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ID1717303300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/173 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 I n h a l t : Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Nadine Schön (St. Wendel), Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeord- neten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Martin Lindner (Berlin), Claudia Bögel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Wachs- tumspotenziale der Digitalen Wirtschaft weiter ausschöpfen – Innovationsstandort Deutschland stärken (Drucksache 17/9159) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dieter Jasper (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: EU-Datenschutzreform unterstützen (Drucksache 17/9166) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Volker Beck (Köln), Ingrid Hönlinger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Völlige Unabhängigkeit für den Bun- desdatenschutzbeauftragten (Drucksache 17/6345) . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Konstantin von Notz, Nicole Maisch, Tabea Rößner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Grundrechte schützen – Da- tenschutz und Verbraucherschutz in so- zialen Netzwerken stärken (Drucksachen 17/8161, 17/9198) . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Uwe Hahn, Staatsminister (Hessen) . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . 20471 A 20471 B 20471 B 20473 D 20475 D 20476 B 20476 D 20478 C 20479 C 20480 D 20482 A 20483 C 20485 C 20486 D 20488 A 20489 B 20490 A 20491 C 20493 C 20493 C 20493 D 20493 D 20495 D 20497 C 20500 A 20501 A 20501 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Höferlin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Blumenthal (FDP) . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 34: Antrag der Fraktion der SPD: Umsetzung von Basel III: Finanzmärkte stabilisieren – Realwirtschaft stärken – Kommunal- finanzierung sichern (Drucksache 17/9167) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 35: Antrag der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Diana Golze, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Alleinerziehung von Kindern würdigen – Alleinerziehende gebührend unterstützen (Drucksache 17/8793) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Caren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20503 C 20504 B 20506 A 20506 C 20507 C 20508 D 20511 A 20511 D 20512 C 20514 A 20514 B 20515 B 20515 C 20517 C 20518 B 20519 D 20521 A 20522 D 20524 A 20524 A 20525 C 20526 D 20528 B 20529 C 20530 B 20531 D 20533 A 20534 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20471 (A) (C) (D)(B) 173. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2012 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 20533 (A) (C) (D)(B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 30.03.2012 Behrens, Herbert DIE LINKE 30.03.2012 Bender, Birgitt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 30.03.2012 Brase, Willi SPD 30.03.2012 Dr. Brauksiepe, Ralf CDU/CSU 30.03.2012 Brinkmann (Hildesheim), Bernhard SPD 30.03.2012 Buschmann, Marco FDP 30.03.2012 Dörmann, Martin SPD 30.03.2012 Ernst, Klaus DIE LINKE 30.03.2012 Ernstberger, Petra SPD 30.03.2012 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 30.03.2012 Gabriel, Sigmar SPD 30.03.2012 Gerdes, Michael SPD 30.03.2012 Götz, Peter CDU/CSU 30.03.2012*** Groth, Annette DIE LINKE 30.03.2012* Günther (Plauen), Joachim FDP 30.03.2012 Haßelmann, Britta BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Heinen-Esser, Ursula CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Humme, Christel SPD 30.03.2012 Kaczmarek, Oliver SPD 30.03.2012 Kauder, Volker CDU/CSU 30.03.2012 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Koczy, Ute BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kossendey, Thomas CDU/CSU 30.03.2012 Kramme, Anette SPD 30.03.2012 Kressl, Nicolette SPD 30.03.2012 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Kunert, Katrin DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 30.03.2012** Meierhofer, Horst FDP 30.03.2012 Menzner, Dorothée DIE LINKE 30.03.2012 Dr. h. c. Michelbach, Hans CDU/CSU 30.03.2012 Möhring, Cornelia DIE LINKE 30.03.2012 Möller, Kornelia DIE LINKE 30.03.2012 Nietan, Dietmar SPD 30.03.2012 Nink, Manfred SPD 30.03.2012 Nord, Thomas DIE LINKE 30.03.2012 Ortel, Holger SPD 30.03.2012 Petermann, Jens DIE LINKE 30.03.2012 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 30.03.2012 Pieper, Cornelia FDP 30.03.2012 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 30.03.2012 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 30.03.2012 Schäfer (Saalstadt), Anita CDU/CSU 30.03.2012 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 30.03.2012 Schlecht, Michael DIE LINKE 30.03.2012 Schnurr, Christoph FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 20534 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2012 (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO *** für die Teilnahme an der 126. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2010 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisen- bahnen für den Bereich Eisenbahnen gemäß § 14b des Allgemeinen Eisenbahngesetzes und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksachen 17/8525, 17/8833 Nr. 1.3 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/8227 Nr. A.5 Ratsdokument 15206/11 Rechtsausschuss Drucksache 17/8515 Nr. A.22 Ratsdokument 18755/11 Drucksache 17/8673 Nr. A.3 Ratsdokument 5165/12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 17/136 Nr. A.114 Ratsdokument 13879/09 Drucksache 17/720 Nr. A.17 Ratsdokument 5107/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.43 Ratsdokument 7386/10 Drucksache 17/3791 Nr. A.21 Ratsdokument 14954/10 Drucksache 17/5575 Nr. A.4 Ratsdokument 7897/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.52 Ratsdokument 8261/11 Drucksache 17/6568 Nr. A.7 Ratsdokument 11666/11 Drucksache 17/7423 Nr. A.43 Ratsdokument 14864/11 Schwartze, Stefan SPD 30.03.2012 Senger-Schäfer, Kathrin DIE LINKE 30.03.2012 Simmling, Werner FDP 30.03.2012 Strässer, Christoph SPD 30.03.2012 Ulrich, Alexander DIE LINKE 30.03.2012 Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Wicklein, Andrea SPD 30.03.2012 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 30.03.2012 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 30.03.2012 Dr. Winterstein, Claudia FDP 30.03.2012 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 173. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 31 Wachstumspotenziale der Digitalen Wirtschaft TOP 32 Datenschutz und Verbraucherschutz TOP 34 Umsetzung von Basel III TOP 35 Unterstützung Alleinerziehender Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Petra Sitte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Danke schön. – Herr Präsident! Meine Damen und

    Herren! Halina Wawzyniak hat vorhin zu Recht darauf
    hingewiesen, dass eine zu einseitige Fixierung auf die
    digitale Wirtschaft zu einem verkürzten Begriff von
    Innovation führt. Herr Rösler hat uns das heute Morgen
    deutlich gezeigt. Weder begreifen die Kollegen von
    Union und FDP das Internet als gesamtgesellschaftli-
    chen Raum, noch fassen sie Innovation als Prozess auf,





    Dr. Petra Sitte


    (A) (C)



    (D)(B)


    der dem Fortschritt der Gesellschaft dienen soll. Die ge-
    samtgesellschaftliche Bedeutung der Internets streifen
    sie lediglich als Thema im Dialog zwischen Politik,
    Wirtschaft und Wissenschaft. Die Zivilgesellschaft ist in
    diesen Prozess nicht eingebunden.

    Das gleiche Spiel spielen Sie beim Urheberrecht. Ih-
    nen ist erstaunlicherweise endlich aufgefallen, dass das
    Urheberrecht Anpassungen an die Digitalisierung
    braucht. Allein Repressionen gegen die als Raubkopierer
    kriminalisierten Bürgerinnen und Bürger sind nicht ein-
    mal mehr für Sie des Rätsels Lösung. Was machen Sie
    aber konkret? Konkret schießen Sie sich doch wieder nur
    auf den Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen ein.
    Alles andere, was schiefläuft, sollen nach Ihrem Willen
    – das haben Sie heute Morgen bekräftigt – die Inhaltean-
    bieter durch neue Angebote korrigieren. Wirklich inno-
    vativ und dringend notwendig wäre es, für einen Erneue-
    rungsprozess im Bereich des Urheberrechts auch die mit
    ins Boot zu holen, die das Urheberrecht unmittelbar be-
    trifft,


    (Beifall bei der LINKEN)


    nämlich Künstlerinnen und Künstler, Journalistinnen
    und Journalisten und viele andere mehr, also die wirkli-
    chen Kreativen, denen die Rechte zumeist spottbillig ab-
    geknöpft werden. Auch die Nutzerinnen und Nutzer soll-
    ten endlich eingebunden werden. Das wäre eine
    gesamtgesellschaftliche Debatte. Das wäre ein offener
    Innovationsansatz auf politischer Ebene.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie aber gehen an dieser Stelle überhaupt nicht inno-
    vativ vor. Ansonsten würden Sie beispielsweise nicht
    krampfhaft versuchen, ein Leistungsschutzrecht für
    Presseverlage zu entwerfen. Sie schützen lieber alte Ge-
    schäftsmodelle, als Innovationen zu fördern.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wohin die Ausgrenzung der Zivilgesellschaft führt, ha-
    ben wir gerade erst erlebt. Tausende Menschen haben
    auf den Straßen gegen Ihre ACTA-Geheimpolitik protes-
    tiert; das finde ich sehr spannend. Demzufolge können
    Sie sich nicht weiter abschotten.

    Lassen Sie mich noch auf die im vorliegenden Antrag
    ebenfalls angesprochene Innovations-, Forschungs- und
    Technologieförderung in den Bereichen Internet und
    digitale Wirtschaft eingehen. Theseus ist nicht nur ein
    antiker Held, sondern auch der Name des im Februar ab-
    geschlossenen Mammutprojekts des Forschungsministe-
    riums. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie es bisher lief.
    Es entstand damals aus dem verzweifelten Versuch,
    Google mit einer europäischen Suchmaschine zu begeg-
    nen und Konkurrenz zu machen. Dieses Ziel hat man
    dann sehr schnell aufgegeben.

    Übrig blieb nun der Plan, das große und spannende
    Forschungsgebiet der semantischen Suche weiter auszu-
    bauen. Das musste nun aber irgendwie politisch verkauft
    werden; also sprach man, wie auch Sie heute Morgen,
    vom Internet der Dinge, vom Internet der Dienste. Große
    Worte! Bei der Abschlusspräsentation zeigte sich aber,
    dass THESEUS in der Eigenvermarktung nunmehr nur

    noch ein Projekt ist, das Dienstleistungen für den deut-
    schen Mittelstand und die produzierende Industrie zur
    Verfügung stellen kann. Da war, wie gesagt, der antike
    Held Theseus deutlich erfolgreicher. Er hat nämlich ge-
    meinsam mit der klugen Ariadne die Athener von der
    Tributlast des kretischen Königs Minos befreit.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich muss aber zur Ehrenrettung vieler beteiligter For-
    scherinnen und Forscher, aber auch der Unternehmen sa-
    gen, dass dabei durchaus mehr als die beworbene Rolle
    des kleinen Helferleins herauskam.

    Ihre PR-Strategie zeigt aber noch etwas: Sie zeigt
    nämlich auch, wie Sie Innovation wirklich verstehen.
    Schauen wir noch einmal zurück: Am Anfang stand die
    Abwehr der Suchmaschine Google; am Ende haben Sie
    nur noch ein Projekt, das lediglich als Unterstützung
    dessen dient, was schon immer gut lief. Und so liest sich
    eben auch ein Großteil Ihres Antrags. In Ihrer Welt ist
    das Internet sozusagen der Logistikkanal der klassischen
    Wirtschaft, der darüber hinaus den Telekommunika-
    tionskonzernen Geld in die Kassen spült.


    (Manuel Höferlin [FDP]: Ach, das ist doch Quatsch! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Nein! Hör auf!)


    Erst an vorletzter Stelle – das ist die vorletzte Forde-
    rung in Ihrem Antrag – kommen Start-ups und junge Un-
    ternehmen als eine Ihrer Zielgruppen ins Spiel. Im Übri-
    gen: Einzelne Bürgerinnen und Bürger fehlen in Ihrem
    Antrag ganz; auf dieses Potenzial wird nicht eingegan-
    gen.


    (Manuel Höferlin [FDP]: Sind junge Gründer keine einzelnen Bürger?)


    – Es gibt noch mehr als Start-up-Unternehmer. Das wis-
    sen Sie genauso gut wie ich. Darüber haben wir lange
    genug in der Internet-Enquete gesprochen.


    (Manuel Höferlin [FDP]: Aber das sind doch einzelne Bürger!)


    Doch gerade diese einzelnen Menschen – lassen Sie
    mich das noch einmal betonen – stellen ein besonderes
    Potenzial dar; dieses Potenzial sollte man auch bei der
    Digitalisierung berücksichtigen. Diese nutzen nämlich
    das Netz als gemeinsamen Ideenpool, der offen und cha-
    otisch – das mag oft so sein –, aber auch ungeheuer
    schnell und flexibel ist. Dabei entstehen wunderbare
    Innovationen.


    (Manuel Höferlin [FDP]: Aber das müssen wir nicht alles staatlich regulieren! Dann ist die Innovation weg!)


    Ich erinnere beispielsweise an wheelmap.org, den roll-
    stuhlgerechten Stadtplan des Vereins Sozialhelden; ich
    erinnere an eine weltweite Onlinecommunity, die ge-
    meinsam hängende Gemüsegärten für die Fenster von
    Großstadtwohnungen entwickelt hat und derzeit sozu-
    sagen über die ganze Welt verstreut miteinander kom-
    muniziert. Oft folgen aus solchen in offenen Prozessen
    entstandenen Innovationen dann eben auch Produktent-
    wicklungen, die wiederum die Wirtschaft stärken.





    Dr. Petra Sitte


    (A) (C)



    (D)(B)


    Würden Sie Innovation als offenen und gesamtgesell-
    schaftlichen Prozess denken, käme das auch der digita-
    len Wirtschaft zugute, wahrscheinlich auch einer digita-
    len Wirtschaft, unter der nicht nur die üblichen Konzerne
    verstanden werden. Aber dafür – das will ich abschlie-
    ßend sagen – müssten Sie Menschen statt Fabriken Vor-
    fahrt in Ihrer Politik einräumen.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN – Manuel Höferlin [FDP]: Gründer sind Menschen mit Grips und Gründergeist! Die wollen wir haben! Keine Staatsleute!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Für Bündnis 90/Die Grünen hat jetzt das Wort die

Kollegin Tabea Rößner.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Tabea Rößner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! In

    dem vorliegenden Antrag bezeichnen Sie, liebe Kolle-
    ginnen und Kollegen von der Koalition, Innovationen
    und moderne Technologien als „Motor für Wachstum
    und Beschäftigung“. Und es stimmt: Wir haben hier ei-
    nen wichtigen Wirtschaftsfaktor, in dem noch sehr viel
    Potenzial steckt. Aber dieser Motor kommt nicht so
    recht zum Schnurren. Woran liegt das? Ich kann es Ihnen
    sagen: Ihnen fehlt der Mut, jetzt die richtigen Weichen
    zu stellen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Hierzu gibt es – der Kollege Klingbeil hat darauf verwie-
    sen – ungeheuer viele Vorschläge. In der Internet-En-
    quete haben wir schon vieles erarbeitet; an anderem ar-
    beiten wir noch. Nichts davon findet sich jedoch in
    diesem Antrag wieder. Das ist sehr bedauerlich.

    Viele Menschen haben mit dieser Branche insgesamt
    noch ihre Schwierigkeiten; sie fremdeln. Das stellen wir
    auch in der Internet-Enquete fest. Wenn die Unterneh-
    mer von morgen richtig Gas geben wollen, treten gleich-
    zeitig Banken und Bürokratie auf die Bremse. Auch von
    der Politik kommt viel zu wenig Anschub.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Eine Bremse sehe ich in dem, was Sie in Ihrem An-
    trag recht lapidar „allgemeine“ und „IKT-spezifische
    Rahmenbedingungen“ nennen. Ich möchte das gerne
    konkretisieren. Eine, wenn nicht die wichtigste Rahmen-
    bedingung ist das Investitionsklima in Deutschland. Im
    vergangenen Jahr haben wir zu diesem Thema eine An-
    hörung im Unterausschuss Neue Medien durchgeführt;
    Lars Klingbeil und Petra Sitte waren auch dabei. Dabei
    wurde sehr deutlich: Eine Wachstumsbremse für weite
    Teile der Branche ist die latente Unterfinanzierung; das
    ist ein Problem. Vor allem kleine Unternehmen mit einer
    innovativen Idee, aber ohne ein bewährtes Geschäftsmo-
    dell – das ist ja das Problem – leiden unter einem er-
    schwerten Kapitalzugang. Eine Verbesserung der Finan-
    zierungssituation könnte der Kreativwirtschaft hier den
    Weg hin zu mehr Wachstum ebnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Innovationsstärke, Kreativität und vor allen Dingen
    ungewöhnliche Ideen sind in den Augen vieler Investo-
    ren oft die Schwäche eines Unternehmens. Erfolg oder
    Misserfolg lassen sich hier eben nicht so leicht berech-
    nen wie der Erfolg eines Konzeptes einer Bäckerei in der
    Innenstadt. Hier brauchen wir mehr Mut zum Risiko und
    schnellere Entscheidungswege.

    Damit bin ich beim nächsten Problem. Es gibt mehr
    als genug öffentliche Förderprogramme; das wurde auch
    in der Anhörung deutlich. Nur, diese sind nicht auf die
    Bedürfnisse dieser Branche zugeschnitten. Anders als
    bei großen Wirtschaftszweigen dominieren in der Krea-
    tivwirtschaft nämlich Kleinstbetriebe mit unter zehn Be-
    schäftigten. Sie brauchen oft viel geringere Kreditvolu-
    mina. Aber bei Beträgen von unter 30 000 Euro ist das
    für die Banken kein interessantes Geschäft. Auch die öf-
    fentlichen Förderprogramme berücksichtigen das nicht.
    Genau hier müssen wir ansetzen. Außerdem brauchen
    wir längere Rückzahlungsfristen, da sich ein finanzieller
    Erfolg meist erst später einstellt. Wir haben eben von der
    Kultur des Scheiterns gesprochen: Manchmal ist man
    erst beim zweiten oder dritten oder sogar vierten Versuch
    erfolgreich.


    (Nadine Schön [St. Wendel] [CDU/CSU]: Außer bei Christian Lindner, der darf das nicht! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Der ist auch schon mehrfach gescheitert!)


    Die Politik muss die Förderprogramme deutlich ein-
    facher gestalten, übrigens nicht nur für die IKT-Branche.
    Die Beantragung ist zu komplex und dauert oft viele
    Monate – Monate, die in dieser Branche oft das Aus für
    solche kleinen Unternehmen oder Start-ups bedeuten
    können. Wenn wir also mit den USA oder mit Ländern
    wie Frankreich konkurrenzfähig werden wollen, dann
    müssen wir auch die Bürokratie konkurrenzfähig ma-
    chen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Manuel Höferlin [FDP]: Das machen wir ja gerade!)


    – Naja. Davon ist in dem Antrag nicht viel zu lesen. –
    Flexibel, passgenau und offen für Neues, so muss unsere
    Investitionspolitik aussehen. Das wäre schon einmal der
    richtige Antrieb für unseren Motor.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Lars Klingbeil [SPD])


    Dass dieser Motor umweltfreundlich betrieben wer-
    den sollte, ist dabei selbstverständlich; Green IT ist da
    das Stichwort. Es stünde Deutschland wirklich gut zu
    Gesicht, wenn wir hier unsere Anstrengungen noch ver-
    stärkten. Denn wenn das T in IKT grün wird, sparen wir
    Ressourcen und damit Geld und machen diese Technolo-
    gie selbst zum Exportschlager für Deutschland.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






    Tabea Rößner


    (A) (C)



    (D)(B)


    Zum Schluss noch eine Anmerkung zur Infrastruktur.
    Es wurde viel zum Ausbau der Breitbandanschlüsse ge-
    sagt. Sie haben recht: Breitbandanschlüsse sind zwin-
    gende Voraussetzung für die digitale Wirtschaft. Auf
    diesem Gebiet gibt es erheblichen Nachholbedarf; auch
    das haben wir schon gehört. Ich zitiere:

    Wenn man es bei der Stromanbindung auch so ge-
    macht hätte, wie wir es im Moment mit der Internet-
    anbindung machen, dann wären noch immer tau-
    sende Höfe im Schwarzwald nicht am Strom …

    Wissen Sie, wer das gesagt hat? Der Fraktionsvorsit-
    zende Volker Kauder auf dem Kongress der Unionsfrak-
    tion vor einigen Tagen. Er hat völlig recht: So wie bisher
    geht es nämlich nicht weiter.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diesen Worten folgen keine Taten!)


    Deshalb brauchen wir, wie bei der Stromversorgung, ei-
    nen Universaldienst für ein flächendeckendes Breitband-
    netz. Sie peilen da zwar hohe Bandbreiten an, aber für
    das Jahr 2014 nur für 75 Prozent der Haushalte. Ich finde
    es geradezu niedlich, wenn Sie in Ihrem Antrag schrei-
    ben, der Breitbandausbau solle bedarfsgerecht und im
    Rahmen der rechtlichen und haushalterischen Möglich-
    keiten gestaltet werden. Das ist doch ein Widerspruch in
    sich.