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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Frank Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Es ist viel gesagt worden, und bei dem, was
    wir dabei denken und fühlen, gibt es eine große Schnitt-
    menge.

    Humanitäre Hilfe ohne Humanität wird ganz schnell
    zu Bürokratismus verkommen. Humanität ohne gesetz-
    lich fixierte Strukturen kann wiederum ganz schnell zu
    Sozialromantik verführen.

    Wer über Krankheitserreger schwadroniert, ohne die
    Wunden zu verbinden, der macht sich schuldig. Doch
    wer immer nur Sälbchen schmiert, ohne den Ursachen
    zu begegnen, der beruhigt zwar auf der einen Seite sein
    Gewissen, löst aber auf der anderen Seite das Problem
    letztlich nicht. Daher braucht man beides: ganz persönli-
    che emotionale Betroffenheit und ein stimmiges europäi-
    sches Handlungskonzept, wie wir das von den Rednern
    der verschiedensten Fraktionen übereinstimmend gehört
    haben.

    Wir erleben eine humanitäre Katastrophe vor unserer
    Haustür; anders können wir das nicht nennen. Dazu dür-
    fen wir weder schweigen noch Ängste schüren.

    Ihnen, meine Damen und Herren von der Linkspartei,
    gebührt das Verdienst, uns mit diesem Antrag, den wir
    heute in der ersten Sitzungswoche dieses Jahres debattie-
    ren, in der ersten Plenarwoche nach der Konstituierung
    des Ausschusses für Menschenrechte und Humanitäre
    Hilfe, die Dringlichkeit der Katastrophe vor Augen zu
    führen. Dafür danke!


    (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guck mal!)


    Sie müssen sich aber auch sagen lassen, dass Sie
    durch die Formulierung „Massensterben“ in der Über-
    schrift und auch später im Antragstext so massiv pole-
    misieren, dass man versucht ist, diesen Antrag so zu
    deuten, dass dies eine parteipolitisch motivierte populis-
    tische Spielwiese für Sie ist. Sei es drum.


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Quatsch!)


    Die Menschen sind es wert, dass wir unsere Augen
    nicht verschließen und alle Kräfte bündeln, wie mein
    Kollege Veit es gerade gesagt hat, um das Leid an den
    Grenzen der EU zu vermindern. Helfen wir den Men-
    schen, und behandeln wir die Ursachen! Beginnen wir
    bei den Menschen!

    Lassen Sie mich, bevor ich mich einigen Zahlen zu-
    wende – es sind schon viele genannt worden –, ein Er-
    lebnis wiedergeben, von dem EU-Kommissionspräsident
    José Manuel Barroso berichtet hat, als er hier in Berlin
    war.

    Ja, er als Person war umstritten, als er kurz nach der
    Katastrophe nach Lampedusa ging. Aber dann erzählte
    er, was sich bei ihm ins Gedächtnis eingebrannt hat, als
    er die Leichen und darunter insbesondere eine sah. Er
    berichtete von einer gebärenden Mutter, deren Nabel-
    schnur noch nicht einmal getrennt war. Säugling und
    Mutter waren tot.

    Diese Bilder schockieren. Wir müssen diese Ge-
    schichten kennen, uns ihnen stellen und sie uns zumuten.
    Genau darum geht es. Hinter jeder dieser Statistiken und
    Zahlen, von denen wir heute gehört haben und gleich
    noch hören, stehen einzelne Menschen, und mit jedem
    Menschen stirbt auch Hoffnung, eine Zukunft. Jeder die-
    ser Menschen hat ein Recht auf Leben, auf Überleben
    und auf ein Leben in Würde.

    Zur Situation am 3. Oktober 2013: Der 3. Oktober ist
    ein Tag, an dem wir in Deutschland jedes Jahr einen Tri-
    umph der Menschenrechte feiern. Dieser Tag war 2013
    ein schwarzer Tag für die Menschenrechte: über
    400 Tote vor Lampedusa. Es gab öffentliche Reaktionen
    – wir haben es gerade gehört – von Papst Franziskus bis
    zu Vertretern aller unserer Fraktionen und weit darüber
    hinaus.

    In Syrien erleben wir derzeit eine schon lange andau-
    ernde Katastrophe mit 2 Millionen Flüchtlingen. Ich
    konnte mich unter anderem mit Kollegen aus anderen
    Fraktionen davon überzeugen, wie der Libanon damit
    umgeht, ein geplagtes Land, das in der Geschichte schon
    häufiger Flüchtlinge aufgenommen hat. Dieses Land
    muss jetzt erneut damit umgehen – übrigens auch mit
    deutscher Hilfe an verschiedenen Stellen; einiges wurde
    vorhin schon genannt. Darüber hinaus steht ihm mit dem
    World Food Programme auch ein neues Programm zur
    Verfügung, mit dem es auf ganz moderne und individu-
    elle Art und Weise helfen kann. Tatsächlich möchte ich





    Frank Heinrich (Chemnitz)



    (A) (C)



    (D)(B)

    hier jene Menschen in den Nachbarländern loben, die
    helfen und Flüchtlingen ihre Wohnungen zur Verfügung
    stellen, deren Zahl sich, wenn wir in Deutschland auf
    eine ähnliche Quote wie der Libanon kommen wollten,
    auf 20 Millionen Menschen belaufen würde.

    Im Mittelmeer ist die Zahl der Landungen von Boots-
    flüchtlingen vor Italien wieder nach oben gegangen.
    2011 war diese Zahl schon einmal sehr hoch, sie lag bei
    etwa 64 000. 2012 ging sie zurück. Jetzt ist diese Zahl
    fast wieder genauso hoch wie vorher.

    Einige Punkte aus Ihrem Antrag möchte ich gerne
    aufnehmen und, wie Sie sich vorstellen können, entspre-
    chend gegenhalten. Die Toten seien Opfer der Asylpoli-
    tik der Bundesregierung. – Es wurde hier immer wieder
    darauf hingewiesen: Die Probleme entstehen vor Ort;
    auch mein Kollege Huber hat das in seiner Frage er-
    wähnt. Die Flucht der Menschen vor diesen Problemen,
    etwa dem Krieg in Syrien, ist meist die Folge. Die
    Schleuserbanden verdienen mit der Not dieser Menschen
    ein Heidengeld. Damit gilt es, auf diese Art der Krimina-
    lität einen besonderen Fokus zu legen.

    Sie schreiben, Frontex sei eine Abschottungsmaß-
    nahme. Ich sage: 2011/2012 – mein Kollege hat es vor-
    hin auch gesagt – konnten durch die Hilfe von Frontex
    40 000 Menschen gerettet werden.

    In Ihrem Antrag heißt es, Deutschland sei nur in abso-
    luten Zahlen bei der Aufnahme von Flüchtlingen füh-
    rend, nicht aber im Verhältnis zur Bevölkerung und
    Wirtschaftskraft, also der Quote an Menschen, die wir
    aufnehmen müssten. – Wir nehmen pro 1 Million Ein-
    wohner 945, Italien 260 Asylbewerber auf. Oft entsteht
    genau der entgegengesetzte Eindruck. Ja, unsere Ableh-
    nungsquote beträgt 70 Prozent. Darüber müssen wir tat-
    sächlich nachdenken. Insgesamt halten sich im Moment
    in Deutschland 600 000 Flüchtlinge auf. Der Eindruck,
    der manchmal entsteht, ist ein ganz anderer.

    Ein paar Schlussfolgerungen – Sie haben in Ihrem
    Antrag Forderungen gestellt –: Was braucht es also? Es
    braucht unserer Meinung als Entwicklungspolitiker und
    als Menschenrechtspolitiker nach in erster Linie die
    Hilfe vor Ort: abgestimmte internationale humanitäre
    Hilfe, im Moment besonders in Syrien. Ich habe die po-
    sitive Rolle des Libanon erwähnt und möchte in diesem
    Zusammenhang auch Jordanien oder Saudi-Arabien
    nicht vergessen.

    Es braucht einen Schwerpunkt beim Flüchtlings-
    schutz und bei der Realisierung menschenrechtlicher
    Standards in den Flüchtlingslagern, insbesondere in den
    Anrainerstaaten der Krisengebiete, aber auch der Tran-
    sitstaaten und weiterer Drittstaaten. Hin und wieder
    heißt das auch – da stehen wir natürlich zu Ihnen, den
    Linken, im Widerspruch – UN-mandatierte Blauhelm-
    und NATO-Einsätze. Unsere internationale Verantwor-
    tung bringt das mit sich.

    Es braucht eine mittel- und langfristige wirtschaftli-
    che Zusammenarbeit mit Afrika und eine Stabilisierung
    der Krisengebiete. Ich habe mich gefreut, dass in der
    EU-Kommission neu darüber nachgedacht wird – das ist
    noch umstritten, aber ich kann dem Gedanken sehr viel
    abgewinnen; ich las davon letzte Nacht auf Spiegel
    Online –, die Exporthilfen für Exporte nach Afrika abzu-
    schaffen, damit die Kleinbauern vor Ort eher eine
    Chance haben und bleiben.

    Dann gibt es natürlich noch die Frage nach einer ein-
    heitlichen Asylpolitik in der EU. Da braucht es eine Ver-
    einheitlichung auf EU-Ebene, um durch ein gemeinsa-
    mes europäisches Asylrecht schnelle und faire Verfahren
    zu gewährleisten. Sie können in unserem Koalitionsver-
    trag lesen, dass genau dies ein Schwerpunkt unseres
    Handelns ist.


    (Beifall des Abg. Bernhard Kaster [CDU/ CSU])


    Standards, wie im Stockholmer Programm festge-
    schrieben, sind da ganz wichtig. Das Personal von Fron-
    tex und EUROSUR muss dafür hinsichtlich der humani-
    tären Komponente geschult werden und braucht im
    Sinne einer Task Force eine noch engere Verzahnung,
    möglicherweise mit dem Internationalen Roten Kreuz
    oder anderen Nichtregierungsorganisationen. Es braucht
    eine Stärkung der Rolle des 2011 eingerichteten EASO,
    dem Europäischen Unterstützungsbüro für Asylfragen
    mit Sitz in Malta. Dies sind einige der Maßnahmen, die
    wir tatsächlich benötigen.

    Zum Abschluss ein Beispiel, das mich geprägt hat. In
    der letzten Legislatur waren wir Menschenrechtspoliti-
    ker mit einer Gruppe Kollegen in Uganda. Dort sind mir
    Sarah und ihr Sohn Jamaal begegnet, der erst wenige
    Wochen alt war und den Sarah auf dem Arm trug. Sarah
    nimmt an einem Aussteigerprogramm für Prostituierte in
    einem Slum von Kampala teil. Sie hat dort unter ande-
    rem ein Handwerk gelernt, zum Beispiel Deckchen her-
    zustellen, um mit dem Verkauf dieser Deckchen ihren
    Lebensunterhalt zu finanzieren, was aber noch nicht
    reicht, sodass sie sich weiterhin prostituieren muss.
    Doch hält sie schon allein diese Perspektive eher in ihrer
    Stadt und in ihrem Land, als sich auf den Weg zu ma-
    chen und nach Europa zu fliehen. Die Perspektive hält
    sie dort: ein Beispiel und ein Symbol für das, was es in
    der Entwicklungszusammenarbeit braucht, um dem
    Flüchtlingsstrom vorzubeugen.

    Damit ihr Sohn später einmal, wenn er in die Pubertät
    kommt, nicht in dem Teufelskreis eines langsamen Ster-
    bens stecken bleibt oder nach Europa fliehen muss,
    braucht es mehr von unserem Engagement. Wir dürfen,
    um mit der Kollegin Kampmann zu sprechen, nicht mit
    dem Status quo zufrieden sein. So darf es nicht weiterge-
    hen. Deshalb lassen Sie uns zusammen daran arbeiten,
    an welchen Stellen das konstruktiv möglich ist.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen herzlichen Dank, Herr Kollege Heinrich. – Der

letzte Redner dieser, wie ich finde, sehr intensiven und
sehr solidarischen Debatte ist Dr. Egon Jüttner.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) (C)



(D)(B)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Egon Jüttner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

    Herren! Im Mittelmeerraum haben sich in den vergange-
    nen Jahren zu Lande und zu Wasser schreckliche Szenen
    abgespielt. Insbesondere vor der Küste Italiens und auf
    Lampedusa sowie im griechischen Flüchtlingslager
    Amigdalesa herrschen menschenunwürdige Zustände.
    Die Überbelegung von Flüchtlingslagern, in denen oft
    drei- bis viermal mehr Flüchtlinge untergebracht sind als
    vorgesehen, darf nicht länger hingenommen werden. Es
    ist inakzeptabel, dass Hunderte von Menschen auf über-
    füllten Booten in europäischen Gewässern den Tod
    finden. Was hier geschehen ist, das waren eindeutige
    Menschenrechtsverletzungen, die durch nichts zu recht-
    fertigen sind. In vielen Flüchtlingslagern, nicht nur auf
    Lampedusa, kam es zu Zwischenfällen, die die gesamte
    Europäische Union mit Scham erfüllen sollten.

    Unser Mitgefühl gehört den vielen umgekommenen
    und verletzten Flüchtlingen. Wir bedauern das Schicksal
    dieser Menschen zutiefst. Sie haben ihre häufig von krie-
    gerischen Auseinandersetzungen und Armut betroffe-
    nen Herkunftsländer verlassen, um in Europa eine bes-
    sere Zukunft zu finden. Ihre Flucht aber endete oft in
    einem qualvollen Tod. Der Respekt vor dem Schicksal
    dieser Menschen sollte Vorrang haben vor politischen
    Auseinandersetzungen und Schuldzuweisungen.

    Die Verantwortung für die Flüchtlingsströme und die
    daraus resultierenden Probleme liegt nicht bei den EU-
    Mitgliedstaaten, sondern eindeutig bei den Herkunfts-
    ländern. Leider ist die politische Situation in vielen Staa-
    ten besorgniserregend. In Mali, in Nigeria, in der Zen-
    tralafrikanischen Republik, aber auch im Südsudan sind
    teilweise staatliche Strukturen zusammengebrochen. Au-
    ßerdem finden oft Willkür und Unterdrückung statt.
    Häufig wird nicht einmal das Existenzminimum der
    Menschen gewährleistet. Auch militante islamistische
    Gruppen machen ein dauerhaft friedliches Zusammenle-
    ben unterschiedlicher Volksgruppen unmöglich.

    Da ist es nicht verwunderlich, dass Menschen ihre
    Heimat verlassen in der Hoffnung auf ein besseres Le-
    ben. Deutschland ist deshalb gemeinsam mit anderen
    Staaten der Europäischen Union, ebenso wie zivile und
    kirchliche Organisationen, ständig bemüht, den oft brü-
    chigen Frieden in diesen Staaten wiederherzustellen und
    die Grundbedürfnisse der dort lebenden Menschen zu
    decken. Die Träger der Entwicklungszusammenarbeit
    unternehmen alles, um im Dialog mit den politisch Ver-
    antwortlichen friedenstiftende Maßnahmen zu fördern.
    Geschähe dies nicht, würden noch mehr Menschen ihre
    Heimatländer verlassen und wären den Gefahren einer
    Flucht ausgesetzt.

    Meine Damen und Herren, wir sind uns einig, dass
    die südeuropäischen Staaten mit der Flüchtlingsproble-
    matik nicht alleingelassen werden dürfen. Wir sind als
    Europäer und als Europäische Union gemeinsam ver-
    pflichtet, Asylsuchenden eine menschenwürdige Be-
    handlung zu gewähren. Die EU ist deshalb ernsthaft
    bemüht, das europäische Asylsystem den sich verän-
    dernden Realitäten anzupassen. Dabei stehen zwei Ge-
    sichtspunkte im Vordergrund der Bemühungen: zum ei-
    nen die Behandlung der sich auf der Flucht befindenden
    bzw. bereits in Europa angekommenen Menschen und
    zum anderen die Ursachenbekämpfung in den Her-
    kunftsländern.

    Was Ersteres betrifft, so sind durch die Fortentwick-
    lung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems im
    vergangenen Jahr die Grundlagen für ein gerechtes und
    realisierbares Regelwerk geschaffen worden.

    Die Rangfolge der in der Dublin-Verordnung festge-
    legten Kriterien trägt der Tatsache Rechnung, dass wir es
    mit schutzbedürftigen Menschen zu tun haben. Wir sind
    verpflichtet, deren persönliche Situation zu berücksichti-
    gen.

    Erster Grundsatz ist die Einheit der Familie. Handelt
    es sich etwa bei einem Asylbewerber um einen unbeglei-
    teten Minderjährigen, so ist der Mitgliedstaat für die
    Prüfung seines Antrags zuständig, in dem sich ein Ange-
    höriger seiner Familie rechtmäßig aufhält. Ist ein Asyl-
    suchender volljährig und befindet sich ein Familienmit-
    glied bereits in einem Mitgliedstaat der Europäischen
    Union, so hat er die Wahl, ebenfalls in diesem Mitglied-
    staat einen Asylantrag zu stellen. Dies gilt selbst dann,
    wenn über den Asylantrag des Familienmitglieds noch
    nicht entschieden ist.

    Ferner regelt die Dublin-Verordnung, welcher Mit-
    gliedstaat im Einzelfall für den Asylantrag eines Asyl-
    suchenden zuständig ist. Der für die Prüfung des Asyl-
    antrags zuständige Mitgliedstaat darf diesen Antrag
    nicht ablehnen und den Asylbewerber etwa in ein ande-
    res Land schicken. Vielmehr ist er verpflichtet, den
    Asylbewerber aufzunehmen und den Antrag zu bearbei-
    ten.

    Die neuen Regelungen zeigen eindeutig, dass die Eu-
    ropäische Union der Menschenwürde der Asylsuchen-
    den einen hohen Stellenwert beimisst. Die familiäre Zu-
    sammenführung hat Vorrang vor allen anderen Kriterien.
    Es ist den Einzelstaaten verboten, Asylsuchende wie
    Spielbälle von einem Land ins andere zu schicken.

    Des Weiteren haben im Oktober 2013 die Mitglied-
    staaten der Europäischen Union kurzfristige Maßnah-
    men zur verbesserten Seenotrettung eingeleitet. Ein ef-
    fektives Seenotrettungssystem bedeutet jedoch nicht,
    dass die Überquerung des Mittelmeers mit völlig unge-
    eigneten und erheblich überladenen Booten sicher wird.
    Es kann nur dazu dienen, das Risiko für die Migranten
    auf dem Seeweg zu reduzieren.

    Die zunächst zuständigen nationalen Behörden der
    südeuropäischen Staaten haben die Möglichkeit, über die
    EU-Grenzschutzagentur Frontex Unterstützung durch
    andere EU-Mitgliedstaaten anzufordern. So konnten in
    den beiden vergangenen Jahren durch von Frontex koor-
    dinierte Aktionen – das wurde schon gesagt – über
    40 000 Menschen aus Seenot gerettet werden. Europa
    zeigt sich also in dieser Hinsicht mit seinen südlichen
    Mitgliedstaaten solidarisch.

    Unser Ziel muss es sein, Tragödien, wie sie in der
    Vergangenheit passiert sind, in Zukunft zu verhindern.
    Mit der Fortentwicklung des Gemeinsamen Europäi-





    Dr. Egon Jüttner


    (A) (C)



    (D)(B)

    schen Asylsystems wurden im vergangenen Jahr die
    Weichen dafür gestellt. Nun müssen wir die Effektivität
    der beschlossenen Maßnahmen genau analysieren. Da-
    bei müssen wir offen sein für weitere Reformen zuguns-
    ten der betroffenen Flüchtlinge. Deshalb steht die Asyl-
    politik auch beim EU-Gipfel im Juni wieder auf der
    Tagesordnung. Dort wird Bilanz gezogen über die im
    Herbst beschlossenen Maßnahmen und Änderungen.

    Es ist falsch, die Asylpolitik der Europäischen Union
    pauschal und undifferenziert zu verurteilen und den
    deutschen Bundesregierungen der letzten 20 Jahre eine,
    wie es im Antrag heißt – ich zitiere – „große Mitschuld“
    an „Menschenrechtsverletzungen und Verdrängung von
    Verantwortlichkeit auf EU-Ebene“ zu unterstellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Vielmehr müssen wir den eingeschlagenen Weg zur Ver-
    besserung der Situation fortsetzen. Dem Antrag der
    Fraktion Die Linke können wir deshalb nicht zustim-
    men.

    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)