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ID1802811900

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    Vokabeln: 14
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

    nicht vor.

    Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf:

    Beratung des Antrags der Bundesregierung

    Entsendung bewaffneter deutscher Streit-
    kräfte zur Beteiligung an der Europäischen
    Überbrückungsmission in der Zentralafrika-
    nischen Republik (EUFOR RCA) auf Grund-
    lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie
    2014/183/GASP des Rates der Europäischen
    Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. Ap-
    ril 2014 in Verbindung mit den Resolutionen
    2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheits-
    rates der Vereinten Nationen vom 5. Dezem-
    ber 2013 und vom 28. Januar 2014

    Drucksache 18/1081
    Überweisungsvorschlag:
    Auswärtiger Ausschuss (f)

    Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
    Verteidigungsausschuss
    Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
    Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
    Entwicklung
    Haushaltsauschuss gemäß § 96 der GO

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache 38 Minuten vorgesehen. – Ich höre dazu
    keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

    Wenn die allfälligen Verabschiedungen ihren ord-
    nungsgemäßen Abschluss gefunden haben, können wir
    in die Debatte einsteigen.

    Ich eröffne die Aussprache. Als erster Rednerin er-
    teile ich das Wort Frau Bundesministerin Dr. Ursula von
    der Leyen.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der
    Verteidigung:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor
    einer Woche sind die drei Religionsführer aus Zentral-
    afrika bei uns hier in Berlin gewesen: der katholische
    Erzbischof von Bangui, der Präsident der Evangelischen
    Allianz und der oberste Imam des Islamischen Rates.
    Alle drei werben zusammen in einer Friedensmission in
    Europa und in den USA um Hilfe für ihr Land. Zentral-
    afrika versinkt im Augenblick in blutigen Auseinander-
    setzungen zwischen muslimischen Séléka-Milizen und
    christlichen Anti-Balaka-Milizen. Die drei Religionsfüh-
    rer sagten mir, dies sei kein Religionskrieg. Vielmehr
    werde die Religion durch die Politik für blutige Kon-
    flikte instrumentalisiert.

    Die drei Religionsführer haben sich aufgemacht, ei-
    nen Versöhnungsprozess in ihrem geschundenen Land
    zu beginnen. Sie haben mir geschildert, dass Kinder aus
    Schulen herausgeprügelt werden, weil sie entweder
    christlichen oder muslimischen Glaubens sind. Sie ha-
    ben mir geschildert, wie in Krankenhäusern kranke
    Menschen sprichwörtlich aus den Betten gerissen wer-
    den, weil sie muslimischen oder christlichen Glaubens
    sind. Sie haben mir erzählt, dass sie, alle drei zusammen,
    sich vorstellen können, Gemeinschaftsschulen und Ge-
    meinschaftskrankenhäuser auf den Weg zu bringen.

    Sie haben aber auch unmissverständlich klargemacht,
    dass sie unsere Hilfe brauchen, um die Bevölkerung zu
    schützen, um Tötungen, Vergewaltigungen und Plünde-
    rungen zu unterbinden. Sie haben unmissverständlich
    klargemacht, dass sie ein robustes Mandat möchten, da-
    mit die Friedenswilligen das Gespräch wieder aufneh-
    men können. Ja, meine Damen und Herren, dabei wollen
    wir ihnen helfen, und dabei müssen wir ihnen helfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Afrikanische Union baut seit Juli 2013 eine Stabi-
    lisierungsmission mit 6 000 Soldaten und Polizisten auf.
    Frankreich engagiert sich seit Dezember mit 2 000 Sol-
    daten in der Zentralafrikanischen Republik. Vor wenigen
    Tagen hat auch der Europäische Rat eine Mission für
    Zentralafrika beschlossen, die für sechs Monate die Mis-
    sion der Afrikanischen Union bei ihrem Aufwuchs un-
    terstützen soll, um letztlich die Voraussetzungen für eine
    UN-Friedensmission zu schaffen. Ende Mai sollen rund
    1 100 Soldaten aus bisher 22 beteiligten Nationen ein-
    satzbereit sein.

    Es war nicht leicht, diese europäische Mission auf den
    Weg zu bringen. Es hat allein fünf Truppenstellerkonfe-
    renzen bedurft, bis die Mission so weit war. Die Mission
    drohte nicht nur daran zu scheitern, dass zu wenig Trup-
    pen aufgestellt wurden – das war nicht das Nadelöhr –,
    sondern vor allem daran, dass weder Truppen noch Ma-
    terial noch Nachschub per Lufttransport nach Zentral-
    afrika gebracht werden konnten und dass der Verwunde-
    tentransport nicht gesichert war.





    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir wollen uns deshalb mit dem beteiligen, was am
    meisten und am häufigsten von uns nachgefragt wird. Es
    geht um den strategischen Lufttransport. Dabei wollen
    wir uns mit zivilen Transportgroßflugzeugen beteiligen.
    Großbritannien und Schweden stellen ebenfalls strategi-
    sche Luftkapazitäten. Wir wollen auch den luftgestützten
    Verwundetentransport anbieten, unsere fliegende Inten-
    sivstation, für die die Bundeswehr hochgeschätzt wird.
    Zusätzlich werden wir Einzelpersonal in den beiden
    Hauptquartieren anbieten, sowohl in Bangui als auch in
    Griechenland. Das alles umfasst das Mandat.

    Meine Damen und Herren, die Lage in Zentralafrika
    ist dramatisch. Navi Pillay, die Menschenrechtskommis-
    sarin der Vereinten Nationen, hat es nach ihrem Besuch
    in Bangui mit ausgesprochen drastischen Worten um-
    schrieben, indem sie gefragt hat:

    Wie viele Kinder müssen noch geköpft werden, wie
    viele Frauen und Mädchen noch vergewaltigt, be-
    vor wir … unsere Aufmerksamkeit darauf richten?

    Hunderttausende sind auf der Flucht vor der täglichen
    Gewalt. Gut jeder Zweite in Zentralafrika ist auf huma-
    nitäre Hilfe angewiesen. Das sind 2,5 Millionen Men-
    schen; die Gesamtbevölkerung beträgt 4,6 Millionen
    Menschen.

    Wir alle wissen, dass die Militärmission allein nicht
    die Probleme lösen kann. Aber sie kann ein Fenster öff-
    nen, sie kann zumindest einen Schutzraum ermöglichen,
    der dann für humanitäre Hilfe, für wirtschaftliche Ent-
    wicklung und vor allem für den Versöhnungsprozess,
    von dem die drei Religionsführer sprechen, genutzt wer-
    den kann. Dafür bitten wir Sie um ein Mandat.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Kolle-

gen Niema Movassat, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Niema Movassat


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, Frau

    von der Leyen, die Lage der Bevölkerung in der Zentral-
    afrikanischen Republik ist dramatisch. Bewaffnete
    Gruppen bekämpfen sich und ermorden unschuldige Zi-
    vilisten. Die Opferzahlen gehen in die Tausende. Die
    Hälfte der Einwohner ist auf Nahrungsmittelhilfe ange-
    wiesen. Die Menschen in Zentralafrika brauchen Hilfe;
    das ist klar, und da ist auch Deutschland gefragt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zur Vorgeschichte: Im März 2013 putschten die
    Séléka-Rebellen den Präsidenten der Zentralafrikani-
    schen Republik Bozizé aus dem Amt. Truppen aus
    Frankreich und dem Tschad waren im Land, griffen aber
    nicht ein, als die Rebellen in die Hauptstadt einmar-
    schierten. Sie ließen Bozizé plötzlich fallen, nachdem sie
    ihn jahrelang unterstützt hatten.
    Es gibt viele Hinweise, dass die Séléka-Rebellen auch
    vom Nachbarland Tschad unterstützt wurden. Sie kamen
    aus den Grenzprovinzen zum Tschad. Bis heute ist nicht
    geklärt, wie die Rebellen so schnell an die vielen Waffen
    kamen. Der Tschad wiederum ist einer der engsten Ver-
    bündeten Frankreichs in Afrika und wird kaum ohne
    Rücksprache mit Paris agiert haben.

    In der Geschichte der Zentralafrikanischen Republik
    hat es seit der Unabhängigkeit 1960 keinen einzigen Re-
    gierungswechsel gegeben, an dem der ehemalige Kolo-
    nialherr Frankreich nicht irgendwie beteiligt war. So ist
    es auch dieses Mal kaum vorstellbar, dass Paris diesen
    Putsch nicht zumindest geduldet hat. Was da seit Jahr-
    zehnten stattfindet, ist nichts anderes als Neokolonialis-
    mus und entschieden abzulehnen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Derzeit befinden sich 2 000 französische und
    6 000 afrikanische Soldaten im Land. Mit der heute dis-
    kutierten EU-Militärmission sollen weitere 1 000 Solda-
    ten nach Zentralafrika geschickt werden. Dabei ist die
    Lage vor Ort völlig unübersichtlich. Die verfeindeten
    Gruppen Séléka und Anti-Balaka sind in sich gespalten.
    Es herrscht Bürgerkrieg. Frankreich und die afrikani-
    schen Truppen gehen bei den Entwaffnungen der ver-
    schiedenen Gruppen laut Berichten einseitig vor. Wenn
    man aber tendenziell nur eine Gruppe entwaffnet, kann
    das das Morden sogar erst recht anheizen.

    Obwohl der Übergangsregierung in Zentralafrika jede
    Legitimation fehlt, will die EU-Mission mit ihr zusam-
    menarbeiten. Die Führung der EU-Soldaten soll ausge-
    rechnet bei Frankreich liegen. Es ist doch so: Frankreich
    sieht seinen Einfluss in Afrika schwinden. Weil es dort
    auch finanziell nicht mehr alleine zurechtkommt, sollen
    die EU und Deutschland jetzt einspringen – erst in Mali,
    nun in der Zentralafrikanischen Republik. Ich sage Ih-
    nen: Frankreich ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil
    des Problems. Dessen Truppen müssen raus aus Zentral-
    afrika. Das wäre ein Beitrag zur Deeskalation.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Und was würden Sie dann machen?)


    – Darauf komme ich noch.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Da bin ich mal gespannt!)


    Der deutsche Beitrag zur EU-Mission ist eher symbo-
    lisch: bis zu 80 Soldaten, zwei Transportflugzeuge, ein
    Sanitätsflugzeug. Deutschland führt unmittelbar keinen
    Krieg, wird aber im Führungsstab der EU-Militärmis-
    sion vertreten sein und damit auch Kampfentscheidun-
    gen mitbestimmen. Im Mandatstext steht ja, dass die
    EU-Soldaten kämpfen sollen. Deutschland leistet mit
    seiner Unterstützung letztlich Beihilfe zum Krieg.


    (Widerspruch des Abg. Niels Annen [SPD] – Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist ja ungehörig! Wie kommen Sie denn darauf? Das ist ja eine Frechheit!)


    Deshalb sagt die Linke selbstverständlich Nein dazu.


    (Beifall bei der LINKEN)






    Niema Movassat


    (A) (C)



    (D)(B)

    Der tiefere Sinn der deutschen Beteiligung ergibt sich
    aus dem offenen Kurswechsel in der deutschen Außen-
    politik. Besonders in Afrika will man „mehr Verantwor-
    tung“ übernehmen. Das heißt offenbar auch, überall da-
    bei zu sein. Es vergeht keine Woche, in der im
    Bundestag nicht über einen neuen Auslandseinsatz der
    Bundeswehr diskutiert wird.


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Parlamentsbeteiligung!)


    Da liegt die Vermutung nahe, dass diese Einsätze die
    Bundeswehr auch für künftige Kampfeinsätze fit ma-
    chen sollen.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Das sagt ja sonst immer nur Frau Buchholz!)


    Zudem soll die deutsche Bevölkerung, die nach einer
    Umfrage zu drei Vierteln militärische Einsätze ablehnt,
    weiter an die Normalität von Auslandseinsätzen ge-
    wöhnt werden.

    Deutschland hat eine Verantwortung und sollte dieser
    durch humanitäre Hilfe gerecht werden.


    (Niels Annen [SPD]: Hört! Hört! – Zuruf von der CDU/CSU: Und die Linke hat keine!)


    Die mindestens 12 Millionen Euro, die Deutschland für
    diesen Einsatz allein 2014 ausgeben wird, wären im Be-
    reich der Nahrungs- und Gesundheitsversorgung für die
    Menschen Zentralafrikas besser aufgehoben.


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist wirklich schlimm, was Sie sagen!)


    Oft wird ja behauptet, dass Entwicklungshilfe in Kri-
    sengebieten ohne Militär nicht möglich sei. Aber auch in
    Zentralafrika verzichten Ärzte ohne Grenzen und die
    Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung freiwillig auf mi-
    litärische Begleitung ihrer Arbeit, weil sie das ihren neu-
    tralen Status kostet und sie damit Angriffsziel werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie ignorieren dieses Problem in Afghanistan seit Jah-
    ren, nun auch beim EU-Einsatz in Zentralafrika. Die
    Linke lehnt die fatale Logik der zivil-militärischen Zu-
    sammenarbeit entschieden ab. Es muss endlich Schluss
    damit sein!


    (Beifall bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Mit Ihrer Rede muss bald Schluss sein!)


    Deutschland muss zudem endlich aufhören, drittgröß-
    ter Waffenexporteur der Welt zu sein. Niemand würde es
    wundern, wenn die Séléka-Rebellen auch mit deutschen
    Kleinwaffen ausgerüstet waren, als sie das Land ins
    Chaos stürzten.


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Wer schreibt eigentlich für Sie die Reden?)


    Auf seiner Reise in die Zentralafrikanische Republik
    sagte Herr Entwicklungsminister Müller, er habe keinen
    „Ruf nach Soldaten gehört, sondern den Schrei nach
    Hilfe“ vernommen. – Das wäre ein Ansatzpunkt für die
    deutsche Außenpolitik.

    Danke für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der LINKEN)