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ID1703506700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/35 weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Rüstungs- exportberichte zeitnah zum Jahresab- rüstungsbericht vorlegen (Drucksache 17/1167) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Agnes Malczak (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Christian Ahrendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ansgar Heveling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 3309 B 3309 C 3312 A 3313 C 3315 D 3316 D 3318 D 3319 D 3329 C 3331 B 3332 C 3333 D 3333 D 3334 A 3335 C 3337 C 3339 B 3339 D 3340 D Deutscher B Stenografisc 35. Sit Berlin, Freitag, de I n h a Tagesordnungspunkt 23: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei- tung sowie über die Entwicklung der Streitkräftepotenziale 2009 (Jahresab- rüstungsbericht 2009) (Drucksache 17/445) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen (Drucksache 17/1159) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Katja Keul, Dr. Frithjof Schmidt, Kerstin Andreae, 3309 A 3309 B Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 3321 D 3322 D 3324 A undestag her Bericht zung n 26. März 2010 l t : Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Wolfgang Wieland, Jerzy Montag, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Keine Vorratsdaten- speicherungen über den Umweg Europa (Drucksache 17/1168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . 3325 A 3325 C 3325 C 3327 B 3327 B 3328 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3342 A 3343 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Abgeordneten Ute Vogt, Ulrich Kelber, Marco Bülow, weiterer Abgeord- 3344 A 3345 C 3347 A 3347 C 3348 B 3366 C 3368 C Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktion der SPD: Fairness in der Leiharbeit (Drucksache 17/1155) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Elfter Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (Drucksache 17/464) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe, Parl. Staatssekretär BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Brehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Pascal Kober (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Den Kampf gegen Steuerhinterziehung nicht dem Zufall überlassen (Drucksache 17/1149) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manfred Kolbe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3349 C 3350 D 3350 D 3351 A 3352 B 3353 D 3354 D 3355 C 3356 D 3358 C 3359 C 3360 B 3361 C 3361 D 3362 D 3365 A neter und der Fraktion der SPD: Keine Vorbereitungen für die Wiederauf- nahme der Erkundung des Salzstocks in Gorleben bis zum Abschluss der Arbeit des 1. Parlamentarischen Untersu- chungsausschusses (Drucksache 17/1161) . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Kelber, Dr. Matthias Miersch, Dorothée Menzner, Sylvia Kotting-Uhl und weiterer Abgeordneter: Einsetzung eines Untersuchungsaus- schusses (Drucksachen 17/888 (neu), 17/1250) . . . Ute Vogt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckhard Pols (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3369 A 3369 A 3369 B 3370 B 3371 C 3372 C 3373 B 3374 B 3375 B 3377 A 3377 D 3379 C 3380 D 3381 A 3382 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3309 (A) (C) (D)(B) 35. Sit Berlin, Freitag, de Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 3381 (A) (C) (D)(B) DIE GRÜNEN Weinberg, Marcus CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 26.03.2010 Hempelmann, Rolf SPD 26.03.2010 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 26.03.2010 Volkmar Wagner, Daniela BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Anlage 1 Liste der entschuldi Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 26.03.2010 Barchmann, Heinz- Joachim SPD 26.03.2010 Bernschneider, Florian FDP 26.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 26.03.2010 Burkert, Martin SPD 26.03.2010 Canel, Sylvia FDP 26.03.2010 Dr. Danckert, Peter SPD 26.03.2010 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 26.03.2010 Duin, Garrelt SPD 26.03.2010 Erdel, Rainer FDP 26.03.2010 Ernstberger, Petra SPD 26.03.2010* Freitag, Dagmar SPD 26.03.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 26.03.2010 Gabriel, Sigmar SPD 26.03.2010 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.03.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 26.03.2010* Golombeck, Heinz FDP 26.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 26.03.2010 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 26.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 26.03.2010 Groschek, Michael SPD 26.03.2010 Groth, Annette DIE LINKE 26.03.2010 Anlagen zum Stenografischen Bericht gten Abgeordneten Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Krüger-Leißner, Angelika SPD 26.03.2010* Krumwiede, Agnes BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010 Kunert, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 26.03.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 26.03.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 26.03.2010 Nietan, Dietmar SPD 26.03.2010 Özoğuz, Aydan SPD 26.03.2010 Pflug, Johannes SPD 26.03.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 26.03.2010 Remmers, Ingrid DIE LINKE 26.03.2010 Rix, Sönke SPD 26.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 26.03.2010 Dr. Schavan, Annette CDU/CSU 26.03.2010 Scheelen, Bernd SPD 26.03.2010 Dr. Schwanholz, Martin SPD 26.03.2010 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 26.03.2010* Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 26.03.2010 Thiele, Carl-Ludwig FDP 26.03.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 26.03.2010* Vogel (Kleinsaara), CDU/CSU 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (A) (C) (D)(B) * für die Teilnahme an der 122. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Amtliche Mitteilung Die Fraktion der SPD hat mitgeteilt, dass sie den An- trag EU-Beitrittsgesuch Islands unterstützen und ver- antwortungsvoll begleiten auf Drucksache 17/1163 zu- rückzieht. Werner, Katrin DIE LINKE 26.03.2010 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 26.03.2010 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.03.2010* Zimmermann, Sabine DIE LINKE 26.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Offsetdruc sellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Kö 3382 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 35. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. März 2010 kerei, Bessemerstraße 83–91, 1 ln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 22 35. Sitzung Berlin, Freitag, den 26. März 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Vorweg ein Satz an Sie, Kollegin Piltz: Richtig ist, der
    Kollege Korte war nicht Mitglied der SED, aber ich war
    Mitglied der SED.


    (Gisela Piltz [FDP]: Ich habe gesagt: „ihnen“, klein, nicht „Ihnen“, groß!)


    Aus einem schmerzhaften Auseinandersetzungspro-
    zess mit der verfehlten Politik der SED, mit dem Schei-
    tern des realen Sozialismus und auch aufgrund persönli-
    cher Verantwortung, die ich in der DDR getragen habe,
    bin ich zu der festen Überzeugung gekommen: Eine so-
    zialistische Partei ist nur dann eine linke Partei, wenn sie
    Bürgerrechte und Demokratie verteidigt und sich dafür
    einsetzt. Das kann der Kollege Korte genauso für sich in
    Anspruch nehmen, wie die Kollegin Jelpke und jeder an-
    dere Kollege aus der Fraktion Die Linke das für sich in
    Anspruch nehmen kann.


    (Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Warum haben Sie sich dann nicht neu gegründet? Dann hätten Sie einen schönen Schlussstrich gezogen!)


    – Das könnte Ihnen so passen, dass wir einen neuen Na-
    men wählen und uns neu gründen, aber nicht den Ruck-
    sack der Geschichte tragen. Nein, mit diesem Rucksack
    der Geschichte nehme ich mir heute das Recht, mich mit
    politischen Tendenzen auseinanderzusetzen, die aus mei-
    ner Sicht falsch sind.

    Damit kommen wir jetzt einmal zum Thema. Das
    Bundesverfassungsgericht hat die praktizierte Vorratsda-
    tenspeicherung aller Telekommunikationsdaten für ver-
    fassungswidrig erklärt. Das war gut für den Datenschutz
    und wichtig für den Rechtsstaat.

    Das ist aber nicht das Ende der Geschichte, und das
    erleben wir heute. Die Begehrlichkeiten nach immer
    mehr persönlichen Daten sind ungebrochen. Das zeigen
    die ersten Stellungnahmen nach dem Bundesverfas-
    sungsgerichtsurteil, zum Beispiel die Stellungnahme von
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

    Deshalb will Bündnis 90/Die Grünen mit dem aktuel-
    len Antrag verhindern, dass die gerade gestoppte Vor-
    ratsdatenspeicherung durch die EU-Hintertür wieder ein-
    geführt und sogar noch ausgeweitet wird. Die Gefahr ist
    real, und deshalb unterstützt die Linke den grünen An-
    trag.

    Zu alledem muss man die Vorgeschichte kennen. Vor
    sechs Jahren debattierte der Bundestag erstmals über die
    Vorratsdatenspeicherung aller Telekommunikationsver-
    bindungsdaten. Der Bundestag lehnte seinerzeit, also
    2004, dieses Ansinnen mit klarer Mehrheit ab.

    Dann begann Kapitel 2 der Geschichte. Die damalige
    Bundesregierung stampfte in Brüssel so lange mit den
    Füßen, bis die EU-Kommission die Vorratsdatenspeiche-
    rung verfügte, und zwar verbindlich für alle EU-Mit-
    gliedstaaten. Das war 2006.

    Kapitel 3 ist genauso schnell erzählt. Die damalige
    Regierungskoalition, wieder bestehend aus CDU/CSU
    und SPD, beschloss 2007 im Bundestag die noch kurz
    zuvor einhellig abgelehnte Vorratsdatenspeicherung.
    Man berief sich dabei auf die Europäische Union, quasi
    auf einen höheren Notstand.

    Kapitel 4 und 5 waren von der CDU/CSU und von der
    SPD so nicht erwartet worden. Erst formierte sich unter
    dem Kürzel „Vorratsdatenspeicherung“ eine bundes-
    weite Bürgerrechtsbewegung. Sie drohte obendrein mit
    Massenklagen beim Bundesverfassungsgericht. Dann
    entschied das Bundesverfassungsgericht nach einer
    Klage gegen den EU-Vertrag von Lissabon, dass EU-
    Recht mitnichten deutsches Recht breche, jedenfalls
    nicht, wenn dies gegen das Grundgesetz verstoße. Das
    war 2009. Erfolgreich geklagt hatte übrigens die Linke.

    Kapitel 6 fand am 2. März 2010 ein vorläufiges Ende.
    In seinem Urteil erklärte das Bundesverfassungsgericht
    die praktizierte Vorratsdatenspeicherung aller Telekom-
    munikationsdaten für verfassungswidrig und das ent-
    sprechende Gesetz für null und nichtig.

    Umgehend folgte Kapitel 7. Während die einen das
    Urteil des Verfassungsgerichts als Erfolg für den Rechts-
    staat priesen, bliesen die anderen sofort zur nächsten At-
    tacke. Und wieder droht der Trick aus Kapitel 2, nämlich
    der Umweg über die EU-Instanzen.

    Deshalb möchte ich anmerken: Wer unentwegt nach
    Wegen sucht, verbriefte Bürgerrechte auszuhebeln, der
    missachtet die Bürgerinnen und Bürger, gefährdet die
    Demokratie und lanciert die Europäische Union in eine
    zwielichtige, bürgerferne Ecke. Ich halte das für gefähr-
    lich.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nun fordert der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen
    – ich zitiere: –

    Die Bundesregierung möge auf der europäischen
    Ebene Vorhaben, die Vorratsdatenspeicherungen
    vorsehen, energisch … entgegentreten.

    Ich hätte in diesem Antrag gern ein Wörtchen mehr,
    nämlich „alle“ Vorhaben. Stichworte wie ELENA, elek-
    tronischer Personalausweis oder elektronische Gesund-
    heitskarte gehören dazu. Deshalb fordert die Linke im
    Übrigen immer noch ein Moratorium für all diese elek-
    tronischen Großprojekte.

    Danke.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat nun Wolfgang Wieland für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.






(A) (C)



(D)(B)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Wieland


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach der

    Haushaltsdebatte vergangene Woche wurde ich aus den
    Reihen der Union von den Kollegen Brandt und
    Binninger kritisiert: Immer nur auf die FDP einschlagen
    – wo bleiben eigentlich wir? – Das war offenbar eine ge-
    fühlte Missachtung durch Nichterwähnung. Ich will sie
    heute wieder gutmachen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In der Tradition meiner Fraktionsvorsitzenden, die
    diese Woche schon Richard von Weizsäcker gelobt hat,
    will ich herausragende Konservative loben. Da ist zum
    einen Ernst Benda, seinerzeit Bundesinnenminister und
    von mir noch Bunker-Benda genannt, weil es die Zeit
    der Notstandsgesetzgebung war. Später hat er uns als
    Präsident des Bundesverfassungsgerichts alle mit dem
    wegweisenden Volkszählungsurteil überrascht, das das
    Recht auf informationelle Selbstbestimmung erstmals
    festgeschrieben hat und den schönen Satz enthielt, dass
    es keine Vorratsdatensammlungen ins Blaue geben
    dürfe. Wir bleiben bei diesem Satz. Das ist unsere grund-
    sätzliche Haltung geblieben. Das war so unter Rot-Grün,
    Herr Kollege Heveling. Otto Schily hat sich unter Rot-
    Grün nicht durchgesetzt. Deswegen haben wir die Be-
    schlüsse, die die Kollegin Pau zitiert hat, hier im Plenum
    mit Mehrheit gefasst. Wir wollen keine Vorratsdaten-
    speicherung. Aus eigenem Erleben sagen wir: Wir wol-
    len sie erst recht nicht auf dem Umweg über Brüssel.
    Dabei bleibt es.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber es gibt noch mehr Persönlichkeiten. Roman
    Herzog schuf als Gerichtspräsident die Brokdorf-Ent-
    scheidung, und last, but not least hat Hans-Jürgen Papier
    das gemacht, was Jutta Limbach die permanente „verfas-
    sungsgerichtliche Nachhilfe“ nennt. Das bezog sich auf
    die Rasterfahndung, den großen Lauschangriff,


    (Dr. Max Stadler, Parl. Staatssekretär: Onlinedurchsuchung!)


    die Onlinedurchsuchung – danke, Herr Kollege Stadler.
    Wir waren immer dagegen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So geht es nicht!)


    – Es ist doch nett, wenn ein Parlamentarischer Staats-
    sekretär an seine gute Vergangenheit als Bürgerrechtler
    auch dann denkt, wenn er auf der Regierungsbank ist. –
    Zum Schluss ist die Vorratsdatenspeicherung zu nennen.
    Sie haben nicht etwa gesagt, das seien starke Urteile
    durch starke Richterpersönlichkeiten, sondern Sie haben
    gestöhnt und den Untergang der Rechtsordnung und das
    Ende der Strafverfolgung vorausgesagt – so auch beim
    letzten Urteil; Beispiele wurden genannt. Der Innenaus-
    schussvorsitzende Bosbach hat sogar behauptet, Stalking
    könne nun nicht mehr verfolgt werden. Dies ist ein abso-
    luter Unsinn. Das ist Ihre Methode.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)

    Meine Damen und Herren von der Union, Sie haben
    leider noch nicht gelernt – da sind Sie in gewisser Weise
    unbelehrbar –, dass es nicht nur Sicherheit durch den
    Staat, sondern auch Sicherheit vor dem Staat geben
    muss. Bei Ihnen geht es immer nur in Richtung Ver-
    schärfung. Es gibt keine Sättigungsgrenzen bei Ihren
    Kampagnen mit der Angst und der inneren Sicherheit.
    Weil uns die Kollegin Piltz zur Sesamstraße geführt hat,
    sage ich Ihnen: Wie das Krümelmonster nach Keksen
    ruft, so rufen Sie ständig nach neuen Gesetzen. Das ist
    unersättlich, das ist unerträglich. Das waren die wahren
    Worte zur CDU/CSU, die Sie angefordert hatten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Wir geben natürlich zu, Frau Kollegin Piltz, dass man
    es mit diesem Koalitionspartner schwer hat. Aber es war
    doch Ihre Traumhochzeit. Sie wussten doch aus der Nah-
    beobachtung über Jahre, mit wem Sie da zusammenge-
    hen.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir sind sehr glücklich zusammen!)


    Dennoch haben Sie keinen Ehevertrag mit Nägel und
    Köpfen gemacht, sondern eine völlig schwammige Ver-
    einbarung getroffen, die so war, dass der Innenminister
    – gerade 14 Tage im Amt – auf der Herbsttagung des
    BKA erklärte – ich zitiere den Behörden Spiegel, der nun
    wirklich kein linksradikales Blatt ist –:

    Das Wichtigste fürs BKA kam zum Schluss. Die
    Neuregelung des BKA-Gesetzes bleibt in allen
    Punkten bestehen. Damit kriege die Polizei, so
    de Maizière, was sie brauche.

    Ich stelle fest: Es gibt 100 Prüfaufträge in Ihrer Koali-
    tionsvereinbarung und einen Minister, der sagt: „Das al-
    les gilt überhaupt nicht.“ Letzte Woche wurde hier eine
    Evaluierung angekündigt. Die Evaluierungscrew rings
    um Eckart Werthebach wurde auf dieser Tagung des
    BKA offenbar spontan zusammengestellt. Keine bürger-
    rechtliche Komponente und keine Wissenschaftskompo-
    nente sind vorgesehen. Dies alles, auch die Evaluierung,
    ist doch eine Farce. Auch wie Sie sich hier behandeln
    lassen, ist eine Farce.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Sie, liebe Frau Piltz, sind – das wissen wir – ein gro-
    ßer Fan von Düsseldorfer Vereinen. Deswegen sage ich
    in der Sprache der Fans: Wir erwarten nicht viel; aber
    wir wollen Sie wenigstens kämpfen sehen.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


    Das Gleiche gilt für das Gesetz zu Internetsperren im
    Zusammenhang mit Kinderpornografie.


    (Zuruf der Abg. Gisela Piltz [FDP])


    – Hören Sie doch mal zu. – Sie schreiben in Ihrer Koali-
    tionsvereinbarung, das Gesetz werde ein Jahr lang aus-





    Wolfgang Wieland


    (A) (C)



    (D)(B)

    gesetzt. Im Januar dieses Jahres schreibt das Haus
    de Maizière im Zusammenhang mit dem Haushalt 2010
    an das Parlament – ich zitiere –:

    Aufgrund der besonderen Bedeutung des Internets
    in diesem Deliktsbereich beschreitet das BKA in
    der Umsetzung des sogenannten Access Blocking
    einen in Deutschland bislang nicht verfolgten Be-
    kämpfungsansatz.

    Das heißt, im BKA und im Innenministerium ist nicht
    angekommen, dass Sie das Gesetz angeblich gestoppt
    haben. Schon die zweite Reihe der Abgeordneten – Kol-
    lege Wellenreuther oder wer auch immer – sagt, ein Jahr
    sei Ruhe, dann wolle man es aufs Neue haben. Von daher
    sage ich: Sie kannten Ihren schwierigen Partner. Sie hät-
    ten ganz anders mit ihm verhandeln müssen. Dann hät-
    ten Sie ganz andere Dinge vorzuweisen als das, was bis-
    her vorgelegt wurde.