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ID1703010300

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    Vokabeln: 9
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    9. dieUnionsfraktion.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Stübgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Nein, ich werde nicht groß auf die Rede von
    Herrn Kollegen Roth eingehen; denn ich möchte etwas
    zu Europa sagen.

    Ich möchte aber an etwas erinnern: Es scheint leider
    sehr lange her zu sein, dass ich zu einer Zeit, als es einen
    Außenminister gab, der Joseph Fischer hieß,


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Mann!)


    in diesem Hause geredet habe und wir die grundlegen-
    den Linien der Europapolitik nach innen und nach außen
    gemeinsam getragen haben. Sie sollten sich überlegen,
    ob es dem Einfluss Deutschlands in der Europäischen
    Union dienlich ist, wenn wir damit anfangen, uns hier in
    der Art und Weise zu verhalten, wie Sie das getan haben,
    nämlich mit persönlichen Angriffen gegen den Außen-
    minister vorzugehen, mit dessen Haltung und Einstel-
    lung man nicht in jedem Fall einverstanden sein muss.
    Wenn Sie glauben, dass uns das hilft, dann sind Sie auf
    dem Holzweg. Die Koalition wird auf dem richtigen
    Weg bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Dürfen wir jetzt noch nicht mal mehr im Bundestag Kritik an einem Minister üben?)


    Ich möchte darauf eingehen, dass wir in der Europäi-
    schen Union zurzeit eine sehr große Unruhe haben. Wir
    befinden uns – das muss man leider feststellen – in der
    schwersten Krise seit Bestehen der Europäischen Wäh-
    rungsunion überhaupt. Diese Krise hat mittlerweile ein
    besorgniserregendes Ausmaß angenommen.

    In dieser Krise merken wir auch, dass man viele Äu-
    ßerungen und Vorschläge – manchmal ist das gut – nicht
    allzu ernst nehmen sollte, auch wenn sie von einer fran-
    zösischen Finanzministerin kommen. Man sollte hinhö-
    ren, was sie gesagt hat, aber auch zur Kenntnis nehmen,
    dass einen Tag später sie ja auch gesagt hat, sie habe es
    nicht so gemeint.

    Der öffentliche Fokus und der mediale Fokus richten
    sich vor allem auf Griechenland. Allerdings wird durch
    diese Fokussierung sowohl das Ausmaß der Krise, in der
    wir uns befinden, als auch deren komplexe Ursachen-
    struktur verkannt.

    Ich möchte einige der wesentlichen Ursachen für
    diese Krise benennen und vorweg eindeutig sagen: Nach
    meiner festen Überzeugung war die Europäische Wirt-
    schafts- und Währungsunion und war die Einführung
    des Euro richtig, und dieses Projekt ist auch weiterhin
    richtig.

    Der Euro hat sich in den letzten Jahren zu einer stabi-
    len Währung entwickelt. Er war einer der Ursachen für
    das europaweite Wachstum in der Mitte dieses Jahr-
    zehnts. Wir müssen aber auch feststellen, dass der Euro
    in seiner jetzigen Struktur nicht ausreichend krisenfest
    ist. Man kann sagen, dass er bei gutem Wetter funktio-
    niert, wenn also die Weltfinanzmärkte funktionieren, es
    zu Wachstum kommt und sich Wechselkursschwankun-
    gen in Grenzen halten. Kommt es aber zu einer solchen
    Weltfinanzkrise, wie wir sie jetzt haben, kommt der
    Euro-Raum ins Trudeln.

    Warum ist das so? Was Griechenland und auch wei-
    tere Länder betrifft, ist es leider Tatsache, dass in der
    Europäischen Union alle Kontrollgremien und Kontroll-
    strukturen über viele Jahre hinweg versagt haben. Dies
    gilt sowohl für die Europäische Kommission als auch für
    die Räte, die Euro-Gruppe, Eurostat, die Europäische
    Zentralbank und auch die nationalen Parlamente. Es kam
    nicht deswegen zur Krise, weil die Kontrollregeln nicht
    ausreichen. Das Hauptproblem ist vielmehr, dass die Re-
    geln, die wir uns im Stabilitäts- und Wachstumspakt be-
    wusst auferlegt haben, nicht rechtzeitig und nicht nach-
    haltig angewandt worden sind.

    Wo sind in dieser Situation die Lösungsansätze zu su-
    chen? Was müssen wir auf langfristige Sicht tun? Eines
    ist überdeutlich: Wir müssen in den Mitgliedsländern der
    Europäischen Union und zuvörderst in den Ländern der
    Euro-Gruppe die Budgetdisziplin herstellen. Nach dem,
    was wir jetzt wissen, geht es nicht einfach um die Wie-
    derherstellung der Budgetdisziplin. Wir müssen sie viel-
    mehr herstellen. Dazu gibt es keine Alternative.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es ist nicht so – das höre ich gelegentlich –, dass
    der Maastricht-Stabilitätspakt und die dazugehörigen
    Maastricht-Stabilitätskriterien die Ursache für die Krise
    sind. Es ist dagegen so, dass nachhaltiges Verstoßen ge-
    gen diese Kriterien die Krise heraufbeschworen hat. Es
    ist schon jetzt überdeutlich: Länder mit einer nachhaltig





    Michael Stübgen


    (A) (C)



    (D)(B)

    orientierten Haushaltspolitik meistern die jetzige Krise
    besser als andere.

    Welches Krisenmanagement könnte aktuell am besten
    funktionieren? Ein kurzer Blick in die Geschichte kann
    an dieser Stelle hilfreich sein. Vor gut eineinhalb Jahren,
    im Herbst 2008, hatten wir diese Situation schon einmal
    – es handelte sich damals aber nicht um Euro-Länder –,
    als Lettland, Ungarn und Rumänien kurz vor der Zah-
    lungsunfähigkeit standen. Damals konnte kurzfristig und
    sehr schnell ein kombiniertes Unterstützungspaket vom
    Internationalen Währungsfonds, von der Europäischen
    Investitionsbank und der Europäischen Entwicklungs-
    bank geschnürt werden. Mit diesem Maßnahmenpaket
    konnte die Zahlungsunfähigkeit in allen drei Ländern ab-
    gewendet werden. Bis heute sind diese Maßnahmen er-
    folgreich.

    Es ist aber wichtig, Folgendes festzustellen: Es funktio-
    niert nur deshalb, weil die betroffenen Länder nachhaltige
    Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Haushaltspolitik,
    Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik zu reformieren. Für
    die Euro-Länder sind vergleichbare Maßnahmen nicht
    möglich. Ob es sich nun um Euro-Länder oder Mit-
    gliedsländer der Europäischen Union handelt: Die
    Nothilfe als Ultima Ratio für ein Mitgliedsland der
    Europäischen Union zählt für mich zum Besitzstand der
    Europäischen Union. Ich betone aber: Es ist eine Ultima
    Ratio, die nur anzuwenden ist, wenn alle anderen Maß-
    nahmen mindestens kurzfristig versagt haben.

    Ich halte es für absolut richtig, wie sich die Bundes-
    regierung in dieser Frage verhält; das ist auch der einzig
    mögliche Weg. Griechenland muss die eingeleiteten
    Reformen umsetzen. Es können der Internationale Wäh-
    rungsfonds und die Mitgliedsländer der EU nur bei dro-
    hender Zahlungsunfähigkeit helfen, und auch dann nur
    als Not- und Übergangshilfe. Selbst dann muss absolut
    gesichert sein, dass Griechenland weiterhin Anstrengun-
    gen unternimmt, um die Versäumnisse der letzten Jahr-
    zehnte aufzuarbeiten.

    Es ist kein Zufall, dass Deutschland in dieser Krise
    bisher halbwegs klargekommen ist. Wir wissen – gerade
    bei diesem Haushalt bzw. seiner Verschuldung haben wir
    die Debatte gehabt –: Das ist alles nicht üppig, auch wir
    verletzen das Maastricht-Kriterium. Aber im europäi-
    schen Vergleich kommen wir verhältnismäßig gut klar.

    Ich sehe den Grund darin, dass die Bundesrepublik
    Deutschland in den letzten zehn Jahren angefangen hat,
    schwierige Reformen im Sozialbereich, bei den Renten,
    den Steuern etc. umzusetzen. Fast alle Fraktionen in die-
    sem Haus haben eine lebhafte Erinnerung daran. Denn
    diese Reformen waren zum einen extrem schwierig und
    zum anderen extrem unpopulär. Es gibt aber keinen ver-
    antwortungsvollen Weg, der daran vorbeiführen könnte,
    für kein Land. Das muss man auch Griechenland, Portu-
    gal, Spanien und Großbritannien deutlich sagen.

    Lassen Sie mich noch hinzufügen, dass ich – das will
    ich unumwunden zugeben – zurzeit noch nicht vollstän-
    dig davon überzeugt bin, dass die Einrichtung eines
    europäischen Währungsfonds langfristig der richtige
    Lösungsansatz ist, um zukünftige Krisen zu verhindern
    oder besser meistern zu können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich sehe das Hauptproblem nicht darin, dass eine weitere
    Vertragsreform von allen Mitgliedsländern ratifiziert
    werden muss und deshalb etwas länger dauern würde.
    Wenn der Vertrag geändert werden muss, dann müssen
    wir das eben angehen. Ich kann mir aber derzeit keine
    Struktur eines europäischen Währungsfonds vorstellen,
    die weiterhin sicherstellen würde, dass die absolute Un-
    abhängigkeit der Europäischen Zentralbank in ihrer
    Zins- und Wechselkurspolitik nicht, wenn auch mögli-
    cherweise nur indirekt, geschwächt würde.

    Frankreich hat für solch einen Weg traditionell viel
    übrig. Wir wissen eindeutig, dass ein Eingriff in die Un-
    abhängigkeit der Wechselkurspolitik einen Holzweg dar-
    stellt. Deswegen werden wir uns immer gegen eine sol-
    che Gefährdung stemmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube – das
    kann man jetzt noch nicht endgültig feststellen –, es wird
    für die nächsten Jahren weniger notwendig sein, Rege-
    lungen und europäische Verträge zu ändern. Was wir än-
    dern müssen, ist der Umgang mit den vorhandenen Re-
    gelungen und Gremien.

    Ich möchte versuchen, als Schlusssatz frei nach Kant
    zu formulieren, wie er es in seiner Schrift Beantwortung
    der Frage: Was ist Aufklärung? gut ausgedrückt hat:


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Übernehmen Sie sich nicht!)


    Die Ursache unserer Krise ist nicht der Mangel an Re-
    geln, sondern der Mangel an Mut, sie anzuwenden. Das
    muss sich in der Europäischen Union in Zukunft ändern.
    Dann werden wir solche Krisen nicht mehr zu beklagen
    haben.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Das reicht nicht, Herr Stübgen! Wir brauchen neue Regeln! – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ich sagte: Übernehmen Sie sich nicht!)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Ute Granold für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ute Granold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lassen Sie mich heute als Mitglied des Ausschusses für
    Menschenrechte und humanitäre Hilfe den Akzent auf
    den Bereich der Menschenrechte in der deutschen Au-
    ßenpolitik setzen. Deutsche Außenpolitik ist neben der
    Friedenspolitik das Politikfeld für den Einsatz für Men-





    Ute Granold


    (A) (C)



    (D)(B)

    schenrechte. Das haben wir im Koalitionsvertrag ganz
    klar festgelegt und geregelt. Insofern gibt es sowohl ei-
    nen Kompass als auch ein Steuern auf ein bestimmtes
    Ziel hin.

    Die Bundeskanzlerin hat in der letzten Legislatur-
    periode die wertegebundene Außenpolitik als Akzent ge-
    setzt. Das wird jetzt kontinuierlich fortgesetzt. Dafür
    sind wir sehr dankbar. Deutschland genießt diesbezüg-
    lich ein großes Ansehen in der Welt.

    Herr Minister, Sie waren vor zwei Wochen beim
    Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf und
    haben dort für Deutschland gesprochen. Sie haben für
    diese Rede über den Kurs der deutschen Außenpolitik
    zugunsten der Menschenrechtspolitik großes Lob erfah-
    ren. Sie haben viele Gespräche geführt. Eine Delegation
    aus dem Menschenrechtsausschuss war eine Woche spä-
    ter in Genf und hat davon erfahren. Wir sind sehr dank-
    bar für diese klare Position und die nochmalige Beto-
    nung des Auftrags zur Förderung der Menschenrechte.
    Wir haben für den Einsatz, aber auch für die finanzielle
    Unterstützung Deutschlands für die Einhaltung und För-
    derung der Menschenrechte in der Welt Anerkennung er-
    fahren. Dafür sind wir dankbar.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Menschenrechte sind universell, unteilbar und
    unveräußerlich. Sie sind Ausdruck der unantastbaren
    Würde der Menschen. Auf dieser Grundüberzeugung ba-
    siert unser politisches Handeln in Deutschland und in der
    Welt. Wir sehen es als eine Verpflichtung an, Menschen-
    rechtsverletzungen über Ländergrenzen hinweg anzu-
    sprechen und deren Einhaltung einzufordern. Es reicht
    nicht aus, dass in manchen Staaten dieser Welt die Men-
    schenrechte zwar in der Verfassung und den Gesetzen
    verankert sind, sie aber nur auf dem Papier stehen und
    nicht geachtet werden.

    Lassen Sie mich als Beispiele den Iran und – für den
    Bereich der Religionsfreiheit – die Türkei nennen. Herr
    Minister, Sie haben den Iran bereits angesprochen, al-
    lerdings in einem ganz anderen Kontext. Ich möchte auf
    die Bürger-, Freiheits- und Menschenrechte zu sprechen
    kommen. Auf den ersten Blick könnte man sich mit den
    dortigen Regelungen einverstanden erklären, da die Frei-
    heits- und Bürgerrechte in der iranischen Verfassung
    verankert sind. Der erste Blick täuscht aber. Auf den
    zweiten Blick liest man den Satz: Alle Gesetze, auch die
    Verfassung, müssen im Einklang mit den islamischen
    Prinzipien stehen. – Das heißt konkret Folter, Todes-
    strafe, Misshandlung und Steinigung, auch von Minder-
    jährigen. In diesem Staat herrscht großes Elend, auch
    wenn es um die Gleichberechtigung geht.

    Die Menschenrechte dürfen aber nicht relativiert wer-
    den, auch nicht wegen vermeintlich religiöser oder kul-
    tureller Besonderheiten. Wir sind der Bundesregierung
    dankbar, dass sie nun entschieden hat, im Rahmen einer
    Einzelfallprüfung iranische Dissidenten aufzunehmen.
    Sie gibt damit der iranischen Opposition das Zeichen,
    dass wir auf der Seite derer stehen, die unterdrückt wer-
    den und deren Menschenrechte mit Füßen getreten wer-
    den.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ein anderes Beispiel ist die Türkei; sie wurde eben-
    falls bereits in einem anderen Kontext angesprochen.
    Derzeit wird in der Türkei über einen neuen Verfas-
    sungsentwurf debattiert. Bürgerrechte und Grundfreihei-
    ten sollen gestärkt werden. Die Menschenwürde soll als
    Kernbegriff Eingang in die Verfassung finden. Die inter-
    nationalen Menschenrechtskonventionen sollen Vorrang
    vor den türkischen Gesetzen haben. Nun ist in der Türkei
    ein heftiger Streit entbrannt. Auf der einen Seite gibt es
    die Tendenz hin zur Säkularisierung, auf der anderen
    Seite die Tendenz hin zur Islamisierung mit der Gefahr,
    dass die Scharia Einzug in die Gesetzgebung hält. Die
    jüngsten EU-Fortschrittsberichte bezüglich der Türkei
    stimmen einen zurückhaltend, wenn man sich nur die
    Entwicklung der Religionsfreiheit in der Türkei an-
    schaut. Darum ist es nicht zum Besten bestellt. Ich
    möchte als Beispiel das Kloster Mor Gabriel nennen. Es
    ist mit rund 1 600 Jahren eines der ältesten Klöster der
    Christenheit. Nun droht die Enteignung. Erzbischof Ak-
    tas ist zurzeit in Deutschland und hat gesagt, bis zum
    letzten Atemzug werde diese Wiege der Christenheit
    verteidigt, und wir alle sollten an seiner Seite stehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    An dieser Stelle möchte ich auch die Pauluskirche in
    Tarsus und das Priesterseminar auf Chalki, das seit 30
    Jahren geschlossen ist – das macht es unmöglich, Nach-
    wuchs auszubilden –, in Erinnerung rufen.

    Die Religionsfreiheit ist für uns ein sehr hohes Gut.
    Sie ist für uns in Deutschland selbstverständlich, viel-
    leicht zu selbstverständlich. Wir dürfen nicht vergessen,
    dass es in vielen Teilen der Welt keine Religionsfreiheit
    gibt und die Menschen wegen ihrer Religion verfolgt
    und auch getötet werden. Das dürfen wir nicht schwei-
    gend hinnehmen. Es gibt insgesamt 2,1 Milliarden
    Christen auf der Welt. 80 Prozent der religiös Verfolgten
    weltweit sind Christen. Sie werden misshandelt und ge-
    tötet; ihre Häuser werden zerstört. Der sogenannte
    Open-Doors-Weltverfolgungsindex führt die Länder auf,
    in denen die Menschen am schlimmsten verfolgt wer-
    den. Darunter sind Nordkorea, der Iran, Saudi-Arabien,
    Somalia, Ägypten und der Irak. Auf die Situation in den
    letzten beiden Ländern möchte ich genauer eingehen.

    In Ägypten wurden Anfang Januar sechs Christen
    und ein muslimischer Wachmann während eines Gottes-
    dienstes in einer Kirche ermordet. In diesem Land wer-
    den seit vielen Jahren schwerste Delikte gegen Christen
    begangen.

    Im Vorfeld der Wahlen im Irak wurden Christen um-
    gebracht, Häuser von Christen in Brand gesteckt und
    Bomben gelegt. Die dort lebenden Christen fordern Soli-
    darität. Das sollte für uns eine Selbstverständlichkeit
    sein; denn auch dort liegen die Wurzeln unseres Glau-
    bens. Wenn hier Solidarität eingefordert wird, müssen
    wir sie auch zeigen. Die Bundesregierung hat in der letz-
    ten Wahlperiode dank der Initiative der Menschenrecht-
    ler entschieden, irakische Flüchtlinge aufzunehmen.





    Ute Granold


    (A) (C)



    (D)(B)

    Letztendlich handelte es sich um eine europäische Soli-
    daritätsaktion. Wir Deutsche haben unsere Hausaufga-
    ben gemacht und 2 500 irakische Flüchtlinge, davon
    1 100 Christen, aufgenommen. Unser Fraktionsvorsit-
    zender Volker Kauder hat angekündigt, die Aufnahme
    weiterer Flüchtlinge zu prüfen, da die Integration der
    hier Aufgenommenen sehr gut verläuft. Sehr viele
    Flüchtlinge befinden sich noch in Syrien und Jordanien.
    Diesen Menschen muss Beistand geleistet werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wie zerstörerisch religiöser Fanatismus sein kann,
    sieht man in Nigeria. Das gilt auch für die Situation der
    Christen und übrigens auch der Muslime in Indien, wo
    Religionsfreiheit zwar im Gesetz steht, aber nicht geach-
    tet wird.

    Lassen Sie mich zum Schluss sagen, dass die Koali-
    tion den Antrag „Menschenrechte weltweit schützen“
    eingebracht hat, über den wir nächste Woche in diesem
    Hause debattieren werden. Für uns steht immer auf der
    Agenda, dass wir uns für die Menschenrechte einsetzen.
    Dazu gehört auch die Situation in China und in anderen
    Regionen der Welt. Für uns ist die Religionsfreiheit ein
    ganz wichtiges Menschenrecht, und deshalb habe ich
    meinen Fokus daraufgelegt.

    Ich danke dem Außenminister und der Bundesregie-
    rung für die wertegebundene Außenpolitik, für ihren
    Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und für die
    Friedenspolitik.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)