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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/179 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 6: Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundesminister des Auswärtigen: Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch Wett- bewerbsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Oliver Luksic (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrej Hunko (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Fraktion der SPD: Soziales Mietrecht erhalten und klimagerecht verbessern (Drucksache 17/9559) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Michael Groß, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Soziale Wohnraumförderung durch Bund und Länder bis 2019 fortführen (Drucksache 17/9425) . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Egloff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniela Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Dorothee Bär, Markus Grübel, Erwin Rüddel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abge- ordneten Miriam Gruß, Nicole Bracht- 21327 A 21327 B 21331 B 21333 C 21335 B 21336 D 21337 D 21339 A 21341 A 21342 C 21344 A 21344 D 21345 A 21346 B 21347 C 21349 B 21350 C 21351 D 21351 D 21352 A 21353 D 21356 B 21358 B 21359 D 21361 C 21363 C 21365 C 21365 D 21367 B 21367 C 21368 A 21368 C 21369 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Bendt, Florian Bernschneider, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Altersbilder positiv fortentwickeln – Potenziale des Alters nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Petra Crone, Angelika Graf (Rosenheim), Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Potenziale des Alters und des Alterns stärken – Die Teilhabe der älteren Generation durch bürgerschaftliches Engagement und Bildung fördern – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepu- blik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen 17/8345, 17/2145, 17/3815, 17/9504) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Grübel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Dittrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Schröder, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) . . . . . . . Paul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine moderne und zukunftsweisende Familienpolitik (Drucksachen 17/6915, 17/9551) . . . . . . . . . . Ewa Klamt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Miriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Oliver Krischer, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Vereinheitlichung der bergrechtlichen Förderabgabe (Drucksache 17/9390) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Rolf Hempelmann, Doris Barnett, Klaus Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Anpassung des deut- schen Bergrechts (Drucksache 17/9560) . . . . . . . . . . . . . . . Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Rolf Hempelmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Todtenhausen (FDP) . . . . . . . . . . . . Sabine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21370 D 21371 A 21373 B 21374 B 21375 B 21376 D 21378 A 21379 C 21380 D 21381 C 21382 C 21383 C 21385 A 21385 B 21387 B 21389 A 21389 C 21390 C 21391 D 21391 D 21392 A 21393 A 21394 D 21395 D 21397 B 21398 C 21399 A 21400 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21327 (A) (C) (D)(B) 179. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21399 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 11.05.2012 Bär, Dorothee CDU/CSU 11.05.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE. 11.05.2012 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 11.05.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 11.05.2012 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 11.05.2012 Burchardt, Ulla SPD 11.05.2012 Buschmann, Marco FDP 11.05.2012 Dr. Danckert, Peter SPD 11.05.2012 Dyckmans, Mechthild FDP 11.05.2012 Ehrmann, Siegmund SPD 11.05.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 11.05.2012 Freitag, Dagmar SPD 11.05.2012 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 11.05.2012 Grütters, Monika CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 11.05.2012 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Höger, Inge DIE LINKE 11.05.2012 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 11.05.2012 Kamp, Heiner FDP 11.05.2012 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. h.c. Koppelin, Jürgen FDP 11.05.2012 Kramme, Anette SPD 11.05.2012 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.05.2012 Kressl, Nicolette SPD 11.05.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Lay, Caren DIE LINKE 11.05.2012 Leutert, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Lindemann, Lars FDP 11.05.2012 Lindner, Christian FDP 11.05.2012 Lötzer, Ulla DIE LINKE 11.05.2012 Lutze, Thomas DIE LINKE 11.05.2012 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Müller-Sönksen, Burkhardt FDP 11.05.2012 Nink, Manfred SPD 11.05.2012 Remmers, Ingrid DIE LINKE 11.05.2012 Rix, Sönke SPD 11.05.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Ruppert, Stefan FDP 11.05.2012 Schäfer (Köln), Paul DIE LINKE 11.05.2012 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 21400 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 (A) (C) (D)(B) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2011/12 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung – Drucksache 17/7710 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationales Reformprogramm 2012 – Drucksachen 17/9127, 17/9226 Nr. 1.4 – Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof Bericht nach § 99 der Bundeshaushaltsordnung über die Auswirkungen der Vergabeerleichterungen des Konjunkturpakets II auf die Beschaffung von Bauleis- tungen und freiberuflichen Leistungen bei den Bauvor- haben des Bundes – Drucksachen 17/8671, 17/9226 Nr. 1 – Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Eu- roparates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2010 – Drucksachen 17/5987, 17/6392 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2010 – Drucksachen 17/ 5987, 17/6392 Nr. 1.3 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationale Forschungsstrategie Bioökonomie 2030 – Drucksachen 17/3787, 17/4292 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Rahmenprogramm der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit (2012 bis 2017)“ – Drucksache 17/8500 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.20 Ratsdokument 18516/11 Drucksache 17/8967 Nr. A.4 EP P7_TA-PROV(2012)0019 Drucksache 17/8967 Nr. A.5 EP P7_TA-PROV(2012)0021 Finanzausschuss Drucksache 17/9130 Nr. A.4 Ratsdokument 6784/12 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/8426 Nr. A.28 Ratsdokument 17754/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.29 Ratsdokument 17818/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.31 Ratsdokument 18554/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.33 Ratsdokument 18619/11 Drucksache 17/8515 Nr. A.34 Ratsdokument 18853/11 Drucksache 17/8856 Nr. A.10 Ratsdokument 6104/12 Drucksache 17/8856 Nr. A.11 Ratsdokument 6360/12 Drucksache 17/8967 Nr. A.7 Ratsdokument 6425/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.5 Ratsdokument 5494/12 Drucksache 17/9130 Nr. A.6 Ratsdokument 6802/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.5 Ratsdokument 6305/12 Drucksache 17/9252 Nr. A.6 Ratsdokument 7247/12 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/9252 Nr. A.7 Ratsdokument 7278/12 Schlecht, Michael DIE LINKE 11.05.2012 Schneider, Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 11.05.2012 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 11.05.2012 Stauche, Carola CDU/CSU 11.05.2012 Strothmann, Lena CDU/CSU 11.05.2012 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.05.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 11.05.2012 Weinberg, Harald DIE LINKE 11.05.2012 Wichtel, Peter CDU/CSU 11.05.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 179. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2012 21401 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Gesundheit Drucksache 17/7918 Nr. A.17 Ratsdokument 15983/11 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/8426 Nr. A.49 Ratsdokument 17932/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.50 Ratsdokument 17933/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.51 Ratsdokument 17934/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.52 Ratsdokument 17935/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.53 Ratsdokument 17936/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.54 Ratsdokument 18090/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.55 Ratsdokument 18091/11 Drucksache 17/8426 Nr. A.56 Ratsdokument 18245/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/7713 Nr. A.23 Ratsdokument 15560/11 Drucksache 17/7713 Nr. A.24 Ratsdokument 15561/11 179. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 6 Regierungserklärung zu Europas Weg aus der Krise TOP 32Soziales Mietrecht und Wohnraumförderung TOP 31Potenziale der älteren Generation TOP 34Familienpolitik TOP 35Bergrecht Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich.

    Heute gibt es bedauerlicherweise keine Geburtstage
    zu erwähnen, sodass wir gleich in die Tagesordnung ein-
    treten können und müssen. Das muss aber der guten
    Laune nicht im Wege stehen.

    Ich rufe unseren Zusatzpunkt 6 auf:

    Abgabe einer Regierungserklärung durch den
    Bundesminister des Auswärtigen

    Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch
    Wettbewerbsfähigkeit

    Ich weise darauf hin, dass es hierzu einen Entschlie-
    ßungsantrag der Fraktion Die Linke gibt.

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    die Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
    rung 90 Minuten vorgesehen. – Auch das ist offensicht-
    lich einvernehmlich und damit so beschlossen.

    Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
    der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido
    Westerwelle.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
    wärtigen:

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren! Kolleginnen und Kollegen! Europa ist in einer Prä-
    gephase. Das Bild Europas in der Welt wird jetzt nach-
    haltig geprägt. Das Bild Europas bei den Bürgerinnen
    und Bürgern in Europa wird jetzt nachhaltig geprägt,
    aber auch das Bild Deutschlands in Europa wird jetzt für
    viele Jahre nachhaltig geprägt.

    Wir haben es mit einer Staatsschuldenkrise zu tun.
    Die Schuldenstände einzelner Euro-Staaten sind zu
    hoch. Die Finanzmärkte haben infrage gestellt, ob diese
    Schuldenberge jemals wieder abgetragen werden kön-
    nen. Aus der Staatsschuldenkrise ist somit eine Vertrau-

    enskrise geworden. Um Vertrauen zurückzugewinnen,
    müssen wir überzeugend darlegen, dass der Euro-Raum
    künftig ein Ort dauerhafter finanzieller Stabilität sein
    wird. Dazu haben wir die richtigen Weichen gestellt. Der
    Stabilitäts- und Wachstumspakt bekommt neue Autori-
    tät. Verstöße gegen den Stabilitätspakt werden in Zu-
    kunft früh und wirkungsvoll sanktioniert. Die Bundesre-
    gierung aus dem Jahre 2004 hat den Stabilitätspakt
    aufgeweicht. Diese Bundesregierung wird die Fehler
    von damals nicht wiederholen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir wollen raus aus der Schuldenpolitik hier bei uns
    in Deutschland, auch in den Bundesländern,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und dann macht ihr das Betreuungsgeld!)


    in Europa, weil wir der Überzeugung sind, dass das An-
    werfen von Notenpressen, das Drucken von Geld keine
    Antwort sein kann. Das führt zur Geldentwertung. Das
    führte zur Inflation. Die Stabilität unseres Geldes ist ein
    Kernanliegen der Bundesregierung. Es ist auch eine so-
    ziale Herausforderung. Denn unter Inflation leiden die
    Ärmsten am allermeisten.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Mit dem Fiskalpakt verpflichten sich die Regierungen
    in ganz Europa, nationale Schuldenbremsen einzufüh-
    ren. Der Fiskalpakt trägt die Unterschrift von 25 Staats-
    und Regierungschefs. Drei Mitgliedstaaten haben den
    Fiskalpakt bereits ratifiziert, nämlich Portugal, Slowe-
    nien und auch Griechenland. Irland führt am 31. Mai ein
    Referendum zum Fiskalpakt durch. In anderen Mitglied-
    staaten ist das parlamentarische Verfahren eingeleitet.

    Ich will es noch einmal mit großer Deutlichkeit sa-
    gen: Der Fiskalpakt ist beschlossen, und er gilt.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Das Ende der Schuldenpolitik in Europa ist vereinbart.
    Dabei bleibt es. Vereinbarungen zwischen Staaten wer-
    den durch Wahlen nicht ungültig.





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)


    Deutschland hat für diesen Kurs unermüdlich gewor-
    ben und hart verhandelt: der Finanzminister, ich selbst
    als Außenminister, aber vor allem an der Spitze die Bun-
    deskanzlerin. In Europa und international setzt sich
    Deutschland für ein Ende der Politik des Schuldenma-
    chens ein. Es untergräbt die Glaubwürdigkeit unseres
    Landes, wenn einzelne Bundesländer in Deutschland
    ihre Schuldenpolitik trotzdem weiter fortsetzen wollen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Jetzt ist er wieder da!)


    Die Ursache der Krise waren zu hohe Staatsschulden.
    Die Folge waren verantwortungslose Spekulationen. Ge-
    gen beides brauchen wir neue Regeln.

    Zu den richtigen Lehren aus der Krise gehört auch die
    bessere Regulierung der Finanzmärkte. Die Bundesre-
    gierung hat ungedeckte Leerverkäufe bereits im Mai
    2010 dauerhaft verboten. Wir sorgen für einen stabileren
    Bankensektor. Wir haben strengere Eigenkapitalvor-
    schriften eingeführt. Mit der Bankenabgabe haben wir
    Risiko und Haftung wieder zusammengebracht.

    Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her-
    ren, die erste Säule unserer Politik ist der Fiskalpakt für
    weniger Schulden; die zweite Säule unserer Politik ist
    Wachstum durch mehr Wettbewerbsfähigkeit. Zu einer
    wachstumsorientierten Politik muss diese Bundesregie-
    rung niemand überreden. Wachstum ist ein Kernanliegen
    der christlich-liberalen Koalition.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aha!)


    Ohne Schuldenabbau kein Vertrauen. Ohne Vertrauen
    keine Investitionen. Ohne Investitionen kein Wachstum.
    Ohne Wachstum keine Arbeitsplätze. Ohne Arbeits-
    plätze keine neuen Staatseinnahmen. Haushaltsdisziplin
    und Wachstum sind deshalb zwei Seiten derselben Me-
    daille.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Die Bundesregierung hat sich seit Beginn der Staats-
    schuldenkrise neben der notwendigen Haushaltskonsoli-
    dierung konsequent für mehr Wachstum durch Wettbe-
    werbsfähigkeit in Europa eingesetzt. Bereits vor zwei
    Jahren wurde die neue Strategie für Beschäftigung und
    Wachstum „Europa 2020“ beschlossen. Seither haben
    sich alle – alle! – Europäischen Räte wie auch zahlreiche
    Allgemeine Räte und Fachräte mit den Themen Wachs-
    tum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung befasst,
    übrigens immer wieder auch auf deutsch-französische
    Initiative.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und was sind die Ergebnisse?)


    Auch der letzte Europäische Rat im März dieses Jah-
    res betonte die Notwendigkeit der Haushaltskonsolidie-
    rung wie auch die Notwendigkeit der Förderung von
    Wachstum, von Wettbewerbsfähigkeit und natürlich
    auch von Beschäftigung. Wie schon beim informellen
    Sonderrat am 23. Mai – die Bundeskanzlerin hat gestern
    in ihrer Regierungserklärung darauf hingewiesen – steht

    auch beim Europäischen Rat im Juni das Thema Wachs-
    tum erneut auf der Tagesordnung.

    Manche haben uns in den letzten Monaten und in den
    letzten beiden Jahren empfohlen, wir hätten von Anfang
    an einen anderen Weg einschlagen sollen, der im We-
    sentlichen in folgender Weise zusammengefasst ist: Von
    Anfang an hätte Deutschland, hätte die Bundesregierung
    einen großen Batzen Geld ins Schaufenster legen sollen
    zur Stabilisierung und zur Abschreckung der Spekula-
    tion der Finanzmärkte. – Hätten wir als Bundesregierung
    zu Beginn der Krise gleich den von der Opposition ge-
    forderten Blankoscheck der Solidarität ausgestellt: Wir
    hätten in den Verhandlungen keine einzige der Gegen-
    leistungen für Stabilität durchsetzen können.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Es war richtig, dass Leistung und Gegenleistung von uns
    stets zusammen gesehen wurden.

    Wachstum kann man nicht mit Schulden kaufen.
    Wettbewerbsfähigkeit ist der Schlüssel für mehr Wachs-
    tum. Wettbewerbsfähigkeit erlangt man durch Struktur-
    reformen; darauf weist der Wirtschaftsminister zu Recht
    hin.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Hotelsteuer und so, ja?)


    Gut zehn Jahre ist es her, da galt Deutschland als der
    kranke Mann Europas. Heute ist Deutschland wieder die
    Wachstumslokomotive in Europa.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Trotz Guido!)


    Heute ist Deutschland wieder global wettbewerbsfähig.
    Die Arbeitslosigkeit sinkt; vor allem die Jugendarbeits-
    losigkeit ist so niedrig wie nirgendwo sonst in Europa.
    Das ist der Lohn der Mühe unserer Bürgerinnen und
    Bürger. Das ist das Ergebnis von verantwortungsvollem
    Handeln der Tarifparteien. Es ist auch das Ergebnis der
    neuen politischen Rahmenbedingungen durch die christ-
    lich-liberale Koalition.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Selbstbeweihräucherung!)


    Ich füge ausdrücklich hinzu: Auch die Agenda 2010 hat
    die Grundlagen dafür gelegt, dass wir heute so gut daste-
    hen. Deswegen ist es gänzlich unverständlich, dass Sie
    sich davon wieder abseilen wollen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Wir wissen um den schweren Weg, den viele Men-
    schen in Europa derzeit gehen müssen. Dafür empfinden
    wir großen Respekt und höchste Anerkennung. Die
    Menschen, die derzeit in vielen Ländern Europas in ei-
    ner sehr schwierigen Lage sind, können persönlich
    nichts dafür, dass Reformen in ihren Ländern in den letz-
    ten Jahren unterlassen worden sind. Deswegen rate ich
    uns allen, nicht mit Hochnäsigkeit auf die Lage in diesen
    Ländern zu reagieren, sondern Verständnis dafür zu ha-
    ben, was diese Menschen durchmachen. Diesen Rat
    richte ich nicht nur an eine Seite, sondern an alle, die da-
    rüber diskutieren. Gerade weil wir derzeit wirtschaftlich





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)


    so stark sind, müssen wir in den europäischen Diskussio-
    nen eine besondere Sensibilität zeigen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Angesichts einer zum Teil stark schrumpfenden Wirt-
    schaft, angesichts hoher Arbeitslosigkeit, angesichts ei-
    ner vor allem erschreckend hohen Jugendarbeitslosigkeit
    sind die jetzt angepackten Reformen die einzige nach-
    haltige Chance. Nur so können wir die wirtschaftliche
    und soziale Lage in den jeweiligen Mitgliedstaaten und
    überall in Europa zum Guten wenden.

    Ein Wort zu Griechenland: Wir stehen zu unseren
    Hilfszusagen. Das bedeutet aber auch, dass die verein-
    barten Reformen in Griechenland umgesetzt werden.
    Wir wollen die Euro-Zone zusammenhalten. Die Zu-
    kunft Griechenlands in der Euro-Zone liegt nun in den
    Händen Griechenlands. Wir wollen und werden Grie-
    chenland helfen. Griechenland muss sich aber auch hel-
    fen lassen wollen. Wenn der verbindlich vereinbarte Re-
    formweg verlassen werden sollte, dann ist die
    Auszahlung weiterer Hilfstranchen nicht mehr möglich.
    Solidarität ist keine Einbahnstraße. Solidarität funktio-
    niert nicht ohne Solidität. Was vereinbart ist, muss gel-
    ten.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Das ist die Haltung der Bundesregierung, meine Damen
    und Herren Abgeordnete. Das ist die Haltung unserer eu-
    ropäischen Partner. Das ist übrigens auch die Haltung
    des Präsidenten der Europäischen Kommission, und das
    ist die Haltung des Präsidenten des Europäischen Parla-
    ments.

    Für neues Wachstum liegt die Verantwortung zuerst
    und vor allem bei den Mitgliedstaaten. Durch nationale
    Strukturreformen müssen die Mitgliedstaaten die Wett-
    bewerbsfähigkeit wieder herstellen, die für neues
    Wachstum zwingend ist. Hierzu gehört es beispiels-
    weise, die sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest zu
    machen. Dazu zählt, die Arbeitsmärkte gerade für junge
    Menschen stärker zu öffnen und Schwarzarbeit abzu-
    bauen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Irland!)


    Dazu bedarf es eines klaren Bekenntnisses zur Förde-
    rung von Bildung, Wissenschaft und Forschung. Auch
    auf europäischer Ebene wollen wir noch stärker auf
    Wachstum setzen. Ein europäischer Wachstumspakt
    muss folgende sechs Punkte beinhalten:

    Erstens. Die Europäische Union darf nicht mehr aus-
    geben als bisher. Sie muss aber ihre Mittel besser einset-
    zen als bisher.


    (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie fordern doch weniger!)


    Geld ist durchaus vorhanden. Der Zukunftshaushalt
    der Europäischen Union für die Jahre 2014 bis 2020
    sieht ein Volumen von über 1 Billion Euro vor. Aus die-
    sem Haushaltsplan muss der politische Anspruch der Eu-
    ropäischen Union ablesbar sein, Zukunft zu gestalten
    und nicht nur Vergangenheit zu verwalten. Wir brauchen
    bei der Verwendung dieser Mittel ein neues Denken. Es

    darf nicht mehr darum gehen, einfach möglichst viel
    Geld für die eigenen nationalen Steckenpferde zurückzu-
    holen. Das führt am Ende zu Fehlentwicklungen wie eu-
    ropäisch geförderte Wellnessoasen in Romantikhotels.
    Wir alle kennen solche Beispiele, übrigens auch aus un-
    serem eigenen Land.

    Strukturmittel, die die Europäische Union ausgibt,
    müssen zu mehr Wachstum und zu mehr Wettbewerbsfä-
    higkeit in Europa beitragen. Das sind wir nicht nur de-
    nen schuldig, die auf unsere Solidarität angewiesen sind,
    sondern das schulden wir allen europäischen Steuerzah-
    lern. Die Bundesregierung hat in die laufenden Haus-
    haltsverhandlungen in Brüssel einen Aktionsplan zum
    Better Spending eingebracht. Gleichzeitig wollen wir,
    dass die Ausgaben stärker überwacht und an messbare
    Kriterien geknüpft werden. Mit dem Geld der europäi-
    schen Steuerzahler wollen wir gute Ergebnisse befördern
    statt Förderquoten zu erfüllen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zweitens. Aus den Struktur- und Kohäsionsfonds der
    laufenden Haushaltsperiode stehen noch knapp 80 Mil-
    liarden Euro zur Verfügung, die bis heute noch keinen
    konkreten Projekten zugeordnet sind. Wir wollen, dass
    die Europäische Kommission diese Mittel nutzt und ge-
    meinsam mit den Mitgliedstaaten jetzt schneller und wir-
    kungsvoller in neues Wachstum durch bessere Wettbe-
    werbsfähigkeit investiert.

    Drittens. Weil der Bankensektor unter der Last fauler
    Kredite leidet, klagen viele Unternehmen in Europa über
    eine Kreditklemme. Mit der Europäischen Investitions-
    bank verfügen wir über ein Instrument, das wir stärker
    und gezielter nutzen sollten. Wir wollen den Zugang ge-
    rade kleinerer und mittelständischer Unternehmen zu
    Krediten verbessern und die Expertise der Europäischen
    Investitionsbank besser nutzen.


    (Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und was ist mit dem Stammkapital?)


    Viertens. Europas Straßen und Schienen, unsere Ener-
    gie- und Telekommunikationsnetze gehören zu den
    großen Trümpfen der europäischen Wirtschaft. Sie zu er-
    halten und zu verbessern, eröffnet neue Wachstumsper-
    spektiven. Für den grenzüberschreitenden Ausbau der
    europäischen Infrastruktur muss mehr privates Kapital
    mobilisiert werden. Wir müssen hier auch innovative
    Wege im Bereich Public-Private-Partnership ausloten.

    Fünftens. Schon einmal wurden in den 80er- und
    90er-Jahren durch die Verwirklichung der sogenannten
    vier Freiheiten im europäischen Binnenmarkt enorme
    Wachstumskräfte freigesetzt. Heute bietet die Ausdeh-
    nung des Binnenmarktes auf neue Felder erneut große
    Chancen. Das gilt für die digitalisierte Wirtschaft und
    den Internethandel. Das betrifft den Energiesektor, wo
    mehr Wettbewerb zu niedrigeren Preisen und größerer
    Versorgungssicherheit für die Verbraucher führen wird,
    und das zielt auf die Stärkung von kleinen und mittleren
    Unternehmen durch den Abbau von Bürokratie, durch
    besseren Zugang zu Risikokapital und eine Modernisie-
    rung des europäischen Vergaberechts.





    Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


    (A) (C)



    (D)(B)


    Sechstens. Wir wollen den Freihandel stärken. Drei
    Viertel der Weltwirtschaft liegt außerhalb der Europäi-
    schen Union. Mehr als 80 Prozent des weltweiten Wachs-
    tums werden mittlerweile außerhalb der Europäischen
    Union erwirtschaftet, vor allem in Asien sowie in Nord-
    und Südamerika. Solange ein Abschluss der Doha-Runde
    für ein weltweites Freihandelssystem nicht erreichbar ist,
    muss die Europäische Union daran arbeiten, weitere Frei-
    handelsabkommen mit den alten und neuen Kraftzentren
    der Welt abzuschließen.

    Die Verhandlungen mit Kanada und Indien wollen
    wir zügig zum Abschluss bringen. Mit Singapur und
    Malaysia sind die Verhandlungen auf gutem Wege. Auf
    dem EU-Asien-Außenministertreffen vor wenigen Ta-
    gen hat sich gezeigt, dass in der gesamten Region großes
    Interesse an Abkommen mit der Europäischen Union be-
    steht. Die Vorgespräche für die Aufnahme von Verhand-
    lungen zwischen der Europäischen Union und Japan ste-
    hen kurz vor ihrem Abschluss.

    Gegenüber Partnern wie den Golfstaaten und Brasi-
    lien werben wir dafür, den Verhandlungen neue Impulse
    zu geben. Mit den USA gibt es Vorgespräche und bereits
    erhebliche Vorarbeiten. Wir sind bereit zu einem umfas-
    senden Abkommen mit unseren engsten Verbündeten,
    den Vereinigten Staaten von Amerika.

    Diese sechs Punkte für mehr Wachstum in Europa
    zeigen, dass man Wachstum schaffen kann, ohne neue
    Schulden zu machen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Der Kurs der Bundesregierung bei der Bewältigung
    der Krise ist klar.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach ja? Eher Zickzack!)


    Wir sind der Überzeugung: Europa ist nicht das Pro-
    blem, sondern es ist Teil der Lösung des Problems. Es
    reicht nicht, aus der Krise nur finanz- und wirtschafts-
    politische Konsequenzen zu ziehen, so wichtig die natür-
    lich sind. Wir müssen strukturelle Antworten geben. Die
    Europäische Union muss handlungsfähiger und effizien-
    ter werden. Auch das ist eine Lehre aus der Krise.

    Wir haben eine Zukunftsgruppe ins Leben gerufen,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Eine Zukunftsgruppe?)


    in der wir institutionelle Verbesserungen diskutieren, die
    auch unterhalb von Vertragsänderungen umgesetzt wer-
    den können. Wir werden alle europäischen Mitgliedslän-
    der und natürlich auch die europäischen Institutionen,
    insbesondere das Europäische Parlament und die Euro-
    päische Kommission, in diese Diskussion einbeziehen.
    Mit dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes
    habe ich dazu in dieser Woche hier in Berlin Gespräche
    geführt.


    (Zuruf von der SPD: Wir auch!)


    Die große historische Frage ist, ob die Fliehkräfte, die
    in der Krise auf Europa wirken, größer sind als die poli-
    tische Kraft des Zusammenhalts. Es gibt Renationalisie-

    rungstendenzen, die mich besorgen. Die Reisefreiheit
    gehört für mich zu den kostbarsten europäischen Errun-
    genschaften. Sie zu bewahren und zu verteidigen ist ein
    Kernanliegen der Bundesregierung. Wer anfängt, Europa
    stückweise aufzugeben, der wird es am Ende ganz ver-
    lieren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Welt verändert sich, und die Architektur der Welt
    verändert sich, weil die Gewichte sich verschieben.
    Deutschland ist in Europa relativ groß, in der Welt ist
    Deutschland relativ klein. Wir brauchen unsere europäi-
    schen Partner. Gefragt ist der ökonomische, politische
    und kulturelle Selbstbehauptungswille von uns Euro-
    päern. Europa ist eine Wertegemeinschaft. Deshalb
    schweigen wir nicht, wenn in unmittelbarer Nachbar-
    schaft auf unserem europäischen Kontinent gemeinsame
    Werte verletzt werden. Wir stehen an der Seite der Un-
    terdrückten in Weißrussland, übrigens auch dann, wenn
    dies nicht jeden Tag Gegenstand medialer Betrachtung
    ist. Das ist Europa, und das, was in Weißrussland statt-
    findet, ist eine Schande für Europa.


    (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind Grundpfeiler
    unserer europäischen Werteordnung. Ohne sie, ohne De-
    mokratie und Rechtsstaatlichkeit, kann es keine weitere
    Annäherung an die Europäische Union geben. Das gilt
    auch für die Ukraine.

    Es gibt ein europäisches Lebensmodell, auf das wir
    stolz sein können. Dazu gehört, dass Freiheit und Sicher-
    heit in Balance gehalten werden, dass der Einzelne etwas
    zählt und nicht nur das Kollektiv, dass wir nicht nur ma-
    terielle, sondern auch postmaterielle Werte schätzen,
    nämlich individuelle Freiheit, soziale Sicherheit,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Soziale Sicherheit ist aber materiell!)


    Freiheit von Angst, kulturelle Vielfalt und eine lebens-
    werte Umwelt. In der Globalisierung müssen wir dieses
    Lebensmodell gemeinsam verteidigen. Wir wollen, dass
    sich Europa als Kulturgemeinschaft behauptet.

    Die deutsch-französische Freundschaft ist für den Er-
    folg Europas unverzichtbar. Wir gratulieren dem neu ge-
    wählten französischen Präsidenten François Hollande.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Wir werden bewährt und eng mit der neuen französi-
    schen Regierung zusammenarbeiten und gemeinsam mit
    unseren europäischen Partnern die Lösung der Probleme
    anpacken. Ich denke – das hat der Beifall gezeigt –, wir
    gratulieren alle gemeinsam dem neu gewählten, dem de-
    mokratisch gewählten französischen Präsidenten.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die einen früher, die anderen später! – Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie sich dazu durchringen können! – Thomas Bundesminister Dr. Guido Westerwelle Oppermann [SPD]: Hinterher ist man immer klüger!)





    (A) (C)


    (D)(B)


    Ich bin gespannt auf das Folgende. Wir danken dem
    scheidenden Präsidenten Frankreichs, Nicolas Sarkozy,
    für die freundschaftliche Zusammenarbeit der letzten
    Jahre. Erlauben Sie mir, dass ich in diesen Dank auch
    Außenminister Alain Juppé und die anderen Kabinetts-
    kollegen einschließe.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    – An dieser Stelle, Genossen, fehlt der Beifall.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Aber Ihre Kanzlerin ist doch froh, dass das vorbei ist!)


    Ich will es Ihnen ganz offen sagen: Ich finde, dass die
    deutsch-französische Freundschaft von nationalen par-
    teipolitischen Präferenzen völlig unabhängig ist.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Binsenweisheit! Wir haben das nie bezweifelt, Herr Westerwelle!)


    Wir kämpfen für Europa – mit Pragmatismus und
    Weitsicht, mit Verstand und Herz. Unser Auftrag ist das,
    was bereits in der Präambel des Grundgesetzes festge-
    legt wurde. An diese Präambel des Grundgesetzes, die
    uns alle verpflichtet, möchte ich erinnern: „… in einem
    vereinten Europa“ – so heißt es dort – „dem Frieden der
    Welt zu dienen“. Europa ist die Antwort auf das dun-
    kelste Kapitel unserer Geschichte. Europa ist eine Ant-
    wort des Friedens auf Jahrhunderte der Kriege. Noch
    mehr aber ist Europa unsere Zukunft. Europa ist unser
    Schicksal, und Europa ist auch unsere Leidenschaft.
    Deshalb arbeiten wir alle gemeinsam dafür, dass Europa
    diese Bewährungsprobe besteht. Wir wissen, was wir an
    Europa haben. Deshalb wollen wir, dass Europa diese
    Lage meistert.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich eröffne die Aussprache. Erster Redner ist der Kol-

lege Hubertus Heil für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Sehr geehrter Herr Westerwelle! Als Sie vor einigen
    Tagen für heute eine Regierungserklärung zum Thema
    „Europas Weg aus der Krise: Wachstum durch Wettbe-
    werbsfähigkeit“ angemeldet haben, hatte ich gewisse
    Hoffnungen. Ich wollte eigentlich sagen: Willkommen
    in einer Debatte über Europa, an der Sie zwei, drei Jahre
    nicht teilgenommen haben. Herzlich willkommen in ei-
    ner Debatte über Wachstum, zu der Sie in den letzten
    Wochen und Monaten nichts beigetragen haben. – Und
    jetzt höre ich 26 Minuten lang nichts anderes als heiße

    Luft und Stanzen. Der Verdruss über Europa hat auch
    mit dieser Art von Reden zu tun, die Sie hier liefern.


    (Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Sie haben nicht zugehört! Sie haben zu viel mit Herrn Steinmeier geredet!)


    Es war kein einziger neuer Gedanke und kein konkreter
    Vorschlag zu hören, sondern lediglich das Mantra von
    Guido Westerwelle zwei Tage vor der nordrhein-westfä-
    lischen Landtagswahl. Das ist der Grund für Ihre Regie-
    rungserklärung. Das ist aber keine Regierungserklärung
    von Guido Westerwelle. Das hätte eine Regierungserklä-
    rung der Bundesregierung sein sollen, die in diesem
    Punkt sträflich versagt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie uns einmal Klartext reden, Herr
    Westerwelle, über das, was Sie in den letzten zwei, drei
    Jahren unterlassen haben: Ihr Zögern und Zaudern, auch
    die Feigheit der Bundeskanzlerin, den Menschen die
    Wahrheit über das Ausmaß der Krise zu sagen, und die
    Unfähigkeit, Wachstumsinitiativen auf den Weg zu brin-
    gen, sowie der Glaube daran, dass man allein mit Hilfs-
    krediten und kurzfristigen fiskalischen Auflagen Europa
    aus der Krise führen kann – dieser Weg ist es, der
    Europa im Moment noch tiefer in die Krise führt, anstatt
    Europa herauszuführen.


    (Beifall bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Sie haben nicht zugehört!)


    Wenn Sie uns nicht glauben, Herr Westerwelle, dann
    hören Sie wenigstens auf das, was Ihnen inzwischen die
    ganze Welt ins Stammbuch schreibt. Hören Sie auf
    Christine Lagarde, die Chefin des IWF. Hören Sie auf
    Bill Clinton, der sich zu diesem Thema geäußert hat. Hö-
    ren Sie auf den Nobelpreisträger für Ökonomie, Paul
    Krugman, der Ihnen das ins Stammbuch geschrieben hat.
    Ja, Strukturreformen sind notwendig. Das ist gar keine
    Frage. Davon haben wir übrigens ein bisschen mehr Ah-
    nung als diese Regierung; das will ich klar sagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Aha!)


    Ich sage Ihnen einmal etwas, Herr Brüderle: Dampf-
    plauderreden, wie Sie sie hier halten, kann jeder. Wir
    hingegen haben uns darangemacht, schwierige und mu-
    tige Entscheidungen zu treffen, und das hat Deutschland
    gedient. Das waren wir und nicht Sie.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: August Bebel war es, Herr Heil!)


    Jetzt will ich Ihnen etwas zu dem Popanz sagen, den
    Sie hier aufbauen: Es ist doch überhaupt gar keine Frage,
    dass Länder, die Probleme mit der Wettbewerbsfähigkeit
    haben, auch langfristig wirkende Strukturreformen brau-
    chen. Das bezweifelt niemand. Es ist auch keine Frage,
    dass Europa Haushaltsdisziplin braucht. Die Staaten
    müssen unabhängiger werden von den Launen der





    Hubertus Heil (Peine)



    (A) (C)



    (D)(B)


    Finanzmärkte und ihrer Finanzierung. Ganz klar ist aber
    auch: Ohne Wachstumsperspektiven und wirtschaftliche
    Dynamik gelingt es nicht, die Haushalte zu konsoli-
    dieren, und Wachstum braucht Investitionen, Herr
    Westerwelle. Das ist in dieser Situation wichtig, aber das
    haben Sie nicht begriffen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Private und nicht öffentliche!)


    – Private und öffentliche Investitionen; das sage ich Ih-
    nen. – Das haben Sie nicht begriffen. Private Investitio-
    nen fallen nicht vom Himmel, zumal nicht in dieser Si-
    tuation. Dafür braucht man mutige Politik und mutige
    Initiativen. Ich will Ihnen dazu gleich ein paar Vor-
    schläge machen.


    (Beifall bei der SPD)


    Niemand bezweifelt – das sage ich noch einmal –,
    dass wir von der Staatsverschuldung in Europa herunter-
    müssen. Aber schon die Krisenanalyse, die Sie hier zim-
    mern, stimmt so nicht.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das fängt bei den Ländern schon an!)


    Ja, es gab Staaten, die fiskalisch weit über ihre Verhält-
    nisse gelebt haben. Das ist Politikversagen. Aber es gab
    auch Staaten wie Irland und Spanien, wo es kein Politik-
    versagen oder Haushaltsversagen gab, das zu einem De-
    fizit führte. In Irland ist eine Finanzblase geplatzt, in
    Spanien eine Immobilienblase. Dann musste der Staat
    ins Obligo gehen und Banken retten. Das ist der Grund,
    warum diese Länder im Defizit sind. Dort hat nicht Poli-
    tik versagt, sondern die Finanzkrise hat diese Länder in
    Schieflage gebracht. Das verschweigen Sie, weil es nicht
    in Ihr Weltbild passt.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Vor Jahren haben Sie uns Irland noch als leuchtendes
    Beispiel genannt. Der keltische Tiger, die Zukunft der
    tollen Finanzmarktdienstleistungen, der Abschied von
    der Industrie – das war jahrelang das Mantra von Guido
    Westerwelle in diesem Parlament. Wohin das führt, kön-
    nen wir gerade in Irland beobachten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer hat denn die Hedgefonds in Deutschland eingeführt? Wer hat von der Deutschland AG gesprochen? Das wart ihr!)


    Darüber müssen wir einmal reden. Herr Westerwelle,
    wir haben Ihre fünf oder sechs Punkte mit großer Auf-
    merksamkeit verfolgt,


    (Patrick Döring [FDP]: Sehr aufmerksam!)


    und wir haben festgestellt, dass Sie im Rahmen dessen,
    was man sich mit Copy and Paste an Überschriften aus

    europäischen Papieren ziehen kann, einen großartigen
    Redenschreiber haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie uns jetzt über fünf konkrete Vorschläge re-
    den. Ich willen wissen, wie sich diese Bundesregierung
    dazu verhält.

    Erstens. Um öffentliche und private Investitionen zu
    bündeln, um Investitionsimpulse für Wachstum in
    Europa zu generieren, schlagen wir Ihnen die Gründung
    eines Investitions- und Aufbaufonds vor, gespeist aus
    den Mitteln der europäischen Strukturhilfen – die da
    sind –, aus einer Umsteuerung bei der Strukturförderung
    im Agrarsektor, die in den Krisenländern zum Teil voll-
    kommen falsch geleitet war – warum Sie dazu keinen
    Satz sagen, weiß ich nicht –, und dem Aufkommen einer
    Finanztransaktionsteuer; das Wort fehlt bei Ihnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Das hat er alles gesagt!)


    Wir wollen nicht neue Schulden machen. Wir brau-
    chen die Besteuerung der Finanzmärkte, um Wachstums-
    impulse zu bekommen. Herr Westerwelle, da sind Sie
    der Bremser in Europa. Dass Frau Merkel hilflos in
    Europa herumstrauchelt und sagt: „Privat bin auch ich ir-
    gendwie für eine Finanztransaktionsteuer, aber ich
    schaffe es nicht einmal, das in meiner eigenen Koalition
    durchzusetzen“, das zeigt, dass das Chaos von Schwarz-
    Gelb zum Problem für Europa geworden ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Also: Sind Sie für einen solchen Investitions- und Auf-
    baufonds, ja oder nein?

    Zweitens. Sind Sie für die Beteiligung des Finanz-
    sektors? Sagen Sie doch einmal einen Satz dazu, was
    diese Bundesregierung auf dem nächsten europäischen
    Gipfel in Sachen Finanztransaktionsteuer auf den Weg
    bringen will. Die Chance ist jetzt nach der Wahl in
    Frankreich noch größer. Es gibt immer mehr Verbündete.
    Die Einzigen, die es nicht begriffen haben, sind die Men-
    schen, die der FDP angehören.

    Drittens. Sie haben erfreulicherweise – vielleicht hat
    Herr Hoyer, der neue Chef der Europäischen Investi-
    tionsbank, Ihrem Redenschreiber das zugearbeitet – die
    Europäische Investitionsbank als ein wesentliches In-
    strument genannt, um private und öffentliche Investitio-
    nen zu mobilisieren – vollkommen d'accord –, aber Sie
    haben keine Idee, wie Sie die Europäische Investitions-
    bank als Instrument in dieser Situation stärken können,
    um öffentliche und private Investitionen miteinander zu
    verbinden. Herr Westerwelle, sind Sie bereit, den Men-
    schen in Deutschland offen zu sagen, dass das nicht geht,
    wenn man nicht die Möglichkeiten der Europäischen In-
    vestitionsbank, zum Beispiel durch die Erhöhung des
    Stammkapitals der Mitgliedstaaten, ausbaut?

    Viertens. Sie haben sehr nebelig davon gesprochen,
    dass man auch innovative Möglichkeiten der Public-Pri-





    Hubertus Heil (Peine)



    (A) (C)



    (D)(B)


    vate-Partnerships zur Finanzierung von Infrastruktur
    nutzen soll. Was meinen Sie eigentlich damit? Meinen
    Sie das Instrument der Projektanleihen? Das ist ein gutes
    Instrument. Meinen Sie die Möglichkeit, dass wir öffent-
    liches und privates Kapital in die Netze investieren, in
    die Telekommunikationsnetze, in Energienetze und in
    Verkehrswege? Dann sagen Sie das. Aber Sie haben
    doch Projektbonds schon fast wieder ausgeschlossen.
    Sie sagen den Menschen nicht, dass wir das brauchen,
    um diese Investitionen in diesem Land tatsächlich zu he-
    beln.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Lesen Sie doch unseren Beschluss!)


    Nein, Sie sind jemand, der morgen schon wieder fressen
    muss, was er gestern ausgeschlossen hat.

    Ich sage ihnen – fünftens – auch: Mich hat richtig ent-
    täuscht,


    (Zurufe von der FDP: Oh!)


    dass Sie neben den Weihrauchreden über Europa mit den
    gestanzten Formeln, die in Europa keiner mehr hören
    kann und die das Vertrauen untergraben, nicht einen Satz
    zur Jugendarbeitslosigkeit in den Defizitländern gesagt
    haben. Sie sprechen von Herz und Leidenschaft. Ihnen
    fehlt aber jegliche Empathie mit den jungen Menschen
    im Süden Europas, die keine Perspektive haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ihnen fehlt jede Idee für ein Sofortprogramm zur Be-
    kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, das wir fordern.
    Wenn in Spanien jeder dritte junge Mensch arbeitslos ist,
    wenn die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland bei fast
    50 Prozent liegt, dann kann man nicht dabei zugucken,
    dass eine ganze verlorene Generation perspektivlos ist.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Dann muss man den Arbeitsmarkt deregulieren!)


    Dann brauchen wir auch arbeitsmarktpolitische Maßnah-
    men und Qualifizierungsmaßnahmen. Dass Sie dazu
    konkrete Vorschläge machen, hätten wir erwartet.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Unter Strukturreformen, Herr Westerwelle, verstehen
    Sie höchstens die Deregulierung des Taxigewerbes in
    Griechenland. Das hat mit wirtschaftspolitischem Sach-
    verstand nichts zu tun. Ich sage Ihnen: Der fehlende Mut
    dieser Regierung, der fehlende Mut von Angela Merkel
    und Guido Westerwelle,


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    hat Europa schon Schaden zugefügt.


    (Joachim Spatz [FDP]: So ein Quatsch!)


    Die Realität wird aber in diesem Sommer über Sie hin-
    weggehen. Dessen bin ich mir sicher.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: Tatütata! Heil bringt Unheil!)