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ID1802701600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/27 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 18: Antrag der Abgeordneten Philipp Mißfelder, Sibylle Pfeiffer, Frank Heinrich (Chemnitz), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Niels Annen, Dr. Bärbel Kofler, Gabriela Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Kordula Schulz- Asche, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Ge- denken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda 1994 Drucksache 18/973 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 B Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2163 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2166 A Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2167 A Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2168 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2170 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2171 C Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2172 C Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2174 B Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2175 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 2176 D Wilfried Lorenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2178 B Tagesordnungspunkt 19: a) Antrag der Abgeordneten Corinna Rüffer, Kerstin Andreae, Markus Kurth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Fünf Jahre UN- Behindertenrechtskonvention – Sofort- programm für Barrierefreiheit und ge- gen Diskriminierung Drucksache 18/977 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 A b) Antrag der Abgeordneten Katrin Werner, Diana Golze, Sabine Zimmermann (Zwi- ckau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm zur Be- seitigung von Barrieren auflegen Drucksache 18/972 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 B Corinna Rüffer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2180 C Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2182 A Katrin Werner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2183 C Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2184 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2185 B Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2186 A Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 2187 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2188 A Ulla Schmidt (Aachen) (SPD) . . . . . . . . . . . . 2188 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 2190 A Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 2191 A Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 2192 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . 2193 A Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 2194 C Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . 2195 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2196 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 2197 C Dr. Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 2198 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte am maritimen Begleitschutz bei der Hydro- lyse syrischer Chemiewaffen an Bord der CAPE RAY im Rahmen der gemeinsamen VN/OVCW-Mission zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen Drucksache 18/984 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2200 B Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 2200 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 2201 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2203 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 2204 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2205 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2205 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 A Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2206 C Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 2207 C Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 2208 C Tagesordnungspunkt 21: Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Deckungslücken der Sozialen Pflegeversicherung schließen und die staatlich geförderten Pflegezusatzversi- cherungen – sogenannter Pflege-Bahr – ab- schaffen Drucksache 18/591 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2209 C Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 2209 D Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 2210 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . 2211 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2212 C Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 2213 C Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 2215 B Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 2216 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2217 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2219 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2220 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2163 (A) (C) (D)(B) 27. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. April 2014 Beginn: 9.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 2219 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 04.04.2014 Bahr, Ulrike SPD 04.04.2014 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 04.04.2014 Barthel, Klaus SPD 04.04.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 04.04.2014 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 04.04.2014 Brähmig, Klaus CDU/CSU 04.04.2014 Brase, Willi SPD 04.04.2014 Dr. Brunner, Karl-Heinz SPD 04.04.2014 Bülow, Marco SPD 04.04.2014 Dr. Diaby, Karamba SPD 04.04.2014 Ernst, Klaus DIE LINKE 04.04.2014 Ernstberger, Petra SPD 04.04.2014 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 04.04.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 04.04.2014 Groß, Michael SPD 04.04.2014 Gunkel, Wolfgang SPD 04.04.2014 Ilgen, Matthias SPD 04.04.2014 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04.04.2014 Kaster, Bernhard CDU/CSU 04.04.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 04.04.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 04.04.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 04.04.2014 Roth (Heringen), Michael SPD 04.04.2014 Rüthrich, Susann SPD 04.04.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 04.04.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 04.04.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 04.04.2014 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Sitte, Petra DIE LINKE 04.04.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 04.04.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 2220 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Freitag, den 4. April 2014 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten der Monopolkommission gemäß § 36 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes Bahn 2013 – Reform zügig umsetzen! Drucksachen 17/14076, 18/641 Nr. 16 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2012 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/356, 18/526 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Projektfortschritte beim Ausbau der grenzüberschreitenden Schienenverkehrsachsen Drucksachen 18/357, 18/526 Nr. 1.5 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04.04.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 04.04.2014 Dr. Weisgerber, Anja CDU/CSU 04.04.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 04.04.2014 Ziegler, Dagmar SPD 04.04.2014 Zypries, Brigitte SPD 04.04.2014 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/419 Nr. C.1 Ratsdokument 9706/13 Drucksache 18/419 Nr. A.2 EuB-BReg 43/2013 Drucksache 18/419 Nr. A.14 Ratsdokument 11396/13 Sportausschuss Drucksache 18/642 Nr. A.1 Ratsdokument 5842/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/544 Nr. A.27 Ratsdokument 5359/14 Drucksache 18/822 Nr. A.15 Ratsdokument 6266/14 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/642 Nr. A.4 Ratsdokument 5958/14 Drucksache 18/822 Nr. A.24 Ratsdokument 6054/14 Drucksache 18/822 Nr. A.25 Ratsdokument 6445/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/419 Nr. A.114 Ratsdokument 10275/13 Drucksache 18/419 Nr. A.122 Ratsdokument 13065/13 Drucksache 18/419 Nr. A.123 Ratsdokument 13234/13 Drucksache 18/419 Nr. A.126 Ratsdokument 13716/13 Drucksache 18/419 Nr. A.127 Ratsdokument 13717/13 Drucksache 18/544 Nr. A.41 Ratsdokument 5166/14 Drucksache 18/544 Nr. A.42 Ratsdokument 17967/13 Drucksache 18/544 Nr. A.43 Ratsdokument 18136/13 Drucksache 18/822 Nr. C.2 Ratsdokument 10154/13 Drucksache 18/822 Nr. C.3 Ratsdokument 10160/13 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/419 Nr. A.170 Ratsdokument 12453/13 Drucksache 18/642 Nr. A.11 Ratsdokument 5855/14 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 27. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 18 Gedenken an die Opfer des Völkermordes in Ruanda TOP 19 Programm für Barrierefreiheit ZP 3 Bundeswehreinsatz Vernichtung syrischer Chemiewaffen TOP 21 Soziale Pflegeversicherung Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dagmar G. Wöhrl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

    ist heute Morgen schon viel von internationaler Verant-
    wortung damals und heute gesprochen worden. Ich
    möchte Ihnen zunächst einmal zwei Zitate vorlesen. Ers-
    tes Zitat:

    Am Abend zuvor spielten meine Kinder mit den
    Nachbarskindern, mein Mann unterhielt sich mit ih-
    rem Vater und ich kochte … das Abendessen. Am
    Tag darauf kamen sie und töteten meine Familie.
    Man sagt mir nun, ich solle nach vorne schauen.
    Mein Mann und meine Kinder wurden ermordet.
    Wie kann ich also verzeihen?

    Zweites Zitat:

    Als sie unsere Stadt einnahmen, haben sie zuerst
    meinen Vater erschossen. Als sie dann wieder zu
    unserem Haus kamen, wollten sie die angeblich
    versteckten Waffen bei uns mitnehmen. Meine
    Mutter und meine Schwester sagten ihnen, dass wir
    keine Waffen im Hause hätten. Als ich wieder nach
    Hause kam, fand ich sie beide tot auf dem Fußbo-
    den. Ich bin nun ganz alleine.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, erkennen Sie einen
    Unterschied? Das erste Zitat ist 20 Jahre alt, das zweite
    nur ein paar Monate. Das erste stammt aus Ruanda, das
    zweite aus der Zentralafrikanischen Republik. Das stellt
    uns vor die Frage, wie es heute mit unserer internationa-
    len Schutzverantwortung steht, zumindest gegen die
    schlimmsten Verbrechen: Völkermord und Verbrechen
    gegen die Menschlichkeit.

    Wir haben es gehört: Zwischen dem 6. April und dem
    17. Juli 1994 wurden in Ruanda über 800 000 Menschen
    ermordet – kaltblütig, systematisch, grausam –, das
    heißt, fast 10 Prozent der Bevölkerung. Mit anderen
    Worten: mindestens 8 000 Menschen am Tag, in der Mi-
    nute fünf Tote. Eine mediale Hetzkampagne im Land
    stachelte die Mörder zusätzlich an. Radiosender melde-
    ten: Das Grab ist nur halb voll. Wer hilft uns, es zu fül-
    len? – Nur eine halbe Stunde nach dem Abschuss des
    Flugzeuges des Präsidenten wurden die ersten Tutsi und
    Oppositionspolitiker ermordet. Es war ein organisierter
    Völkermord. Es war kein Bürgerkrieg. Es war auch kein
    Stammeskrieg, wie die Weltpresse damals einfältig ti-
    telte. Es war vorbereitet. Hutu-Milizen hatten vorberei-
    tete Listen mit Namen und Adressen von allen Tutsis.
    Wochen vorher wurden über 100 000 Macheten aus
    China bestellt. Das hätten Warnungen sein sollen.

    Wer Ruanda kennt, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    weiß, dass Ruanda ein kleines Land ist. Es ist das am
    dichtesten bevölkerte Land in ganz Afrika: 432 Einwoh-
    ner pro Quadratkilometer. Es gab einen Verteilungs-
    kampf um knappe Ressourcen.

    Es war ein ethnischer Konflikt, der seit Generationen
    brodelte und dann zum Ausbruch kam. Es gab nur ein
    Ziel. Das einzige Ziel war, die Minderheit der Tutsis
    vollständig auszurotten. Während in Ruanda blindwütig
    gemordet wurde – dies wurde angesprochen –, hat die
    internationale Gemeinschaft versagt: die Vereinten Na-
    tionen, der Westen, die afrikanischen Bruderstaaten und
    die Weltpresse. Es fehlte der Mut, international Verant-
    wortung zu übernehmen, der Mut, die Situation zu ver-
    stehen, der Mut einzugreifen und der Mut, gegen die
    Instrumentalisierung von Glaube und Ethnien vorzuge-
    hen. Durch eine ehrliche Analyse damals wären wir ge-
    zwungen gewesen, einzugreifen. Mut hatte damals nie-
    mand außer einigen Ruandern, die unter Einsatz ihres
    Lebens versucht haben, ihren Brüdern und ihren
    Schwestern zu helfen und sie vor den Mordlustigen zu
    verstecken, so wie der Direktor des Hôtel des Mille
    Collines in Kigali, der mehr als 1 000 Menschen gerettet
    hat.

    Haben wir aus dem Versagen damals Lehren gezo-
    gen? – Es hat sich das Rechtsinstitut der Schutzverant-
    wortung entwickelt. Der Internationale Strafgerichtshof
    für Ruanda wurde eingerichtet; heute nimmt der Interna-
    tionale Strafgerichtshof in Den Haag über seine Recht-
    sprechung Einfluss. Es ist das erste Mal, dass die Straflo-
    sigkeit für schwerwiegende Verbrechen politischer
    Amtsträger beendet wurde. Es ist das erste Mal, dass
    Vergewaltigung als Begehungsform des Völkermordes





    Dagmar G. Wöhrl


    (A) (C)



    (D)(B)

    vor Gericht anerkannt worden ist. Die Vereinten Natio-
    nen haben sich bei den Friedensmissionen einen neuen
    strategischen Ansatz gegeben, nämlich dass die zentra-
    len Aufgaben der Schutz der Zivilbevölkerung, der
    Schutz der Menschenrechte sind und dass ein robustes
    Mandat, nicht nur eines zur Selbstverteidigung, notwen-
    dig sein kann.

    Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Ruanda wird als
    Musterland dargestellt mit Wachstumsraten von 8 Pro-
    zent. Die Weltbank hat Ruanda letztes Jahr als unterneh-
    merfreundlichstes Land ganz Afrikas bezeichnet. Der
    Wiederaufbau schreitet voran, auch dank internationaler
    Unterstützung, auch dank deutscher Unterstützung im
    Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. Ruanda
    übernimmt international Verantwortung. Ruanda ist zu
    einem verlässlichen Partner bei Friedensmissionen auf
    dem afrikanischen Kontinent geworden. Allein 850 Sol-
    daten aus Ruanda sind an MISCA beteiligt, der Mission
    in der Zentralafrikanischen Republik, auch aufgrund der
    eigenen schmerzlichen und leidvollen Erfahrungen.

    Es besteht Nachholbedarf; das ist klar. In den Berei-
    chen Meinungsfreiheit und politische Teilhabe ist noch
    viel zu tun. Trotz vieler Fortschritte ist – das ist uns be-
    wusst – ein nachhaltiger innerer Friede noch nicht gege-
    ben. Die Unterscheidung zwischen Hutus und Tutsis ist
    präsent, auch wenn die Verfassung heute eine Unter-
    scheidung verbietet. Es gibt noch viele traumatisierte
    Täter und Opfer. Zur Versöhnung wurden die Gacaca-
    Gerichte eingerichtet, an denen bis 2012 2 Millionen
    Fälle verhandelt wurden. Aber kann sich ein Täter mit
    dem Opfer versöhnen, das er vergewaltigt und gefoltert
    hat, dessen Familie er ermordet hat? Opfer und Täter le-
    ben notgedrungen noch heute Tür an Tür. Man versucht
    zu verdrängen; vergessen wird man kaum können.

    Wir versuchen, die Menschen bei der Versöhnung zu
    unterstützen. Dies tun wir mit unserem Zivilen Friedens-
    dienst und mit der GIZ, die gemeinsam mit dem Dach-
    verband IBUKA die Überlebenden des Genozids bei
    dem Versöhnungsprozess in den Dörfern unterstützt.
    Dieser Tage gedenken Millionen Ruander ihrer verstor-
    benen Familienmitglieder. Der Verlust ist jedoch nicht
    mehr gutzumachen.

    Aber auch heute, liebe Kolleginnen und Kollegen,
    werden Menschen getötet, leben noch immer viele Men-
    schen in Gefahr vor Folter und Vergewaltigung. Ich
    denke an Syrien mit inzwischen über 150 000 Toten. Ich
    denke an den Südsudan. Ich denke an die Zentralafrika-
    nische Republik, in der ein blutiger Konflikt zwischen
    Moslems und Christen stattfindet und ein Versöhnungs-
    prozess in weiter Ferne ist. Er hat noch nicht einmal be-
    gonnen. Das Morden geht weiter. Wie müssen wir, wie
    muss eine verantwortungsbewusste Weltgemeinschaft
    darauf reagieren?

    Der Genozid hat die Weltbevölkerung aufgeschreckt.
    Es ist gut, dass wir heute diese Debatte führen. Vor
    20 Jahren haben wir sie nicht geführt. Das war ein ganz
    großer Fehler. Wir haben die Verantwortung, Menschen
    weltweit zu schützen, denen Mord und Vergewaltigung
    droht. Wir wissen aber auch, dass der Einfluss, auf natio-
    nale Konflikte zu reagieren, oft begrenzt ist. Ein Engage-
    ment kann gefährlich sein. Das Leben unserer Soldaten
    kann auf dem Spiel stehen. Verantwortung zu überneh-
    men heißt nicht, dass wir uns künftig überall militärisch
    engagieren müssen. Verantwortung zu übernehmen heißt
    vielmehr, sich nach Kräften und Möglichkeiten inner-
    halb der Europäischen Union und innerhalb der Verein-
    ten Nationen zu engagieren, zu vermitteln, präventiv tä-
    tig zu werden, um gemeinsam Gräueltaten frühzeitig zu
    verhindern.

    Die Weltgemeinschaft muss lernen, öfter mit einer
    Stimme zu sprechen; denn nur dann schaffen wir es,
    Konflikte auch helfend mit zu beseitigen. Wir müssen
    das Konzept der Schutzverantwortung mit unseren Part-
    nern noch konkreter ausgestalten und die Entwicklung
    eigener afrikanischer Instrumente zur Krisenprävention
    unterstützen. Wir versuchen, im Rahmen unserer Mög-
    lichkeiten, auch im Rahmen der Entwicklungszusam-
    menarbeit, Einfluss zu nehmen, frühzeitig gezielte ent-
    wicklungspolitische und präventive Maßnahmen zu
    ergreifen, damit unsere Partnerländer sich selbst helfen
    können, um wirtschaftliche Stabilität, politische Teil-
    habe und langfristigen Frieden für sich zu erreichen.

    Ruanda ist seit 2000 ein Schwerpunktland der bilate-
    ralen Zusammenarbeit. Wir wissen, dass unser Antrag
    heute auch zeigt: Wir müssen und werden uns weiterhin
    für die Stärkung der Demokratie und der Menschen-
    rechte als Grundlage des Friedens in Ruanda einsetzen.
    Wir werden Ruanda weiterhin beim Aufbau einer star-
    ken Zivilgesellschaft und unabhängiger Medien unter-
    stützen. Wir haben die Verpflichtung – die Opfer, die Er-
    mordeten verpflichten uns –, Menschen in anderen
    Ländern, die von Gräueltaten bedroht sind oder an denen
    Gräueltaten verübt werden, zu helfen. Es müssen noch
    viele mutige Schritte getan werden, bis wir wirklich und
    ehrlich von einer internationalen Verantwortung spre-
    chen können.

    Wir gedenken heute zusammen mit den Ruandern ih-
    rer Opfer, zu denen auch viele unschuldige Hutus gehö-
    ren – auch das muss man erwähnen –, die versucht ha-
    ben, Unterstützung zu leisten. Ich glaube, wir alle
    gemeinsam hier im Hause können zusichern, dass wir sie
    auf dem Weg zu Stabilität und langfristigem Frieden
    auch weiterhin begleiten werden.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Frank Heinrich hat nun das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Gedenken, Versöhnung, Aufarbeitung: Ich
    denke, auch Geschichte schreiben sollte im Mittelpunkt
    stehen, Geschichte schreiben über das, was wir in den





    Frank Heinrich (Chemnitz)



    (A) (C)



    (D)(B)

    letzten 20 Jahren in diesem Land schon erlebt haben und
    was nicht mit dem heutigen Gedenken aufhört.

    Ich möchte drei Menschen aus dem Buch La Stratégie
    des antilopes, Die Strategie der Antilopen, des Franzo-
    sen Jean Hatzfeld über diese Zeit vor 20 Jahren zu Wort
    kommen lassen.

    Cassius war 1994 sieben Jahre alt. An die Taten hat er
    nur vier klare Erinnerungen:

    Meine Mutter, die vor meinen Augen geköpft
    wurde, bevor ich an der Reihe sein sollte. Das Eisen
    der Machete über meinem Kopf. Das Versteck aus
    Blättern im Wald, in dem ich tagelang hockte. Die
    faulende Wunde in meinem Kopf, sodass ich mich
    heute noch an der Stelle kratze, an der die Insekten
    früher in meinem Kopf fraßen.

    Ignace Rukiramacumu:

    Das Vertrauen neu zu finden, interethnisch zu heira-
    ten, das ist wohl im Eimer. Aber etwas zusammen
    trinken, sich Kühe schenken, einander auf dem
    Acker zu helfen, das hängt vom Charakter eines je-
    den Einzelnen ab. … Es ist der Verlust, der das
    tiefste Innere zerstört und der verhindert, zu verges-
    sen. Die Versöhnung ist eine Pflicht der Menschen
    in Ruanda, die keinen anderen Acker als ihr kleines
    Land haben. Sie wird quälend sein, aber sie wird
    gelingen, auch weil die Behörden gerecht mit bei-
    den Lagern sind, indem sie alle dazu bringen, sich
    als gleich zu akzeptieren.

    Sylvie Umubyeyi:

    Früher war ich viel zu sehr von Angst geprägt.
    Wenn ich einen der Mörder sehen würde, müsste
    ich an meine verschwundenen Eltern, an alles, was
    ich verloren haben, denken. Wie ich es schon sagte:
    Wenn man sich zu lange bei der Angst vor dem Ge-
    nozid aufhält, verliert man die Hoffnung. Man ver-
    liert, was man vom Leben retten konnte. Ich behalte
    die Hoffnung, eines Tages glücklich zu sein. … Ich,
    ich leide nicht an meinem Körper. Ich habe schöne
    Kinder. Ich kann reisen und sprechen. Ich wurde in
    meiner Existenz beschnitten, aber ich will absolut
    weitermachen. Wenn ich kein Vertrauen in meinen
    Nachbarn mehr habe, behalte ich doch das Ver-
    trauen in mich.

    Einige von uns hatten gestern die Gelegenheit, mit
    Überlebenden zu sprechen. Mir blieben zwei Sätze aus
    diesem Gespräch besonders in Erinnerung. Der erste
    war: An dem Tag habe ich den Glauben an die Mensch-
    heit verloren. Und der zweite: Immer wieder sehe ich
    dieses Bild vor mir: das Ackerfeld, und aus den Furchen
    ragen die Arme der niedergemetzelten Kinder.

    20 Jahre ist es in diesem April her, dass Ruanda zum
    Schauplatz dieses Massenmordes wurde. Es war der
    furchtbarste Völkermord seit der Judenvernichtung der
    Nationalsozialisten – es wurde hier erwähnt – und dem
    Genozid auf den Killing Fields in Kambodscha. Inner-
    halb von nur 100 Tagen starben mehr als 800 000 Men-
    schen. Wohl nie in der Menschheitsgeschichte haben so
    viele Täter in so kurzer Zeit so viele Mitmenschen um-
    gebracht.

    „Ntidigasubire“ – „Nie wieder“ – steht nun auf gro-
    ßen Plakaten an den Straßen in Kigali, an den Toren der
    Gedenkstätten, auf den Gräbern, und damit endet heute
    jede Radiosendung über den Genozid. Die Wunden und
    das Gedenken an die Opfer – nicht nur an die, die gestor-
    ben sind – sind noch da; der Genozid ist noch sehr prä-
    sent. Viele Menschen tragen die Narben. Aber Ruanda
    ist auf einem guten Weg, auf einem Weg der Versöhnung
    und der Entwicklung. Das haben wir heute in dieser De-
    batte und in diesem Antrag ausgedrückt.

    Eines der Elemente auf dem Weg der Versöhnung ist
    die Aufarbeitung der Geschichte. Letztes Jahr hatten wir
    in unserem Ausschuss die ruandische Außenministerin
    Louise Mushikiwabo zu Gast. Sie sagte Folgendes:

    Nach dem Ende des Völkermords …, bei dem die
    internationale Gemeinschaft … versagt hatte, stand
    Ruanda vor der Wahl. Würde die Wut darüber uns
    an diesem historischen Punkt in eine insulare und
    verbitterte Nation verwandeln – oder können wir
    den Zorn überwinden und stattdessen mehr … Zu-
    sammenarbeit mit der Welt anstreben? Wir haben
    uns für Letzteres entschieden, für einen Weg der
    Versöhnung …

    Dafür war und ist weiterhin eine ehrliche Aufarbeitung
    der Geschichte notwendig, nicht nur bis heute, sondern
    auch ab heute.

    Aus dem ruandischen Genozid wurden Lehren gezo-
    gen – wir haben es von mehreren Kollegen gehört –:
    Responsibility to Protect, die Schutzverantwortung, die
    von den Vereinten Nationen entwickelt wurde. Wir brau-
    chen solche Frühwarnsysteme, wir brauchen mehr Prä-
    vention. In unserer Debatte über Afrika vor zwei Wo-
    chen haben wir auch dieses Wort sehr oft gehört:
    Preparedness.

    Es wurde eine Geschichte geschrieben, nicht nur eine
    Genozidgeschichte, sondern auch eine Geschichte der
    Aufarbeitung, der Entwicklung. Wir haben gehört: Ru-
    anda wird als afrikanisches Musterland bezeichnet, als
    Erfolgsmodell. Dafür sprechen wirtschaftliche Argu-
    mente, die Bekämpfung der Korruption, die Frauen-
    rechte, die Erfüllung der MDGs und die Erfolge beim
    Umweltschutz.

    Deutschland hat sehr gute Beziehungen zu Ruanda,
    aus bekannten Gründen. Ich selbst freue mich über eine
    gute Zusammenarbeit mit der Botschafterin von Ruanda.
    Wir begegnen uns auf vielen Veranstaltungen. Sie hat
    gute Beziehungen zu allen Fraktionen. Gestern Morgen
    war sie beim Gedenken an die deutsche Verantwortung
    beim ruandischen Genozid mit dabei. Als Freunde müs-
    sen wir auch begleiten, müssen wir möglicherweise un-
    terstützen, nicht nur mit Geldern, sondern auch durch Er-
    innern und Mahnen. In den letzten Monaten gab es
    Berichte über Fragen, die von Menschenrechtsorganisa-
    tionen aufgeworfen wurden, die die Transparenz, das
    Demonstrationsrecht, die Medienfreiheit und das Ver-
    schwindenlassen von Menschen betreffen. Das Positive
    überwiegt bei weitem, und doch darf man an diesen Stel-





    Frank Heinrich (Chemnitz)



    (A) (C)



    (D)(B)

    len nicht aufhören, zu mahnen. Wir ermuntern Ruanda
    auch durch unsere Unterstützung: Bleiben Sie dran!
    Schreiben Sie weiter Geschichte! Dieser Prozess ist
    nicht beendet; wir Deutsche wissen sehr wohl, wie lange
    ein solcher Prozess dauern kann.

    Daraus folgt unter anderem die Notwendigkeit, auch
    mit unseren Geldern die wissenschaftliche Aufarbeitung
    weiter zu fördern. Wir haben, wie ich gerade gesagt
    habe, eine lange Geschichte der Verdrängung, Aufarbei-
    tung und Weiterentwicklung. Es bleibt noch eine ganze
    Menge zu tun. Deshalb wollen wir dafür auch Haushalts-
    mittel einsetzen. Dabei wünschen wir uns aber auch – da
    spreche ich als Menschenrechtler – eine Beobachtung
    und Stärkung der Entwicklung von Demokratie und
    Menschenrechten in diesem Land von diesem Tag an.

    Der Außenminister hat es vorhin gesagt: Wir müssen
    das uns Mögliche tun, das in unserer – gemeinsamen –
    Macht steht. Ich sage „gemeinsam“, weil das, was wir
    hier ausdrücken, im gemeinsamen Interesse der Weltge-
    meinschaft und Ruandas liegt. Ich habe schon in der
    letzten Debatte über Afrikapolitik vor 14 Tagen von dem
    Traum gesprochen, dass wir irgendwann nicht mehr nur
    von gemeinsamer Augenhöhe sprechen, sondern mögli-
    cherweise von Afrika als Big Brother, dass wir nicht nur
    vom Chancenkontinent sprechen, sondern von einem
    Kontinent, der uns vielleicht noch viel mehr zu geben
    hat, als wir jemals für möglich halten.

    Ein kurzes Beispiel zum Schluss. Bei einem Vortrag
    in der Schweiz vor nicht allzu langer Zeit hatte ein über-
    lebender Tutsi von seinen Erlebnissen in besagter Zeit
    berichtet. Es herrschte Betroffenheit. Kurz darauf sieht
    man ihn, wie er zur Musik im Gottesdienst tanzt. Eine
    deutsche Freundin – etwas verwirrt über die Situation –
    fragte ihn später: Wie kannst du tanzen, nach dem, was
    du alles erlebt hast? Seine Antwort: Wie kann es sein,
    dass ihr das nicht erlebt habt und nicht tanzt? – Lebens-
    mut und Lebensbejahung, trotz solcher Erlebnisse, als
    kulturelles Gut, das können wir sehr wohl von Ruanda
    und vielen anderen in Afrika lernen.

    Der Außenminister hat heute Morgen in seiner Rede
    Frau Zuma zitiert. Er sagte: Wir können sehr viel lernen
    vom Reichtum der Jugend in Afrika.

    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)