Rede von
Kerstin
Tack
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
glaube, wenn wir uns über die europäische Verordnung
unterhalten, merken wir an vielen Stellen, dass wir Ge-
meinsamkeiten haben, über die es sich zu reden lohnt.
Wir merken aber auch, dass wir die Verbraucherinnen
und Verbraucher einbeziehen müssen, wenn es um die
Frage geht: „Wo und warum sehen wir Regelungs- und
Handlungsbedarf?“, wenn es darum geht, Verbraucherin-
nen und Verbraucher im Netz zu schützen und den
Datenschutz hier so ernst zu nehmen wie außerhalb der
digitalen Welt. Deshalb diskutieren wir über die Netz-
politik.
Das Internet ist eine der größten Errungenschaften. Es
ist selbstverständlich, dass wir Internet haben. Wir alle
nutzen es regelmäßig. Insbesondere der weltweite Aus-
tausch stellt sich ganz anders dar. Aber – auch das ist
klar – wer sich im Netz bewegt, ist auf der einen Seite
Verbraucher, auf der anderen Seite aber auch Anbieter;
denn er konsumiert auf der einen Seite, aber er handelt
auf der anderen Seite, nämlich mit seinen persönlichen
Daten. Das Zahlungsmittel im Internet, in der digitalen
Welt messen wir nicht in Euro, sondern in der Eingabe
der persönlichen Daten. Die Erkenntnis, dass dies nicht
kostenlos ist, dass ich mit meinen persönlichen Daten,
die ich eingebe, zahle, weil andere ein wirtschaftliches
Interesse daran haben und Vorteile daraus ziehen, muss
reifen. Wir müssen uns klarmachen, warum wir Daten-
schutz im Internet brauchen, der sich am Datenschutz
außerhalb der digitalen Welt misst. Ich mache an drei
Beispielen deutlich, was das bedeuten kann.
Ich fange an mit Paul. Paul ist erst 13 Jahre alt. Er ist,
wie viele seiner Freunde und Mitschüler, in sozialen
Netzwerken. Seine Eltern nehmen das zur Kenntnis und
unterstützen das auch ein Stück weit. Er gibt ganz selbst-
verständlich seine Daten, seinen Namen, seine Adresse
und auch sein Geburtsdatum ein. Er chattet mit Freun-
den. Er lädt Bilder hoch. Er gibt im Netz Kommentare
ab. Das alles macht er ganz selbstverständlich, ohne dass
irgendjemand daran interessiert ist. Wenn er seine Bilder
hochlädt, so lädt er auch Bilder hoch, von denen man sa-
gen würde: Na ja, ob das die Bilder sind, die uns alle in-
teressieren? – Es sind zum Beispiel Fotos, auf denen ge-
rauft wird. Diese Fotos, auf denen er im Netz nicht
immer nur positiv dargestellt wird, können ihm an ande-
rer Stelle aber wieder begegnen. Wenn sich unser Paul
mit 16 Jahren zum Beispiel als Einzelhandelskaufmann
bewirbt, könnte ein potenzieller Arbeitgeber sagen:
„Dich halten wir für charakterlich nicht geeignet“, weil
er sich im Netz über Paul informiert hat. An dieser Stelle
merken wir, dass es möglich sein muss, einmal ins Inter-
net Gestelltes wieder löschen zu können. Würde Paul in
der nicht digitalen Welt seine Fotos seinen Freunden zur
Kenntnis geben und sie in der Schule oder woanders auf-
hängen, könnte er sie wieder abhängen. Das muss auch
im Internet möglich sein. Hier zeigt sich, dass es auf eu-
ropäischer Ebene Handlungsbedarf gibt.
Paul ist 13 Jahre alt und nicht geschäftsfähig.