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    Plenarprotokoll 18/23 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 23. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 I n h a l t : Wahl der Abgeordneten Klaus-Peter Willsch und Swen Schulz (Spandau) als Mitglieder des Kuratoriums Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung . . . . . . . . . . . . . . 1753 A Wahl der Abgeordneten Nadine Schön (St. Wendel) und Waltraud Wolff (Wol- mirstedt) als ordentliche Mitglieder sowie Wahl weiterer stellvertretender Mitglieder in den Beirat bei der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Wahl der Abgeordneten Dr. Claudia Lücking-Michel als Schriftführerin . . . . . . 1753 C Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 C Absetzung der Tagesordnungspunkte 3 und 9. 1754 A Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1754 A Zusatztagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 20./21. März 2014 in Brüssel . . . . . . . . . 1754 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 1755 A Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1759 A Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1762 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 1763 B Dr. Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1764 C Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1766 A Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1768 C Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1769 C Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1770 C Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1772 B Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1773 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1774 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1775 A Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1775 D Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1777 B Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1778 D Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1779 B Tagesordnungspunkt 4: Beratung der Unterrichtung durch den Wehr- beauftragten: Jahresbericht 2013 (55. Be- richt) Drucksache 18/300 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1780 A Hellmut Königshaus, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . 1780 A Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1782 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1784 B Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1786 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1788 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . 1789 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1791 B Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1792 C Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1793 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 Dr. Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1794 D Gisela Manderla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1796 B Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Ulle Schauws, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ge- burtshilfe heute und in Zukunft sichern – Haftpflichtproblematik bei Hebammen und anderen Gesundheitsberufen ent- schlossen anpacken Drucksache 18/850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1797 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1797 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1799 A Birgit Wöllert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 1800 D Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1802 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1803 D Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1804 C Dr. Roy Kühne (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1805 A Bettina Müller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1806 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 1807 C Marina Kermer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1808 C Dr. Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1809 C Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Vorschlag für einen Beschluss des Rates zur Aufhebung des Beschlus- ses 2007/124/EG, Euratom des Rates Drucksache 18/824 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1810 D b) Erste Beratung des von der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Grund- gesetzes (Artikel 23, 39, 44, 45a, 93) Drucksache 18/838 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A c) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Matthias W. Birkwald, Jan Korte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Renten für Leistungsberech- tigte des Ghetto-Rentengesetzes ab dem Jahr 1997 nachträglich auszahlen Drucksache 18/636 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A d) Antrag der Abgeordneten Herbert Behrens, Sabine Leidig, Thomas Lutze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Einführung einer Pkw-Maut in Deutschland Drucksache 18/806 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 A e) Antrag der Abgeordneten Maria Klein- Schmeink, Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das psychiatrische Entgelt- system überarbeiten und das Versor- gungssystem qualitativ weiterentwi- ckeln Drucksache 18/849 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 B Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Er- leichterung der Umsetzung der Grund- buchamtsreform in Baden-Württemberg Drucksache 18/70 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1811 B Tagesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. April 2013 zwischen der Bundesrepu- blik Deutschland und der Republik Östlich des Uruguay über Soziale Sicherheit Drucksachen 18/272, 18/864 . . . . . . . . . . 1811 C b) Beratung der Beschlussempfehlungen und Berichte des Ausschusses für Wirtschaft und Energie – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Hansjörg Durz, Axel Knoerig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Wolfgang Tiefensee, Lars Klingbeil, Matthias Ilgen, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Technologie-, Innovations- und Gründungsstandort Deutschland stärken – Potenziale der Digitalen Wirtschaft für Wachstum und nach- haltige Beschäftigung ausschöpfen und digitale Infrastruktur ausbauen Drucksachen 18/764 (neu), 18/872 . . . 1811 D – zu dem Antrag der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Herbert Behrens, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Digitale Gründungen unterstützen – Zu- kunftsfähige Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft schaffen Drucksachen 18/771, 18/873 . . . . . . . 1811 D c)–i) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersichten 21, 22, 23, 24, 25, 26 und 27 zu Petitionen Drucksachen 18/785, 18/786, 18/787, 18/788, 18/789, 18/790, 18/791 . . . . . . . . 1812 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 III Zusatztagesordnungspunkt 4: Wahl der Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ Drucksache 18/845 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1812 D Zusatztagesordnungspunkt 7: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Fortführung eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode Drucksache 18/876 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1813 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beratung der Beschlussempfehlung des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung: Antrag auf Genehmigung zur Fortführung eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode Drucksache 18/877 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1813 A Katja Kipping (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1813 B Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1814 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1814 D Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . 1815 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1816 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses Drucksache 18/843 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1816 C Dr. Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1816 D Martina Renner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1818 B Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1819 D Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1821 A Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1822 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1823 D Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1824 C Dr. Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1826 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfassungs- gerichts zur Sukzessivadoption durch Lebenspartner Drucksache 18/841 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 B b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Monika Lazar, Ulle Schauws, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ergänzung des Lebenspartner- schaftsgesetzes und anderer Gesetze im Bereich des Adoptionsrechts Drucksache 18/577 (neu) . . . . . . . . . . . . . 1828 C c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, Katja Keul, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Europäischen Übereinkom- men über die Adoption von Kindern (revidiert) Drucksache 18/842 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1828 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 1829 D Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1830 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1832 B Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . 1833 C Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU/CSU) . . . . 1834 C Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 1835 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1836 C Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM Somalia auf Grundlage des Ersuchens der somalischen Regierung mit Schreiben vom 27. November 2012 und 11. Januar 2013 sowie der Beschlüsse des Rates der Euro- päischen Union 2010/96-GASP vom 15. Februar 2010 und 2013/44-GASP vom 22. Januar 2013 in Verbindung mit der Re- solution 1872 (2009) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Drucksache 18/857 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1837 B IV Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1837 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 1838 C Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1839 D Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1841 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1842 D Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1843 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Michael Schlecht, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Höhere Löhne in den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen absichern Drucksache 18/795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1844 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1845 A Oswin Veith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 1846 A Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1847 C Mahmut Özdemir (Duisburg) (SPD) . . . . . . . 1848 D Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1851 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1852 B Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1853 A Tagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und SPD: Einsetzung einer „Kom- mission zur Überprüfung und Siche- rung der Parlamentsrechte bei der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr“ – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt, Agnieszka Brugger, Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einsetzung einer „Parlamen- tarischen Kommission zur Überprü- fung, Sicherung und Stärkung der Par- lamentsrechte bei der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundes- wehr“ Drucksachen 18/766, 18/775, 18/870 . . . . . . . 1854 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Alexander S. Neu, Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einsetzung einer „Parlamentari- schen Kommission zur Überprüfung, Sicherung und Stärkung der Parlaments- rechte bei der Mandatierung von Auslands- einsätzen der Bundeswehr“ Drucksache 18/839 (neu) . . . . . . . . . . . . . . . . 1854 B Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 1854 C Dr. Alexander S. Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 1855 C Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 1857 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 1858 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 1858 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1859 D Elisabeth Motschmann (CDU/CSU) . . . . . . . 1861 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1862 B Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Annalena Baerbock, Dr. Julia Verlinden, Oliver Krischer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Urteil des Bundesverfassungsgerichts ernst nehmen – Bundesberggesetz unverzüglich reformieren Drucksache 18/848 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1863 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1864 A Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . 1865 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 1868 A Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1868 D Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1869 D Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1871 C Tagesordnungspunkt 13: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit zu der Verordnung der Bun- desregierung: Sechste Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung Drucksachen 18/496, 18/526 Nr. 2, 18/830 . . 1872 C Tagesordnungspunkt 12: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 V Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den NATO- Bündnisfall umgehend beenden Drucksachen 18/202, 18/349 . . . . . . . . . . . . . 1872 D Thomas Hitschler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 1873 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 1874 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 1875 B Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1876 B Julia Bartz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 A Tagesordnungspunkt 14: a) Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Verantwortung übernehmen – Zügig mehr syrische Flüchtlinge aufnehmen Drucksache 18/846 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 D b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Jan van Aken, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine schnelle und unbürokratische Auf- nahme syrischer Flüchtlinge in Deutschland und in der EU Drucksache 18/840 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877 D Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1878 A Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 1879 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 1880 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 1880 D Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1882 A Absetzung des Tagesordnungspunktes 15 . . . 1883 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1883 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1883 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1885 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zu den Abstim- mungen über die Beschlussempfehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu: Antrag auf Genehmigung zur Fortführung ei- nes Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode (Zusatzpunkt 7) Antrag auf Genehmigung zur Fortführung ei- nes Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode (Zusatzpunkt 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 C Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1885 D Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1886 A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Sechste Verordnung zur Änderung der Verpa- ckungsverordnung (Tagesordnungspunkt 13) 1886 C Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . 1886 C Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . 1887 A Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1888 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 1889 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1890 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1753 (A) (C) (D)(B) 23. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 22. Sitzung, Seite 1735 A, Anlage 18: „Frage 24“ ist durch „Frage 25“ zu ersetzen. 22. Sitzung, Seite 1748 B, Anlage 51: Der Name „Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)“ ist durch den Namen „Herbert Behrens (DIE LINKE)“ zu ersetzen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1885 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 20.03.2014 Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.03.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 20.03.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 20.03.2014 Dr. Fechner, Johannes SPD 20.03.2014 Freitag, Dagmar SPD 20.03.2014 Gabriel, Sigmar SPD 20.03.2014 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 20.03.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 20.03.2014 Hampel, Ulrich SPD 20.03.2014 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 20.03.2014 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 20.03.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.03.2014 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 20.03.2014 Noll, Michaela CDU/CSU 20.03.2014 Özoğuz, Aydan SPD 20.03.2014 Poß, Joachim SPD 20.03.2014 Post (Minden), Achim SPD 20.03.2014 Rupprecht, Albert CDU/CSU 20.03.2014 Rüthrich, Susann SPD 20.03.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 20.03.2014 Schummer, Uwe CDU/CSU 20.03.2014 Stritzl, Thomas CDU/CSU 20.03.2014 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.03.2014 Werner, Katrin DIE LINKE 20.03.2014 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 20.03.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zu den Abstimmungen über die Beschlussemp- fehlungen des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu: Antrag auf Genehmigung zur Fortführung eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode (Zusatzpunkt 7) Antrag auf Genehmigung zur Fortführung eines Strafverfahrens in der 18. Wahlperiode (Zusatzpunkt 8) Sonja Steffen (SPD): Die Genehmigungspraxis des Bundestages in Immunitätsfragen zielt darauf ab, die Abgeordneten im Falle eines Strafverfahrens oder ande- rer Zwangsmaßnahmen nicht anders als die übrigen Bürgerinnen und Bürger zu behandeln. Die Immunität ist gerade kein Sonderrecht für Abgeordnete, sondern soll die Funktions- und Arbeitsfähigkeit des Parlaments sicherstellen. Gerade weil es sich um eine Angelegenheit handelte, die einen sehr politischen Hintergrund hat, wurde das Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden durch den Immunitätsausschuss sehr sorgfältig geprüft. Sechs Beratungen haben im Ausschuss stattgefunden. Mehrere konkrete Nachfragen wurden gestellt und von der Staats- anwaltschaft beantwortet. Wegen der Teilnahme an der Blockade, um die es in dem Verfahren geht, wurde wegen Verstoßes gegen § 21 VersammlG gegen zwölf Abgeordnete des Bundestages und des Sächsischen Landtages aus mehreren Parteien ermittelt. Insgesamt wurden mehr als 200 Ermittlungs- verfahren geführt. Die parteipolitische Wertung der Vorkommnisse durch die Linkspartei stellt aus meiner Sicht eine politi- sche Instrumentalisierung des Immunitätsausschusses dar. Sonderrechte für Abgeordnete darf es nicht geben. Diese haben ebenso wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger die Konsequenzen ihres Handelns zu tragen. Der Kampf gegen Rechts ist zu wichtig, um ihn mit populistischen Methoden voranzutreiben. Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nach den Ausführungen von Frau Kipping sehe ich mich gezwungen, eine Erklärung zum Abstimmungsverhalten abzugeben. Ich finde es inakzeptabel, dass von Ihnen die Unterstellung formuliert wird, wer hier der Aufhebung zustimme, wolle sich nicht klar gegen Rechtsextreme positionieren. Ich verbitte mir diese Unterstellung. Ei- nige hier im Hause – so auch ich – haben sich nicht nur jahre- sondern jahrzehntelang engagiert gegen Rechts- extremismus und nationalsozialistisches Gedanken- gut. Wir können das gern gemeinsam tun. Aber Nach- hilfe brauche ich nicht. Anlagen 1886 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 (A) (C) (D)(B) Warum ich hier heute mit Ja stimme: Für mich gilt, dass die Immunität nicht ein Privileg des einzelnen Ab- geordneten ist, sondern eine Sicherung der Arbeitsfähig- keit des Parlamentes. Wir wollen uns damit schon aus historischen Gründen davor schützen, dass durch Ermitt- lungsverfahren das Parlament in seinen Entscheidungen und Mehrheiten manipuliert wird. Das liegt hier aber nicht vor. Wir entscheiden auch nicht, ob ein Verfahren durch- geführt wird, denn die Nichtaufhebung der Immunität würde ein Verfahren nur auf den Zeitpunkt nach dem Abgeordnetenstatus verlegen. Ich meine, wenn nicht die Funktionsfähigkeit tangiert ist, sind wir alle gut beraten, uns einem Verfahren zu stellen. Wie andere betroffene Bürger und Bürgerinnen auch. Kollege Gysi, Ihr Argument, dass die Nichtaufhebung mittelbar eine Unterstützung anderer in gleicher Sache Beschuldigter wäre, halte ich eigentlich für sachfremd. Aber trotzdem: Vielleicht ist es ja genau anders herum, dass die Anwesenheit von Abgeordneten im gleichen Verfahren am Ende eine Unterstützung wird. Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es geht um die erneute Aufhebung der Immunität von zwei KollegInnen der Linksfraktion wegen Ermittlungen an Gegenprotesten in Dresden im Februar 2011. Ebenso wie die beiden KollegInnen der Linksfraktion waren auch mehrere MdBs von Bündnis 90/ Die Grünen vor Ort. Ich persönlich war vor und nach 2011 immer selber bei den Protesten gegen den unerträglichen jährlichen Naziaufmarsch in Dresden dabei, auch im Februar 2011. Gegen mich wird nicht ermittelt. Verstehen tue ich die Ermittlungen der sächsischen Justiz gegen die KollegIn- nen der Linksfraktion nicht. Allerdings ärgere ich mich über die Ausführungen der Kollegin Kipping in dieser Debatte sehr. Es geht bei die- ser Debatte nicht um den Wettbewerb um den besten An- tifaschisten. Dass die Linksfraktion sich hier so insze- niert, finde ich schwer erträglich. Warum sollen Bundestagsabgeordnete anders und besser behandelt werden, als die vielen BürgerInnen, ge- gen die auch in dieser Sache ermittelt wird. Eine Sonder- behandlung lehne ich ab. Damit lasse ich mir aber nicht von der Rednerin der Linksfraktion unterstellen, dass ich mich nicht ausrei- chend gegen Rechtsextremismus engagiere. Das tue ich seit Jahren in Sachsen und anderen Regionen unseres Landes. Als Sprecherin für Strategien gegen Rechts- extremismus und sächsische Bundestagsabgeordnete bin ich seit vielen Jahren auf diesem Gebiet aktiv. Dieser hier diskutierte Fall eignet sich aber nicht dazu, festzu- stellen, wer bei dem Thema besser ist als der andere Kollege. Hier sollten wir uns als DemokratInnen nicht auseinanderdividieren lassen. Da ich aber finde, Bundes- tagsabgeordnete sollten nicht besser als andere Bürge- rInnen vor Gericht behandelt werden, stimme ich der Aufhebung der Immunität der beiden KollegInnen zu. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Sechste Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung (Tagesordnungs- punkt 13) Dr. Thomas Gebhart (CDU/CSU): Die Verpa- ckungsverordnung ist ein Erfolgsmodell. Was damals Klaus Töpfer als Umweltminister in Deutschland einge- führt hat, war wegweisend. Inzwischen haben viele Län- der dieses Konzept übernommen. Die Idee: das Prinzip der Produktverantwortung. Diejenigen, die Verpackun- gen in den Markt bringen, sind dafür verantwortlich, diese hinterher zurückzunehmen und möglichst wieder- zuverwerten. Es ist eine marktwirtschaftliche Lösung: Die Entsor- gungskosten werden Teil des Preises. Es entsteht von Anfang an ein Anreiz, Verpackungen möglichst zu ver- meiden. Was waren die Wirkungen? Die Kosten für die Ver- braucher sind gesunken. In Deutschland wurden hoch- moderne Recyclingtechnologien entwickelt. 14 Prozent der Rohstoffe, die die deutsche Wirtschaft einsetzt, wer- den aus Abfällen gewonnen. Abfälle sind wichtige Roh- stoffe. Schauen wir uns die Situation über Deutschland hi- naus an: Die Weltbevölkerung wächst, die Nachfrage nach Rohstoffen steigt. Insofern liegt es auf der Hand, dass die Volkswirtschaften, die es am besten schaffen, Kreisläufe zu schließen und effizient mit knappen Res- sourcen umzugehen, auch wirtschaftlich erfolgreich sein werden. Wir wollen daher die Produktverantwortung erhalten, und wir wollen sie stärken. Deshalb müssen wir beste- hende Schwachstellen bei der konkreten Ausgestaltung der Verpackungsverordnung beheben. Und wir müssen die Dinge in Ordnung bringen. Aus diesem Grund − während wir heute über die sechste Novelle debattie- ren − wird die siebte Novelle bereits vorbereitet. Wir werden hier bald eine gründliche Debatte darüber füh- ren. Dabei wird es darum gehen müssen, den Wettbewerb zu erhalten, die Regeln für den Wettbewerb jedoch zu verbessern. Es wird darum gehen müssen, die aktuellen Schwierigkeiten zu lösen, ohne funktionierende Systeme kaputtzumachen. Heute geht es zunächst aber um die sechste Novelle. Es geht um kleine Punkte: Wir setzen europäisches Recht um, und zwar eins zu eins. Ich bitte Sie, diesem vorliegenden Verordnungsentwurf zuzustimmen. Im Wesentlichen geht es um die Übernahme einer Liste von Beispielen, was als Verpackung gilt und was nicht. Die materielle Rechtslage ändert sich dadurch übrigens nicht. Es klingt auf den ersten Blick überzogen, dass jetzt ausdrücklich in die Verpackungsverordnung hineinge- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1887 (A) (C) (D)(B) schrieben wird, dass zum Beispiel Grablichtbecher keine Verpackungen sind, Streichholzschachteln aber schon. Oder: Kleiderbügel, die mit einem Kleidungsstück ver- kauft werden, sind Verpackungen, die gleichen Kleider- bügel, die getrennt verkauft werden, jedoch nicht. Das klingt in der Tat überzogen. Aber es weist uns auf einen wichtigen Punkt hin: Wir müssen das Kreislauf- wirtschaftssystem weiterentwickeln. Künftig sollten Verpackungen und sonstige Abfälle aus den gleichen Materialien in einer einheitlichen Wertstofftonne ent- sorgt werden. Wir sollten das angehen. Und dabei wird es dann auch um folgende Punkte ge- hen – ich nenne hier nur drei –: Erstens. Die Recyclingquote für Kunststoffverpa- ckungen muss erhöht werden. Technisch ist dies mach- bar. Zweitens. Im Zuge des Wertstoffgesetzes braucht es eine umfassende Neuregelung und eine bessere Organi- sation, zum Beispiel mit einer zentralen Stelle. Drittens. Die bestehende Trittbrettfahrerproblematik muss in diesem Zusammenhang gelöst werden. Wir haben viel vor uns: Es ist aber auch eine gewal- tige Chance. Wir können unser Land in einem wichtigen Feld weiter fit machen für die Zukunft. Diese Chance sollten wir nutzen. Gehen wir es an. Dr. Anja Weisgerber (CDU/CSU): Abfall oder Müll verbinden wir im allgemeinen Sprachgebrauch mit etwas Wertlosem. Dass dies ganz und gar nicht der Fall ist, zeigt die heutige Debatte. Verpackungsabfälle sind Wert- stoffe. Um diese Wertstoffe in den Kreislauf wieder zurück- zuführen, haben wir in Deutschland vor fast einem Vier- teljahrhundert das Duale System eingeführt. Dass in Deutschland die Verwertungsquoten von Verpackungen allgemein im europäischen Vergleich so gut sind, haben wir auch dem Dualen System zu verdanken. Nach einer Auswertung von Eurostat liegen wir mit knapp 72 Pro- zent Verwertungsquote von Verpackungsabfällen in Deutschland auch klar über dem europäischen Durch- schnitt von rund 64 Prozent. Die deutsche Verpackungsverordnung von 1991 war sogar Beispiel für die europäische Verpackungsricht- linie, die drei Jahre später kam. Damit nehmen wir mit unserem Modell der Abfall- und Verwertungspolitik – wie bei so vielen anderen Umweltthemen auch – in Europa eine Vorreiterrolle ein. Und das ist gut so. Die sechste Novelle, die wir heute diskutieren, ist eine 1:1-Umsetzung der europäischen Richtlinie. Natür- lich soll Europa nicht jedes Detail regeln. Auch während meiner Zeit als Europaabgeordnete war immer meine Devise: Wir brauchen mehr Europa im Großen und we- niger im Kleinen. Mehr Leitplanken, aber weniger Stoppschilder! Aber zu den großen Fragen, die sich manchmal bis ins Detail auswirken können, zählen auch grenzüberschrei- tende Herausforderungen. Umweltschutz sowie Res- sourceneffizienz sind solche grenzüberschreitenden He- rausforderungen, die wir auch auf europäischer Ebene angehen müssen. Mein Ziel in der europäischen Umweltpolitik war es immer, die hohen deutschen Standards und die umwelt- politischen Erfolge, wie zum Beispiel hier bezüglich der Verwertungsquoten, auf die europäische Ebene zu he- ben. Diese Harmonisierung durch europäische Umwelt- gesetze birgt dann die Chance, dass wir für die Bürger ein einheitlich hohes Umwelt- und Ressourcenschutz- niveau in ganz Europa bekommen, und für die Unter- nehmen und Landwirte verbessern wir die Wettbewerbs- bedingungen im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern. Deswegen macht es durchaus Sinn, die Abfall- politik auf europäischer Ebene zu harmonisieren. Aber wir müssen nicht nur bei den Verwertungsquo- ten eine Vorbildfunktion übernehmen, sondern auch bei der Umsetzung der harmonisierten europäischen Vorga- ben. Wenn wir – wie die Grünen das fordern – die sechste mit der siebten Novelle, die ausführlicher disku- tiert werden muss, zusammenfassen, dann kommen wir sicher noch weiter in Verzug mit der Umsetzung. Zum Inhalt der sechsten Novelle ist noch Folgendes zu sagen: Wenn man sich den Text anschaut, der die EU- Richtlinie 1:1 umsetzt, findet man natürlich schon sehr detaillierte Beispiele dazu, was Verpackung ist und was nicht. Aber: Wir schaffen damit auch in allen EU-Mit- gliedstaaten klare Kriterien, was Verpackung ist und was nicht. Das hilft den Behörden in allen EU-Mitgliedstaa- ten, besser entscheiden zu können, ob bestimmte Verpa- ckungen den Rücknahme- und Verwertungspflichten unterliegen. Letztendlich entwickeln wir damit die Kreislaufwirtschaft fort und erreichen, dass mehr Ab- fälle wiederverwertet werden. Von der Linksfraktion wird kritisiert, dass die Bei- spielliste für Verpackungen nicht stimmig sei. Die Linke befürchtete in der Debatte im Umweltausschuss, dass Glasflaschen für Injektionslösungen, die noch gefährli- che Stoffe oder Medikamente enthalten, in den gelben Sack gelangen könnten. Man muss sich die Verpa- ckungsverordnung aber mal genau anschauen. Diese Be- fürchtungen kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt spe- zielle Regeln für die Entsorgung von toxischen und infektiösen Abfällen. Und die Verpackungsverordnung regelt in § 2 ganz klar, dass diese speziellen Rechtsvor- schriften von der Verordnung unberührt bleiben und die speziellen Rechtsvorschriften weiterhin gelten. Der Grund, weshalb die Linksfraktion im Ausschuss nicht zugestimmt hat, ist also vorgeschoben und die Sorge nicht begründet. Das muss man den Abgeordneten der Linksfraktion so deutlich sagen! Lassen Sie uns die sechste Novelle, die im Wesentli- chen eine 1:1-Umsetzung der Europäischen Richtlinie von Januar letzten Jahres ist, schnell verabschieden. Hier müssen wir jetzt alle an einem Strang ziehen. In einem nächsten Schritt müssen wir uns dann sehr schnell um die siebte Novelle und die Stärkung des Dua- len Systems kümmern. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits. Wir müssen diese Novelle aber gut und gründ- 1888 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 (A) (C) (D)(B) lich beraten. Ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass wir das Duale System mit der flächendeckenden haus- haltsnahen Entsorgung mit hohen Verwertungsquoten er- halten wollen. Gut funktionierende Systeme – die in Eu- ropa Schule gemacht haben – dürfen nicht ohne Not kaputtgemacht werden. Deshalb müssen wir mit der siebten Novelle zur Ver- packungsverordnung Lösungen finden, um den Miss- brauch der Ausnahmen bei der Lizenzierung von Verpa- ckungsmüll einzudämmen. Dafür werden wir uns hier alle einsetzen. Michael Thews (SPD): Diese kleinen Backförm- chen, die man kauft, um da drin Schokoladenmuffins für den Kindergeburtstag zu backen – kennen Sie die? Nein? Aber vielleicht haben Sie schon einmal einen fertig ge- backenen Muffin in einer Bäckerei gekauft, der Ihnen in einem solchen braunen oder bunten Förmchen verkauft wurde. Zwischen diesen beiden Förmchen gibt es tatsäch- lich einen Unterschied. Das eine – aus der Bäckerei – ge- hört in den gelben Sack oder die gelbe Tonne, weil es als Verpackung verkauft wird, das andere in die graue Rest- mülltonne, weil es keine Verpackung ist. Das eine Förm- chen in der gelben Tonne wird auf Kosten des Herstel- lers und Vertreibers des Muffins abtransportiert, der Abtransport des anderen in der grauen Tonne wird durch die Müllgebühren finanziert. Denn das eine ist Verpa- ckungsmüll, für den die Herstellerverantwortung gilt, das andere Förmchen nicht. Die Unterscheidung dieser beiden Fälle – und weiterer – ist wesentlicher Inhalt dieser sechsten Novelle der Verpa- ckungsverordnung, über die wir heute debattieren. Denn diese sechste Novelle, die eine europäische Richtlinie umsetzt, enthält lediglich einige Klarstellungen dazu, was als Verpackung zu werten ist und was nicht, was in die gelbe Tonne gehört und was nicht. Sie ändert an kei- ner Stelle die bestehende Rechtssituation, sondern liefert nur zusätzliche Beispiele für die Unterscheidung zwi- schen Verpackungen und Nichtverpackungen. Außer- dem enthält sie noch eine von der Kommission ange- mahnte Klarstellung zum Begriff der Transportverpackung, wie Container. Mein Beispiel mit den Muffinförmchen mag ihnen lä- cherlich und als Ausdruck der absurden Auswüchse des deutschen Mülltrennungswesens erscheinen. Und wenn es nach der SPD geht, und ich glaube das ist ein ganz wichtiger Aspekt, werden wir auch bald beide Förmchen in eine Wertstofftonne werfen, so wie es bereits in vielen Fällen in Deutschland getan wird, wo die Wertstofftonne jetzt schon angeboten wird. Zurzeit aber ist dieser Unterschied wesentlich. Denn seit Einführung der Verpackungsverordnung im Jahre 1991 wird Verpackungsmüll anders behandelt. Aber zunächst zurück zu dieser sechsten Novelle: Das Land Nordrhein-Westfalen wollte ursprünglich bereits mit dieser sechsten Novelle weitere Änderungen der Verpackungsverordnung auf den Weg bringen. Diese Änderungen richten sich darauf, bestimmte Schlupflö- cher im System der Verpackungsverordnung zu stopfen. Da die Bundesregierung aber mit der Umsetzung der oben erwähnten EU-Richtlinie im Verzug ist und bereits ein Vertragsverletzungsverfahren läuft, wollen wir zu- nächst diese sechste Novelle ohne weiteren Verzug um- setzen – wir halten diesen Weg für den besseren. Die weiter notwendigen Änderungen wollen wir mit der siebten Novelle noch vor der Sommerpause anpacken. Der Entwurf dieser siebten Novelle liegt bereits vor. Dennoch stellt sich die Frage: Warum so viele Ände- rungen? Das mag nachdenklich stimmen und lässt die Frage aufkommen: Wieso muss denn da so oft nachge- bessert werden? Sind wir denn mit unserem System der Verpackungsentsorgung und -verwertung und dem Prin- zip der Produktverantwortung auf dem richtigen Weg? Ich meine die Antwort ist ganz klar: Ja! Die Verpa- ckungsverordnung ist ein klares Erfolgsmodell, was manchmal vielleicht etwas aus dem Blick gerät. Die Verpackungsverordnung hat dafür gesorgt, dass es in Deutschland eine qualitativ hochwertige stoffliche Verwertung von Verpackungen gibt. Hierbei sind wir eu- ropaweit und weltweit an der Spitze. Die Verpackungsverordnung hat für den Aufbau einer leistungsstarken Recyclingindustrie und vorbildlichen Recyclingtechnik in Deutschland gesorgt. Laut Zahlen aus dem BMUB arbeiten fast 200 000 Beschäftigte in etwa 3 000 Unternehmen im Bereich der Kreislaufwirt- schaft. Die Verpackungsverordnung hat für einen wichtigen Paradigmenwechsel gesorgt. Sie hat die Verantwortung der Hersteller für die Entsorgung und Verwertung ihrer Verpackungen und der daraus entstehenden Abfälle ein- geführt. Diese Produktverantwortung ist für mich der Schlüssel, um das primäre Ziel der Abfallhierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes – nämlich die Vermeidung von Abfällen – erreichen zu können. Natürlich gibt es bei diesem System Verbesserungs- möglichkeiten und auch Verbesserungsnotwendigkei- ten. Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsge- richt Udo di Fabio hat es in einem Gutachten zur Selbstregulierung im Verpackungsbereich so formuliert: Eine gesetzlich regulierte Kreislaufwirtschaft, die öffentliche und private Abfallverantwortung zu- sammenführt, entwickelt sich dynamisch und be- darf immer wieder einer steuernden Nachkorrektur und einer angemessenen Aufsicht. Deshalb müssen wir uns zeitnah, sobald wir hier die sechste Novelle beschlossen haben, an die Beratung der siebten Novelle machen. Denn wir wollen dieses System weiter stabilisieren und verbessern, um die Ziele des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu verfolgen. Mit der sieb- ten Novelle sollen bestehende Wettbewerbsverzerrungen beseitigt und Missbrauchsmöglichkeiten eingedämmt werden. Schon der SPD-Abgeordnete Gerd Bollmann hat in seiner Rede zur fünften Novelle am 21. Februar 2008 von unseriösen Selbstentsorgern und Trittbrettfah- rern gesprochen, denen Einhalt geboten werden muss. Ähnliches müssen wir leider auch heute feststellen: In der letzten Zeit wurden offenbar verstärkt Regelungen Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 1889 (A) (C) (D)(B) der Verpackungsverordnung zur Eigenrücknahme und zur sogenannten Branchenlösung als Schlupflöcher ge- nutzt; vielleicht zum Teil um Geld zu sparen oder um sich Wettbewerbsvorteile gegenüber unliebsamen Kon- kurrenten zu verschaffen. Die Folge ist: Das System wurde destabilisiert. Die Menge der bei den Dualen Systemen lizenzierten Verkaufsverpackungen, für deren Abtransport und Ent- sorgung der Hersteller zahlt, hat als Folge davon abge- nommen, die Menge der Verpackungen im gelben Sack ist aber gleich geblieben. Diese Fehlentwicklung müssen und werden wir aufhalten. Wir sollten die Errungen- schaften, die uns die Verpackungsverordnung gebracht hat, aber eben auch das große Engagement der Bürgerin- nen und Bürger bei der Mülltrennung nicht aufs Spiel setzen. Wir müssen die Glaubwürdigkeit des Systems wiederherstellen. Denn es ist immer noch so, dass nur eine vernünftige Mülltrennung hochwertige Recycling- ergebnisse bringen kann. Die Grünen haben einen Entschließungsantrag zu die- ser sechsten Novelle eingebracht, in dem sie fordern, dass die Recyclingziele für Verpackungsabfälle in der Verpackungsverordnung auf das derzeit technisch Mög- liche erhöht werden sollen. Das ist definitiv nicht unser Ziel. Bei der Erhöhung der Recyclingquoten, die wir auch wollen, müssen wir immer auch die ökologischen, energetischen und finanziellen Auswirkungen mit abwä- gen. Vernünftige Recyclingquoten müssen sich am öko- logisch und am ökonomisch Sinnvollen orientieren und nicht nur am technisch Machbaren. Auch die anstehende siebte Novelle wird sicher nicht die letzte Überarbeitung des Systems sein. Denn das, was wir als Nächstes brauchen, ist ein vernünftiges Wertstoffgesetz. Wir wollen in Zukunft auch die Wert- stoffe, die in den Muffinförmchen, Kleiderbügeln, Gum- mienten und Blumentöpfen stecken, die bisher in der grauen Tonne landen, in einen Stoffkreislauf überführen, um wertvolle Rohstoffe und Energie einzusparen. Die sechste Novelle ist nun die Pflicht, die siebte ist dringend erforderlich, aber die Kür, da bin ich sicher, wird ein Wertstoffgesetz sein für mehr Ressourcenschutz und für mehr Verbraucherfreundlichkeit. Ralph Lenkert (DIE LINKE): Elf Duale Systeme, also Betreiberfirmen, kümmern sich um die gelbe Tonne für Verpackungen. Aber so wie es ist, funktioniert es nicht. Die elf Betreiber gingen 2013 davon aus, dass 1,1 Millionen Tonnen Verpackungen in den gelben Tonnen und Säcken landen, denn darüber schlossen die Betreiberfirmen Entsorgungsverträge ab. Tatsächlich ka- men jedoch 2,4 Millionen Tonnen Verpackungen in den gelben Tonnen zusammen. Wie konnte denn das passieren? Ich schaue mal in un- sere Runde. Frau Kollegin, haben Sie nicht neulich den Plastikkleiderbügel, den Sie mit Ihrem neuen Mantel kauften, in die gelbe Tonne geworfen? Ich kann Sie be- ruhigen, das war richtig, aber falsch war, dass Sie die fünf Plastikkleiderbügel von Ikea beim Aufräumen auch in der gelben Tonne entsorgten – die gehörten in den Müll. Nur Kleiderbügel, die zusammen mit Kleidungs- stücken gekauft wurden, sind Verpackungen – schreibt die Verpackungsverordnung. Ein zweites Beispiel: Wie man weiß, essen viele von uns Männern unter- wegs gern mal eine Currywurst – mit Pommes. Aber wo- hin dann mit der Plastikschale und dem Plastikbesteck? Die Plastikschale darf in die gelbe Tonne, das Plastik- besteck jedoch nicht, das gehört in den Müll – schreibt die Verpackungsverordnung. Aber wenn Sie die Currywurst zu Hause braten und dann in eine Plastikschale legen, um sie draußen zu es- sen, dann ist die Plastikschale auch keine Verpackung und gehört in den Müll und auf keinen Fall in die gelbe Tonne – schreibt die Verpackungsverordnung. Haben Sie das Prinzip verstanden, oder wird Ihnen unwohl? Das zweite wäre normal, nur Mülltrennerinnen und Mülltrenner mit Diplom sehen noch bei diesen und noch absurderen Regelungen durch. Ich erinnere an die Begründung dieser Verpackungsverordnung: EU und Bundesregierung wollen mehr Klarheit schaffen – heraus kommt Chaos, aber das ist perfekt. Ich bedanke mich auch für den zweckdienlichen Hinweis in dieser Verordnung, dass ein Schiffscontainer keine Verpackung ist und darum nicht in die gelbe Tonne gehört. Das Problem liegt woanders. Auch diese Verpa- ckungsverordnung lässt große Lücken. Ein Beispiel: Ein Möbeldiscounter erklärt, dass er alle Verpackun- gen selbst einsammelt. Deshalb braucht er keinen Entsorgungsvertrag mit einem der elf Betreiberfirmen abzuschließen. Bei ausgelieferten Möbelstücken nehmen die Monteure Folien, Schaumpolysterol und Luftpolster mit. Aber die vielen Selbstabholer schaffen die Verpa- ckungen einfach nicht zum Discounter, sondern werfen alles in die gelbe Tonne. Wer bezahlt das dann? Der Dis- counter nicht, und die elf Betreiberfirmen streiten sich dann um jeden Cent bis vor Gericht, und am Ende blei- ben Kommunen und kleine Dienstleister auf den Kosten sitzen. Dieses untaugliche System kann man aus Sicht der Linken nicht verbessern, man muss es abschaffen. Die Linke will, dass Verpackungen und Rohstoffe gut erfasst werden, dass jeder das Sammelsystem auch ver- stehen kann, dass dieses System Verschwendung bei Verpackungen bestraft und Recycling unterstützt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher stoffgleiche oder so- gar identische Produkte über die gelbe Tonne entsorgen können. Deshalb will die Linke eine Verpackungsver- ordnung, die funktioniert. Erstens: Statt aufwendiger Lizenzierungen werden Verpackungsabgaben eingeführt – das vermindert den Betrug. Zweitens: Statt Scheinwettbewerb zwischen Dualen Systemen setzen wir auf kommunale Erfassungssysteme – das spart Doppelstrukturen. 1890 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 20. März 2014 (A) (C) (D)(B) Drittens setzen wir auf Positivlisten bei Verpackungs- materialien und auch bei Verpackungsgrößen – das er- leichtert das Recycling. Arbeiten wir gemeinsam an besseren Lösungen, statt an dieser vorgeschlagenen Verordnung Zeit und Arbeits- kraft zu verschwenden. Die Dualen Systeme sind ein totes Pferd, das niemand mehr reiten kann. Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Was bewegt aktuell die Verpackungs- und Recyclingbranche? Es geht um die Zukunft und die aktuellen Probleme der Dualen Systeme, es geht um Recyclingquoten, die weit hinter dem technisch Machbaren zurückbleiben. Es geht um Planungs- und Investitionssicherheit für Kommunen, private Entsorger und Verwerter. Und was legt die Bundesregierung uns heute vor? Eine „Strafarbeit“, weil die letzte Bundesregierung es über Jahre trotz vielfacher Ankündigungen nicht fertig- gebracht hat, EU-Recht in deutsches Recht umzusetzen. Diese „Strafarbeit“ regelt nun nicht etwa die anstehen- den Zukunftsfragen, sondern so wichtige Themen wie: a) dass Teebeutel, Seecontainer und Grablichter nicht als Verpackung gelten, b) Wimperntuschebürsten als Be- standteil des Packungsverschlusses dagegen schon. Dagegen haben wir im Prinzip gar nichts einzuwen- den. Es fehlen aber einige weitere Änderungen. Dazu zählen einfache Anpassungen, um Fehler der jetzigen Verpackungsverordnung aufzufangen, und einige we- sentlichere Änderungen. Kurz zu den offensichtlichen Fehlern der Verpa- ckungsverordnung, die auch keiner bestreitet: die Aus- nahmen von der Lizensierung von Verpackungen – die sogenannten Branchenlösungen und Eigenrücknahmen. Eigentlich war es Ziel dieser Ausnahmen, die direkte Produktverantwortung zu stärken, also zu fördern, dass sich Hersteller und Handel selber um das Recycling ihrer Verpackungen kümmern, anstatt sich über Lizenzgebüh- ren „freizukaufen“. Darum sollte es eigentlich gehen. Was inzwischen aber passiert, sind Ausweichmanö- ver, um sich um die Lizenzabgaben zu drücken. Bei den Eigenrücknahmemengen kann nicht kontrolliert wer- den, ob diese Verpackungen tatsächlich in den Läden zu- rückgenommen werden oder ob sie nicht doch in der gel- ben Tonne landen. Missbrauch und Trittbrettfahrertum konterkarieren den eigentlichen Sinn der Ausnahmen. Wir haben daher weitere Änderungen der Verpa- ckungsverordnung vorgeschlagen, um diese negativen Entwicklungen einzudämmen. Auch das Umweltminis- terium hat diese Vorschläge für gut befunden. Aber an- statt sie in der sechsten Novelle noch aufzunehmen, wurde bereits eine siebte Novelle der Verpackungsver- ordnung auf den Weg gebracht. Dieses Verfahren er- schließt sich uns nicht. Die Zeit drängt. Die in der sieb- ten Novelle enthaltenen Änderungen sollten hier in der sechsten Novelle bereits drin sein. Dieses haben wir im Umweltausschuss durch einen Änderungsantrag einge- bracht. Dieser wurde aber von den Regierungsfraktionen abgelehnt. Wir fragen uns: Warum? Denn diese Ableh- nung ergibt überhaupt keinen Sinn. Sie verzögern nur das Verfahren der Umsetzung dieser wichtigen Änderun- gen. Darüber hinaus müssten noch einige weitere Punkte angegangen werden. In der Verpackungsentsorgung gibt es seit nunmehr neun Jahren Stillstand. Die jetzige No- velle ist halbherzig. Unsere Vorschläge für eine neue Verpackungsentsor- gung: Die Recyclingquoten für Verpackungen müssen deutlich angehoben und dynamisch ausgestaltet werden. Eine Erhöhung des Recyclingzieles von derzeit 36 auf mindestens 60 Prozent ist für Plastik sofort machbar. Für uns ist dies ein absolutes Minimum, und es ginge pro- blemlos auch nach Aussagen der Recyclingbranche. Dies gäbe Investitionssicherheit für neue moderne Recy- clinganlagen und leistete einen wichtigen Beitrag zum Erreichen unserer Klimaziele. Die Recyclingquoten müssten sich zudem automatisch nach oben anpassen, wenn sich noch bessere Recyclingverfahren durchset- zen. Die besten Ergebnisse vom Vorjahr sollten jeweils für das nächste Jahr zugrunde gelegt werden. Außerdem: Die letzte Bundesregierung hat ein unzu- reichendes Abfallvermeidungsprogramm vorgelegt, wel- ches bis heute in den Kommunen nahezu unbekannt ist. Warum wird das Abfallvermeidungsziel hier nicht kon- kret gefasst? Überdimensionierte und überflüssige Ver- packungen müssen verhindert werden. Dies alles sind Punkte, die verbal auch von dieser und der Vorgängerregierung unterstützt wurden und werden. Da wir der Regierung gerne bei der Umsetzung helfen wollen, bitten wir um Unterstützung aus diesem Hause für unseren Entschließungsantrag, der gleich zur Ab- stimmung stehen wird. 23. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 2 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 4 Jahresbericht 2013 des Wehrbeauftragten TOP 5 Haftpflichtproblematik bei Hebammen TOP 19, ZP 3 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 20 Abschließende Beratungen ohne Aussprache ZP 4 Wahl eines Gremiums ZP 7 u. 8 Entscheidungen in Immunitätsangelegenheiten ZP 5 Einsetzung eines Untersuchungsausschusses (NSA) TOP 6 Adoption durch Lebenspartner TOP 7 Bundeswehreinsatz EUTM Somalia TOP 8 Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst TOP 11, ZP 6 Kommission zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr TOP 10 Bergbaurecht TOP 13 Änderung der Verpackungsverordnung TOP 12 NATO-Bündnisfall TOP 14 Aufnahme syrischer Flüchtlinge Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Auf der Tagesordnung eines
    Frühjahrsrates der europäischen Staats- und Regie-
    rungschefs steht in der Regel die Frage, wie wir die
    Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken und damit die
    Grundlagen für Wachstum und Beschäftigung verbes-
    sern können. Das wird auch dieses Mal so sein, und doch
    steht dieser Rat auch wieder ganz im Zeichen anderer
    Ereignisse; er steht im Zeichen der Entwicklungen in der
    Ukraine.

    Die Entwicklungen führen uns nachdrücklich vor Au-
    gen, wie verletzbar der Schatz von Frieden in Freiheit in
    Europa auch über ein halbes Jahrhundert nach Unter-
    zeichnung der Römischen Verträge ist. Wir hatten ge-
    glaubt, dass sich 25 Jahre nach dem Fall der Berliner
    Mauer der Friedensauftrag der europäischen Einigungs-
    idee gleichsam umfassend erfüllt habe, und wir haben
    schon beinahe vergessen, dass der letzte Krieg auf dem
    europäischen Kontinent, dem westlichen Balkan, noch
    keine Generation her ist. Es grenzt an ein Wunder, dass
    sich viele Völker Europas nach Jahrhunderten des Blut-
    vergießens und den Schlachten vor fast 60 Jahren zu ih-
    rem Glück vereint haben. Wie kostbar dieses Glück ist,
    erleben wir gegenwärtig in der Ukraine.

    Das sogenannte Referendum am vergangenen Sonn-
    tag auf der Krim entsprach weder den Vorgaben der
    ukrainischen Verfassung noch den Standards des Völker-
    rechts.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jan van Aken [DIE LINKE])


    Die Stellungnahmen von OSZE und Europarat dazu sind
    eindeutig; Russland ist in allen internationalen Organisa-
    tionen weitgehend isoliert.

    Das Ergebnis dieser sogenannten Abstimmung auf
    der Krim wird die internationale Völkergemeinschaft
    nicht anerkennen. Es handelt sich um einseitige Verän-
    derungen von Grenzen. Die Annahme eines entsprechen-
    den Resolutionsentwurfs im UN-Sicherheitsrat schei-
    terte, wenig überraschend, am russischen Veto. Dass alle
    anderen Sicherheitsratsmitglieder für die Resolution
    stimmten oder sich, wie China, enthielten, spricht jedoch
    eine deutliche Sprache.
    Die Europäische Union hat am vergangenen Montag
    beim Rat der Außenminister mit ersten gezielten Sank-
    tionen reagiert und gegenüber 21 Personen, die die terri-
    toriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit
    der Ukraine bedrohen oder unterminieren, Reisebe-
    schränkungen und Vermögenssperren ausgesprochen.
    Einen Tag später erfolgten die Anerkennung der soge-
    nannten Unabhängigkeit der Krim durch Russland und
    der Vertragsschluss zu einem Beitritt der Krim zur Rus-
    sischen Föderation, also weitere völkerrechtswidrige
    Schritte gegen die Einheit der Ukraine. Sie erfordern die
    entschlossene wie geschlossene Antwort Europas und
    seiner Partner:

    Erstens. Auf dem heute beginnenden Europäischen
    Rat werden die Staats- und Regierungschefs der Euro-
    päischen Union weitere Sanktionen der von uns vor zwei
    Wochen beschlossenen Stufe 2 festlegen. Dazu gehört
    eine Ausweitung der Liste von verantwortlichen Perso-
    nen, gegen die Reisebeschränkungen und Kontensper-
    rungen in Kraft gesetzt werden.

    Darüber hinaus werden wir Konsequenzen für die
    politischen Beziehungen zwischen der EU und Russland
    sowie in den nächsten Tagen auch der G 7 zu Russland
    ziehen. Denn es ist doch offenkundig: Solange das poli-
    tische Umfeld für ein so wichtiges Format wie die G 8,
    so wie im Augenblick, nicht gegeben ist, gibt es die G 8
    nicht mehr, weder den Gipfel noch das Format als sol-
    ches.

    Ich ergänze: In der Abwägung zwischen notwendigen
    Gesprächskontakten einerseits, für die wir uns immer
    einsetzen werden, und Formaten, die definitiv ein ande-
    res Umfeld als das jetzige erfordern, auf der anderen
    Seite wird die Bundesregierung entscheiden, ob und,
    wenn ja, gegebenenfalls in welcher Form deutsch-russi-
    sche Regierungskonsultationen Ende April stattfinden
    werden.

    Außerdem wird der EU-Rat heute und morgen auch
    deutlich machen, dass wir bei einer weiteren Verschär-
    fung der Lage jederzeit bereit sind, Maßnahmen der drit-
    ten Stufe einzusetzen. Dabei wird es ganz ohne Zweifel
    auch um wirtschaftliche Sanktionen gehen.

    Zweitens. Um eine internationale Kontrolle insbeson-
    dere in der Ost- und Südukraine zu ermöglichen, setzt
    sich die Bundesregierung für eine starke OSZE-Mission
    ein. Der Bundesaußenminister und ich haben in den letz-
    ten Tagen zusammen mit vielen anderen, insbesondere
    dem Schweizer Vorsitz, sehr viel getan, um den Be-
    schluss zu einer solchen Mission hinzubekommen, aber
    die Verhandlungen sind zäh und schwierig. Der Bundes-
    außenminister hat gestern noch einmal gesagt, binnen
    24 Stunden sollte und müsste eine solche Mission zu-
    stande kommen. Sie kann nach unserer festen Überzeu-
    gung auch zustande kommen. Wir werden auch den heu-
    tigen Tag nutzen, um das hinzubekommen. Außerdem
    setzen wir uns für die notwendigen Gespräche zwischen
    der russischen und der ukrainischen Regierung ein.

    Drittens. Deutschland und die Europäische Union
    werden die Ukraine mit konkreter Hilfe unterstützen.
    Der IWF führt mit Hochdruck Gespräche mit der ukrai-





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    nischen Regierung über ein IWF-Programm. Die ersten
    Schritte des Hilfsprogramms der EU-Kommission müs-
    sen jetzt schnell umgesetzt werden. Wir werden zudem
    auf dem heute beginnenden Europäischen Rat den poli-
    tischen Teil des Assoziationsabkommens mit dem
    ukrainischen Ministerpräsidenten unterzeichnen. Die-
    ser politische Teil gibt wichtige Impulse, vor allem für
    die Rechtsstaatsentwicklung, und wir geben damit aus-
    drücklich ein politisches Signal der Solidarität und der
    Unterstützung für die Ukraine.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, im Lichte der aktuellen
    Ereignisse in der Ukraine wird einmal mehr deutlich,
    wie kostbar das Werk der europäischen Einigung ist. Da-
    ran konnte und kann auch die europäische Staatsschul-
    denkrise nichts ändern, so groß die Herausforderung
    auch war und im Übrigen immer noch ist. Wenn wir
    wollen, dass die Europäische Union auch für kommende
    Generationen ihr Versprechen von Frieden, Freiheit und
    Wohlstand erfüllen kann, dann müssen wir jetzt die Wei-
    chen richtig stellen. Wenn wir wollen, dass unser einzig-
    artiges europäisches Wirtschafts- und Sozialmodell auf
    Dauer im globalen Wettbewerb erfolgreich ist, dann dür-
    fen wir jetzt in unseren Anstrengungen nicht nachlassen.

    Nur eine wirtschaftlich erfolgreiche, wettbewerbsfä-
    hige Europäische Union kann ihre Werte und Interessen
    in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts auch nach
    außen selbstbewusst vertreten. Wir werden uns deshalb
    beim Europäischen Rat heute und morgen weiter damit
    beschäftigen, wie wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stär-
    ken und damit die Grundlagen für Wachstum und vor al-
    len Dingen Beschäftigung – das ist das zentrale Thema,
    mit dem wir uns, insbesondere mit Blick auf die jungen
    Menschen, in den nächsten Jahren auseinandersetzen
    müssen – verbessern können.

    Die Europäische Union tut gut daran, gerade in diesen
    Zeiten engagiert daran zu arbeiten, stärker aus der
    Staatsschuldenkrise herauszukommen, als wir in sie hi-
    neingegangen sind. Wir können auch sagen, dass die
    Euro-Zone als Ganzes jetzt, im Frühjahr 2014, nach
    schweren Jahren zum ersten Mal die Rezession verlassen
    hat. Die Kommission rechnet für 2014 mit einem Wachs-
    tum von ungefähr 1,2 Prozent. Das ist etwas mehr, als
    noch im Herbst erwartet wurde, aber wir wissen auch:
    1,2 Prozent können noch gesteigert werden.

    Neben Spanien konnte auch Irland im Dezember sein
    Programm erfolgreich beenden. Die Leistung der Iren
    verdient unseren großen Respekt. Portugal und Spanien
    konnten langjährige Leistungsbilanzdefizite im Jahr
    2013 in Überschüsse umwandeln und werden diese in
    diesem Jahr noch ausbauen. Portugal hat zum Beispiel
    wieder ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Auch
    die Investoren blicken mit mehr Zuversicht auf die Euro-
    Zone, als sie das in den vergangenen Jahren getan haben.
    Die Renditen für die Staatsanleihen der besonders von
    der Krise betroffenen Mitgliedstaaten sind deutlich ge-
    sunken. Für italienische, spanische und irische Anleihen
    etwa liegen diese im Umfeld der niedrigsten Stände seit
    der Einführung des Euro.
    Meine Damen und Herren, das sind gute Nachrichten.
    Doch so erfreulich die Fortschritte auf dem Weg zu mehr
    Stabilität und Wachstum auch sind: Wir müssen uns
    trotzdem im Klaren sein, dass der Aufschwung keines-
    wegs schon gesichert ist. Deshalb müssen wir uns natür-
    lich weiter um die Ursachen der Krise kümmern und
    Vorsorge für die Zukunft treffen. Wir haben zu diesem
    Zweck in den vergangenen Jahren die wirtschafts- und
    finanzpolitischen Überwachungsverfahren innerhalb der
    Euro-Zone und innerhalb der Europäischen Union im-
    mer weiter verbessert. Ich glaube, wenn wir dieses In-
    strumentarium schon vor der Krise zur Verfügung gehabt
    hätten, dann wäre vieles von dem, was wir durchleben
    mussten, so nicht passiert. Umso wichtiger ist es, dass
    wir die von uns selbst herausgearbeiteten Verfahren jetzt
    auch konsequent anwenden.

    Da gibt es das Europäische Semester, das sich in den
    letzten vier Jahren etabliert hat. Es ist heute weitreichen-
    der und konkreter, als es jemals war. Ich begrüße das;
    aber ich glaube, wir dürfen dabei nicht stehen bleiben,
    sondern müssen uns gerade in der Euro-Zone in den
    nächsten Monaten weiter für die wirtschaftspolitische
    Koordinierung in den nationalen Politikbereichen einset-
    zen. Nur so können wir in einer Kombination aus fiskali-
    scher Solidität und wirtschaftspolitischer Koordinierung
    die Architektur der Wirtschafts- und Währungsunion
    nachhaltig stärken. Ich habe es in diesem Plenum oft ge-
    sagt: Jacques Delors hat schon vor Einführung des Euros
    darauf hingewiesen, dass Fiskaldisziplin allein nicht aus-
    reicht, um eine gemeinsame Währung auf Dauer stabil
    zu halten.

    Wir werden auf diesem Rat eine Bestandsaufnahme
    vornehmen und über übergreifende Schwerpunkte des
    diesjährigen Europäischen Semesters diskutieren. Es
    geht dabei um wachstumsfreundliche Konsolidierung,
    Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, Steigerung von Be-
    schäftigung, vor allem der Jugendbeschäftigung, sowie
    Arbeitsmarktreformen.

    Es zeigt sich, dass die Reformen, die in vielen Mit-
    gliedstaaten beschlossen wurden, zu wirken beginnen;
    aber dennoch gehört zu der augenblicklichen Lage auch
    ein Stück Vertrauensvorschuss. Deshalb werben wir für
    einen umfassenden Ansatz – Strukturreformen und mehr
    Wettbewerbsfähigkeit – und vor allen Dingen dafür, dass
    die EU-Institutionen, insbesondere die Kommission, die
    notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen.

    Wir sind alle in der Pflicht. Wir müssen unsere An-
    strengungen verstärken. Wir glauben, dass die Ergeb-
    nisse der Analysen im Rahmen des makroökonomischen
    Ungleichgewichteverfahrens, die von vielen Mitglied-
    staaten noch umgesetzt werden müssen, wirklich konse-
    quent umzusetzen sind. Wir begrüßen, dass die Kommis-
    sion, die sich mit den deutschen Ungleichgewichten
    befasst hat, nämlich mit den Leistungsbilanzüberschüs-
    sen, deutlich gemacht hat, dass sie nicht schädlich für die
    Euro-Zone sind. Das entspricht nach meiner festen
    Überzeugung den Tatsachen.

    Wichtig ist, dass wir sicherstellen, dass Unternehmen
    auch weiterhin in Europa produzieren. Hier haben wir
    eine Vielzahl von Herausforderungen zu bestehen. Ich





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    kann jetzt nicht auf alle Details eingehen, möchte aber
    sagen: Es gibt eine ganze Reihe von Bereichen in Eu-
    ropa, bei denen wir Sorge haben müssen, ob wir im welt-
    weiten Wettbewerb wirklich noch führend sind. Wenn
    ich mir die gesamte digitale Wirtschaft anschaue, stelle
    ich fest, dass wir einen erheblichen Nachholbedarf ha-
    ben. Deshalb werden wir uns von deutscher Seite sehr
    stark dafür einsetzen, dass der digitale Binnenmarkt
    möglichst schnell geschaffen wird. Wir wissen, dass wir
    Rahmenbedingungen schaffen müssen – in Form von
    Forschung und Entwicklung –, und wir wissen, dass wir
    etwas tun müssen, um die Bürokratie abzubauen. Des-
    halb begrüßen wir die Initiative REFIT der Europäischen
    Kommission, mit der zum ersten Mal Bürokratie abge-
    baut wird, und deshalb weisen wir darauf hin, dass alle
    Verfahren, die in diesen Zeiten, in denen der weltweite
    Wettbewerb wirklich hart ist, die Lage für unsere Unter-
    nehmen erschweren, wirklich unterbleiben müssen.

    Dazu gehören auch sehr harte Diskussionen über den
    Umgang mit der energieintensiven Industrie, die von uns
    im Zusammenhang mit der Novelle des Erneuerbare-
    Energien-Gesetzes und der Frage des Beihilfeverfahrens
    jetzt geführt werden, insbesondere vom Bundeswirt-
    schaftsminister. Ich kann nur sagen: Da die Energie-
    preise in den Vereinigten Staaten von Amerika heute
    deutlich niedriger sind als in Europa – um die Hälfte,
    zum Teil weniger als die Hälfte –, müssen wir die not-
    wendigen Voraussetzungen dafür schaffen – das muss
    uns die Europäische Kommission ermöglichen –, dass
    zumindest die Unternehmen, die im internationalen
    Wettbewerb stehen und in Europa wettbewerbsfähig
    sind, im internationalen Wettbewerb bestehen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es macht doch keinen Sinn, wenn wir auf der einen Seite
    über die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und
    über neue, gute, qualifizierte Arbeitsplätze sprechen und
    auf der anderen Seite die Rahmenbedingungen so setzen,
    dass die Unternehmen im weltweiten Wettbewerb er-
    kennbar nicht bestehen können. Deshalb hat die Bundes-
    regierung deutlich gemacht, dass sie die EEG-Umlage
    insgesamt nicht als Beihilfe sieht. Trotzdem müssen wir
    natürlich vorsorglich mit der Kommission verhandeln.
    Denn unsere Unternehmen brauchen Investitionssicher-
    heit, und die notwendigen Befreiungsbescheide müssen
    im Sommer des Jahres verschickt werden. Ansonsten
    werden Investitionen unterbleiben. Die Verhandlungen
    sind kompliziert. Ich bitte ganz einfach um breite Unter-
    stützung auch aus diesem Hause.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir werden uns bei diesem Europäischen Rat zudem
    dafür einsetzen, dass die EU eine führende Rolle bei der
    Bekämpfung der grenzüberschreitenden Steuerhinterzie-
    hung einnimmt und jetzt zügig die Erweiterung der Zins-
    besteuerungsrichtlinie verabschiedet sowie die Verhand-
    lungen mit den europäischen Drittstaaten entschlossen
    voranbringt. Wir haben hier positive Signale aus
    Luxemburg, und wir werden schauen, dass wir mög-
    lichst schnell vorankommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Meine Damen und Herren, wir sind, glaube ich, in
    diesem Hause mit sehr breiter Mehrheit davon über-
    zeugt, dass die Erfordernisse einer starken und wettbe-
    werbsfähigen europäischen Industrie einen ambitionier-
    ten Klimaschutz beinhalten, dass sich diese beiden
    Dinge also nicht widersprechen, sondern sehr gut in Ein-
    klang zu bringen sind. Darum geht es auch in der laufen-
    den Diskussion über die zukünftige Ausrichtung der eu-
    ropäischen Klima- und Energiepolitik. Hier ist der
    heutige Europäische Rat, wenn es auch noch keine ab-
    schließende Beschlussfassung geben wird, eine wichtige
    Etappe. Er ist eine wichtige Etappe, weil es auch um die
    internationalen Klimaverhandlungen und die internatio-
    nale Klimakonferenz am Ende des nächsten Jahres in Pa-
    ris geht, die wir durch unsere europäischen Beschlüsse
    natürlich auch unterstützen wollen.

    Die Europäische Kommission hat im Januar dieses
    Jahres eine EU-interne Treibhausgasminderung um
    40 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 und einen Anteil
    der erneuerbaren Energien von mindestens 27 Prozent
    vorgeschlagen. Diese Vorschläge sind die Basis für un-
    sere Beratungen. Es ist kein Geheimnis, dass wir uns in
    einigen Teilen ambitioniertere Vorschläge der Kommis-
    sion hätten vorstellen können, insbesondere beim Aus-
    bau der erneuerbaren Energien. Aber wir werden vor al-
    len Dingen darum ringen müssen, dass wir zu einer
    gemeinsamen Beschlussfassung kommen. Deutschland
    setzt sich hier sehr intensiv ein. Wir wollen, dass ein
    starkes Signal von Europa ausgeht, um besagte Klima-
    konferenz in Paris deutlich zu unterstützen. Dass diese
    Verhandlungen schwierig werden, auch innerhalb der
    Europäischen Union, kann ich Ihnen jetzt schon voraus-
    sagen. Aber wir werden dafür werben, dass alle Mit-
    gliedstaaten der Europäischen Union ihren Beitrag zum
    Klimaschutz leisten.

    Meine Damen und Herren, wir werden beim Europäi-
    schen Rat natürlich auch über die Energieversorgungssi-
    cherheit sprechen. Gerade im Zusammenhang mit den
    Ereignissen in der Ukraine spielt dieses Thema insbe-
    sondere für unsere östlichen Nachbarn eine große Rolle.
    Wir müssen mit Nachdruck und Hochdruck an einem eu-
    ropäischen Energiebinnenmarkt arbeiten. Hier sind in
    den letzten Jahren, auch durch die Initiativen des EU-
    Kommissars Günther Oettinger, vielfältige Verbesserun-
    gen erfolgt. Aber unsere Anstrengungen müssen fortge-
    setzt werden, um unsere Energiebezugsquellen und
    Transportwege weiter zu diversifizieren und unsere Im-
    portabhängigkeiten weiter zu verringern. Dazu müssen
    wir neben den Möglichkeiten des Energieimports auch
    die Möglichkeiten der Energieeffizienz ins Auge fassen.
    Die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien ist
    natürlich auch ein Beispiel dafür, wie man unabhängiger
    wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Der Netzausbau ist eine zentrale Voraussetzung, das Ziel
    eines EU-Energiebinnenmarkts zu verwirklichen; des-
    halb wird es auch genau darum gehen.

    Sie sehen an der Themenstellung – erst recht, wenn
    das Thema Ukraine noch hinzukommt –, welch kompak-





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    ten Arbeitsauftrag wir in den nächsten 24 Stunden ha-
    ben. Sie sehen, dass es darum geht, einen Gesamtansatz
    einer Wirtschafts-, Industrie-, Energie- und Klimapolitik
    hinzubekommen, von dem wir der Überzeugung sind,
    dass er die Basis für Wohlstand und mehr Beschäftigung
    bilden kann. Wir sind uns allerdings bewusst, dass dies
    letztlich nur gelingt, wenn wir unseren Blick auch nach
    außen richten, weil wir uns immer mit den Besten in der
    Welt messen müssen und demzufolge unsere Wachs-
    tumschancen definieren müssen.

    Das gilt auch mit Blick auf die Vereinigten Staaten
    von Amerika; ich habe auf die Energiepreise hingewie-
    sen. Europa und die USA erwirtschaften gemeinsam fast
    die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung. Fast ein
    Drittel des Welthandels wird über den Atlantik abgewi-
    ckelt. Wir sind deshalb der tiefen Überzeugung, dass die
    Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen
    den USA und der EU von den Mitgliedstaaten unter-
    stützt werden müssen und dass wir hier zu einem solchen
    Abkommen kommen müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, ich kenne all die Vorbe-
    halte. Aber ich glaube, wenn wir nur mit Blick darauf,
    was alles schwierig ist, an dieses Thema herangehen,
    dann werden wir Folgendes erleben: Die USA werden
    mit nahezu allen anderen Regionen dieser Welt Freihan-
    delsabkommen abschließen,


    (Zuruf von der LINKEN: Das machen sie ja!)


    und auch wir werden mit sehr vielen Regionen dieser
    Welt Freihandelsabkommen abschließen. Aber ausge-
    rechnet die beiden führenden Märkte, im Übrigen noch
    angesiedelt in erkennbar demokratischen Gesellschaften,
    wären nicht in der Lage, miteinander ein Freihandelsab-
    kommen abzuschließen. Wenn das unsere Maßgabe sein
    sollte, dann sind wir auf dem Holzweg; das ist meine
    tiefe Überzeugung. Das muss zu schaffen sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber ich sage auch: Es gibt komplizierte Sachver-
    halte. Ich nenne nur das Thema Datenschutz. Ich könnte
    viele andere Dinge nennen. Wir werden alle Bedenken
    ernst nehmen. Lassen Sie uns aber an diese Verhandlun-
    gen so herangehen, dass es etwas wird, und lassen Sie
    uns nicht Gründe finden, damit es nichts wird. Nur ein
    offenes und erfolgreiches Europa kann seine Interessen
    und Werte überzeugend vertreten und auch seine Part-
    nerschaften leben.

    Darum geht es auch, wenn am 2. und 3. April in Brüs-
    sel der EU-Afrika-Gipfel stattfindet. Der Europäische
    Rat heute und morgen dient auch der Vorbereitung die-
    ses Treffens. An diesem Treffen werden etwa 80 Staats-
    und Regierungschefs teilnehmen. Wir wollen natürlich,
    dass von diesem Gipfel das Signal einer langfristigen,
    verlässlichen Zusammenarbeit mit unserem Nachbar-
    kontinent ausgeht. Das Thema des EU-Afrika-Gipfels
    lautet „In Menschen, Wohlstand und Frieden investie-
    ren“. Dieses Thema verdeutlicht die Bandbreite unserer
    EU-Afrika-Beziehungen, ihre Herausforderungen und
    Chancen. Es weist auf die besondere Rolle hin, die
    Afrika für Europa spielt.

    Wir wollen dieser Verantwortung gerecht werden. Ich
    erinnere nur daran, dass wir bis zu den aktuellen Diskus-
    sionen über die Ukraine sehr intensiv über die Rolle und
    die Situation in Afrika gesprochen haben. Das darf jetzt
    nicht aus dem Blick geraten. Wir beobachten ein ver-
    stärktes Engagement, zum Beispiel von China, Indien,
    Brasilien, auch der Türkei, in Afrika. Das Gipfelthema
    betont natürlich nicht nur unsere Partnerschaft, sondern
    auch die Eigenverantwortung afrikanischer Staaten, die
    Verantwortung für ihren eigenen Wohlstand und ihre Si-
    cherheit. Dazu zählen der Schutz der Menschenrechte,
    der Kampf gegen Korruption und der Schutz von Min-
    derheiten; was das angeht, mussten wir in diesen Tagen
    leidvolle Erfahrungen machen. Dafür werde ich sehr ent-
    schieden werben. Gute Regierungsführung und die ener-
    gische Bekämpfung der Korruption sind nämlich ent-
    scheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche
    wirtschaftliche Entwicklung. Mit der wachsenden Trans-
    parenz, mit dem global verbreiteten Internet werden
    auch in Afrika die Menschen, die Bevölkerung, die Bür-
    gerinnen und Bürger der Länder nicht mehr einfach hin-
    nehmen, dass gute Regierungsführung nicht vorhanden
    ist, sondern sie werden dagegen aufbegehren. Wir kön-
    nen das gut verstehen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Wir wollen diese gute Regierungsführung im Rahmen
    unserer Möglichkeiten weiterhin unterstützen. Ich werde
    auch für unsere sogenannte Ertüchtigungsinitiative zur
    Befähigung geeigneter afrikanischer Partner der Afrika-
    nischen Union und der Regionalorganisationen zur Wah-
    rung von Frieden und Sicherheit auf dem afrikanischen
    Kontinent werben. Wir glauben: Wir müssen Hilfe zur
    Selbsthilfe leisten, damit die afrikanischen Länder selber
    in der Lage sind, für ihre Sicherheit zu sorgen. Unsere
    afrikanischen Partner müssen durch Beratung, Ausbil-
    dung und auch durch Ausrüstung in die Lage versetzt
    werden, selbst für Stabilität und Sicherheit zu sorgen;
    denn Stabilität und Sicherheit sind die Grundvorausset-
    zungen für die weitere Entwicklung in vielen afrikani-
    schen Staaten.

    Die Übernahme von Eigenverantwortung in den Re-
    gionen und die Stärkung der Regionalorganisationen und
    der Afrikanischen Union, das sind die Ziele, mit denen
    wir an die Zusammenarbeit herangehen. Die Europäi-
    sche Union kann hier noch mehr leisten. Wir werden un-
    seren Verpflichtungen gerecht. Die aktuellen sicherheits-
    politischen Herausforderungen kennen Sie: in Mali, am
    Horn von Afrika, im Südsudan, in der Zentralafrikani-
    schen Republik. Hier zeigt sich die Bedeutung Europas
    als Partner Afrikas. Die Europäische Union engagiert
    sich in diesen Krisenherden mit ihren Krisenmanage-
    mentkapazitäten oder plant aktuelle Einsätze.

    Meine Damen und Herren, die Bundesregierung setzt
    sich mit aller Kraft dafür ein, dass die Europäische
    Union auch in Zukunft ihr Versprechen von Frieden, von
    Freiheit und Wohlstand einhalten kann. Gerade in diesen





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Tagen erleben wir, dass dies alles andere als selbstver-
    ständlich ist. Gerade in diesen Tagen erleben wir auch,
    wie wichtig es ist, dass die Europäische Union immer
    wieder zu gemeinsamen Antworten findet. Ich bin über-
    zeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können. Deshalb ar-
    beitet die Bundesregierung dafür, und ich bitte um Ihre
    Unterstützung.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort erhält zunächst der Kollege Gregor Gysi für
die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

    deskanzlerin, ich finde, Sie hätten lieber unseren Ent-
    schließungsantrag vorlesen sollen; das wäre inhaltsrei-
    cher gewesen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber kommen wir zum Ernst der Lage zurück. Ich
    sage: Die Lage ist wirklich ernst im Bezug auf die
    Ukraine und Russland, aber nicht hoffnungslos. Die
    Krim soll nun, unter Bruch des Völkerrechts, Bestandteil
    Russlands werden. Das Verfassungsgericht in Russland
    hat schon zugestimmt; jetzt werden noch die beiden
    Kammern des Parlaments zustimmen. Es ist übrigens
    interessant, dass Russland sich keine Gedanken da-
    rüber macht, dass dadurch natürlich aufseiten der
    Ostukraine, wenn Parlaments- und Präsidentschafts-
    wahlen anstehen, über 1 Million Wählerinnen und
    Wähler fehlen – was ja auch Folgen hat. Aber das in-
    teressiert Russland nicht.

    Wie vorhergesagt, hat sich Putin tatsächlich auf den
    Kosovo berufen. Ich bleibe dabei: Die Abtrennung des
    Kosovo war ein Bruch des Völkerrechts;


    (Beifall bei der LINKEN)


    da können Sie hier über edle Motive erzählen, was Sie
    wollen. Soldaten gab es nicht nur auf der Krim, Soldaten
    gab es auch im Kosovo. Einen Volksentscheid gab es üb-
    rigens nur auf der Krim und nicht im Kosovo.


    (Zuruf des Abg. Dr. Franz Josef Jung [CDU/ CSU])


    Aber ich habe keine Zweifel, dass die Mehrheit der Be-
    wohnerinnen und Bewohner des Kosovo die Abtrennung
    wollte. Wir können ebenfalls nicht leugnen, dass auch
    eine große Mehrheit der Bevölkerung auf der Krim die
    Abtrennung will. Nur ist das für mich – das will ich auch
    gleich sagen – kein Grund.

    Auf eines möchte ich Sie hinweisen: Aus dem Bruch
    des Völkerrechts kann irgendwann im Völkerrecht Ge-
    wohnheitsrecht entstehen, und das ist nicht ungefährlich.
    Deshalb habe ich Sie damals beim Kosovo so gewarnt.
    Ein bedrängter, unterdrückter Bevölkerungsteil – auch
    ein Bevölkerungsteil, gegen den Gewalt angewendet
    wird –, muss das Recht haben, sein Land zu verlassen –
    aber nicht mit Territorium; das geht nur mit Zustimmung
    des Staates, zu dem das Territorium gehört. Diesen
    Grundsatz haben Sie im Kosovo gebrochen, und dafür
    zahlen wir jetzt.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Franz Josef Jung [CDU/CSU]: Auf der Krim gab es kein Srebrenica!)


    Ich weiß, es gibt auch andere völkerrechtliche Auffas-
    sungen, sowohl in Bezug auf den Kosovo als auch in
    Bezug auf die Krim. Zum Beispiel wird gesagt, dass
    Chruschtschow unter Verletzung sowjetischen Rechts
    damals die Krim der Ukraine übergeben hat; er war ja
    selbst Ukrainer. Ehrlich gesagt, meine Auffassung ist
    dies nicht. Ich sage: In beiden Fällen war bzw. ist es völ-
    kerrechtlich nicht legitim.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Hinweis auf die ukrainische Verfassung, der von
    Ihnen immer kommt – auch von Ihnen, Frau Bundes-
    kanzlerin –, ist nicht besonders glaubwürdig. Sie sagen
    auf der einen Seite: Die ukrainische Verfassung verbietet
    eine eigene Volksabstimmung auf der Krim ohne Zu-
    stimmung der Zentralregierung. – Auf der anderen Seite
    interessiert es Sie aber nicht, dass in der ukrainischen
    Verfassung steht, dass der Präsident nur mit 75 Prozent
    der Stimmen im Parlament abgewählt werden darf – die
    nicht zusammenkamen. Also: Entweder die Verfassung
    gilt, oder sie gilt nicht.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Heraus kommt auf jeden Fall eines: dass der Über-
    gangspräsident und die Übergangsregierung nicht legi-
    tim sind; daran können Sie nichts ändern. Man kann mit
    ihnen trotzdem verhandeln – das bestreite ich nicht –;
    aber man muss wissen – und es ihnen sagen –, dass sie
    nicht legitim sind.

    Wie wird es weitergehen? Ich sage es Ihnen: Letztlich
    werden irgendwann, früher oder später, alle Regierungen
    irgendwie akzeptieren, dass die Krim zu Russland ge-
    hört.

    Nun sagen Sie: Man muss Sanktionen beschließen;
    denn wenn man keine Sanktionen beschlösse, dann be-
    deutete das, eine Völkerrechtsverletzung einfach hinzu-
    nehmen. Wirklich?

    Ich erinnere Sie an ein Beispiel: 1974 besetzten türki-
    sche Truppen den Nordteil Zyperns. Das war eindeutig
    und unbestritten völkerrechtswidrig. Sie haben damals
    nicht eine einzige Sanktion gegen die Türkei beschlos-
    sen. Warum nicht? Nur weil die Türkei im Gegensatz zu
    Russland in der NATO ist? Warum setzen Sie immer
    diese unterschiedlichen Maßstäbe? Warum können wir
    nicht mal einheitliche Maßstäbe setzen und anwenden?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Übrigens: Zypern ist bis heute geteilt.


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch mal etwas zu Putin!)






    Dr. Gregor Gysi


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich sage auch: Sanktionen sind keine Politik, sondern
    ein Ersatz dafür. Die USA drängen aber auf Sanktionen,
    weil die Antwort Russlands, die darauf erfolgen kann,
    nicht die USA, sondern die Europäerinnen und Europäer
    und insbesondere die Deutschen treffen würde. Frau
    Merkel, Sie sind hier wieder das, was Sie bei der US-Re-
    gierung immer sind: Sie sind hörig gegenüber der US-
    Regierung.