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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Kathrin Vogler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Heute liegen uns zwei Gesetzentwürfe
    der Regierungskoalition zur Arzneimittelpolitik vor.
    SPD und Union wollen das Preismoratorium für Arznei-
    mittel ohne Festbetrag verlängern, damit die Preise nicht
    wieder in den Himmel steigen. Ich sage ganz deutlich:
    Ich freue mich, dass Sie hiermit ein Anliegen der Linken
    aufgegriffen haben,


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Ach!)

    das wir schon im Juni in Form eines Antrags in den Bun-
    destag eingebracht haben.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Tatsächlich drängt jetzt die Zeit; denn würde der

    Preisstopp nicht noch diese Woche verlängert, dann
    drohten ab dem 1. Januar 2014 Mehrausgaben für die ge-
    setzlichen und auch für die privaten Krankenversiche-
    rungen in Höhe von schätzungsweise 600 Millionen
    Euro jährlich. Weil Sie ja im Koalitionsvertrag festge-
    schrieben haben, die Arbeitgeberbeiträge nicht zu erhö-
    hen, müssten diese Mehrausgaben, genau wie alle ande-
    ren Kostensteigerungen, allein von den Versicherten
    getragen werden. Das Preismoratorium ist also notwen-
    dig und dringlich. Deswegen wird die Linke diesem Ge-
    setzentwurf morgen zustimmen, und deswegen haben
    wir auch dem beschleunigten Verfahren zugestimmt.


    (Beifall bei der LINKEN)

    Der zweite Gesetzentwurf jedoch findet ebenso klar

    nicht unsere Zustimmung. Sie wollen den Rabatt, den
    alle Hersteller den gesetzlichen Krankenkassen einräu-
    men müssen, von 6 auf 7 Prozent anheben. Dafür fällt
    aber der Sonderrabatt von 10 Prozent auf die nicht fest-
    betragsfähigen Arzneimittel zum Ende des Jahres weg.
    Das bedeutet Kostendämpfung mit dem Rasenmäher an-
    statt gezielter Politik gegen die Mondpreise der for-
    schenden Pharmaindustrie.

    Wir als Linke sagen: Wirkliche Innovationen, also
    neue Mittel, die echte Fortschritte im Sinne der Therapie
    bedeuten, sollen gut bezahlt werden. Scheininnovationen
    hingegen – das ist leider die große Masse – dürfen nicht
    teurer sein als bewährte Medikamente mit demselben
    Nutzen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    270 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Kathrin Vogler


    (A) (C)



    (D)(B)

    Damit kommen wir zum zweiten Teil des zweiten
    Gesetzentwurfes. Sie wollen nämlich Arzneimittel, die
    schon vor 2011 auf dem Markt waren, von der Nutzen-
    bewertung freistellen. Seit 2011 gilt nämlich das Arznei-
    mittelmarktneuordnungsgesetz, das AMNOG. Das re-
    gelt, dass alle neuen Arzneimittel auf dem Markt auf
    ihren Nutzen für die Patientinnen und Patienten über-
    prüft werden, bevor Krankenkassen und Unternehmen
    miteinander einen Preis vereinbaren. Das Prinzip in
    Kürze: Was nicht mehr bringt als ein vorhandenes Medi-
    kament, das soll auch nicht mehr kosten dürfen. Gut so
    weit.

    Auf Anfrage der Linksfraktion antwortet uns jetzt die
    Bundesregierung, dass aktuell von den 243 patentierten
    Arzneimitteln noch 199 auf diese Nutzenbewertung war-
    ten. Tatsache ist, dass das Einsparpotenzial durch die
    Nutzenbewertung, das uns damals die schwarz-gelbe
    Koalition auf 2 Milliarden Euro jährlich beziffert hat,
    noch nicht annähernd erreicht ist. Schon allein dies wäre
    ein hinreichender Grund, an der Nutzenbewertung auch
    für ältere Medikamente festzuhalten.

    Die Bundesregierung geht davon aus, dass bislang
    nicht mehr als 180 Millionen Euro jährlich durch dieses
    Verfahren eingespart werden. Bei einem Gesamtvolu-
    men von 29,2 Milliarden Euro jährlich ist das kaum
    mehr als der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: So ist das!)


    Viel gravierender aus der Sicht der Patientinnen und
    Patienten ist doch, dass Sie mit dem Verzicht auf die
    Nutzenbewertung des Bestandsmarktes ohne Not ein In-
    strument der Qualitätssicherung aus der Hand geben. Ich
    zitiere aus Ihrem Koalitionsvertrag.


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Es ist schon mal gut, dass Sie ihn gelesen haben! – Gegenruf des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE]: Doch! Das machen wir!)


    – Ja, ich habe ihn gelesen. Sie auch?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Darin heißt es im ersten Satz zum Abschnitt Gesund-
    heitspolitik:

    Im Zentrum unserer Gesundheitspolitik stehen die
    Patientinnen und Patienten und die Qualität ihrer
    medizinischen Versorgung.

    Die Unterschrift unter der Ernennungsurkunde des
    neuen Gesundheitsministers, dem auch ich herzlich gra-
    tuliere, ist noch nicht ganz trocken, da erweist sich dieser
    Satz schon als hohle Phrase. Wenn es nämlich konkret
    wird, dann kapitulieren Sie doch leider wieder vor der
    Industrie und deren wirtschaftlichen Interessen.


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: So ist das!)


    Als Begründung hat uns der Kollege Spahn gerade
    die Schwierigkeiten, die das Verfahren zweifelsohne
    macht, genannt. Denn die Unternehmen wehren sich mit
    Klagen gegen die Einschränkung ihrer Profitmöglichkei-
    ten. Sie wollen eben keine unabhängige Prüfung ihrer
    Produkte. Das ist aus deren Sicht auch absolut nachvoll-
    ziehbar: Unternehmen handeln im Interesse ihrer Aktio-
    näre. Aber Sie als Bundesregierung, die hier im Hause
    eine Mehrheit von 80 Prozent haben, sollten Politik für
    die Mehrheit der Menschen machen und nicht für die
    Minderheit der Aktionäre.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Daran werden wir als Linke Sie immer wieder erin-
    nern. In diesem Sinne freue ich mich schon sehr auf die
    Beratungen zu diesem zweiten Gesetzentwurf im Ge-
    sundheitsausschuss.

    Danke Ihnen.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Für die SPD-Fraktion spricht jetzt der Kollege

Dr. Karl Lauterbach.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Lauterbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister, auch

    ich darf Ihnen im Namen meiner Fraktion zum neuen
    Amt ganz herzlich gratulieren. Ich will hier nicht öffent-
    lich darüber spekulieren, wer dort auch gerne gesessen
    hätte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Selbstironie ist auch was Schönes!)


    Aber, wie gesagt, ich freue mich auf eine gute Zusam-
    menarbeit und darf mich auch ganz herzlich für die Un-
    terstützung bedanken, die Ihr Haus bei der Vorbereitung
    dieser ersten wichtigen Gesetzesinitiative geleistet hat.

    Wir werden als Große Koalition im Bereich der Ge-
    sundheitspolitik viel bewegen. Wir haben diesem Be-
    reich einen hohen Stellenwert eingeräumt, und wir wol-
    len hier keine kleinen Brötchen backen. Das zeigt der
    Koalitionsvertrag. Wir wollen Schwerpunkte bei einer
    pragmatischen Politik setzen,


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Was genau?)


    die konkrete Verbesserungen für Patienten, Pflegebe-
    dürftige, Angehörige, Versicherte, Pflegekräfte, Ärzte
    und andere Gesundheitsberufe in den Vordergrund stellt.
    Wir wollen das nicht gegen die Interessen der Wirtschaft
    machen. Das ist ganz klar.

    Eine gute Gesundheit der Bevölkerung hilft der Wirt-
    schaft mehr als alles andere. Wir werden die Produktivi-
    tät dieser Gesellschaft und auch den sozialen Zusam-
    menhalt nur erhalten können, wenn wir in die
    Gesundheit aller Menschen investieren. Das wird der
    Schwerpunkt der Arbeit dieser Großen Koalition sein
    müssen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Schwach! Ganz schwach!)


    Daher ist es auch kein Zufall gewesen, dass wir in den
    Koalitionsverhandlungen mit dem Bereich Gesundheit
    zuerst fertig gewesen sind. Es ist auch kein Zufall, dass
    wir den ersten Gesetzentwurf im Bereich der Gesund-

    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 271

    Dr. Karl Lauterbach


    (A) (C)



    (D)(B)

    heitspolitik – für die erste, zweite und dritte Lesung –
    einbringen. Es ist ein Gesetz mit Augenmaß. Es ist ein
    Gesetz, mit dem wir einen Preisanstieg für die Arznei-
    mittel unmittelbar im Januar abwenden können. Die
    gleichen Medikamente würden ohne dieses Gesetz ohne
    Begründung sofort teurer werden.

    Wir bringen auch einen weiteren Gesetzentwurf mit
    Augenmaß ein, der den Rabatt bei Arzneimitteln lang-
    fristig sicherstellen wird: Der Rabatt wird von 6 Prozent
    auf 7 Prozent erhöht werden.


    (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Nein! Von 16 auf 7 gesenkt!)


    Dieser Rabatt kann bei Bedürftigkeit der gesetzlichen
    Krankenversicherung zu jedem Zeitpunkt auch darüber
    hinaus erhöht werden. Das ist somit eine Augenmaßent-
    scheidung. Ein höherer Rabatt wäre angesichts der Über-
    schüsse der Krankenkassen zum jetzigen Zeitpunkt
    kaum rechtlich vertretbar gewesen. Aber ein höherer Ra-
    batt ist dann vertretbar, wenn die Finanzlage der gesetz-
    lichen Krankenkassen es notwendig macht. Das ist also
    eine pragmatische, gute Lösung.

    Man darf nicht unterschätzen, dass wir vereinbart ha-
    ben, das Verfahren der Bewertung des Nutzens der Me-
    dikamente und der Preise im Rahmen des AMNOG zu
    verbessern und fortzuführen. Das wird langfristig zu ei-
    nem besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis in der Arznei-
    mitteltherapie führen und einen wesentlichen Beitrag zur
    Sicherheit der Versorgung leisten. Nur noch Medika-
    mente, die in Zukunft zugelassen werden, unterliegen
    einmal diesem unabhängigen, freien Verfahren. Somit
    können die gleichen Wirkstoffe nicht mehrfach teuer
    verkauft werden. Damit sorgen wir für eine wesentliche
    Verbesserung.

    Des Weiteren schaffen wir Regelungen, die sicherstel-
    len, dass die Verfahren zur Bewertung von Medikamen-
    ten auf dem Bestandsmarkt, die zurzeit laufen, rechtsfest
    zu Ende geführt werden. Wie Sie wissen, Frau Vogler,
    geschieht dies gegen den Widerstand der Arzneimittelin-
    dustrie. Wir führen diese Verfahren sauber zu Ende – ge-
    gen den Widerstand der betroffenen Unternehmen. Wir
    wollen in Anbetracht der anderen wichtigen Schwer-
    punkte, die wir zu setzen haben, den Bestandsmarkt auf
    seine Sicherheit prüfen, ihn aber nicht einem Kosten-
    Nutzen-Verfahren unterwerfen, das sehr bürokratisch ge-
    wesen wäre und letztendlich kaum Ertrag gebracht hätte.
    Ich glaube, es handelt sich um ein Gesetz mit Augen-
    maß.

    Gerade die Gesetzgebung zum Preismoratorium wer-
    den wir nur mit Ihrer Hilfe zu Ende bringen können. Sie,
    liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen und
    von der Linksfraktion, haben das Verfahren mitgetragen.
    Dafür möchte ich mich im Namen meiner Fraktion ganz
    herzlich bedanken. Es ist ein wichtiges Signal, dass Sie
    an den Stellen mitarbeiten, wo wir gemeinsam Interes-
    sen der Patienten vertreten.

    Der Schwerpunkt unserer Arbeit wird auf der konkre-
    ten Verbesserung der Behandlung der Patienten liegen.
    Wir werden neue Programme einführen, zum Beispiel
    für die Behandlung von chronisch Kranken mit Depres-
    sionen und Rückenleiden. Wir werden für eine bessere
    Verteilung bei den Hausärzten sorgen. Wir werden dort,
    wo Facharztmangel herrscht, die Krankenhäuser für die
    fachärztliche Versorgung öffnen. Wir werden in überver-
    sorgten Gebieten die kassenärztlichen Vereinigungen
    zwingen, die Arztsitze zurückzukaufen. Wir werden ver-
    pflichtend vereinbaren, dass jeder Patient innerhalb von
    vier Wochen einen Facharzttermin bekommt. Damit leis-
    ten wir einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der
    Zweiklassenmedizin.


    (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das meinen Sie doch nicht ernst!)


    Wir werden viele Regelungen treffen, die die Versor-
    gung in Deutschland pragmatisch und konkret verbes-
    sern. Das ist unsere Aufgabe in der Großen Koalition.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zum Schluss bedanke ich mich ganz herzlich bei den
    Verhandlungspartnern von der Union. Wir haben aus
    meiner Sicht für die Große Koalition im Gesundheitsbe-
    reich ehrgeizige und gute Ziele vereinbaren können. Ich
    hoffe, dass wir diese zusammen mit Ihnen, Herr Gröhe,
    auch erreichen werden.

    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)