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ID1719014100

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    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Jetzt hat das Wort die Kollegin Elisabeth

    Scharfenberg vom Bündnis 90/Die Grünen.


    (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-
    gen! Wir haben es gerade von der Kollegin Senger-
    Schäfer gehört: Am 29. Juni wurde die Pflegereform be-
    schlossen. Das ist, wenn wir ehrlich sind, langsam schon
    in Vergessenheit geraten. Oder sagen wir es besser und
    deutlicher: Die Kolleginnen und Kollegen der Koalition
    verdrängen das. Dieses Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz
    war und ist wirklich peinlich.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Was?)


    Sie, Herr Spahn, haben in Ihrer zehnminütigen Rede
    die Pflege, die Pflegebedürftigen oder die Pflegereform
    nicht einmal erwähnt. Das geht eigentlich überhaupt
    nicht, wenn man gesundheitspolitischer Sprecher ist.
    Alle anderen vergessen es allmählich, weil man sich an
    einen Hauch von nichts eben nur schwer erinnern kann.
    Wenn Sie sich selbst gegenüber ganz ehrlich sind, dann
    müssen Sie zugeben: Der große Wurf war es einfach
    nicht.

    Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, eine so-
    lide, eine gerechte, eine nachhaltige Finanzierung der
    Pflegeversicherung, gute Unterstützungsleistung für
    pflegende Angehörige, wirksame Maßnahmen gegen
    den Fachkräftemangel in der Pflege, dazu braucht es
    eine umfassende Pflegereform. All das haben Sie, all das

    hat Schwarz-Gelb nicht ansatzweise geschafft. Diese Re-
    form – ich muss es ganz deutlich sagen – grenzte eigent-
    lich an Arbeitsverweigerung. Sie ist ein Totalausfall.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Was am Ende übrig bleibt, ist eigentlich nur der
    Pflege-Bahr, dieses peinliche, dieses bürokratische, die-
    ses unnütze, dieses unsoziale Förderprogramm für die
    private Versicherungsindustrie, der Pflege-Bahr, der den
    Menschen am wenigsten nützt, die es am nötigsten brau-
    chen, nämlich die Geringverdienerinnen und Geringver-
    diener und natürlich auch die Älteren. Der Pflege-Bahr
    hat nur einen Zweck: Er ist der Einstieg in die Privatisie-
    rung des Pflegerisikos. Der Pflege-Bahr ist der Ausstieg
    aus der Solidarität.


    (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ewald Schurer [SPD]: So ist es! Exakt! – Heinz Lanfermann [FDP]: So ein Quatsch! Das ist eine freiwillige Veranstaltung!)


    Wir befinden uns in den Haushaltsberatungen. Wenn
    wir uns die Unterlagen für das Gesundheitsministerium
    näher anschauen, sehen wir: Da steht, dass die Pflegere-
    form, die nächstes Jahr in Kraft treten soll, den Schwer-
    punkt der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums bilden
    soll. Das heißt, einige Millionen Steuergelder sollen in
    die Werbung für eine Reform fließen, die man eigentlich
    vergessen kann.


    (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das sehen die Menschen vor Ort aber anders!)


    Es ist offensichtlich: Sie wollen im Wahljahr 2013
    jede Kleinigkeit, die Sie mit der Reform geschaffen ha-
    ben, so aufblasen, als wäre es eine pflegepolitische
    Großtat.


    (Jens Ackermann [FDP]: Was haben Sie denn gemacht?)


    Der Pflege-Bahr wird dabei wahrscheinlich eine ganz
    zentrale Rolle spielen,


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Nein, pflegende Angehörige und Demenzkranke, die spielen eine entscheidende Rolle!)


    und sie werden die mickrigen 5 Euro pro Monat, mit de-
    nen der Pflege-Bahr gefördert wird, anbieten wie sauer
    Bier. Am Ende dieser Werbekampagne wird das wahr-
    scheinlich mehr kosten als der Pflege-Bahr selbst. Die-
    ses Angebot kann kaum jemand brauchen, und kaum je-
    mand kann es bezahlen. Der Pflege-Bahr ist und bleibt
    unnütz und unsozial.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Rechnung, die
    Sie da aufmachen, wird nicht aufgehen. Sie können Ihr
    Versagen in der Pflegepolitik nicht schönreden, auch
    nicht mit romantischen Hochglanzbildern von unrealisti-
    schen Pflegesituationen. Aber vielleicht hat Ihr geplanter
    Werbefeldzug doch etwas Gutes. Diese Koalition wird





    Elisabeth Scharfenberg


    (A) (C)



    (D)(B)


    damit selbst dafür sorgen, dass wir dieses Versagen, Ihr
    Versagen, nicht vergessen und auch nicht verdrängen.
    Sie selbst werden die Menschen daran erinnern, dass Sie
    an den großen pflegepolitischen Herausforderungen
    grandios gescheitert sind. Die Realität in der Pflege, die
    Sie ausblenden, heißt: Pflege bis zur Erschöpfung, privat
    und professionell. Und Sie lassen alle im Regen stehen:
    die Pflegebedürftigen, die Angehörigen und die profes-
    sionell Pflegenden. Blicken Sie der Realität doch endlich
    ins Auge!


    (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Im Gegensatz zu Ihnen tun wir das!)


    Es ist gut, dass Sie sich selbst darum kümmern, dass
    jeder und jede von Ihrem Scheitern erfährt. Vielen Dank
    dafür!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Rolf Koschorrek

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rolf Koschorrek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

    gen! Meine Damen und Herren! Wir haben heute ein
    erfolgreiches Jahr zu feiern: Wir haben es vor dem Hin-
    tergrund einer sehr soliden Finanzierung im Gesund-
    heitswesen geschafft, den Fokus wirklich auf die zu rich-
    ten, um die es im Gesundheitswesen geht, nämlich um
    die Patienten. Wir haben den Patienten deutlich in den
    Fokus unserer politischen Bemühungen rücken können,
    weil wir eben nicht im Tagesgeschäft von morgens bis
    abends damit befasst waren, Lücken in der Finanzierung
    zu schließen und ähnliche Dinge wie in den letzten Jah-
    ren zu machen. Wir haben endlich ein Patientenrechtege-
    setz – seit 15 Jahren angekündigt, nie umgesetzt – auf
    den Weg gebracht. Wir haben im Bereich des Infektions-
    schutzes Erhebliches für die Patienten geleistet. Frau
    Scharfenberg, ich muss Ihnen sagen: Außerdem haben
    wir im Bereich der Pflege vieles neu geregelt.


    (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Gute Dinge!)


    Pflege ist und bleibt selbstverständlich ein privates Ri-
    siko. Natürlich ist jeder in erster Linie für sich selbst ver-
    antwortlich. Die Pflegeversicherung, so wie sie in dieser
    Republik etabliert ist, ist Hilfe zur Selbsthilfe, und diese
    Hilfe haben wir ertüchtigt. Wir haben vieles für die Stär-
    kung der pflegenden Angehörigen gemacht. Wir haben
    im Bereich der Demenzkranken vieles geregelt. Außer-
    dem haben wir durch das, was Sie eben eher verlächerli-
    chend „Pflege-Bahr“ genannt haben, den Versicherten die
    Möglichkeit gegeben, privat – sicherlich in überschauba-
    rem Umfang, aber immerhin – dafür Vorsorge zu treffen,
    dass sie im Fall des Eintritts einer Pflegebedürftigkeit ent-
    sprechend versorgt werden können und dass ihnen gehol-
    fen wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Unsere christlich-liberale Koalition steht eben für
    eine zielgerichtete, nachhaltige, konsequente Gesund-
    heitspolitik, die weit über den Tag hinausdenkt. Wir stel-
    len die Weichen dafür, dass wir auch angesichts der de-
    mografischen Entwicklung in Deutschland über ein
    hochwertiges und flächendeckend sehr gutes Gesund-
    heitswesen verfügen und in Zukunft verfügen werden.

    Neben einer nachhaltigen tragfähigen Finanzierung
    – dazu ist heute schon genug gesagt worden – brauchen
    wir in der medizinischen Versorgung vermehrt neue
    Technologien und innovative Methoden. Wir brauchen
    eine bessere Vernetzung zwischen den jeweiligen Ver-
    sorgungsbereichen, zwischen ambulanter und stationärer
    Versorgung, zwischen Pflege – das schließt auch Präven-
    tionsmechanismen ein – und auch der Rehabilitation.
    Wir müssen die Leitung der Patienten durch die Systeme
    erheblich verbessern. Auch dem haben wir uns ver-
    schrieben.

    Wir haben dazu einige Dinge auf den Weg gebracht.
    Sie tragen dazu bei, die bestmögliche Versorgung zu bie-
    ten und medizinisch effiziente und perspektivisch kos-
    tensparende Methoden für die Diagnostik und die Thera-
    pie zu etablieren. Ein gutes Beispiel dafür ist das, was
    wir im Bereich der Telemedizin ermöglicht haben. Da-
    durch können wir vor allem bei chronischen Erkrankun-
    gen, zum Beispiel solchen des Herz-Kreislauf-Systems,
    die Lebensqualität des Patienten deutlich verbessern,
    Klinikaufenthalte verkürzen oder sogar vermeiden. All
    das haben wir durch Erprobungen in verschiedenen Tei-
    len unseres Landes eindeutig belegt. Wir haben nun da-
    für gesorgt, dass diese Verbesserungen auch Eingang in
    den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversiche-
    rung gefunden haben und nunmehr flächendeckend Be-
    standteil unserer Versorgung geworden sind.

    Darüber hinaus haben wir dafür gesorgt, dass neue
    nichtmedikamentöse Untersuchungs- und Behandlungs-
    methoden, die bisher allein in Krankenhäusern zur An-
    wendung kommen durften, jetzt auch in der ambulanten
    Versorgung genutzt werden können. Unter Aufsicht des
    Gemeinsamen Bundesausschusses, der ja für den Leis-
    tungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung zu-
    ständig ist, können solche Innovationen, deren besonde-
    rer Nutzen noch nicht mit ausreichender Evidenz belegt
    ist, zeitlich begrenzt und unter strukturierten Bedingun-
    gen bei Kostenübernahme durch Kassen auch ambulant
    erprobt werden. Das wird den betroffenen Patienten sehr
    schnell und sehr nachhaltig zugutekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir müssen mehr technische Hilfen einsetzen und in
    Zukunft noch vermehrt dafür sorgen, dass technische
    Hilfsmittel bis hin zu roboterähnlichen Konstruktionen
    im Bereich der Pflege und im Bereich der Medikamen-
    tenversorgung und Therapie der Patienten in der Versor-
    gungswirklichkeit etabliert werden.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Aber es gibt dann schon noch ein paar Menschen?)






    Dr. Rolf Koschorrek


    (A) (C)



    (D)(B)


    Auch dazu haben wir in dieser Legislaturperiode einiges
    auf den Weg gebracht und werden dafür sorgen, dass sie
    in Zukunft zu einer besseren Versorgung der Patienten
    mit ihren Bedürfnissen beitragen.

    Wir können davon ausgehen, dass der medizinische,
    pharmazeutische und technische Fortschritt sowohl in
    der Gesundheitsversorgung als auch im Pflegebereich
    kontinuierlich zu Veränderungen und Weiterentwicklun-
    gen führt. Allerdings können wir nicht präzise vorherse-
    hen – das geht sicherlich uns allen so –, welche Innova-
    tionen zur Verfügung stehen werden und welche zu
    welchem Zeitpunkt erforderlich sein werden. Dafür ha-
    ben wir die Selbstverwaltung ertüchtigt.

    Wir haben im Gemeinsamen Bundesausschuss und
    um ihn herum Strukturen geschaffen, damit neue Verfah-
    ren, neue Möglichkeiten evaluiert werden


    (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


    und auch sehr schnell, sehr zielgerichtet in die Versor-
    gungswirklichkeit hineinkommen können. Ich glaube,
    das ist ein Weg, den wir in Zukunft noch häufiger be-
    schreiten müssen; denn der demografische Wandel in der
    Bevölkerung und vor allem der Wandel im Bereich der
    Patienten – hier geht die Entwicklung weg vom Patien-
    ten mit singulären Erkrankungen hin zu multimorbiden
    Patienten – gebieten uns, dass wir uns auf die Zukunft
    ausrichten und in der Vernetzung, in der Versorgung mit
    Innovationen schneller und besser werden. Auch dem
    hat sich diese Koalition gestellt. Wir sind einen gewalti-
    gen Schritt vorangekommen und werden diesen Weg vor
    dem Hintergrund gesicherter Finanzen auch in den
    nächsten Jahren fortsetzen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)