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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/5 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 5: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zum Europäischen Rat am 19./20. Dezember 2013 in Brüssel . . . . . 239 A Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 239 B Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 243 D Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 C Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 248 A Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . 250 B Marieluise Beck (Bremen) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . 251 B Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 252 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 C Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 255 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 A Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 257 B Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 D Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 260 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . 261 B Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 263 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 264 C Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 265 B Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 C Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 266 D Tagesordnungspunkt 6: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Dreizehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (13. SGB V-Änderungsgesetz – 13. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C b) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Vierzehnten Gesetzes zur Änderung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (14. SGB V-Änderungsgesetz – 14. SGB V-ÄndG) (Drucksache 18/201) . . . . . . . . . . . . . . . . 268 C Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 D Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 269 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 270 C Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 D Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 272 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 C Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 274 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 275 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 277 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschlie- ßungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 B Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 239 (A) (C) (D)(B) 5. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 Beginn: 9.01 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 277 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht (D) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Michael Brand (CDU/CSU) zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Franziska Brantner, Agnieszka Brugger, Dr. Frithjof Schmidt und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe ei- ner Regierungserklärung durch die Bundes- kanzlerin zum Europäischen Rat am 19./20. De- zember 2013 in Brüssel (Drucksache 18/192, Tagesordnungspunkt 5) Zum Antrag der Grünen auf Drucksache 18/192 unter anderem zur Außen- und Sicherheitspolitik der EU möchte ich mein Abstimmungsverhalten an einer beson- deren Frage aus diesem Bereich begründen, die auch in der heutigen Debatte immer wieder eine Rolle gespielt hat. Der EU-Gipfel morgen wird sich unter anderem mit der vom Deutschen Bundestag unterstützten, in der Be- völkerung dagegen sehr skeptisch betrachteten mögli- chen weiteren Erweiterung der EU, dieses Mal mit der Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit Serbien, be- fassen. Es trägt zweifelsfrei zur wachsenden EU-Skepsis in den Ländern dieser überlebenswichtigen Europäischen Union bei, wenn die EU sich immer weniger dazu bereit- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 18.12.2013 Barley, Dr. Katarina SPD 18.12.2013 Bülow, Marco SPD 18.12.2013 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.12.2013 Esken, Saskia SPD 18.12.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 18.12.2013 Pols, Eckhard CDU/CSU 18.12.2013 Schäuble, Dr. Wolfgang CDU/CSU 18.12.2013 Schick, Dr. Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.12.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 18.12.2013 Zypries, Brigitte SPD 18.12.2013 findet, ihren eigenen Grundsätzen und ihren eigenen Be- schlüssen im konkreten Fall nachhaltig Geltung zu ver- schaffen. Wir alle hier haben die Kriege auf dem Balkan mit den schrecklichen Ergebnissen für die Menschen dort und die großen Risiken für die Stabilität Europas noch frisch in Erinnerung. Die Konflikte sind derzeit einge- froren, jedoch bei weitem nicht gelöst. Vor allem der Konflikt zwischen der Republik Serbien und der Repu- blik Kosovo birgt noch immer Potenzial für eine Desta- bilisierung des Balkan und darüber hinaus für Europa. Beide Länder haben umstrittene Führungen, deren Bekenntnisse zu Frieden, Aussöhnung und Europa von der eigenen Bevölkerung wie von der überwältigenden Mehrheit der Kenner der Region als schlicht nicht glaub- würdig angesehen werden. Während sich dies in der Bevölkerung anders darstellt, sind es vor allem der inter- nationale Druck und mehr noch die Hoffnung auf wirt- schaftliche Hilfe, die zu Zugeständnissen geführt haben, deren Bestand wir derzeit noch anzweifeln müssen. Wenn wir als Europäische Union zu früh und entge- gen unseren eigenen Kriterien die Beteiligten schon zu Beitrittsgesprächen in die EU hereinbitten, dann geben wir das stärkste politische Pfund aus der Hand, um auf eine irreversible Lösung und damit nachhaltige Befrie- dung der zentralen Konflikte zwischen der Republik Ser- bien und der Republik Kosovo zu drängen. Wir sind dabei, die Einwirkungsmöglichkeiten der EU auf eine nachhaltige Lösung leichtfertig zu vergeben, wenn wir nicht mehr darauf bestehen, dass unsere eigenen Bedin- gungen der letzten EU-Gipfel auch erfüllt werden. Poli- tischer „Discount“ statt standhafter Haltung hat sich auf dem Balkan bislang selten bis nie ausgezahlt, weder für die geplagte Bevölkerung dort noch mit Blick auf die politische Stabilität in Europa. Der Bericht der EU-Außenbeauftragten Ashton zum erreichten Stand der Verhandlungen ist überoptimistisch und blendet zentrale Risiken aus. Nachdem ich den Be- richt vom 16. Dezember 2013 an die EU-Außenminister zur Kenntnis genommen habe, will ich die Skepsis auch vieler Kolleginnen und Kollegen in diesem Hause da- rüber festhalten, dass Serbien beim morgigen EU-Gipfel einen Termin für den Beginn von Beitrittsverhandlungen erhalten soll, obwohl die Bedingungen aus dem EU-Be- schluss vom Juni 2013 wie auch diejenigen des Deut- schen Bundestages vom 27. Juni 2013 nicht erfüllt sind. Eine ganze Anzahl von Bedingungen sind auch des- halb nicht erfüllt, weil sie lediglich als Papier unter- zeichnet, jedoch bei der von der EU und den beiden Sei- ten im Aprilabkommen als Bedingung formulierten Implementierung und konkreten Umsetzung massiv boy- kottiert werden. Zu den großen ungeklärten Fragen zählt die für die Statik eines jeden Staates zentrale Frage der einheitli- chen Rechtsordnung und der Rechtsprechung. Die in den Gesprächen in der letzten Woche blockierte Integration Anlagen 278 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 (A) (C) (B) der Rechtsprechung im Norden des Landes in den Justiz- sektor der Republik Kosovo – wie dies in jedem europäi- schen Staat gilt, weil gleiches Recht für alle eben eine einheitliche und nicht eine ethnische Justiz voraussetzt – ist auch ein Fanal dafür, dass die Autorität der EU schwindet und die EU insgesamt bei der Durchsetzung der eigenen rechtsstaatlichen Kriterien als erschöpft gilt. Der Bundestag hatte am 27. Juni 2013 unter anderem als Bedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhand- lungen beschlossen: – die vollständige Auflösung der serbischen Paral- lelstrukturen im Sicherheits- und Justizbereich im Norden Kosovos und stattdessen die Errich- tung neuer Strukturen im Sicherheits- und Justiz- sektor Kosovos, die allein der politischen Kon- trolle und Finanzierung durch die kosovarische Regierung unterliegen. Weil dieses zentrale Thema so bedeutsam ist, wäre es ein Fehler, die Beitrittsgespräche mit Serbien zu eröff- nen, solange diese zentrale und andere Bedingungen nicht erfüllt sind. Es ist ein großes Risiko, das die EU gerade eingeht. Sie hat sich bislang in der Analyse und bei der Konfliktbewältigung nicht als allzu erfolgreich erwiesen. Die Bundesregierung kann nur aufgefordert werden, sich auf dem EU-Gipfel im Interesse der Stabilität des Balkan und der noch immer nicht vollständig beseitigten Risiken für den Frieden in Europa nicht allzu schnell von Positionen zu verabschieden, die genau diese Risiken eindämmen sollten. (D) 5. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 5 Regierungserklärung zum Europäischen Rat TOP 6 Preismoratorium für Arzneimittel Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Andreas Schockenhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Liebe Frau Kollegin, Ihre Frage ist sehr komplex.

    Präsident Putin hat wiederholt von einem gemeinsamen
    europäischen Raum von Wladiwostok bis Lissabon ge-
    sprochen, einem gemeinsamen ökonomischen Lebens-
    raum. Ich glaube – das ist durchaus im Sinne Ihrer
    Frage –: Wir sollten ihn beim Wort nehmen.

    Wenn wir über Europa reden, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, so ist nach zwei Jahrhunderten furchtbarer Er-
    eignisse wie dem Streben nach Hegemonie, nach wirt-
    schaftlicher Übervorteilung, nach Dominanz über den
    Nachbarn unsere Erfahrung, dass unsere nationalen Inte-
    ressen am besten vertreten werden, wenn den Menschen
    Zukunftsperspektiven im Rahmen von ökonomischer
    und politischer Integration gegeben werden. Nicht Hege-
    monie, nicht Bevormundung und nicht das Schaffen von
    Einflusszonen, sondern Integration und Zusammenarbeit
    machen Stärke aus und untermauern globale Machtan-
    sprüche im 21. Jahrhundert. Aufgrund unserer Erfahrung
    sollten wir die Russen beim Wort nehmen und auf die
    Visionen von Präsident Putin eingehen.

    Eines ist jedenfalls ganz klar: Die Menschen auf dem
    Maidan-Platz schwenken die europäische Fahne. Sie
    schwenken sie nicht wegen irgendeines Programmes
    oder irgendeiner Summe, die im EU-Haushalt für die
    Östliche Partnerschaft unterlegt ist. Deswegen ist auch
    das Geschacher von Präsident Janukowitsch, jetzt noch
    ein paar Milliarden Euro mehr herauszuholen, so unan-
    gebracht. Die Menschen wollen so leben wie wir. Die
    Menschen wollen zu unserem Teil der Welt gehören. Sie
    wollen unser gesellschaftliches und politisches Modell.
    Deshalb wird die Kraft der Freiheit siegen. Das ist nicht
    gegen Russland gerichtet. Dies sollten wir mit ausge-
    streckter Hand gegenüber unseren russischen Partnern
    immer hervorheben.

    Ich hoffe, damit Ihre komplexe Frage einfach beant-
    wortet zu haben, liebe Frau Kollegin.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Cem Özdemir [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geht so!)


    252 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013

    Dr. Andreas Schockenhoff


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich komme zurück, Herr Präsident, auf die Gemein-
    same Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
    Wir, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, begrüßen nach-
    drücklich, dass dies ein Schwerpunkt des Europäischen
    Rates am Ende der Woche ist; denn das strategische Um-
    feld Europas befindet sich in einem tiefgreifenden Wan-
    del. Nicht nur die Veränderungen im nördlichen Afrika
    und im Nahen Osten können erhebliche Auswirkungen
    auf die Sicherheit Europas haben. Zugleich kann Europa
    nicht mehr in ähnlichem Umfang wie in der Vergangen-
    heit auf die Unterstützung der USA für die praktische
    Durchsetzung unserer Sicherheitsinteressen bauen. Das
    bedeutet: Europa muss mehr Handlungsfähigkeit schaf-
    fen. Zugleich müssen wir in den EU-Staaten aufgrund
    rückläufiger Verteidigungsetats Verluste bei den nationa-
    len Fähigkeiten feststellen. Wenn wir also Europas
    Handlungsfähigkeit stärken wollen, brauchen wir eine
    engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit und mu-
    tige Schritte in Richtung einer Vertiefung der militäri-
    schen Integration. Darauf müssen wir Antworten geben.

    Auf dem EU-Gipfel werden wichtige Arbeitsaufträge
    erteilt. Das unterstützen wir ausdrücklich, und wir hof-
    fen, dass diese Arbeitsaufträge auch baldmöglichst er-
    füllt werden. Eine wichtige Frage muss dabei auch sein,
    wo die EU geografisch ihre Prioritäten setzen will. Die
    Forderung Frankreichs, den Einsatz seiner Streitkräfte in
    der Zentralafrikanischen Republik durch die EU zu fi-
    nanzieren, macht deutlich, wie dringend diese Diskus-
    sion ist. Natürlich liegt der Militäreinsatz der Franzosen
    in Zentralafrika im europäischen Interesse. Denn Anar-
    chie dort bedroht uns genauso wie Anarchie in Mali.

    Deswegen begrüßen wir es nachdrücklich, Frau Ver-
    teidigungsministerin, dass die Bundesregierung Frank-
    reich mit strategischem Lufttransport sowie mit Verwun-
    detentransport unterstützt. Wenn Paris darüber hinaus
    eine finanzielle Unterstützung des Einsatzes durch die
    EU fordert


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit könnte sich auch das Parlament befassen!)


    – ich komme ja gerade darauf zu sprechen –, dann kann
    ich das aus französischer Sicht durchaus verstehen, ins-
    besondere angesichts der finanziellen Situation Frank-
    reichs. Aber unabhängig von der Frage, ob wir einen
    Krisenfonds für EU-Einsätze überhaupt schaffen wollen,
    wie es Frankreich jetzt vorschlägt – das klingt einfach,
    aber es birgt bei der Durchführung sehr viele Pro-
    bleme –, brauchen wir eine strategische Diskussion aller
    Staaten darüber, was die EU mit zivilen und militäri-
    schen Missionen erreichen kann und wo sie geografische
    Prioritäten setzen will.

    Natürlich legt es das aktuelle Krisen- und Konflikt-
    potenzial im Nahen Osten und im nördlichen Afrika nahe,
    zunächst dort geografische Schwerpunkte zu setzen. Aber
    sind wir uns denn in der EU über diese Schwerpunktset-
    zung einig? Das sehen nicht alle unsere östlichen Partner
    so. Insofern zeigt sich, wie wichtig diese strategische
    Diskussion ist. Je eher wir in der EU einen sicherheits-
    politischen Konsens über die geografische Prioritäten-
    setzung erreichen, desto mehr werden wir im Hinblick
    auf eine gemeinsame Fähigkeitsentwicklung, auf Poo-
    ling und Sharing, auf Anlehnungspartnerschaften und
    vor allem auch auf mögliche militärische Einsätze der
    EU mit einer größeren Geschlossenheit rechnen können.
    Deshalb ist diese strategische Diskussion hier bei uns im
    Deutschen Bundestag und in der EU dringend erforder-
    lich, um zu einer Klärung hinsichtlich der strategischen
    Prioritätensetzung zu kommen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn eine solche
    Diskussion in eine Neufassung der Europäischen Sicher-
    heitsstrategie von 2003, die noch sehr stark als Antwort
    auf die amerikanische Sicherheitsstrategie nach dem
    11. September 2001 erarbeitet wurde, oder in die Erar-
    beitung einer globalen Strategie mündete, dann wäre
    dies durchaus zu begrüßen. Wir würden dies im Deut-
    schen Bundestag sehr lebendig begleiten. Ich freue mich
    auf unsere Arbeit in der 18. Legislaturperiode.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Diether Dehm für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Was wird aus Worten, die in Ihre
    Hände geraten? Nehmen wir das schöne Wort „Solidari-
    tät“. Das war einmal für Gewerkschafterinnen und Ge-
    werkschafter, für Sozialdemokraten das Synonym für
    „christliche Nächstenliebe“. Jetzt sprechen Sie hier von
    einem „Solidaritätsinstrument“ und meinen den Pakt für
    Wettbewerb. Das ist nichts anderes als ein Pakt für
    Lohnsenkung und den Abbau nationalrechtlich verfass-
    ter sozialer Normen.

    Ich kann Ihnen nur sagen: Wenn Sie von „Solidarität“
    sprechen, dann müssen die Völker in Europa ihre Porte-
    monnaies festhalten; denn dieser Pakt für Wettbewerbs-
    fähigkeit ist nichts anderes – das meinen Sie vielleicht
    mit „Solidarität“ – als eine Troika für alle. Die Linke
    will überhaupt keine Troika. Die Troika ist ein falsches
    Instrument, und deswegen muss sie abgewickelt werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Solidarität in Europa heißt doch – das war der euro-
    päische Traum –, Solidarität zu üben mit denen, die
    Hilfe nötig haben: mit den Olivenbauern, mit den Repa-
    raturbetrieben, mit den Schiffbauern, mit den Solarunter-
    nehmen, aber doch nicht, Solidarität zu üben mit den Zo-
    ckern. Es geht darum, Solidarität mit denen zu üben, die
    am Boden liegen. Denen muss man die Hand reichen.
    Das dürfen doch nicht die Superreichen sein, sondern
    die, die die Hilfe wirklich nötig haben. Dafür treten die
    Linke, die Gewerkschaften, die Kirchen und, wie wir ge-
    hört haben, auch der Papst ein.


    (Beifall bei der LINKEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Reihenfolge!)


    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Dezember 2013 253

    Dr. Diether Dehm


    (A) (C)



    (B)

    Darum geht es übrigens auch in der Theologie der Be-
    freiung.

    Lieber Herr Gabriel, als Sie vor dem Wahlkampf ver-
    sprochen haben, im Wahlkampf für ein Verbot der Zo-
    ckerbanken und für ein Trennbankensystem einzutreten,
    dachte ich, guck mal einer an: Der Sigmar ist wieder auf
    dem Weg zurück zur Sozialdemokratie. – Als Herr
    Schäuble einen kleinen Konflikt mit Herrn Fitschen von
    der Deutschen Bank hatte, habe ich gedacht: Mal sehen,
    wie lange er andauert. – Beides hatte eine Halbwertzeit
    von zwei Tagen. Im Wahlkampf habe ich keine Großpla-
    kate zum Thema Verbot der Zockerbanken und für das
    Trennbankensystem gesehen. Es ist eben auch Wahlbe-
    trug – das hat Frau Wagenknecht zu Recht gesagt –,
    wenn Sie groß versprechen, etwas zum Wahlkampf-
    thema zu machen, aber nichts davon bleibt. Was bleibt,
    ist der Spiegel-Bestseller über die Banken mit dem Titel
    „Der größte Raubzug der Geschichte“.

    Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gestern den Amtseid
    auf die Würde des Menschen geleistet. Das heißt übri-
    gens nicht „die Würde des Deutschen“, sondern „die
    Würde des Menschen“.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie haben den Amtseid auch auf die Sozialstaatlichkeit,
    die nach unserem Grundgesetz unveräußerbar ist, geleis-
    tet. Die Verantwortlichkeit für die Sozialstaatlichkeit
    kann man auch nicht an die EU-Ebene abgeben. Sozial-
    staatlichkeit ist im Lissabon-Vertrag gar nicht vorhan-
    den. Bei der Sozialstaatlichkeit geht es um etwas anderes
    als um das, was Sie griffig „marktkonforme Demokra-
    tie“ nennen.

    In der marktkonformen Demokratie gibt es für diese
    grundgesetzlich geschützten Werte leider keinen Platz.
    Ändern Sie die Verträge. Ich habe vorhin gehört, dass
    auch Sie vom Lissabon-Vertrag weg wollen. Die Linke
    will das ebenfalls. Wir wollen hin zu den Menschen. Sie
    wollen vielleicht noch näher zu den Zockerbanken. Än-
    dern Sie den Vertrag und bringen Sie grundgesetzlich ge-
    schützte Werte wieder zur Geltung!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das erreicht man aber nicht, indem man einen Vampir
    zum Aufseher über die Blutreserven macht. Die Euro-
    päische Zentralbank mit Herrn Draghi war die Geld-
    druckmaschine der Zockerbanken.

    Lassen Sie mich zum Abschluss Folgendes sagen:
    Willy Brandt hat einmal mein Lied Das weiche Wasser
    bricht den Stein auf Schallplatte gesprochen, unter an-
    derem mit den Worten: „Monopoly, das kalte Spiel – sol-
    len Menschen bloß Figuren sein?“ Was hat die Deutsche
    Bank diesen Willy Brandt bekämpft? Haben Sie das ver-
    gessen? Deswegen haben Antifaschisten Art. 15 ins
    Grundgesetz geschrieben. Mehr Demokratie wagen
    heißt, Bankenmacht zerschlagen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Armer Willy!)