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ID1707400200

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    Vokabeln: 9
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/74 zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksachen 17/2500, 17/2502) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2010 bis 2014 (Drucksachen 17/2501, 17/2502, 17/3526) 8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt (Drucksachen 17/3504, 17/3523) . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 8050 A 8050 A 8050 B 8050 C 8055 C 8089 B 8090 B 8091 A 8092 A 8092 B 8092 C 8094 D Deutscher B Stenografisc 74. Sit Berlin, Mittwoch, den I n h a Glückwünsche zum Geburtstag des Vizepräsi- denten Dr. Hermann Otto Solms . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Siegmund Ehrmann als stellvertretendes Mitglied im Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte VI b und c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- 8049 A 8049 B 8049 B 8049 D 8049 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 8063 A 8066 D undestag her Bericht zung 24. November 2010 l t : Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8072 C 8076 C 8077 C 8080 C 8080 D 8081 A 8083 B 8086 D 8088 B (Drucksachen 17/3505, 17/3523) . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . . . 8092 C 8092 D 8097 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Viola von Cramon-Taubadel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Kudla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . 10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/3513, 17/3523) . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . 8098 C 8100 D 8102 C 8104 A 8106 B 8106 D 8107 A 8107 C 8108 C 8109 D 8111 B 8112 C 8114 A 8115 C 8116 D 8118 C 8120 B 8121 C 8122 D 8123 A 8123 C 8124 B 8124 D 8125 A 8126 C 8128 B 8130 D 8132 D 8133 D 8135 C 8136 B 8136 C 8137 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Robert Hochbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VI: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen des Euro- parats vom 16. Mai 2005 zur Verhütung des Terrorismus (Drucksache 17/3801) . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Antrag der Abgeordneten Agnes Krumwiede, Ekin Deligöz, Katja Dörner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kulturelle Bildung von Bundesseite nachhaltig för- dern – Auflegung eines Förderpro- gramms „Jugendkultur Jetzt“ (Drucksache 17/3066) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting- Uhl, Oliver Krischer, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kein Atommüllexport nach Russland (Drucksache 17/3854) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt VII: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sonderver- mögens für das Jahr 2011 (ERP-Wirt- schaftsplangesetz 2011) (Drucksachen 17/3119, 17/3835) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Menschenrechte und Hu- manitäre Hilfe zu dem Antrag der Abge- ordneten Volker Beck (Köln), Tom Koenigs, Marieluise Beck (Bremen), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einigkeit über die Definition des Tatbestandes des Aggressionsverbrechens im IStGH- Statut erzielen (Drucksachen 17/1767, 17/3889) . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- 8137 B 8139 C 8140 C 8141 D 8142 D 8144 D 8144 D 8145 A 8145 A 8145 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 III trag der Abgeordneten Ute Koczy, Thilo Hoppe, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pakistan nach der Flut lang- fristig unterstützen und Schulden um- wandeln (Drucksachen 17/3206, 17/3779) . . . . . . . d)–j) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 164, 165, 166, 167, 168, 169 und 170 zu Petitionen (Drucksachen 17/3664, 17/3665, 17/3666, 17/3667, 17/3668, 17/3669, 17/3670) . . . . 11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/3519, 17/3523) . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Klaus Riegert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 8145 C 8145 D 8146 C 8146 D 8148 C 8149 C 8151 A 8152 C 8153 B 8154 B 8156 A 8157 C 8157 C 8157 D 8158 A 8159 C 8160 B 8160 D 8161 B 8162 B 8163 A 8164 C 8164 D 8165 A 8165 C 8167 C Tagesordnungspunkt II: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der EU-geführten Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias auf Grundlage des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen von 1982 und der Resolutionen 1814 (2008) vom 15. Mai 2008, 1816 (2008) vom 2. Juni 2008, 1838 (2008) vom 7. Okto- ber 2008, 1846 (2008) vom 2. Dezember 2008, 1897 (2009) vom 30. November 2009 und nachfolgender Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen in Verbindung mit der Gemeinsamen Aktion 2008/851/GASP des Rates der Europäi- schen Union vom 10. November 2008, dem Beschluss 2009/907/GASP des Rates der Europäischen Union vom 8. Dezember 2009, dem Beschluss 2010/437/GASP des Rates der Europäischen Union vom 30. Juli 2010 und dem erwarteten Beschluss des Rates der Europäischen Union vom 13. De- zember 2010 (Drucksache 17/3691) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt III: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- tion „ALTHEA“ zur weiteren Stabilisie- rung des Friedensprozesses in Bosnien und Herzegowina im Rahmen der Implementie- rung der Annexe 1-A und 2 der Dayton- Friedensvereinbarung sowie an dem NATO-Hauptquartier Sarajevo und seinen Aufgaben, auf Grundlage der Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen 1575 (2004) und Folgeresolutionen (Drucksache 17/3692) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8169 B 8169 C 8170 D 8171 A 8171 D 8173 B 8174 C 8175 B 8175 C 8176 A 8177 A 8178 A IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Schmidt, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsa- men Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Arti- kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Artikels 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 17/3690) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Groschek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey, Parl. Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 8178 B 8179 B 8180 D 8181 D 8182 C 8183 A 8183 C 8184 C 8185 C 8185 D 8187 A 8188 C 8189 D 8190 D 8191 D 8192 C 8193 A 8193 D 8195 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8049 (A) (C) (D)(B) 74. Sit Berlin, Mittwoch, den Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 74. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 8195 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 24.11.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 24.11.2010 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 24.11.2010 Bögel, Claudia FDP 24.11.2010 Bülow, Marco SPD 24.11.2010 Dyckmans, Mechthild FDP 24.11.2010 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 24.11.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 24.11.2010 Laurischk, Sibylle FDP 24.11.2010 Nord, Thomas DIE LINKE 24.11.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 24.11.2010 Röspel, René SPD 24.11.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Scheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.11.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klöckner, Julia CDU/CSU 24.11.2010 Kramme, Anette SPD 24.11.2010 Kretschmer, Michael CDU/CSU 24.11.2010 Schnurr, Christoph FDP 24.11.2010 Schreiner, Ottmar SPD 24.11.2010 74. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 24. November 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Frank-Walter Steinmeier


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Kollege Solms, auch von mir einen ganz herzli-

    chen Glückwunsch. Wenn ich Sie anschaue, dann muss
    ich schließen, dass dieser Bundestag der reinste Jung-
    brunnen sein muss. Freuen wir uns alle darüber.


    (Heiterkeit)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Hoffnung macht sich breit in Deutschland,


    (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Aber nicht bei der SPD!)


    Hoffnung, dass die Krise überstanden ist, dass der Auf-
    schwung länger anhält als nur ein paar Monate. Wir alle
    wünschen uns parteiübergreifend und fraktionsübergrei-
    fend, dass diese Hoffnung in Erfüllung geht. Auch auf
    der Regierungsbank macht sich Hoffnung breit, aber
    eine andere Hoffnung, die Hoffnung nämlich, dass die
    Erinnerung verblasst und dass die Menschen vergessen,
    was diese Koalition seit der Bundestagswahl tagtäglich
    angerichtet hat und weiter anrichtet.


    (Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP: Oh!)


    Aber ich sage Ihnen voraus: Diese Hoffnung wird verge-
    bens sein, sie wird sich als Kinderglaube erweisen. Die
    Menschen – das wissen Sie doch am besten –, die Sie
    vor einem Jahr gewählt haben, haben vielleicht von poli-
    tischer Führung oder von der Einlösung von Wahlver-
    sprechen geträumt. Was haben sie bekommen? Einen
    Albtraum, Regierungschaos ohne Ende.


    (Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU und der FDP: Oh!)


    So viel Durcheinander, so viel Orientierungslosigkeit, so
    viel Unernst war noch nie.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Albtraum Arbeitslosigkeit!)


    – Ja, und dagegen haben wir etwas getan, lieber Herr
    Kollege Kauder. –


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir!)


    Der Schreck darüber, wie sich das im Augenblick dar-
    stellt, sitzt tief bei vielen Menschen. Der Schreck hält an.
    Gerade in der Krise 2008 und 2009 haben die Menschen
    doch erfahren, dass man sich in einer solchen Situation
    auf eine Regierung mit Ernsthaftigkeit, mit Kompetenz
    und mit Verantwortung verlassen kann. Das ist gerade
    einmal anderthalb Jahre her. Da ist wieder Vertrauen
    entstanden, das vorher verloren gegangen war. Das Dra-
    matische ist doch, dass diese Koalition innerhalb eines
    Jahres dieses frisch gewachsene Vertrauen restlos ver-
    schleudert hat.


    (Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Geschichtsklitterung nennt man das!)


    Die Menschen haben gesehen, dass es darauf ankommt,
    wer in einer Regierung ist, nicht darauf, dass es eine
    gibt. Sie haben in den letzten Monaten erfahren, dass es
    auch anders sein kann, dass es Regierungen gibt, die um





    Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    den eigenen Bauchnabel kreisen, statt sich um die wirk-
    lichen Aufgaben zu kümmern, und die schamlos – das
    taten Sie zu Beginn Ihrer Regierungszeit – die eigene
    Klientel bedienen, statt sich um das Gemeinwohl zu
    kümmern. Das hat sich tief bei den Menschen einge-
    brannt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie alle reden ganz gerne von den bürgerlichen Tu-
    genden. Das haben wir in diesem ersten Jahr gemerkt.
    Alle, die dort sitzen, hätten viele Gelegenheiten gehabt,
    jeden Tag des ersten Jahres dieser Regierungszeit diese
    Tugenden zu leben: Mut, Verlässlichkeit, Gewissenhaf-
    tigkeit, Pflichtbewusstsein, Fairness und Loyalität unter-
    einander – ich könnte die Aufzählung fortsetzen. Aber
    will jemand in diesem Saale wirklich ernsthaft behaup-
    ten, das seien die Markenzeichen dieser Regierung?


    (Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)


    Die Menschen lachen doch inzwischen, wenn sie das hö-
    ren. Wenn Sie von bürgerlichen Tugenden reden, ist das
    eine Karikatur. Das können Sie nicht ernst meinen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie, Frau Merkel, überschätzen Ihre Lage. Vergan-
    gene Woche haben Sie gesagt: Der Stil war vielleicht
    verbesserungsfähig, aber die Ergebnisse stimmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sie haben auch noch die Frechheit besessen, diese Platti-
    tüde in einem Brief millionenfach in allen Zeitungen ab-
    zudrucken.


    (Sören Bartol [SPD]: Eine Schweinerei ist das! Steuergeldverschwendung!)


    Dann haben Sie in diesem Brief geschrieben: „Jetzt
    geht der Blick nach vorne.“ „Sapperlot!“, habe ich ge-
    dacht, „So will sie sich also aus der Affäre stehlen.“ Ich
    finde, das ist auf der einen Seite dreist, auf der anderen
    Seite ignorant. Ich spüre doch: Die Menschen wollen im
    Augenblick keine neuen Versprechungen hören, nicht
    eine, nicht zwei, nicht drei, nicht vier. Was sie vielmehr
    erwarten, das ist eine Erklärung für das Trauerspiel, das
    wir in diesem ersten Jahr erlebt haben. Sie wollen wis-
    sen, wann diese Koalition endlich in der Regierung an-
    kommt und warum man Ihnen glauben soll, dass es bes-
    ser wird.

    Aber es wird doch nicht besser; das haben wir doch
    letzte Woche gesehen. Vor dem Koalitionsausschuss ha-
    ben Sie selbst Ankündigungen gemacht. Sie haben die
    Öffentlichkeit informiert, was dort angeblich alles auf
    der Tagesordnung steht. Aber als Sie zusammengesessen
    haben, als es ernst wurde, gab es dann wieder einen
    Komplettausfall. Das, was ich schon gesagt habe, gilt:
    Aus dem Herbst der Entscheidungen, den Sie angekün-
    digt haben, ist wieder einmal eine Woche der Vertagung
    geworden. Diese Art von Regierungsverweigerung,
    diese Art von Führungsverweigerung können wir diesem
    Land nicht noch drei Jahre zumuten.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wer sich den Brief einmal ein bisschen genauer ange-
    schaut hat, den Sie da haben abdrucken lassen, der ahnt
    ungefähr, warum das alles so weitergeht. Das beginnt
    schon mit dem Zeitpunkt, zu dem dieser Brief abge-
    druckt worden ist. Ich weiß nicht, ob es das jemals gab.
    Ich finde es unglaublich, dass hier Steuergeld benutzt
    wird, um einen Parteitag der CDU zu finanzieren und zu
    promoten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Schamlos!)


    Das ist leider nicht der einzige Widerspruch, auf den
    ich hier in diesem Hause hinzuweisen habe. Wir reden
    über den Haushalt. Der vorgelegte Haushalt sieht eine
    Neuverschuldung von 48 Milliarden Euro vor. Gleich-
    zeitig versprechen Sie in diesem Brief, Sie wollten in
    diesen Tagen solide Finanzen sichern. Ich fordere Sie,
    meine Damen und Herren von den Regierungsfraktio-
    nen, auf, erst einmal die Millionenausgaben für diese
    teuren Anzeigenkampagnen zu sparen, mit denen Sie
    Ihre eigenen parteipolitischen Ziele promoten. Dafür ist
    das Geld nicht vorgesehen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Außerdem steht in diesem Brief: „Wir sparen an vie-
    len Stellen, aber nicht an der Zukunft.“ Hier im Bundes-
    tag, Frau Merkel, haben Sie in jeder Plenarsitzung die
    Chance, Politik zu erklären, und das ganz kostenlos. Da
    oben sitzen Journalisten, die schreiben das sogar auf,
    auch kostenlos. Ihr Risiko ist nur: Sie werden nachprü-
    fen, ob das stimmt, was Sie hier sagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie werden morgen schreiben: Das, was Sie hier als
    Haushalt vorlegen, bedeutet die zweithöchste Nettoneu-
    verschuldung in der Geschichte der Republik; trotz Wirt-
    schaftsboom mehr Schulden als unter Theo Waigel am
    Ende der Regierung Kohl, und damals war immerhin
    noch die deutsche Einheit zu finanzieren.

    Wir müssen unseren Blick aber nicht nur auf diesen
    Haushalt, sondern auch auf die mittelfristige Finanz-
    planung richten. Milliardenschwere Löcher sind jetzt
    schon abzusehen. Wann drohen wohl die größten Lö-
    cher? Genau im Jahr nach der nächsten Bundestagswahl
    2014. Dann sind Luftbuchungen in der Größenordnung
    von 11 Milliarden Euro vorgesehen: globale Minderaus-
    gaben, nicht ausreichende Mittel für die Bundeswehrre-
    form, und so geht das weiter. Steuereinnahmen aus dem
    Wachstum fallen Ihnen allen hier von den Regierungs-
    fraktionen in den Schoß. Sie nehmen Luftbuchungen
    vor. Das entspricht weder bürgerlicher Tugend, noch ist
    es ehrlich.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Reden Sie mal zur Sache!)






    Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das Ganze ist auch kein Geheimnis. Ich sage das, um
    gleich zu der Erklärung zu kommen, warum dieser
    Haushalt so aussieht: Ich weiß natürlich, Frau Merkel,
    dass viele in den Regierungsfraktionen, besonders von
    Ihrem Koalitionspartner FDP, sich schon wieder an
    Steuersenkungen orientieren. Wenn ich die Zeitungen
    richtig lese, dann tun Sie selbst im Augenblick so, als
    seien Sie dagegen. Aber ich wette, heimlich werden Sie
    für das Wahljahr schon eine Steuersenkung vorbereiten.
    Herr Schäuble legt – man erkennt es, wenn man genau
    hinschaut – dafür ja schon Reserven an. Das geht nach
    dem Motto: die Schuldenbremse ein bisschen aushöhlen,
    42 Milliarden Euro mehr Spielraum für Schulden schaf-
    fen, um dann pünktlich im Wahljahr Steuersenkungen zu
    machen.

    Nur, das ist erkannt. Die Bundesbank, der Bundes-
    rechnungshof, der Sachverständigenrat – sie alle mah-
    nen. Hören Sie auf, an dieser Stelle zu tricksen. Wenn
    Spielraum vorhanden ist, dann haben Sie die Neuver-
    schuldung zu reduzieren. So ist das vorgesehen, so ha-
    ben wir es gemeinsam in die Verfassung geschrieben.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber Fakt ist: Sie halten sich nicht daran, meine Damen
    und Herren von der Regierung.


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist einer der Gründe, weshalb die Menschen Ihnen – das
    spüren Sie doch – nicht glauben. Sie glauben Ihnen nicht
    nach drei kompletten Kurswechseln innerhalb von sie-
    ben Jahren. Frau Merkel, vor sieben Jahren waren Sie
    marktradikale Vorkämpferin beim Leipziger Programm.
    Zu Zeiten der Großen Koalition wären Sie am liebsten
    sozialdemokratischer gewesen als die Sozialdemokraten.
    Ein Jahr später kommen Sie jetzt als neue Konservative
    daher. Deshalb frage ja nicht nur ich mich, sondern fra-
    gen sich viele in der Öffentlichkeit: Was ist der Kom-
    pass? Wofür steht diese Regierung? Was ist das Ziel? Wo
    wollen Sie hin? Was ist Ihre Vorstellung von Gesell-
    schaft? Mal hü, mal hott und jeden Tag neuer Streit: mal
    Brüderle gegen Röttgen, mal Westerwelle gegen
    Guttenberg und immer Seehofer gegen alle. Dieser
    kleinkarierte, eitle Profilierungsstreit statt ernsthafter
    Politik verleidet den Menschen Politik, und das bringt
    sie weg von der Politik. Das schadet allen, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der SPD)


    Reden und Handeln, das liegt halt bei dieser Regie-
    rung ein deutliches Stück auseinander, und diesen Wi-
    derspruch empfinden die Menschen doch. Herr Brüderle
    klopft sich öffentlich auf die Schultern und sagt: Das,
    was wir da haben – wir werden das heute ja noch ein
    paarmal hören –, ist Aufschwung XXL.


    (Beifall bei der CDU/CSU und FDP)


    – Dann können Sie gleich nochmal klatschen,


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sagen Sie es erst mal! Das entscheiden wir dann schon selber!)


    weil ich Ihnen sage: Derjenige, der so redet, hat gegen
    alles gestimmt, was diesen Aufschwung begründet hat.

    (Beifall bei der SPD)


    Er hat gegen das Konjunkturprogramm, gegen das In-
    vestitionsprogramm für Gemeinden, gegen die Brücke
    für die Automobilindustrie und gegen das Kurzarbeiter-
    geld gestimmt. Das alles hat funktioniert, aber es wäre
    doch mit der FDP nicht gekommen. Das ist doch die
    Wahrheit.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Da können wir nicht klatschen, weil das Quatsch ist!)


    Dann kommt noch eines hinzu. Wir werden im Laufe
    des heutigen Tages noch häufiger über Europa reden.
    Auch da ein interessanter Blick auf Ihren Koalitionspart-
    ner, Frau Merkel, und, weil wir über Irland reden, auch
    ein Blick auf Irland: Es war doch Ihr Koalitionspartner,
    der hier in diesem Hause Irland immer zum Modellpart-
    ner in der Europäischen Union erklärt hat. Er hat erklärt,
    daran müssten wir uns alle orientieren. Das war doch für
    Sie von der FDP das leuchtende Beispiel für ungehinder-
    ten Wirtschaftsliberalismus. Dort gab es einen Regie-
    rungschef – nicht mehr lange – aus Ihrer eigenen Partei-
    enfamilie. Ich bin froh, dass wir uns daran nicht
    orientiert haben.


    (Beifall bei der SPD)


    Ich bin froh, dass die FDP damals nicht in der Regierung
    saß, sonst säßen wir heute in demselben Schlamassel wie
    Irland.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir reden ja nicht nur über die Fraktionen hier im
    Deutschen Bundestag, sondern auch über die Menschen,
    für die Politik gemacht wird. Wenn diese Ihren Satz vom
    „Aufschwung XXL“ hören, dann fragen sie sich doch:
    Was bedeutet das eigentlich für mich? Wann kommt die-
    ser Aufschwung XXL bei mir an? Was wird eigentlich
    aus den Versprechen der Regierungsparteien, dass am
    Ende mehr Netto vom Brutto übrig sein soll? Die wissen
    doch inzwischen, dass das eine grandiose Täuschung
    war. Sie wissen doch, dass sie zum 1. Januar nächsten
    Jahres mehr Beiträge bezahlen müssen, aber nicht mehr
    Netto haben werden.

    Ich sage Ihnen mit Blick auf die Gesundheitsreform:
    Da hätten wir keine Überhöhung mit bürgerlichen Tu-
    genden gebraucht. Angebliche Gesundheitsreformen mit
    Beitragserhöhungen hätten auch andere gekonnt.


    (Beifall bei der SPD)


    Aber das ist ja noch gar nicht der Punkt, wenn es um Ge-
    sundheit geht. Der eigentliche Punkt ist ja, in welche
    Richtung diese Reformschritte, die wir da gegenwärtig
    erkennen, die aber den Namen „Reform“ nicht verdie-
    nen, wirklich gehen und welches Ziel damit verfolgt
    wird. Das, was da gemacht wird, ist doch entgegen allen
    Versprechungen alles andere als fair. Das ist – lassen Sie
    es mich vorsichtig sagen – nicht mehr, aber auch nicht
    weniger als die Aufkündigung des Solidarprinzips im
    Gesundheitswesen. Darüber reden wir, und darüber müs-
    sen wir auch heute reden.





    Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich erinnere mich noch sehr gut an die ersten Wochen
    und Monate dieser Regierung: Es konnte Ihnen, noch be-
    vor Sie wussten, wohin Sie wollten, gar nicht schnell ge-
    nug gehen, das Beitragslimit für die Arbeitgeberseite
    hier im Hause durchzusetzen. Die Folge davon haben
    doch alle vor Augen. Sie wissen doch, was Sie tun. Alle
    Lasten, alle künftigen Kostensteigerungen, sei es bei den
    Arzneimitteln, sei es aufgrund einer besseren medizini-
    schen Versorgung, all die steigenden Kosten lasten Sie
    einseitig nur noch den Versicherten auf. Dazu kommen
    Zusatzbeiträge. Dazu kommt das neu eingeführte Prin-
    zip, in Vorkasse treten zu können. Wir werden dann,
    wenn Sie Ihre angebliche Arbeit erledigt haben, nicht
    mehr über dasselbe Gesundheitswesen reden. Was Sie
    machen, ist die Aufkündigung des Solidarprinzips; das
    schafft Patienten erster, zweiter und neuerdings sogar
    dritter Klasse. Sie schwadronieren von Fairness. Ich sage
    Ihnen, das ist verantwortungslos, was Sie da auf den
    Weg bringen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nach dem Parteitag der CDU konnte man sehen, dass
    sich viele Kommentatoren mit der Frage beschäftigten:
    Warum kettet sich eigentlich die CDU, warum kettet sich
    die Parteivorsitzende der CDU auf diesem Parteitag ei-
    gentlich an die FDP als Partner? Ich habe die kritische
    Frage gar nicht verstanden. Für mich ist das völlig klar:
    Für diese Politik – ich habe die Folgen eben beschrie-
    ben – gibt es keinen anderen Partner hier im Hause als
    die FDP. Deshalb ist das doch alternativlos, wie sich
    zeigt.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Deshalb seid ihr ja so schwach mit 20 Prozent!)


    Ich finde, angesichts dessen, was wir gerade exempla-
    risch im Bereich der Gesundheitspolitik erleben – die
    Folgen davon werden Sie in den nächsten Jahren noch
    spüren –, sollten wir etwas nüchterner über bürgerliche
    Tugenden reden. Wir sollten auch etwas nüchterner hin-
    schauen, wenn Sie über Gemeinsinn reden, aber in
    Wahrheit das Gegenteil tun.

    Was nützt es dem Gemeinwohl – ich frage Sie noch
    einmal allen Ernstes –, wenn wir nicht vorhandenen Ver-
    teilungsspielraum nutzen, nein, ausbeuten, um ein paar
    Hotelbesitzern ein paar Millionen Euro zuzuwenden?


    (Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


    Was nützt es dem Gemeinwohl, wenn Sie vier Ener-
    gieversorgern die Laufzeiten für deren Atomkraftwerke
    verlängern?


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Richtig!)


    Wie fördert es den Gemeinsinn, wenn Sie den Min-
    destlohn flächendeckend verweigern und denjenigen
    Menschen, die 4 Euro verdienen, sagen: Das ist zwar be-
    dauerlich, aber holt euch den Rest vom Amt und tretet da
    als Bittsteller auf?

    Wie stärkt es den Gemeinsinn, wenn Sie den Lang-
    zeitarbeitslosen den Rentenversicherungsbeitrag strei-
    chen?

    Ich kann doch diese Liste mühelos fortsetzen. Schon
    nach einem Jahr wird so deutlich: Das ist keine Politik
    für mehr Gemeinsinn, sondern in allen Politikfeldern
    gibt es politische Vorschläge und am Ende auch Gesetze,
    mit denen Sie die Spaltung dieser Gesellschaft vertiefen.
    Die Folgen davon können Sie beobachten.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ich rede nicht von Stuttgart, und ich rede auch nicht
    nur von Gorleben. Aber zumindest da kann man be-
    obachten, dass die Menschen inzwischen ganz offenbar
    Schwierigkeiten haben, parlamentarische Beschlüsse
    und demokratische Verfahren zu akzeptieren.

    Bezogen auf die Laufzeitverlängerung sage ich Ihnen:
    Sie wird kein einziges Problem der Energieversorgung
    der Zukunft lösen. Was Sie auslösen – da bin ich mir
    völlig sicher –, ist Planungsunsicherheit in den nächsten
    Jahren in der gesamten Energiewirtschaft. Sie verursa-
    chen Investitionsruinen bei den kleineren Energieversor-
    gern, insbesondere bei den Stadtwerken. Frau Merkel,
    Sie wissen schon jetzt: Sie werden selbst bei den unions-
    geführten Ländern, spätestens aber beim Bundesverfas-
    sungsgericht mit diesem Gesetzesvorhaben scheitern.
    All das ist schon jetzt absehbar.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Das sind aber nur die Konsequenzen im Bereich der
    Energiepolitik.

    Wenn wir über Demokratie und unser Gemeinwesen
    reden, kommt es auch darauf an, welche Folgen dies ab-
    seits der Energiepolitik haben wird. Ich sage Ihnen: Sie
    von den Regierungsfraktionen begreifen einfach nicht,
    dass der Atomkonsens von 2000 die neue Energiepolitik
    – Sie alle setzen sich drauf und tun so, als hätten Sie sie
    erfunden – überhaupt erst möglich gemacht hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie reißen alte gesellschaftliche Großkonflikte, die die-
    ses Land in den 80er- und 90er-Jahren fast zerrissen ha-
    ben, ohne Not wieder auf.

    Meine Damen und Herren von den Regierungsfrak-
    tionen, Sie müssen begreifen: Die Menschen wollen eine
    Energieversorgung ohne Atommüll; sie wollen jedoch
    nicht den Rückmarsch in die 90er- oder 80er-Jahre. Da
    bin ich völlig sicher.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


    Zum Schluss ein Wort zu Europa. Ich glaube, die
    Lage ist ernst, und zwar nicht allein wegen Griechenland
    und Irland. Ich schaue mit einiger Sorge auf das große





    Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    europäische Einigungswerk. Es liegt im Moment in Apa-
    thie. Die europäischen Führungsmächte sind aus meiner
    Sicht nicht an Bord. Wo sie an Bord sind – in Klammern:
    Deauville –, da haben die anderen nicht den Eindruck,
    als ginge es um Europa.

    Um da nicht missverstanden zu werden: Es ist völlig
    klar, dass eine deutsche Bundeskanzlerin, eine deutsche
    Regierung deutsche Interessen hat, die sie in Brüssel
    vertreten darf und muss; das war immer so. Der Unter-
    schied ist nur: Wir werden zurzeit offenbar nicht verstan-
    den. Das kann doch nicht nur an den anderen liegen; da-
    für spricht wenig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das hängt offenbar damit zusammen, dass wir es mit den
    taktischen Spielchen ein wenig übertrieben haben – ich
    habe das schon einmal am Beispiel der Finanzmarkt-
    steuer durchbuchstabiert –: Wir tun so, als würden wir
    wollen, aber hintenherum sagen wir, dass es eigentlich
    gar nicht unsere Absicht ist. Die anderen Länder merken,
    wenn eine Regierung Nutzen daraus zieht, dass der Bou-
    levard gegen die südeuropäischen Partner vom Leder
    zieht. Die kleinen Länder werden vor den Kopf gesto-
    ßen, wenn man nicht auf Augenhöhe mit ihnen spricht.

    Mir macht es Sorgen, wenn ich sehe, wie viel Empö-
    rung und Abneigung uns mittlerweile von vielen euro-
    päischen Partnern entgegenschlägt.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das waren Sie!)


    Frau Merkel, das müssen auch Ihre Sorgen sein. Seien
    Sie einen Augenblick ernsthaft. Sie wissen genau, dass
    sich da etwas im europäischen Rahmen verändert. Es
    muss auch Ihre Sorge sein, wenn uns der Verdacht entge-
    genschlägt, wir hätten unser Interesse an Europa verloren
    oder hätten gar – das wäre vielleicht noch schlimmer –
    aus einem ökonomischen Kalkül heraus ein Interesse an
    einer Renationalisierung. Ich behaupte nicht, dass das
    stimmt. Ich behaupte, dass wir auf der europäischen
    Ebene von vielen unserer Partner nicht verstanden wer-
    den. Wenn das so ist, dann liegt auch das in der Verant-
    wortung dieser Regierung.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Erfahrung ist jedenfalls: Man kann in Europa
    Mehrheiten erzwingen und dabei gleichzeitig doch
    scheitern, wenn man nämlich auf dem Weg zu einer Ent-
    scheidung allzu viele Verletzte hinterlässt, wenn man zu-
    lässt, dass die heimischen Medien Ressentiments gegen
    einige Partner schüren,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das gab es bei Schröder nicht?)


    vor allen Dingen, wenn man mit den Partnern zu sehr
    von oben herab spricht.

    Damit Sie es nicht missverstehen: Das sind nicht
    meine Worte. Das eher regierungsfreundliche Handels-
    blatt schreibt:

    (Otto Fricke [FDP]: Das Handelsblatt ist regierungsfreundlich?)


    Merkels Politik … führt zu Unsicherheit und Un-
    frieden. Angela Merkel ist stark gegen die Schwa-
    chen. Der Weg, den sie einschlägt, führt nicht nach
    Europa.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich werden Sie sagen – das verstehe ich ja –: Das
    ist das Handelsblatt; das ist starker Tobak. – Nur, igno-
    rieren dürfen wir und erst recht Sie das nicht.

    Die Wege aus der europäischen Krise – das ist meine
    Überzeugung – führen nicht über vordergründige Schuld-
    zuweisungen und nicht über Paternalismus. Sie können
    nur über eine neue europäische Politik führen. Wann,
    wenn nicht in Zeiten der Krise, ist der richtige Zeitpunkt,
    um daran zu arbeiten, was eine gemeinsame europäische
    Wirtschafts- und Finanzpolitik sein könnte?


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wann, wenn nicht jetzt, ist der richtige Zeitpunkt für ei-
    nen ernsthaften Versuch einer Annäherung der Steuer-
    politiken? Dabei geht es nicht um die Stellen nach dem
    Komma, natürlich nicht, aber über die Arten der Besteu-
    erung, die Korridore für das Maß der Besteuerung muss
    man doch jetzt reden. Ich bin sicher, auch Partner wie
    die Iren sehen das heute anders als vor zwei Jahren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zu all dem höre ich nichts. Stattdessen höre ich Beleh-
    rungen. Das bringt Europa nicht neu zusammen. Ich weiß
    selbst: Europa und die europäische Integration sind keine
    Selbstläufer, waren es auch in der Vergangenheit nicht. Es
    hat sich aber etwas verändert – deshalb müssen wir ge-
    nauer hinschauen –: Die Fliehkräfte in Europa haben
    ganz ohne Zweifel zugenommen. Dass nationalpopulisti-
    sche Strömungen in Europa stärker geworden sind, auch
    das wird in diesem Hause keiner bestreiten. Ich unter-
    stelle, dass es keiner gut findet, dass sie in einigen euro-
    päischen Ländern die Regierungspolitik schon mitbe-
    stimmen. Ich sage nur: Wenn wir nichts dagegen tun,
    werden solche nationalpopulistischen Strömungen nicht
    auf Dauer an uns vorbeiziehen. Es ist Ihre Verantwortung,
    auch die Verantwortung der Bundesregierung – dabei
    können Sie mit unserer Unterstützung rechnen –, gerade
    jetzt der europäischen Idee eine neue Kraft zu geben. Ich
    weiß, dass das nicht im Trend liegt, aber es drängt, wenn
    wir nicht alle Schaden nehmen wollen. Nehmen Sie diese
    Verantwortung an!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Frau Merkel, Sie haben sich entschieden, nach mir zu
    reden.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Wie soll es denn sonst gehen?)






    Dr. Frank-Walter Steinmeier


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ich ahne, was Sie sagen werden: Der Fraktionsvorsit-
    zende der SPD hat tüchtig geschimpft, aber er hat nicht
    gesagt, was die SPD anders machen würde.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es!)


    Um es ganz klar zu sagen – Sie dürfen jetzt bei jedem
    Satz klatschen –: Mit uns gäbe es diese Gesundheits-
    reform nicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben Ihnen gezeigt, wie man eine Gesundheits-
    reform machen und dabei das Solidarprinzip erhalten
    kann. Wir haben Ihnen gezeigt – das ärgert Sie doch –,
    wie man eine Gemeindefinanzreform machen kann,
    ohne den Gemeinden das Geld wegzunehmen.


    (Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Oje! Vor allem in Nordrhein-Westfalen!)


    Noch mehr ärgert Sie, dass wir die Blockaden, die Sie in
    den 90er-Jahren im Bereich der Energiepolitik geschaf-
    fen haben, aufgelöst und eine neue Energiepolitik in die-
    sem Land überhaupt erst möglich gemacht haben.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo denn? Träumer!)


    Was ich Ihnen auch sagen kann: Mit uns, mit der
    SPD, gäbe es das Programm „Soziale Stadt“ nicht nur
    als Überschrift und Symbolik in diesem Haushalt, son-
    dern es wäre mit Substanz erfüllt, weil es nicht reicht,
    Beton zu finanzieren, wenn man es mit der Integration
    ernst meint.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Entscheidend aber ist: Bei uns gäbe es die fixe Idee
    von Steuersenkungen als Selbstzweck nicht. Politik
    heißt Entscheiden, und entscheiden muss man über Prio-
    ritäten. Ich prophezeie Ihnen: Bildung und Integration,
    das sind die beiden Themen, die darüber entscheiden
    werden, ob uns das nächste Jahrzehnt gelingt. Das muss
    finanziert werden, aber Sie tun das nicht. Sie erfüllen
    Ihre eigenen Versprechungen nicht.


    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist ein wirklicher Unfug!)


    Regieren ist mehr, als eine Koalition zu führen. Der
    Haushalt, den Sie hier vorstellen, mag zum vorläufigen
    Überleben des schwarz-gelben Bündnisses beitragen;
    aber er ist ohne jede eigene Idee von Zukunft. Das steht
    für Weiterwursteln in guten Zeiten; aber für schwere
    Zeiten taugt das nicht, was Sie hier vorstellen.

    Die jetzige Situation – ich freue mich darüber, dass
    wir besser durch die Krise gekommen sind als andere –
    schafft riesige Chancen; aber jede dieser Chancen haben
    Sie im ersten Jahr Ihrer gemeinsamen Regierung verstol-
    pert. Dieser Haushalt spricht dafür, dass sich das nicht
    ändert. Es bleibt dabei: Dieses Land wird weit unter sei-
    nen Möglichkeiten regiert. Das liegt in Ihrer Verantwor-
    tung, und an den Quittungen wird schon geschrieben.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun die Bundeskanzlerin, Frau

Dr. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abg. Sigmar Gabriel [SPD] nimmt in der vorderen Reihe Platz)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei der

    Rede von Herrn Steinmeier hat sich Herr Gabriel lieber
    ganz nach hinten gesetzt, damit man sein Gesicht nicht
    sieht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Er ist Vorsitzender, sitzt aber ganz hinten – toll.


    (Sigmar Gabriel [SPD]: Wissen Sie, Sie waren schon mal besser!)


    Lieber Herr Steinmeier, nach Ihrer Rede habe ich nur
    ein einziges Bedürfnis: endlich eine Rede über die Zu-
    kunft Deutschlands zu halten,


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    über die Zukunft eines tollen Landes mit wunderbaren
    Menschen, denen ich nicht nur in meinem Brief gedankt
    habe, sondern denen ich ausdrücklich auch heute von
    dieser Stelle aus noch einmal danken möchte dafür, wie
    sie sich in den Zeiten der Krise verhalten haben, wie sie
    ihren Beitrag für unser Land geleistet haben. Herzlichen
    Dank dafür!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir führen die
    vierte Haushaltsdebatte in diesem Jahr. Im März, als wir
    über den Haushalt 2010 debattiert haben, sah es so aus,
    als würden wir einigermaßen aus der Krise herauskom-
    men. 1,4 Prozent Wachstum war die Prognose. Interna-
    tionale Zeitungen, zum Beispiel der Economist, haben
    schon damals geschrieben: Deutschland scheint besser
    aus der Krise herauszukommen, als man ahnen konnte. –
    Aber heute können wir sagen – das zeigt, welche Verän-
    derung noch im Gange ist –: Wir werden wahrscheinlich
    im Jahre 2010 3,4 Prozent Wachstum haben, 2011 wie-
    der fast 2 Prozent, und auch für die folgenden Jahre kön-
    nen wir, wenn wir alles richtig machen, auf vernünftige
    Wachstumspfade hoffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das bringt mit sich, dass – das ist das Wichtigste – die
    Menschen Arbeit haben, jedenfalls sehr, sehr viele. Die
    Zahl der Arbeitslosen ist unter 3 Millionen gesunken.
    Für das nächste Jahr heißt die Prognose: im Durchschnitt





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    2,9 Millionen. Das darf uns nicht ruhen lassen. Wenn wir
    über Gerechtigkeit in diesem Lande sprechen, dann kön-
    nen wir sagen: Heute haben mehr Menschen Arbeit als
    vor der Krise. In Ostdeutschland haben mehr Menschen
    Arbeit, als das seit 1991 der Fall war. Die Arbeitslosig-
    keit ist die geringste seit 1991. Vor allen Dingen ist ein
    Absinken der Langzeitarbeitslosigkeit zu verzeichnen.
    Nach langer Zeit ist nun endlich ein Effekt eingetreten.
    Da müssen wir weitermachen; da liegen unsere Aufga-
    ben für die Zukunft. Da sind wir auf einem guten Weg,
    auf dem wir aber nicht haltmachen, sondern weitergehen
    werden. Das ist unsere Aufgabe.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wie konnten wir so durch die Krise kommen? Was
    macht unser Land aus?


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind Sie selber verwundert, nicht?)


    Das ist einerseits eine innovative Wirtschaft mit einem
    starken industriellen Kern; das ist ein dynamischer Mit-
    telstand; das sind leistungsstarke Arbeitnehmerinnen
    und Arbeitnehmer, und das ist eine verlässliche Sozial-
    partnerschaft. Das ist genau das, was wir als gelebte
    soziale Marktwirtschaft bezeichnen können, eine so-
    ziale Marktwirtschaft, die im Übrigen auf der Welt oft
    etwas belächelt wurde. Jetzt, nach der Krise, werden wir
    von vielen Ländern auf der Welt genau um diese gelebte
    soziale Marktwirtschaft beneidet.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Das haben wir gemeinsam geschafft, das haben wir
    uns gemeinsam erarbeitet. Ich stehe auch gar nicht an, zu
    sagen: Daran haben natürlich nicht nur die jetzige Regie-
    rung und die Vorgängerregierung, sondern sogar die Re-
    gierung, die die Agenda 2010 erfunden hat – genau auch
    die –, ihren Anteil. Das Problem des betreffenden Teils
    des Hauses ist nur, dass Sie davon am liebsten gar nicht
    mehr sprechen möchten, dass Sie sich so schnell davon-
    stehlen wollen, wie Sie nur können. Das ist Ihr Problem.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Man kann eben nicht Erfolge einheimsen und sich
    gleichzeitig nicht zu dem, was man gemacht hat, beken-
    nen. Deshalb müssen wir darüber sprechen.

    Aber wir müssen auch darüber sprechen, dass sich na-
    türlich auch im Haushalt 2011 noch deutlich die Spuren
    dieser seit Jahrzehnten größten internationalen Finanz-
    und Wirtschaftskrise zeigen. Dazu gehört, dass unsere
    Schuldenquote von 66 Prozent im Jahr 2008 auf über
    75 Prozent angestiegen ist, dass wir in diesem Jahr ein
    Defizit von etwa 4 Prozent haben werden und dass wir
    50 Milliarden Euro – plus oder minus; das kann ich
    heute noch nicht genau sagen – Schulden machen wer-
    den, also eine unglaubliche Summe von Schulden. Des-
    halb heißt die Aufgabe natürlich, dass wir da besser wer-
    den müssen. Wir können uns nicht damit herausreden,
    dass wir sagen: Im Euro-Bereich, zum Beispiel, gibt es
    eine mittlere Verschuldung von 6,7 Prozent. Da sind wir
    besser. – Okay, das ist schön. Wenn wir nach Großbritan-
    nien oder in die Vereinigten Staaten von Amerika
    schauen, stellen wir fest, dass wir auch besser sind. Auch
    das ist schön. Aber wir müssen unsere Maßstäbe an der
    Schuldenbremse ausrichten; es ist gut, dass wir sie im
    Grundgesetz haben.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Halten Sie sich auch daran?)


    Und es ist gut, dass wir uns genau daran orientieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die Sache wird ja auch nicht besser dadurch, dass Sie
    hier Stunde um Stunde wiederholen, dass wir das nicht
    täten.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Von selbst lernen Sie es ja nicht!)


    Es ist doch völlig klar: In einem Jahr, in dem sich die
    Daten unablässig verändern,


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Dann kann man sie aktualisieren!)


    glücklicherweise einmal zum Positiven, müssen Sie ei-
    nen Punkt nehmen, an dem Sie ansetzen. Wenn es nach
    Ihnen gegangen wäre, hätten wir schon vor der Wahl in
    Nordrhein-Westfalen den Haushalt aufstellen sollen. So
    haben Sie damals doch geredet.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Das wäre jedenfalls ehrlicher gewesen!)


    Nein, wir haben ihn dann aufgestellt, wenn man ihn nor-
    malerweise aufstellt, nämlich im Juni und im Juli. Das
    ist der Bezugspunkt. Wenigstens diejenigen bei Ihnen,
    die Finanzpolitik betreiben, wissen, dass man die mittel-
    fristige Finanzplanung an einem bestimmten Tag festle-
    gen muss und dass sie nicht mehr Gegenstand der Bera-
    tungen im Deutschen Bundestag ist.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Die Steuerschätzungen arbeiten wir immer ein!)


    Das ist die Wahrheit, und deshalb haben wir uns so ent-
    schieden. Das werden wir auch weiter machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Oh!)


    Das, was wir an Konsolidierung machen, ist Zukunfts-
    politik; denn da geht es um Generationengerechtigkeit,
    um Spielräume.

    Um das noch einmal vor Augen zu führen: Wir haben
    heute für Zukunftsausgaben 28 Prozent des Haushalts
    zur Verfügung, 1991 waren es 43,4 Prozent. In diese
    Richtung müssen wir wieder kommen. Da kann es uns
    nicht allein beruhigen, dass wir sagen: Wir haben für
    2011 jetzt 10,6 Prozent Investitionen; das ist mehr, als
    wir seit Jahren hatten. Deshalb sage ich auch: Wir sparen
    nicht an der Zukunft, sondern diesen Haushalt kenn-
    zeichnet, dass wir für die Zukunft sparen, für den Aus-
    bau von Kinderbetreuung, für Bildung und Forschung,
    für die Erhöhung der Investitionsquote. Das ist das Cha-
    rakteristikum unseres Haushalts.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die sinkt um 1 Milliarde!)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir haben – auch das noch einmal zur Erinnerung;
    das hat natürlich auch zu dem Wirtschaftswachstum bei-
    getragen – zu Beginn des Jahres massive Steuerentlas-
    tungen gehabt.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: MövenpickSteuer!)


    Diese wurden teilweise schon in der Großen Koalition
    beschlossen. Hinzugekommen ist das Wachstumsbe-
    schleunigungsgesetz.

    Wir werden weiter an den Fragen der Steuern arbei-
    ten. Wir brauchen eine bessere Ausstattung der Gemein-
    den. Dafür werden wir Lösungen vorschlagen. Das ist
    ein drängendes Problem.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Aber wann denn? Da wäre doch heute der richtige Tag dafür!)


    Es ist schon wirklich abenteuerlich,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    dass Sie, die Sie damals durch Steuerreformen den Kom-
    munen Gewerbesteuern en masse gestohlen haben, uns
    jetzt hier sagen, Sie wüssten, wie man eine Gemeindefi-
    nanzreform macht. Das ist doch wirklich abenteuerlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Sie weiß gar nicht, wovon sie redet! – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das ist doch unglaublich!)


    Wir werden Vorschläge zur Steuervereinfachung
    machen.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Wo sind die denn?)


    Diese werden am 1. Januar 2012 in Kraft treten. Die Be-
    ratungen dazu laufen. Wir können viel im deutschen
    Steuerrecht vereinfachen. Ein erstes Paket werden wir
    vorschlagen. Es wäre schön, wenn vielleicht auch Ihre
    Länder die Bereitschaft zeigen würden, sich an der Fi-
    nanzierung zu beteiligen.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Fragen Sie erst einmal Ihre eigenen Länder!)


    Denn unser Spielraum könnte viel größer sein, wenn das
    nicht nur als Aufgabe des Bundes gesehen würde, son-
    dern wenn sich auch alle Länder dafür mitverantwortlich
    fühlen würden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben eine ganz klare Priorität. Wir sagen: Haus-
    haltskonsolidierung kommt zuerst. Aber deshalb haben
    wir das Thema „einfaches, gerechtes und niedriges Steuer-
    system“


    (Lachen der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD])


    gerade für kleine und mittlere Einkommen nicht verges-
    sen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn die Haushalte konsolidiert sind, wenn wir Spiel-
    räume haben, machen wir das. Aber wir können heute
    nicht sagen, wann genau. Deshalb werden wir diese
    Dinge Schritt für Schritt abarbeiten.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Schritt für Schritt seitwärts!)


    Deutschland ist ein Beispiel für das, was wir uns unter
    Stabilitätskultur vorstellen. Nach unserer festen Über-
    zeugung ist jetzt auch eine Ausstiegsstrategie aus den
    Konjunkturmaßnahmen, die wir in großem Umfang ge-
    macht haben, notwendig. Es zeigt sich, dass Deutschland
    diesen Schritt gehen muss, auch und gerade im Blick auf
    Europa. Denn wir haben in Europa eine Situation, die
    deutlich zeigt, dass Stabilitätskultur überall gelebt wer-
    den muss. Wir haben schwierige Monate hinter uns.

    Herr Steinmeier, das, was Sie dazu gesagt haben,
    kann mich wirklich nicht zufriedenstellen.


    (Johannes Kahrs [SPD]: Aber er hat recht!)


    In Europa ist man heute noch entsetzt, dass 2004 der Sta-
    bilitätspakt aufgeweicht wurde, und zwar auf Vorschlag
    der Bundesregierung unter Bundeskanzler Schröder. Re-
    den Sie einmal mit dem Präsidenten der EZB!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dann haben Sie die politische Entscheidung getroffen,
    dass Griechenland in den Euro-Raum soll.


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Waren Sie denn dagegen?)


    Es hat sich gezeigt, dass das eine eher komplizierte Ent-
    scheidung war. Als es im Frühjahr dieses Jahres darum
    ging, dass Verantwortung gezeigt werden muss, haben
    Sie sich unter fadenscheinigen Begründungen enthalten;
    Sie haben sich in einer zentralen Stunde Europas zwei-
    mal enthalten. Darüber wird die Geschichte richten; sie
    wird zeigen, was man davon zu halten hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben im Frühjahr dieses Jahres in der Europäi-
    schen Union einen Euro-Rettungsschirm gespannt. Dass
    Irland jetzt einen Antrag stellt, Teil dieses Schirms zu
    werden, ist genau die Verhaltensweise, für die wir vorge-
    sorgt haben. Wir haben gesagt: Die Stabilität des Euro
    als Ganzes muss gesichert sein. Deshalb werden wir
    – das haben die Finanzminister gesagt – den Antrag Ir-
    lands positiv betrachten, natürlich immer in einer Kondi-
    tionalität, die deutlich macht, welche Schritte ein Land
    tun muss, um auf den Pfad einer stabilen Währung zu-
    rückzukehren.

    Man sieht doch, welche Anstrengungen die griechi-
    sche Regierung unternimmt. Man sieht auch – das haben
    die Kommunalwahlen jetzt gezeigt –, dass die Menschen
    in Griechenland diese Anstrengungen sogar honorieren.
    Ich sage das, obwohl unsere Partnerpartei dort dabei
    nicht der Gewinner ist. Die Menschen wollen, dass die
    Dinge beim Namen genannt werden, dass man nicht den
    Kopf in den Sand steckt, dass man ihnen nicht nach dem
    Mund redet. Sie wollen, dass die Entscheidungen gefällt





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    werden, die notwendig sind. Das ist genau das, was auch
    wir für unser Land machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir alle wissen – ich finde, darüber sollten wir in al-
    ler Ruhe und Verantwortung in diesem Hause diskutie-
    ren –: Wir haben einen Krisenmechanismus bis zum
    Jahre 2013. Wir wissen auch – das sagt uns unsere euro-
    päische Verantwortung –: Wir brauchen für die Zeit da-
    nach einen permanenten Krisenmechanismus.

    Im Augenblick arbeiten wir, auch im Hinblick auf Ir-
    land, all die Fehler der Vergangenheit ab. Deshalb ist es
    auch richtig, zu sagen: Die Krise ist noch nicht vorbei.
    Aber wir müssen jetzt Vorkehrungen treffen, damit diese
    Fehler nicht wieder passieren. Dabei geht es um die Fi-
    nanzmarktarchitektur; da haben wir vieles erreicht. Da-
    bei geht es um die Tatsache, dass wir den Stabilitätspakt
    geschärft haben; auch da haben wir vieles erreicht, mehr,
    als man vielleicht vor einem Jahr hätte denken können.

    Das vielleicht Wichtigste ist aber nicht, dass jetzt die
    Defizite strenger überwacht werden und auch die Ge-
    samtverschuldung in den Blick des Stabilitäts- und
    Wachstumspaktes kommt. Das Wichtigste ist aus meiner
    Sicht, dass auch makroökonomische Kriterien wie Lohn-
    stückkosten und das Verhältnis von Sozialausgaben und
    Investitionsquote in die Betrachtung der europäischen
    Länder hineinkommen. Wir sind auf dem Weg, eine ge-
    meinsame, kohärente Wirtschaftspolitik zu schaffen, die
    sich nach unseren Vorstellungen – ich hoffe, da stimmen
    Sie uns zu – nicht an den Schlechtesten, sondern an den
    Besten orientieren sollte, damit unser Kontinent insge-
    samt stark wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Jetzt zum Krisenmechanismus für die Zukunft. Hier
    stehen wir vor einem Problem, wo die Entscheidung
    nicht einfach ist. Die christlich-liberale Koalition hat
    sich aber entschieden. Wir sagen: Im Rahmen eines per-
    manenten Krisenmechanismus müssen auch die priva-
    ten Gläubiger, das heißt diejenigen, die an hohen Zin-
    sen und mit Staatsanleihen Geld verdienen, beteiligt
    werden, und zwar in dem Sinne, dass sie Verantwortung
    übernehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! Dann machen Sie mal!)


    – Ja. Ich bitte Sie nur, dass wir darüber ganz redlich ge-
    meinsam miteinander sprechen.


    (Joachim Poß [SPD]: „Redlich“? Das müssen Sie gerade sagen! Sie haben die Dinge doch gerade verdreht! Vorhin! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Poß, Ruhe!)


    – Herr Poß, ich kann es gerne wiederholen, damit auch
    Sie die Richtung mitbekommen.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Die Märkte sind, wie es immer so schön heißt, beun-
    ruhigt, wenn man so etwas ausspricht.

    (Joachim Poß [SPD]: Ja! Und warum? Dazu haben Sie viel beigetragen! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal mit Ihrem Regierungssprecher, mit Herrn Seibert!)


    Wir stehen jetzt vor einer ganz entscheidenden Frage.
    Wir haben am Anfang der Krise oft gesagt: Es darf nicht
    sein, dass die Politik nicht das Primat hat. Die Wirtschaft
    hat der Politik und den Menschen zu dienen und nicht
    umgekehrt.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Ach! Das ist ja mal was ganz Neues! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine neue Erkenntnis ereilt Frau Merkel! – Thomas Oppermann [SPD]: Aha! Kein Beifall bei der Koalition!)


    Jetzt stehen wir an genau dieser Stelle. Jetzt findet
    ganz konkret und jeden Tag ein gewisses Ringen darum
    statt: Hat die Politik den Mut, auch diejenigen, die damit
    Geld verdienen, mit ins Risiko zu nehmen, oder ist der
    Handel mit Staatsanleihen der einzige Bereich der Wirt-
    schaft auf der Welt, in dem man kein Risiko eingehen
    muss? Wir haben uns entschieden. Ich bitte Sie darum:
    Unterstützen Sie uns dabei.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Hier geht es um die Frage des Primats der Politik, hier
    geht es um die Frage der Grenzen der Märkte, und hier
    geht es um eine klassische Frage der sozialen Marktwirt-
    schaft im 21. Jahrhundert. Genau so ist es.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Was für eine Begeisterung bei der FDP! – Thomas Oppermann [SPD]: Na ja! Ich finde, die FDP klatscht eher verhalten!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das alles spielt sich
    in einer Welt ab, in der, wie ich es oft gesagt habe, die
    Karten nach dieser Krise neu gemischt sind. Zwei Drittel
    des Wachstums in diesem Jahr kommen aus China, aus
    Schwellenländern und Entwicklungsländern, nur ein
    Drittel kommt aus den klassischen Industrieländern.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Mit zwei Dritteln haben Sie also nichts zu tun?)


    – Ja, so ist es, Herr Trittin.


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay! Das wollen wir nur mal festhalten!)


    – Ja. – Herr Trittin hat der deutschen Öffentlichkeit ge-
    rade mitgeteilt, dass wir, da zwei Drittel des Wachstums
    in Schwellenländern und Entwicklungsländern stattge-
    funden haben, mit zwei Dritteln nichts zu tun hatten. Das
    ist richtig, weil wir noch kein Schwellenland und kein
    Entwicklungsland sind.


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Dafür ist die christlich-liberale Koalition der Garant: Mit
    uns wird Deutschland auch kein Entwicklungsland. Bei
    Ihnen bin ich mir nicht ganz so sicher, meine Damen und
    Herren.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Als wir beim G-20-Treffen in Südkorea gewesen sind,
    haben wir festgestellt, mit welcher Dynamik die Länder
    Asiens an ihrer Zukunft arbeiten, in die sie optimistisch
    blicken. Sie sind innovationsfreudig und bildungshung-
    rig. Genau daraus ergibt sich der Auftrag der christlich-
    liberalen Koalition. Wir haben ein starkes Deutschland.
    Unser Auftrag heißt: Wir wollen, dass Deutschland stark
    bleibt. Das ist der Auftrag unserer Koalition.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Genau das werden wir in dieser Legislaturperiode
    machen; dafür haben wir unseren Auftrag bekommen.
    Wir werden 2013 Rechenschaft darüber ablegen, was
    wir auf diesem Weg geschafft haben.

    Wir sind erstens für eine starke Wirtschaft, zweitens
    für einen starken Staat und drittens für ein starkes Ge-
    meinwesen. Das sind die Pfeiler unserer Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Genau in der Reihenfolge!)


    Ja – darüber haben wir in diesem Herbst viele Debat-
    ten geführt –, wir haben kontroverse Entscheidungen ge-
    fällt. Aber wir sind der Meinung, dass wir damit die
    Weichen in die richtige Richtung gestellt haben.

    Ja, wir müssen noch weiter Überzeugungsarbeit für
    das leisten, was wir tun, weil es natürlich kontrovers dis-
    kutiert wird und weil es darüber auch Auseinanderset-
    zungen gibt. Wir werden zu den Menschen gehen und sie
    davon überzeugen, dass das, was wir tun, richtig ist.

    Ja, wir sind bereit, auch ganz neue Wege zu gehen,
    bei denen man nicht genau weiß, was das Ergebnis ist.
    Wir sind aber überzeugt: Wer keine neuen Wege geht,
    wird in die Vergangenheit gehen, und Deutschland wird
    zurückfallen. Genau das wollen wir nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Bisher war es doch so!)


    Wir wollen ein Land sein, in dem sich Leistung und
    Arbeit lohnen,


    (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Siehe Mindestlohn!)


    damit wir die Kraft für die Solidarität in unserer Gesell-
    schaft haben. Genau das ist immer das Wechselspiel in
    der sozialen Marktwirtschaft.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wir verschließen nicht die Augen vor der Realität.
    Wir stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern wir
    stellen uns mutig den Herausforderungen, mit denen wir
    es zu tun bekommen. Wir haben den Mut, zu sagen, wo-
    für wir sind, und erzählen nicht unentwegt, wogegen wir
    sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Schauen wir uns doch die Alternativen an! Über die
    Linke will ich nicht weiter sprechen. Sie geben dauernd
    Geld aus, das Sie nicht haben. Über die SPD habe ich
    schon etwas gesagt: Sie sind heute hier und morgen dort.
    Sie verabschieden sich von all den relevanten Entschei-
    dungen, die zukunftsfähig gewesen sein könnten, und
    zwar in einem affenartigen Tempo, dass es einem ganz
    schwindlig wird und man sich fragt, wie das weitergehen
    soll.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich sage nur: Rente mit 67, Agenda 2010.

    Fragen Sie doch einmal den Ulmer Oberbürgermeis-
    ter, wie er zu Stuttgart 21 und neuen Bahnstrecken steht.
    Dann werden Sie Ihre Antwort bekommen.

    Und die Grünen? Sie sind sozusagen ziemlich fest mit
    dem Wort „dagegen“ verbandelt. Das wollen Sie ka-
    schieren. Sie sagen, Sie seien für erneuerbare Energien.
    Aber wo immer eine Hochspannungsleitung gebaut wer-
    den muss – das sind viele Kilometer –, wo immer ein
    neuer Bahnhof entsteht, wo immer irgendetwas Neues
    passiert, wo Pumpspeicherkraftwerke, zum Beispiel in
    Bayern, entstehen, sagen Sie: Erneuerbare Energien, ja;
    neue Netzleitungen, nein; Pumpspeicherkraftwerke in
    Bayern, nein. – So geht es nicht! Das ist nicht die rich-
    tige Antwort.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sie wollen angeblich für den Zugverkehr sein und
    mehr Verkehr auf die Schiene verlagern. Aber wo immer
    ein neuer Bahnhof gebaut wird, sind Sie dagegen, egal
    ob es hier in Berlin-Ostkreuz oder bei Stuttgart 21 ist.


    (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wo immer eine neue ICE-Strecke entsteht, sind Sie auch
    dagegen. Gucken Sie doch einmal nach Hannover, Ber-
    lin und Hamburg. Nein, meine Damen und Herren, so
    geht es nicht! So werden Sie nicht durchkommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie sind natürlich für den Sport – wer wollte das
    nicht? – und wahrscheinlich auch dafür, Sport in das
    Grundgesetz aufzunehmen. Aber wenn es um Olympi-
    sche Spiele in Deutschland geht, dann sind Sie natürlich
    dagegen.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wenn es so weitergeht, werden die Grünen für Weih-
    nachten sein, aber gegen die davor geschaltete Advents-
    zeit.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich lach’ mich ab! Ist die komisch, die Kanzlerin!)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden uns
    auch damit befassen, was Sie den Menschen sagen und
    wozu Sie die Menschen ermutigen. Lesen Sie einmal
    nach, was Ihr Landesvorsitzender Kretschmann in Ba-
    den-Württemberg sagte,


    (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den hätten Sie gerne!)


    als er gefragt wurde, ob er garantieren könne, dass die
    Grünen aus dem Projekt Stuttgart 21 aussteigen. Er
    sagte:

    Das kann ich nicht garantieren. … Wir können ja
    aussteigen nur zu einem verantwortbaren Preis.
    Solch ein Versprechen abzugeben, das wäre nicht
    seriös.


    (Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


    Ich finde es schon ziemlich waghalsig – um es einmal
    ganz vorsichtig auszusprechen –, Menschen zu Demon-
    strationen gegen etwas zu ermutigen, um dann im Klei-
    nen zu sagen: Wenn es darauf ankommt, können wir
    euch gar nicht garantieren, dass wir das verhindern kön-
    nen. – Ich finde, das müsste er viel lauter sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verhindern doch die Entscheidung! Sie blockieren das doch! Sie schicken die Wasserwerfer!)


    Um es noch einmal in einer anderen Variante zu sa-
    gen, weil Sie vielleicht meinen, das sei zu holzschnitt-
    artig und zu grobschlächtig, zitiere ich Ihnen, was ges-
    tern im Feuilleton in der Süddeutschen Zeitung
    Interessantes geschrieben wurde:

    Die Ökologie ist das größte System der Welt; Tech-
    nik, Kultur oder Ökonomie sind darin Teilgebiete.
    Es ist richtig, dass die Fragen der Nachhaltigkeit
    alle anderen Themen dominieren. Wenn wir ihrem
    grundsätzlichen Bedenkentum aber alle Kräfte der
    Euphorie opfern, werden wir kaum in der Lage
    sein, die Probleme der Zukunft zu lösen. Nicht ein-
    mal die, die wir selbst im Glauben an die Zukunft
    verursacht haben.

    Das ist eine andere Variante, mit der auf das hingewiesen
    wird, was Sie gerade zerstören.

    Wir wollen nachhaltige Politik; der Bundestag wird
    hier in einer Enquete-Kommission über nachhaltiges
    Wachstum diskutieren. Wir zerstören aber die Fähigkeit
    zur Zukunft, wenn wir den Bedenkenträgern folgen.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat sie vorgeschlagen? – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat die Kommission denn vorgeschlagen, Frau Bundeskanzlerin?)


    – Ich gebe Ihnen ja nur gute Hinweise. Guten Hinweisen
    von Ihnen schließen wir uns immer an; aber die gibt es
    leider nur sehr selten.

    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten ja darauf!)


    – Nun bleiben Sie einmal ruhig. Beherzigen Sie doch
    einmal, dass Sie die Probleme der Zukunft nicht lösen
    werden, noch nicht einmal die, die Sie in der Vergangen-
    heit verursacht haben. Das ist doch der Punkt: Sie drü-
    cken sich angeblich im Geiste der Nachhaltigkeit vor der
    Verantwortung.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das trifft überhaupt nicht zu! – Thomas Oppermann [SPD]: Lösen Sie erst einmal die Probleme der Gegenwart!)


    Sie sind gegen die Erkundung von Gorleben und be-
    klagen, dass es kein Endlager gibt. Das ist diese Zwei-
    deutigkeit, das sind Schäden aus der Vergangenheit, die
    bereits angerichtet sind. Darauf müssen Sie eine Antwort
    geben. Das haben Sie nicht getan.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher Atomkonzern hat Ihnen das aufgeschrieben? – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Also Erhalt der Schöpfung durch Salzkavernen!)


    Das ist bei Ihnen Thema für Thema gleich.

    Sie sprechen über nachhaltiges Wirtschaften. Dabei
    können Sie doch nicht die Augen davor verschließen,
    dass im Jahre 1950 sechs Arbeitnehmerinnen und Ar-
    beitnehmer für einen Rentner gearbeitet haben und er
    zehn Jahre lang Rente bekommen hat. Heute arbeiten
    drei Arbeitnehmer für einen Rentner, und er bekommt
    18 Jahre lang Rente. Im Jahre 2030, also in 20 Jahren,
    werden zwei Menschen für einen Rentner die Rente erar-
    beiten müssen, und er bekommt sie über 20 Jahre lang.
    Wenn man dann sagt, wie die SPD es tut, jetzt setze man
    die schrittweise Einführung der Rente mit 67 erst einmal
    fünf Jahre aus, dann mutet man den zukünftigen Genera-
    tionen etwas zu, was wir nicht wollen; denn wir wollen
    Generationengerechtigkeit. Sie stecken den Kopf in den
    Sand, Sie stellen sich den Realitäten nicht, Sie reden
    drum herum. So kommen wir nicht voran.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Genauso ist es beim Thema Gesundheit. Herr
    Steinmeier, ich weiß, dass Sie es eigentlich wissen. Sie
    wissen nur nicht, wie Sie das bei sich rüberbringen kön-
    nen. Die Gesundheitskosten werden steigen, weil die
    medizinischen Möglichkeiten größer sind, weil wir
    heute Dinge tun können, an die man früher überhaupt
    nicht gedacht hat, und weil unsere Bevölkerung gleich-
    zeitig älter wird.


    (Zuruf von der SPD: Solidarisierung à la Rösler!)


    Deshalb ist es doch ganz logisch, dass man die aus-
    schließliche Kopplung an die Arbeitskosten nicht auf-
    rechterhalten kann.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Aber die Kopplung an die Arbeitnehmereinkommen!)






    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    Sie wissen auch, dass der Ausgleich für die ansteigenden
    Kosten viel gerechter aus dem Steuersystem als aus den
    sozialversicherungspflichtigen Beiträgen geleistet wer-
    den kann. Das – und nichts anderes – ist doch das, was
    wir machen. Wir legen eine Oberbelastungsgrenze von
    2 Prozent des eigenen Einkommens fest. Diese Grenze
    haben Sie in vielen Fällen genauso gewählt.


    (Zurufe von der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


    – Sie haben so eine Angst, dass Sie verstehen könnten,
    was wir machen, dass Sie immer gleich schreien und
    einfach nicht zuhören. Aber das wird sich nicht durch-
    setzen. Sie müssen Antworten auf die Zukunft finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Zu Ihrer Milchmädchenrechnung. Auf dem Grünen-
    Parteitag ist ja das Allerbeste passiert. Man hat zum
    Schluss die Kommission „Ehrlich machen“ gegründet.
    Was war Ihr ganzer Parteitag, wenn Sie hinterher eine
    Kommission „Ehrlich machen“ gründen müssen? War
    das alles die Unwahrheit oder unehrlich, oder was? Das
    ist doch unglaublich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat man Ihnen Quatsch aufgeschrieben!)


    Wir werden über die Neuregelung der Hartz-IV-
    Sätze miteinander sprechen. Wir haben eine verfas-
    sungsgemäße Berechnung.


    (Zurufe von der SPD: Nein! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das sehen die Experten anders!)


    Sie haben uns bis heute nicht gesagt, was genau Sie da-
    ran bezweifeln.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Rechnungshof! Bundesbank! Sachverständigenrat!)


    Lieber Herr Steinmeier, ich sage Ihnen eines: Es geht um
    Menschen und gerade um Kinder und ihr Bildungspaket
    zum 1. Januar nächsten Jahres. Ich kann nur sagen: Ma-
    chen Sie keine Spielchen, sondern lassen Sie uns ehrlich
    darüber reden.


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt die Einladung zum Gespräch, oder was?)


    Wenn Sie es verweigern, mit der zuständigen Ministerin
    darüber zu sprechen,


    (Thomas Oppermann [SPD]: Sie haben doch das Gespräch verweigert! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich warte auf die Einladung!)


    weil Sie noch hundert Sachen mit lösen wollen, die gar
    nicht in deren Arbeitsbereich fallen, dann kann ich nur
    sagen: Das ist kein seriöses Herangehen. Es geht hier um
    das Schicksal von Hartz-IV-Empfängern und von Kin-
    dern in Familien mit Hartz IV. Da sind auch Sie in der
    Verantwortung.

    (Zurufe von der SPD)


    – Sie brauchen gar nicht so zu schreien. Wir sind zu Ge-
    sprächen bereit; das habe ich Ihnen immer wieder ge-
    sagt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir brauchen nicht nur eine starke Wirtschaft, wir
    brauchen auch einen starken Staat. Wir dürfen nicht ver-
    gessen, dass die Beratungen heute in einer Umgebung
    stattfinden, wie wir sie lange nicht hatten. Besucherin-
    nen und Besucher können den Reichstag im Augenblick
    nicht besuchen. Ich bedanke mich beim Bundestagsprä-
    sidenten, dass er gestern ganz deutlich gemacht hat: Wir
    werden uns von unserer Arbeit trotz terroristischer
    Bedrohung nicht abbringen lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Aber klar ist auch – das haben uns die Paketbomben im
    Flugfrachtverkehr gezeigt –: Die Bedrohungen sind lei-
    der real. Wir müssen uns auf sie einstellen. Ich möchte
    der Polizei danken, den Sicherheitskräften insgesamt,
    aber auch den Bürgerinnen und Bürgern, die das alles
    gefasst und im Wissen um den Wert der Demokratie und
    unserer Freiheit akzeptieren und einerseits aufmerksam,
    andererseits aber eben auch nicht ängstlich sind. Ich
    kann die Worte des Bundesinnenministers nur wiederho-
    len: Es gibt Grund zur Sorge, aber keinen Grund zur
    Hysterie.

    Wir werden in diesem Bereich ganz eng – das haben
    wir jetzt schon gesehen – mit anderen Ländern zusam-
    menarbeiten müssen. Globalisierung ist nicht nur im
    Wirtschaftsbereich, sondern globale Vernetzung ist auch
    im Sicherheitsbereich wichtig. Wir werden die für uns
    notwendigen Antworten finden müssen, wie wir für Ge-
    setze, die in der Koalition besprochen und die geregelt
    werden müssen – ich nenne das Thema Vorratsdaten-
    speicherung –, richtige und gute Lösungen finden, und
    wir werden international mehr Verantwortung überneh-
    men.

    Ich möchte mich beim Bundesaußenminister ganz
    herzlich bedanken. Es ist gelungen – –


    (Widerspruch bei der SPD)


    – Mein Gott, das ist von Bundeskanzler Schröder einge-
    leitet worden. Wir haben die Außenpolitik in guter, be-
    währter Kontinuität fortgeführt und uns um den Sicher-
    heitsratssitz für die Jahre 2011 und 2012 bemüht. Wir
    waren erfolgreich. Ich finde, darüber können wir uns alle
    freuen; wir sollten das Beste daraus machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir brauchen natürlich auch in der Sicherheitspolitik
    der NATO neue Ansätze und neue Vernetzungen. Wir
    haben in Lissabon mit dem Bundesaußenminister und
    dem Bundesverteidigungsminister einen sehr erfolgrei-
    chen NATO-Gipfel gehabt. Die NATO hat ein neues
    Strategisches Konzept aufgelegt. Die NATO hat gezeigt,
    dass sie ein politisches Bündnis ist. Dazu hat ganz we-
    sentlich der Schritt Frankreichs im letzten Jahr beigetra-
    gen, wieder Vollmitglied der NATO zu werden. Nur da-





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    durch ist es überhaupt möglich, heute Themen wie
    Afghanistan, die Frage der Übergabe in Verantwortung,
    das Thema der vernetzten Sicherheit, der Notwendigkeit
    eines parallelen, politischen Prozesses zu den militäri-
    schen Aktionen in der NATO zu besprechen.

    Meine Damen und Herren, wir stellen uns auch den
    neuen Herausforderungen. Dazu gehört auch Cyber
    Defense, wie es so schön heißt, also der Schutz unserer
    Datensysteme. Präsident Obama sagt, dass Amerikas
    wirtschaftlicher Wohlstand im 21. Jahrhundert von der
    Sicherheit der Datennetze abhängt, und hat ein Cyber-
    security Office eingerichtet. Die britische Regierung hat
    Cyber-Defense-Programme angekündigt und will in vier
    Jahren 400 Millionen Pfund dafür ausgeben. Wir ma-
    chen selbstverständlich auch etwas. Wenn der Fraktions-
    vorsitzende der Grünen zu dem Thema nichts anderes
    sagt als: „Wollen Sie Google bombardieren?“, dann kann
    ich nur sagen: Dümmer geht’s nimmer, lieber Herr
    Trittin.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Peer Steinbrück [SPD])


    Auch wir als christlich-liberale Koalition reagieren
    auf die neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen.
    Der Bundesverteidigungsminister hat eine Sicherheits-
    analyse vorgelegt. Wir haben die Entscheidung getroffen
    – mit „wir“ meine ich vor allem die Unionsfraktion; die
    FDP hatte diese Entscheidung schon früher getroffen –,
    dass wir die Wehrpflicht nicht abschaffen, sondern aus-
    setzen und in einen freiwilligen Wehrdienst überfüh-
    ren. Die Kommandeurstagung dieses Jahres in Dresden
    zum Thema „20 Jahre Armee der Einheit“ – übrigens eine
    riesige gemeinsame Erfolgsgeschichte von uns allen –
    war sicherlich eine ganz wesentliche Weichenstellung
    dafür, wie sich die Bundeswehr in der Zukunft entwi-
    ckelt.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das, was auf die
    Bundeswehr zukommt, ist nicht irgendeine Reform, son-
    dern das ist das Ankommen im 21. Jahrhundert. Das ist
    die Antwort auf die neuen Bedrohungen, die nicht mehr
    an den Grenzen des Bündnisses NATO bestehen, son-
    dern Bedrohungen, die aus Staaten kommen, die ihrer
    Verantwortung nicht nachkommen können, die vom Ter-
    rorismus kommen oder die durch die Proliferation von
    Massenvernichtungswaffen entstehen: völlig neue Pro-
    bleme, vor denen wir stehen. Deshalb war ich sehr froh,
    dass es uns in Lissabon beim Russland-NATO-Rat ge-
    lungen ist, deutlich zu machen: Russland ist bei der Be-
    kämpfung all der Bedrohungen, denen wir gegenüberste-
    hen, nicht mehr unser Gegner, wie es im Kalten Krieg
    war, sondern Russland kann und wird Partner sein. Das
    hat sich ganz massiv dort demonstriert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Tom Koenigs [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir mussten gestern wieder erleben, dass diese Bedro-
    hungen nicht abstrakt sind. Die Raketenangriffe von
    Nordkorea auf Südkorea haben uns allen gezeigt, wie
    fragil die Sicherheit in einigen Bereichen unserer Welt
    ist. Wir erwähnen, dass Russland auch bei der Sicher-
    heitsratsresolution gegen den Iran mit auf unserer Seite
    war. Diese Partnerschaft muss ausgebaut werden. Sie
    wird ausgebaut werden, und wir werden dadurch ein
    Mehr an Sicherheit haben.

    Wenn wir jetzt zu einem freiwilligen Wehrdienst
    übergehen, was auch Folgen für den Zivildienst im Zu-
    sammenhang mit dem Freiwilligendienst hat, dann brau-
    chen wir ein Freiwilligengesetz, das die Ministerin
    Kristina Schröder vorgestellt hat. Das bringt mich zu
    dem nächsten Punkt; denn wir wollen damit nicht nur et-
    was technisch neu regeln, sondern auch einen Impuls ge-
    ben und einen richtigen Schritt hin zu einem Gemeinwe-
    sen tun, wie wir es uns vorstellen. Wir wollen, dass diese
    Gesellschaft dadurch menschlicher wird, dass Menschen
    sich für andere Menschen engagieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich glaube, viele junge Menschen werden dazu bereit
    sein, sei es in der Bundeswehr, sei es im Freiwilligen-
    dienst, sei es im Freiwilligen Sozialen oder im Freiwilli-
    gen Ökologischen Jahr, das junge Menschen ableisten.
    Aber wir laden Menschen aller Altersgruppen ein, sich
    im Ehrenamt und in Freiwilligendiensten zu engagieren.
    Es gibt sehr viel zu tun, und der Staat wird gerade in ei-
    ner Gesellschaft, die älter wird, Menschlichkeit nicht so
    vermitteln können, wie wir uns das wünschen, jedenfalls
    nicht alleine. Wir brauchen einen starken Staat; aber wir
    brauchen auch starke Bürger, die sich für andere Bürge-
    rinnen und Bürger engagieren. Das ist unsere Vorstel-
    lung von Gemeinwesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sehen: Wir sind
    uns nicht in allen Fragen einig. Aber ich glaube, dass wir
    uns den Themen gestellt haben. Wir haben Entscheidun-
    gen gefällt, und wir werden weitere Entscheidungen fäl-
    len. Was das Thema Arbeitsmarkt angeht, dürfen wir
    uns mit 2,9 Millionen Arbeitslosen nicht zufrieden ge-
    ben. Wir haben angesichts des demografischen Wandels
    vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Bundes-
    republik Deutschland seit den 70er-Jahren wieder die
    Chance, zu sagen: Vollbeschäftigung kann Realität wer-
    den.


    (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Steinmeier ist dafür ausgelacht worden im Wahlkampf!)


    Deshalb werden wir gerade von den Jüngeren fordern,
    wenn sie nicht gefördert werden wollen, genau diesen
    Weg zu gehen; denn der demografische Wandel kann
    auch als Chance für unser Land genutzt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir packen die Probleme also an, zusammen mit un-
    seren internationalen Partnern. Wir machen eine Politik
    aus dem Blickwinkel unserer Kinder, weil wir uns der
    Zukunft verpflichtet fühlen. Deshalb darf ich Ihnen sa-
    gen: Die christlich-liberale Koalition ist auf einem Weg,
    um Deutschland, das immer stark war, auch stark blei-
    ben zu lassen. Sie ist auf einem Weg, der deutlich macht:
    Die Bundesrepublik Deutschland war nicht nur ein Er-
    folgsmodell. Sie wird auch in Zukunft ein Erfolgsmodell
    sein. – Diesem Auftrag fühlen wir uns verpflichtet. Da





    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


    (A) (C)



    (D)(B)

    werden wir auch keine Widerstände scheuen. Da werden
    wir Entscheidungen treffen. Ich sage Ihnen dazu: Es
    macht uns sogar noch gemeinsam Spaß.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)