wird, und weil wir
    wissen, dass das große, oftmals ehrenamtliche Engage-
    ment der Kommunalpolitiker nur dann weiter Akzeptanz
    finden wird, wenn in den Kommunen auch etwas zu ge-
    stalten ist, wenn dort etwas zu machen und nicht nur
    Mangel zu verwalten ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das zweite große Thema, das von Bedeutung ist,
    wenn wir auf den demografischen Wandel reagieren
    wollen, ist die Sicherung der Fachkräftebasis. Was haben
    wir da für Möglichkeiten? Auf der einen Seite müssen
    wir alles daransetzen, dass der Zuwachs an älteren Be-
    schäftigten, der in den vergangenen Jahren stattgefunden
    hat, weiter anhält. Wir müssen auf der anderen Seite
    dazu beitragen, dass Frauen durch die verbesserte Ver-
    einbarkeit von Beruf und Familie bessere Chancen im
    Berufsleben bekommen. Wenn ich hier von Frauen spre-
    che, spreche ich genauso von Eltern, also auch von Vä-
    tern. Wir haben in dieser Legislaturperiode mit dem
    ElterngeldPlus bereits eine Initiative ergriffen, die die
    Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Arbeits-
    teilung verbessert. Ich denke, was das Zeitmanagement





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (B)

    von Familien anbelangt, wird in den nächsten Jahren
    noch viel zu leisten sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir müssen allerdings auch das gesellschaftliche Um-
    feld so gestalten, dass die Bedürfnisse von Familien, ge-
    rade auch von Frauen, besser widergespiegelt werden.
    Das bedeutet, dass Frauen in Führungspositionen besser
    vertreten sein müssen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist in erster Linie – das haben wir jetzt festgestellt –
    eine Aufgabe für alle Gremien des Bundes. Da haben
    wir noch eine Menge zu tun – die Frauenministerin
    nickt –, aber ich weiß auch, dass es nicht so einfach ist,
    alle Gremien entsprechend zu besetzen. Jedoch, wenn
    wir die Unternehmen verpflichten wollen, wird man sich
    zu Recht fragen: Wie sieht es denn in der Politik aus?


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie sieht es denn mit der CSU aus?)


    Es gab seitens der Wirtschaft, also zumindest der bör-
    sennotierten Unternehmen, bisher keinerlei Initiative,
    der Politik zu zeigen, dass es die Wirtschaft besser
    macht. Deshalb sehen wir uns jetzt doch gezwungen, ge-
    setzliche Regelungen einzuführen, um die Sache ein
    bisschen voranzubringen. Das ist wichtig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    – Es ist auch mal schön, wenn die SPD begeistert ist.


    (Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


    Ich bin es übrigens auch. Ich verstehe die Zurückhaltung
    bei uns gar nicht. Wir haben schließlich sehr harte Aus-
    einandersetzungen gehabt.


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ein dritter Punkt ist, dass wir heute die Fachkräfteba-
    sis für morgen sichern. Deshalb hat sich der Bund bei
    der Finanzierung zusätzlicher Hochschulplätze enga-
    giert. Er wird das im Rahmen des Hochschulpaktes auch
    weiterhin tun, damit wir im nächsten Jahrzehnt ausrei-
    chend Absolventen haben. Die Investitionen in die Uni-
    versitäten und Fachhochschulen haben aber auch zu ei-
    ner Entwicklung geführt, die wir gestern im Kabinett
    anlässlich der Vorlage des Berufsbildungsberichts disku-
    tiert haben. Wir haben erkannt, dass wir die duale beruf-
    liche Ausbildung stärken müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir wollen den Ausbildungspakt im Zusammenhang
    mit einem Weiterbildungspakt neu auflegen. Wir müssen
    jetzt wieder dafür sorgen, dass uns in den nächsten Jah-
    ren nicht noch einmal passiert, was letztes Jahr passiert
    ist, nämlich dass 20 000 Absolventen keinen Ausbil-
    dungsplatz bekommen haben, obwohl es ein Überange-
    bot an Ausbildungsplätzen gab. Die Zahl von Anbietern
    einer dualen Berufsausbildung sinkt. Dies muss geändert
    werden.

    Solide Finanzen, Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze –
    das alles ist wichtig. Für das gesellschaftliche Klima ist
    aber auch die Frage des sozialen Zusammenhalts von al-
    lergrößter Bedeutung. Hier kommen wir zu einigen Vor-
    haben, für die sich die Große Koalition entschieden hat
    und die durchaus auch kontrovers diskutiert werden. Sie
    sind aber in Anbetracht der Situation, in der wir uns be-
    finden – nah an einem ausgeglichenen Haushalt, mehr
    Beschäftigte als jemals zuvor –, für die Menschen insge-
    samt sehr wichtig.

    Das gilt zum Beispiel für das Thema Mindestlohn.
    Wir haben den Gesetzentwurf zum Mindestlohn im Ka-
    binett verabschiedet. Er geht jetzt in die parlamentari-
    schen Beratungen. Es sind noch einige Fragen zu klären,
    und diese werden auch geklärt. Wir haben uns entschie-
    den, eine Übergangszeit bis zum Ende 2016 zu ermögli-
    chen, sofern abweichende Tarifverträge vorhanden sind.
    Ansonsten tritt der Mindestlohn mit dem 1. Januar 2015
    in Kraft. Wir haben uns entschieden, bei jungen Men-
    schen unter 18 Jahren und ohne Berufsabschluss auf dem
    Wege zur Ausbildung Ausnahmen zuzulassen. Gleiches
    gilt für Praktika. Für Langzeitarbeitslose soll es eine
    Frist von sechs Monaten geben, in denen zuerst die
    Chance genutzt werden kann, überhaupt wieder eine Ar-
    beit aufzunehmen, um danach in eine Phase des Min-
    destlohnbezugs zu gelangen.

    Gerade bei den Langzeitarbeitslosen haben wir nach
    wie vor ein Problem. Trotz der guten Beschäftigungslage
    erscheint das Niveau von 3 Millionen Arbeitslosen
    ziemlich zementiert. Deshalb begrüße ich, dass die Bun-
    desarbeitsministerin jetzt Initiativen entfaltet, um zu
    schauen, wie wir da rauskommen. Wir müssen vor allen
    Dingen bei den unter 30- bzw. unter 35-jährigen Lang-
    zeitarbeitslosen schauen, dass wir vorankommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir haben mit Blick auf den sozialen Zusammenhalt
    ein Rentenpaket mit vier wesentlichen Maßnahmen vor-
    gelegt: die Berücksichtigung von Erziehungsleistungen
    von Eltern, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, Er-
    höhung der Erwerbsminderungsrenten, ein steigendes
    Rehabudget und abschlagsfreie Renten nach 45 Bei-
    tragsjahren. Letzterer Punkt wird ja noch sehr kontrovers
    diskutiert. Ich freue mich, dass wir uns alle einig sind
    – so haben wir das auch im Kabinett beschlossen –, dass
    wir alle Anreize zur Frühverrentung ausräumen müssen.
    Es lohnt die Mühe, darüber nachzudenken, wie wir das
    effektiv machen können. Frühverrentung kann nicht das
    Ansinnen sein. Im Übrigen wächst das Alter, ab dem wir
    die abschlagsfreie Rente ermöglichen, über die Jahre
    wieder auf 65 auf, weil wir davon ausgehen und auch
    alle Kraft darauf lenken werden, dass die Beschäfti-
    gungschancen Älterer, auch der über 60-Jährigen, deut-
    lich besser werden. Das ist eine Notwendigkeit bis zum
    Ende des nächsten Jahrzehnts, um den demografischen
    Wandel überhaupt zu bewältigen.

    (D)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Von allergrößter Bedeutung sind natürlich die Fragen
    einer sicheren, verlässlichen gesundheitlichen Versor-
    gung und einer leistungsfähigen Pflegeversicherung. In
    beiden Bereichen ergreifen wir Initiativen. Ich will hier
    besonders das würdigen, was im Pflegebereich ge-
    schieht: Wir werden zum 1. Januar 2015 eine Reform
    der Pflegeversicherung vorlegen. Die Beiträge werden
    um 0,2 Prozentpunkte erhöht. Damit stehen 2,4 Milliar-
    den Euro mehr für Pflegeleistungen zur Verfügung. Wir
    werden mit aller Kraft darauf hinarbeiten, dass nicht die
    Bürokratie, nicht die technischen Abläufe, sondern das,
    was die Menschen brauchen, die Pflege des einzelnen
    Menschen, wieder mehr im Vordergrund steht. Dazu
    werden wir einen neuen Pflegebegriff erproben und
    seine Praxistauglichkeit feststellen. Ich glaube, das ist
    die richtige Art, dies Schritt für Schritt anzugehen. Vor
    allen Dingen wollen wir die Pflegeberufe attraktiver ma-
    chen, aber auch Pflege in der Familie in besonderer
    Weise befördern.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein weiterer wichtiger Bereich für den Zusammenhalt
    der Gesellschaft ist das gesamte Thema der Integration
    von Migrantinnen und Migranten. In diesem Jahr wer-
    den wir einen Integrationsgipfel zum Thema „Ausbil-
    dung und Bildung“ abhalten. Gegen Ende des Jahres
    werden wir dann hoffentlich auch einen neuen Ausbil-
    dungs- und Weiterbildungspakt haben; denn unser Ziel
    muss natürlich sein, dass die Teilhabe der Migrantinnen
    und Migranten an der Berufsausbildung, am beruflichen
    Leben, am Arbeitsleben dieselbe ist wie bei denjenigen,
    die schon lange bzw. immer in Deutschland leben. Das
    haben wir, auch wenn es Fortschritte gibt, noch nicht er-
    reicht. Deshalb wird die Integration auch in dieser Legis-
    laturperiode ein wesentliches Element unserer Arbeit
    sein.

    Wir hoffen, dass wir mit dem gestern verabschiedeten
    Entwurf zur Neuregelung des Staatsangehörigkeitsrechts
    für in Deutschland geborene Kinder einen Impuls setzen,
    um den Migrantinnen und Migranten und ihren Kindern
    zu sagen: Ihr seid hier willkommen. Ihr seid Teil unserer
    Gesellschaft. Ihr bekommt alle Chancen, die andere auch
    bekommen. Ihr sollt euch einbringen und werdet ge-
    nauso gefördert. – Ich hoffe, dass dies seine Wirkung
    nicht verfehlt, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    In diesem Spektrum arbeiten wir in dem Umfang, den
    Deutschland aus eigener Kraft leisten kann. Aber wir
    wissen auch: Deutschland ist auf Dauer nur stark, wenn
    es auch Europa gut geht, wenn auch Europa stark ist.
    Deswegen setzen wir als Bundesregierung natürlich
    auch darauf, die europäische Politik intensiv zu gestalten
    und uns mit unserer Rolle dort einzubringen.

    Meine Damen und Herren, aufgrund der Euro-Schul-
    denkrise haben wir schwere Jahre hinter uns. Wir kön-
    nen jetzt erste Erfolge sehen, und ich finde, wir dürfen
    diese Erfolge nicht kleinreden, obwohl wir wissen, dass
    wir damit den Weg natürlich noch nicht zu Ende gegan-
    gen sind. Weder sind die Zinssätze – schauen wir einmal
    auf Deutschland – so, dass man heute sagen kann: „Das
    Ganze ist schon wieder im Lot“, noch ist die Arbeitslo-
    sigkeit – gerade bei jungen Menschen in anderen euro-
    päischen Ländern – akzeptabel oder hinnehmbar.

    Richtig ist und bleibt für mich aber doch, dass es ver-
    nünftig und notwendig war, einen Fiskalpakt zu entwi-
    ckeln, mit dem wir dem Maastrichter Stabilitäts- und
    Wachstumspakt wieder mehr Zähne gegeben haben;
    denn es war doch eine der Erfahrungen, dass uns das
    Nichteinhalten von Versprechungen und Beschlüssen in
    eine solche Situation gebracht hat. Es ist richtig und
    auch wichtig, dass wir sagen: Irland, Portugal, Spanien
    und Griechenland haben bei allen Bemühungen, die
    noch zu folgen haben, Fortschritte gemacht. Deshalb
    werden wir das auch weiter so hervorheben.

    Anfang Juli wird es in Italien einen Gipfel geben, der
    sich wieder mit dem Thema Jugendarbeitslosigkeit be-
    schäftigen wird. Dort wird es vor allen Dingen notwen-
    dig sein, zu schauen: Werden die in Europa bereitgestell-
    ten Mittel auch wirklich von den Ländern genutzt, die
    die größten Probleme haben? Häufig sind nämlich zwar
    Mittel für die Bekämpfung bestimmter Probleme vor-
    handen – natürlich wird dauernd darüber geredet, dass es
    eigentlich mehr sein sollte –, aber wenn man dann ein-
    mal genauer hinguckt, sieht man, dass die Mittel gar
    nicht abgerufen werden. Wir müssen jetzt erst einmal
    Wert darauf legen, dass die in der europäischen Finanz-
    planung für die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit
    zusätzlich vorgesehenen 6 Milliarden Euro dafür genutzt
    werden, wofür sie gebraucht werden, nämlich zur Schaf-
    fung von Arbeitsplätzen für junge Menschen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Aus der Tatsache, dass wir von der Haushaltslage her
    heute besser dastehen als vor Jahren, die Arbeitsmarktsi-
    tuation in vielen Ländern aber noch nicht besser ist, zum
    Teil sogar schlechter, ergibt sich im Übrigen auch die
    Aufgabenstellung für das neue Europäische Parlament
    und die neue Europäische Kommission: Wir müssen
    gucken, wo wir Bürokratie abbauen und wie wir Unter-
    nehmen in Europa Chancen geben können – denn lang-
    fristige, dauerhafte Arbeitsplätze werden nur durch Un-
    ternehmen und nicht durch Staaten geschaffen –, und wir
    müssen schauen, wie wir die Vorzüge eines Binnen-
    marktes auch im digitalen Bereich, im Energiebereich
    und im Forschungsbereich wirklich zur Geltung kom-
    men lassen können.

    Das werden die Aufgaben sein, auf die sich Europa
    konzentrieren muss. Nicht jede Aufgabe ist eine Auf-
    gabe für Europa, aber die großen Aufgaben können in-
    zwischen mit einer europäischen Dimension besser ge-
    löst werden, als wir das alleine, als Nationalstaat,
    könnten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir sind bei der Bankenunion vorangekommen. Ich
    will die Details hier jetzt nicht nennen. Das ist ein Rie-
    senprojekt. Wenn Sie mich vor drei Jahren gefragt hät-
    ten: „Werden wir so weit kommen?“, dann hätte ich sehr





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    große Zweifel geäußert. Das bedeutet eine riesige Kraft-
    anstrengung.

    Deutschland ist im Übrigen in vielen Fragen vorange-
    gangen:

    Wir hatten schon eine Bankenabgabe, als es in Europa
    noch keine Bankenabgabe gab. Damit haben wir ein Mo-
    dell geliefert. Wir hatten auch schon einen Bankenab-
    wicklungsmechanismus, als es in Europa noch keinen
    solchen gab. Auch damit waren wir Vorreiter. Das heißt,
    wir haben mit unseren nationalen Regelungen immer
    wieder auch Hilfestellungen für europäische Regelungen
    geben können, und ich bin sehr froh, dass wir hier jetzt
    wirklich sehr gut vorangekommen sind.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wissen, dass
    wir, wenn wir uns nur auf unsere eigenen Belange kon-
    zentrieren, natürlich nicht erfolgreich sein können. Des-
    halb beschäftigt uns das Thema „Frieden, Freiheit und
    Menschenwürde in Europa und in der Welt“ natürlich
    sehr – gerade jetzt, in diesen Tagen.

    Die Lage in der Ukraine bleibt schwierig. Sie haben
    das in den letzten Tagen wieder verfolgt, und es ist leider
    an vielen Stellen nicht erkennbar, wie Russland zur Ent-
    spannung der Situation beiträgt. Deshalb werden wir auf
    der einen Seite weiter das tun, was wir immer getan ha-
    ben, nämlich die Gesprächsfäden nutzen, auf der ande-
    ren Seite aber auch klar und deutlich sagen: Die Ukraine
    hat aus unserer Sicht ein Recht auf einen eigenen Ent-
    wicklungsweg. – Den werden wir einfordern. Die Ukrai-
    ner müssen über ihr Schicksal selber entscheiden, und
    dabei werden wir der Ukraine behilflich sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es ist jetzt dringend notwendig, dass die OSZE-Mis-
    sion, die glücklicherweise angelaufen ist, auf die ver-
    sprochenen 500 Personen aufgestockt wird.

    Es ist dringend wichtig, dass es internationale Gesprä-
    che mit der Europäischen Union, mit den Vereinigten
    Staaten von Amerika und auch mit Russland gibt –, aber
    eben unter Beteiligung der Ukraine. Es ist wichtig, dass
    der Verfassungsprozess in der Ukraine vorankommt. Es
    ist wichtig, dass die Wahlen dort vernünftig vorbereitet
    werden können. Es ist vor allen Dingen wichtig, dass
    auch die internationale Finanzunterstützung anläuft. Das
    IWF-Programm für die Ukraine ist beschlossen. Es ist
    ein sehr anspruchsvolles Programm, das den Menschen
    Opfer abverlangen wird. Aber die europäischen Mittel
    und auch die IWF-Mittel müssen jetzt schnell fließen.

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, wir diskutieren all dies in einem Jahr, in dem
    sich der Beginn des Ersten Weltkriegs 100 Jahre, der des
    Zweiten Weltkriegs 75 Jahre, der Fall der Mauer und das
    Ende des Kalten Kriegs 25 Jahre jähren; Ereignisse, de-
    rer wir gedenken. Wir sind uns heute in Europa, aber
    auch in der Welt insgesamt viel näher, als das wahr-
    scheinlich in der Geschichte der Menschheit jemals der
    Fall war.

    Wir wissen, dass diejenigen, deren Denken nur um ei-
    gene Interessen kreist, die eine eindimensionale Welt-
    sicht haben und die ohne Rücksicht auf andere ihre
    Stärke ausspielen, keine Chance haben, Zukunft zu ge-
    stalten. Natürlich gehört für jeden von uns die nationale
    Perspektive dazu, aber niemand, der erfolgreich sein
    möchte, kann heute nur seine eigenen Belange in den
    Vordergrund stellen. Er verbaut sich damit seine eigene
    Zukunft.

    Deshalb ist die einzig wahre Antwort auf die Pro-
    bleme unserer Zeit ein positives Gestalten der Globali-
    sierung. Wir brauchen eine neue Art des Miteinanders,
    des fairen Interessenausgleichs auf der Welt. Wir wollen
    und brauchen eine neue Art, bei Dissens und Streit ko-
    operative Lösungen zu finden.


    (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sage ich doch!)


    Je besser wir das in Deutschland miteinander praktizie-
    ren, desto eindrucksvoller ist die europäische Erfolgsge-
    schichte.

    Das Modell des Interessenausgleichs ist das Modell
    der Zukunft. Deutschland leistet seinen Beitrag dazu:
    durch solide Finanzen und eine Wachstumspolitik, durch
    einen starken inneren und äußeren Zusammenhalt und
    durch ein starkes europäisches und globales Engage-
    ment.

    Ich bitte Sie, auf diesem Weg mitzugehen, und danke
    für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)