Rede:
ID1802802500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. die: 2
    2. Das: 1
    3. Wort: 1
    4. hat: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Ulla: 1
    7. Jelpke: 1
    8. für: 1
    9. FraktionDie: 1
    10. Linke.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Zum Tagesordnungspunkt 2 wird interfraktionell die

    Überweisung des Haushaltsbegleitgesetzes 2014 auf
    Drucksache 18/1050 an die in der Tagesordnung aufge-
    führten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu ander-
    weitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
    Überweisung so beschlossen.

    Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
    ministeriums des Innern, Einzelplan 06.

    Das Wort hat der Bundesminister des Innern,
    Dr. Thomas de Maizière.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des In-
    nern:

    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Die Bundesregierung legt in diesem Jahr einen struktu-
    rell ausgeglichenen Haushalt vor. Damit ist uns etwas
    Großes gelungen; der Bundesfinanzminister hat das so-
    eben erörtert. Für alle Ressorts heißt das: strenge Ausga-
    bendisziplin. Wir haben uns auf wichtige Bereiche zu
    beschränken. Das gilt auch für den Geschäftsbereich des
    Bundesinnenministers. Das schränkt die Spielräume ein,
    aber wir bleiben handlungsfähig.

    Lassen Sie mich einige Punkte aus meinem breiten
    Zuständigkeitsbereich herausgreifen:

    Zunächst zur öffentlichen Sicherheit. Der internatio-
    nale Terrorismus bedroht unsere Sicherheit nach wie vor.
    Die organisierte Kriminalität im weiteren Sinne kommt
    als zusätzlicher Schwerpunkt hinzu. Wir müssen uns in
    ganz anderer Weise, umfassender, darum kümmern. Wir
    müssen den Gefahren entschlossen entgegentreten – in
    dem Wissen, dass es einen perfekten, einen absoluten
    Schutz natürlich nicht gibt.

    Was wir brauchen, sind präzise wirkende Analysein-
    strumente zur Vorbeugung und Aufklärung schwerer und
    schwerster Straftaten. Dazu gehören auch maßvoll ge-
    führte Dateien über Gefährder. Wir haben heute im Ka-
    binett den Gesetzentwurf zur Änderung des Antiterror-
    dateigesetzes beschlossen. Damit werden wir die vom
    Bundesverfassungsgericht beanstandeten Vorschriften
    rechtzeitig korrigieren können.

    Heute hat der EuGH über die Vorratsdatenspeiche-
    rung geurteilt. Dieses Urteil bestätigt im Ergebnis, dass
    – ich zitiere – „die Vorratsdatenspeicherung ein geeigne-
    tes und ein nützliches Mittel zur Verhütung und Verfol-
    gung schwerer Straftaten darstellt und damit in ihrer
    Zielsetzung dem Gemeinwohl dient“.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Gleichwohl hat der EuGH gesagt, dass die konkrete
    Ausgestaltung dieser Richtlinie unverhältnismäßig ist.
    Er hat es deshalb für richtig gehalten, sie für ungültig zu
    erklären und aufzuheben.


    (Beifall der Abg. Ulla Jelpke [DIE LINKE])


    Man hätte es auch anders machen können. Man hätte
    auch sagen können: Wir beanstanden die Regelung und
    geben den europäischen Gremien Zeit, sie innerhalb von
    zwei Jahren zu korrigieren. – Das hätte ich natürlich bes-
    ser gefunden. Er hat es aber nicht getan; das nehmen wir
    zur Kenntnis. Insoweit haben wir rechtlich und politisch
    gesehen eine veränderte Lage.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine grundrechtefreundliche Entscheidung! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine schwierige Situation für Sie!)


    Da muss man gar nicht drum herumreden.

    Interessant ist, dass die Maßstäbe des EuGH auf den
    ersten Blick ziemlich nah an dem liegen, was das Bun-
    desverfassungsgericht uns aufgegeben hat und was wir
    selbst in unserer Koalitionsvereinbarung – ich sage es
    mal untechnisch – angedacht haben. Von daher kann
    man der Sache gelassen entgegensehen. Andererseits
    brauchen wir – das sagen alle Fachleute, das sagen alle
    meine Kollegen Innenminister, das sagt der Richterbund;
    alle Praktiker sagen das – eine Regelung über die Min-
    destspeicherfrist, um schwere Straftaten aufklären zu
    können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir werden innerhalb der Bundesregierung das Urteil
    sorgfältig auswerten und prüfen. Ich werde darauf drän-
    gen, dass wir insgesamt in einer noch zu besprechenden
    Weise auf eine rasche, kluge, verfassungsgemäße und
    mehrheitsfähige Neuregelung zugehen. Was das im Ein-
    zelnen bedeutet, wird in der Bundesregierung zu bespre-
    chen sein.

    Ein weiterer Schwerpunkt im Bereich der öffentlichen
    Sicherheit ist die Reform des Verfassungsschutzes. Wir
    haben darüber auch im Zusammenhang mit der NSU-Af-
    färe gesprochen. Wir werden die begonnene Reform
    weiterführen. Das Bundesamt wird als Zentralstelle ge-
    stärkt. Das aber wollen wir gemeinsam mit den Län-





    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    dern erreichen. Die ersten Gespräche dazu stimmen
    mich zuversichtlich, dass wir das ohne großen Konflikt
    hinbekommen. Die Zusammenarbeit mit den Verfas-
    sungsschutzbehörden wird besser koordiniert. Informati-
    onsvernetzung und Analysefähigkeit werden verbessert.
    Wir bleiben den Empfehlungen des NSU-Untersu-
    chungsausschusses in vollem Umfang verpflichtet, auch
    bei der Reform des Verfassungsschutzes.

    Wenn wir über den Schutz unserer Verfassung spre-
    chen, sollten wir gleichzeitig aber auch früher ansetzen
    und über Präventionsprojekte für demokratische Teil-
    habe und gegen Extremismus sprechen. Das BMI fördert
    über das Programm „Zusammenhalt durch Teilhabe“ seit
    2010 Projekte. Wir setzen dieses Programm fort und
    stellen dafür 6 Millionen Euro bereit.

    Meine Damen und Herren, der größte Teil meines
    Etats steht für die Arbeit der Bundespolizei zur Verfü-
    gung. Darüber wird nicht oft diskutiert, weil wir da we-
    niger über Gesetzgebung reden; aber natürlich geht es
    hier um handfeste Arbeit. Die Bundespolizisten sind je-
    des Wochenende zu Tausenden im Einsatz, um Gewalt
    rund um Fußballspiele zu verhindern. Die Bundespoli-
    zisten stehen zwischen gewalttätigen Demonstranten
    von rechts und links, halten ihren Kopf hin für das
    Recht, friedlich zu demonstrieren. Die Bundespolizisten
    sichern den internationalen Flugverkehr gegen An-
    schläge. Sie bekämpfen illegale Migration an den Gren-
    zen, auf den Flughäfen, in den Zügen und auf den Straßen.
    Sie schützen gefährdete Personen, auch im Ausland.
    Viele Bundespolizisten sind als Verbindungsbeamte im
    Ausland. Die Bundespolizei, meine Damen und Herren,
    ist inzwischen das Rückgrat für die öffentliche Sicher-
    heit in Deutschland geworden, jeden Tag, 365 Tage im
    Jahr. Ihre Arbeit verdient Dank und Anerkennung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Umso wichtiger ist es mir, dass wir uns darum kümmern,
    dass die Polizistinnen und Polizisten gute Arbeitsbedin-
    gungen und Aufstiegschancen haben. Ich bin froh, dass
    wir mit diesem Haushalt dazu einen Beitrag leisten.

    Nun zu einem anderen Thema. Wir haben in den letz-
    ten Tagen gehört, dass erneut die Internetzugänge und
    Passwörter von Millionen von Deutschen geknackt wor-
    den sind. Das, was wir dort erlebt haben, ist der bisher
    größte bekannte Datendiebstahl mit kriminellem Hinter-
    grund. Das BSI tut alles, um die Millionen Betroffenen
    zu informieren. Meine dringende Bitte an alle Bürgerin-
    nen und Bürger ist: Machen Sie die Sicherheit im Netz
    auch zu Ihrer eigenen Sache. – Der Staat muss das Seine
    tun, aber ohne Umsicht der Bürger bleiben unsere Maß-
    nahmen nur begrenzt wirksam. Die aktuelle Situation
    zeigt: Wir müssen uns in Deutschland weit mehr als bis-
    her um Daten- und Informationssicherheit kümmern.
    Die Zahl der Angriffe auf das Netz steigt drastisch an. Es
    geht auch um Spionage gegenüber Staat und Wirtschaft
    und um die Bedrohung kritischer Infrastrukturen aus
    dem Cyberraum.
    In Anbetracht dieser Lage ist insbesondere der Schutz
    kritischer Infrastrukturen besonders wichtig. Was ist das
    eigentlich? Ich definiere es immer so: Eine kritische In-
    frastruktur liegt dann vor, wenn es kritisch wird, wenn
    diese Infrastruktur ausfällt. Strom-, Wasser- und Ener-
    gieversorgung, Netzknoten, Backoffices von Banken,
    die für Überweisungen zuständig sind, Versicherungs-
    zentralen – all das sind kritische Infrastrukturen. Ich
    werde bald einen neuen Entwurf eines IT-Sicherheitsge-
    setzes vorlegen. Wir wollen klare Verantwortungszuwei-
    sungen an die Betreiber kritischer Infrastrukturen und an
    Telekommunikations- und Telemedienanbieter hinsicht-
    lich des sicheren Betriebs ihrer Netze. Wir brauchen
    Vorgaben zu gegebenenfalls anonymen oder offenen
    Meldepflichten bei schweren Sicherheitsvorfällen.


    (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Ich möchte mit allem Ernst etwas hinzufügen; ich
    möchte das jetzt nicht genauer erläutern. Nicht zuletzt
    die NSA-Debatte, vor allem aber auch das Verhalten an-
    derer Staaten und mancher Unternehmen, die nicht von
    Deutschland aus gesteuert werden, uns gegenüber zeigen
    uns: Es gibt Bereiche, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    in denen wir unsere nationalen Interessen besser schüt-
    zen und wahrnehmen müssen als bisher.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sehr wahr!)


    Das ist für mich, ehrlich gesagt, auch eine Form von auf-
    geklärtem Patriotismus. Das werden wir mehr als bisher
    tun müssen, soweit es rechtlich, technisch und ökono-
    misch sinnvoll möglich ist. Das geht weit über den Ge-
    schäftsbereich des Bundesministers des Innern hinaus. –
    Mehr möchte ich dazu heute nicht sagen.

    Zu einem dritten Thema. Das Thema „Migration und
    Integration“ ist für die Menschen in unserem Land ein
    großes Thema. Deutschland ist für Menschen aus Eu-
    ropa und der ganzen Welt attraktiv. Das ist zunächst eine
    gute Nachricht, und das ist auch gut so. Wir alle wissen,
    dass wir dringend auf ausländische Fachkräfte angewie-
    sen sind.

    Die Migranten, soweit sie sich hier legal aufhalten,
    sollen sich integrieren, arbeiten, Steuern und Beiträge
    zahlen – wie alle –, und sie sollen sicher bei uns leben
    können und keinen Vorurteilen begegnen.

    Wir, die aufnehmende Gesellschaft, sollen den Zu-
    wanderern die Hand ausstrecken, ihnen helfen, sie will-
    kommen heißen. Damit sie sich als Bürger in Deutsch-
    land heimisch fühlen, integriert werden, braucht es das
    Engagement beider Seiten. Das Engagement des Bundes
    heißt unter anderem: Integrationskurse. Seit ihrer Ein-
    führung haben weit über 1 Million Menschen diese
    Kurse besucht, und die Nachfrage steigt. Das geht nicht
    ohne finanzielle Anstrengungen. Aber es bleibt unser
    Ziel, auch zukünftig allen Interessenten die Teilnahme
    zu ermöglichen.

    Das friedliche und achtungsvolle Zusammenleben al-
    ler ist auch eine Frage des interreligiösen Dialogs. Ich





    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A) (C)



    (D)(B)

    freue mich daher, dass wir vor zwei Wochen die gute
    Tradition der Deutschen Islam Konferenz fortgeführt
    und neu ausgerichtet haben. Ich freue mich über die Zu-
    stimmung aller Beteiligten.

    Ein zentraler Punkt für eine gelingende Integration ist
    Akzeptanz. Damit meine ich vor allem die Akzeptanz
    der aufnehmenden Bevölkerung. Diese Akzeptanz, liebe
    Kolleginnen und Kollegen, setzen wir aufs Spiel, wenn
    wir zulassen, dass zu viele Menschen als Asylbewerber
    zu uns kommen, die selbst wissen, dass sie nicht poli-
    tisch verfolgt oder echte Flüchtlinge sind, oder die das
    hohe Gut der Freizügigkeit in Europa missbrauchen. Wir
    wissen, dass eine Reihe von Kommunen und auch die
    Bürger vor Ort durch die Folgen selbst von innereuro-
    päischer Migration extrem belastet werden, und zwar in
    einer Form, die nicht mehr den Grundsätzen der EU-
    Freizügigkeit entspricht.

    Der dazu eingerichtete Staatssekretärsausschuss hat,
    wie Sie wissen, bereits erste Maßnahmen vorgeschlagen.
    Frau Nahles und ich haben diese der Presse vorgestellt.
    In Umsetzung dieser Beschlüsse wird mein Haus dem-
    nächst einen Gesetzentwurf zur Änderung des Freizügig-
    keitsrechtes der EU vorlegen. Dieser Entwurf zielt auf
    eine angemessene Begrenzung des Aufenthaltsrechts zur
    Arbeitssuche ab


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sollen die Leute immer wieder ausreisen, um einzureisen?)


    und sieht, daran anknüpfend, wie im Staatssekretärsaus-
    schuss beschlossen, befristete Wiedereinreisesperren
    vor.

    Ende Juni wird der Staatssekretärsausschuss seinen
    Abschlussbericht vorlegen. Wir brauchen praktikable
    Lösungen. Dazu brauchen wir eine sachliche Debatte:
    Panikmache hilft ebenso wenig wie Unterdramatisierung
    oder Verharmlosung.

    Liebe Kollegen, ich mache mir große Sorgen wegen
    des erheblichen Anstiegs der Zahl der Asylbewerber,
    insbesondere weil darunter viele sind, die aus Staaten
    kommen, die sicher sind. Es ist ein Unterschied, ob man
    aus Syrien oder aus Serbien zu uns kommt. Wir sollten
    klar unterscheiden zwischen denjenigen, die unsere libe-
    ralen Regelungen missbrauchen, und denjenigen, die vor
    Krieg, Verfolgung oder Folter nach Deutschland flüch-
    ten. Wenn wir diesen Menschen schnell und effizient
    helfen wollen, dann brauchen wir auch ein schnelles und
    effizientes Bearbeitungsverfahren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich habe mich daher mit Nachdruck für Maßnahmen ein-
    gesetzt, die das Asylverfahren beschleunigen. Wir haben
    beschlossen, dass im Bundesamt für Migration und
    Flüchtlinge im laufenden Jahr zusätzlich 300 Beschäf-
    tigte eingestellt werden.

    Wir haben eine humanitäre Verantwortung, und wir
    nehmen unsere humanitäre Verantwortung ernst. Deutsch-
    land leistet einen großen Beitrag bei der Aufnahme von
    Flüchtlingen, den größten in Europa. Das ist vorbildlich.
    Aber die Zustimmung dafür werden wir nur erhalten
    können, wenn wir beides tun: einerseits das Bleiberecht
    für diejenigen verbessern, die hier lange straffrei leben,
    und andererseits für die Ausreise derjenigen sorgen, die
    nach unseren Gesetzen nicht hierhergehören. Ich glaube,
    beides gehört zusammen. Und noch einmal: Ich mache
    mir die allergrößten Sorgen um die Akzeptanz für unser
    humanitäres Engagement für Flüchtlinge, wenn es nicht
    gelingt, die Zahl der Asylbewerber aus den Staaten, die
    sicher sind, zu reduzieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben heute im Kabinett den Gesetzentwurf zur
    Änderung des Staatsangehörigkeitsrechtes beschlossen;
    darüber wird noch ausführlich zu reden sein. Das Gesetz-
    gebungsverfahren beginnt jetzt. Ich glaube, dass wir mit
    dem Kompromiss für diejenigen Kinder, die in Deutsch-
    land geboren und aufgewachsen sind, einen praktika-
    blen, vernünftigen und bürokratiearmen Weg gefunden
    haben, der eine jahrzehntelang andauernde tiefe Aus-
    einandersetzung in unserem Land befriedet. Ich hoffe,
    dass das am Ende der Beratungen so gelingen wird.

    Ein kurzes Wort zum Sport. Wir werden zusätzliche
    Mittel in die Sportförderung geben.

    Wir wollen die NADA strukturell dauerhaft finanzie-
    ren. Ich hoffe weiterhin, dass es gelingt, die Länder da-
    von zu überzeugen, dass sie zu ihrem Wort stehen, das
    sie bei der Gründung der NADA gegeben haben. Wir
    sind dazu im Gespräch.

    Auch die Spitzensportförderung wollen wir mit zu-
    sätzlichen Mitteln fördern; aber wir müssen alle Mög-
    lichkeiten nutzen, um die zur Verfügung stehenden Mit-
    tel effektiver einzusetzen. Das wird nicht gehen ohne
    Straffung und Fokussierung auf Erfolgspotenziale. Wir
    sind dazu mit dem DOSB im Gespräch. Der DOSB wird
    dazu die entsprechenden Vorschläge machen.

    Ich komme zum Schluss. Wir sind alle auf Menschen
    angewiesen, die, ohne Gegenleistung zu erwarten, für
    andere Verantwortung übernehmen, die einen Beitrag für
    unsere Gemeinschaft leisten: im THW, bei der Feuerwehr,
    im Sport, im sozialen Bereich. Im Ehrenamt werden Tag
    für Tag gesellschaftliche Integration, gesellschaftlicher
    Zusammenhalt, gesellschaftliche Werte gelebt. Wir wol-
    len und müssen dieses Engagement noch attraktiver ma-
    chen. Der Staat stößt an die Grenzen seiner Möglichkei-
    ten, wenn es um Zuwendungen geht, und das ist, ehrlich
    gesagt, auch gut so.

    Nichts bringt den gesellschaftlichen Zusammenhalt
    treffender auf den Punkt als die Feststellung: Wir sind
    ein Volk. 2014 und 2015 feiern wir 25 Jahre deutsche
    Einheit. Das mutige und entschlossene Eintreten der
    Bürgerinnen und Bürger für die Freiheit in einem
    Deutschland bleibt uns Vorbild. Die letzten Wochen
    führten uns vor Augen, dass die Einheit Deutschlands in-
    nen- und außenpolitisch alles andere als selbstverständ-
    lich war. Heute sind wir dankbar, dass wir ein Volk sind.
    Heute sollten wir uns fragen: Was für ein Volk sind wir,
    was für ein Volk wollen wir sein, und wie halten wir als
    Volk zusammen?





    Bundesminister Dr. Thomas de Maizière


    (A)



    (D)(B)

    Meine Damen und Herren, ich bringe hiermit den
    Einzelplan des Innenministers ein. Ich bitte um kon-
    struktive Beratung und im Ergebnis um Zustimmung zu
    diesem Etat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Ulla Jelpke für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr In-

    nenminister, Ihre Rede hat mir gezeigt: Auf die wesentli-
    chen Herausforderungen der Innenpolitik haben Sie
    keine Antworten gefunden. Es soll im Wesentlichen so
    weitergehen wie bisher. Doch so darf es nicht weiterge-
    hen.

    Das hat auch das heutige Urteil des Europäischen Ge-
    richtshofs zur Vorratsdatenspeicherung gezeigt. Dieses
    Urteil ist eine kräftige Klatsche für die Überwachungs-
    pläne der Großen Koalition.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Marian Wendt [CDU/CSU]: Quatsch!)


    Die verdachtslose Speicherung von Telefon- und
    E-Mail-Daten beinhaltet – ich zitiere das Gericht –

    einen Eingriff von großem Ausmaß und besonderer
    Schwere in die Grundrechte auf Achtung des Pri-
    vatlebens und auf den Schutz personenbezogener
    Daten, der sich nicht auf das absolut Notwendige
    beschränkt.

    Herr Innenminister und meine Damen und Herren von
    der Koalition, ich warne Sie: Missbrauchen Sie dieses
    Urteil jetzt nicht, um damit Vorratsdatenspeicherung auf
    Sparflamme zu rechtfertigen!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Jede verdachtsunabhängige Speicherung von Verbin-
    dungsdaten ist eine Gefahr für die Bürgerrechte,


    (Helmut Brandt [CDU/CSU]: Unsinn!)


    für den journalistischen Quellenschutz und damit für die
    Pressefreiheit. Wissenschaftliche Untersuchungen haben
    längst gezeigt, dass die Vorratsdatenspeicherung die
    Aufklärungsquote von Verbrechen um gerade einmal
    0,006 Prozentpunkte verbessert hat. Es ist unverantwort-
    lich, dafür schwere Eingriffe in die Bürgerrechte in Kauf
    zu nehmen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Akzeptieren Sie endlich, dass die grundrechtswidrige
    Vorratsdatenspeicherung ein für alle Mal vergessen wer-
    den muss, dass sie nicht mehr zur Debatte steht. Begra-
    ben Sie in diesem Zusammenhang auch gleich EU-Vor-
    haben wie die Speicherung von Fluggastdaten, von
    Ein- und Ausreisedaten, die aus aller Welt zusammen-
    gefasst werden. Stoppen Sie endlich diesen Überwa-
    chungswahnsinn!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Minister, wenn ich Sie so höre, frage ich mich:
    Ist Ihnen eigentlich nicht bewusst, mit was für einer Ver-
    trauenskrise in den Rechtsstaat und die Demokratie Sie
    es gerade zu tun haben, einer Vertrauenskrise, die durch
    Kürzel wie NSA und NSU gekennzeichnet ist? Schließ-
    lich haben es Polizeibehörden und Geheimdienste nicht
    vermocht, die Bürgerinnen und Bürger vor dem bislang
    größten bekannt gewordenen Angriff auf ihre Rechte zu
    schützen, vor der millionenfachen Spionage des US-
    Geheimdienstes NSA. Heribert Prantl warnte in der
    Süddeutschen Zeitung vor einer Aushöhlung des Grund-
    gesetzes durch die NSA. Er forderte Mut von der Politik
    – Zitat –:

    Wenn Grundrechte sich in einem prekären Zustand
    befinden, dann ist nicht Zeit für weihräuchernde
    Worte, sondern für schützende Taten.

    Diese vermisse ich hier heute, Herr Minister.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Auch die Bundesregierung rührt hier keinen Finger
    zum Schutz der Bürgerrechte. Sie bemüht lieber die
    deutsch-amerikanische Freundschaft. Doch was ist das
    für eine Freundschaft, bei der selbst das Handy der Bun-
    deskanzlerin abgehört wird? Warum sträubt sich die
    Bundesregierung so energisch, Edward Snowden siche-
    res Geleit für eine Aussage vor dem Bundestagsuntersu-
    chungsausschuss in Deutschland zu garantieren? Ich
    sage Ihnen: Diese Regierung will gar keine Aufklärung.
    Sie will lieber, dass der BND weiterhin als Juniorpartner
    der NSA vom Datenraub profitiert. Was Sie Freund-
    schaft nennen, Herr Minister, bezeichnen wir als krimi-
    nelle Komplizenschaft. Das muss endlich ein Ende ha-
    ben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Versagt haben die Sicherheitsbehörden auch, als es
    darum ging, der Nazimörderbande NSU auf die Spur zu
    kommen – wenn es denn nur ein Versagen war. Wir ha-
    ben schließlich etliche Hinweise, dass insbesondere der
    Verfassungsschutz ganz bewusst mit den Nazis paktiert
    hat. Die von dieser Bundesregierung gezogenen Schluss-
    folgerungen aus dem NSU-Skandal greifen viel zu kurz.
    Das BKA lässt zwar eine Reihe von ungelösten Todes-
    fällen aus der Vergangenheit erneut untersuchen und auf
    rechtsextremistische Motive hin überprüfen. Doch wieso
    werden nicht auch Verbrechen neu überprüft, bei denen
    die Täter bekannt sind? Ich meine Dutzende Fälle, bei
    denen polizeibekannte Neonazis Migranten, Obdach-
    lose oder Linke umgebracht haben und die bis heute
    nicht als politische Taten gewertet werden. Auch diese
    Tötungsdelikte müssen erneut untersucht werden. Nazi-
    morde dürfen nicht mehr unter den Tisch gekehrt wer-
    den. Das sind wir auch den Angehörigen der Opfer
    schuldig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    (C)






    Ulla Jelpke


    (A) (C)



    (D)(B)

    Bei so viel Schönrederei und -rechnerei des braunen
    Terrors erstaunt es wirklich nicht, dass die Regierung
    beim Kampf gegen Rechtsextremismus weiterhin auf
    Flickschusterei setzt. In den Koalitionsverhandlungen
    war noch von einer großzügigen Aufstockung der Gelder
    für die Bundesprogramme gegen rechts die Rede; doch
    dabei herausgekommen ist eine eher lächerliche Mittel-
    erhöhung. Notwendig wäre mindestens doppelt so viel.
    Erst dann ließen sich das Bestehen und vor allen Dingen
    die Kontinuität der bürgerschaftlichen Projekte, die ge-
    gen Rechtsextremismus kämpfen, sichern und könnten
    sie flächendeckend in der Republik aufgebaut werden;
    denn im Westen gibt es solche Projekte so gut wie gar
    nicht. So zeigt diese Regierung, wie wenig sie zur Be-
    kämpfung des Rechtsextremismus tatsächlich tut.

    Im Vergleich zu NSA und NSU wirkt die Edathy-
    Affäre, die inzwischen in Wirklichkeit eine BKA-Affäre
    ist, fast schon harmlos. Dennoch hat diese Affäre bei-
    nahe eine Staatskrise ausgelöst, und einen Minister hat
    es das Amt gekostet. Wir haben es hier nicht mit irgend-
    einer Behörde zu tun. Gerade das Bundeskriminalamt
    hat in den vergangenen Jahren immer mehr Befugnisse
    zur Überwachung, zur Bespitzelung der Bürgerinnen
    und Bürger erhalten. Es kooperiert über verschiedene
    Abwehrzentren und viele gemeinsame Dateien mit den
    Geheimdiensten und durchlöchert so immer mehr die
    vom Grundgesetz gebotene Trennlinie zwischen Polizei
    und Geheimdiensten.

    Auch in den anderen zentralen gesellschaftlichen Be-
    reichen hat die Bundesregierung keine zeitgemäßen Ant-
    worten. Bei der doppelten Staatsangehörigkeit zum Bei-
    spiel hat es zwar eine Verständigung gegeben, aber keine
    Lösung. Nur wer hier geboren und aufgewachsen ist, soll
    nun die deutsche Staatsangehörigkeit neben einer ande-
    ren erhalten dürfen. Um das zu überprüfen, werden die
    Behörden mit unglaublichem bürokratischem Aufwand
    belastet. Das ist einfach nicht hinzunehmen. Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen von der SPD, vor der Wahl haben
    Sie versprochen: keine Koalition ohne doppelte Staats-
    bürgerschaft. Dieses Wahlversprechen haben Sie
    schlicht und einfach gebrochen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, ich will an dieser Stelle
    auch die europäische Innenpolitik ansprechen. Auch sie
    steht vor großen Herausforderungen. Die Toten vor den
    Grenzen Europas und die Flüchtlingskatastrophen sind
    kaum noch mit anzusehen. Etwa 3,5 Millionen Syrer
    sind derzeit außerhalb ihres Landes auf der Flucht. Doch
    was ist die Antwort der Europäischen Union? Noch
    mehr Abschottung! Ich sage hier ganz klar: Es darf nicht
    sein, dass Flüchtlinge, die hierherkommen, kriminali-
    siert werden, weil sie illegal eingereist sind.