Rede:
ID1718502100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. die: 2
    2. Für: 1
    3. Fraktion: 1
    4. Die: 1
    5. Linke: 1
    6. spricht: 1
    7. jetzt: 1
    8. KolleginCaren: 1
    9. Lay.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 46: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ach- ten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen  (8. GWB-ÄndG) (Drucksache 17/9852) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sondergutachten der Monopolkommis- sion gemäß § 44 Absatz 1 Satz 4 des Geset- zes gegen Wettbewerbsbeschränkungen Die 8. GWB-Novelle aus wettbewerbs- rechtlicher Sicht (Drucksache 17/8541) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Abgeordneten Elvira Drobinski-Weiß, Gabriele Hiller- Ohm, Dr. Wilhelm Priesmeier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Für faire Lebensmittelpreise und trans- parente Produktionsbedingungen – Ge- gen den Missbrauch von Marktmacht (Drucksachen 17/4874, 17/5824) . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu dem Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Presse- Grosso gesetzlich verankern (Drucksachen 17/8923, 17/9989) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Dr. Tobias Lindner, Nicole Maisch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit im Wettbewerbsrecht verankern (Drucksache 17/9956) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister  BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22195 A 22195 B 22195 B 22195 C 22195 D 22196 A 22197 A 22199 C 22201 D 22203 A 22204 C 22206 C 22207 C 22209 B 22210 A 22210 D 22212 A 22214 B 22219 A 22219 D Inhaltsverzeichnis Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 22195 (A) (C) (D)(B) 185. Sitzung Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 Beginn: 9.15 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 22219 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag Genossenschaftsgründungen erleichtern, Woh- nungsgenossenschaften stärken, bewährtes Prüfsys- tem erhalten auf Drucksache 17/9976 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Aktionsplan Nanotechnologie 2015 – Drucksache 17/4485 –  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 15.06.2012 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 15.06.2012 Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Bellmann, Veronika CDU/CSU 15.06.2012 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 15.06.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 15.06.2012 Bülow, Marco SPD 15.06.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 15.06.2012 Freitag, Dagmar SPD 15.06.2012 Gabriel, Sigmar SPD 15.06.2012 Gohlke, Nicole DIE LINKE 15.06.2012 Goldmann, Hans- Michael FDP 15.06.2012 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Kauder (Villingen- Schwenningen), Siegfried CDU/CSU 15.06.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Kramme, Anette SPD 15.06.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 15.06.2012 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 15.06.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Lemme, Steffen-Claudio SPD 15.06.2012 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 15.06.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 15.06.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 15.06.2012 Montag, Jerzy BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Ortel, Holger SPD 15.06.2012 Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 15.06.2012 Roth (Esslingen), Karin SPD 15.06.2012 Schaaf, Anton SPD 15.06.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 15.06.2012 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 15.06.2012 Schreiner, Ottmar SPD 15.06.2012 Steinbach, Erika CDU/CSU 15.06.2012 Süßmair, Alexander DIE LINKE 15.06.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 15.06.2012 Zapf, Uta SPD 15.06.2012 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 15.06.2012  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 22220 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 185. Sitzung. Berlin, Freitag, den 15. Juni 2012 (A) (C) (D)(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9797 Nr. A.6 Ratsdokument 9294/12 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/9475 Nr. A.20 Ratsdokument 8151/12 Drucksache 17/9475 Nr. A.21 Ratsdokument 8173/12 Drucksache 17/9647 Nr. A.16 Ratsdokument 8794/12 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/9130 Nr. A.11 EP P7_TA-PROV(2012)0058 Drucksache 17/9130 Nr. A.12 EP P7_TA-PROV(2012)0063 Drucksache 17/9130 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2012)0065 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8227 Nr. A.45 Ratsdokument 17188/11 Drucksache 17/8227 Nr. A.46 Ratsdokument 17574/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/9647 Nr. A.22 Ratsdokument 8423/12 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 46, ZP 5 Wettbewerbspolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Matthias Heider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! So wie die Debatte heute
    morgen verläuft, scheint es nicht zu schaden, wenn wir
    uns noch einmal das Grundanliegen des GWB vor Au-
    gen führen. Gerade kam die Bemerkung, dass die bayeri-
    sche Sichtweise hier nicht richtig sei. „Wohlstand durch
    Wettbewerb“, schreibt Ludwig Erhard


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war ein Franke! Guter Mann!)


    in seinem Buch Wohlstand für alle im Jahr 1957, genau
    in dem Jahr, in dem das Gesetz gegen Wettbewerbsbe-
    schränkungen von diesem Hause beschlossen worden
    ist.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ludwig Erhard war ein Bayer!)


    Erhards Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft auf Ba-
    sis der Wettbewerbswirtschaft gilt auch heute noch.

    Aufgabe der Wettbewerbspolitik ist es, im Interesse
    aller Unternehmen, unabhängig von Größe und Rechts-
    form, einen möglichst uneingeschränkt funktionierenden
    Wettbewerb zu gewährleisten. Davon profitieren auch
    die Verbraucher. Funktionierender Wettbewerb ist eine
    wesentliche Voraussetzung für Wachstum und Beschäfti-
    gung. Wettbewerb fördert Innovation, optimale Ressour-
    cenverteilung und begrenzt wirtschaftliche Macht. Dass
    wir nunmehr im Bundestag bereits über die achte No-
    velle zum GWB beraten, zeigt, dass das Prinzip, das vor
    55 Jahren Geltung erlangt hat, nach wie vor Maßstab un-
    seres wirtschaftlichen Handelns ist und dass auch wett-
    bewerbliche Rahmenbedingungen von Zeit zu Zeit ange-
    passt werden müssen. Das tun wir, indem wir mit dieser
    Novelle Fusionskontrolle, Missbrauchsaufsicht, Buß-
    geldvorschriften und Kartellverfahren auf den neuesten
    Stand der Rechtspraxis bringen und europakonform aus-
    gestalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die achte Novelle, Herr Kollege Barthel, bringt zum
    einen deutliche Verbesserungen mit sich und behält zum
    anderen bewährte Instrumente und Vorschriften bei. Ich
    will mich auf einige konzentrieren und durchaus am An-
    fang einen technischen Aspekt nennen, nämlich den
    Übergang vom Marktbeherrschungstest zum sogenann-
    ten SIEC-Test im Fusionskontrollverfahren. Hiernach
    wird künftig maßgeblich sein, ob ein Zusammenschluss
    bereits eine „erhebliche Behinderung wirksamen Wett-
    bewerbs“ darstellt. Das bislang geltende Kriterium der
    Marktbeherrschung wird beibehalten. Dass die Einzel-
    marktbeherrschungsschwelle auf 40 Prozent angehoben
    wird, entspricht mittlerweile der wirtschaftlichen Reali-
    tät. Ich halte eine Anhebung der Schwelle für die kollek-
    tive Marktbeherrschung für diskussionswürdig. Das





    Dr. Matthias Heider


    (A) (C)



    (D)(B)


    sollte in unseren Ausschussberatungen Berücksichtigung
    finden.

    Neben der Ausgestaltung der Untersagungskriterien
    sind auch die Abwägungstatbestände zu berücksichti-
    gen. In diesem Zusammenhang halte ich es für sinnvoll,
    weiterhin an den praxisbewährten Instrumenten der Ab-
    wägungs- und Bagatellklausel sowie der Ministererlaub-
    nis festzuhalten. Frau Kollegin Andreae, Ministererlaub-
    nis ist exekutives Handeln. Ich glaube nicht, dass unser
    Haus eine solche Entscheidung an sich ziehen sollte.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenigstens das ganze Kabinett!)


    Lassen Sie uns einen Blick auf den Antrag der Grü-
    nen zum Thema missbrauchsunabhängiges Entflech-
    tungsinstrument werfen. Sehr geehrte Kolleginnen und
    Kollegen von den Grünen, in Ihrem Antrag zur GWB-
    Novelle fordern Sie die Bundesregierung auf, als Ultima
    Ratio ein Entflechtungsinstrument einzuführen, selbst
    wenn überhaupt kein Missbrauch vorliegt. Sie verweisen
    auf das entsprechende Sondergutachten der Monopol-
    kommission, allerdings nur lückenhaft.

    Dazu einige Bemerkungen. Erstens sieht die Mono-
    polkommission die Implementierung einer sogenannten
    objektiven Entflechtungsregel ausdrücklich nicht als
    vordringliche Maßnahme an. Zweitens macht die Mono-
    polkommission hinreichend deutlich, dass mit einer ob-
    jektiven Entflechtung auch immer die Gefahr verbunden
    ist, dass Unternehmen alleine wegen der Existenz eines
    solchen Instruments Investitionen und Innovationen un-
    terlassen werden, um dem Risiko einer Entflechtung zu
    entgehen.


    (Klaus Barthel [SPD]: Aber Sie haben das Zeug doch in den Koalitionsvertrag geschrieben!)


    Ich frage Sie: Wollen Sie in der jetzigen wirtschaftlichen
    Lage wirklich, dass die Investitions- und Innovationsbe-
    reitschaft deutscher Unternehmen dadurch gehemmt
    wird?


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr quer gedacht!)


    Das fördert bzw. schützt den Wettbewerb wohl kaum.
    Drittens verweist die Monopolkommission darauf, dass
    Rationalisierungsvorteile zunichtegemacht und Größen-
    und Verbundvorteile gefährdet werden. Diesen Nachtei-
    len, so die Monopolkommission – man höre! –, könne
    durch Kompensationszahlungen aus öffentlichen Mitteln
    begegnet werden. Auch das scheint mir wenig markt-
    konform zu sein, und unsere Haushalte sind eh schon be-
    lastet genug.

    Meiner Ansicht nach birgt eine nicht austarierte und
    vorschnelle Ausgestaltung eines missbrauchsunabhängi-
    gen Entflechtungsinstruments die Gefahr,


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den Kartellverfahren, Herr Heider?)


    dass wir gegen die eingangs genannten ordnungspoliti-
    schen Leitbilder unserer Wirtschaft verstoßen; denn der

    Anknüpfungspunkt ist gerade nicht wettbewerbsschädli-
    ches Fehlverhalten. Mit den in Ihrem Antrag genannten
    Maßnahmen werden auch Fälle erfasst, in denen sich er-
    folgreiches Unternehmenswachstum widerspiegelt. Ich
    begrüße es daher sehr, dass das Instrument der objekti-
    ven Entflechtung zum jetzigen Zeitpunkt nicht in den
    Regelungskatalog des GWB aufgenommen wird. Die
    Abhilfemaßnahmen struktureller Art hingegen sind im
    vorliegenden Gesetzentwurf enthalten.

    Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu Unter-Ein-
    standspreis-Verkäufen und dem Verbot der Preis-Kosten-
    Schere sagen. Eines muss klar sein: Die wenigen kartell-
    rechtlichen Mittel, die wir der Preistreiberei mancher
    Oligopolisten entgegenhalten können, dürfen zum Jah-
    resende nicht achtlos auslaufen. Ein alle Autofahrer be-
    lastender Nachahmungswettbewerb ist an den Tankstel-
    len zu beobachten. Ein afrikanisches Sprichwort sagt:
    „Willst du den Preis wissen, musst du über den Markt
    gehen.“ Millionen von Autofahrern fahren täglich über
    diesen Markt und können die Preise sehen. Beim Blick
    in den Rückspiegel sehen sie meist, dass sich die Preise
    schon wieder geändert haben.


    (Klaus Barthel [SPD]: Und was hilft da die Transparenzstelle, bitte? – Gegenruf des Abg. Björn Sänger [FDP]: Dass man Preisabsprachen nachweisen kann!)


    Insofern begrüße ich es sehr, dass die Bundesregierung
    an diesen wichtigen Verbotsmöglichkeiten festhält.

    Dass die vorhandenen Instrumente auch konsequent
    umgesetzt werden, Frau Lötzer, zeigt sich darin, dass das
    Kartellamt vor wenigen Wochen gegen die fünf großen
    Mineralölkonzerne ein Verfahren wegen des Verdachts
    des Preismissbrauchs eingeleitet hat.


    (Klaus Barthel [SPD]: Eben auch ohne Transparenzstelle!)


    Nun wird geprüft, ob der Treibstoff unter Einstandspreis
    verkauft worden ist und ob für die Belieferungen freier
    Tankstellen höhere Preise verlangt worden sind als bei
    den eigenen Kunden. In dem einen oder anderen Antrag
    wird behauptet, dass es an einer effizienten Kartellver-
    folgung fehle. Angesichts dieser Vorgänge ist mir eine
    solche Aussage unverständlich.


    (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum ist dann nichts dabei herausgekommen?)


    Das heißt nicht, dass es in den Missbrauchs- und Un-
    tersagensverfahren keine Verbesserungsmöglichkeiten
    gibt. Im eben genannten Verfahren, Frau Kollegin
    Andreae, war das Kartellamt zunächst gezwungen, den
    betroffenen Unternehmen förmliche Auskunftsersuchen
    zuzustellen, um überhaupt belastbare Daten zu erhalten.

    In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass markt-
    konforme Maßnahmen und Instrumente tatsächlich wei-
    terentwickelt werden müssen, um effektiv vorgehen zu
    können. Dazu zählt auch die Einrichtung der Markttrans-
    parenzstelle beim Bundeskartellamt, die den Handel mit
    Kraftstoffen durchgängig beobachten muss, um schnel-





    Dr. Matthias Heider


    (A) (C)



    (D)(B)


    ler reagieren zu können. Ein entsprechender Regierungs-
    entwurf wird bereits heute im Bundesrat beraten.

    Es ist richtig: Die Preise für Kraftstoffe steigen auf
    lange Sicht an. Das ist ein Ärgernis für uns Verbraucher
    und eine ernste Kostenbelastung für unsere Unterneh-
    men. Die Bundesregierung kann die Preise aber nicht per
    Verordnung einfach ändern. Das wäre Planwirtschaft.
    Das ist nicht unser Modell. Unsere Aufgabe muss es
    sein, strukturelle Voraussetzungen für funktionierenden
    Wettbewerb zu schaffen. Das werden wir mit dieser No-
    velle angehen. Eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs
    droht immer. Deshalb ist es Aufgabe des Staates, den
    Ordnungsrahmen für den Wettbewerb von Zeit zu Zeit
    neu zu schaffen.

    Zum Schluss:

    Wenn ein Unternehmen auf Dauer bestehen und
    fortschrittlich bleiben will, gibt es nichts Schlim-
    meres, als keine Wettbewerber zu haben.

    Das sagte Robert Bosch, ein deutscher Unternehmer und
    Erfinder. Ihm ist zuzustimmen, auch dem Entwurf dieser
    Novelle.

    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Für die Fraktion Die Linke spricht jetzt die Kollegin

Caren Lay.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Caren Lay


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! In einem sind wir uns hoffentlich einig: Die Ver-
    braucherinnen und Verbraucher müssen im Wettbe-
    werbsrecht endlich gestärkt werden;


    (Beifall bei der LINKEN)


    denn die Bürgerinnen und Bürger sind die Leidtragenden
    von Monopolen und Preisabsprachen. Ob bei Kaffee-,
    Benzin- oder Strompreisen, die Schäden für die Verbrau-
    cherinnen und Verbraucher sind enorm. Die Verbrauche-
    rinnen und Verbraucher zahlen nach Berechnungen des
    Umweltbundesamts allein 10 bis 15 Milliarden Euro im
    Jahr zu viel an die Stromkonzerne. Ich finde, das kann
    man so nicht hinnehmen. Das ist wertvolles Geld, das
    den Bürgerinnen und Bürgern im Portemonnaie fehlt.
    Das müssen wir endlich angehen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mit dem Gesetzentwurf, den Sie vorgelegt haben, wird
    das leider nicht geändert. Dieser Gesetzentwurf ist reine
    Symbolpolitik. Dieser Gesetzentwurf ist einfach nur Au-
    genwischerei. Ich will Ihnen das an einigen Beispielen
    erläutern:

    Erstens: die angebliche Stärkung der Verbraucherver-
    bände im Kartellrecht. Die Verbraucherverbände selbst
    sagen, dass durch diesen Gesetzentwurf kein messbarer
    Fortschritt zu erwarten ist. Das sollte Ihnen zu denken
    geben. Die Möglichkeiten, die Sie den Verbraucherver-

    bänden einräumen, werden nicht greifen. Wir wissen
    doch, dass das in der Realität so nicht funktioniert. Die
    Beweislast soll bei den Verbraucherverbänden liegen.
    Die Schäden sollen sie selbst ermitteln. Das ist doch völ-
    lig unrealistisch. Das ist unpraktikabel. So funktioniert
    das einfach nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Eines ist für uns als Linke völlig klar: Wenn es Preis-
    absprachen und Kartellverstöße gibt, zahlen die Verbrau-
    cherinnen und Verbraucher Milliarden Euro zu viel.
    Dieses Geld aus Unrechtsgewinnen müssen die Verbrau-
    cherinnen und Verbraucher in vollem Umfang zurücker-
    halten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bisher stehen die Bußgelder – dieses Beispiel ist
    schon genannt worden – in keinem Verhältnis zu den
    Unrechtsgewinnen der Unternehmen. Beispiel Kaffee:
    Geschätzt 4,8 Milliarden Euro haben die Unternehmen
    aufgrund des Kaffeerösterkartells zu viel verdient. Die
    Bußgelder betrugen gerade einmal 160 Millionen Euro.
    Das steht in keinem Verhältnis. An diese Regelungen
    müssen wir endlich heran. Wir als Linke sagen gemein-
    sam mit dem vzbv: Wir wollen dieses Geld in vollem
    Umfang zurückfordern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich finde, dass dieses Geld nicht einfach in das Staats-
    säckel wandern sollte. Es sollte, wann immer es geht,
    den Verbraucherinnen und Verbrauchern individuell zu-
    gutekommen. Für die Fälle, in denen das nicht möglich
    ist, hat Ministerin Aigner einen durchaus interessanten
    Vorschlag gemacht. Sie hat gesagt: Dieses Geld aus den
    Kartellstrafen soll der Verbraucherarbeit zugutekom-
    men. Das wären trotz der gerade skizzierten laschen Re-
    gelung in den letzten zehn Jahren immerhin 1 Milliarde
    Euro gewesen. Das sind für uns Verbraucherschützer
    ganz utopische Summen. Die Verbraucherministerin ist
    leider ihrem Ruf als Ankündigungsministerin wieder ge-
    recht geworden. Ich hätte mich gefreut, wenn sie zumin-
    dest an der heutigen Debatte, in der es ja um die Ver-
    braucherrechte geht, teilgenommen hätte.


    (Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Ach, komm!)


    Ein letztes Beispiel: die Strompreise. Sie schlagen
    vor, bestehende Regelungen zu verlängern. Ich sage:
    Das wird es nicht bringen; denn es hat auch schon in den
    letzten Jahren nicht funktioniert. In den letzten Jahren
    hat die Missbrauchsaufsicht den enormen Anstieg der
    Strompreise nicht eindämmen können. In den letzten
    zehn Jahren haben sich die Strompreise verdoppelt. Im
    gleichen Zeitraum haben die vier Energieriesen über
    100 Milliarden Euro Gewinne eingestrichen. Deswegen
    sage ich hier ganz klar: Das Problem ist nicht der Miss-
    brauch, sondern das Problem sind die vier großen Ener-
    gieriesen, die den gesamten Markt beherrschen, die den
    Verbraucherinnen und Verbrauchern das Geld aus der
    Tasche ziehen und das eigene Säckel damit füllen. Das
    ist der Regelfall auf dem Strommarkt. Dieses Problem
    müssen wir endlich angehen.





    Caren Lay


    (A) (C)



    (D)(B)


    Wir als Linke sagen: Wir brauchen eine staatliche
    Preisaufsicht. Wir wollen diese Konzerne auch entflech-
    ten. Mit diesem Gesetzentwurf kommen wir bei der Ent-
    flechtung keinen Schritt voran. Dieser Gesetzentwurf
    dient nicht dem Verbraucherschutz, er dient bestenfalls
    der Verbrauchertäuschung.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Oh, Frau Lay!)