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ID1802812100

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    10. Roth.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Niema Movassat


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, Frau

    von der Leyen, die Lage der Bevölkerung in der Zentral-
    afrikanischen Republik ist dramatisch. Bewaffnete
    Gruppen bekämpfen sich und ermorden unschuldige Zi-
    vilisten. Die Opferzahlen gehen in die Tausende. Die
    Hälfte der Einwohner ist auf Nahrungsmittelhilfe ange-
    wiesen. Die Menschen in Zentralafrika brauchen Hilfe;
    das ist klar, und da ist auch Deutschland gefragt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zur Vorgeschichte: Im März 2013 putschten die
    Séléka-Rebellen den Präsidenten der Zentralafrikani-
    schen Republik Bozizé aus dem Amt. Truppen aus
    Frankreich und dem Tschad waren im Land, griffen aber
    nicht ein, als die Rebellen in die Hauptstadt einmar-
    schierten. Sie ließen Bozizé plötzlich fallen, nachdem sie
    ihn jahrelang unterstützt hatten.
    Es gibt viele Hinweise, dass die Séléka-Rebellen auch
    vom Nachbarland Tschad unterstützt wurden. Sie kamen
    aus den Grenzprovinzen zum Tschad. Bis heute ist nicht
    geklärt, wie die Rebellen so schnell an die vielen Waffen
    kamen. Der Tschad wiederum ist einer der engsten Ver-
    bündeten Frankreichs in Afrika und wird kaum ohne
    Rücksprache mit Paris agiert haben.

    In der Geschichte der Zentralafrikanischen Republik
    hat es seit der Unabhängigkeit 1960 keinen einzigen Re-
    gierungswechsel gegeben, an dem der ehemalige Kolo-
    nialherr Frankreich nicht irgendwie beteiligt war. So ist
    es auch dieses Mal kaum vorstellbar, dass Paris diesen
    Putsch nicht zumindest geduldet hat. Was da seit Jahr-
    zehnten stattfindet, ist nichts anderes als Neokolonialis-
    mus und entschieden abzulehnen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Derzeit befinden sich 2 000 französische und
    6 000 afrikanische Soldaten im Land. Mit der heute dis-
    kutierten EU-Militärmission sollen weitere 1 000 Solda-
    ten nach Zentralafrika geschickt werden. Dabei ist die
    Lage vor Ort völlig unübersichtlich. Die verfeindeten
    Gruppen Séléka und Anti-Balaka sind in sich gespalten.
    Es herrscht Bürgerkrieg. Frankreich und die afrikani-
    schen Truppen gehen bei den Entwaffnungen der ver-
    schiedenen Gruppen laut Berichten einseitig vor. Wenn
    man aber tendenziell nur eine Gruppe entwaffnet, kann
    das das Morden sogar erst recht anheizen.

    Obwohl der Übergangsregierung in Zentralafrika jede
    Legitimation fehlt, will die EU-Mission mit ihr zusam-
    menarbeiten. Die Führung der EU-Soldaten soll ausge-
    rechnet bei Frankreich liegen. Es ist doch so: Frankreich
    sieht seinen Einfluss in Afrika schwinden. Weil es dort
    auch finanziell nicht mehr alleine zurechtkommt, sollen
    die EU und Deutschland jetzt einspringen – erst in Mali,
    nun in der Zentralafrikanischen Republik. Ich sage Ih-
    nen: Frankreich ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil
    des Problems. Dessen Truppen müssen raus aus Zentral-
    afrika. Das wäre ein Beitrag zur Deeskalation.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Und was würden Sie dann machen?)


    – Darauf komme ich noch.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Da bin ich mal gespannt!)


    Der deutsche Beitrag zur EU-Mission ist eher symbo-
    lisch: bis zu 80 Soldaten, zwei Transportflugzeuge, ein
    Sanitätsflugzeug. Deutschland führt unmittelbar keinen
    Krieg, wird aber im Führungsstab der EU-Militärmis-
    sion vertreten sein und damit auch Kampfentscheidun-
    gen mitbestimmen. Im Mandatstext steht ja, dass die
    EU-Soldaten kämpfen sollen. Deutschland leistet mit
    seiner Unterstützung letztlich Beihilfe zum Krieg.


    (Widerspruch des Abg. Niels Annen [SPD] – Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist ja ungehörig! Wie kommen Sie denn darauf? Das ist ja eine Frechheit!)


    Deshalb sagt die Linke selbstverständlich Nein dazu.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Niema Movassat


    (A) (C)



    (D)(B)

    Der tiefere Sinn der deutschen Beteiligung ergibt sich
    aus dem offenen Kurswechsel in der deutschen Außen-
    politik. Besonders in Afrika will man „mehr Verantwor-
    tung“ übernehmen. Das heißt offenbar auch, überall da-
    bei zu sein. Es vergeht keine Woche, in der im
    Bundestag nicht über einen neuen Auslandseinsatz der
    Bundeswehr diskutiert wird.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Parlamentsbeteiligung!)


    Da liegt die Vermutung nahe, dass diese Einsätze die
    Bundeswehr auch für künftige Kampfeinsätze fit ma-
    chen sollen.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Das sagt ja sonst immer nur Frau Buchholz!)


    Zudem soll die deutsche Bevölkerung, die nach einer
    Umfrage zu drei Vierteln militärische Einsätze ablehnt,
    weiter an die Normalität von Auslandseinsätzen ge-
    wöhnt werden.

    Deutschland hat eine Verantwortung und sollte dieser
    durch humanitäre Hilfe gerecht werden.


    (Niels Annen [SPD]: Hört! Hört! – Zuruf von der CDU/CSU: Und die Linke hat keine!)


    Die mindestens 12 Millionen Euro, die Deutschland für
    diesen Einsatz allein 2014 ausgeben wird, wären im Be-
    reich der Nahrungs- und Gesundheitsversorgung für die
    Menschen Zentralafrikas besser aufgehoben.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist wirklich schlimm, was Sie sagen!)


    Oft wird ja behauptet, dass Entwicklungshilfe in Kri-
    sengebieten ohne Militär nicht möglich sei. Aber auch in
    Zentralafrika verzichten Ärzte ohne Grenzen und die
    Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung freiwillig auf mi-
    litärische Begleitung ihrer Arbeit, weil sie das ihren neu-
    tralen Status kostet und sie damit Angriffsziel werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie ignorieren dieses Problem in Afghanistan seit Jah-
    ren, nun auch beim EU-Einsatz in Zentralafrika. Die
    Linke lehnt die fatale Logik der zivil-militärischen Zu-
    sammenarbeit entschieden ab. Es muss endlich Schluss
    damit sein!


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Mit Ihrer Rede muss bald Schluss sein!)


    Deutschland muss zudem endlich aufhören, drittgröß-
    ter Waffenexporteur der Welt zu sein. Niemand würde es
    wundern, wenn die Séléka-Rebellen auch mit deutschen
    Kleinwaffen ausgerüstet waren, als sie das Land ins
    Chaos stürzten.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Wer schreibt eigentlich für Sie die Reden?)


    Auf seiner Reise in die Zentralafrikanische Republik
    sagte Herr Entwicklungsminister Müller, er habe keinen
    „Ruf nach Soldaten gehört, sondern den Schrei nach
    Hilfe“ vernommen. – Das wäre ein Ansatzpunkt für die
    deutsche Außenpolitik.

    Danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als Nächstem erteile ich das Wort Herrn Staatsminis-

ter Michael Roth.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Als ich in meiner letzten afrikapolitischen Rede
    vom Kontinent der Chancen sprach, hatte ich den Ein-
    druck, dass dieser positive Ansatz von sehr vielen Kolle-
    ginnen und Kollegen hier im Hause geteilt wird.


    (Dagmar Freitag [SPD]: Wird er auch!)


    Es ist sicherlich ein bitterer Moment, heute wieder da-
    ran zu erinnern, dass furchtbare Gewalt in Teilen Afrikas
    vorherrscht. Auch hier sind wir wieder zur Solidarität
    verpflichtet.

    Am vergangenen Freitag haben wir uns hier im Deut-
    schen Bundestag der Opfer des Völkermords in Ruanda
    erinnert, der sich in diesen Tagen zum 20. Mal jährt.
    Gestern fand in Ruanda selbst eine Gedenkveranstaltung
    statt. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat die
    Situation treffend auf den Punkt gebracht – ich darf ihn
    hier zitieren –: Auch eine Generation nach den Ereignis-
    sen währt die Schande fort. Wir hätten mehr tun können.
    Wir hätten mehr tun müssen. Der Völkermord in Ruanda
    ist eines der finstersten Kapitel in der Geschichte der
    Menschheit. Wenn Sie Menschen sehen, die der Gefahr
    von Gräueltaten ausgesetzt sind, warten Sie nicht auf
    Anweisungen aus der Ferne! Sprechen Sie, auch wenn es
    verletzend sein mag! Handeln Sie!

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir hier im Hause ei-
    nig sind: Ein zweites Ruanda darf es nicht geben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das bedeutet aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    dass es nicht genug ist, nur lautstark „Nie wieder!“ zu
    rufen; denn erst wenn den besorgten Worten auch ent-
    schiedenes Handeln folgt, werden wir unserer außen-
    politischen Verantwortung wirklich gerecht. Ich will hier
    überhaupt keine Vergleiche ziehen, die zu kurz greifen
    oder krumm sind; aber es treibt uns sicherlich alle die
    Frage um: Hat die internationale Gemeinschaft in Zen-
    tralafrika bislang genug und das Richtige getan, um wei-
    teres sinnloses Blutvergießen zu verhindern?

    Catherine Samba-Panza ist seit Januar dieses Jahres
    Übergangspräsidentin der Zentralafrikanischen Repu-
    blik. Die Sicherheitslage in der Hauptstadt Bangui hat
    sich leicht beruhigt; aber insgesamt bleibt das, was wir
    in der Zentralafrikanischen Republik erleben, katastro-
    phal. Die Vereinten Nationen und zahlreiche Hilfsorga-





    Staatsminister Michael Roth


    (A) (C)



    (D)(B)

    nisationen zeichnen das Bild eines Landes im freien Fall.
    Brutale Gewalt gegen die Zivilbevölkerung prägt den
    Alltag, schwerste Menschenrechtsverletzungen sind an
    der Tagesordnung: Morde, Vergewaltigungen, Brand-
    schatzungen, Plünderungen und die Rekrutierung von
    Kindersoldaten. Die Lage ist desaströs: 2,5 Millionen
    Menschen sind mittlerweile auf humanitäre Hilfsleistun-
    gen angewiesen, allein 1,6 Millionen Menschen auf
    akute Nahrungsmittelhilfe. Über 600 000 Menschen sind
    geflüchtet, sind vertrieben worden, haben ihre Heimat
    verloren. Allein in der Hauptstadt Bangui befinden sich
    200 000 Flüchtlinge. Doch solange das Land weiterhin
    von gewaltsamen Unruhen erschüttert wird, haben die
    internationalen Hilfsorganisationen kaum eine Chance,
    dorthin zu gelangen, wo ihre Hilfe am dringendsten ge-
    braucht wird.

    Die zentralafrikanischen Sicherheitskräfte – die Poli-
    zei, das Militär, die Gendarmerie –, auch wenn sie offiziell
    wieder ihren Dienst aufgenommen haben, sind derzeit au-
    ßerstande, der Gewalt irgendetwas entgegenzusetzen: Es
    fehlt an Personal, es fehlt an Finanzierung, es fehlt an In-
    frastruktur, es fehlt an Ausrüstung und Ausbildung. Es
    ist nicht damit zu rechnen, dass die zentralafrikanischen
    Sicherheitskräfte mittelfristig einsatzfähig sein werden.

    Frau Bundesministerin von der Leyen hat es eben
    schon ausgeführt: MISCA, das heißt, die multinationale
    Friedenstruppe der Afrikanischen Union, ist mit
    6 000 Soldaten engagiert, darüber hinaus die Franzosen
    mit der Operation Sangaris mit abermals 2 000 Soldaten.
    Jetzt geht es darum, ob wir eine weitere Mission auf den
    Weg bringen. Diese Mission der Europäischen Union ist
    aber eine Überbrückungsmission. Für uns steht eine
    Mission der Vereinten Nationen im Mittelpunkt, und wir
    hoffen, dass es in Kürze einen Einsetzungsbeschluss des
    UN-Sicherheitsrates geben wird, damit die UN-Mission
    – hoffentlich im Herbst – ihre Arbeit aufnehmen kann.

    Wir sind uns bewusst, dass eine nachhaltige Stabili-
    sierung der Zentralafrikanischen Republik nur von innen
    möglich ist. Angesichts der dramatischen Lage, in der
    sich das Land nun seit mehr als einem Jahr befindet, dür-
    fen wir aber keine schnellen Erfolge erwarten. Wir wis-
    sen, dass wir einen ziemlich langen Atem brauchen. Wir
    in der Bundesregierung sind aber einem umfassenden
    und vorausschauenden Ansatz in der Außenpolitik ver-
    pflichtet. Dazu gehören für uns nicht zuletzt die zivile
    Krisenprävention, humanitäre Hilfe und ein entwick-
    lungspolitischer Ansatz. Dazu haben wir uns im Rahmen
    der EU und der Vereinten Nationen auch bilateral ver-
    pflichtet. Die Bundesregierung hat bislang 6 Millionen
    Euro zur Verfügung gestellt, die EU hat 45 Millionen
    Euro zugesagt, und es gibt weitere konkrete Zusagen.

    Die Übergangsregierung in der Zentralafrikanischen
    Republik ist angetreten, um endlich wieder Stabilität und
    Sicherheit herzustellen. Es war gut, dass dieses Thema
    auch auf dem EU-Afrika-Gipfel in der vergangenen Wo-
    che noch einmal angesprochen wurde und dass Wege
    aufgezeigt wurden, die mehr Verantwortung auch der
    Europäerinnen und Europäer zum Ziel haben. Präsident
    Barroso brachte es auf den Punkt: „Euer Frieden ist auch
    unser Frieden, euer Wohlstand ist auch unser Wohl-
    stand.“ Das sind erste zaghafte Bemühungen um mehr
    Stabilität und Sicherheit in der Zentralafrikanischen Re-
    publik. Wir sollten sie wirklich nach Kräften unterstüt-
    zen; denn die beunruhigenden Nachrichten, die uns tag-
    täglich aus Bangui erreichen, zeigen uns: Das Land ist
    dringend auf internationale Hilfe angewiesen. Dem soll-
    ten wir uns nicht verschließen.

    Daher wollen wir gemeinsam mit unseren euro-
    päischen Partnern im Rahmen der EU-Mission
    EUFOR RCA einen begrenzten, aber wichtigen Beitrag
    in Zentralafrika leisten, um das Leben der Zivilbevölke-
    rung in der Zentralafrikanischen Republik zu schützen.
    Ich bitte Sie dafür im Namen der Bundesregierung um
    Ihre Unterstützung.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)