Rede:
ID1719010700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 24
    1. Einzelplan: 2
    2. Weitere: 1
    3. Wortmeldungen: 1
    4. zu: 1
    5. diesem: 1
    6. liegennicht: 1
    7. vor.Wir: 1
    8. kommen: 1
    9. deshalb: 1
    10. zum: 1
    11. Geschäftsbereich: 1
    12. desBundesministeriums: 1
    13. für: 1
    14. Gesundheit,: 1
    15. 15.Als: 1
    16. erster: 1
    17. Redner: 1
    18. hat: 1
    19. das: 1
    20. Wort: 1
    21. der: 1
    22. Bundesgesundheits-minister: 1
    23. Daniel: 1
    24. Bahr.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/190 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 I n h a l t : Nachruf auf den Abgeordneten Jürgen Herrmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachruf auf die Vizepräsidentin a. D. Liselotte Funcke und den Vizepräsidenten a. D. Georg Leber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2013 (Haushaltsgesetz 2013) (Drucksache 17/10200) . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2012 bis 2016 (Drucksache 17/10201) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Haushaltsbe- gleitgesetzes 2013 (HBeglG 2013) (Drucksache 17/10588) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg)  (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Peter Altmaier, Bundesminister  BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte  (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22861 B 22861 D 22862 C 22862 C 22862 C 22862 D 22872 C 22874 B 22876 C 22879 B 22881 B 22883 B 22886 B 22887 D 22889 B 22890 A 22891 C 22893 B 22895 B 22897 B 22898 C 22899 D 22900 D 22902 B 22904 B 22906 A 22907 A 22908 C 22909 C 22910 A 22910 C Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin  BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Agnes Alpers (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Daniel Bahr, Bundesminister  BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr, Bundesminister BMG . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erwin Lotter (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide DIE LINKE) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidun- gen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatzta- gesordnungspunkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22912 B 22914 B 22916 B 22917 A 22918 B 22920 D 22921 B 22922 B 22923 C 22924 D 22926 D 22927 B 22927 D 22928 C 22930 A 22931 C 22932 C 22933 B 22935 D 22937 B 22937 D 22938 D 22939 A 22940 C 22941 D 22943 A 22944 A 22945 B 22946 A 22948 A 22949 B 22950 A 22951 B 22952 B 22953 A 22954 D 22955 A 22955 C 22956 A 22956 B 22956 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22861 (A) (C) (D)(B) 190. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 Beginn: 10.01 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22955 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christine Buchholz und Nicole Gohlke (beide die Linke) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Während sich die Mehrheit der Fraktion Die Linke im Bundestag bei dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidung minderjähriger Jungen“ von CDU/CSU, FDP und SPD enthält, habe ich diesem zugestimmt. Der Antrag fordert die Bundesregierung auf, „im Herbst 2012 unter Berücksichtigung der grundgesetzlich geschützten Rechtsgüter des Kindeswohls, der körperli- chen Unversehrtheit, der Religionsfreiheit und des Rechts der Eltern auf Erziehung einen Gesetzentwurf vorzule- gen, der sicherstellt, dass eine medizinisch fachgerechte Beschneidung von Jungen ohne unnötige Schmerzen grundsätzlich zulässig ist.“ Der Antrag ist notwendig ge- worden, nachdem das Kölner Landgericht ein Urteil ge- troffen hat, dass von den jüdischen und muslimischen Ge- meinschaften zurecht als Angriff auf die Ausübung ihrer Religionsfreiheit gesehen wird. Vielmehr hat das Urteil eine – in Teilen rassistisch ge- führte – Debatte ausgelöst, in der scheinbar liberale Mei- nungsmacher die angeblich herzlosen muslimischen und jüdischen Eltern an den Pranger stellen. Eine medizinisch sachgerecht durchgeführte Be- schneidung bei Jungen gleichzusetzen mit weiblicher Genitalverstümmelung, Klitorisentfernung, – die selbst- verständlich vehement abzulehnen ist – ist in keiner Weise gerechtfertigt. Gleichzeitig so zu tun, als würde nur die Beschneidung einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstel- len und nicht auch beispielsweise kosmetische Operatio- nen bei Minderjährigen, vorsorgliche Blinddarm- oder Mandelentfernungen oder beispielsweise Ohrlochste- chen, ist bigott. Die Beschneidung ist in beiden Religio-  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 11.09.2012 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.09.2012 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.09.2012 Daub, Helga FDP 11.09.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.09.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 11.09.2012 Höferlin, Manuel FDP 11.09.2012 Hörster, Joachim CDU/CSU 11.09.2012* Hunko, Andrej DIE LINKE 11.09.2012* Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Koch, Harald DIE LINKE 11.09.2012 Kolbe (Leipzig),  Daniela SPD 11.09.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2012 Lach, Günter CDU/CSU 11.09.2012 Mast, Katja SPD 11.09.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 11.09.2012 Mücke, Jan FDP 11.09.2012 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 11.09.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 11.09.2012 Simmling, Werner FDP 11.09.2012 Spatz, Joachim FDP 11.09.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.09.2012 Dr. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.09.2012* Werner, Katrin DIE LINKE 11.09.2012 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 11.09.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 11.09.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22956 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 (A) (C) (D)(B) nen ein wesentlicher Initiationsritus für die Zugehörigkeit zum Kollektiv der Gläubigen. Ein Verbot der Beschnei- dung liefe auf ein Religionsverbot für Muslime und Juden in Deutschland hinaus. Wer glaubt, Fragen der religiösen oder kulturellen Identität über das Strafrecht zu regeln, befördert die Kri- minalisierung jüdischer und muslimischer Riten. Praktisch bedeutet das für die betroffenen Jungen nicht weniger, sondern mehr Probleme: Operationen im Ausland, Eingriffe durch Kurpfuscher und eine Stigmati- sierung, die das Zusammenleben in einer multikulturel- len Gesellschaft erschwert. Ich begrüße es, dass mit dem Antrag ein klares Signal an Juden und Muslime in Deutschland gesendet wird und klargestellt wird, dass sie und ihre Religionspraxis ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind. Ich spreche mich für eine Regelung im Sinne des Antra- ges aus. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den An- trag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesord- nungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch da- raus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Arfst Wagner (Schleswig) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschneidungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 1) Der Grundrechtekatalog unseres Grundgesetzes ist ein guter roter Faden für das Zusammenleben in unserer heterogenen Gesellschaft. Dort werden die Grundfrei- heiten und Grundrechte und ihre Schranken definiert. Sowohl die Religionsfreiheit (Glaubensfreiheit, Nicht- glauben, Wechsel der Religionen), aber auch körperliche Unversehrtheit sind Grundrechtsgüter. Wenn sie mitei- nander kollidieren, sind sie abzuwägen und es muss ge- gebenenfalls ein guter Kompromiss gefunden werden. Sowohl die heiligen Schriften der Religionen, aber auch die religiösen Riten, Gebräuche und Traditionen beinhal- ten naturgemäß alte Elemente, die im Lichte der Vernunft und den neuen Einsichten der Wissenschaft neu zu verste- hen und zu interpretieren sind. Die Menschheit kann mit Glück und Stolz darauf zu- rückblicken, dass wir keine Menschenopfer mehr brin- gen, die Steinigung von Ehebrechern nicht mehr Teil un- serer Rechtsprechung ist, verwitwete Hindufrauen seit mehr als 100 Jahren nicht mehr mit ihren verstorbenen Ehemännern verbrannt werden und die Beschneidung von Mädchen weitgehend verpönt und strafbar ist. Bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Nichtdiskriminierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wurden einige Fortschritte erzielt, aber auch einige Rückschritte verzeichnet. Die Kinder sind kein Eigentum der Eltern, der Reli- gionsgemeinschaften oder des Staates. Sie sind Indivi- duen mit vollen Rechten. Das Kindeswohl zu gewährleis- ten obliegt den Eltern und dem Staat in den gesetzlichen Rahmen. Der säkulare Staat hat auch die Aufgabe, den Druck der Religionsgemeinschaften oder Weltanschauung auf einzelne Individuen abzuwenden oder dies zumindest abzumildern, damit sich das Individuum frei entfalten kann (Art. 2 Grundgesetz). Medizinisch notwendige Ein- griffe in die körperliche Unversehrtheit stehen hierbei außer Diskussion. Zur Disposition steht nur, inwieweit die blutigen Ri- tuale der Religionsgemeinschaften, die einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit – sogar bei Kleinkindern – darstellen, allein der Entscheidung der Religionsgemein- schaften bzw. Eltern zu überlassen ist. Bei der Beschneidung stellt sich diese Frage vorder- gründig. Es besteht sowohl wissenschaftliche wie politische Einigkeit darüber, dass die Zirkumzision einen irreversi- blen und nicht zu bagatellisierenden Eingriff in die Körper von Menschen darstellt. Es ist aber auch soziolo- gischer Fakt, dass sich viele Eltern in der Religions- oder Traditionspflicht sehen, diesen Vorgang bei ihrem Kind vornehmen zu lassen. Um eine selbstbestimmte Erwachsenenentscheidung – im Idealfall zu einem unblutigen Religionsbekennt- nis – zu ermöglichen, kann der Gesetzgeber einen Über- gangskompromiss vorlegen. Solch eine gesetzliche Regelung mit einer großen ge- sellschaftlichen und grundrechtlichen Reichweite darf nicht in einem Schnellverfahren erfolgen. Dafür müssen gründliche Anhörungsverfahren durchgeführt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Josef Philip Winkler (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 190. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2012 22957 (A) (C) (D)(B) den Antrag: Rechtliche Regelung der Beschnei- dungen von Jungen (189. Sitzung, Zusatztages- ordnungspunkt 1) Ich stimme dem Antrag „Rechtliche Regelung der Beschneidungen von minderjährigen Jungen“ zu. Das Landgerichtsurteil vom 7. Mai 2012 entfaltet zwar an und für sich keine Bindungswirkung, durch die daraus resultierende Verunsicherung der jüdischen und muslimischen Bevölkerung sowie die Reaktion der Bun- desärztekammer ist ein Handeln aber nötig geworden. Ich möchte nicht, dass religiöses Leben in diesem Land im Untergrund stattfinden muss. Ein Komplettver- bot der Beschneidung drängt die jüdischen und muslimi- schen Gemeinschaften in den Untergrund. Das lehne ich ab und stimme deshalb dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP und SPD zu. 190. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2013Finanzplan Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60, TOP 2 Allgemeine Finanzdebatte Epl 16 Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Epl 30 Bildung und Forschung Epl 15 Gesundheit Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Eckhardt Rehberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Lieber Kollege Rossmann, in einer anderen Funktion

    habe ich vor über 15 Jahren gesagt: Die Regierungsfrak-
    tionen sind der Arbeitgeber der jeweiligen Regierung.


    (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist schon mal gut!)


    – Dazu stehe ich ohne Wenn und Aber. Sie haben ver-
    gessen, einen zu nennen, ohne den das nicht möglich ge-
    wesen wäre. Peter Struck alleine hat in der Großen Ko-
    alition wenig erreicht. Volker Kauder gehörte immer
    dazu.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dann wissen wir aber jetzt, wo der Hammer hängt!)


    Wir haben geliefert, und zwar das, was wir 2009 ange-
    kündigt haben. Wir haben mehr als 12 Milliarden Euro
    geliefert. Das ist nicht nur eine imaginäre Zahl, sondern,
    Frau Kollegin Ziegler, wir haben in dieser Zeit dafür ge-
    sorgt, dass deutliche, qualitative Verbesserungen im Bil-
    dungsbereich eingetreten sind. Die Zahl der Schulabbre-
    cher ist in den letzten fünf Jahren von 8 Prozent auf
    6,5 Prozent gesunken, die Zahl der Studienberechtigten
    ist in den letzten zehn Jahren von 37 Prozent auf 49 Pro-
    zent gestiegen, und wir haben heute eine Studienanfän-
    gerquote von 45 Prozent. Das ist die höchste Quote, die es
    je in Deutschland gegeben hat. Heute haben wir doppelt
    so viele Hochschulabsolventen wie 1995. 86 Prozent der
    jungen Deutschen haben Abitur oder eine abgeschlossene
    Berufsausbildung.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich könnte
    dies darüber hinaus zum Beispiel an einem Bereich er-
    läutern, in dem wir eine ganze Menge gemacht haben: in
    der beruflichen Bildung. Wir haben mittlerweile, Frau
    Hein, nicht über 300 000 Altbewerber, sondern weniger
    als 300 000 Altbewerber. Wir haben es in diesem Jahr
    geschafft, die Zahl der Altbewerber noch einmal um
    über 10 000 und die Zahl derer, die in Übergangsmaß-
    nahmen sind, um über 25 000 zu reduzieren. Das heißt,
    das, was wir in den Übergang zwischen Schule und Be-
    rufsausbildung investiert haben, ist gut angelegtes Geld.
    Bildungsketten, Berufsorientierung, Potenzialanalysen,
    all dies wirkt.





    Eckhardt Rehberg


    (A) (C)



    (D)(B)


    Frau Kollegin Hein, wir haben mittlerweile in den
    neuen Ländern ein ganz anderes Problem. Wir werden in
    Mecklenburg-Vorpommern Ende September nach mei-
    ner Rechnung zwischen 1 500 und 2 000 Ausbildungs-
    plätze nicht besetzen können. Das sind nicht nur Ausbil-
    dungsplätze für die Berufe Koch oder Kellner – da hält
    sich mein Mitleid mit manchem Hotelier und Gastronom
    aus unterschiedlichen Gründen wirklich in Grenzen –,
    sondern auch für die Berufe Steuerfachgehilfin, Kran-
    kenschwester, in der Pflege, auch im gewerblichen Be-
    reich. Das heißt, es besteht nicht die Herausforderung,
    Ausbildungsplätze noch zu subventionieren. Die He-
    rausforderung besteht vielmehr darin, diejenigen Altbe-
    werber, die in den Übergangssystemen sind und keinen
    Schulabschluss haben, in berufsvorbereitende Maßnah-
    men zu bringen, damit sie eine duale Berufsausbildung
    antreten können, damit sie ihr Glück selber schmieden
    können, damit sie ihr Leben in Freiheit gestalten können.
    Es ist viel wichtiger, in diesem Segment Anreize zu ge-
    ben, als dafür zu sorgen, dass Leute in diesen Systemen
    verharren.

    Wir haben vorgestern erfahren, dass Deutschland
    nach einem Report des Weltwirtschaftsforums im ge-
    samten Bereich „Innovationsförderung, Forschung, Ko-
    operation von Wirtschaft und Wissenschaft, duale Be-
    rufsausbildung“ auf Platz vier in der Welt steht.
    Angesichts dessen hat sich diese Investition in den letz-
    ten vier Jahren gelohnt. Diese 12 Milliarden Euro waren
    gut angelegtes Geld.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen deshalb zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit, Einzelplan 15.
Als erster Redner hat das Wort der Bundesgesundheits-
minister Daniel Bahr.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Daniel Bahr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

    ren Abgeordnete! Der Einzelplan des Bundesgesund-
    heitsministeriums wird in diesem Haushaltsentwurf um
    2 Milliarden Euro gekürzt. Das ist der größte Kürzungs-
    beitrag und auch der größte Sparbeitrag, den ein Einzel-
    etat in diesem Bundeshaushalt leistet. Das hört sich an
    wie eine schlechte Nachricht, ist es aber nicht; es ist eine
    gute Nachricht. Denn als vor zwei Jahren im Haushalt
    2 Milliarden Euro zusätzlich für den Einzelplan des
    Bundesgesundheitsministeriums zur Verfügung gestellt
    worden sind, war das gedacht für einen Sozialausgleich
    für aufwachsende Zusatzbeiträge, auch um ein drohen-
    des Defizit in Deutschland zu bewältigen. Heute können
    wir festhalten: Diese Regierung hat in den letzten Jahren
    eine gute Arbeit geleistet.


    (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: So ist es!)


    Sie hat dazu beigetragen, dass das größte Defizit, das der
    gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland

    drohte und zu Kaskadeneffekten bei den Krankenkassen,
    zu Kasseninsolvenzen geführt hätte, verhindert werden
    konnte. Ja, die Arbeit dieser Bundesregierung war so er-
    folgreich, dass wir uns heute über die Verteilung und
    Verwendung von Überschüssen streiten und nicht mehr
    darüber, wie wir Defizite bewältigen. Das ist ein Erfolg
    der christlich-liberalen Koalition.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dazu hat sicherlich die gute Konjunktur, zu der ja
    auch die Bundesregierung beigetragen hat, einen Beitrag
    geleistet. Vor allem hat die Gesundheitspolitik einen An-
    teil daran.

    Wir haben in unruhigen Zeiten den Bürgerinnen und
    Bürgern Verlässlichkeit versprochen und bewiesen. Wir
    haben dafür gesorgt, dass die Zuwächse für Krankenhäu-
    ser, für Ärzte und für andere Gruppen begrenzt worden
    sind. Wir haben nicht mit der Gießkanne ein bisschen
    Geld an alle ausgeschüttet, sondern gezielt dort Geld
    ausgegeben, wo wir es dringend für die Versorgung der
    Menschen brauchen.

    Wir haben einen Paradigmenwechsel vollzogen:
    Nicht mehr der Pharmahersteller, nicht mehr das Arznei-
    mittelunternehmen entscheidet selbst über den Preis, und
    die Beitragszahler, die Krankenkassen müssen ihn zah-
    len; nein, wir haben dafür gesorgt, dass jedes neue Arz-
    neimittel sich einer frühen Nutzenbewertung unterziehen
    muss und der Preis zwischen Krankenkassen und Her-
    stellern ausgehandelt wird. Das hat dazu geführt, dass
    wir enorm sinkende Ausgaben für Arzneimittel haben.
    Das Geld kommt den Patienten in Deutschland zugute,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Unter den elf Jahren roter und grüner Führung im
    Bundesgesundheitsministerium wurde in Deutschland
    mehr Geld für Arzneimittel ausgegeben als für die am-
    bulante Versorgung der Patienten. Erst ein FDP-Minister
    im Gesundheitsministerium in einer christlich-liberalen
    Koalition hat hier den Richtungswechsel eingeleitet.
    Heute können wir feststellen: Es wird wieder mehr Geld
    für die ambulante Versorgung der Patientinnen und Pa-
    tienten in Deutschland ausgegeben als für Arzneimittel.
    Das ist die richtige politische Prioritätensetzung, die wir
    hier vornehmen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum protestieren dann die Ärzte? – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU]: Ärzte protestieren immer!)


    An diesem Gesetz wird nicht gerüttelt. Das Arzneimit-
    telmarktneuordnungsgesetz ist ein gutes und erfolgrei-
    ches Gesetz. International wird mit großem Interesse
    verfolgt, wie es uns gelingt, die Arzneimittelausgaben in
    den Griff zu bekommen.

    Wir haben in dieser Legislaturperiode auch durch
    weitere Gesetze Prioritäten gesetzt. Wir geben das Geld
    nicht mit der Gießkanne an Ärztinnen und Ärzte, an
    Krankenhäuser, sondern wir sagen: Wir müssen Prioritä-
    ten setzen. Natürlich haben wir in den Ballungsräumen





    Bundesminister Daniel Bahr


    (A) (C)



    (D)(B)


    eine gute Versorgung. Es macht mir keine Sorgen, wie
    die Versorgungssituation in den kommenden Jahren in
    Berlin, in Köln, in Hamburg sein wird – da werden wir
    aller Voraussicht nach noch genügend Ärztinnen und
    Ärzte haben –, aber was mir zunehmend Sorgen macht,
    ist: Wie stellen wir die Versorgung in der Fläche sicher?

    Diese Koalition war es, die mit dem Versorgungs-
    strukturgesetz endlich eine Debatte in Deutschland da-
    rüber begonnen und erste Lösungen auf den Weg ge-
    bracht hat, die gegen den drohenden Ärztemangel
    arbeiten. Als noch die SPD die Führung im Gesundheits-
    ministerium hatte, wurde von Regierungsseite geleugnet,
    dass uns ein Ärztemangel droht.


    (Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Richtig!)


    Da haben Sie gesagt: Es gibt genügend Ärzte; die müs-
    sen nur zwangsweise besser auf dem Land verteilt wer-
    den. – Wir setzen die richtigen Anreize, damit junge Me-
    diziner motiviert sind und Lust haben, in der Fläche für
    die Patientinnen und Patienten da zu sein. Das hat diese
    Koalition auf den Weg gebracht, meine Damen und Her-
    ren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Für uns ist die freie Arztwahl ein hohes Gut. Wir wol-
    len, dass die Menschen sich darauf verlassen können,
    dass sie die Ärztin oder den Arzt ihres Vertrauens vor
    Ort wählen können. In anderen Ländern, die solche Mo-
    delle haben, wie Sie sie in der Gesundheitsversorgung
    wollen – staatliche Einheitskassensysteme, in denen der
    Patient zum Bittsteller wird –, erleben die Menschen die
    schlechte medizinische Versorgung. Wir wollen, dass die
    deutsche Gesundheitsversorgung mit der Wahlfreiheit,
    der freien Wahl des Arztes und der Krankenversiche-
    rung, erhalten bleibt, und dafür haben wir in diesen Jah-
    ren die Voraussetzungen geschaffen, meine Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir wollen, dass die Menschen, die im Gesundheits-
    wesen arbeiten, dies mit Freude und Motivation tun.
    Leistungsgerechtigkeit gehört auch ins Gesundheitswe-
    sen: durch Vielfalt, durch eine leistungsgerechte Vergü-
    tung, durch Abbau von Bürokratie. Bei den letzten Ge-
    setzgebungsverfahren haben wir unseren Beitrag dazu
    geleistet.

    Aber es geht nicht nur um Gesundheit in meinem Ge-
    schäftsbereich, sondern es geht auch um Pflege. Das be-
    trifft die demografische Herausforderung einer alternden
    Bevölkerung und den Zusammenhang, den zunehmend
    mehr Familien erleben. Sie sehen, dass Familie nicht nur
    für die guten Zeiten da ist, sondern auch für die Zeit,
    wenn ein Familienmitglied die Hilfe der anderen
    braucht. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Mutter
    oder Vater, Großmutter oder Großvater pflegebedürftig
    werden.

    Mit dem Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz haben wir
    dafür gesorgt, dass die Demenz bei der Pflegebedürftig-
    keit endlich so berücksichtigt wird,


    (Hilde Mattheis [SPD]: Das ist glatt gelogen, und das wissen Sie genau!)


    dass Menschen, die bisher keine oder kaum Leistungen
    aus der Pflegeversicherung bekommen haben, nun eine
    Leistung für den besonderen Betreuungsbedarf bei De-
    menz erhalten und selbst entscheiden können, welche
    Betreuung sie in Anspruch nehmen.


    (Mechthild Rawert [SPD]: Wo sind die Rechtsansprüche?)


    Wir haben die Angehörigen gestärkt, weil die Ange-
    hörigen, die Familien es sind, die die Hauptlast der
    Pflege zu Hause tragen. Die müssen wir unterstützen.
    Wir haben die Wahlfreiheit gestärkt, sodass selbst ent-
    schieden werden kann, welche Leistung man in An-
    spruch nimmt. Wir haben als erste Schritte Bürokratie in
    der Pflege abgebaut. Wir bauen in Deutschland erstmals
    eine private Säule in der Pflege auf, die private Pflege-
    versicherung. Sie sehen: Auch in der Pflege leisten wir
    unseren Beitrag, um dieses System zukunftssicher zu
    machen,


    (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Der Finanzmarkt freut sich!)


    damit sich die Menschen auch in den kommenden Jahren
    darauf verlassen können: Pflege – darum kümmern wir
    uns; Pflege – das ist etwas, was auch in den kommenden
    Jahren den kommenden Generationen noch zur Verfü-
    gung steht, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich möchte konkret etwas sagen zu dem Haushalt und
    dem, was uns in den letzten Jahren beschäftigt hat.


    (Zurufe von der SPD und der LINKEN – Gegenruf von der FDP: Zuhören!)


    – Es scheint Sie ja zu treffen, dass wir mittlerweile eine
    so gute Bilanz vorweisen können, was Dinge angeht, die
    wir auf den Weg gebracht haben, und was die Finanzlage
    angeht, die sich nämlich solide darstellt. Wir achten wei-
    ter mit Augenmaß darauf. Wir geben die Überschüsse
    nicht mir nichts, dir nichts, leichtfertig, aus kurzfristiger
    Sicht aus, sondern wir bleiben dabei, die Ausgaben mit
    Augenmaß im Blick zu haben und trotzdem die richtigen
    Prioritäten zu setzen.


    (Steffen-Claudio Lemme [SPD]: Praxisgebühr!)


    Die Leistungen der Krankenversicherung sind heute
    weitgehender und umfassender als zu Beginn der Legis-
    laturperiode. Krankenkassen erstatten mittlerweile wie-
    der OTC-Präparate, die nicht rezeptpflichtigen Arznei-
    mittel, die Sie aus der Erstattungsfähigkeit gestrichen
    haben. Das, was Krankenkassen heute an Leistung brin-
    gen, ist mehr als das, was wir vorgefunden haben, als wir
    die Verantwortung übernommen haben. Das ist doch die
    Bilanz der christlich-liberalen Koalition in diesem Jahr.

    Wir leisten einen Beitrag dazu, auch andere wichtige
    gesellschaftliche Themen auf den Weg zu bringen. In
    diesem Haus ist parteiübergreifend ein Beschluss gefasst
    worden, der, so finde ich, ein starkes Signal an die Be-





    Bundesminister Daniel Bahr


    (A) (C)



    (D)(B)


    völkerung war und weiterhin ist. 12 000 Menschen in
    Deutschland warten auf Wartelisten dringend auf ein Or-
    gan. 12 000 Menschen in Deutschland sind krank und
    brauchen dringend Hilfe. Sie brauchen die zweite
    Chance zu einem Leben. Wir waren uns parteiübergrei-
    fend einig, dass wir dieses Thema voranbringen wollen,
    weil wir davon überzeugt sind, dass sich die Menschen
    durch richtige Aufklärung und richtige Information ent-
    scheiden können – entweder für oder gegen die Organ-
    spende. Schon damals hatten wir in einigen Bereichen
    heftige Diskussionen, weil sich zeigte, dass der eine oder
    andere grundsätzlich der Organspende gegenüber skep-
    tisch ist.

    Ich sage Ihnen ganz offen: Ich hätte nicht gedacht,
    dass ein einzelner Arzt in der Lage ist, zu manipulieren
    und damit das Vertrauen in das gesamte System infrage
    zu stellen. Deswegen ist die richtige Konsequenz, die
    wir aus diesen Vorfällen ziehen, dass wir das Vertrauen
    in die Organspende wieder stärken, dass wir eine bessere
    Kontrolle, eine bessere Aufsicht schaffen, auch durch
    staatliche Institutionen, und dass wir vor allem bei den-
    jenigen, die sich nicht an Recht, Gesetz und Regeln ge-
    halten haben, die richtigen Konsequenzen ziehen. Die
    müssen die Konsequenzen spüren, auch damit es andere
    abschreckt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Steffen-Claudio Lemme [SPD])


    Wir starten eine Kampagne zur besseren Aufklärung.
    In diesem Haushaltsentwurf stehen 9 Millionen Euro für
    eine Kampagne zur Aufklärung über die Organspende
    zur Verfügung; das sind 6,5 Millionen Euro mehr. Wir
    sagen: Wir wollen uns aufgrund der Vorfälle nicht von
    unserem Werben für die Organspende abbringen lassen.
    Wir sagen: Nein, jetzt erst recht wollen wir die Gelegen-
    heit nutzen, für die Organspende zu werben.


    (Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Aber Werbung ist kein Handeln!)


    Alle Bürgerinnen und Bürger werden, beginnend noch in
    diesem Jahr, angeschrieben, informiert und aufgeklärt,
    um sich bei der Organspende entscheiden zu können.

    Ich sage an die Linken und die Grünen eines klipp
    und klar: Wer bei diesem Thema Transparenz einfordert
    – wir sorgen wie keine Regierung vorher dafür, dass es
    diese Transparenz gibt –, der muss auch die Verantwor-
    tung zeigen, damit umzugehen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Das, was Sie machen, ist verantwortungslos gegenüber
    den 12 000 Menschen, die schwer krank sind und im
    Moment enorm verunsichert sind, weil sie Angst haben,
    ob sie ein Organ gespendet bekommen. Das, was Sie mit
    den Vorhaltungen und Verdächtigungen machen, ist eine
    Verunsicherung der Bevölkerung, die verantwortungs-
    los ist gegenüber den Menschen, die dringend unsere
    Hilfe brauchen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wenn Sie hier mit Zahlen arbeiten, die ein Abgeord-
    neter in seinem Hinterzimmer mal eben mit dem Bleistift

    ausgerechnet hat, dann würden Sie, Herr Kollege Terpe,
    beim Statistikschein an der Universität, den Sie als Me-
    diziner gemacht haben und den ich als Volkswirt ge-
    macht habe, glatt durchfallen; denn Sie haben die Trans-
    plantationen des Jahres 2011 mit der Warteliste für das
    Jahr 2012 verglichen und einen perfiden Verdacht in die
    Öffentlichkeit gebracht, dass privat Versicherte bevor-
    zugt werden.


    (Beifall bei der FDP)


    Die Zahlen geben das nicht her. Sie verunsichern die Be-
    völkerung und tragen mit dazu bei, dass wir bei der Or-
    ganspende nicht weiterkommen.


    (Beifall bei der FDP)


    Die Zahlen legen das jetzt erwiesenermaßen dar.

    Deswegen: Hören Sie auf damit, bei einem so hoch-
    sensiblen Thema Ihr parteipolitisches Süppchen zu ko-
    chen, sondern setzen Sie sich mit uns an den Tisch, um
    gemeinsam die richtigen Konsequenzen aus den Vorfäl-
    len zu ziehen, und verunsichern Sie die Menschen nicht
    weiter! Dann kommen wir in der Gesundheitspolitik vo-
    ran.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)