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    Plenarprotokoll 18/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 I n h a l t : Zur Geschäftsordnung Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 842 A Zusatztagesordnungspunkt 2: Wahl von Mitgliedern des Verwaltungsra- tes der Kreditanstalt für Wiederaufbau ge- mäß § 7 Absatz 1 Nummer 4 des Gesetzes über die Kreditanstalt für Wiederaufbau  Drucksache 18/398 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 843 B Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin (Fortsetzung der Aussprache) . . . . . . . . . . . . . 843 B Verkehr und digitale Infrastruktur . . . . . . 843 B Alexander Dobrindt, Bundesminister  BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 843 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 846 C Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 848 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 849 C Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 851 B Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 852 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 853 A Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 C Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 856 D Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 857 A Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 A Reinhold Sendker (CDU/CSU). . . . . . . . . . . . 860 A Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 861 B Birgit Kömpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 861 D Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 863 A Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 C Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 866 A Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 866 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 A Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 869 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . 869 D Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 870 D Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 872 A Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 873 B Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 874 B Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . 875 B Steffen Kanitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 876 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 Bildung und Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . 877 D Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 878 A Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 880 A Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . 881 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 882 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 883 C Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 885 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 886 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 887 B Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 887 C Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 888 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 889 D Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 890 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 890 B Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 B Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 892 C Zusatztagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte: zur aktuellen Situation in der Ukraine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 894 A Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 894 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 895 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 895 D Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 896 D Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . 897 A Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 898 B Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 899 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 900 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 900 B/D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 901 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 901 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 841 (A) (C) (D)(B) 12. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Berichtigung 10. Sitzung, Seite 657 B, zweiter Absatz, zweiter Satz ist wie folgt zu lesen: „Jetzt will ich nicht, dass wir uns anmaßen, eine Leadership-Funktion zu übernehmen, aber vielleicht könnte es eine „Smart Leadership“-Funktion sein: nicht oberlehrerhaft, nicht selbstgefällig, nicht populistisch, sondern ergebnisorientiert und nachhaltig. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 901 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 31.01.2014 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 31.01.2014 Binninger, Clemens CDU/CSU 31.01.2014 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 31.01.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 31.01.2014 Ehrmann, Siegmund SPD 31.01.2014 Freitag, Dagmar SPD 31.01.2014 Gerdes, Michael SPD 31.01.2014 Giousouf, Cemile CDU/CSU 31.01.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 31.01.2014 Dr. Hahn, André DIE LINKE 31.01.2014 Hardt, Jürgen CDU/CSU 31.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 31.01.2014 Kauder, Volker CDU/CSU 31.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 31.01.2014 Kühn-Mengel, Helga SPD 31.01.2014 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 31.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31.01.2014 Mast, Katja SPD 31.01.2014 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 31.01.2014 Dr. Murmann, Philipp CDU/CSU 31.01.2014 Dr. Neu, Alexander S. DIE LINKE 31.01.2014 Nietan, Dietmar SPD 31.01.2014 Petzold (Havelland), Harald DIE LINKE 31.01.2014 Pofalla, Ronald CDU/CSU 31.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Haushaltsausschuss hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen ab- sieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 12 Titel 681 12 – Arbeitslosen- geld II bis zur Höhe von 700 Mio. Euro Drucksachen 18/131(neu), 18/305 Nr. 5 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Mitteilung gemäß § 4 Absatz 2 Satz 6 des Haushaltsge- setzes 2013 i. V. m. § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine außerplanmä- ßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 15 11 Titel 712 01 – Große Baumaßnahme des Robert Koch-Insti- tuts Drucksachen 18/132, 18/305 Nr. 6 Rüthrich, Susann SPD 31.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 31.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 31.01.2014 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 31.01.2014 Schmidt (Wetzlar), Dagmar SPD 31.01.2014 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31.01.2014 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 31.01.2014 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 31.01.2014 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 31.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 902 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2014 (A) (C) (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 02 Titel 686 01 Erläuterungs- nummer 2 – Zuweisungen an den Fonds für Opfer der Heimerziehung Ost Drucksachen 18/133, 18/305 Nr. 7 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 17 10 Titel 681 02 – Elterngeld – bis zu einer Höhe von 280 Mio. Euro Drucksachen 18/148, 18/305 Nr. 9 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 893 01 – Prämien nach dem Wohnungsbau-Prämiengesetz – bis zur Höhe von 30 Mio. Euro Drucksachen 18/264, 18/305 Nr. 11 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2013 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmä- ßige Ausgabe bei Kapitel 07 04 Titel 632 01 „Verwal- tungskostenerstattung an Länder“ bis zur Höhe von 5,556 Mio. Euro Drucksachen 18/265, 18/305 Nr. 12 ö (D) kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 12. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 2 Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung: Wahl: Verwaltungsrat der KfW TOP 1 Verkehr und digitale Infrastruktur TOP 1 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit TOP 1 Bildung und Forschung ZP 1 Vereinbarte Debatte zur Situation in der Ukraine Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herzlichen Glückwunsch, Herr Kollege Kanitz, zu Ih-

    rer ersten Rede und viel Erfolg bei der künftigen parla-
    mentarischen Arbeit.


    (Beifall)


    Damit ist auch für diesen Geschäftsbereich die vorge-
    sehene Debatte, heute jedenfalls, zu Ende.

    Ich rufe nun als nächsten Geschäftsbereich den Be-
    reich Bildung und Forschung auf. Auch hierfür ist eine





    Präsident Dr. Norbert Lammert


    (A) (C)



    (D)(B)

    60-minütige Debatte vereinbart. Das Wort erhält zu-
    nächst die Bundesministerin Dr. Johanna Wanka.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Dagmar Ziegler [SPD])


    Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung
    und Forschung:

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie kann
    es sein, dass Deutschland – dieses kleine Deutschland –
    das Land in der Welt ist, das absolut betrachtet die meis-
    ten Hightechprodukte exportiert, mehr als die riesigen
    USA und mehr als China, die ja ganz andere Produk-
    tionskapazitäten haben? Wie kann es sein, dass Deutsch-
    land, wo gerade einmal 1,2 Prozent der Weltbevölkerung
    leben, die viertstärkste Industrienation ist? Da muss man
    mit Recht fragen: Was ist die Basis dafür? Die Basis ist
    Deutschlands starke Innovationskraft. Sie gründet auf
    Forschung und Entwicklung und Bildung.

    Wenn man sich – es gibt viele Rankings – die schönen
    Zahlen anschaut, wird aber auch eines klar: Der globale
    Wettbewerb wird stärker, wird heftiger. Deswegen ist der
    Koalitionsvertrag ein starkes Signal, dass gute Bildung
    und leistungsstarke Forschung in unserem Land weiter-
    hin eine Zukunft haben. Dafür werden wir uns in den
    nächsten vier Jahren gemeinsam engagieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir untermauern das im Koalitionsvertrag mit finan-
    ziellen Zusagen. Von den 23 Milliarden Euro, die zusätz-
    lich bereitgestellt werden, fließen 9 Milliarden Euro
    – das ist der größte Brocken, mehr als ein Drittel – in die
    Bereiche Forschung, Hochschule, Schule, Kita. Davon
    wollen wir 6 Milliarden Euro so anlegen, dass die Län-
    der entlastet werden. Die Koalition macht damit deut-
    lich, dass Bildung, Wissenschaft und Forschung für sie
    weiterhin Kernanliegen sind. Für mich resultieren daraus
    für die nächsten Jahre drei Hauptaufgaben – sie sind ent-
    scheidend –:

    Erstens: die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands stär-
    ken, das heißt, die gerade beschriebene Innovationskraft
    erhalten und nach Möglichkeit ausbauen. Das ist ein
    zentrales Ziel.

    Zweitens: die Zukunftsarchitektur des Wissenschafts-
    systems bauen, das heißt die Leitplanken für die dynami-
    sche Weiterentwicklung des Systems.

    Drittens: Bildungsgerechtigkeit. Wir leben in einem
    reichen Land. In diesem Land müssen jedem und jeder
    Lebenschancen durch Bildung eröffnet werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie schön! Das passt ja zum Koalitionsvertrag!)


    Zum Punkt Wettbewerbsfähigkeit. Seit acht Jahren
    bündeln Bundesregierung, Wissenschaft und Wirtschaft
    in der Hightech-Strategie ihre Kräfte für Innovation. Das
    zahlt sich aus. 2012 haben wir zum ersten Mal erreicht,
    dass 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – dabei ist die
    Wirtschaft in starkem Maße, zu zwei Dritteln, beteiligt –
    für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden. In
    zahlreichen Rankings – von der EU und von vielen ande-
    ren – steht Deutschland sehr gut da.

    Wirtschaftsminister Gabriel hat gestern das Thema
    Batterieforschung angesprochen. Ich will dieses Thema
    als Beispiel nehmen, um zu illustrieren, wie die High-
    tech-Strategie funktionieren kann und funktioniert. Bat-
    terieforschung ist für die Energiewende von zentraler
    Bedeutung. Deutschland war im letzten Jahrhundert auf
    diesem Gebiet weltmarktführend. Im Jahr 2008 dagegen
    gab es kaum noch Professoren für Elektrochemie, es gab
    in diesem Bereich nur ganz wenige Wissenschaftler
    überhaupt, es gab keine nachfragende Industrie. Es war
    aber schon damals klar, dass dieser Bereich in den
    nächsten Jahren systemrelevant werden würde. Deswe-
    gen wurde im Rahmen der Hightech-Strategie wirklich
    viel Geld in die Hand genommen, um diesen Bereich zu
    pushen. Mittlerweile sind wir im Forschungsbereich der
    modernen elektrochemischen Batterien wieder welt-
    marktführend.

    Das reicht aber noch nicht aus. Der Ansatz ist: Es
    muss transferiert werden. Wir haben einen Industriever-
    bund, dem alle Firmen, die mit der Wertschöpfung der
    Batterieproduktion zu tun haben, angehören. Darüber hi-
    naus haben wir in Ulm die Schaffung einer Produktions-
    anlage unterstützt, in der geforscht werden kann. Diese
    startet im Sommer ihren Betrieb. Das ist ein entschei-
    dender Schritt auf dem Weg, vielleicht auch in der Pro-
    duktion eine Weltmarktführerschaft zu erreichen. Zur
    Massenproduktion ist aber ein weiterer Schritt nötig. Ich
    will mich gerne zusammen mit meinem Kollegen
    Gabriel um dieses Thema kümmern.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Eine solche Hightech-Strategie zu verfolgen, die
    Innovationskraft zu stärken, ist das eine. Darüber hinaus
    ist es genauso wichtig, dass Deutschland als starke In-
    dustrienation eine große Verantwortung für die globalen
    Aufgaben, die globalen Herausforderungen in der Welt
    übernimmt. In der Debatte zum vorherigen Tagesord-
    nungspunkt ging es um Klimawandel. Hier wird sich
    Deutschland, gerade weil wir auf diesem Gebiet stark
    sind, auch mit Forschungsleistungen hervortun müssen.

    Die Hightech-Strategie wollen wir – das haben wir im
    Koalitionsvertrag beschlossen – ressortübergreifend zu
    einer allgemeinen Forschungs- und Innovationsstrategie
    weiterentwickeln. Dabei muss man immer wieder beto-
    nen: Es geht nicht nur um wirtschaftliche Innovationen;
    genauso entscheidend und wichtig sind gesellschaftliche
    Innovationen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Eckpunkte zu dieser Weiterentwicklung will ich im
    zweiten Quartal vorlegen.

    Diese Weiterentwicklung wollen wir sehr eng mit
    dem Programm Horizon 2020 auf europäischer Ebene
    verzahnen. Auch die Kooperation mit Entwicklungslän-
    dern und aufstrebenden Wissenschaftsländern wollen
    wir forcieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)






    Bundesministerin Dr. Johanna Wanka


    (A) (C)



    (D)(B)

    Im Mittelpunkt stehen natürlich die Bereiche, die In-
    novationstreiber sind; ich kann das jetzt nicht im Detail
    ausführen. Als Beispiel nenne ich die Digitalisierung:
    Wir haben das Wissenschaftsjahr zur Digitalisierung, wo
    es vor allem um die Diskussion mit der Bevölkerung und
    deren Ängste geht. Wir werden zum Beispiel im Früh-
    jahr zwei große Kompetenzzentren für Big Data eröff-
    nen. Beim Projekt Industrie 4.0 sind wir gut aufgestellt.
    Mit dieser Strategie können wir ganz weit oben mitspie-
    len. Daraus ergeben sich riesige Chancen zur Erhaltung
    des Wohlstands in Deutschland.

    Zur Energieforschung. Die Energieforschung müssen
    wir an den Themen der Energiewende ausrichten. Wir
    haben im letzten Jahr die Forschungsplattform Energie-
    wende gebildet, die in sehr starkem Maße ein Gremium
    zur Abstimmung auch mit Wirtschaft und Wissenschaft
    ist. Im Rahmen dieses Forschungsforums werden wir bis
    Ende dieses Jahres mit allen Beteiligten, das heißt mit
    Wirtschaft, Umwelt und Wissenschaft, eine Forschungs-
    agenda im Bereich Energie für die nächsten Jahre auf-
    stellen: Was sind die Themen, die zuerst bearbeitet wer-
    den müssen? Worauf wollen wir uns konzentrieren? –
    Diese Agenda steht zum Ende des Jahres.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Zum Thema Gesundheitsforschung. Gesundheitsfor-
    schung wird weiterhin einen hohen Stellenwert behalten.
    Dies gilt auch für die anderen Themen, die in der High-
    tech-Strategie zu finden sind.

    Im Zusammenhang mit der Wettbewerbsfähigkeit
    sind auch die Fachkräfte ein wichtiges Thema. Wir ha-
    ben in Deutschland zwei starke Säulen in Bezug auf die
    Ausbildung von Fachkräften. Die erste Säule ist der aka-
    demische Bereich. Hier haben wir in den letzten Jahren
    sehr viel gemacht; von Bund und Ländern sind Milliar-
    den geflossen. Die Erfolge waren groß, wie man zum
    Beispiel an der Zahl der Studierenden sehen kann. Es ist
    auch beabsichtigt, das fortzuführen. Ich nenne nur die
    dritte Phase des Hochschulpaktes.

    Die zweite Säule im Bereich Fachkräfteausbildung ist
    das duale Ausbildungssystem. Dieses wird weltweit ge-
    lobt und bewundert. Hier besteht aber Handlungsbedarf.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das ist ein entscheidender Schwerpunkt in dieser Legis-
    laturperiode. Wir wollen für den Bereich der beruflichen
    Bildung vieles tun, zum Beispiel mit dem großen Paket
    „Chance Beruf“. Natürlich geht es – ohne auf Details
    einzugehen – auch darum, das eine oder andere modell-
    haft auszuprobieren. Uns geht es in dieser Legislatur-
    periode aber darum, Dinge, die gut und wichtig sind, flä-
    chendeckend umzusetzen. Das ist das strategische Ziel.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dass die präventiven Möglichkeiten für junge Leute
    im Bereich „Chance Beruf“ genutzt werden, ist einer-
    seits natürlich volkswirtschaftlich wichtig – wir brau-
    chen die Fachkräfte –, aber nicht nur. Denn das ist ande-
    rerseits auch entscheidend für das Lebensglück der
    Menschen, weil nur eine gerechte Bildung individuelle
    Zukunftschancen ermöglicht. Deswegen ist das Thema
    Bildungsgerechtigkeit ganz zentral.

    Wir werden den Ausbildungspakt gemeinsam mit al-
    len Sozialpartnern weiterentwickeln und das Thema „all-
    gemeine Weiterbildung“ – gerade auch für die Älteren –
    sehr stark mit in den Fokus nehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    – Ich habe gerade das Wort „Wochenende“ hinter mir im
    Präsidium gehört und dachte, das bezieht sich auf meine
    Rede.


    (Heiterkeit und Beifall)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Der Redner sollte sich immer nach vorne konzentrie-

ren, Frau Ministerin, nie nach hinten.


(Heiterkeit)


Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung
und Forschung:

Ich dachte, das war eine launige Bemerkung zur Wei-
terbildung.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zu dem Bereich Bildungsgerechtigkeit gehört natür-
lich auch das Thema Ausbildungsförderung bzw.
BAföG. Wir haben vor wenigen Tagen den 20. BAföG-
Bericht im Kabinett verabschiedet. Die letzte Novelle im
Jahre 2010 hat strukturelle Veränderungen gebracht, so-
dass wir jetzt sagen können: Migranten erhalten sehr viel
häufiger als zuvor BAföG, und unsere deutschen Studen-
ten sind sehr viel flexibler, wenn es um Auslandsaufent-
halte geht. Die nächste BAföG-Novelle muss aber kom-
men, und wir gehen zügig an diese Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme zum letzten Punkt. Es geht um die Zu-
kunft des Wissenschaftssystems. Wir müssen die neue
Architektur in diesem Bereich weiterbauen. Sie alle wis-
sen: Es gibt Pakte und die Exzellenzinitiative. Wir haben
dort ganz viel in Bewegung gebracht; es gibt eine große
Dynamik. Wir können jetzt aber nicht damit fortfahren,
dass ständig neuer Wettbewerb entsteht, sondern daraus
müssen jetzt auch einmal langfristige Strukturen erwach-
sen. Vor allen Dingen muss die Balance zwischen den
außeruniversitären Einrichtungen und den Hochschulen
wiederhergestellt werden. Deswegen geht der Bund dort
entscheidend heran; er will sich an der Grundfinanzie-
rung der Hochschulen beteiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn und in welcher Höhe?)


Das alles kann man nur in Verhandlungen mit den
Ländern erreichen. Der Bund ist hier nicht der alleinige
Spieler. Wir versuchen, gemeinsam mit den Ländern ei-
nen nationalen Zukunftspakt zu schnüren.

Wir müssen weiter über Art. 91 b des Grundgesetzes
diskutieren. Ich glaube, wenn wir dort Bewegung errei-





Bundesministerin Dr. Johanna Wanka


(A) (C)



(D)(B)

chen, dann werden wir das Geld sehr viel besser einset-
zen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben ehrgeizige Ziele, die für viele Häuser rele-
vant sind. Bei dem einen oder anderen Ziel ist das Herz-
blut in den Häusern naturgemäß sicher unterschiedlich
verteilt; das ist völlig klar. Diese Koalition steht aber ge-
meinsam für Innovationen, für nachhaltigen Wohlstand
und für individuelle Zukunftschancen für alle in diesem
Land.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Als nächster Rednerin erteile ich das Wort Frau Kol-

    legin Nicole Gohlke, Fraktion Die Linke.


    (Beifall bei der LINKEN)