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ID1703010100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/30 2705 B Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Bernd Scheelen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Drucksachen 17/605, 17/623) . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 2705 D 2711 A 2720 A 2725 A 2730 B 2734 C 2734 D 2735 B 2736 B 2739 A 2749 C 2749 C 2754 B 2756 C 2758 B 2759 A 2759 B 2761 A 2761 C 2763 D Deutscher B Stenografisc 30. Sit Berlin, Mittwoch, d I n h a Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsgesetz 2010) (Drucksachen 17/200, 17/201) . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2009 bis 2013 (Drucksachen 16/13601, 17/626) . . . . . . . 9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 17/604, 17/623) . . . . . . . . . 2705 A 2705 B Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 2740 D 2743 B undestag her Bericht zung en 17. März 2010 l t : Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . Reiner Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt 2744 C 2745 C 2746 B 2747 C 2748 C 2749 B 2752 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . 2764 B 2764 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Andrej Konstantin Hunko (DIE LINKE) . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ute Granold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 17/613, 17/623) . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2764 D 2765 C 2767 A 2767 C 2768 A 2769 C 2771 B 2772 D 2773 B 2774 C 2775 C 2777 A 2778 D 2780 B 2781 A 2781 B 2783 A 2784 B 2785 D 2786 C 2786 C 2788 C 2789 B 2791 D 2793 A 2794 D 2795 B 2795 B 2796 A 2796 D 2798 C 2800 C 2801 D Tagesordnungspunkt III: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Abschaffung des Finanzpla- nungsrates (Drucksache 17/983) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Men- schenrechte in Kolumbien auf die Agenda setzen – Freihandelsabkommen EU-Ko- lumbien stoppen (Drucksache 17/1015) . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion DIE LINKE: Den Schie- nenverkehr als sichere Verkehrsform er- halten und stärken (Drucksache 17/1016) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt IV: a) Erste Beschlussempfehlung des Wahlprü- fungsausschusses: zu Einsprüchen ge- gen die Gültigkeit der Wahl der Abge- ordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland am 7. Juni 2009 (Drucksache 17/1000) . . . . . . . . . . . . . . . b) – l) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59 und 60 zu Peti- tionen (Drucksachen 17/909, 17/910, 17/911, 17/912, 17/913, 17/914, 17/915, 17/916, 17/917, 17/918, 17/919) . . . . . . . . . . . . . . 12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 17/619, 17/623) . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Leibrecht (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2803 D 2803 D 2804 A 2804 A 2804 B 2805 B 2805 C 2807 B 2808 B 2809 D 2810 D 2811 B 2812 B 2814 B 2816 A 2818 A 2818 A 2818 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 III Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Holger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2819 B 2820 A 2820 C 2821 D 2823 B 2823 C 2823 D 2825 A 2826 A 2826 C 2827 C 2828 B 2828 D 2829 B 2829 D 2830 D 2831 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2705 (A) (C) (D)(B) 30. Sit Berlin, Mittwoch, d Beginn: 9
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 30. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 2831 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barchmann, Heinz- Joachim SPD 17.03.2010 Bellmann, Veronika CDU/CSU 17.03.2010 Brinkhaus, Ralph CDU/CSU 17.03.2010 Burchardt, Ulla SPD 17.03.2010 Cramon-Taubadel, Viola von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Götz, Peter CDU/CSU 17.03.2010 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Golze, Diana DIE LINKE 17.03.2010 Körper, Fritz Rudolf SPD 17.03.2010 Kramme, Anette SPD 17.03.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.03.2010 Pflug, Johannes SPD 17.03.2010 Roth (Esslingen), Karin SPD 17.03.2010 Schäfer (Bochum), Axel SPD 17.03.2010 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 17.03.2010 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Hempelmann, Rolf SPD 17.03.2010 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Koch, Harald DIE LINKE 17.03.2010 Dr. Steffel, Frank CDU/CSU 17.03.2010 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.03.2010 Werner, Katrin DIE LINKE 17.03.2010 30. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. März 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Roth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Minister Westerwelle, bei Ihrem Amtsantritt haben
    Sie erklärt, Ihr Anspruch sei, nicht nur Bundesminister
    des Auswärtigen zu sein, sondern ebenso Bundesminis-
    ter für Europa. Das haben Sie in der Ihnen eigenen laut-
    sprecherischen Attitüde vorgetragen. An diesen Ansprü-
    chen, an diesen Worten, sehr geehrter Herr Minister,
    müssen Sie sich nun vor dem Parlament messen lassen,
    müssen Rechenschaft ablegen.

    Ich kann für meine Fraktion nach 140 Tagen nur fest-
    stellen: Ihre bisherige Europapolitik ist ideenlos, und sie
    ist konzeptlos. Ich kenne kein Projekt – – Ach ja, doch,
    ein Projekt fällt mir ein: die Förderung der deutschen
    Sprache, Motto „Deutsch – Sprache der Ideen“.


    (Zuruf von der FDP: Ja!)


    Gegen dieses Motto spricht überhaupt nichts. Aber auch
    die schönste Sprache hilft nichts, lieber Herr Minister,
    wenn es an den entsprechenden Ideen gebricht. Gehen
    Sie hier bitte, Herr Westerwelle, mit gutem Beispiel vo-
    ran.

    Was mich aber viel mehr stört, ist diese Attitüde, so-
    wohl global als auch auf europäischer Ebene im deut-
    schen Interesse auftreten zu wollen. Es ist noch gar nicht
    so lange her, dass ein Bundeskanzler und ein Bundes-
    außenminister formuliert haben: Das, was im guten eu-
    ropäischen Interesse ist, was Europa insgesamt voran-
    bringt, das bringt auch Deutschland voran und ist gut für
    Deutschland. – Diese Sätze eines Bundeskanzlers, der
    nicht unbedingt der SPD angehört hat, der aber sicher-
    lich Europa maßgeblich mitgestaltet hat, würde ich mir





    Michael Roth (Heringen)



    (A) (C)



    (D)(B)

    auch von Ihnen einmal wünschen, Herr Minister
    Westerwelle.


    (Beifall bei der SPD)


    Was hat Ihre bisherige Amtszeit in der Europapolitik
    geprägt? Kompetenzgerangel zwischen Bundeskanzler-
    amt und Auswärtigem Amt. Wer hat hier eigentlich die
    Hosen an?


    (Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Wirklich beide!)


    Wer hat das maßgebliche Wort zu sprechen? Ich möchte
    Ihnen empfehlen, Herr Westerwelle, einfach einmal
    selbstbewusst mit Ideen und konkreten Vorschlägen in
    die Debatte einzutreten und nicht kleinkariert irgendwel-
    che Kompetenzdiskussionen zu führen.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie verschleudern Ihre Redezeit!)


    Ein anderer Punkt sind die Kontroversen. Es geht bei
    Ihnen in jedem Politikbereich wie bei den Kesselflickern
    zu. Sie streiten sich wie ein wild gewordener Hühner-
    haufen.


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal was zum Thema!)


    Das ist auch bei der Frage des Türkeibeitritts so. Ich
    darf Sie, Herr Minister, mit Genehmigung der Präsiden-
    tin zitieren:

    Ich sage es Ihnen ganz klar: Was die EU und die
    Türkei vereinbart haben, gilt. Es gilt auch für diese
    Bundesregierung. Dafür stehe ich ein. … Ich bin
    hier nicht als Tourist in kurzen Hosen unterwegs,
    sondern als deutscher Außenminister. Das, was ich
    sage, zählt.

    Wir alle wissen: Die CSU ist gegen eine Vollmitglied-
    schaft der Türkei. Die CDU will eine sogenannte strate-
    gische Partnerschaft. Der schon eben genannte General-
    sekretär der CSU, Dobrindt, hat erklärt, dass das, was
    Außenminister Westerwelle in der Türkei gesagt habe,
    nicht den Positionen der Koalition entspreche. Darauf
    hat wiederum Ihr Staatsminister gesagt, das Maß des Er-
    träglichen beim Generalsekretär sei deutlich überschrit-
    ten, CSU-Chef Horst Westerwelle – Entschuldigung,
    Horst Seehofer –


    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


    müsse seine Mannschaft endlich zur Ordnung rufen.

    Herr Minister Westerwelle, Sie mögen keine kurzen
    Hosen tragen. Sie tragen vielleicht auch keine langen
    Hosen. Sie haben in der Europapolitik einfach nicht die
    Hosen an. Sie müssen einmal innerhalb der Koalitions-
    fraktionen, aber auch innerhalb der Regierung einen
    Klärungsprozess herbeiführen.


    (Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Haben Sie ihn schon ohne Hosen gesehen?)


    Ich habe heute nur wenig zu den Themen gehört, die
    Europa zurzeit bewegen. Vor allem ein Thema ist ent-
    scheidend: die Bewältigung der Wirtschafts- und
    Finanzkrise in Griechenland. Hier ist Häme völlig fehl
    am Platze. Wir sitzen nämlich alle in einem Boot.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Was will die Bundesregierung? Was wollen Sie, Herr
    Minister? Sie hatten heute Gelegenheit, auch hierzu ein
    paar Ausführungen zu machen. Ich habe dazu klare Aus-
    sagen genauso vermisst wie bei Ihrem Antrittsbesuch
    beim Europaausschuss. Außer wolkigen Bemerkungen,
    da müsse man etwas tun, das sei ganz schwierig, habe
    ich von Ihnen nichts vernommen.

    Was mich daran ärgert, ist, dass nur wenige Tage spä-
    ter ein Rat in Brüssel weitreichende Maßnahmen gegen-
    über Griechenland beschlossen hat. Ich erwarte von Ih-
    nen als Europaminister der Bundesregierung, dass Sie
    auch den Kolleginnen und Kollegen im Europaaus-
    schuss, wenn konkrete Fragen gestellt werden, entspre-
    chende Auskünfte erteilen: Mit welchen Erwartungen,
    mit welchen Forderungen, mit welchen Maßnahmen und
    mit welchen Ideen geht die Bundesregierung in eine
    Ratssitzung? Hier haben Sie, Herr Minister Westerwelle,
    Ihre Hausaufgaben bislang nicht erledigt.


    (Beifall bei der SPD – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Er wusste es nicht!)


    Wir müssen aus dieser schweren Krise, die nicht nur
    Griechenland alleine betrifft, lernen. Wir müssen jetzt
    endlich entscheiden und handeln. Wenn Solidarität in der
    Europäischen Union nicht nur etwas für Sonntagsreden,
    sondern auch etwas für konkretes Handeln im politi-
    schen Alltag ist, dann erwarte ich jetzt von Ihnen ent-
    sprechende Ideen und Konzepte, wie Sie verhindern
    wollen, dass aus dem griechischen Flächenbrand ein eu-
    ropäischer Flächenbrand wird. Wir brauchen nicht mehr
    Renationalisierung, sondern wir brauchen eine gemein-
    same Wirtschaftspolitik. Wir haben einen gemeinsa-
    men Währungsraum. Aber das, was schon seit dem Ver-
    trag von Maastricht in den maßgeblichen Verträgen
    steht, nämlich eine Europäische Wirtschafts- und Wäh-
    rungsunion, ist bislang überhaupt nicht mit Leben erfüllt
    worden. Wir brauchen mehr Abstimmung, wir brauchen
    mehr Verbindlichkeit. Aber auch hier gebricht es der Ko-
    alition ja an jeder klaren Position.

    Finanzminister Schäuble hat den, wie ich finde, prü-
    fenswerten Vorschlag unterbreitet, einen europäischen
    Währungsfonds zu etablieren. Dazu hört man von Ih-
    nen überhaupt nichts, und die Union erklärt gleich, das
    sei ein Vorschlag, der mit ihr nicht abgesprochen sei, und
    sie würde ihn ablehnen. Zumindest hat das Herr Kauder,
    der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, so erklärt,
    wenn denn das, was heute Morgen in den Medien stand,
    wirklich stimmt.

    So kann man Europapolitik nicht gestalten. Man muss
    auch einmal eine Idee mutig nach vorne bringen, man
    muss sich um Bündnispartnerinnen und Bündnispartner
    in der Europäischen Union bemühen, und man darf
    keine Eitelkeiten pflegen. Hier erwarte ich von der
    Union und von der FDP, aber vor allem auch von der
    Bundesregierung klare Aussagen.





    Michael Roth (Heringen)



    (A) (C)



    (D)(B)

    Wir brauchen eine Wirtschafts-, Fiskal- und Lohn-
    politik, durch die auch die Beschäftigung in den Blick
    genommen wird. Es gibt hier doch durchaus Ansätze auf
    europäischer Ebene, aufgrund deren wir sagen können:
    Wir wollen und können voneinander lernen. – Einer die-
    ser Beiträge wären Mindestlöhne. Mindestlöhne werden
    von vielen gefordert. Mindestlöhne wären eine nationale
    Lösung für ein europäisches Problem, aber auch hier
    gibt es überhaupt keinen klaren Ansatz von Ihnen.


    (Beifall bei der SPD)


    Insofern erwarte ich von Ihnen nicht nur flotte Sprü-
    che. Ich erwarte von Ihnen konkrete Taten; das hat die
    Europäische Union bitter nötig. Sie sind weit hinter den
    Möglichkeiten in Bezug auf die Europapolitik der Bun-
    desrepublik Deutschland zurückgeblieben. Hier sollten
    Sie einmal ein bisschen Tempo vorgeben. Sie haben die
    Möglichkeiten dazu. Bitte nutzen Sie sie auch!

    Danke schön.


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Michael Stübgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michael Stübgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Nein, ich werde nicht groß auf die Rede von
    Herrn Kollegen Roth eingehen; denn ich möchte etwas
    zu Europa sagen.

    Ich möchte aber an etwas erinnern: Es scheint leider
    sehr lange her zu sein, dass ich zu einer Zeit, als es einen
    Außenminister gab, der Joseph Fischer hieß,


    (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Mann!)


    in diesem Hause geredet habe und wir die grundlegen-
    den Linien der Europapolitik nach innen und nach außen
    gemeinsam getragen haben. Sie sollten sich überlegen,
    ob es dem Einfluss Deutschlands in der Europäischen
    Union dienlich ist, wenn wir damit anfangen, uns hier in
    der Art und Weise zu verhalten, wie Sie das getan haben,
    nämlich mit persönlichen Angriffen gegen den Außen-
    minister vorzugehen, mit dessen Haltung und Einstel-
    lung man nicht in jedem Fall einverstanden sein muss.
    Wenn Sie glauben, dass uns das hilft, dann sind Sie auf
    dem Holzweg. Die Koalition wird auf dem richtigen
    Weg bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Dürfen wir jetzt noch nicht mal mehr im Bundestag Kritik an einem Minister üben?)


    Ich möchte darauf eingehen, dass wir in der Europäi-
    schen Union zurzeit eine sehr große Unruhe haben. Wir
    befinden uns – das muss man leider feststellen – in der
    schwersten Krise seit Bestehen der Europäischen Wäh-
    rungsunion überhaupt. Diese Krise hat mittlerweile ein
    besorgniserregendes Ausmaß angenommen.

    In dieser Krise merken wir auch, dass man viele Äu-
    ßerungen und Vorschläge – manchmal ist das gut – nicht
    allzu ernst nehmen sollte, auch wenn sie von einer fran-
    zösischen Finanzministerin kommen. Man sollte hinhö-
    ren, was sie gesagt hat, aber auch zur Kenntnis nehmen,
    dass einen Tag später sie ja auch gesagt hat, sie habe es
    nicht so gemeint.

    Der öffentliche Fokus und der mediale Fokus richten
    sich vor allem auf Griechenland. Allerdings wird durch
    diese Fokussierung sowohl das Ausmaß der Krise, in der
    wir uns befinden, als auch deren komplexe Ursachen-
    struktur verkannt.

    Ich möchte einige der wesentlichen Ursachen für
    diese Krise benennen und vorweg eindeutig sagen: Nach
    meiner festen Überzeugung war die Europäische Wirt-
    schafts- und Währungsunion und war die Einführung
    des Euro richtig, und dieses Projekt ist auch weiterhin
    richtig.

    Der Euro hat sich in den letzten Jahren zu einer stabi-
    len Währung entwickelt. Er war einer der Ursachen für
    das europaweite Wachstum in der Mitte dieses Jahr-
    zehnts. Wir müssen aber auch feststellen, dass der Euro
    in seiner jetzigen Struktur nicht ausreichend krisenfest
    ist. Man kann sagen, dass er bei gutem Wetter funktio-
    niert, wenn also die Weltfinanzmärkte funktionieren, es
    zu Wachstum kommt und sich Wechselkursschwankun-
    gen in Grenzen halten. Kommt es aber zu einer solchen
    Weltfinanzkrise, wie wir sie jetzt haben, kommt der
    Euro-Raum ins Trudeln.

    Warum ist das so? Was Griechenland und auch wei-
    tere Länder betrifft, ist es leider Tatsache, dass in der
    Europäischen Union alle Kontrollgremien und Kontroll-
    strukturen über viele Jahre hinweg versagt haben. Dies
    gilt sowohl für die Europäische Kommission als auch für
    die Räte, die Euro-Gruppe, Eurostat, die Europäische
    Zentralbank und auch die nationalen Parlamente. Es kam
    nicht deswegen zur Krise, weil die Kontrollregeln nicht
    ausreichen. Das Hauptproblem ist vielmehr, dass die Re-
    geln, die wir uns im Stabilitäts- und Wachstumspakt be-
    wusst auferlegt haben, nicht rechtzeitig und nicht nach-
    haltig angewandt worden sind.

    Wo sind in dieser Situation die Lösungsansätze zu su-
    chen? Was müssen wir auf langfristige Sicht tun? Eines
    ist überdeutlich: Wir müssen in den Mitgliedsländern der
    Europäischen Union und zuvörderst in den Ländern der
    Euro-Gruppe die Budgetdisziplin herstellen. Nach dem,
    was wir jetzt wissen, geht es nicht einfach um die Wie-
    derherstellung der Budgetdisziplin. Wir müssen sie viel-
    mehr herstellen. Dazu gibt es keine Alternative.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es ist nicht so – das höre ich gelegentlich –, dass
    der Maastricht-Stabilitätspakt und die dazugehörigen
    Maastricht-Stabilitätskriterien die Ursache für die Krise
    sind. Es ist dagegen so, dass nachhaltiges Verstoßen ge-
    gen diese Kriterien die Krise heraufbeschworen hat. Es
    ist schon jetzt überdeutlich: Länder mit einer nachhaltig





    Michael Stübgen


    (A) (C)



    (D)(B)

    orientierten Haushaltspolitik meistern die jetzige Krise
    besser als andere.

    Welches Krisenmanagement könnte aktuell am besten
    funktionieren? Ein kurzer Blick in die Geschichte kann
    an dieser Stelle hilfreich sein. Vor gut eineinhalb Jahren,
    im Herbst 2008, hatten wir diese Situation schon einmal
    – es handelte sich damals aber nicht um Euro-Länder –,
    als Lettland, Ungarn und Rumänien kurz vor der Zah-
    lungsunfähigkeit standen. Damals konnte kurzfristig und
    sehr schnell ein kombiniertes Unterstützungspaket vom
    Internationalen Währungsfonds, von der Europäischen
    Investitionsbank und der Europäischen Entwicklungs-
    bank geschnürt werden. Mit diesem Maßnahmenpaket
    konnte die Zahlungsunfähigkeit in allen drei Ländern ab-
    gewendet werden. Bis heute sind diese Maßnahmen er-
    folgreich.

    Es ist aber wichtig, Folgendes festzustellen: Es funktio-
    niert nur deshalb, weil die betroffenen Länder nachhaltige
    Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Haushaltspolitik,
    Wirtschaftspolitik und Sozialpolitik zu reformieren. Für
    die Euro-Länder sind vergleichbare Maßnahmen nicht
    möglich. Ob es sich nun um Euro-Länder oder Mit-
    gliedsländer der Europäischen Union handelt: Die
    Nothilfe als Ultima Ratio für ein Mitgliedsland der
    Europäischen Union zählt für mich zum Besitzstand der
    Europäischen Union. Ich betone aber: Es ist eine Ultima
    Ratio, die nur anzuwenden ist, wenn alle anderen Maß-
    nahmen mindestens kurzfristig versagt haben.

    Ich halte es für absolut richtig, wie sich die Bundes-
    regierung in dieser Frage verhält; das ist auch der einzig
    mögliche Weg. Griechenland muss die eingeleiteten
    Reformen umsetzen. Es können der Internationale Wäh-
    rungsfonds und die Mitgliedsländer der EU nur bei dro-
    hender Zahlungsunfähigkeit helfen, und auch dann nur
    als Not- und Übergangshilfe. Selbst dann muss absolut
    gesichert sein, dass Griechenland weiterhin Anstrengun-
    gen unternimmt, um die Versäumnisse der letzten Jahr-
    zehnte aufzuarbeiten.

    Es ist kein Zufall, dass Deutschland in dieser Krise
    bisher halbwegs klargekommen ist. Wir wissen – gerade
    bei diesem Haushalt bzw. seiner Verschuldung haben wir
    die Debatte gehabt –: Das ist alles nicht üppig, auch wir
    verletzen das Maastricht-Kriterium. Aber im europäi-
    schen Vergleich kommen wir verhältnismäßig gut klar.

    Ich sehe den Grund darin, dass die Bundesrepublik
    Deutschland in den letzten zehn Jahren angefangen hat,
    schwierige Reformen im Sozialbereich, bei den Renten,
    den Steuern etc. umzusetzen. Fast alle Fraktionen in die-
    sem Haus haben eine lebhafte Erinnerung daran. Denn
    diese Reformen waren zum einen extrem schwierig und
    zum anderen extrem unpopulär. Es gibt aber keinen ver-
    antwortungsvollen Weg, der daran vorbeiführen könnte,
    für kein Land. Das muss man auch Griechenland, Portu-
    gal, Spanien und Großbritannien deutlich sagen.

    Lassen Sie mich noch hinzufügen, dass ich – das will
    ich unumwunden zugeben – zurzeit noch nicht vollstän-
    dig davon überzeugt bin, dass die Einrichtung eines
    europäischen Währungsfonds langfristig der richtige
    Lösungsansatz ist, um zukünftige Krisen zu verhindern
    oder besser meistern zu können.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich sehe das Hauptproblem nicht darin, dass eine weitere
    Vertragsreform von allen Mitgliedsländern ratifiziert
    werden muss und deshalb etwas länger dauern würde.
    Wenn der Vertrag geändert werden muss, dann müssen
    wir das eben angehen. Ich kann mir aber derzeit keine
    Struktur eines europäischen Währungsfonds vorstellen,
    die weiterhin sicherstellen würde, dass die absolute Un-
    abhängigkeit der Europäischen Zentralbank in ihrer
    Zins- und Wechselkurspolitik nicht, wenn auch mögli-
    cherweise nur indirekt, geschwächt würde.

    Frankreich hat für solch einen Weg traditionell viel
    übrig. Wir wissen eindeutig, dass ein Eingriff in die Un-
    abhängigkeit der Wechselkurspolitik einen Holzweg dar-
    stellt. Deswegen werden wir uns immer gegen eine sol-
    che Gefährdung stemmen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube – das
    kann man jetzt noch nicht endgültig feststellen –, es wird
    für die nächsten Jahren weniger notwendig sein, Rege-
    lungen und europäische Verträge zu ändern. Was wir än-
    dern müssen, ist der Umgang mit den vorhandenen Re-
    gelungen und Gremien.

    Ich möchte versuchen, als Schlusssatz frei nach Kant
    zu formulieren, wie er es in seiner Schrift Beantwortung
    der Frage: Was ist Aufklärung? gut ausgedrückt hat:


    (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Übernehmen Sie sich nicht!)


    Die Ursache unserer Krise ist nicht der Mangel an Re-
    geln, sondern der Mangel an Mut, sie anzuwenden. Das
    muss sich in der Europäischen Union in Zukunft ändern.
    Dann werden wir solche Krisen nicht mehr zu beklagen
    haben.

    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Das reicht nicht, Herr Stübgen! Wir brauchen neue Regeln! – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ich sagte: Übernehmen Sie sich nicht!)