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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/28 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) Drucksache 18/700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2013 bis 2017 Drucksache 17/14301 . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushalts- begleitgesetzes 2014 Drucksache18/1050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 B Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließ- lich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 2230 B Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 2232 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2234 A Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2236 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2239 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2240 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2243 D Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2246 A Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2247 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 2249 A Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 2250 D Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 2255 A Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2256 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2258 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 2259 D Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2261 B Dr. André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 2262 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2263 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2264 D Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2266 A Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2267 B Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2268 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2269 A Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 2270 B Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2271 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2273 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 2275 A Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2276 D Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 2278 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 2279 D Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2281 A Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2282 B Sebastian Steineke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2283 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2285 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2287 A Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2288 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2289 B Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2291 A Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 2292 D Ulrich Freese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2294 A Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2295 B Dr. Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2296 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 2297 D Christina Jantz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2299 A Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2300 C Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2301 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2303 A Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 2304 C Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2305 C Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2306 D Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Entsendung bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Beteiligung an der Europäischen Über- brückungsmission in der Zentralafrikani- schen Republik (EUFOR RCA) auf Grund- lage der Beschlüsse 2014/73/GASP sowie 2014/183/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. Februar 2014 und vom 1. April 2014 in Verbindung mit den Resolutionen 2127 (2013) und 2134 (2014) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 5. Dezember 2013 und vom 28. Ja- nuar 2014 Drucksache 18/1081 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 B Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2308 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2309 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2310 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2311 C Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2312 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2313 C Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2314 B Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2315 B Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 2315 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2316 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2317 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2221 (A) (C) (D)(B) 28. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 Beginn: 11.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 28. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. April 2014 2317 (A) (C) (B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 08.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 08.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 08.04.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 08.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 08.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 08.04.2014 Dr. Fabritius, Bernd CDU/CSU 08.04.2014 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 08.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 08.04.2014 Groß, Michael SPD 08.04.2014 Groth, Annette DIE LINKE 08.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 08.04.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 08.04.2014 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 08.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 08.04.2014 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 08.04.2014 Dr. Launert, Silke CDU/CSU 08.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Möhring, Cornelia DIE LINKE 08.04.2014 Pitterle, Richard DIE LINKE 08.04.2014 Pronold, Florian SPD 08.04.2014 Reichenbach, Gerold SPD 08.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 08.04.2014 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schauws, Ulle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 08.04.2014 Schwabe, Frank SPD 08.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 08.04.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.04.2014 de Vries, Kees CDU/CSU 08.04.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 08.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.04.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 08.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 08.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 28. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2014 – Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 06 Innen Epl 07 Justiz Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft TOP 3 Bundeswehreinsatz EUFOR RCA (Zentralafrik. Rep.) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich finde, jetzt ist es aber auch gut. Der Bundes-

    finanzminister hat das Wort. Mit der sich anschließenden
    Debatte werden wir das ja wohl gemeinsam ordentlich
    bewältigen können.

    Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
    zen:

    Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
    entscheidend ist jedenfalls: Deutschland kann nur dann
    ein attraktiver Wirtschafts- und Investitionsstandort blei-
    ben, wenn wir eine zukunftsfähige Infrastruktur haben.
    Wir brauchen moderne Verkehrsnetze und leistungsfä-
    hige Strom- und Breitbandnetze.

    Immerhin – auch das muss ja gesagt werden – hat die
    Weltbank Deutschland vor kurzem gerade wegen unse-
    rer guten Infrastruktur zum Logistikweltmeister gekürt.
    Es kann also nicht ganz so schlimm sein. Wir wissen
    aber, dass wir noch besser werden müssen.

    Deswegen bleibt es bei den 5 Milliarden Euro an zu-
    sätzlichen Mitteln, die der Bund für die Verkehrsinfra-
    struktur versprochen hat. Wenn die Einnahmen aus der
    Lkw-Maut jetzt geringer als bisher angenommen ausfal-
    len sollten, dann werden Herr Kollege Dobrindt, der
    Bundesverkehrsminister, und ich dafür eine Lösung fin-
    den müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Katrin GöringEckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble Sie sprechen jetzt über die Maut! – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit der Pkw-Maut?)





    (A) (C)


    (D)(B)


    Unabhängig vom statistischen Investitionsbegriff sind
    übrigens – darauf können vielleicht sogar Sie sich einlas-
    sen –


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit den Löchern bei der Lkw-Maut? Sie haben ein Riesenloch bei der Lkw-Maut!)


    die Investitionen in die Köpfe entscheidend. Wir brau-
    chen Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtun-
    gen auf hohem Niveau.

    Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung
    liegt Deutschland immerhin weltweit in der Spitzen-
    gruppe, und in Europa sind wir führend. Wir haben hö-
    here Ausgaben für Forschung und Entwicklung als fast
    alle anderen Länder in der Welt, auch in Europa. Um un-
    ser hohes Niveau zu halten, wollen wir in den nächsten
    Jahren zusätzlich 9 Milliarden Euro in die Bereiche Bil-
    dung und Forschung investieren.

    Aber wir dürfen bei Investitionen nicht immer nur
    nach dem Staat rufen. Wir müssen unter Berücksichti-
    gung internationaler Erfahrungen immer wieder prüfen,
    welcher Teil der Infrastruktur durch den Staat selbst di-
    rekt finanziert werden muss und welcher Teil durch Nut-
    zer finanziert werden kann. Ich glaube, dass wir in
    Deutschland bei der Infrastruktur für Telekommunika-
    tion und Energie gute Erfahrungen mit staatlich regulier-
    ter privater Bereitstellung gemacht haben. Ich plädiere
    dringend dafür, dabei zu bleiben. Wir müssen bei der
    Energiewende wie auch bei neuen Aufgaben in der digi-
    talen Infrastruktur an diesem Prinzip der staatlich regu-
    lierten privaten Finanzierung festhalten.

    Grundsätzlich hat diese nutzungsorientierte Finanzie-
    rung wachstumspolitische Vorteile; das zeigen interna-
    tionale Untersuchungen. Generell sind nämlich Privat-
    investitionen langfristig für den Wohlstand entscheidend.
    Für diese Investitionen ist eine verlässliche, stetige und
    vertrauenschaffende Politik der beste Anreiz. Deswegen
    sind eben solide, stabilitätsorientierte öffentliche Haus-
    halte in Wahrheit ein Investitionsprogramm für Deutsch-
    land und für Europa.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir könnten zugespitzt sagen: Indem wir auf Neuver-
    schuldung verzichten und damit die Altschulden im Ver-
    hältnis zur Wirtschaftskraft abbauen, erreichen wir am
    Ende für unternehmerische Investitionen mehr, als es je-
    der noch so gut gemeinte Ausgabenschwerpunkt im
    Bundeshaushalt jemals erreichen könnte.

    Im Übrigen spiegelt der Vorwurf, wir hätten in
    Deutschland eine zu niedrige Investitionsquote, die
    Wirklichkeit schon heute nicht vollständig wider. Wir
    sind bei Ausrüstungen, Forschung und Entwicklung oder
    bei Direktinvestitionen im Ausland gut aufgestellt.

    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Europäisch ziemlich weit unten!)


    Dass es in Deutschland keine Investitionsblase im
    Bausektor wie in den Krisenländern in Europa gab, hat
    zwar unsere Investitionsquote gesenkt, aber das ist si-
    cher kein Fehler gewesen.

    Wir brauchen angesichts der beschriebenen Heraus-
    forderungen mehr Investitionen, vor allem private Inves-
    titionen. Dazu ist neben einer soliden Haushaltspolitik
    vor allem ein international wettbewerbsfähiges Steuer-
    system zentrale Voraussetzung. Das haben wir in
    Deutschland, und wir wollen, dass es so bleibt. Deswe-
    gen werden die Steuern nicht erhöht werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben – gelegentlich zeigt die öffentliche De-
    batte, dass es notwendig ist, das wieder einmal zu erläu-
    tern – in Deutschland ein ausgeklügeltes System der Un-
    ternehmensbesteuerung. Natürlich kann man darüber
    diskutieren, ob die Abgeltungswirkung der Kapital-
    ertragsteuer steuerlicher Gerechtigkeit vollständig ent-
    spricht;


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Nein!)


    das ist wahr. Aber solange wir noch keinen weltweiten
    automatischen Informationsaustausch haben, war das ein
    richtiger und pragmatischer Kompromiss zur Sicherung
    von Einnahmen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Einnahmen sind doch geringer geworden!)


    Jedenfalls sind Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, Ka-
    pitalertragsteuer und Spitzensteuersatz bei der Einkom-
    mensteuer so aufeinander abgestimmt, dass die Belas-
    tung für Personengesellschaften und für Inhaber von
    Kapitalgesellschaften gleich hoch ist.

    Wer den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer
    anheben will, wie es mancher, etwa als Preis für den Ab-
    bau der kalten Progression, fordert, der fordert damit
    letztlich Steuererhöhungen auf breiter Front.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist das!)


    Damit würde er auch das wichtige Gleichgewicht bei der
    Unternehmensbesteuerung ins Wanken bringen. Wer das
    will, soll es ehrlich sagen. Aber dann muss er den Ar-
    beitnehmern erklären, warum er die Investitions- und
    Beschäftigungsbedingungen für alle Unternehmen ver-
    schlechtern will. Das würde die internationale Wettbe-
    werbsfähigkeit unseres gesamten Steuersystems und da-
    mit unseren Wirtschaftsstandort selbst massiv gefährden.
    Deswegen machen wir das nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


    Deutschlands Wirtschaftsstärke basiert auf seinen
    mittelständischen Global Players. Das sind Unterneh-
    men, die sehr oft noch inhabergeführt sind und es auch
    bleiben wollen, und das aus guten Gründen. Es ist auch
    gut so, dass sie es bleiben. Die Einkommensteuer ist die
    Unternehmensteuer dieses starken deutschen Mittelstan-





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) (C)



    (D)(B)

    des. Wenn wir den Spitzensteuersatz anheben würden,
    dann würden wir diesen Unternehmen, unserer größten
    Wirtschaftsstärke, direkt schaden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir würden genau die Unternehmen empfindlich treffen,
    die in Deutschland für Ausbildungs- und Arbeitsplätze
    sorgen. Davor kann ich nur warnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Natürlich hat der Abbau der kalten Progression weiter
    Priorität. Aber es ist schon sehr bedauerlich, dass der in
    der letzten Legislaturperiode im Bundestag verabschie-
    dete Gesetzentwurf im Bundesrat blockiert worden ist.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Er war nicht finanziert!)


    – Er war natürlich finanziert.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja eine große Einigkeit bei der Koalition!)


    Das Thema bleibt in dieser Legislaturperiode aktuell,
    aber nicht um den Preis, um es klar zu sagen, durch eine
    Erhöhung der Unternehmensbesteuerung die wirtschaft-
    liche Entwicklung massiv zu gefährden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir müssen uns auf unsere wirtschaftlichen Stärken be-
    sinnen, statt sie zu bekämpfen, und das heißt, mehr pri-
    vate Investitionen zu erreichen und nicht weniger. Das
    Steuersystem setzt dafür wichtige Rahmenbedingungen.

    Wir haben ein breites, leistungsfähiges Instrumenta-
    rium zur Mittelstandsförderung, und wir haben gute Fi-
    nanzierungsbedingungen. Es ist wahr: Wir hören insbe-
    sondere von jungen innovativen Unternehmen öfters,
    dass es trotz der insgesamt guten Bedingungen Ansatz-
    punkte für weitere Verbesserungen gebe, die nicht zu-
    letzt die Finanzierungsmöglichkeiten für solche Unter-
    nehmen betreffen.

    Weil die jungen innovativen Unternehmen für unsere
    Wirtschaft ein hohes Potenzial beinhalten, wollen wir es
    stärken, indem wir Wagniskapitalfinanzierungen unter-
    stützen, indem wir die steuerlichen und rechtlichen Rah-
    menbedingungen für Wagniskapital international wett-
    bewerbsfähig gestalten, und wir wollen Deutschland als
    Fondsstandort attraktiver machen.


    (Herbert Behrens [DIE LINKE]: Das hatten wir doch schon mal!)


    Zur Stärkung von Börsengängen junger innovativer
    und wachstumsstarker Unternehmen arbeiten wir an der
    Einführung eines neuen Börsensegments „Markt 2.0“;
    man braucht solche Begriffe. Wir sind im Übrigen dabei,
    Möglichkeiten zu finden, wie die Verbriefung von Mit-
    telstandskrediten erleichtert werden kann.


    (Lachen bei der LINKEN)


    Ich weiß, dass Verbriefungen in der Finanzkrise eine un-
    rühmliche Rolle gespielt haben. Aber das lag nicht an
    dem Instrument der Verbriefung als solchem, sondern an
    dem Missbrauch. Deswegen sind wir natürlich ent-
    schlossen, das auszuschließen. Wir können das aus-
    schließen, indem wir nur solche Verbriefungen berück-
    sichtigen, die höchsten Qualitätskriterien genügen.

    Wir werden im Übrigen in dieser Woche beim Treffen
    der G-20-Finanzminister in Washington darüber beraten
    – ich entschuldige mich schon jetzt beim Deutschen
    Bundestag, Herr Präsident, dass ich ab Donnerstagnach-
    mittag bei den Haushaltsberatungen nicht mehr anwe-
    send sein kann –, wie wir auf internationaler Ebene die
    Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen der
    großen Kapitalsammelstellen, etwa der Versicherungen,
    in die Infrastruktur unserer Volkswirtschaften verbessern
    können. Das kann auch in Deutschland zu zusätzlichen
    Investitionen führen. Eine Gesellschaft im demografi-
    schen Wandel wie die unsere benötigt Wachstum durch
    Investitionen und Innovationen genauso wie unsere glo-
    balisierte Welt mit bald 9 Milliarden Menschen und so
    großen Unterschieden und Spannungen. Oder um es zu-
    gespitzt zu sagen: Mir ist zu oft von Hochfrequenzhan-
    del und zu selten von langfristiger Investitionsfinanzie-
    rung die Rede.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    Deshalb muss es uns auch weltweit besser gelingen,
    die riesige, nach langfristigen Anlageformen förmlich
    dürstende Liquidität in Investitionen zu lenken. Dazu
    bleibt die Gesundung der Staatsfinanzen eine entschei-
    dende Voraussetzung. Diese wird neben staatlichen In-
    vestitionen auch mehr private auslösen.

    Digitalisierung und eine immer stärker grenzüber-
    schreitende Globalisierung verwandeln unsere Wirt-
    schaft und Arbeitswelt fundamental. In diesen Tagen
    wird auf der Industriemesse in Hannover unter dem
    Motto „Industrie 4.0“ diese Entwicklung beschrieben.
    Wir werden diese rasante Entwicklung nicht durch staat-
    liche Bürokratie oder Ausgabenprogramme nach Art
    überholter Industriepolitik lenken können, verehrte Kol-
    leginnen und Kollegen, sondern wir werden sie nur
    durch Investitionen in Bildung, Forschung und Entwick-
    lung gestalten können.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Machen Sie mal!)


    Den Rest überlassen wir dann besser dem Markt der
    Ideen und der Innovationen. Hayek hat einmal – es ist
    schon eine Zeit lang her – vor der staatlichen Anmaßung
    von Wissen gewarnt. Ich glaube, das ist gerade ange-
    sichts dieser rasanten Veränderung noch aktueller denn
    je.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber dann müssen wir beweisen, dass wir in Deutsch-
    land große Infrastrukturmaßnahmen auch realisieren
    können. Das gilt für Flughäfen, Bahnhöfe und auch für
    Stromtrassen. Wie wollen wir sonst auch in Zukunft flie-
    gen, Bahn fahren oder uns im Internet bewegen? Natür-
    lich ist das Prinzip der Bürgerbeteiligung für die demo-
    kratische Legitimierung, für die Akzeptanz und auch für





    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


    (A) (C)



    (D)(B)

    eine sachgerechte Ausgestaltung von Großvorhaben un-
    abdingbar. Aber das darf nicht zu einem Missbrauch die-
    ses Prinzips durch kleine, professionelle Lobbygruppen
    führen, die die Entscheidungen von Mehrheiten am
    Schluss nicht akzeptieren. Eine ständige Blockadehal-
    tung kann uns nicht weiterführen und wird auf Dauer die
    Grundlagen unseres Wohlstands aufs Spiel setzen.

    Wir brauchen ein positives Investitions- und Innova-
    tionsklima; dafür müssen wir arbeiten. Dabei kann uns
    auch das Transatlantische Freihandelsabkommen helfen.
    Wenn wir mit Amerika verhandeln, sollten wir uns ge-
    genseitig die Achtung der gleichen Werte unterstellen,
    auch was Umwelt- und Arbeitsstandards betrifft. Wenn
    wir das tun, kann das Investitionsklima im größten Wirt-
    schaftsraum der Welt enorm verbessert werden.

    Wenn wir angesichts der demografischen Entwick-
    lung und des Fachkräftemangels dafür sorgen, dass wir
    genügend qualifizierte Arbeitskräfte behalten, dann hel-
    fen uns in Europa dabei die Grundfreiheiten. Die Nieder-
    lassungsfreiheit in Europa müssen wir bewahren. Aber
    sie darf natürlich nicht zu einer Art „Sozialtourismus“
    mit massiver Armutseinwanderung führen. Das Wohl-
    standsniveau in Europa ist heute so unterschiedlich, dass
    wir auf europäischer Ebene Lösungen finden müssen,
    die bei der Verrechtlichung von Ansprüchen an die so-
    zialen Sicherungssysteme die Realität unterschiedlicher
    Wohlstandsniveaus nicht außer Acht lassen. Im Übrigen
    können wir von einer Debatte über eine überzogene Ver-
    rechtlichung vielleicht auch in Deutschland profitieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
    wenn wir immer wieder zur Erneuerung unserer Struktu-
    ren und zur Weiterentwicklung unserer Institutionen be-
    reit sind, dann werden wir die großen Herausforderun-
    gen bewältigen können, vor denen wir stehen:
    Herausforderungen in Deutschland, für Deutschland in
    Europa und für Europa in der Welt. Der Entwurf des
    Haushalts 2014 wird dazu seinen Beitrag leisten.


    (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

Kollegen Dietmar Bartsch für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietmar Bartsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

    Schäuble, Sie haben zu Beginn Ihrer Rede darauf auf-
    merksam gemacht, dass es für die Ukraine und die um-
    liegende Region nur Diplomatie als Lösung gibt. Ich will
    mich dem ausdrücklich anschließen und hoffe, dass wir
    auch darin einer Meinung sind, dass Äußerungen, die
    dies konterkarieren, wenig hilfreich sind.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

    Jetzt aber zum Bundeshaushalt. Ich habe mit Interesse
    zur Kenntnis genommen, dass es fast Standing Ovations
    gegeben hat, als von dauerhaftem Haushaltsausgleich
    die Rede war.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Zu Recht!)


    Die schwarze Null geht durch alle Medien. Ich will zu-
    nächst einige Fakten nennen. In der letzten Legislatur
    haben Sie und Ihre Regierung, Herr Schäuble,
    102,9 Milliarden Euro neue Schulden gemacht.


    (Zuruf von der LINKEN: Richtig!)


    Frau Merkel ist seit 2005 im Amt und hat seitdem über
    200 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Im Rah-
    men des Haushalts 2014, um den es nun geht, wollen Sie
    6,5 Milliarden Euro neue Schulden machen; das ist Fakt.
    Sie sind also weit weg von den eigentlichen Zielen. Sie
    haben die Neuverschuldung in diesem Land in nennens-
    werter Größenordnung angehoben.

    Um es klar und deutlich zu sagen: Auch die Linke ist
    für Haushaltskonsolidierung. Wir sind für Schuldenredu-
    zierung. Da, wo wir regiert haben, in Berlin und Meck-
    lenburg-Vorpommern, kann man genau sehen, dass wir
    in diese Richtung agiert haben. Brandenburg ist in den
    letzten drei Jahren ohne neue Schulden ausgekommen
    und hat im letzten Jahr sogar einen Haushaltsüberschuss
    in Höhe von 583 Millionen Euro ausgewiesen, von de-
    nen 300 Millionen Euro in die Tilgung geflossen sind.
    Trotzdem wurden die Mittel für den Bildungsetat in die-
    sem Bundesland um 10 Prozent gesteigert. Das ist solide
    Finanzpolitik. Dafür steht auch die Linke.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Preis für Ihre Art der Haushaltskonsolidierung ist
    extrem hoch. Sie fahren mit diesem Haushalt das Land
    auf Verschleiß. Das ist das Gegenteil von Verantwortung
    für die Zukunft. Sie haben hier in umfangreichen Worten
    über Investitionen geredet und gesagt, wie wunderbar
    wir uns entwickeln. Die Realität ist aber: Wir steigern
    die Investitionen nur um 1 Milliarde Euro. Das ist unver-
    antwortlich wenig angesichts der Herausforderungen,
    vor denen wir in den Bereichen Bildung, Infrastruktur
    und Verkehrswege – schauen Sie sich die Situation vieler
    Brücken in Deutschland an – und bei den Krankenhäu-
    sern stehen. Das alles hat mit Zukunftsfähigkeit über-
    haupt nichts zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Schauen Sie alleine auf den Wirtschaftsetat. Er hat ein
    Volumen von 6 Milliarden Euro. Wenn man die Subven-
    tionen abzieht, dann sind es nur noch 3 Milliarden Euro.
    1 Prozent des Gesamthaushalts steht somit für Wirt-
    schaftspolitik zur Verfügung. Das soll Zukunftspolitik
    sein? Das ist ganz weit weg davon.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dieser Haushalt ist an vielen Stellen schlichtweg un-
    terfinanziert, und zwar in der ganzen Breite. Das geht
    vom Steuervollzug über die Bundespolizei und die Fi-
    nanzierung der Energiewende bis hin zur Arbeitsmarkt-
    politik. Da legen Sie ein Programm für gerade einmal





    Dr. Dietmar Bartsch


    (A) (C)



    (D)(B)

    3 Prozent der Langzeitarbeitslosen auf. Den Rentenkas-
    sen werden zur Finanzierung Ihres Haushalts 19 Milliar-
    den Euro weggenommen. Das alles, den Preis Ihrer
    schwarzen Null, zahlen zukünftige Generationen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie blenden die Haushaltsrisiken aus. Sie haben zwar
    über die Zinsentwicklung geredet, aber ein Anstieg von
    nur einem halben Prozentpunkt – man sieht, dass die
    Entwicklung auf den Finanzmärkten in diese Richtung
    geht – würde uns mit 6 Milliarden Euro mehr belasten.
    Ähnlich ist es mit den gesamten Schattenhaushalten. Al-
    lein der Soffin hat inzwischen ein Minus von 25 Milliar-
    den Euro angehäuft. Das alles wird zu bezahlen sein.
    Das hat eben nichts mit struktureller Haushaltskonsoli-
    dierung zu tun.

    Der Haushaltsentwurf bedeutet für die meisten Men-
    schen weniger Netto vom Brutto. Sie belasten die Men-
    schen und greifen ihnen tief in die Tasche. Die Renten-
    kassenbeiträge sollten zum 1. Januar gesenkt werden.
    Das haben Sie mit einem Federstrich annulliert. Es ist
    so, dass die Zuschüsse zum Gesundheitsfonds reduziert
    werden, und es stimmt eben nicht, dass die Krankenkas-
    senbeiträge nicht steigen werden. Natürlich werden sie
    mittelfristig steigen, und es werden die Zuzahlungen für
    viele Menschen in diesem Land steigen. Genauso stei-
    gen die Beiträge zur Pflegeversicherung. Das führt im
    Ergebnis dazu, dass die Menschen weniger in ihren Ta-
    schen haben.

    Sie träumen von der schwarzen Null, aber viele Men-
    schen in diesem Land sehen eine schwarze Zukunft. Sie
    haben nicht über die über 3 Millionen Arbeitslosen in
    diesem Land geredet. Sie haben nicht darüber geredet,
    dass es Millionen Hartz-IV-Empfänger in diesem Land
    gibt. Sie haben nicht über die 2 Millionen Kinder und
    Jugendlichen, die sich in Armut befinden, geredet und
    auch nicht über die 465 000 Rentnerinnen und Rentner,
    die Sozialleistungen beantragen, weil ihre Rente unter-
    halb der Grundsicherung liegt. Das sind die Kollate-
    ralschäden der Regierung auf dem Weg zur Haushalts-
    konsolidierung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ein ausgeglichener Haushalt, sehr geehrter Herr
    Schäuble, ist nicht automatisch Ausdruck einer guten
    Haushaltspolitik; denn Haushaltspolitik muss immer
    auch einen Beitrag zur Gerechtigkeit leisten. Der Haus-
    halt 2014 leistet ein weiteres Mal keinen Beitrag, um die
    katastrophale Entwicklung bei Einkommen und Vermö-
    gen wirklich umzudrehen. Auf gut Deutsch: Die Schere
    zwischen Arm und Reich in diesem Land geht immer
    weiter auf.

    Es ist eben so, dass wir mehr Mittel brauchen, sehr
    geehrter Herr Schäuble. Nur so können wir die Aufga-
    ben wirklich erfüllen. Um Ihrem Vorwurf gleich entge-
    genzutreten: Nein, wir fordern nicht pauschal Steuerer-
    höhungen. Wir wollen mit unserem Steuerkonzept
    90 Prozent der Menschen entlasten oder im bisherigen
    Zustand belassen. Aber die 10 Prozent der Vermögenden
    in diesem Land müssen mehr belastet werden, die Ver-
    mögenden und Superreichen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es ist doch nicht zu akzeptieren, dass in diesem Land
    die Zahl der Vermögensmillionäre jedes Jahr größer
    wird. Wir haben inzwischen 1 015 000 Vermögensmil-
    lionäre. Sie haben nicht den Mut, bei denen auch nur ein
    bisschen abzukassieren, sehr geehrter Herr Schäuble. Da
    muss ich den Kolleginnen und Kollegen der SPD sagen:
    Was ist eigentlich aus all Ihren Wahlversprechen gewor-
    den? Drängen Sie die CDU/CSU doch wenigstens dazu,
    dass sie ihr Wahlversprechen, den Abbau der kalten Pro-
    gression, umsetzt. Das wäre doch vernünftig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das müsste allerdings solide gegenfinanziert werden. Es
    ist eine Mär, dass die Erhöhung des Spitzensteuersatzes
    letztlich der Untergang des Abendlandes wäre. Das ist
    doch völlig absurd. Zu Zeiten Helmut Kohls lag der Satz
    bei 53 Prozent,


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)


    und jetzt können wir nicht einmal über eine moderate
    Anhebung nachdenken? Das ist völlig absurd. Wir brau-
    chen mehr Haushaltseinnahmen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Deswegen wäre eine Vermögensteuer notwendig.

    Deswegen wäre es auch notwendig, eine Veränderung
    bei der Erbschaftsteuer durchzusetzen. In den nächsten
    Jahren werden 2 Billionen Euro vererbt. Angesichts des-
    sen nicht den Mut zu haben, davon wenigstens etwas
    mitzunehmen – niemand will enteignen; aber wir brau-
    chen für die Aufgaben, vor denen unsere Gesellschaft
    steht, höhere Einnahmen, und diese Mittel müssen von
    denjenigen kommen, die in der Krise ausdrücklich profi-
    tiert haben –, ist ein Fehler.

    Wir, meine Damen und Herren, sehen, dass dieser
    Haushalt in einer Tradition der Ungerechtigkeit steht.
    Wir werden in den Beratungen viele sehr vernünftige
    Vorschläge einbringen. Ich hoffe, dass Sie viele aufneh-
    men können. Dann ist die Hoffnung vielleicht noch nicht
    verloren, dass man wirklich einen ausgeglichenen Haus-
    halt der sozialen Gerechtigkeit und der Zukunftsfähig-
    keit schafft. Der jetzt vorgesehene Haushalt ist im Mo-
    ment weit davon entfernt.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN)