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ID1800904100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/9 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 15: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission . . . . . . . . . . 503 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 503 B Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 505 A Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 506 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508 C Michael Roth, Staatsminister  AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 C Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 511 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 B Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 513 A Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 513 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 514 D Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 515 D Dagmar Schmidt (Wetzlar) (SPD) . . . . . . . . . 517 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 518 C Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 520 C Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 522 A Dr. Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 523 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 524 B Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Katrin Kunert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Massen- sterben an den EU-Außengrenzen been- den – Für eine offene, solidarische und hu- mane Flüchtlingspolitik der Europäischen Union Drucksache 18/288 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 524 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 525 A Charles M. Huber (CDU/CSU) . . . . . . . . . 525 D Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 528 A Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 530 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 532 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 533 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . 534 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 C Harald Petzold (Havelland)  (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 536 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . 536 D Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 A Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . 539 A Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 540 C Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542 B Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 544 B Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 546 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Oliver Krischer, Dr. Julia Verlinden, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Europarechts- konforme Regelung der Industrievergüns- tigungen auf stromintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb begrenzen und das EEG als kosteneffizientes Instru- ment fortführen Drucksache 18/291 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547 B Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 548 D Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 A Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 552 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 553 B Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 555 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 558 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 559 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 C Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 503 (A) (C) (D)(B) 9. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Berichtigung 8. Sitzung, Seite 462 A, dritter Absatz, der fünfte Satz ist wie folgt zu lesen: Der Hohe Kurdische Rat im Norden verlangt nicht mehr und nicht weniger, als auch eine Dele- gation entsenden zu dürfen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 559 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D)  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 17.01.2014 Bertram, Ute CDU/CSU 17.01.2014 Burkert, Martin SPD 17.01.2014 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Freudenstein, Astrid CDU/CSU 17.01.2014 Gutting, Olav CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 17.01.2014 Heller, Uda CDU/CSU 17.01.2014 Henn, Heidtrud SPD 17.01.2014 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Klimke, Jürgen CDU/CSU 17.01.2014 Krellmann, Jutta DIE LINKE 17.01.2014 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.01.2014 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 17.01.2014 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 17.01.2014 Mattfeldt, Andreas CDU/CSU 17.01.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 17.01.2014 Pilger, Detlev SPD 17.01.2014 Pronold, Florian SPD 17.01.2014 Dr. Schick, Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.01.2014 Schieder (Schwandorf), Marianne SPD 17.01.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 17.01.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 918. Sitzung am 19. De- zember 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates über das Programm „Europa für Bürgerin- nen und Bürger“ für den Zeitraum 2014–2020 – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (13. SGB V-Änderungs- gesetz – 13. SGB V-ÄndG) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Operation Active Endea- vour beenden auf Drucksache 18/99 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdo- kumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 17/13340 Nr. A.1 EP P7_TA-PROV(2013)0062 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/12244 Nr. A.5 EuB-BReg 3/2013 Drucksache 17/13340 Nr. A.4 EuB-BReg 30/2013 Rechtsausschuss Drucksache 17/10710 Nr. A.22 Ratsdokument 11180/12 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 17.01.2014 Steinbach, Erika CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Troost, Axel DIE LINKE 17.01.2014 Dr. Ullrich, Volker CDU/CSU 17.01.2014 Dr. Wagenknecht, Sahra DIE LINKE 17.01.2014  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 560 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2014 (A) (C) (D)(B) Haushaltsausschuss Drucksache 17/13830 Nr. A.5 Ratsdokument 9166/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.6 Ratsdokument 9167/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.2 Ratsdokument 9327/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.3 Ratsdokument 9336/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.4 Ratsdokument 10148/13 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/13830 Nr. A.7 Ratsdokument 9187/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.8 Ratsdokument 9308/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.9 Ratsdokument 9343/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.10 Ratsdokument 9346/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.11 Ratsdokument 10201/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.5 Ratsdokument 8874/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.6 Ratsdokument 10048/13 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/5822 Nr. A.40 Ratsdokument 8989/11 Drucksache 17/13830 Nr. A.12 Ratsdokument 9459/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.13 Ratsdokument 9464/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.14 Ratsdokument 9468/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.15 Ratsdokument 9527/13 Drucksache 17/13830 Nr. A.16 Ratsdokument 9574/13 Drucksache 17/13994 Nr. A.7 Ratsdokument 10726/13 Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 K Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 17/6176 Nr. A.18 Ratsdokument 10168/11 Drucksache 17/13340 Nr. A.20 EP P7_TA-PROV(2013)0074 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/7918 Nr. A.18 Ratsdokument 15629/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.44 Ratsdokument 18008/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.46 Ratsdokument 18010/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/7549 Nr. A.10 Ratsdokument 14749/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/13830 Nr. A.19 EP P7_TA-PROV(2013)0179 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/11108 Nr. A.25 Ratsdokument 12444/12 Drucksache 17/11108 Nr. A.27 Ratsdokument 13228/12 Drucksache 17/11919 Nr. A.25 Ratsdokument 14871/12 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/13595 Nr. A.23 Ratsdokument 8541/13 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 öln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 9. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 15 Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission TOP 16 Flüchtlingspolitik der Europäischen Union TOP 17 Anbau von genetisch verändertem Mais in der EU Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Spinrath


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Sehr geehrte Damen und Herren! Europa hat, denke ich,
    dauerhaft nur eine Chance, wenn die Bürgerinnen und
    Bürger dieses Europa aktiv für sich begreifen und sich
    auch damit identifizieren.


    (Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])


    Das gilt natürlich insbesondere im Mai dieses Jahres,
    wenn die Bürger in Europa erneut die Wahl haben und
    wieder mit Europa in Berührung kommen. Es reicht aber
    nicht aus, das immer nur in Wahljahren zu betonen. Viel-
    mehr müssen sich Europa und die europäische Idee für
    die Bürgerinnen und Bürger verstetigen. Schon aus die-
    sem Grunde muss Europa sozialer, demokratischer und
    damit auch solidarischer werden.


    (Beifall bei der SPD)


    Meine Kollegin Dagmar Schmidt hat eben schon
    deutlich gemacht, dass wir uns vor einer Armutszuwan-
    derung nicht fürchten müssen. Schon die große Erweite-
    rungsrunde im Jahr 2004, als die Europäische Union um
    zehn Mitgliedstaaten anwuchs, hat bewiesen, dass Vor-
    urteile und Besorgnisse unberechtigt waren. Dies gilt für
    den Arbeitsmarkt genauso wie für die sozialen Siche-
    rungssysteme und für die Kriminalitätsentwicklung, die
    ich als Polizeibeamter damals besonders im Auge hatte.

    Dabei – das sage ich ein wenig mahnend – ist es nicht
    hilfreich, Ängste zu schüren und Ressentiments aufzu-
    bauen. Die Töne der letzten Wochen aus dem Süden der
    Republik sind dem europäischen Gedanken nicht gerade
    förderlich,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    und – das sage ich in aller Deutlichkeit – sie sind nicht
    angemessen. Sie zeugen eher von fehlender Sensibilität
    und – das ist für mich besonders bedauerlich – von feh-
    lender Kenntnis des EU-Rechts und des nationalen
    Rechts.

    Oftmals wird Europa als Alibi genutzt oder schlicht
    verschwiegen: in diesem Hohen Haus, in den Länderpar-
    lamenten, in den Regierungen in Bund und Ländern.
    Wenn es etwas Positives für die Bürgerinnen und Bürger





    Norbert Spinrath


    (A) (C)



    (D)(B)

    zu vermelden gibt, dann fehlt oft der Hinweis darauf,
    dass man lediglich europäisches Recht in nationales um-
    gesetzt hat. Bei den die Bürger belastenden Vorgängen
    versteckt man sich hingegen oft gerne dahinter, dass man
    gezwungen war, europäisches Recht auf nationaler
    Ebene umzusetzen: „Die da in Brüssel sind schuld“, lau-
    tet oft die Rechtfertigung.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche mir,
    dass wir alle miteinander ehrlicher werden. Hand aufs
    Herz: Jeder hier im Saal weiß, dass in Brüssel nichts
    läuft, was nicht vorher in Berlin abgenickt wurde.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Hört! Hört!)


    Ich will damit sagen: Wir brauchen eine bessere
    Kommunikation über Europa, aber vor allen Dingen mit
    den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam zu Europa.
    Wir müssen erklären, was Europa bedeutet. Europa ent-
    scheidet eben nicht nur über die Krümmung der Banane,
    sondern hat oftmals auch auf unsere Forderung hin we-
    sentliche Verbraucherrechte entscheidend gestaltet und
    ausgebaut. Das ist, denke ich, in einer Welt des globali-
    sierten Handels wichtig.

    Europa muss eben nicht nur Krisen bewältigen. Es
    muss den Euro nicht nur retten, sondern hat mit dieser
    Währung auch viele Vorteile für die Menschen und die
    Unternehmen geschaffen, die grenzenlos reisen, handeln
    oder schlicht die Preise vergleichen wollen. Europa kos-
    tet die Steuerzahler eben nicht nur viel Geld, sondern ist
    Motor für unsere Wirtschaft und damit auch Motor für
    den Arbeitsmarkt in Deutschland.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir dürfen den Menschen nicht nur Finanztheorien er-
    läutern und Fachchinesisch vorbeten, sondern müssen
    ihnen direkt und klar sagen, dass zum Beispiel deutsche
    Automobilhersteller Arbeitskräfte in Deutschland entlas-
    sen müssten, wenn deren Autos in Griechenland, Portu-
    gal oder Spanien nicht mehr gekauft werden können,
    weil viele Menschen dort um ihre Existenz fürchten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Europa will eben nicht nur die Vorratsdatenspeiche-
    rung, sondern Europa hat auch einen einzigartigen Raum
    der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts geschaffen,
    im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und ihres An-
    rechts auf Freizügigkeit und auf Sicherheit im Alltag.

    Die Europäische Union wird durch ihre Erweiterun-
    gen nicht in ihren Grundwerten bedroht, sondern erlebt
    einen Zuwachs an kultureller Vielfalt, von dem unsere
    Gesellschaften nur profitieren können.

    Europa darf nicht nur an seinen Krisen und den Kos-
    ten zu deren Bewältigung gemessen werden, sondern
    daran, wie viel Mut alle Beteiligten aufbringen, die
    Haushalte einiger Mitgliedstaaten nicht nur durch Spar-
    zwänge, sondern auch gleichberechtigt zu konsolidieren,
    also über Programme für Wachstum und Beschäftigung
    dafür Sorgen zu tragen, dass es dort wieder aufwärts
    geht. Dabei sind aber auch – ich sage das mit allem
    Nachdruck – diejenigen an den Kosten zu beteiligen, die
    sie verursacht haben.


    (Beifall bei der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Ja! Da fehlt aber noch was!)


    Europa darf nicht ausschließlich auf den nächsten
    Haushalt und auf Austerität schielen, also auf Sparen um
    jeden Preis, sondern muss Sorge dafür tragen, dass dieje-
    nigen, für die die Zukunft Europas gestaltet wurde, diese
    Zukunft auch erleben und an ihr teilhaben können, näm-
    lich die Jugend Europas.


    (Beifall bei der SPD)


    Die Europäische Kommission scheint einiges davon
    verstanden zu haben. Für ihr Arbeitsprogramm hat sie
    nicht mehr viel Zeit. Ich bewerte es aber als sehr positiv,
    dass die Förderung von Wachstum und Beschäftigung,
    insbesondere die Bekämpfung der Jugendarbeitslosig-
    keit, stärker in den Blickpunkt gerückt wurde. Denn die
    größte Bedrohung für den sozialen Frieden innerhalb
    Europas ist – neben dem Verlust des Arbeitsplatzes – die
    Perspektivlosigkeit junger Menschen. Denn wie soll je-
    mand, der schon selbst keine Perspektiven hat, für künf-
    tige Generationen Perspektiven schaffen?


    (Beifall bei der SPD)


    Daher muss sichergestellt werden, dass die entsprechen-
    den Mittel zügig eingesetzt werden.

    Die Jugend ist Europas Zukunft; das habe ich schon
    gesagt. Gerade für sie müssen wir etwas tun, gerade für
    sie müssen wir Chancen eröffnen. Dies ist nicht nur un-
    sere Verantwortung; es ist auch unsere soziale Verpflich-
    tung. Nur wenn die Jugend, wenn die Menschen insge-
    samt in sozialer Sicherheit leben können, ist auch der
    soziale Friede in Europa gesichert, und nur dort, wo so-
    zialer Friede herrscht, kann auch wirtschaftlicher Wohl-
    stand wachsen. Deshalb sollten wir über gute Pro-
    gramme nicht nur reden, sondern auch alles tun, um sie
    schnellstmöglich umzusetzen. Die Zeit, die der Kommis-
    sion für ihr Arbeitsprogramm zur Verfügung steht, ist
    kurz.

    Ich komme zum Ende, Herr Präsident. – Europa hat
    nur dann eine Chance – das habe ich eben gesagt –,
    wenn wir die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen. Wir
    müssen darauf drängen, dass die Kommission nun
    schnell die wesentlichen Maßnahmen umsetzt. Wenn
    dies nicht gelingt, verlieren viele Menschen in Europa
    viel Zeit zur Lösung ihrer Probleme. Damit verlieren sie
    auch ihre Perspektiven. Ich denke, es ist unerlässlich,
    dass Maßnahmen für mehr Wachstum und Beschäfti-
    gung und zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
    gleichberechtigt neben Maßnahmen zur Haushaltskonso-
    lidierung stehen, dass die aus der Sparpolitik resultieren-
    den Belastungen gleichmäßig verteilt werden und nicht
    einseitig von den sogenannten kleinen Leuten getragen
    werden müssen.

    Mit meinem Dank für die Aufmerksamkeit äußere ich
    noch einen Wunsch: Ich will weiter für ein soziales Eu-
    ropa arbeiten und daran glauben, dass es ein Europa der





    Norbert Spinrath


    (A) (C)



    (D)(B)

    Bürgerinnen und Bürger gibt. Dieses Europa soll nicht
    nur Banken retten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Auch Ihnen, Herr Kollege Spinrath, gratuliere ich

herzlich zu Ihrer ersten Rede. Wir freuen uns auf die Zu-
sammenarbeit.


(Beifall)


Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der
Kollege Peter Gauweiler für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Gauweiler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kollegen! Ich

    schließe mich dem Glückwunsch für meinen Herrn Vor-
    redner zu seiner Jungfernrede an. Das gibt mir die Gele-
    genheit, zu dem Punkt aus dem Themenkatalog der
    CSU, der heute ein wenig leise Kritik von Ihnen auf sich
    gezogen hat, den Herrn Fraktionsvorsitzenden der SPD,
    unseren Kollegen Oppermann, zu zitieren. Er hat sich
    vor wenigen Tagen dazu geäußert, nachdem die Bundes-
    regierung auf unsere gemeinsame Initiative hin einen
    Staatssekretärsausschuss eingesetzt hat – ich zitiere –:

    Es darf kein EU-Recht geben, das Anreize für Ar-
    mutseinwanderung schafft. Wir wollen nicht, dass
    Menschen nur deshalb nach Deutschland kommen,
    weil hier die Sozialleistungen höher sind als an-
    derswo. Das würde unser soziales Sicherungssys-
    tem nicht aushalten. Deshalb wollen wir hier
    Klarheit schaffen, auch in Gesprächen mit der Eu-
    ropäischen Union.

    Besser kann man es nicht ausdrücken, meine sehr ver-
    ehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich teile Ihre Auffassung, dass uns eine Strategie der
    diffamierten Negativgruppen nicht weiterhilft, sondern
    auf allen Seiten zum Scheitern verurteilt ist. „Populisti-
    sches Herumgeschreie“, wie Frau Kollegin Baerbock es
    ausgedrückt hat, brauchen wir nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich darf in diesem Zusammenhang aber an eine Debatte
    aus der Zeit von Rot-Grün erinnern, auch wenn die
    lichten Tage der rot-grünen Regierung unter Kanzler
    Schröder und Vizekanzler Fischer ja schon einige Zeit
    vorbei sind. Damals hat der Regierungschef von Rot-
    Grün in der Debatte über die Notwendigkeit aufenthalts-
    beendender Maßnahmen erklärt: „Raus, aber schnell.“
    Zu derart sensiblen Äußerungen waren wir bisher nicht
    in der Lage.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


    – Wo bleibt der Beifall?
    Es ist auch richtig, dass niemand ein Interesse daran
    haben kann, die Menschen, die aus den Donau-Ländern
    zu uns kommen, herunterzureden, zu diskreditieren. Wir
    wollen dies nicht, und wir wehren uns dagegen. Wir in
    Bayern sind stolz darauf, dass sich diese Menschen in so
    großer Zahl im Freistaat niederlassen und sich, wenn alle
    Umfragen stimmen, bei uns ziemlich wohlfühlen, nicht
    so wohl wie in Dortmund oder Essen, aber immerhin,
    wir arbeiten daran.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind ge-
    gen „populistisches Herumgeschreie“, aber auch gegen
    gutmenschliche Heuchelei.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn wir uns auf dieses beides einigen können, dann
    können wir weiterkommen. Ich muss aber auch ganz of-
    fen sagen: Wir werden bei dieser Thematik keine Ruhe
    geben. Das sollten Sie auch nicht. Wir erwarten, dass der
    Bericht des Staatssekretärsausschusses zügig vorgelegt
    wird. Wir erwarten auch, dass nicht nur die Regierungen
    Bulgariens und Rumäniens, die sich letztlich noch im
    Aufbau befinden, sondern auch die EU-Kommission und
    insbesondere der presseerklärungsfreudige EU-Kommis-
    sar Andor alles tun, dass der derzeitige skandalöse Zu-
    stand, dass von dem Etat von 27 Milliarden Euro, den die
    Mitgliedstaaten der Europäischen Union für Bulgarien
    und Rumänien für Maßnahmen zur Arbeitsintegration,
    für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Sozialhilfe zur
    Verfügung gestellt haben, wovon 10 Milliarden Euro die
    Steuerzahlerinnen und Steuerzahler der Bundesrepublik
    Deutschland bezahlt haben, nicht länger über 50 Prozent
    auf der hohen Kante liegen, sondern endlich eingesetzt
    werden. Sie sollten uns unterstützen, meine sehr verehr-
    ten Damen und Herren, wenn wir das verlangen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: An die eigene Nase fassen!)


    – Ich verstehe offen gesagt kein Wort.


    (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    – Ich meine das wirklich nur akustisch.

    Das hängt auch damit zusammen, dass es doch über-
    haupt kein Argument ist, dass auch bei uns solche Mittel
    nicht abgerufen werden. Auch der Städtetag muss sich
    diese Fragen gefallen lassen. Er hat einen Brandbrief mit
    drastischen Formulierungen – ich möchte sie aus Zeit-
    gründen nicht wiederholen – an alle Parteien geschrie-
    ben.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Dieser Brief ging auch an Sie. Der Städtetag fordert: Tut
    endlich etwas; wir brauchen die Geldmittel. Doch dann
    erfährt man – Stichwort „eigene Nase“ –, dass große Be-
    träge nicht abgerufen worden sind. Das ist doch zum
    Verzweifeln. Da braucht man sich doch nicht zu wun-
    dern, dass die Betroffenen fragen: Wie ist es um das
    politische Management in unserer Gesellschaft und die
    politische Klasse überhaupt bestellt? Die Beteiligten tä-
    ten gut daran – ich sage das als Kontrapunkt zu dieser





    Dr. Peter Gauweiler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Debatte –, baldmöglichst einen Bericht vorzulegen, wie
    diese Mittel endlich eingesetzt werden können.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Kollege
    Sarrazin hat in einem Beitrag eines Historikers etwas ge-
    sagt, was ich hier aufgreifen möchte. Er hat gesagt, es
    wird versäumt, die guten Argumente für Europa – wir
    reden hier über das Arbeitsprogramm der Kommission
    für 2014 – stark zu machen. Er hat aber auch gesagt,
    dass man über Europa streiten können muss; das heißt,
    dass nicht jede Abweichung um einen Millimeter vom
    Papier sofort mit dem Verdikt „Europafeind“ belastet
    wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn ein Klima geschaffen wird, dass man an der
    Europäischen Kommission keine Kritik mehr üben kann,
    ohne den Vorwurf auf sich zu ziehen, sich in blindem
    Nationalismus zu ergehen, dann tun Sie der Diskussion
    keinen Gefallen. Bürgerrechte und Rechtsstaatlichkeit
    sind der Ausgangspunkt des Zusammenschlusses, und
    Bürgerrechte und Rechtsstaatlichkeit sind durch Überre-
    gulierungs-, Verbots- und Vorschriftenwahn aus Brüssel
    schwer in Bedrängnis gekommen. Wer dies nicht sieht,
    egal ob er links oder rechts ist, ist blind und taub.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deswegen muss die Entbürokratisierung bei der Eu-
    ropäischen Union anfangen.


    (Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Herrn Stoiber hinschicken!)


    Ich zitiere wieder einen Kollegen aus Ihrer Mitte: Des-
    wegen müssen wir auch ein Programm entwickeln, Auf-
    gaben von der Europäischen Union wieder auf die tiefere
    Ebene herunterzulegen. – Martin Schulz, der Präsident
    des Europaparlaments.